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Leonora hat eigentlich alles, was sich andere junge Frauen, die am Anfang der 20er stehen, wünschen. Sie ist bildschön, gebildet und hat eine Familie, die sie liebt. Wäre da nicht Milan, der ihre Gefühlswelt nicht nur zerrüttet hat, sondern ihre Einstellung in zwischenmenschlichen Beziehungen verändert hat. Ihre Zukunft glaubte sie bereits zu sehen, doch von einen Tag auf den anderen zerplatzte Ihr Traum von einem Leben mit ihrer ersten großen Liebe.
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Langsam hebt sich ihr Brustkorb auf und ab, als sie ihre Augen langsam öffnet und direkt in das grelle Licht der hereinfallenden Sonnenstrahlen schaut. Sie blinzelt und beobachtet eine Weile, wie der leichte Wind immer wieder die Vorhänge ihres geöffneten Fensters bewegt. Da ist es wieder, das schreckliche Ziehen in der Magenregion, das sie schon eine Weile hat – immer dann, wenn Leonora an ihn denkt, an Milan. Sie riecht den Kaffee, den ihre Mutter in der Küche kocht und beschließt aus dem Bett zu steigen. Heute ist Sonntag und Leonora und ihre Mutter haben einen freien Tag. Nach dem Abitur wartet sie auf ihren Studienplatz und arbeitet in der Zwischenzeit als Kellnerin in einem gut besuchten Restaurant. Samstags arbeitet Leonora bis tief in die Nacht hinein und dementsprechend ist sie sehr müde, als sie die Treppen hinunter in die Küche geht, um ihrer Mutter einen guten Morgen zu wünschen. Ihre Mutter sitzt bereits auf der Terrasse und begrüßt ihre Tochter freundlich, nachdem sie bemerkt, dass sie sich zu ihr gesellt. „Guten Morgen mein Kind“, lächelt ihre Mutter ihr zu, während sie erneut ihre Augen schließt, um sich von der Sonne bräunen zu lassen. Leonora lächelt zurück und schaut in den liebevoll gestalteten Garten, den ihre Mutter pflegt und hegt. Immer noch dieses schreckliche Ziehen im Magen, immer noch dieses Kopfkino – Leonora versucht das Gefühl zu überspielen. „ Wo ist eigentlich Lisa?“ „Sie ist mit Benni spazieren gegangen und macht wohl eine große Runde.“ Antwortete ihre Mutter mit geschlossenen Augen. Lisa ist die jüngere Schwester von Leonora, die ihrer Schwester überhaupt nicht ähnelt. Sowohl optisch als auch charakterlich unterschieden sich die Geschwister schon immer. Während Leonora mit ihrem braunen Haar und den dunklen Augen voll und ganz nach der Mutter kommt, hat Lisa die blonden Haare und die grünen Augen des Vaters geerbt. Benni ist der Familienhund, der nicht selten den Trost spendet, wenn eines der Familienmitglieder Kummer hat. Leonara beobachtet ihre Mutter, während sie sich im Liegestuhl sonnt. Innerhalb eines Jahres hatte sie einige Falten mehr bekommen – so viele Tränen hatte sie vergossen, nachdem sich Leonoras Vater dazu entschied, die Familie für eine Arbeitskollegin zu verlassen. Zurück blieb ein reiner Frauenhaushalt mit Haus und Hund und ein zerstörtes Idyll, dessen Scherben noch immer sichtbar im Haus und den Gesichtern liegen. Leonora nutzt oft die Gelegenheit, die zerbrochene Ehe ihrer Eltern zu analysieren, um von ihrem eigenen Liebeskummer abzulenken. Nachdem ihr Vater das Haus verließ, ging es ihrer Mutter sehr schlecht – sie ernährte sich sechs Wochen lang von nichts anderem als Tee. Leonora und Lisa nahmen ihre Mutter überall hin mit, zum Friseur, zum Wellness, oder auch zum Cocktailabend mit Freunden. Mittlerweile geht sie ihrer Arbeit als Krankenschwester wieder nach und auch ihren Sport macht sie wieder gern. Leonora dachte oft zurück an die Zeit, in der ihr Vater noch mit am Tisch saß, das Essen kochte und abends von der Arbeit nach Hause kam. Was war genau der Grund für die Entscheidung, seine Frau, die er vor 20 Jahren heiratete, zu verlassen, um mit einer anderen Frau ein neues Leben anzufangen? Wieder dieses Magenziehen – Leonora beschließt, eine Dusche zu nehmen, um richtig zu entspannen und trotzdem wach zu werden.