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Richtig schenken ist eine Kunst. Wir wollen dem Beschenkten zeigen, dass wir ihn wahrnehmen und wertschätzen, und dies nicht nur mit materiellen Geschenken, sondern auch mit ideellen wie Zeit, Gastfreundschaft und Aufmerksamkeit. Auf diese Weise stärken wir unsere Beziehungen und schenken wahre Freude – uns und anderen.
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Seitenzahl: 94
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RENA LANGE
Die Kunst, achtsam zu schenken
Rena Cornelia Lange studierte Kunst und Philosophie und arbeitete einige Jahre als Lehrkraft, bevor sie sich zur Kunst- und Logotherapeutin (nach Dr. med. Viktor Frankl) und Heilpraktikerin Psychotherapie weiterqualifizierte. Heute unterstützt sie in ihrer Privatpraxis in Schwäbisch Gmünd Kinder und Erwachsene in schwierigen Lebenssituationen. Neben ihrer Beratungsarbeit ist sie Referentin für sinnzentrierte Kunsttherapie, Kinderphilosophie sowie Co-Autorin mehrerer Kreativbücher.
www.farbe-und-fantasie.de
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1. eBook-Ausgabe 2020
© 2020 Scorpio Verlag in Europa Verlage GmbH, München
Umschlaggestaltung: Hauptmann & Kompanie
Werbeagentur, Zürich
Lektorat: Désirée Schoen
Layout und Satz: Veronika Preisler, München
Konvertierung: Bookwire
ePub-ISBN: 978-3-95803-329-0
Alle Rechte vorbehalten.
www.scorpio-verlag.de
Vorwort
Einleitung
1 Leben ist Geschenk
Ein Stück von mir
Das Geschenk des Lebens
Dankbarkeit
Exkurs: Hingabe und Vertrauen – vom spirituellen Charakter des Schenkens
2 Last und Lust
Der Sinn von Geschenken
Zeit und Zuwendung
Symbolische Geschenke
Das liebe Geld
In letzter Minute
3 Die Kunst des Schenkens
Unterschiedliche Empfänger
Gelegenheiten und Anlässe
Achtsam schenken
Vorbereitung
Verpackung
Übergabe
4 Wenn’s nicht gefällt
Unpassende Geschenke
Balance halten
Mit Enttäuschungen umgehen
Ehrlichkeit und Taktgefühl
Darf man Geschenke zurückgeben?
5 Mich selbst beschenken?
Selbstfürsorge lernen
Genießen dürfen
Wünsche nachholen
Zum Abschluss
Danksagung
Verzeichnis der Reflexionen und Anregungen
Zum Nach- und Weiterlesen, -hören und -sehen
Vielleicht haben Sie nach diesem Buch gegriffen, weil Sie gerne schenken und mehr über die Hintergründe erfahren möchten. Warum schenken wir überhaupt? Wie können wir es noch achtsamer tun, sodass unsere gute Absicht beim Gegenüber auch ankommt? Das Geschenk soll zu uns und zum Beschenkten passen und die Beziehung stärken. Darüber hinaus wollen wir mit gutem Gewissen schenken, auch gegenüber Natur und Umwelt. Vielleicht haben Sie auch schon danebengelegen und Ihr Geschenk hat nicht die Freude ausgelöst, die Sie sich erhofften.
Fällt Ihnen das Schenken generell schwer, und Sie empfinden es als lästige Pflicht? Oder gehören Sie zu den Menschen, die es lange vor sich herschieben und Präsente auf den letzten Drücker besorgen? Vielleicht wissen Sie oft nicht, was Sie schenken können, und erwerben dann irgendein »Verlegenheitsgeschenk«. Dann erhoffen Sie sich vermutlich einen neuen Zugang zum Thema, wünschen sich Tipps und konkrete Anregungen zur Kunst des Schenkens. Dieses Büchlein habe ich für Sie alle geschrieben: die begeisterten Schenker und Schenkerinnen ebenso wie die Ratlosen und Geschenkemuffel.
Das Schenken ist eine Kunst, und wie bei jeder Kunst wächst die Meisterschaft mit dem Wissen und der praktischen Erfahrung. Gerade aus Fehlern kann man viel lernen – und aus Erfolgen auch. Wenn dieses Buch dazu beiträgt, dass Sie bewusster und mit mehr Freude schenken als bisher, sodass sich Schenk-Last in Schenk-Lust verwandelt, dann würde mich das sehr freuen. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre.
Schenke groß oder klein,aber immer gediegen.Wenn die Bedachten die Gabe wiegen,sei dein Gewissen rein.Schenke herzlich und frei.Schenke dabei,was in dir wohntan Meinung, Geschmack und Humor,sodass die eigene Freude zuvordich reichlich belohnt.Schenke mit Geist ohne List.Sei eingedenk,dass dein Geschenk –du selber bist.
Joachim Ringelnatz
»Es ist das Herz, das gibt,die Hände geben nur her.«
Sprichwort
Seit mehr als fünfzehn Jahren trage ich den Wunsch in mir, ein Buch über das Schenken zu schreiben. In all den Jahren habe ich Beobachtungen zusammengetragen und meine Erfahrungen notiert. Aber der eigentliche Auslöser, meine Idee tatsächlich umzusetzen, war ein Geschenk, das ich selbst erhalten habe: eine glückliche Fügung, die mir Ende August 2019 widerfuhr. Ich hatte meiner Freundin eine Kurzreise zum runden Geburtstag geschenkt. Sie führte uns auf die Fraueninsel im schönen Chiemsee, diesen herrlichen Rückzugsort für Körper, Geist und Seele. Der Blick aufs Wasser und Berge tut einfach gut. Die Insel ist klein, überschaubar und gerade dadurch so erholsam. Geht man abends bei Sonnenuntergang den kleinen Pfad am Ufer entlang oder lässt den Blick vom Steg aus in die Ferne schweifen, vergisst man leicht, dass man gar nicht am Meer, sondern an einem See Urlaub macht. Nicht zufällig wird der Chiemsee von Einheimischen liebevoll als das »bayerische Meer« bezeichnet.
Am letzten Tag unseres Kurzurlaubs lernte ich die sympathische Chefin des Scorpio Verlages mitten im See kennen – ein echtes Wunder und ein Geschenk. Eine innere Stimme flüsterte mir zu, im Wasser zu bleiben, obwohl ich es gerade verlassen wollte. So kam es zu der wegweisenden Begegnung.
Denn durch meine Arbeit als Kunst- und Logotherapeutin schätze ich die Bücher des Verlages sehr und setze sie immer wieder gern in meiner Praxis ein.
Dass dieser Verlag für mein Projekt der richtige sein könnte, hatte ich schon seit etwa zwei Jahren gedacht. Doch neben der Arbeit als Therapeutin hatte ich bislang noch nicht die nötige Muße für die Niederschrift des Manuskripts gefunden. Nach dieser wunderbaren Begegnung setzte ich mein Vorhaben endlich um, und das Ergebnis halten Sie jetzt in den Händen.
Das Schenken ist für mich seit meiner Kindheit ein außerordentlich vielschichtiges Phänomen. Es ist etwas, das mir leichtfällt und das ich gerne tue, ganz unabhängig von einem großen Budget.
Ich bin davon überzeugt: Schenken ist eine Kunst, die erlernbar ist. Es kann außerordentlich viel Vergnügen bereiten, kleine Geschenke vorzubereiten, selbst herzustellen oder auszusuchen. Und nicht zuletzt können wir auch gemeinsame Erlebnisse, Zuwendung und Zeit verschenken.
Nach der Lektüre dieses Buches werden Sie sich leichter damit tun, jemandem ein Geschenk zu machen – und Sie werden die große Chance erkennen und nutzen, mit Ihrer Gabe auszudrücken, was Sie für einen lieben Freund, eine Freundin, den Partner oder die Kinder empfinden.
Das Schenken kann eine Sprache des Herzens sein. Mit ihr zeigen wir einem anderen Menschen symbolisch, wie wichtig er uns ist, welche Bedeutung er für uns hat. Nutzen wir diese Chance, mit achtsamen Geschenken Beziehungen zu knüpfen, Bindungen zu stärken und Freude auszulösen!
Vor ein paar Jahren besuchte ich eine Freundin und ihren etwa zweijährigen Sohn. Während ich meinen Tee trank, kritzelte der Knirps mehrere Bogen Papier mit Buntstiften voll. Ich war über die Geschwindigkeit erstaunt, mit der er bei der Sache war. Dann schaffte er einen Teil seiner Spielsachen herbei, packte alles in das bekritzelte Papier ein und überreichte es stolz seiner verblüfften Mutter. Dazu sagte er mit einem strahlenden Lächeln: »Geschenk!«
»Willst du glücklich sein im Leben,trage bei zu andrer Glück,denn die Freude, die wir geben,kehrt ins eigene Herz zurück.«
Marie Calm
Wirklich hergeben wollte der kleine Junge seine Lieblingsspielsachen natürlich nicht, er hatte Schenken »gespielt«: als Handlung, bei der man Herzens-Dinge verpackt, um sie dann an jemand anders weiterzugeben. Das hatte den Jungen beeindruckt. Er wollte sein Verstehen weitergeben. Zeigen, dass er wusste, wie Schenken »geht«. Letztlich hat der Junge etwas vom tiefen Wesen des Schenkens begriffen und in seiner Spielhandlung ausgedrückt: dass achtsames Schenken nämlich heißt, etwas von sich weiterzugeben.
REFLEXION
Was das Leben mir gegeben hat
Setzen Sie sich einen Moment ruhig hin und sorgen Sie für eine entspannte, ungestörte Atmosphäre. Schließen Sie die Augen und nehmen Sie ein paar tiefe Atemzüge. Machen Sie sich dann bewusst, was Ihnen vom Leben ohne Ihr Zutun geschenkt wurde, was das Leben Ihnen umsonst gegeben hat. Nehmen Sie auch scheinbar »Belangloses« oder »Nebensächliches« in den Blick.
Hier ein paar Anregungen: das Leben selbst, Freundschaften, Gesundheit, Liebe, Beziehung, Sonne, Natur, Regen, überraschende Hilfe, Ermutigung, Trost, ein Lächeln, Begegnungen mit Tieren, Düfte in der Natur, eigene besondere Talente, glückliche Fügungen, besondere »Zufälle«, Gelegenheiten.
Wenn Sie mögen, schreiben Sie auf, was Sie alles »einfach so« bekommen haben.
Diese Übung lässt in Ihnen die Dankbarkeit wachsen, eine Haltung, die besonders die Resilienz (Widerstandskraft gegenüber Widrigkeiten im Leben) stärkt. Wir fühlen uns auf einer tieferen Ebene »reich«, ganz unabhängig von unserem Einkommen, unserem Vermögen oder unseren Leistungen.
Gleichermaßen können Sie das Leben auch einmal danach befragen, was Ihnen alles erspart wurde. Dies hilft gerade dann, wenn Sie den Eindruck haben, im Leben oft zu kurz gekommen zu sein. Vergleichen Sie sich nicht »nach oben«, sondern »nach unten«, das heißt, denken Sie immer auch an Menschen, denen es viel schlechter geht als Ihnen. Das bedeutet nicht, dass Sie Ihr eigenes Leid bagatellisieren oder nicht ernst nehmen dürfen, aber Sie sehen es in einem größeren Zusammenhang. So nehmen Sie sich selbst etwas weniger als »Opfer« wahr, entdecken bisher übersehene Gestaltungsfreiräume und nehmen vieles nicht mehr als selbstverständlich hin.
Jedes Wunschkind, besonders jenes, auf das Jahre gehofft wurde, ist für die werdenden Eltern ein großes Wunder. Es wird als ein Geschenk, oft als Gnade empfunden. Fragt man Menschen nach den Highlights in ihrem Leben, erhält man oft die Antwort, dass es die Geburt der eigenen Kinder war. Machen wir uns aber bewusst, dass auch wir von unseren eigenen Eltern ein solches Geschenk erhalten haben? Unabhängig davon, wie die Beziehung zu den eigenen Eltern eingeschätzt wird, verdanken wir ihnen doch das Geschenk unseres Lebens. Wir haben es einfach so, ohne Bezahlung und ohne Gegenleistung erhalten.
Häufig nehmen wir dieses Geschenk gar nicht als solches wahr, bevor nicht eine ernsthafte Erkrankung unsere Gesundheit oder gar unser Leben infrage stellt. Ich denke an Begegnungen mit Menschen in meiner Praxis und im Freundeskreis, die ihr Leben durch ihre Krebserkrankung neu schätzen gelernt haben. Die spüren, dass sie manches anders machen möchten als bisher. Auch die gegenwärtige Corona-Krise macht uns in einer vielleicht nie vorher da gewesenen Heftigkeit deutlich, wie schützenswert und kostbar unser aller Leben ist.
Manche Menschen haben die Gabe, eine Erkrankung, einen Schicksalsschlag oder eine Krise auch als Chance anzusehen. Sie senken z. B. den Stellenwert der Arbeit, verbringen mehr Zeit mit für sie wichtigen Menschen, hören mehr auf ihr Inneres oder tun die Dinge häufiger, die ihnen Freude machen. Die Ärztin und Autorin Dr. Kelly A. Turner hat dazu ein bemerkenswertes Buch geschrieben: 9 Wege in ein krebsfreies Leben. Mehrere Jahre erforschte sie auf ihren Reisen, was Menschen geholfen hat, nach schweren Krebsdiagnosen entgegen der Einschätzung der Ärzte wieder zu genesen.
Die Tatsache, dass unser Leben begrenzt ist, macht es nicht weniger wertvoll, ganz im Gegenteil. Würde es ewig dauern, so könnten wir wichtige Dinge immer wieder aufschieben, würden vielleicht ein deutlich oberflächlicheres Leben führen.
Weil das Leben ein Geschenk ist und – im Regelfall – aus einem Akt der Liebe entsteht, erlernen wir in den ersten Jahren unseres Lebens zuallererst ein Empfangen. Wir äußern unsere Bedürfnisse lautstark und werden versorgt: mit Zeit und Zuwendung und der ganz praktischen Erfüllung unserer existenziellen Bedürfnisse wie Nahrung, Berührung, Trost, Wärme, Schlaf, Entdecker- und Spielfreude.