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Entdecken Sie den Wald der Bayerischen Voralpen zwischen Loisach und Inn. Die Tourenvorschläge reichen von Panoramawanderungen vor den Voralpen bis zu anspruchsvollen Bergtouren, etwa auf Aiplspitz und Krottenkopf. Viele Insidertipps verraten, wo es sich lohnt, nach Murmeltieren, Gämsen oder Alpensalamandern Ausschau zu halten. Infoboxen erzählen über die Besonderheiten jedes Waldgebiets. Naturerlebnis garantiert!
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Seitenzahl: 208
Die »Vier Linden« in Murnau: früher Gerichtsplatz, heute Aussichtspunkt und Rastplatz (TOUR 6)
Rudolf Nützel
Auf 39 abwechslungsreichen Wanderungen die Natur mit allen Sinnen erleben
Für meine Eltern
Exklusiv für Sie als Leser:
MIT GPS-DATEN ZUM DOWNLOAD
unter: gps.bruckmann.de
Im Triftkanal gestaltet der Biber seinen Lebensraum. (TOUR 6)
Gipfelkreuze können sehr individuell gestaltet sein. (TOUR 27)
Die Buchen nahe der Kreut-Alm wuchsen schon zu Zeiten Napoleons. (TOUR 28)
Vorwort
Willkommen in den Bayerischen Voralpen
Bruckmann-Tourenfinder
Piktogramme & Schwierigkeitsgrade
Einleitung
DIE TOUREN
Panoramatouren vor den Voralpen
1Taubenberg bei Warngau
Wo es vor Weißtannen wimmelt
2Vom Kirchsee über den Schindelberg zum Hackensee
Ein Gipfelkreuz, zwei Badeseen und mächtige Tannen
3Durch die Rothenrainer Moore und Wälder
Fauna, Flora und Habitate
4Schellenbergmoor im Eurasburger Wald
Waldspaziergang südöstlich des Starnberger Sees
5Osterseen, Weidfilz und Schechenfilz
Wälder, Moore und Seen im Überfluss
6Panoramaweg von Kochel nach Murnau
Grandiose Ausblicke auf die Bayerischen Voralpen
7Langer Filz und Schwaigrohrmoos
Moore, Bäche und Baumwacholder
Mangfallgebirge mit Schlierseer und Tegernseer Bergen
8Brünnstein und Steilner Joch
Alpensalamander und Gämsen erleben
9Seebergkopf
Aussichtsberg mit Almen und Schluchtwald
10Breitenstein
Zwei Aussichtsgipfel und drei Almen
11Maroldschneid und Auerspitz
Murmeltiere, Buckelwiesen und ein Problembär
12Aiplspitz und Kleinmiesing
Panoramatour durch Krummholzwald
13Brecherspitz
Toller Aussichtsberg zwischen Schliersee und Spitzingsee
14Vom Forsthaus Valepp zur Erzherzog-Johann-Klause
Stundenlang nur Wald und Wildbach
15Gindelalmschneid
Fernblicke und Almen
16Riederstein und Baumgartenschneid
Aussichtsberge zwischen Tegernsee und Schliersee
17Leonhardstein
Im Reich der Wanderfalken
18Schildenstein und Platteneck
Zwei völlig unterschiedliche Gipfel bei den Blaubergen
19Reitstein und Platteneck
Einsame Gipfel um das Naturwaldreservat Totengraben
Isarwinkel und Kocheler Berge
20Geierstein
Bewaldete Felsen im Isartal
21Seekarkreuz
Schattige Wälder und sonnige Viehweiden
22Hochalm und Gerstenrieder Kopf
Ein viel besuchter sowie ein einsamer Aussichtsberg
23Auf Kotzen, Stierjoch und Torjoch
Blumenparadiese und einsame Bergpfade
24Auf den Zwieselberg
Fünf Waldgipfel und viele Spechte
Spechte der Bayerischen Voralpen
25Hirschhörnlkopf
Lohnender Aussichtsberg der Jachenau
26Im Reich von Unken und Molchen
Das FFH-Gebiet »Kammmolchlebensraum bei Kochel«
27Graseck, Sonnenspitz und Kienstein
Im Reich von Wanderfalken und Uhus
28Über Kochelsee und Kreut-Alm nach Ohlstadt
Felsenwege und Wiesenpfade im Reich der Uhus
Estergebirge
29Auf den Rötelstein
Unbekanntes Highlight mit Weitblick auf oberbayerische Seen
30Ohlstadter Wetzsteinbruch und Wasserfall
Geschichtsträchtige Waldorte
31Kleiner und Großer Illing
Bergwälder, Felsen, Wasserfälle und Wanderfalken
32Ohlstadter Boschet und Veste Schaumburg
Buckelwiesen, Wasserfälle und eine Burgruine
33Finzbachklamm und Barmsee
Landschaftsgenuss und Badespaß
34Krottenkopf
Auf den höchsten Berg der Bayerischen Voralpen
Raufußhühner
35Natur-Erlebnis-Pfad Eschenlohe
Spielerisch den Wald erkunden
36Wasserfall-Rundweg
Spazierrunde um den Golfplatz von Oberau
37Hoher Fricken
Wilde Wasserfälle und Urwald
38Kuhfluchtwasserfälle und Walderlebnispfad
Jede Menge Wasser und Waldwissen
39Vom Wank über den Gschwandtner nach Partenkirchen
Eine Panoramatour von oben nach unten
PS:
Register
Impressum
Mit dem Holzxylophon können wir Musik machen. (TOUR 38)
Im Mangfallgebirge pfeifen immer wieder Murmeltiere.
Leicht
1Taubenberg bei Warngau
2Vom Kirchsee über Schindelberg zum Hackensee
3Durch die Rothenrainer Moore und Wälder
4Schellenbergmoor im Eurasburger Wald
15Gindelalmschneid
26Im Reich von Unken und Molchen
28Um den Kochelsee und über die Kreut-Alm nach Ohlstadt
30Ohlstadter Wetzsteinbruch und Wasserfall
32Ohlstadter Boschet und Veste Schaumburg
35Natur-Erlebnis-Pfad Eschenlohe
36Wasserfall-Rundweg
Mittel
5Osterseen, Weidfilz und Schechenfilz
6Panoramaweg von Kochel nach Murnau
7Langer Filz und Schwaigrohrmoos
9Seebergkopf
10Breitenstein
14Vom Forsthaus Valepp zur Erzherzog- Johann-Klause
16Riederstein und Baumgartenschneid
17Leonhardstein
22Hochalm und Gerstenrieder Kopf
24Auf den Zwieselberg
25Hirschhörnlkopf
29Auf den Rötelstein
31Kleiner und Großer Illing
33Finzbachklamm und Barmsee
39Vom Wank über den Gschwandtner nach Partenkirchen
Schwer
8Brünnstein und Steilner Joch
11Maroldschneid und Auerspitz
12Aiplspitz und Kleinmiesing
13Brecherspitz
18Schildenstein und Platteneck
19Reitstein und Platteneck
20Geierstein
21Seekarkreuz
23Auf Kotzen, Stierjoch und Torjoch
27Graseck, Sonnenspitz und Kienstein
34Krottenkopf
37Hoher Fricken
38Kuhfluchtwasserfälle und Walderlebnispfad
leicht
mittel
schwer
Gehzeit
Höhenunterschied
Weglänge
Wandertour mit Laufrichtung
Tourenvariante
Ausgangs-/ Endpunkt der Tour
Wegpunkt
Bahnlinie mit Bahnhof
S-Bahn
Tunnel
Seilbahn, Gondelbahn
Bushaltestelle
Parkmöglichkeit
Hafen
Autofähre
Personenfähre
Flugplatz
Kirche
Kloster
Burg/Schloss
Ruine
Wegkreuz
Denkmal
Turm
Leuchtturm
Windpark
Windmühle
Mühle
Hotel, Gasthof, Restaurant Jausenstation
Schutzhütte, Berggasthof (Sommer/Winter)
Schutzhütte, Berggasthof (Sommer)
Unterstand
Grillplatz
Jugendherberge
Campingplatz
Information
Museum
Bademöglichkeit
Bootsverleih
Sehenswürdigkeit
Ausgrabung
Kinderspielplatz
schöne Aussicht
Aussichtsturm
Wasserfall
Randhinweispfeil
Maßstabsleiste
Der Sulzbach bildet im Buchenmischwald einen rauschenden Wasserfall. (TOUR 21)
NACH DEM GROSSEN INTERESSE an den Waldpfaden in und um München entstand die Idee, auch weiter südlich, in den Bayerischen Voralpen, interessante Touren vorzustellen.
Die Bayerischen Voralpen, die gut von München aus erreichbar sind, stellen eine beliebte Ausflugsgegend dar. Wälder, Seen, Bäche und Flüsse, Moore sowie sanfte Hügel und schroffe Berge prägen das Landschaftsbild. Die Waldgebiete sind ein Eldorado zur Naturerkundung und zum Erholen, Fitnessparadiese zum Joggen, Radeln, Mountainbiken oder Gassi-Areale, wo Frauchen und Herrchen ihre Lieblinge ausführen.
Die Böden zeigen sich hier zwischen den Extremen nass und trocken. Dadurch entstehen unterschiedlichste Biotope mit enormer Vielfalt an Pflanzen, Pilzen und Tieren. Verschlungene Pfade und Wege führen durch diese abwechslungsreiche Landschaft und wollen entdeckt werden. Viele naturnahe Wälder, ja sogar urwaldähnliche Gebiete, können wir in den Bayerischen Voralpen noch finden. Hier herrschen Einsamkeit und Stille, wertvolle Schätze in unserer meist lauten und hektischen Welt. Für das leibliche Wohl während oder nach einer Tour sorgen die vielfältigen Almen und Berghütten sowie die Einkehrmöglichkeiten im Tal.
Bei den beschriebenen Touren können Sie ganz klassisch vom Start zum Ziel wandern. Es ist aber auch möglich, die Touren abzukürzen oder zu verlängern. Manchmal mag eine Tour in umgekehrter Richtung vom Zielort zum Startpunkt eine Alternative sein. Nicht der Gipfel ist das Ziel, sondern die Besonderheiten auf dem Weg nach oben. Nehmen Sie sich vor jeder Wanderung vor, dass dieser Ausflug besondere, einmalige Eindrücke hinterlassen soll. So bleiben Ihre Naturerlebnisse lange in Erinnerung. Versuchen Sie Verborgenes, Unbekanntes, Vergessenes oder Überraschendes bei Ihren Ausflügen zu entdecken.
Viel Spaß bei den Waldpfaden in den Bayerischen Voralpen wünscht Ihnen
Dr. Rudolf Nützel
Die Bayerischen Voralpen sind von München aus gut mit der Bahn oder dem Auto erreichbar. Verschiedene Waldtypen, Seen, Bäche und Flüsse, Moore sowie sanfte Hügel und schroffe Berge prägen das Landschaftsbild.
Sie erstrecken sich von der Loisach im Westen bis zum Inn im Osten und werden im Süden vom Karwendelgebirge und den Brandenberger Alpen begrenzt. Den östlichen Teil bildet das Mangfallgebirge mit den Schlierseer und Tegernseer Bergen. Weiter im Westen folgen die Kocheler Berge und das Estergebirge. Das Gebiet ist rund 80 Kilometer lang und zwischen 20 und 30 Kilometer breit.
Der höchste Gipfel ist der Krottenkopf mit 2086 Metern im Estergebirge.
Typisch für alle Nadelbäume sind die weiblichen Blüten, die bei fast allen Arten zu verholzten Zapfen werden. Bei der Fichte, die häufigste Baumart der Bayerischen Voralpen, hängen die Zapfen nach unten und fallen als Ganzes ab. Daneben kommen auch Waldkiefer, Lärche, Latsche und Weißtanne vor. Bei den Nadelbaumarten Eibe und Wacholder werden dagegen die Zapfen fleischig und verholzen nicht.
Der Bergwald besteht meistens auch aus Buche und Bergahorn. Eher selten kommen Bergulme, Esche, Grauerle, Mehlbeere, Moorbirke, Schwarzerle, Sommerlinde und Vogelbeere vor.
Bei den Wanderungen lassen sich von den Säugetierarten Eichhörnchen, Fuchs, Murmeltier, Gams, Hirsch, Reh und mit etwas Glück auch der Steinbock erleben.
Bei feuchter Witterung begegnen uns von den Amphibienarten: Alpensalamander, Bergmolch, Erdkröte und Grasfrosch. Gelbbauchunke oder gar der Kammmolch sind nur selten zu sehen.
Im Frühling ertönt am Morgen ein vielstimmiges Vogelkonzert im Bergwald. Zu hören sind dann oft Amsel, Berglaubsänger, Bergpieper, Buchfink, Grauspecht, Haubenmeise, Kleiber, Kolkrabe, Kuckuck, Ringeltaube, Rotkehlchen, Singdrossel, Tannenhäher, Tannenmeise, Waldbaumläufer, Wintergoldhähnchen und Zaunkönig.
Raufußhühner sind Vogelarten, die Federn an ihren Beinen haben. Deshalb können sie auch im Tiefschnee laufen. In den Bayerischen Voralpen kommen Alpenschneehuhn, Auerhuhn, Birkhuhn, Haselhuhn und ganz selten das Steinhuhn vor.
Im Gebiet leben die Spechtarten Buntspecht, Dreizehenspecht, Grauspecht, Grünspecht, Schwarzspecht und Weißrückenspecht. Spechte meißeln mit ihrem kräftigen Schnabel Höhlen in Bäume. Durch Trommeln auf Holz markieren sie ihr Revier.
Der Pfad auf das Graseck verläuft durch Schneeheide-Kiefernwald. (TOUR 27)
INFO
PIKTOGRAMME ERLEICHTERN DEN ÜBERBLICK
Gehzeit
Länge
Höhenunterschied
Einkehr
kindergeeignet
Sehenswürdigkeit
wintergeeignet
viel Sonne
schattiger Weg
Baden
ÖPNV
ANFORDERUNGEN
Vom gemütlichen Spaziergang bis zur langen, anspruchsvollen Ganztagestour wird in diesem Wanderführer für jeden Geschmack etwas geboten. Die angegebenen Gehzeiten gelten für mittleres Tempo mit kurzen Pausen. Die Zeiten sind so kalkuliert, dass bei Touren im ebenen Gelände in der Stunde 3 bis 4 Kilometer oder bei Anstieg 300 bis 400 Höhenmeter möglich sind. Planen Sie so, dass ausreichend Zeit zum Schauen, Fotografieren und Genießen der Natur bleibt. Die Schwierigkeitsgrade der Touren hängen von der Steigung sowie vom Zustand der Pfade und Wege ab.
LEICHT
Spaziergänge auf guten Wegen mit geringen Steigungen mit einer Dauer von bis zu 3 Stunden, die auch mit Kindern gut zu schaffen sind.
MITTEL
Wanderungen mit einer Dauer von mehr als 3 Stunden mit teilweise schwierigen Wegbedingungen.
SCHWER
Längere Wanderungen mit Steigungen von mehr als 800 Höhenmetern, die meist Trittsicherheit und Schwindelfreiheit voraussetzen.
In den Bayerischen Voralpen beeindrucken unterschiedliche Lebensräume wie die schattigen Bergwälder, Wildbäche mit Wasserfällen, trockene Felsmatten sowie Moore und Feuchtwiesen. Und von den Berggipfeln lassen sich Weitblicke bis in die Zentralalpen genießen.
Zwei junge Gämsen äsen auf der Lärchenwiese. (TOUR 8)
Die Bayerischen Voralpen erstrecken sich von der Loisach im Westen bis zum Inn im Osten und werden im Süden vom Karwendelgebirge und den Brandenberger Alpen begrenzt. Da die meisten Berge von München aus in 45 bis 60 Minuten mit der Bahn oder dem Auto zu erreichen sind, haben sich viele Gipfel zu den Lieblingen der Münchner entwickelt. Deshalb gehören sie auch zu den Münchner Hausbergen. Die nördlichste Tour verläuft auf und um den Taubenberg (Tour 1), die südlichste vom Wank nach Garmisch-Partenkirchen (Tour 39).
NATURVERTRÄGLICH UNTERWEGS Fast alle Touren dieses Wanderführers beginnen an einem Haltepunkt des Öffentlichen Verkehrs (Bahnhof, Bushaltestelle), um die Natur nicht zusätzlich mit Individualverkehr zu belasten.
Bei jeder Wanderung dringen wir in die Lebensräume von Wildtieren ein. Um die Störungen zu verringern und zu beeindruckenden Naturerlebnissen zu kommen, sollten Sie ein paar Verhaltensregeln beachten:
•Wandern Sie nur entlang der beschriebenen Routen.
•Respektieren Sie die Gebote und Verbote von Schutzgebieten.
•Meiden Sie Wildfütterungen.
•Nehmen Sie Ihren Müll bitte wieder mit.
LANDSCHAFTSGESTALTUNG DURCH DIE KALTZEITEN Die Landschaft der Bayerischen Voralpen wurde hauptsächlich durch die Klimaänderungen der letzten 20 000 Jahre geprägt. In der letzten Kaltzeit wuchsen die Gletscher stark an, weiteten sich nach Norden aus und bedeckten weite Teile des Voralpenlandes. Die größte Eisausdehnung wurde vor 20 000 Jahren erreicht. Im Bereich von Garmisch-Partenkirchen war die Eismasse bis 1200 Meter mächtig. Bei der maximalen Ausdehnung reichten die Eismassen bis Leutstetten, Hohenschäftlarn und Sachsenkam. Aus der Eismasse ragten nur Taubenberg (s. Tour 1), Hoher Peißenberg und Tischberg (s. Tour 4) heraus. Seitdem wurde es wärmer, die Gletscher schmolzen ab und ließen ihre Schuttablagerungen, die Moränen, zurück. Schliersee, Tegernsee, Kirchsee, Kochelsee, Starnberger See und viele kleinere Seen verdanken ihre Entstehung den Schürfungen des Isar-Loisach-Gletschers. Die Schmelzwasser transportierten enorme Schuttmengen in die Gewässer. Es kam zur Verlandung der Seen und Bildung von Mooren.
Beim Rückzug hinterließen die Gletscher die durch die Moränen überformte Landschaft des Alpenvorlandes. Prägende Elemente sind Grund-, End- und Seitenmoränen. Daraus entstanden die großflächigen Moorlandschaften des Alpenvorlandes wie die Loisach-Kochelsee-Moore (s. Tour 6) oder das Murnauer Moos (s. Tour 7). Die abfließenden Schmelzwasser schufen den Teufelsgraben bei Holzkirchen (s. Tour 2) und weitere Abflüsse, die über die Isar und Mangfall und den Inn zur Donau entwässern.
Der Kuhfluchtbach entwässert mit tosender Gischt den Westteil des Estergebirges. (TOUREN 37 und 38)
Ein Sechsfleck-Widderchen labt sich an einer Witwenblume.
DER MENSCH GESTALTET DIE WALDLANDSCHAFT Seit Jahrhunderten wird in den Bayerischen Voralpen das Vieh in den Wald und auf die Alm getrieben. Die Beweidung führte zur Zurückdrängung des Waldes. Wälder wurden unter hohem Aufwand gerodet und die natürliche Waldgrenze wurde nach unten gedrückt. Als das Holz in den Tallagen für die steigende Bevölkerung nicht mehr ausreichte, wurde der Bau- und Brennstoff aus den Bergen geholt und ins Tal gedriftet (s. Tour 14). Seit den 1950er-Jahren haben der Arbeitskräftemangel in der Landwirtschaft und die zunehmende Intensivierung auf den Talflächen dazu geführt, dass die schlecht erschlossenen Almen nicht mehr bewirtschaftet wurden und sich wieder bewaldeten. Heute prägen Fichtenforste, Bergmischwälder mit hohen Fichtenanteilen sowie kleinflächige Au- und Moorwälder die Landschaft der Bayerischen Voralpen.
NATÜRLICHE WALDGESELLSCHAFTEN Wenn wir in einem Waldgebiet unterwegs sind, sehen wir meistens das Ergebnis menschlicher Umgestaltung. Am bekanntesten sind Fichtenforste, die als Baumplantagen weiträumig angepflanzt wurden. Aber wie würde unser Wald ohne Einwirken des Menschen aussehen?
Ohne Einfluss des Menschen wären die Wälder der Bayerischen Voralpen meist von der Buche und Tanne dominiert und nicht von der Fichte. In Abhängigkeit von Höhenlage, Himmelsrichtung, Bodenart, des Wasser- und Nährstoffhaushalts kommen als Hauptbaumarten Fichte, Kiefer, Bergahorn, Bergulme und Esche hinzu.
Die in diesem Buch beschriebenen Touren liegen zwischen einer Höhe von 590 Metern am Starnberger See (s. Tour 1) und der höchsten Erhebung der Bayerischen Voralpen, dem Krottenkopf (s. Tour 34), mit 2086 Metern. Nachfolgend werden die natürlichen Waldgesellschaften entsprechend der Höhenstufen vorgestellt, die auf den Waldpfaden der Bayerischen Voralpen teilweise erlebt werden können. Die Stufen enden natürlich nicht abrupt, sondern gehen fließend ineinander über.
WALDGESELLSCHAFTEN DER TIEFMONTANEN STUFE In der tiefmontanen Stufe von 590 bis 750 Metern nehmen die Waldmeister-Buchenwälder einen großen Anteil innerhalb der natürlichen Waldgesellschaften ein. Zu den Hauptbaumarten Rotbuche und Weißtanne sind Fichte, Bergahorn, Bergulme, vereinzelt auch Esche, Eibe, Vogelkirsche und Mehlbeere beigemischt. An Waldrändern ist auch die Stieleiche zu finden. Am Waldboden blüht der Namen gebende Waldmeister im Mai und Juni.
In nassen, torfigen Senken, die im Frühjahr zeitweise überschwemmt sind und an denen das Grundwasser ganzjährig nahe der Oberfläche steht, finden sich Erlenbruchwälder. Die Baumschicht besteht aus Schwarzerle mit Fichte.
Bei stärkeren Grundwasser-Schwankungen, die eine sommerliche Zersetzung des organischen Materials zulassen, werden die Erlenbruchwälder von Erlen-Eschen-Sumpfwäldern abgelöst mit den Baumarten Schwarzerle, Esche, Traubenkirsche, Stieleiche, Bergahorn, Grauerle, Hainbuche, Berg- und Flatterulme. Entlang von Bachläufen bilden Erlen-Eschen-Wälder die natürliche Waldgesellschaft.
In den Moorgebieten um Penzberg und Murnau, in den Loisach-Kochelsee-Mooren, in der Eiszerfallslandschaft südlich des Starnberger Sees und den zahlreichen Kesselmooren der Jungmoräne stellen Moorwälder aus Spirke, Fichte und Waldkiefer die natürlichen Waldgesellschaften dar (s. Touren 3, 5, 6, 7). Schluchtwälder wachsen kleinflächig auf sehr steilen Standorten, die durch Hangrutschungen und Steinschlag gekennzeichnet sind. Bergahorn und Esche dominieren, die Bergulme kommt nur vereinzelt vor (s. Tour 14).
WALDGESELLSCHAFTEN DER MONTANEN BIS ZUR SUBALPINEN STUFE In der montanen Stufe in Höhen zwischen 750 und 1200 Metern bilden Bergmischwälder aus Buche, Tanne und Fichte mit Mehlbeere, Kiefer, Bergahorn, Esche, Sommerlinde, Eibe und Bergulme die natürliche Waldgesellschaft.
Von der natürlichen Felsplattform mit zwei Waldkiefern gibt es einen tollen Tiefblick in die Finzbachklamm. (TOUR 33)
Am besten lassen sich Rehe am Morgen und in der Abenddämmerung beobachten.
In der hochmontanen Zone zwischen 1200 bis 1400 Metern verringern sich die Laubholzanteile zugunsten von Fichte und Tanne. An den Hängen des Estergebirges und im östlichen Mangfallgebirge ist die Lärche beteiligt. Vor 25 Jahren wurde im Estergebirge eine Lärche mit einem Alter von 915 Jahren entdeckt.
Ab einer Höhenlage von 1400 Metern werden die Bergmischwälder von subalpinen Fichtenwäldern mit Tanne und Bergahorn abgelöst. Nur in dieser Waldgesellschaft dominiert die Fichte ohne menschlichen Einfluss. Diese bilden dann die natürliche Grenze des geschlossenen Bergwaldes. Oberhalb von 1700 Metern beginnt die Krummholzzone mit Latsche und Alpenrose.
SELTENE WALDGESELLSCHAFTEN AUF SONDERSTANDORTENWeißtannenbestände mit wechselnden Fichtenanteilen bilden an nassen Hängen, in Bachtälern oder feuchten Mulden die natürliche Vegetationsform (s. Tour 20). Fichten-Blockwälder kommen nur punktuell auf groben, hohlraumreichen Blocksturzmassen aus Kalksteinen vor, die aufgrund der Kaltluftspeicherung in den Klüften über ein besonderes Eiskellerklima verfügen. Zu erleben sind sie z. B. am Tatzelwurm. Besonders erwähnenswert ist auch der Fichten-Karbonat-Blockwald am Leonhardstein bei Kreuth (s. Tour 17). Die Schwerpunkte der Schneeheide-Kiefernwälder liegen in wärmebegünstigten Lagen des Estergebirges (s. Touren 34, 37–39).
STRASSEN UND WEGE IM WALD Die Wälder der Bayerischen Voralpen sind in weiten Teilen mit einem systematischen Netz aus befestigten Forststraßen durchzogen, die der Bewirtschaftung des Waldes dienen. Sie sind mindestens 3,5 Meter breit und halten das Gewicht eines beladenen Holztransporters aus. Sie werden auch als Waldstraßen, Waldwege oder Schotterstraßen bezeichnet. Der oberste Belag besteht aus einer Deckschicht aus Schotter, Kies und Sand, die auf einer 30 Zentimeter starken Tragschicht aus größeren Steinen liegt. Darunter folgen eine Frostschutzschicht und der tragfähige Unterbau.
Neben diesen befestigten Forststraßen finden wir im Gebirge ab Hangneigungen von 30 Prozent sogenannte Rückewege. Mit dem Bagger werden in steilerem Gelände die Waldbestände für die Holzernte erschließbar gemacht. Da sie geschlossene Waldgebiete stark auflichten, entstehen dort Waldrandstrukturen. Die Bodenvegetation zeigt sich dadurch ganz anders als im geschlossenen Wald. Darüber hinaus existieren speziell für die Erholungsnutzung gebaute schmale, gekieste Pfade und Steige. Ferner gibt es vegetationsfreie Pfade, die durch intensive Nutzung von Spaziergängern oder Radfahrern entstanden sind.
GEFAHREN IN DER NATUR Wie überall im alpinen Raum bestehen auch in den Bayerischen Voralpen waldtypische Gefahren. Bei schönem Wetter sind herabfallende Äste, umstürzende Bäume oder Steinschlag in felsigem Gelände eher unwahrscheinlich. Während Regen, Gewitter und starkem Wind ist von einem Aufenthalt im Wald und felsigen Gelände grundsätzlich abzuraten.
AUSRÜSTUNG Nehmen Sie ausreichend warme Kleidung mit. Eine Kopfbedeckung sollte immer dabei sein, weil der Weg in die Wälder und auch Bereiche im Wald sowie Wanderungen oberhalb der Waldgrenze sehr sonnig sein können. Denken Sie an genügend Essen und ausreichend Getränke.
Der Auerhahn, unser größter Hühnervogel, führt im Frühjahr eine auffällige Balz auf.
Wandernd durch Wiesen, Moore und Wälder bieten sich schöne Ausblicke auf die Berggipfel
Die Rinder von Wolfsöd interessieren sich mehr für die saftigen Gräser und Kräuter als für das Panorama.
Wo es vor Weißtannen wimmelt
Ohne das Wasser vom Taubenberg müsste die Münchner Bevölkerung schwer dürsten. Denn 80 Prozent des Trinkwassers der bayerischen Landeshauptstadt kommen von hier, und zwar in hervorragender Qualität. Doch was ist in diesem Trinkwasserwald so besonders?
Mächtige Alttannen beeindrucken die Waldbesucher um den Taubenberg.
VON WARNGAU ZUM AUSSICHTSTURM UND GASTHOF TAUBENBERGVom Bahnhof Warngau aus wenden wir uns Richtung Osten und spazieren entlang der Taubenbergstraße in das Ortszentrum von Oberwarngau. Im Ortskern folgen wir dem Bachlauf durch den Ort auf dem Schulweg und dann auf dem Lindenweg in die Austraße. Die Forststraße steigt zunächst allmählich an, dann folgen zwei steilere Passagen. Danach flacht der Weg wieder ab und führt zum Aussichtsturm (896 m). Die Fichte dominiert die alten Waldbestände am Taubenberg. Nur vereinzelt finden sich in der Oberschicht Weißtanne, Buche, Bergahorn, Esche, Linde und Lärche. Schaut man dagegen auf den Unterstand und die jüngeren Bestände, überwiegen Weißtannen und Buchen. Ganz selten sieht man eine Stieleiche oder Waldkiefer. Als floristische Besonderheiten finden sich Stinkender Hainsalat, Neunblättrige Zahnwurz und die seltene Fünfblättrige Zahnwurz. Bemerkenswert ist die Flechtenflora des Taubenbergs. Das Hämmern und die Rufe von Grün-, Bunt- und Schwarzspecht sind ständige Begleiter beim Aufstieg. Ein erster Aussichtsturm aus Holz wurde bereits 1892 auf dem Taubenberg errichtet. Dieser wurde 1910 durch den Tuffsteinbau ersetzt. Der Tuffstein wurde mühsam vom Bahnhof Unterthalham mit Pferdefuhrwerken hoch transportiert. Über der Eingangstür ist das Münchner Kindl dargestellt. Geöffnet ist der Turm von Mai bis Oktober. Hat man den grandiosen Rundumblick über die Baumwipfel nach München und ins Mangfallgebirge bis zum Wendelstein genossen, folgen wir der breiten Forststraße leicht abfallend nach Osten zum Berggasthof Taubenberg, wo viele Streicheltiere und Bio-Gastronomie warten.
VOM GASTHOF ZUR KAPELLE NÜCHTERNBRUNNVom Taubenberghaus führt ein schattiger, teilweise matschiger Waldweg zur Kapelle Nüchternbrunn. Mehrere kleine Waldbäche, Saugräben genannt, müssen wir queren. Das vielstimmige Waldkonzert erzeugen Amsel, Singdrossel, Buchfink, Rotkehlchen, Zaunkönig und, passend zum Bergnamen, auch die Ringeltaube. Am Taubenberg leben auch besonders seltene Vogelarten wie Schwarzstorch, Auerhuhn, Sperlingskauz, Uhu und Haselhuhn. In den Pfützen suchen wir nach Gelbbauchunken. Die Quelle des Wallfahrtsorts Nüchternbrunn gilt schon seit mindestens dem 17. Jahrhundert als heilkräftig bei Augenleiden. Sie wurde ursprünglich als »Niederbrunn« bezeichnet, weil sie unterhalb von höher liegenden Quellaustritten liegt. Aus der Benennung entwickelte sich durch mundartliche Verschleifung der heutige Name.
Vom Aussichtsturm des Taubenbergs gibt es einen grandiosen Rundblick.
Schon seit 1883 bezieht die Stadt München ihr Trinkwasser vom Taubenberg. Um Gefährdungen durch Verschmutzungen zu verhindern, kaufte die Stadt im Lauf der Zeit rund zwei Drittel des Berges. Dabei handelte es sich damals zum großen Teil um Weideland. Um 1900 entschied sich die städtische Forstverwaltung, diese Flächen mit Fichten aufzuforsten, weil auf Waldflächen die Gefahren für das Trinkwasser durch Düngung entfallen. Ein Teil der erworbenen landwirtschaftlichen Einzelgehöfte am und auf dem Taubenberg wurde abgebrochen. Heute bewirtschaftet die Stadt zum Schutz der Trinkwasserfassungen unterhalb des Berges ihren Waldbesitz auf dem Taubenberg naturgemäß und baut Fichtenforste in Mischwälder um. Die Mischung aus Laub- und Nadelbäumen sorgt für einen humusreichen Bodenaufbau. Die tiefwurzelnden Baumarten Weißtanne, Rotbuche und Bergahorn ziehen basische Ionen aus dem Kalkboden und wirken einer Bodenversauerung entgegen. Gemischtes Alter und ein hoher Anteil von im Winter kahlen Laub- und Nadelbäumen erhöhen die Grundwasserproduktion.
VON NÜCHTERNBRUNN ÜBER OSTERWARNGAU ZURÜCKVon Nüchternbrunn geht es auf dem Kreuzweg durch den Wald bergab nach Osterwarngau. Der Nüchternbrunnweg führt zur Dorfstraße und weiter zur Manhartkapelle. Hinter der Kapelle leitet uns ein Feldweg über Viehweiden mit Kühen, Pferden und Schafen zurück zum Ortszentrum von Oberwarngau und weiter zum Bahnhof Warngau.
Tipp
WALD UND TRINKWASSER
Waldboden ist ein idealer Wasserfilter und -speicher. Die Wurzeln der Bäume und die Aktivität der Bodenlebewesen schaffen ein weitverzweigtes Hohlraumsystem. Der lockere Waldboden vermag das Wasser wie ein Schwamm aufzusaugen und gibt den Überschuss gleichmäßig an das Grundwasser ab. Damit mehr Wasser gewonnen werden kann, entnimmt der Förster vereinzelt Bäume und fördert winterkahle Laubbäume und die Lärche. Waldränder mit tiefreichenden Baumkronen und Sträucher sowie ein dichtes Nebeneinander von jungen und alten Bäumen verhindern Verdunstungsverluste durch Wind und Sonneneinstrahlung. Tiefwurzelnde Baumarten wie die Tanne lockern verdichtete Böden auf und fördern ein gleichmäßiges Versickern in die tiefsten Bodenschichten zum Grundwasser. Ein hoher Anteil von Buche, Tanne, Bergahorn und Esche garantieren eine hohe Qualität und Menge des Trinkwassers. Der Mischwald kann den Niederschlag wirksam speichern, filtern und gleichmäßig an die Quellen abgeben. Das aktive Bodenleben eines Mischwaldes baut organische Schadstoffe ab.
Die Streicheltiere beim Berggasthof Taubenberg machen einen Ausflug auf den Taubenberg für Kinder noch attraktiver.
INFO
TOURENCHARAKTER
Die abwechslungsreiche Wanderung führt durch von Weißtannen dominierte Wälder mit Aussichtsturm, Berggasthof und Wallfahrtskapelle.
AUSGANGS-/ENDPUNKT
Bahnhof Warngau
ANFAHRT
ÖPNV: BOB ab Hauptbahnhof München bis Bahnhof Warngau; Auto: A8 Ausfahrt Holzkirchen Richtung Tegernsee, in Warngau im Ortskern parken
GEHZEITEN
Bahnhof Warngau – Oberwarngau 0:15 Std. – Taubenberg Aussichtsturm 1:15 Std. – Taubenberghaus 1:45 Std. – Kapelle Nüchternbrunn 2:15 Std. – Osterwarngau 2:45 Std. – Bahnhof Warngau 3:30 Std.
BESTE JAHRESZEIT
Sommer, aber auch im Winter sehr reizvoll
EINKEHR
Berggasthof Taubenberg, www.taubenberg.de
Ein Gipfelkreuz, zwei Badeseen und mächtige Tannen
Nur 805 Meter hoch, aber doch herausragend, präsentiert sich der Schindelberg vor den Bayerischen Voralpen. Nordwestlich des Kirchsees liegt dieser selten besuchte, geologisch interessante Gipfel. Auf dem Weg zum Hackensee beeindrucken mächtige Bäume.
Den reizvoll gelegenen Hackensee umrunden wir auf einem idyllischen Waldpfad.
AUF DEN SCHINDELBERGVom Parkplatz am Kirchsee spazieren wir auf der Kirchseestraße am Nordufer des Sees entlang. Beim Wasserwacht-Haus biegen wir rechts ab. Links der Forststraße liegen Feuchtwiesen mit Schilfröhricht und Erlenbestände mit Fichte. Am Morgen können dort Füchse bei der Mäusejagd beobachtet werden. Wir nehmen beim nächsten Abzweig die Schotterstraße rechts hinauf. Nun steigen wir die nächste halbe Stunde den kleinen orangen Kreuzen auf der Rinde folgend nach oben. Auch bei einer Kreuzung im Tannen-Buchen-Fichten-Bestand, wo ein roter Pfeil auf einer Altfichte nach rechts weist, wandern wir geradeaus.
In einer weiten Linkskurve bringt uns die Forststraße durch stark bemooste Buchen, Tannen und Fichten zum Schindelberg