1,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 0,49 €
Für Leser, die historische Dramen mit politischer Tiefe und poetischer Brillanz schätzen, ist Friedrich Schillers 'Wallenstein' ein absolutes Muss. Tauchen Sie ein in die Welt des Dreißigjährigen Krieges und begleiten Sie den charismatischen Feldherrn Wallenstein auf seinem schicksalhaften Weg. Schillers meisterhaftes Werk bietet nicht nur spannende Unterhaltung, sondern wirft auch Fragen nach Macht, Politik und Moral auf, die auch heute noch von großer Relevanz sind. 'Wallenstein' ist ein zeitloses Meisterwerk, das sowohl Kenner der deutschen Literatur als auch Neulinge begeistern wird.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Books
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Gesprochen bei Wiedereröffnung der Schaubühne in Weimar im October 1798.
Der scherzenden, der ernsten Maske Spiel, Dem ihr so oft ein willig Ohr und Auge Geliehn, die weiche Seele hingegeben, Vereinigt uns aufs neu in diesem Saal – Und sieh! er hat sich neu verjüngt, ihn hat Die Kunst zum heitern Tempel ausgeschmückt, Und ein harmonisch hoher Geist spricht uns Aus dieser edeln Säulenordnung an Und regt den Sinn zu festlichen Gefühlen. Und doch ist dies der alte Schauplatz noch, Die Wiege mancher jugendlichen Kräfte, Die Laufbahn manches wachsenden Talents. Wir sind die Alten noch, die sich vor euch Mit warmem Trieb und Eifer ausgebildet. Ein edler Meister stand auf diesem Platz, Euch in die heitern Höhen seiner Kunst Durch seinen Schöpfergenius entzückend. O! möge dieses Raumes neue Würde Die Würdigsten in unsre Mitte ziehn Und eine Hoffnung, die wir lang gehegt, Sich uns in glänzender Erfüllung zeigen. Ein großes Muster weckt Nacheiferung Und gibt dem Urtheil höhere Gesetze. So stehe dieser Kreis, die neue Bühne Als Zeugen des vollendeten Talents. Wo möcht’ es auch die Kräfte lieber prüfen, Den alten Ruhm erfrischen und verjüngen, Als hier vor einem auserles’nen Kreis, Der, rührbar jedem Zauberschlag der Kunst, Mit leisbeweglichem Gefühl den Geist In seiner flüchtigsten Erscheinung hascht? Denn schnell und spurlos geht des Mimen Kunst, Die wunderbare, an dem Sinn vorüber, Wenn das Gebild des Meißels, der Gesang Des Dichters nach Jahrtausenden noch leben. Hier stirbt der Zauber mit dem Künstler ab, Und wie der Klang verhallet in dem Ohr, Verrauscht des Augenblicks geschwinde Schöpfung, Und ihren Ruhm bewahrt kein dauernd Werk. Schwer ist die Kunst, vergänglich ist ihr Preis, Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze; Drum muß er geizen mit der Gegenwart, Den Augenblick, der sein ist, ganz erfüllen, Muß seiner Mitwelt mächtig sich versichern Und im Gefühl der Würdigsten und Besten Ein lebend Denkmal sich erbaun – So nimmt er Sich seines Namens Ewigkeit voraus, Denn wer den Besten seiner Zeit genug Gethan, der hat gelebt für alle Zeiten. Die neue Aera, die der Kunst Thaliens Auf dieser Bühne heut beginnt, macht auch Den Dichter kühn, die alte Bahn verlassend, Euch aus des Bürgerlebens engem Kreis Auf einen höhern Schauplatz zu versetzen, Nicht unwerth des erhabenen Moments Der Zeit, in dem wir strebend uns bewegen. Denn nur der große Gegenstand vermag Den tiefen Grund der Menschheit aufzuregen, Im engen Kreis verengert sich der Sinn, Es wächst der Mensch mit seinen größern Zwecken. Und jetzt an des Jahrhunderts ernstem Ende, Wo selbst die Wirklichkeit zur Dichtung wird, Wo wir den Kampf gewaltiger Naturen Um ein bedeutend Ziel vor Augen sehn Und um der Menschheit große Gegenstände, Um Herrschaft und um Freiheit, wird gerungen, Jetzt darf die Kunst auf ihrer Schattenbühne Auch höhern Flug versuchen, ja sie muß, Soll nicht des Lebens Bühne sie beschämen. Zerfallen sehen wir in diesen Tagen Die alte feste Form, die einst vor hundert Und fünfzig Jahren ein willkommner Friede Europens Reichen gab, die theure Frucht Von dreißig jammervollen Kriegesjahren. Noch einmal laßt des Dichters Phantasie Die düstre Zeit an euch vorüberführen Und blicket froher in die Gegenwart Und in der Zukunft hoffnungsreiche Ferne. In jenes Krieges Mitte stellt euch jetzt Der Dichter. Sechzehn Jahre der Verwüstung, Des Raubs, des Elends sind dahingeflohn, In trüben Massen gähret noch die Welt, Und keine Friedenshoffnung strahlt von fern. Ein Tummelplatz von Waffen ist das Reich, Verödet sind die Städte, Magdeburg Ist Schutt, Gewerb und Kunstfleiß liegen nieder, Der Bürger gilt nichts mehr, der Krieger Alles, Straflose Frechheit spricht den Sitten Hohn, Und rohe Horden lagern sich, verwildert Im langen Krieg, auf dem verheerten Boden. Auf diesem finstern Zeitgrund malet sich Ein Unternehmen kühnen Uebermuths Und ein verwegener Charakter ab. Ihr kennet ihn – den Schöpfer kühner Heere, Des Lagers Abgott und der Länder Geißel, Die Stütze und den Schrecken seines Kaisers, Des Glückes abenteuerlichen Sohn, Der, von der Zeiten Gunst emporgetragen, Der Ehre höchste Staffeln rasch erstieg Und, ungesättigt immer weiter strebend, Der unbezähmten Ehrsucht Opfer fiel. Von der Parteien Gunst und Haß verwirrt, Schwankt sein Charakterbild in der Geschichte; Doch euren Augen soll ihn jetzt die Kunst, Auch eurem Herzen menschlich näher bringen. Denn jedes Aeußerste führt sie, die Alles Begrenzt und bindet, zur Natur zurück, Sie sieht den Menschen in des Lebens Drang Und wälzt die größte Hälfte seiner Schuld Den unglückseligen Gestirnen zu. Nicht er ist’s, der auf dieser Bühne heut Erscheinen wird. Doch in den kühnen Schaaren, Die sein Befehl gewaltig lenkt, sein Geist Beseelt, wird euch sein Schattenbild begegnen, Bis ihn die scheue Muse selbst vor euch Zu stellen wagt in lebender Gestalt, Denn seine Macht ist’s, die sein Herz verführt, Sein Lager nur erkläret sein Verbrechen. Darum verzeiht dem Dichter, wenn er euch Nicht raschen Schritts mit einem Mal ans Ziel
Inhaltsverzeichnis
Wachtmeister, von einem Terzky’schen Karabinier-Regiment.
Trompeter, von einem Terzky’schen Karabinier-Regiment.
Konstabler.
Scharfschützen.
Zwei Holkische reitende Jäger.
Buttlerische Dragoner.
Arkebusiere vom Regiment Tiefenbach.
Kürassier von einem wallonischen Regiment.
Kürassier von einem lombardischen Regiment.
Kroaten.
Uhlanen.
Rekrut.
Bürger.
Bauer.
Bauerknabe.
Kapuziner.
Soldatenschulmeister.
Marketenderin.
Eine Aufwärterin.
Soldatenjungen.
Hoboisten.
Inhaltsverzeichnis
Marketenderzelt, davor eine Kram-und Trödelbude. Soldaten von allen Farben und Feldzeichen drängen sich durch einander, alle Tische sind besetzt. Kroaten und Uhlanen an einem Kohlfeuer kochen, Marketenderin schenkt Wein, Soldatenjungen würfeln auf einer Trommel, im Zelt wird gesungen.
Ein Bauerund seinSohn.
Bauerknabe. Vater, es wird nicht gut ablaufen, Bleiben wir von dem Soldatenhaufen. Sind Euch gar trotzige Kameraden; Wenn sie uns nur nichts am Leibe schaden.
Bauer. Ei was! Sie werden uns ja nicht fressen, Treiben sie’s auch ein wenig vermessen. Siehst du? sind neue Völker herein, Kommen frisch von der Saal’ und dem Main, Bringen Beut’ mit, die rarsten Sachen! Unser ist’s, wenn wir’s nur listig machen. Ein Hauptmann, den ein andrer erstach, Ließ mir ein paar glückliche Würfel nach. Die will ich heut einmal probieren, Ob sie die alte Kraft noch führen. Mußt dich nur recht erbärmlich stellen, Sind dir gar lockere, leichte Gesellen. Lassen sich gerne schön thun und loben, So wie gewonnen, so ist’s zerstoben. Nehmen sie uns das Unsre in Scheffeln, Müssen wir’s wieder bekommen in Löffeln; Schlagen sie grob mit dem Schwerte drein, Sie sind wir pfiffig und treiben’s fein.
(Im Zelt wird gesungen und gejubelt.) Wie sie juchzen – daß Gott erbarm! Alles das geht von des Bauern Felle. Schon acht Monate legt sich der Schwarm Uns in die Betten und in die Ställe, Weit herum ist in der ganzen Aue Keine Feder mehr, keine Klaue, Daß wir für Hunger und Elend schier Nagen müssen die eignen Knochen. War’s doch nicht ärger und krauser hier, Als der Sachs noch im Land thät pochen. Und Die nennen sich Kaiserliche!
Bauerknabe. Vater, da kommen ein Paar aus der Küche, Sehen nicht aus, als wär’ viel zu nehmen.
Bauer. Sind einheimische, geborne Böhmen, Von des Terschkas Karabinieren, Liegen schon lang in diesen Quartieren. Unter allen die schlimmsten just, Spreizen sich, werfen sich in die Brust, Thun, als wenn sie zu fürnehm wären, Mit dem Bauer ein Glas zu leeren. Aber dort seh’ ich die drei scharfe Schützen Linker Hand um ein Feuer sitzen, Sehen mir aus wie Tiroler schier. Emmerich, komm! an die wollen wir, Lustige Vögel, die gerne schwatzen, Tragen sich sauber und führen Batzen.
(Gehen nach den Zelten.)
Inhaltsverzeichnis
Vorige.Wachtmeister.Trompeter.Uhlan.
Trompeter. Was will der Bauer da? Fort, Halunk!
Bauer. Gnädige Herren, einen Bissen und Trunk! Haben heut noch nichts Warmes gegessen.
Trompeter. Ei, das muß immer saufen und fressen.
Uhlan(mit einem Glase). Nichts gefrühstückt? Da, trink, du Hund!
(Führt den Bauer nach dem Zelte; jene kommen vorwärts.)
Wachtmeister(zum Trompeter). Meinst du, man hab’ uns ohne Grund Heute die doppelte Löhnung gegeben, Nur daß wir flott und lustig leben?
Trompeter. Die Herzogin kommt ja heute herein Mit dem fürstlichen Fräulein –
Wachtmeister. Das ist nur der Schein. Die Truppen, die aus fremden Landen Sich hier vor Pilsen zusammen fanden, Die sollen wir gleich an uns locken Mit gutem Schluck und guten Brocken, Damit sie sich gleich zufrieden finden Und fester sich mit uns verbinden.
Trompeter. Ja, es ist wieder was im Werke!
Wachtmeister. Die Herrn Generäle und Kommendanten – Trompeter. Es ist gar nicht geheuer, wie ich merke.
Wachtmeister. Die sich so dick hier zusammen fanden – Trompeter. Sind nicht für die Langweil herbemüht.
Wachtmeister. Und das Gemunkel und das Geschicke – Trompeter. Ja, ja!
Wachtmeister. Und von Wien die alte Perücke, Die man seit gestern herumgehn sieht, Mit der guldenen Gnadenkette, Das hat was zu bedeuten, ich wette.
Trompeter. Wieder so ein Spürhund, gebt nur Acht, Der die Jagd auf den Herzog macht.
Wachtmeister. Merkst du wohl? Sie trauen uns nicht, Fürchten des Friedländers heimlich Gesicht. Er ist ihnen zu hoch gestiegen, Möchten ihn gern herunterkriegen.
Trompeter. Aber wir halten ihn aufrecht, wir. Dächten doch Alle, wie ich und Ihr!
Wachtmeister. Unser Regiment und die andern vier, Die der Terschka anführt, des Herzogs Schwager, Das resoluteste Corps im Lager, Sind ihm ergeben und gewogen, Hat er uns selbst doch herangezogen, Alle Hauptleute setzt’ er ein, Sind alle mit Leib und Leben sein.
Inhaltsverzeichnis
Kroatmit einem Halsschmuck.Scharfschützefolgt.Vorige.
Scharfschütz. Kroat, wo hast du das Halsband gestohlen? Handle dir’s ab! dir ist’s doch nichts nütz. Geb’ dir dafür das Paar Terzerolen.
Kroat. Nix, nix! Du willst mich betrügen, Schütz.
Scharfschütz. Nun! geb’ dir auch noch die blaue Mütz, Hab sie so eben im Glücksrad gewonnen. Siehst du? Sie ist zum höchsten Staat.
Kroat(läßt das Halsband in der Sonne spielen). ‘s ist aber von Perlen und edelm Granat. Schau, wie das flinkert in der Sonnen!
Scharfschütz(nimmt das Halsband). Die Feldflasche noch geb’ ich drein, (besieht es) Es ist mir nur um den schönen Schein.
Trompeter. Seht nur, wie Der den Kroaten prellt! Halbpart, Schütze, so will ich schweigen.
Kroat(hat die Mütze aufgesetzt). Deine Mütze mir wohlgefällt.
Scharfschütz(winkt dem Trompeter). Wir tauschen hier! Die Herrn sind Zeugen!
Inhaltsverzeichnis
Vorige.Konstabler.
Konstabler(tritt zum Wachtmeister). Wie ist’s, Bruder Karabinier? Werden wir uns lang noch die Hände wärmen, Da die Feinde schon frisch im Feld herum schwärmen?
Wachtmeister.
Inhaltsverzeichnis
Vorige.Zwei Jäger. DannMarketenderin.Soldatenjungen.Schulmeister.Aufwärterin.
Erster Jäger. Sieh, sieh! Da treffen wir lustige Compagnie.
Trompeter. Was für Grünröck’ mögen das sein? Treten ganz schmuck und stattlich herein.
Wachtmeister. Sind Holkische Jäger; die silbernen Tressen Holten sie sich nicht auf der Leipziger Messen.
Marketenderin(kommt und bringt Wein). Glück zur Ankunft, ihr Herrn!
Erster Jäger. Was? der Blitz! Das ist ja die Gustel aus Blasewitz.
Marketenderin. I freilich! Und Er ist wohl gar, Mußjö, Der lange Peter aus Itzehö? Der seines Vaters goldene Füchse Mit unserm Regiment hat duchgebracht In Glückstadt in einer lustigen Nacht –
Erster Jäger. Und die Feder vertauscht mit der Kugelbüchse.
Marketenderin. Ei, da sind wir alte Bekannte!
Erster Jäger. Und treffen uns hier im böhmischen Lande.
Marketenderin. Heute da, Herr Vetter, und morgen dort – Wie Einen der rauhe Kriegesbesen Fegt und schüttelt von Ort zu Ort; Bin indeß weit herum gewesen.
Erster Jäger. Will’s Ihr glauben! Das stellt sich dar.
Marketenderin. Bin hinauf bis nach Temeswar Gekommen mit den Bagagewagen, Als wir den Mansfelder thäten jagen. Lag mit dem Friedländer vor Stralsund, Ging mir dorten die Wirthschaft zu Grund. Zog mit dem Succurs vor Mantua, Kam wieder heraus mit dem Feria, Und mit einem spanischen Regiment Hab’ ich einen Abstecher gemacht nach Gent. Jetzt will ich’s im böhmischen Land probieren, Alte Schulden einkassieren – Ob mir der Fürst hilft zu meinem Geld. Und das dort ist mein Marketenderzelt.
Erster Jäger. Nun, da trifft Sie Alles beisammen an! Doch wo hat Sie den Schottländer hingethan, Mit dem Sie damals herumgegangen?
Marketenderin. Der Spitzbub! Der hat mich schön betrogen. Fort ist er! Mit Allem davon gefahren, Was ich mir thät am Leib ersparen. Ließ mir nichts als den Schlingel da!
Soldatenjunge(kommt gesprungen). Mutter! sprichst du von meinem Papa?
Erster Jäger. Nun, nun! das muß der Kaiser ernähren, Die Armee sich immer muß neu gebären.
Soldatenschulmeister(kommt). Fort in die Feldschule! Marsch, ihr Buben!
Erster Jäger. Das fürcht’ sich auch vor der engen Stuben!
Aufwärterin(kommt). Base, sie wollen fort.
Marketenderin. Gleich, gleich!
Erster Jäger. Ei, wer ist denn das kleine Schelmengesichte?
Marketenderin. ‘s ist meiner Schwester Kind – aus dem Reich.
Erster Jäger. Ei, also eine liebe Nichte?
(Marketenderin geht.)
Zweiter Jäger(das Mädchen haltend). Bleib Sie bei und doch, artiges Kind.
Aufwärterin. Gäste dort zu bedienen sind.(Macht sich los und geht.)Erster Jäger. Das Mädchen ist kein übler Bissen! – Und die Muhme – beim Element! Was haben die Herrn vom Regiment Sich um das niedliche Lärvchen gerissen! – Was man nicht Alles für Leute kennt, Und wie die Zeit von dannen rennt. – Was werd’ ich noch Alles erleben müssen!(Zum Wachtmeister und Trompeter.) Euch zur Gesundheit, meine Herrn! – Laßt uns hier auch ein Plätzchen nehmen.
Inhaltsverzeichnis
Jäger.Wachtmeister.Trompeter.
Wachtmeister. Wir danken schön. Von Herzen gern. Wir rücken zu. Willkommen in Böhmen!
Erster Jäger. Ihr sitzt hier warm. Wir, in Feindes Land, Mußten derweil uns schlecht bequemen.
Trompeter. Man sollt’s euch nicht ansehn, ihr seid galant.
Wachtmeister. Ja, ja, im Saalkreis und auch in Meißen Hört man euch Herrn nicht besonders preisen.
Zweiter Jäger. Seid mir doch still! Was will das heißen? Der Kroat es ganz anders trieb, Uns nur die Nachles’ übrig blieb.
Trompeter. Ihr habt da einen saubern Spitzen Am Kragen, und wie Euch die Hosen sitzen! Die feine Wäsche, der Federhut! Was das alles für Wirkung thut! Daß doch den Burschen das Glück soll scheinen, Und so was kommt nie an unser Einen!
Wachtmeister. Dafür sind wir des Friedländers Regiment, Man muß uns ehren und respectieren.
Erster Jäger. Das ist für uns andre kein Compliment, Wir eben so gut seinen Namen führen.
Wachtmeister. Ja, ihr gehört auch so zur ganzen Masse.
Erster Jäger. Ihr seid wohl von einer besondern Rasse? Der ganze Unterschied ist in den Röcken, Und ich ganz gern mag in meinem stecken.
Wachtmeister. Herr Jäger, ich muß Euch nur bedauern, Ihr lebt so draußen bei den Bauern; Der feine Griff und der rechte Ton, Das lernt sich nur um des Feldherrn Person.
Erster Jäger. Sie bekam Euch übel, die Lection. Wie er räuspert, und wie er spuckt, Das habt Ihr ihm glücklich abgeguckt; Aber sein Schenie, ich meine, sein Geist Sich nicht auf der Wachparade weist.
Zweiter Jäger. Wetter auch! wo Ihr nach uns fragt, Wir heißen des Friedländers wilde Jagd Und machen dem Namen keine Schande – Ziehen frech durch Feindes und Freundes Lande, Querfeldein durch die Saat, durch das gelbe Korn – Sie kennen das Holkische Jägerhorn! – In einem Augenblick fern und nah, Schnell wie die Sündfluth, so sind wir da – Wie die Feuerflamme bei dunkler Nacht In die Häuser fähret, wenn Niemand wacht – Da hilft keine Gegenwehr, keine Flucht, Keine Ordnung gilt mehr und keine Zucht. – Es sträubt sich – der Krieg hat kein Erbarmen – Das Mägdlein in unsern sehnigten Armen – Fragt nach, ich sag’s nicht, um zu prahlen; In Baireuth, im Voigtland, in Westphalen, Wo wir nur durchgekommen sind – Erzählen Kinder und Kindeskind Nach hundert und aber hundert Jahren Von dem Holk noch und seinen Schaaren.
Wachtmeister. Nun, da sieht man’s! Der Saus und Braus, Macht denn der den Soldaten aus? Das Tempo macht ihn, der Sinn und Schick, Der Begriff, die Bedeutung, der feine Blick.
Erster Jäger. Die Freiheit macht ihn. Mit Euren Fratzen! Daß ich mit Euch soll darüber schwatzen. – Lief ich darum aus der Schul’ und der Lehre, Daß ich die Frohn’ und die Galeere, Die Schreibstub’ und ihre engen Wände In dem Feldlager wieder fände? – Flott will ich leben und müßig gehn, Alle Tage was Neues sehn, Mich dem Augenblick frisch vertrauen, Nicht zurück, auch nicht vorwärts schauen – Drum hab’ ich meine Haut dem Kaiser verhandelt, Daß keine Sorg’ mich mehr anwandelt. Führt mich ins Feuer frisch hinein, Über den reißenden, tiefen Rhein – Der dritte Mann soll verloren sein; Werde mich nicht lang sperren und zieren. – Sonst muß man mich aber, ich bitte sehr, Mit nichts weiter incommodieren.
Wachtmeister. Nu, nu, verlangt Ihr sonst nichts mehr? Das ließ sich unter dem Wamms da finden.
Erster Jäger. Was war das nicht für ein Placken und Schinden Bei Gustav, dem Schweden, dem Leuteplager! Der machte eine Kirch’ aus seinem Lager, Ließ Betstunde halten, des Morgens, gleich Bei der Reveille und beim Zapfenstreich. Und wurden wir manchmal ein wenig munter, Er kanzelt’ uns selbst wohl vom Gaul herunter.
Wachtmeister. Ja, es war ein gottesfürchtiger Herr.
Erster Jäger. Dirnen, die ließ er gar nicht passieren, Mußten sie gleich zur Kirche führen. Da lief ich, konnt’s nicht ertragen mehr.
Wachtmeister. Jetzt geht’s dort auch wohl anders her.
Erster Jäger. So ritt ich hinüber zu den Liguisten, Sie thäten sich just gegen Magdeburg rüsten. Ja, das war schon ein ander Ding! Alles da lustiger, loser ging, Soff und Spiel und Mädels die Menge! Wahrhaftig, der Spaß war nicht gering, Denn der Tilly verstand sich aufs Kommandieren. Dem eigenen Körper war er strenge, Dem Soldaten ließ er Vieles passieren, Und ging’s nur nicht aus seiner Kassen, Sein Spruch war: leben und leben lassen. Aber das Glück blieb ihm nicht stät – Seit der Leipziger Fatalität Wollt’ es eben nirgends mehr flecken, Alles bei uns gerieth ins Stecken; Wo wir erschienen und pochten an, Ward nicht gegrüßt noch aufgethan. Wir mußten uns drücken von Ort zu Ort, Der alte Respect war eben fort. – Da nahm ich Handgeld von den Sachsen, Meinte, da müßte mein Glück recht wachsen.
Wachtmeister. Nun, da kamt Ihr ja eben recht Zur böhmischen Beute.
Erster Jäger Es ging mir schlecht. Sollten da strenge Mannszucht halten, Durften nicht recht als Feinde walten, Mußten des Kaisers Schlösser bewachen, Viel Umständ’ und Complimente machen, Führten den Krieg, als wär’s nur Scherz, Hatten für die Sach’ nur ein halbes Herz, Wollten’s mit Niemand ganz verderben, Kurz, da war wenig Ehr zu erwerben, Und ich wär’ bald für Ungeduld Wieder heimgelaufen zum Schreibepult, Wenn nicht eben auf allen Straßen Der Friedländer hätte werben lassen.
Wachtmeister. Und wie lang denkt Ihr’s hier auszuhalten?
Erster Jäger. Spaßt nur! So lange Der thut walten, Denk’ ich Euch, mein Seel! an kein Entlaufen. Kann’s der Soldat wo besser kaufen? – Da geht Alles nach Kriegessitt’, Hat Alles ‘nen großen Schnitt, Und der Geist, der im ganzen Corps thut leben, Reißet gewaltig, wie Windesweben, Auch den untersten Reiter mit. Da tret’ ich auf mit beherztem Schritt, Darf über den Bürger kühn wegschreiten, Wie der Feldherr über der Fürsten Haupt. Es ist hier wie in den alten Zeiten, Wo die Klinge noch Alles thät bedeuten; Da gibt’s nur ein Vergehn und Verbrechen: Der Ordre fürwitzig widersprechen. Was nicht verboten ist, ist erlaubt; Da fragt Niemand, was Einer glaubt. Es gibt nur zwei Ding’ überhaupt: Was zur Armee gehört und nicht; Und nur der Fahne bin ich verpflicht.
Wachtmeister. Jetzt gefallt Ihr mir, Jäger! Ihr sprecht Wie ein Friedländischer Reitersknecht.
Erster Jäger. Der führt’s Kommando nicht wie ein Amt, Wie eine Gewalt, die vom Kaiser stammt! Es ist ihm nicht um des Kaisers Dienst, Was bracht’ er dem Kaiser für Gewinnst? Was hat er mit seiner großen Macht Zu des Landes Schirm und Schutz vollbracht? Ein Reich von Soldaten wollt’ er gründen, Die Welt anstecken und entzünden, Sich Alles vermessen und unterwinden –
Trompeter. Still! Wer wird solche Worte wagen!
Erster Jäger. Was ich denke, das darf ich sagen. Das Wort ist frei, sagt der General.
Wachtmeister. So sagt er, ich hört’s wohl einigemal, Ich stand dabei. »Das Wort ist frei, »Die That ist stumm, der Gehorsam blind,« Dies urkundlich seine Worte sind.
Erster Jäger. Ob’s just seine Worte sind, weiß ich nicht; Aber die Sach’ ist so, wie er spricht.
Zweiter Jäger. Ihm schlägt das Kriegsglück nimmer um, Wie’s wohl bei Andern pflegt zu geschehen. Der Tilly überlebte seinen Ruhm. Doch unter des Friedländers Kriegspanieren, Da bin ich gewiß, zu victorisieren. Er bannet das Glück, es muß ihm stehen. Wer unter seinem Zeichen thut fechten, Der steht unter besondern Mächten. Denn das weiß ja die ganze Welt, Daß der Friedländer einen Teufel Aus der Hölle im Solde hält.
Wachtmeister. Ja, daß er fest ist, das ist kein Zweifel; Denn in der blut’gen Affair bei Lützen Ritt er euch unter des Feuers Blitzen Auf und nieder mit kühlem Blut. Durchlöchert von Kugeln war sein Hut, Durch den Stiefel und Koller fuhren Die Ballen, man sah die deutlichen Spuren; Konnt’ ihm keine die Haut nur ritzen, Weil ihn die höllische Salbe thät schützen.
Erster Jäger. Was wollt Ihr da für Wunder bringen! Er trägt ein Koller von Elendshaut, Das keine Kugel kann durchdringen.
Wachtmeister. Nein, es ist die Salbe von Hexenkraut, Unter Zaubersprüchen gekocht und gebraut.
Trompeter. Es geht nicht zu mit rechten Dingen!
Wachtmeister. Sie sagen, er les’ auch in den Sternen Die künftigen Dinge, die nahen und fernen; Ich weiß aber besser, wie’s damit ist. Ein graues Männlein pflegt bei nächtlicher Frist Durch verschlossene Thüren zu ihm einzugehen; Die Schildwachen haben’s oft angeschrien, Und immer was Großes ist drauf geschehen, Wenn je das graue Röcklein kam und erschien.
Zweiter Jäger. Ja, er hat sich dem Teufel übergeben, Drum führen wir auch das lustige Leben.
Inhaltsverzeichnis
Vorige.Ein Rekrut.Ein Bürger.Dragoner.
Rekrut(tritt aus dem Zelt, eine Blechhaube auf dem Kopfe,eine Weinflasche in der Hand). Grüßt den Vater und Vaters Brüder! Bin Soldat, komme nimmer wieder.
Erster Jäger. Sieh, da bringen sie einen Neuen!
Bürger. O, gibt Acht, Franz! es wird dich reuen.
Rekrut(singt). Trommeln und Pfeifen, Kriegrischer Klang! Wandern und streifen Die Welt entlang, Rosse gelenkt, Muthig geschwenkt, Schwert an der Seite, Frisch in die Weite, Flüchtig und flink, Frei, wie der Fink Auf Sträuchern und Bäumen In Himmels Räumen! Heisa! ich folge des Friedländers Fahn!
Zweiter Jäger. Seht mir, das ist ein wackrer Kumpan!
(Sie begrüßen ihn.)
Bürger. O, laßt ihn! er ist guter Leute Kind.
Erster Jäger. Wir auch nicht auf der Straße gefunden sind.
Bürger. Ich sag’ euch, er hat Vermögen und Mittel. Fühlt her, das feine Tüchlein am Kittel!
Trompeter. Des Kaisers Rock ist der höchste Titel.
Bürger. Er erbt eine kleine Mützenfabrik.
Zweiter Jäger. Des Menschen Wille, das ist sein Glück.
Bürger. Von der Großmutter einen Kram und Laden.
Erster Jäger. Pfui, wer handelt mit Schwefelfaden!
Bürger. Einen Weinschank dazu von seiner Pathen, Ein Gewölbe mit zwanzig Stückfaß Wein.
Trompeter. Den theilt er mit seinen Kameraden.
Zweiter Jäger. Hör du! wir müssen Zeltbrüder sein.
Bürger. Eine Braut läßt er sitzen in Thränen und Schmerz.
Erster Jäger. Recht so, da zeigt er ein eisernes Herz.
Bürger. Die Großmutter wird für Kummer sterben.
Zweiter Jäger. Desto besser, so kann er sie gleich beerben.
Wachtmeister(tritt gravitätisch herzu, dem Rekrutendie Hand auf die Blechhaube legend). Sieht Er! Das hat Er wohl erwogen. Einen neuen Menschen hat er angezogen; Mit dem Helm da und Wehrgehäng Schließt Er sich an eine würdige Meng. Muß ein fürnehmer Geist jetzt in Ihn fahren –
Erster Jäger. Muß besonders das Geld nicht sparen.
Wachtmeister. Auf der Fortuna ihrem Schiff Ist er zu segeln im Begriff; Die Weltkugel liegt vor Ihm offen, Wer nichts waget, der darf nichts hoffen. Es treibt sich der Bürgersmann, träg und dumm, Wie des Färbers Gaul, nur im Ring herum. Aus dem Soldaten kann Alles werden, Denn Krieg ist jetzt die Losung auf Erden. Seh’ Er mal mich an! In diesem Rock Führ’ ich, sieht Er, des Kaisers Stock. Alles Weltregiment, muß Er wissen, Von dem Stock hat ausgehen müssen; Und das Szepter in Königs Hand Ist ein Stock nur, das ist bekannt. Und wer’s zum Korporal erst hat gebracht, Der steht auf der Leiter zur höchsten Macht, Und so weit kann Er’s auch noch treiben.
Erster Jäger. Wenn Er nur lesen kann und schreiben.
Wachtmeister. Da will ich Ihm gleich ein Exempel geben; Ich thät’s vor Kurzem selbst erleben. Da ist der Schef vom Dragonercorps, Heißt Buttler, wir standen als Gemeine Noch vor dreißig Jahren bei Köln am Rheine, Jetzt nennt man ihn Generalmajor. Das macht, er thät sich baß hervor, Thät die Welt mit seinem Kriegsruhm füllen; Doch meine Verdienste, die blieben im Stillen. Ja, und der Friedländer selbst, sieht Er, Unser Hauptmann und hochgebietender Herr, Der jetzt Alles vermag und kann, War erst nur ein schlichter Edelmann, Und weil er der Kriegsgöttin sich vertraut, Hat er sich diese Größ’ erbaut, Ist nach dem Kaiser der nächste Mann, Und wer weiß, was er noch erreicht und ermißt,(pfiffig) Denn noch nicht aller Tage Abend ist.
Erster Jäger. Ja, er fing’s klein an und ist jetzt so groß. Denn zu Altorf im Studentenkragen, Trieb er’s, mit Permiß zu sagen, Ein wenig locker und burschikos, Hätte seinen Famulus bald erschlagen. Wollten ihn drauf die Nürnberger Herren Mir nichts, dir nichts ins Carcer sperren; ‘s war just ein neugebautes Nest, Der erste Bewohner sollt’ es taufen. Aber wie fängt er’s an? Er läßt Weislich den Pudel voran erst laufen. Nach dem Hunde nennt sich’s bis diesen Tag; Ein rechter Kerl sich dran spiegeln mag. Unter des Herrn großen Thaten allen Hat mir das Stückchen besonders gefallen.
(Das Mädchen hat unterdessen aufgewartet; derzweite Jäger schäkert mit ihr.)
Dragoner(tritt dazwischen). Kamerad, laß Er das unterwegen!
Zweiter Jäger. Wer Henker! hat sich da drein zu legen!
Dragoner. Ich will’s Ihm nur sagen, die Dirn’ ist mein.
Erster Jäger. Der will ein Schätzchen für sich allein! Dragoner, ist er bei Troste? sag’ Er!
Zweiter Jäger. Will was Apartes haben im Lager. Einer Dirne schön Gesicht Muß allgemein sein, wie’s Sonnenlicht! (Küßt sie.)
Dragoner(reißt sie weg). Ich sag’s noch einmal, das leid’ ich nicht.
Erster Jäger. Lustig, lustig! da kommen die Prager!
Zweiter Jäger. Sucht Er Händel? Ich bin dabei.
Wachtmeister. Fried’, ihr Herren! Ein Kuß ist frei!
Inhaltsverzeichnis
Bergknappentreten auf und spielen einen Walzer, erst langsam und dann immer geschwinder. Dererste Jägertanzt mit derAufwärterin, dieMarketenderinmit demRekruten; das Mädchen entspringt, der Jäger hinter ihr her und bekommt denKapuzinerzu fassen, der eben hereintritt.
Kapuziner. Heisa! Juchheia! Dudeldumdei! Das geht ja hoch her. Bin auch dabei! Ist das eine Armee von Christen? Sind wir Türken? sind wir Antibaptisten? Treibt man so mit dem Sonntag Spott, Als hätte der allmächtige Gott Das Chiragra, könnte nicht drein schlagen? Ist’s jetzt Zeit zu Saufgelagen, Zu Banketten und Feiertagen?Quid hic statis otiosi? Was steht ihr und legt die Hände in Schooß? Die Kriegsfuri ist an der Donau los, Das Bollwerk des Bayerlands ist gefallen, Regensburg ist in des Feindes Krallen, Und die Armee liegt hier in Böhmen, Pflegt den Bauch, läßt sich’s wenig grämen, Kümmert sich mehr um den Krug als den Krieg, Wetzt lieber den Schnabel als den Sabel, Hetzt sich lieber herum mit der Dirn, Frißt den Ochsen lieber als den Oxenstirn. Die Christenheit trauert in Sack und Asche, Der Soldat füllt sich nur die Tasche. Es ist eine Zeit der Thränen und Noth, Am Himmel geschehen Zeichen und Wunder, Und aus den Wolken, blutigroth, Hängt der Herrgott den Kriegsmantel ‘runter. Den Kometen steckt er, wie eine Ruthe, Drohend am Himmelsfenster aus, Die ganze Welt ist ein Klagehaus, Die Arche der Kirche schwimmt im Blute, Und das römische Reich – daß Gott erbarm! Sollte jetzt heißen römisch Arm; Der Rheinstrom ist worden zu einem Peinstrom, Die Klöster sind ausgenommene Nester, Die Bisthümer sind verwandelt in Wüstthümer, Die Abteien und die Stifter Sind nun Raubteien und Diebesklüfter, Und alle die gesegneten deutschen Länder Sind verkehrt worden in Elender – Woher kommt das? Das will ich euch verkünden: Das schreibt sich her von euern Lastern und Sünden, Von dem Gräuel und Heidenleben, Dem sich Officier und Soldaten ergeben. Denn die Sünd’ ist der Magnetenstein, Der das Eisen ziehet ins Land herein. Auf das Unrecht, da folgt das Uebel, Wie die Thrän’ auf den herben Zwiebel, Hinter dem U kommt gleich das Weh, Das ist die Ordnung im A B C.Ubi erit victoriae spes,Si offenditur Deus? Wie soll man siegen, Wenn man die Predigt schwänzt und die Meß, Nichts thut, als in den Weinhäusern liegen? Die Frau in dem Evangelium Fand den verlornen Groschen wieder, Der Saul seines Vaters Esel wieder, Der Joseph seine saubern Brüder; Aber wer bei den Soldaten sucht Die Furcht Gottes und die gute Zucht Und die Scham, der wird nicht viel finden, Thät’ er auch hundert Laternen anzünden. Zu dem Prediger in der Wüsten, Wie wir lesen im Evangelisten, Kamen auch die Soldaten gelaufen, Thaten Buß und ließen sich taufen, Fragten ihn: Quid faciemus nos? Wie machen wir’s, daß wir kommen in Abrahams Schooß?Et ait illis, und er sagt:Neminem concutiatis, Wenn ihr Niemanden schindet und plackt.Neque calumniam faciatis, Niemand verlästert, auf Niemand lügt.Contenti estote, euch begnügt,Stipendiis vestris, mit eurer Löhnung, Und verflucht jede böse Angewöhnung. Es ist ein Gebot: Du sollt den Namen Deines Herrgotts nicht eitel auskramen! Und wo hört man mehr blasphemieren, Als hier in den Friedländischen Kriegsquartieren? Wenn man für jeden Donner und Blitz, Den ihr losbrennt mit eurer Zungenspitz, Die Glocken müßt’ läuten im Land umher, Es wär’ bald kein Meßner zu finden mehr. Und wenn euch für jedes böse Gebet, Das aus eurem ungewaschnen Munde geht, Ein Härlein ausging aus eurem Schopf, Über Nacht wär’ er geschoren glatt, Und wär’ er so dick wie Absalons Zopf. Der Josua war doch auch ein Soldat, König David erschlug den Goliath, Und wo steht denn geschrieben zu lesen, Daß sie solche Fluchmäuler sind gewesen? Muß man den Mund doch, ich sollte meinen, Nicht weiter aufmachen zu einem Helf Gott! Als zu einem Kreuz Sackerlot! Aber wessen das Gefäß ist gefüllt, Davon es sprudelt und überquillt. Wieder ein Gebot ist: Du sollt nicht stehlen. Ja, das befolgt ihr nach dem Wort, Denn ihr tragt Alles offen fort. Vor euren Klauen und Geiersgriffen, Vor euren Praktiken und bösen Kniffen Ist das Geld nicht geborgen in der Truh, Das Kalb nicht sicher in der Kuh, Ihr nehmt das Ei und das Huhn dazu. Was sagt der Prediger? Contenti estote, Begnügt euch mit eurem Commißbrote. Aber wie soll man die Knechte loben, Kömmt doch das Aergerniß von oben! Wie die Glieder, so auch das Haupt! Weiß doch Niemand, an wen Der glaubt!
Erster Jäger. Herr Pfaff! uns Soldaten mag Er schimpfen, Den Feldherrn soll Er uns nicht verunglimpfen.
Kapuziner.Ne custodias gregem meam! Das ist so ein Ahab und Jerobeam, Der die Völker von der wahren Lehren Zu falschen Göttern thut verkehren.
TrompeterundRekrut. Laß Er uns das nicht zweimal hören!