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In den 11 Erzählungen verbindet Arnhild Lensch klassisch Märchenhaftes mit Stilelementen der Moderne. Dabei spielt sie gekonnt mit Worten und deren Bedeutungen und lässt den Leser beglückt zurück...
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Seitenzahl: 154
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Die Königin und ihre Tochter Freneta, die Halbe
Der Kranz der Zuversicht
Die grünen Hüte
Die Katze Yasué
Prinzessin Perdarias Reisen
Hautlos
Das Irisl
Der Drachenflieger und der Schlammkriecher
Die Unteren
Der Baum und die Nymphe
Der Turm
Es waren einmal ein König und eine Königin, die lebten vergnügt auf ihrem Schloss. Denen fehlte es an nichts, die Tafeln bogen sich voll der köstlichsten Speisen und alle Tage gab es Unterhaltung von Musik, Tanz und Spiel.
Als aber die Königin sieben Jahre mit dem König gelebt hatte, da wurde sie seiner ein wenig überdrüssig. Musik, Tanz, köstliche Speisen und ein runder, schnarchender König begannen sie zu langweilen.
Sie beschäftigte sich eine Weile mit der Erziehung ihrer Tochter Freneta, der Halben. Dieses Mädchen wurde so genannt, weil sie eine gesunde und eine kranke Körperseite hatte. Ihre rechte Seite war voll der Schmerzen von Reißen, Ziehen und Steifigkeit. Die linke Seite aber war gesund und kräftig. Freneta schrieb, malte und stickte stets mit der linken Hand. Aber auch der Erziehung dieser seltsamen Tochter wurde die Königin bald überdrüssig und gab sie in die Hände des Haus- und Hofmeisters und einer adligen Gouvernante. Die kleine Freneta freundete sich indessen an mit dem Hofastronomen und seinem Sohn, einem blassen Jungen in Frenetas Alter, der sehr gut Sterne und Planeten zeichnen konnte. Und Freneta mit ihrer linken Hand tat es ihm nach. Sie zeichneten so manchen Stern an die Wände von Frenetas Gemach und wischten ihn dann wieder weg, denn der König mochte das gar nicht. Er achtete sehr auf Ordnung und Sauberkeit und darauf, dass alles am rechten Platz war. Sterne gehörten für ihn in den Himmel, nicht an eine Zimmerwand.
Die Königin, um Kurzweil zu haben, gewöhnte sich an, unters Volk zu gehen, hinaus auf die Gassen. Sie unternahm ihre Streifzüge des Nachts, wenn der König schnarchte und Freneta, die gesunde Körperseite in die Kissen gedrückt, schlief. Dann schaute die Königin in die Fenster der Weinschenken, hörte das Singen, Schreien oder Flüstern der Menschen an den offenen Fenstern. Das alles war neu für sie, sie kannte solches nicht. Auf dem Schloss wurde immer in höfischem Ton gesprochen und singen taten nur die Barden, die der König eigens zu diesem Zwecke holen ließ. Aber diese Leute hier in den Straßen taten alles selbst; sie ließen sich nicht unterhalten, sondern unterhielten einander selbst.
Weil nun die Königin nicht erkannt werden wollte, zog sie des Nachts einfache Alltagskleider an, die sie der Küchenmagd entwendet hatte und betrat eine Weinstube. Da die Königin aussah wie eine einfache Magd, behandelte man sie auch so. Sie wurde geschubst, gekniffen und angeschrien. Das gefiel ihr gar nicht und sie war schon im Begriff, wieder zu gehen, da erblickte sie einen jungen Mann, der allein an einem kleinen Tisch am Fenster saß. Dessen feine Hände und Tracht, wohl auch der etwas traurige Blick begannen ihr Interesse zu wecken. Sie fragte ihn, ob sie sich setzen könne. Der junge Mann willigte ein; er trug wohl eine bunte Kappe und eine recht große, goldgerahmte Brille, da seine Augen manchmal etwas müde waren vom vielen Schauen auf sehr feine, kleine Teile, denn er war ein Goldschmied.
Die Königin hatte bald bemerkt, dass der junge Mensch eher still war und Unterhaltungen scheute. Sie gab sich als die eigene Magd aus und erzählte vom Leben auf dem Schlosse so recht bildhaft und farbenprächtig, das fiel ihr nicht schwer; kannte sie doch jeden Winkel dort. Nach einer Weile fragte sie den jungen Mann nach seiner Wohnung und nach seinem Gewerbe. So erfuhr sie, dass er Goldschmied sei. Ach, rief sie ganz entzückt, ob sie einmal seine Werkstatt sehen könne, sie wisse doch, dass die Frau Königin noch dies und jenes Geschmeide suche und würde ihr so gerne davon erzählen. Der Goldschmied zögerte zwar, aber weil sie so interessiert bat und so höflich war, willigte er ein, führte sie durch schmale Gassen in den Hof und von dort in seine Räume, wo es nur so blinkte und blitzte von Gold und Steinen. Es waren wohl auch schwere Riegel vor den Türen, die der Goldschmied gleich nach dem Betreten wieder verschloss. Nun brach die Magd erst recht in Rufe des Entzückens aus, besah sich dieses und jenes, fragte nach Halsgehängen und Armbändern. Der stille, ernste Goldschmied wurde nun doch ein wenig redseliger und zeigte ihr vieles. Ein Halsgeschmeide mit Pfauen und Schlangen gefiel der Magd gar sehr, sie sagte, sie wolle es ihrer Herrin, der Frau Königin beschreiben und betrachtete es ganz genau. Darauf verließ sie mit einem Gruß die Werkstatt und mit der Versicherung, den Goldschmied bald wieder aufzusuchen, um ihm die genauen Wünsche der Frau Königin zu überbringen. Dieser war’s zufrieden, durch die Begegnung mit einer Magd so hohe Kundschaft gewonnen zu haben.
Die Königin musste sich eilen, zurückzukommen, der Morgen graute schon. Sie legte die schlechten Kleider ab, brachte sie der schlafenden Magd in ihre Stube und schlüpfte dann ins Bett neben ihren immer noch schnarchenden Ehegemahl.
Es fiel ihr nicht schwer, sich in einer der folgenden Nächte in die Schatzkammer zu schleichen, dort ein Säckchen voll blanker Dukaten mitzunehmen, welches sie geschickt am Busen barg und bald darauf mit Säckchen und Häubchen bekleidet, die Weinstube betrat. Aber der Goldschmied war nicht dort, da befiel sie eine Angst, es könne ihm etwas zugestoßen oder er könne fortgereist sein. Sie lief durch die Gassen zu seiner Werkstatt und klopfte heftig an die Türe. Der Goldschmied öffnete erst nach einer ganzen Weile. Er sah recht blass und kränklich aus. Sie fragte, ob es ihm nicht gut gehe, er aber schwieg. Da zeigte sie ihm das Säcklein mit den Dukaten und sagte, sie wolle das Geschmeide mit den Pfauen und Vögeln für ihre Herrin, die Frau Königin, holen. Der Goldschmied ließ sie ein, packte ihr das Geschmeide zusammen und nahm die Dukaten entgegen. Sie blieb aber und fragte noch einmal, ob es ihm nicht gut gehe und ob er ihrer Hilfe bedürfe.
Ach, sagte der Goldschmied, er bedürfe niemandes Hilfe mehr, er habe ein böses Gewächs in seinen Eingeweiden, das wucherte und fraß an ihm und er würde wohl bald sterben müssen.
Da erfasste die Königin ein tiefes Mitleiden und sie berührte gar freundlich seine Hand.
In dieser Nacht wurde die Königin die Geliebte des kranken Goldschmieds.
Sie schlich wohl manche Monde hintereinander des Nachts mit köstlichen Speisen und lindernden Getränken zu seiner Werkstatt, brachte ihm zu essen und zu trinken und ruhte neben ihm in den Kissen. Der Goldschmied, den schönen, gesunden Leib der Königin spürend, wähnte sich gar in manchen Nächten kräftiger und frischer. Auch sprach er vieles von Gold und Steinen und vom weißrotgoldfunkelnden Bauchgeschmeide, das er hatte fertigen wollen. Und nun wollte er es noch einmal in Arbeit nehmen, um damit ihren Leib zu schmücken, dass sie, die Magd doch auch ein Goldgehänge hätte zu ihrer eigenen Freude und nicht immer bloß zum Anschauen und als Dienstbotin der Frau Königin. Als die Königin das hörte, war sie den Tränen nahe. Sie wünschte, sich ihm endlich zu erkennen zu geben, tat es aber nicht, um den Kranken nicht zu erschrecken.
Der König, immer darauf bedacht, dass sich alles am rechten Platz befand, vermisste natürlich bald das Säcklein mit den Dukaten und ließ nacheinander das ganze Gesinde rufen und darüber befragen, aber niemand konnte ihm etwas dazu sagen. Da seufzte er, unaufgeklärte Fälle, noch dazu im eigenen Schlosse, beunruhigten ihn sehr.
Dann brach auch noch das goldene Krönlein der Prinzessin Freneta entzwei. Und an einem sonnigen Vormittag ließ der König deshalb anspannen und fuhr mit ihr und den Lakaien und Kutschern in einem silbernen Wagen vom Schlosse herunter in die Stadt zum Goldschmied, der sollte es wieder flicken. Als sie nun die Werkstatt betraten, fanden sie dort einen Kranken vor, der unter Schmerzen schwer atmete. Was ist euch, Meister Goldschmied, wollte der König fragen, stand aber wie angewurzelt, so betroffen war er vom Leiden des Anderen. Die Lakaien wollten den König vom Kranken fortziehen, doch er schüttelte sie ab. Der Goldschmied aber reichte dem König einen weichen, glänzenden Gegenstand, der auf dem Tische lag. "Nehmt", sagte er, "heute Morgen ist dieses Bauchgeschmeide fertig geworden. Ich arbeitete es für die Küchenmagd eurer Frau Königin, die so manche gute Stunde bei mir weilte und mir die letzten Monate versüßte." Der König nahm das Geschmeide entgegen..
In diesem Augenblick erschien ein kleiner, weißhaariger Mann in der Werkstatt. Er musste wohl durch eine Hintertür hineingelangt sein; niemand hatte ihn kommen hören. Ohne ein Wort zu sprechen breitete er seinen blau gewandeten Arm aus und deutete dem Goldschmied und auch dem König an, mit ihm zu kommen. Der König, wie geblendet von der Erscheinung des würdigen Greises, schritt ohne zu fragen, den Weg, der ihnen gewiesen wurde und der Goldschmied stützte sich beinahe erleichtert auf den Arm des Alten und ließ sich von ihm führen.
Wie sie aber durch die Tür der Werkstatt ins Freie treten wollten, war dort ein dunkler Gang und ohne die Laterne, die der Alte aus seinem Mantel hervorzog, hätten sie sich gar nicht zurechtgefunden. An dem Ende des Ganges war ein Wasser, dort deutete ihnen der Alte an, das Floß zu besteigen, welches er steuerte. So ruderten sie auf dem dunklen Wasser, langsam wurde es wieder heller und sie erreichten eine Insel. Das Floß strandete, der Alte half dem Goldschmied herunter und der König folgte ihnen. So kamen sie zur Insel der Kranken. Alle Leidenden, Schwachen und Schmerzensreichen wurden hier versorgt, sie durften krank sein und über ihre Krankheit und die Schmerzen, die sie verspürten, sprechen, ohne dass jemand sagte, ach, sei still, es wird schon wieder werden. Sie durften in fröhlichen, bunten Gewändern herumlaufen oder ganz in schwarzen, wie es ihnen eben gefiel. Und wenn ihre Zeit gekommen war, wurden sie mit Gebet und stillen Übungen in den Tod begleitet.
Ein Gelähmter wurde im hölzernen Wägelchen sitzend vorbeigefahren. Er konnte bloß noch den Mund bewegen, das tat er auch und grüßte freundlich. Ein taubes, blindes Mädchen sang mit seltsam hoher Stimme ein Lied.
Der Goldschmied wurde freundlich aufgenommen. Zwei Frauen legten ihn auf ein Traggestell. Er sah jetzt zufrieden aus und sein vor Schmerzen verzerrtes Gesicht glättete sich. "Hier kann ich mich in Ruhe auf meinen Tod vorbereiten", sagte er zum König. Man trug ihn in das Haus der Stille und an dessen Pforte verabschiedete er sich vom König. "Geht nur", sagte er," der alte Mann wird euch wieder zurückbringen. Und vergesst nicht, eurer Magd das Geschmeide zu bringen."
Der Alte führte den König übers Wasser und durch den Gang zurück in des Goldschmieds Haus.
Sogar die Kutsche mit den Lakaien stand noch auf der Gasse. Nur waren diese inzwischen eingeschlafen und die Prinzessin Freneta war allein zum Schloss zurückgelaufen. Der König weckte seine Diener auf und ließ sich von ihnen nach Hause bringen.
Dort eilte er sogleich in die Gemächer der Königin und fragte nach der Küchenmagd. Erstaunt ließ die Königin sie rufen. Da packte der König das köstliche Bauchgeschmeide aus und überreichte es ihr mit den Worten: "Das ist das Abschiedsgeschenk von deinem Geliebten."
Das Mädchen schaute ihn fragend an. "Herr, ich habe keinen Liebsten und schon gar nicht hätt´ ich einen, der mir solch ein Geschmeide schenkt." Der König wunderte sich, er ließ noch weitere Mägde rufen, und am Ende gar die Kammerzofen der Königin, aber keine von ihnen war die Geliebte des Goldschmieds gewesen und keine wusste mit dem Bauchgeschmeide etwas anzufangen. Die Königin indessen war erbleicht, vergaß sich ganz und stürzte halb von Sinnen auf das Geschmeide, entrang´s des Königs Hand und verbarg´s an ihrer Brust. Da ward ihr Verhältnis mit dem Goldschmied vor dem König kund und der Dukatendiebstahl auch. Sie leugnete nichts, und er verstieß sie alsbald von dem Schlosse und gab ihr eine Frist, ihr Bündel zu packen. Dann musste sie, nun eine wirkliche Magd, den Ort verlassen, von dem sie so oft des Nachts in die Stadt gewandert war. Sie ging zum Haus des Goldschmieds. Da erschien ihr der alte Mann und hieß sie mit ihm zu kommen. Die Königin, die nicht wusste, wo der Goldschmied war, und wohin sie sollte, folgte ihm durch den dunklen Gang. Aber dieser Gang führte nicht zu einem Wasser, sondern er führte in einen wilden Wald.
In diesem Wald hatte der Alte sein Obdach. Er brachte die Königin in eine einfache Hütte, dort sollte sie bleiben und von ihm über die Wirkung der Kräuter ringsum lernen und ihm zur Hand gehen. Der Alte war oft unterwegs, auch fuhr er manchesmal zur Insel der Kranken, brachte ihnen Kräuter oder führte kranke Menschen aus ihren Zimmer auf die Insel, wie er es zuvor mit dem Goldschmied getan hatte.
Die Königin lernte eifrig, stampfte getrocknete Blüten und Gräser, zerrieb oder kochte sie. Sie tat das alles so begierig, weil sie hoffte, ihrem Geliebten, dem Goldschmied als kräuterkundige Frau auf die Insel folgen zu können, von der ihr der Alte oft erzählte. Als sie aber eines Tages aus seinem Munde hörte, dass der Goldschmied inzwischen gestorben war, wurde sie erst traurig und dann schwermütig. Nach einer langen Zeit kehrten ihre Lebensgeister schließlich zurück und sie schrie den Alten an:" Was sperrt ihr mich hier ein im wilden Wald zwischen stinkenden Säften, einzig mit eurer einsamen, langweiligen Gesellschaft! Ich bin immer noch eine Königin! Hört wohl, ich kündige euch den Dienst auf und zwar auf der Stelle!" So sprach sie, packte ihr Bündel und verließ den Alten. Dieser hatte während ihrer Worte keinerlei Regung gezeigt und auch jetzt blieb er ungerührt auf seinem Schemel sitzen und ließ sie ziehen. Die Königin aber wanderte und wanderte bis sie in eine kleine Stadt kam, dort verdingte sie sich auf dem Markt als Kräuterfrau und weil sie viel wusste über Art und Zubereitung der Pflanzen, kauften die Leute bei ihr; sie konnte den Stand vergrößern und wurde auch bald zu den Kranken in der Umgebung gerufen, damit sie ihnen helfe. Sie vergaß zwar ihren toten Geliebten nicht, aber diese Tätigkeit lenkte sie doch ein wenig ab und die schwere Trauer in ihrem Herzen wurde leichter.
Auf dem Schloss hatte indessen Freneta Königstochter das Amt ihrer Mutter übernommen. Sie saß mit ihrer gesunden und ihrer kranken Körperseite auf dem Thron und die Menschen des Volkes kamen zu ihr. Mit ihrer gesunden linken Seite gab sie den Kranken Kraft und Mut; mit der kranken rechten Seite schenkte sie den Gesunden etwas von der Weichheit der Kranken, ihrer Tiefe und Sensibilität.
So erwies sich die Seltsamkeit der Königstochter mit den beiden unterschiedlichen Seiten doch noch als glückbringend, sie wurde sogar recht berühmt über die Grenzen des Städtchens hinaus und Viele pilgerten herbei um die Prinzessin mit den der gesunden und der kranken Körperseite zu sehen und von ihr das zu bekommen, was sie brauchten.
Was aber war nun mit dem Krönlein der Prinzessin geschehen, das zu flicken der Goldschmied ja nicht mehr imstande gewesen war? Der Sohn des Hofastronomen wusste Rat: Er band die beiden Teile der Krone mit einer Schnur an der Decke fest. Und so oft Freneta auf ihrem kleinen Thron saß, schwebten die rechte und die linke Hälfte der Krone über ihrem Haupt und es sah aus, als wollten sie die Prinzessin mit sich in die Lüfte ziehen.
Der König aber war von all den Aufregungen in den letzten Jahren recht müde geworden, vor allen Dingen konnte er es immer noch nicht so recht verschmerzen, dass die Königin ihn so lange Zeit betrogen hatte. Am liebsten ruhte er nur noch auf dem Diwan, dachte über die guten alten Zeiten nach und überließ die Staatsgeschäfte seinen Ratgebern und seiner Tochter. Bald stellten sich auch Freier ein, die um die Hand der Prinzessin warben. Aber sie wollte ihren Vater nicht verlassen und kam endlich mit ihm überein, nur einen Mann zu nehmen, der mit ihr auf dem Schloss ihrer Kindheit und Jugend leben wollte. Dazu war jedoch keiner der Königssöhne bereit. Ei was, sie sollten in das Schloss ihrer zukünftigen Königin ziehen, hat man denn so etwas schon gehört?! Über dieses Ansinnen in ihrer Ehre gekränkt, zogen sie wieder ab. Die Prinzessin aber ehelichte den Freund ihrer Kindheit und Jugend samt Fernrohr und anderen Instrumenten, um die Sterne zu betrachten und zu berechnen. Dieser Freund war jedoch niemand anders als der Sohn des Hofastronomen, der seinerseits auch Hofastronom werden wollte und sehr viel mit Berechnungen und Himmelsbetrachtungen beschäftigt war.
Und der König war´s zufrieden. Dass er mir nur keine Sterne an die Schlosswände malt, sagte er und als die Hochzeit vorbei war, machte er es sich wieder auf seinem Diwan bequem.
Nein, Freneta und ihr Hofastronom malten keine Sterne an die Wände, aber dafür taten es ihre Kinder. Doch die erlebte der alte König nicht mehr, er war inzwischen eines ruhigen Todes gestorben. Eines Tages schlief er einfach auf seinem Diwan ein und hörte auf zu atmen.
Nach ihm wurde der junge Hofastronom König und regierte mit seiner Königin, der ganzen halben Freneta über das kleine Land und über weite Teile des Himmels dazu. Und es fiel ihm gar nicht ein, seinen Kinder zu verbieten, Sterne an die Schlosswände zu malen.
Doch eines Tages erkrankten die Kinder des jungen Königspaares an einer bösen Lähmung und konnten danach beide ihre linke Körperseite nicht mehr bewegen und lagen traurig in ihren Betten. Kein Hofarzt konnte ihnen helfen. Am schwersten aber war es für Freneta, die das Leiden ihrer Kinder so gut verstand und darunter litt, nichts für sie tun zu können.
Da hörte sie von einer Kräuterfrau in einer anderen Stadt, die schon Viele gesund gemacht hatte. Sie ließ nach ihr rufen, die Kräuterfrau erschien auch wirklich; sie gab den Kindern eine Salbe zum Einreiben und einen starken Absud zum Trinken und schon nach kurzer Zeit konnten sie sich erheben, die Lähmung war behoben, und sie sprangen wieder fröhlich umher.
Freneta und der Hofastronom-König dankten der Kräuterfrau mit Tränen in den Augen. Da sprach der junge König: "Wollt Ihr wohl einmal meine Frau ansehen, vielleicht könnt ihr auch sie gesund machen, ihre rechte Körperseite ist seit ihrer Kindheit krank und schmerzt sie."