Was ein gutes Leben ausmacht - Gladys McGarey - E-Book
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Was ein gutes Leben ausmacht E-Book

Gladys McGarey

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  • Herausgeber: Integral
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2023
Beschreibung

Sie wurde 103 Jahre alt, war über 70 Jahre praktizierende Ärztin aus Leidenschaft und gilt weltweit als Pionierin der ganzheitlichen Medizin: Dr. Gladys McGarey war eine der großen, weisen Frauen unserer Zeit. Basierend auf ihrer immensen Lebenserfahrung verrät sie hier ihre sechs Geheimnisse für ein langes, gesundes und glückliches Leben. Ihr überraschender Ansatz: Es geht nicht darum, mit unserer Lebensenergie sparsam umzugehen – sondern sie vielmehr wild und großzügig aus vollem Herzen zu verteilen!
Mit ihrer Weisheit und warmherzigen, einfühlsamen Art verkörperte Dr. Gladys zugleich die liebevolle Großmutter und vertrauensvolle Hausärztin, die wir alle gern hätten. Ihr Buch ist ein inspirierender Wegweiser, der unsere Sicht auf Krankheit und Heilung grundlegend verändern wird – und der zeigt, wie wir dem Leben in jeder Phase voller Freude, Neugier und Mut begegnen.

  • Von der über 100-jährigen Ärztin und Pionierin der ganzheitlichen Medizin
  • Wie wir zu einem Leben voller Freude, Erfüllung und Zufriedenheit finden
  • Mit inspirierenden Fallbeispielen aus dem bewegten Leben der Autorin, überraschenden Heilungsberichten und praktischen Ratschlägen

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Seitenzahl: 339

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Das Buch

Sie ist 102 Jahre alt, seit über 70 Jahren praktizierende Ärztin aus Leidenschaft und gilt weltweit als Pionierin der ganzheitlichen Medizin: Dr. Gladys McGarey ist eine der großen, weisen Frauen unserer Zeit. Basierend auf ihrer immensen Lebenserfahrung verrät sie hier ihre sechs Geheimnisse für ein langes, gesundes und glückliches Leben. Ihr überraschender Ansatz: Es geht nicht darum, mit unserer Lebensenergie sparsam umzugehen – sondern sie vielmehr wild und großzügig aus vollem Herzen zu verteilen!

Mit ihrer Weisheit und warmherzigen, einfühlsamen Art verkörpert Dr. Gladys zugleich die liebevolle Großmutter und vertrauensvolle Hausärztin, die wir alle gern hätten. Ihr Buch ist ein inspirierender Wegweiser, der unsere Sicht auf Krankheit und Heilung grundlegend verändern wird – und der zeigt, wie wir dem Leben in jeder Phase voller Freude, Neugier und Mut begegnen.

Die Autorin

Dr. Gladys McGarey, geboren 1920, ist mit über hundert Jahren immer noch leidenschaftlich praktizierende Ärztin. Sie gilt als weltweite Pionierin der allopathischen und ganzheitlichen Medizin und gründete zahlreiche Institutionen, unter anderem das American Board of Holistic Medicine und die Holistic Medical Association. Sie war eine der ersten westlichen Ärztinnen, die in den USA Akupunktur anwandten, und hat zahlreiche Ärzt*innen darin ausgebildet. Bereits in den 1970er-Jahren setzte sie sich unermüdlich für natürliche Geburten ein und dafür, dass Väter in den Kreißsälen der Krankenhäuser anwesend sein dürfen. In ländlichen Gebieten Afghanistans lehrte sie Frauen sichere Geburtsmethoden, was dort zu einem Rückgang der Säuglingssterblichkeit um 47% führte.

Dr. Gladys McGarey lebt und arbeitet in Scottsdale/Arizona. Derzeit betreibt sie eine Praxis für Lebensberatung, ernährt sich gesund und genießt ab und zu ein großes Stück Kuchen.

GLADYS McGAREY

WAS EIN GUTES LEBEN AUSMACHT

Eine 102-jährige Ärztin offenbart die sechs Geheimnisse für Gesundheit und Glück in jedem Alter

Aus dem Amerikanischen übersetzt von Sabine Zürn

Die Originalausgabe erschien 2023 unter dem Titel The Well-Lived Life: A 102-Year-Old Doctor’s Six Secrets to Health and Happiness at Every Age bei Atria Books, an Imprint of Simon & Schuster, Inc., New York.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Copyright © 2023 by Gladys McGarey

All rights reserved including the right of reproduction

in whole or in part in any form.

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2023

by Integral Verlag, München,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Alle Rechte sind vorbehalten.

Covergestaltung: Guter Punkt GmbH & Co. KG, München

Coverfoto: © privat

Satz: Leingärtner, Nabburg

ISBN 978-3-641-30233-7V001

www.Integral-Lotos-Ansata.de

www.facebook.com/Integral.Lotos.Ansata

Für die fünf Generationen der Liebe und Heilung meiner Familie. Und für Sie, liebe Leserinnen und Leser. Möge dieses Buch zu Ihrer Heilung beitragen und ein Wegweiser für Ihre Seele sein. Sie sind aus einem bestimmten Grund hier.

INHALT

VORWORT: DR. MARK HYMAN

EINFÜHRUNG: HINWENDUNG ZUM LEBEN

1.  GEHEIMNIS: SIE SIND AUS EINEM BESTIMMTEN GRUND HIER

KAPITEL 1: UNSER LEBENSSAFT

KAPITEL 2: WARUM BIN ICH HIER?

KAPITEL 3: WIE PUZZLETEILE

KAPITEL 4: WOHIN MIT UNSEREM LEBENSSAFT?

KAPITEL 5: IHRE TRÄUME VERWIRKLICHEN

Übung: Finden Sie Ihren Lebenssaft

2.  GEHEIMNIS: ALLES LEBEN MUSS IN BEWEGUNG SEIN

KAPITEL 6: DAS GEFÜHL DER LÄHMUNG

KAPITEL 7: DAS LEBEN IST STÄNDIG IN BEWEGUNG

KAPITEL 8: DEN SCHMERZ ÜBERWINDEN

KAPITEL 9: GEFANGEN IM SCHAMGEFÜHL

KAPITEL 10: UNWICHTIGES LOSLASSEN

KAPITEL 11: BLOCKADEN LÖSEN

KAPITEL 12: SUCHEN SIE DAS RINNSAL

Übung: Loslassen

3.  GEHEIMNIS: LIEBE IST DIE STÄRKSTE MEDIZIN

KAPITEL 13: LIEBE UND ANGST

KAPITEL 14: SIE HABEN DIE WAHL

KAPITEL 15: WARUM SELBSTLIEBE WICHTIG IST

KAPITEL 16: LIEBE ANNEHMEN

KAPITEL 17: LIEBE SCHENKEN

KAPITEL 18: LIEBE WIRKT WUNDER

Übung: Sich selbst lieben und heilen

4.  GEHEIMNIS: WIR SIND NIE WIRKLICH ALLEIN

KAPITEL 19: LEBEN IST GEMEINSCHAFT

KAPITEL 20: NIEMAND IST PERFEKT

KAPITEL 21: FREUNDE FINDEN

KAPITEL 22: GRENZEN SETZEN

KAPITEL 23: DIE KRAFT DES ZUHÖRENS

KAPITEL 24: HILFREICHE ENGEL

Übung: Das Lebensnetz knüpfen

5.  GEHEIMNIS: DAS LEBEN IST IHR LEHRER

KAPITEL 25: EINE LEKTION ÜBER ALLES IM LEBEN

KAPITEL 26: WIE WIR AUFHÖREN ZU KÄMPFEN

KAPITEL 27: WAS TRÄUME UNS MITTEILEN

KAPITEL 28: WENN DER SCHMERZ NICHT ENDET

KAPITEL 29: SCHWIERIGE SITUATIONEN MEISTERN

KAPITEL 30: LEKTION UM LEKTION

Übung: Die Lektion finden

6.  GEHEIMNIS: NUTZEN SIE IHRE ENERGIE IN VOLLEN ZÜGEN

KAPITEL 31: ENERGIE IST EINE INVESTITION

KAPITEL 32: WOFÜR WOLLEN SIE IHRE ENERGIE EINSETZEN?

KAPITEL 33: WUNDER IN IHR LEBEN EINLADEN

KAPITEL 34: DAS POSITIVE VERSTÄRKEN

KAPITEL 35: SICH NEU AUSRICHTEN

Übung: Das Leben umarmen

FAZIT: SIE KOMMEN GENAU ZUR RICHTIGEN ZEIT

DANKSAGUNG

Anmerkungen

ÜBER DIE AUTORIN

In den acht Jahrzehnten meiner ärztlichen Tätigkeit und den zehn Jahrzehnten meines Lebens auf dieser Erde habe ich Tausende von Menschen behandelt. Viele ihrer Geschichten habe ich nach bestem Wissen und Gewissen in dieses Buch aufgenommen. Aus Gründen der Diskretion habe ich alle Namen geändert, viele Details weggelassen und mehrere Fälle zu einem zusammengefasst. Unverändert geblieben sind die tiefgreifenden seelischen Veränderungen, die ich bei meinen Patientinnen und Patienten beobachten konnte, und die ebenso tiefgreifenden Auswirkungen, die jeder einzelne Mensch auf meinen persönlichen Seelenweg hatte.

VORWORT            Dr. Mark Hyman

Als ich Dr. Gladys das erste Mal traf, wusste ich, dass ich eine der großen Heilerinnen und ältesten weisen Frauen unserer Zeit vor mir hatte. Genauso erging es unzähligen anderen Menschen, die ihr begegneten. Ich spürte sofort, dass diese Frau alles, was unser menschliches Dasein ausmacht, kennt und zutiefst versteht – unsere Freuden und Sorgen, die unausweichlichen Kämpfe und alles, was es zu feiern gibt. Dr. Glayds ist eine äußerst warmherzige Naturheilärztin mit einem profunden Wissen, das sie sich hart erarbeitet hat. Sie durfte über hundert Jahre alt werden, bis ihr erstes Buch, ein inspirierender Wegweiser, erschien. Aber das Warten hat sich gelohnt. Dr. Gladys hat weltweit Pionierarbeit geleistet und unser Verständnis von Gesundheit und Heilung grundlegend verändert. In ihrem außerordentlich wichtigen Buch weiht sie Millionen von Leserinnen und Lesern in die einfachen, aber bahnbrechenden Geheimnisse ein, wie man in jedem Alter wahre Gesundheit und echtes Glück erlangen kann.

Dr. Gladys ist seit fast achtzig Jahren als Ärztin tätig – oder sogar noch länger, wenn man die Zeit ihrer inoffiziellen Ausbildung mitzählt, in der sie ihren Eltern, die als Missionsärzte in Indien tätig waren, bei der Behandlung schwacher und entrechteter Menschen half. Dr. Gladys ist seit Langem als »Mutter der ganzheitlichen Medizin« bekannt, obwohl man sie heute eher »Großmutter« oder sogar »Urgroßmutter« nennen darf. Nach ihrer Ausbildung zur Ärztin während des Zweiten Weltkrieges war sie eine der Pionierinnen auf diesem Gebiet und sah sich mit erheblichen sexistischen Vorurteilen konfrontiert. 1978 war sie das einzige weibliche Gründungsmitglied der American Holistic Medical Association.

Ihre ausgeprägte Neugier trieb sie dazu an, neben der Schulmedizin auch wirksame alternative Heilverfahren zu studieren und eine Reihe von Behandlungsmethoden aus westlichen, östlichen und indigenen Medizinsystemen zu erlernen und in ihrer Praxis anzuwenden, und zwar lange bevor andere Ärzte einen solchen Ansatz verfolgten. Ihre Überzeugung, dass die Würde werdender Mütter gewahrt und die Medikalisierung natürlicher Prozesse reformiert werden muss, bewog sie dazu, sich in den Sechziger- und Siebzigerjahren für sichere Hausgeburten stark zu machen. Als frühe Verfechterin der Ernährungsmedizin vertrat Dr. Gladys die Ansicht, dass Nahrung jede einzelne Zelle unseres Körpers beeinflusst – ein Ansatz, der Generationen von Ärzten überzeugt hat. Und ihr Konzept, dass Krankheiten uns den Schlüssel zu unserem Leben und zur Entwicklung unserer Seele an die Hand geben können, ist bis heute etwas radikal Neues in der Medizin.

Ihr Buch wird ein Klassiker werden, in dem Dr. Gladys sowohl seelisches Leid als auch körperliche Beschwerden behandelt. Es wird nicht nur Patientinnen und Patienten sowie medizinisches Fachpersonal erreichen, sondern auch Menschen, die sich nach einem erfüllteren und glücklicheren Leben sehnen. Dr. Gladys erklärt die wahren Ursachen von Krankheit und Gesundheit, von Unwohlsein und Wohlbefinden, denn Heilung findet ihrer Ansicht nach auf seelischer und körperlicher Ebene statt. Sie vertritt die Auffassung, dass wahre Gesundheit darauf beruht, die unvermeidlichen Herausforderungen des Lebens sowie Krankheit und Schmerz aus einer völlig neuen Perspektive zu betrachten, um tiefe Lebensfreude und Zufriedenheit zu empfinden.

Dr. Gladys zeigt uns, wie wir alles, was das Leben zu bieten hat, genießen können, und sie lebt vor, was sie vermitteln möchte. Sie ist ein leuchtendes Beispiel dafür, wie wir unser Leben betrachten sollten: als einen sich verändernden Entwicklungsprozess, in dem wir unsere Energie frei entfalten und »gesund altern« können.

In einer Zeit, in der das Älterwerden nicht sehr viel Wertschätzung erfährt, bietet uns Dr. Gladys eine positive Sicht dieses unaufhaltsamen Prozesses und was wir daraus gewinnen können: Je mehr wir lernen und die wahre Bestimmung unserer Seele verwirklichen, desto schöner und erfüllter ist unser Leben. Mit anderen Worten: Es geht darum, in jedem Augenblick das Beste aus unserem Leben zu machen, damit wir am Ende unserer Tage wissen, dass wir sie wirklich gut gelebt haben.

Dr. Gladys veranschaulicht die Sechs Geheimnisse für Gesundheit und Glück in jedem Alter am Beispiel ihrer persönlichen inspirierenden Lebensgeschichte und der ihrer Patientinnen und Patienten, von denen viele an Wunder grenzende Heilungen erfahren haben. Diese Menschen heilten nicht nur ihre Krankheiten, sondern auch ihr Leben.

Dieses Buch ist das stolze Ergebnis all dessen, was Dr. Gladys im Laufe eines Jahrhunderts gelernt und gelehrt hat. Viele mögen denken, dass sie nun auf ein reiches und erfülltes Leben zurückblicken kann, doch weit gefehlt – Dr. Gladys führt ein aktiveres Leben als viele andere in ihrem Alter, und sie hat immer noch einen Zehnjahresplan. Wie sie stolz erklärt, startet sie mit ihren fast 102 Jahren gerade erst durch.

EINFÜHRUNG HINWENDUNG ZUM LEBEN

In diesem Jahr bin ich 102 Jahre alt geworden. Als Ärztin im zweiten Lebensjahrhundert werde ich oft nach dem Geheimnis meines langen, gesunden und glücklichen Lebens gefragt: Jogge ich? Mache ich Pilates? Esse ich oft Kuchen?

Nein, ich jogge nicht. Gelegentlich mache ich Pilates. Und ja, ich esse hin und wieder Kuchen, denn ich liebe Kuchen! An meinem 95. Geburtstag bin ich sogar aus einer Torte gehüpft.

In den vergangenen acht Jahrzehnten als Ärztin habe ich viele Patientinnen und Patienten behandelt, die so besessen davon waren, die perfekte Diät zu finden, dass sie davon krank wurden. Andere hatten so viel Angst vor dem Tod, dass sie nicht mehr am Leben teilnahmen. Und fast alle hofften, ich hätte den ultimativen Tipp für sie, was sie in ihre Smoothies geben sollten, um ewig zu leben – oder zumindest ein paar Jährchen länger.

Leider habe ich auch nach über hundert Jahren auf diesem Planeten keinen Zaubertrank gefunden, der nachweislich ein langes und gesundes Leben garantiert, zumindest nichts, was Sie einfach in den Mixer schütten könnten.

Aber ich verrate Ihnen gerne mein Geheimnis für wahre Gesundheit und Glück. Vitamine oder Nahrungsergänzungsmittel haben damit überhaupt nichts zu tun. Nein, es geht vielmehr um eine neue Perspektive.

Während meiner jahrzehntelangen Tätigkeit als Ärztin habe ich erkannt, dass der Sinn der Medizin – und der des Lebens – sich ganz wesentlich von dem unterscheidet, was ich im Medizinstudium gelernt habe. Die meisten Menschen denken, dass die Medizin dazu da ist, Beschwerden zu beseitigen und körperliches Wohlbefinden wiederherzustellen. Dabei besteht das viel größere Ziel darin, der Seele ein gutes, gesundes Umfeld – den Körper – zu schaffen, damit sie ihre wahre Bestimmung entfalten kann.

Jeder Mensch hat in seinem Leben eine Aufgabe zu erfüllen. Für mich hat wahre Gesundheit nichts damit zu tun, eine Krankheit zu diagnostizieren oder das Leben nur um seiner selbst willen zu verlängern. Gesundheit bedeutet für mich vielmehr herauszufinden, wer wir sind, aufmerksam darauf zu achten, wie wir uns entwickeln und verändern sollten, und das zu tun, was unser Herz erfreut.

Das ist die Quintessenz meiner Philosophie: Jeder Mensch ist Teil eines größeren Ganzen. So wie alle Zellen in unserem Körper zusammenarbeiten, um den Fortbestand des Lebens zu sichern, so erschaffen alle Lebewesen gemeinsam das Universum, in dem wir leben. Deshalb ist jedes Individuum nicht nur unverwechselbar, sondern auch unverzichtbar.

Wir müssen verstehen, was Gesundheit und Wohlbefinden wirklich ausmacht, um diese umfassendere und komplexere Sicht von Krankheit und Heilung – und vom Leben selbst – zu begreifen. Entgegen der Meinung des medizinischen Establishments können Ärztinnen und Ärzte ihre Patienten nicht heilen; das können nur die Menschen selbst. Wir bringen in die Behandlung unsere ganze Kompetenz, unser Fachwissen und unsere Erfahrung ein. Wir fühlen mit unseren Patienten und Patientinnen, und dieses Mitgefühl fließt in die Behandlung ein. Denn das ist unsere heilige Aufgabe auf dieser Erde. Aber auch die kompetentesten Ärzte und Ärztinnen wissen, dass Heilung eigentlich von innen kommt.

Diese Aussage aus dem Mund einer Ärztin mag Sie überraschen. Doch mir sind die Sichtweisen der Komplementär- und der Alternativmedizin bestens bekannt. Meine Eltern waren als Osteopathen tätig – meine Mutter hat als eine der ersten Frauen eine osteopathische Ausbildung absolviert, und mein Vater war Allgemeinmediziner und Osteopath. Wir lebten in Indien, wo ich ein breiteres Spektrum an Erfahrungen sammeln konnte als die meisten meiner Kommilitoninnen und Kommilitonen an der medizinischen Fakultät. In den Fünfzigerjahren begann ich an der Seite meines Mannes, Dr. Bill McGarey, moderne Theorien zu studieren und zu reflektieren: die Idee, dass wir Seelen in einem menschlichen Körper sind, dass wir mit anderen Menschen verbunden und als Teil einer persönlichen und kollektiven Entwicklungs- und Heilungsmission auf dieser Erde sind.

Bill und ich gehörten zu dem kleinen Team, das 1978 die American Holistic Medical Association mit der Absicht gründete, die ganzheitliche Betrachtung von Körper, Geist und Seele in die moderne westliche Medizin einzubringen. Dieser Mission bin ich bis heute treu geblieben.

Es ist wichtig, von Anfang an klarzustellen, dass die holistische oder ganzheitliche Medizin nicht mit Alternativmedizin gleichzusetzen ist. Sie arbeitet mit vielen verschiedenen Heilmethoden und Therapien, einschließlich der Allopathie, die vielen als »Schulmedizin« oder »westliche Medizin« bekannt ist. Der Begriff »holistische Medizin« bezieht sich nicht auf die Art der Behandlungsstrategie, sondern auf den therapeutischen Ansatz. Es geht darum, nicht nur Symptome zu behandeln, sondern den Menschen als Ganzes im Kontakt mit seiner Umwelt zu sehen. Die ganzheitliche Medizin betrachtet jeden Einzelnen als komplexes Wesen mit seinen individuellen körperlichen, seelischen und geistigen Anteilen und seinen persönlichen Lebenszielen. Der Begriff »ganzheitlich« leitet sich vom Substantiv »Ganzheit« ab, das die Gesamtheit oder Einheit aller Anteile ausdrückt. Die ganzheitliche Medizin erkennt die Vollkommenheit jeder menschlichen Seele an und betrachtet den Körper als Instrument, das die Seele bei der Erfüllung ihrer Aufgaben unterstützt. Krankheiten und ihre Symptome – vom einfachen Wehwehchen bis zum metastasierenden Krebs – sind ebenfalls Teil dieses perfekten Konzepts. Indem sie uns zeigen, an welcher Stelle der Körper krank ist, machen sie uns genau darauf aufmerksam, woran die Seele als Nächstes arbeiten muss.

Deshalb frage ich einen Patienten mit Kopfschmerzen vielleicht nach seinen Träumen, und mit einer chronisch kranken Person spreche ich darüber, was ihr in der Kindheit widerfahren ist. Deshalb kommen viele meiner Patientinnen und Patienten nicht nur wegen körperlicher Beschwerden zu mir, sondern auch wegen emotionaler oder seelischer Probleme.

Jeder Mensch ist ein komplexes System aus Gedanken, Gefühlen, Überzeugungen und Empfindungen, die seinen Gesundheitszustand beeinflussen. Ich möchte nicht nur die Symptome meiner Patienten behandeln, sondern ihnen dabei helfen, ihre aktuelle Situation im Kontext ihrer Seelenreise zu sehen.

Die Herausforderungen des Lebens sind ein Hinweis auf den Teil unserer Seele, der sich verändern möchte. Jedes Leiden ist eine akute Herausforderung und weckt unsere Aufmerksamkeit wie eine heulende Sirene, die uns zuruft: »Wach auf! Nimm dich in Acht! Du hast etwas zu tun!« Natürlich können und sollten wir alle etwas tun, um Schmerz und Leid zu verhindern. Aber wenn wir unserem Leiden mit Neugier begegnen und uns fragen, was es uns sagen will, bekommt es eine neue Dimension. Das gilt für körperliches, emotionales und seelisches Leid gleichermaßen.

Aus Sicht der ganzheitlichen Medizin kann der menschliche Geist Einfluss auf den Zustand des Körpers nehmen, was manche so deuten, dass wir unsere Krankheiten selbst verursachen. Oder dass wir aus unserem Leiden etwas lernen können und Leid und Schmerz verdient hätten. Weil ich weiß, dass dieser Ansatz missverstanden werden kann, möchte ich Folgendes klarstellen: Ich befürworte weder ein Märtyrerdasein, noch behaupte ich, Sie hätten Ihr Leid verdient. Ebenso wenig behaupte ich, dass eine Neuorientierung alles ist, was Sie tun können. Ein gebrochener Knochen muss wieder eingerenkt werden, und wenn die Gesellschaft ein großes Problem hat, muss es an der Wurzel gepackt werden. Aber egal, wie sehr wir uns um unseren Körper oder die materiellen Bedingungen in der Welt kümmern – ein gewisses Maß an Leid ist unvermeidlich, und wir können es dazu nutzen, um uns weiterzuentwickeln.

Auch wenn die Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind, unser Wohlbefinden beeinflussen, bestimmen sie uns nicht vollständig. Viele Menschen müssen Krankheiten und sogar große Schmerzen ertragen und verfolgen trotzdem mit Freude ihre Ziele. Andere sind gesund und wollen dennoch nicht mehr leben. Gesundheit bedeutet nicht, keine körperlichen Beschwerden zu haben, und Glück setzt auch nicht voraus, dass wir ein Leben ohne Probleme führen. Gesundheit und Glück beruhen auf dem Gefühl, über eine große Lebenskraft zu verfügen und an der Welt, in der wir leben, teilzuhaben.

Wahre Gesundheit bedeutet, engagiert und aktiv an der Welt um uns herum mitzuwirken. Dazu nutzen wir unsere Lebenskraft: Sie setzt sich zusammen aus unserem Willen, aus dem Wunsch, hier zu sein, und aus der Bereitschaft, mit anderen zu teilen, was wir zu geben haben. Das verleiht unserem Leben Sinn und heilt unsere Seele, egal, in welcher Verfassung wir uns befinden.

In diesem Buch zeige ich Ihnen, wie Sie Heilungs- und Lernprozesse aktivieren können, um jeden Tag Ihres Lebens in vollen Zügen zu genießen. Ich teile mit Ihnen die sechs grundlegenden Geheimnisse, die uns den Prozess erleichtern, den ich »Hinwendung zum Leben« nenne. Die Verantwortung für diesen Prozess liegt letztendlich bei Ihnen. Sie leben Ihr Leben, und nur Sie können es heilen. Für Ihre Gesundheit und Vitalität – und, ja, auch für Ihren Lebenssinn und Ihr Glück – ist es förderlich, eine Art Arzt-Patienten-Beziehung zu sich selbst zu entwickeln und zu spüren, was Sie brauchen und was Ihnen Freude macht. Verschreiben Sie sich selbst die Therapie, die am besten für Sie ist.

Wenn ich mein Lebenswerk – und die Absicht, die ich mit diesem Buch verfolge – in einem Satz zusammenfassen müsste, dann wäre es dieser: Um wirklich lebendig zu sein, müssen wirdie Lebenskraft in uns selbst entdecken und unsere ganze Energie darauf ausrichten. Das verändert unsere Perspektive und lädt uns dazu ein, uns allem zu stellen, was das Leben mit sich bringt, und uns ganz darauf einzulassen.

Vielleicht denken Sie jetzt: Ich lasse mich doch schon auf mein Leben ein! Schließlich lebe ich es jeden Tag. Aber ich spreche davon, das Leben in jedem Augenblick und mit jedem Atemzug zu genießen und zu gestalten. Ich spreche davon, mit dem Leben selbst zu tanzen und die Bereitschaft und das Vertrauen zu entwickeln, auch dann zu tanzen, wenn uns das Leben Knüppel zwischen die Beine wirft. In schwierigen Situationen lassen wir uns nicht unterkriegen, sondern bleiben neugierig und machen weiter. Wir sind dankbar, auch wenn es hart auf hart kommt.

Ich möchte Ihnen einige der wunderbaren Patientinnen und Patienten vorstellen, die ich dabei unterstützen durfte, tiefer mit ihrer Seelenaufgabe in Kontakt zu treten, noch mehr Freude zu empfinden und zu lernen, Liebe und Fürsorge auch von manchmal unerwarteter Seite anzunehmen. In manchen Fällen grenzte ihre Heilung fast an ein Wunder, aber hinter diesen scheinbaren Wundern steht ein wissenschaftliches Konzept mit der Zielsetzung, die Lebensenergie in sich selbst zu entdecken und sich darauf auszurichten.

Sie werden feststellen, dass alle Patientinnen und Patienten aktiv an ihrer Heilung mitarbeiten mussten. Voraussetzung war, dass sie freiwillig und unter Einsatz ihrer Lebenskraft ihre Perspektive änderten. Ich habe ihnen liebevoll geholfen, sich ihren individuellen Problemen zu stellen. Manche wurden von ihren Krankheiten geheilt, andere lernten, mit chronischen Krankheiten ihren Frieden zu machen. Einige starben, andere wurden fast so alt wie ich. Doch alle fanden zu ihrer seelischen Gesundheit und zum Sinn ihres Lebens, und sie hatten ein gutes Leben.

Neben den Fällen aus meiner Praxis berichte ich auch aus meinem Leben außerhalb der Klinik. Mein ungewöhnlicher Lebensweg hat mich um die ganze Welt geführt, und er ist lang genug, um einige interessante Geschichten zu enthalten. Meine Rolle als Mutter, Großmutter, Urgroßmutter und jetzt sogar Ururgroßmutter erfüllt mich genauso wie meine Aufgabe als Ärztin, und deshalb erzähle ich auch darüber. Ich lerne jeden Tag etwas Neues hinzu und hatte viele Gelegenheiten, das, was ich predige, in die Tat umzusetzen.

Ich hatte das Glück, von zahlreichen außergewöhnlichen Menschen inspiriert zu werden. Allen voran meine Eltern: Dr. John Taylor und Dr. Magdelene Elizabeth »Beth« Siehl Taylor, Pioniere in der Osteopathie und gläubige Menschen. Sie haben ihr Leben der Versorgung benachteiligter Menschen in Indien gewidmet. In diesem Land zogen sie mich und meine vier Geschwister zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg groß. Sie werden zwei dieser Geschwister kennenlernen: meinen Bruder Dr. Carl Taylor und meine Schwester Margaret Taylor Courtwright. Beide haben bis zu ihrem Tod jeden Augenblick ihres Lebens voller Freude gelebt. Ebenso lernen Sie meine strenge Tante Belle kennen und Harday, unser geliebtes Kindermädchen, das wir »Ayah« nannten. (Ayah und ihr Mann Dar, unser Koch, gehörten zur Familie. Ich muss gestehen, dass wir sie heute ganz sicher nicht mehr so nennen würden.) Außerdem werden Ihnen einige bekannte Namen von führenden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens begegnen, deren Lebensweg sich zufälligerweise mit meinem gekreuzt hat.

Ich hoffe, dass Sie durch meine Lebensgeschichte und die Fallbeispiele meiner Patientinnen und Patienten mehr Sinn in Ihrem eigenen Leben entdecken werden. Denn es ist mir ein Anliegen, Sie bei der Analyse Ihres Lebens zu unterstützen, damit Sie die Einzigartigkeit Ihres Körpers und Ihrer Seele verstehen und Ihr Leben und Ihre Heilung selbst in die Hand nehmen. Ich habe Tausende von Patientinnen und Patienten behandelt – und kein Mensch gleicht dem anderen! Auf der Suche nach Ihrem ganz persönlichen Lebensweg bildet Ihr Körper die Hülle für Ihre Seele, die Ihre heilige Mission erfüllt, und nur Sie allein können diesen Prozess steuern.

Durch die folgenden Berichte lernen Sie meine sechs Geheimnisse auf einer persönlichen Ebene kennen. Viele meiner Prinzipien bewegten sich früher am Rande allgemein anerkannter Fakten, aber die Wissenschaft holt immer mehr auf! Ich halte es für notwendig, wissenschaftlich zu denken und zu arbeiten, denn das ist ein klarer und exakter Weg, um die Welt zu verstehen. Ich engagiere mich für die Wissenschaft, weil ich vieles hinterfrage – ich gehe den Dingen gern auf den Grund. Wer Fragen stellt, weiß, es gibt vieles, was die Wissenschaft noch nicht erklären kann. Es lohnt sich immer zu fragen, auch wenn wir die Antwort noch nicht kennen.

Um die sechs Geheimisse in Herz und Körper zu verankern, habe ich einige einfache Übungen für Sie zusammengestellt. Jedes Geheimnis endet mit einer kurzen Reflexion, die Sie nach Lust und Laune durchführen können – bei einem Spaziergang, schriftlich oder auf eine andere Art, die Sie anspricht. Keine der Übungen ist ein Patentrezept, sondern eher das, was meine Mutter »eine kleine Motivationsspritze« (engl. make-do) nennen würde, nämlich das Beste aus einer Situation zu machen. Verstehen Sie die Übungen bitte nicht als Hausaufgaben, die habe ich als Kind gehasst! Es handelt sich eher um kleine Schritte auf dem Weg zu einer neuen und ganzheitlichen Sichtweise, wie Sie sich ein erfülltes Leben erschaffen können.

Wiederholen Sie die Übungen so oft wie möglich, damit sie zur täglichen Routine werden. Passen Sie sie Ihren Bedürfnissen an, denn wenn Sie etwas aus diesem Buch mitnehmen, dann hoffentlich die Erkenntnis, dass es ganz allein in Ihrer Hand liegt, wie Sie Ihre Gesundheit und Heilung sowie Ihr Leben und Lernen gestalten. Meiner Meinung nach reicht es nicht aus, über diese Ideen nur zu sprechen. Wir müssen sie in die Tat umsetzen – und in unserem Körper spüren. Sie denken über diese Theorien nach, und ich biete Ihnen einfache Möglichkeiten an, sie in die Praxis umzusetzen und dadurch ganz in sich aufzunehmen.

Allein die Tatsache, dass Sie dieses Buch lesen, zeigt, dass Sie bereits auf dem Weg sind, sich mit Ihrer Seele und Ihrer Lebensaufgabe zu verbinden. Aber niemand schafft das allein, schon gar nicht in der heutigen Zeit.

Viele Menschen stellen sich im Laufe ihres Lebens folgende existenzielle Fragen: Wer bin ich? Warum bin ich hier? Wie soll ich mein Leben gestalten – womit und mit wem? Wie wird meine Bilanz am Ende meines Lebens aussehen? Angesichts der allgemeinen Verunsicherung werden solche Fragen immer noch drängender.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie Zugang zu der Weisheit finden, die in Ihnen wohnt, die diese Fragen freudig aufnimmt und es nicht eilig hat, sie zu beantworten. Ich möchte Ihnen helfen, Ihre Möglichkeiten zu erkennen, wenn Sie sich mit Ihrer inneren Wahrheit verbinden, unabhängig davon, was andere dazu sagen.

Doch ehe ich beginne, möchte ich Ihnen eine Geschichte erzählen.

Anfang 1930 saß ich mit meiner Familie in einem Zug von Delhi nach Bombay (heute Mumbai) und schwelgte in Selbstmitleid, weil wir in die Vereinigten Staaten zurückkehren würden, wo ich gebügelte Kleider, korrekte Umgangsformen und andere Dinge kennenlernen sollte, die ich mit meinem ungestümen Wesen einfach nicht ertragen konnte. In meiner alten Schule hatte ich endlich einen Lehrer gefunden, den ich mochte, und schon deshalb war ich völlig am Boden zerstört, aber meine Eltern versprachen mir, dass wir bald zurückkehren würden. Sie hatten Heimaturlaub bekommen, und der Plan war, unsere Zelte in Kansas aufzuschlagen, in der Nähe der Weizenfarm der Familie meines Vaters. Ich ahnte nicht, dass genau zu dieser Zeit die Weltwirtschaftskrise ausbrechen und uns für mehr als zwei Jahre in Kansas festsetzen würde – im Alter von neun Jahren kennt man sich mit solchen Dingen noch nicht aus. Ich wusste nur, dass wir Indien verlassen, uns von Ayah und Dar verabschieden und in ein fernes Land reisen mussten, in dem ich nur einmal gewesen war und an das ich keine Erinnerungen hatte.

Ich drückte mein staubiges Gesicht an die Gitterstäbe des Fensters und sah mein geliebtes Geburtsland an mir vorüberziehen, als der Zug plötzlich langsamer wurde. Entlang der Bahngleise formierte sich eine gewaltige Menschenmenge zu einem Prozessionszug. Die Frauen trugen ihre besten Kleider, und die Kinder tanzten und warfen Blumen. In der ersten Klasse an der Spitze des Zuges blieben alle ruhig sitzen, als ob nichts geschehen wäre. Aber im Wagen der dritten Klasse, in dem wir saßen, kletterten die Leute aus den Fenstern und stürzten hinaus, um sich einzureihen, wieder andere rannten mit donnernden Schritten über die Metalldächer der Waggons.

Als der Zug wieder etwas schneller fahren konnte und die Prozession überholte, sahen wir die Menschen, die vorneweg marschierten. In der ersten Reihe stand ein kleiner Mann in einem einfachen weißen Dhoti – einem Tuch, das um seine Taille und seine Oberschenkel gewickelt war –, in der Hand einen Holzstab, den sogenannten Larthi. Obwohl die Sonne erbarmungslos brannte, schritt er fröhlich dahin, ganz erfüllt von seiner Lebensaufgabe. Inzwischen riefen die Leute seinen Namen, aber ich wusste schon, dass ich den Mann sah, von dem mir meine Eltern so respektvoll erzählt hatten und der inzwischen zu einer Legende geworden war. Der Mann, der die Menschen aus ihrer Unterdrückung befreite und sie in das Licht der Selbstermächtigung führte, war Mahatma Gandhi.

Der Zug hielt an, und nach dem stundenlangen monotonen Rumpeln war die plötzliche Stille fast elektrisierend. Da lief ein Kind mit einer Blume in der Hand auf Gandhi zu. Er blieb stehen, bückte sich und nahm die Blume entgegen. In diesem Augenblick erkannte ich, dass sein ganzes Wesen von großer Liebe erfüllt war. Er ging weiter und blickte zurück, nicht nur zu den Menschen hinter ihm und auf den Dächern, sondern auch zu denen, die ihn hinter den Gitterstäben der Zugfenster beobachteten. Und ich schwöre, für eine Sekunde sah er mich direkt an.

Ich habe in meinem Leben viel Liebe erfahren. Aber die Liebe dieses Mannes werde ich nie vergessen. Es war, als ob er meine Traurigkeit, Indien zu verlassen, meine Angst und meine Hoffnung zugleich sah und alles zuließ. Er schaute mich mit einer unvergesslichen Liebe an – einer Liebe, die meine Seele erkannte. Er drehte sich um und führte die Menge weiter. Ich war Zeugin von Gandhis historischem Salzmarsch oder Salz-Satyagraha. Er führte diese gewaltlose Protestaktion gegen die britischen Bestimmungen zur Salzgewinnung an.

Wie gern würde ich Ihnen dieselbe unvergessliche Liebe schenken, die alles, was Sie ausmacht, anerkennt und annimmt. Aus dieser Liebe erwächst Hoffnung für die Zukunft. Sie gibt all unseren Lektionen Sinn, lässt auch scheinbar aussichtslose Kämpfe sinnvoll erscheinen und markiert den Wendepunkt, an dem wir durch die Wucht unserer wachsenden Lebenskraft in eine neue Denkweise katapultiert werden.

Ich weiß nicht, wer Sie sind, aber ich möchte Ihnen versichern, dass ich großen Respekt vor Ihrer Lebensaufgabe habe, vor dem, was Sie bisher mitgemacht und geleistet haben, und ich blicke voller Hoffnung auf das, was noch kommen wird. Mithilfe meiner sechs Geheimnisse kann ich Ihnen den Weg weisen und Ihnen alle Liebe dieser Erde schenken.

Der Rest liegt bei Ihnen.

1. GEHEIMNIS SIE SIND AUS EINEM BESTIMMTEN GRUND HIER

KAPITEL 1: UNSER LEBENSSAFT

Ich erinnere mich noch genau, wie ich meinen Lebenssaft zum ersten Mal gespürt habe.

Meine Eltern waren Missionare in der Nähe von Mussoorie, Indien, auf halbem Weg zum Himalaja. Ab meinem fünften Lebensjahr besuchte ich zusammen mit meinen älteren Geschwistern die einzige englischsprachige Schule in der Region, die hauptsächlich für die Kinder von Missionaren, Regierungsbeamten und Offizieren der britischen Armee bestimmt war. Als Kind war ich ziemlich unordentlich – meine Mutter und mein Kindermädchen Ayah taten ihr Bestes, damit ich sauber und ordentlich gekleidet war, und ich gab mein Bestes, um ihre Arbeit wieder zunichtezumachen. Ich war lieber draußen und kletterte auf Bäume, als mit Puppen zu spielen oder Bücher zu lesen. Ich hörte gerne Geschichten, aber ich hatte keine Lust, sie zu lesen – denn jedes Mal, wenn ich einen Blick auf die Buchstaben warf, verschwammen sie vor meinen Augen, und ich verstand den Sinn der gedruckten Worte nicht.

Damals kannten wir die Ursache dieses Phänomens noch nicht. Heute ist es als Legasthenie bekannt. Und so war ich im ersten Schuljahr fest davon überzeugt, dumm zu sein, was meine Lehrerin noch verstärkte, indem sie mich ständig wegen meiner Fehler bloßstellte. Ihre Meinung über mich hat mein Selbstwertgefühl nachhaltig geprägt. Meine Leistungen waren schließlich so ungenügend, dass ich die Klasse wiederholen musste.

Im Nachhinein hatte dieser Kampf etwas Gutes. Angesichts meiner späteren Laufbahn scheint mir diese Phase meines jungen Lebens heute relativ kurz gewesen zu sein. Und damals war es alles andere als leicht für mich. Ich hielt mich tatsächlich für dumm. Diese Lehrerin allerdings hielt ich für noch dümmer, aber dennoch zweifelte ich ernsthaft daran, dass ich es zu etwas bringen würde, wenn ich etwas so Einfaches wie Lesen nicht beherrschte. Am meisten beschäftigte mich die Frage, ob ich eines Tages wie meine Eltern Ärztin werden könnte, was mein größter Traum war.

Außerdem fiel es mir sehr schwer, Freunde zu finden. Ich fühlte mich schrecklich einsam und zählte jeden Tag auf dem Nachhauseweg meine Schritte, wenn ich den Hügel hinauflief, bis ich mich endlich in Ayahs Schal wickeln und ausweinen konnte.

Die ersten beiden Schuljahre verbrachte ich damit, sehnsüchtig auf den Winter zu warten, wenn wir unsere Siebensachen in den Wohnwagen packten und in die Savanne fuhren, um die Bevölkerung medizinisch zu versorgen. Nichts liebte ich mehr als die Zeit in der mobilen Klinik. Wir bildeten eine geschäftige Reisegemeinschaft, und aus dem ganzen Land strömten kranke Menschen zu uns, meist aus den beiden unteren Kasten, sowie die Dalits, auch als »Unberührbare« bezeichnet. Meine Eltern lehnten das indische Gesellschaftssystem mit seiner hierarchischen Einordnung und Abgrenzung gesellschaftlicher Gruppen als falsch und ungerecht ab. Ich habe es auch nie verstanden – wie konnte Ayah »unberührbar« sein, wenn ihre Umarmung doch das Schönste auf der Welt war? Wie konnte Dar oder irgendein anderer Mensch unberührbar sein? Meine Eltern behandelten auch Leprakranke und Frauen, die oft nirgendwo sonst medizinische Hilfe bekamen. Die meisten Patientinnen und Patienten hatten noch nie einen Arzt gesehen, und kaum jemand hatte Geld.

Dank dieses Engagements wurde unser Camp zu einem viel besuchten Anlaufpunkt, zu dem die Menschen kamen, um sich behandeln zu lassen, wo sie aber auch Liebe, Freundlichkeit und Gemeinschaft fanden. Wir arbeiteten vom Morgengrauen bis in die heißesten Stunden des Tages, dann ruhten wir uns aus und arbeiteten danach weiter bis in die Nacht hinein. Später saßen wir alle zusammen am Lagerfeuer und erzählten uns unter dem Sternenhimmel Geschichten.

Anscheinend wusste jeder in der Gegend, wann wir in der Nähe waren, denn es war bekannt, dass meine Eltern alle hilfsbedürftigen Menschen aufnahmen. Als mein Vater eines Tages mit meinen älteren Brüdern auf die Jagd ging, halfen Margaret, unserer jüngerer Bruder Gordon und ich unserer Mutter im Sanitätszelt aus. Ich liebte es, ihr zu assistieren und Menschen mit infizierten Wunden, chronischen Krankheiten und gebrochenen Knochen zu versorgen. Ich war stolz darauf, dass meine Mutter Ärztin war. Außerdem hatte ich das Gefühl, in meinen ersten acht Lebensjahren schon so ziemlich jede Krankheit gesehen zu haben. Aber an diesem Tag wurde ein Patient zu uns gebracht, mit dem wir nicht im Traum gerechnet hatten.

Gegen Mittag kam es zu einem Tumult, nachdem ein junger Mann einen verwundeten Elefanten ins Camp geführt hatte. Meine Mutter begrüßte den Mann und versuchte, ihm klarzumachen, dass sie keine Tierärztin sei. Er wiederum erklärte ihr, dass es sich um einen ganz besonderen Elefanten handelte, auf dem der Rajah am liebsten zur Jagd ausritt. Vor einiger Zeit war das Tier in einen Bambusstrunk getreten, hatte sich dabei am Fuß verletzt, und die Wunde wollte einfach nicht heilen. Normalerweise ließ der Rajah seine Tiere von den Elefantenführern behandeln, da er aber wusste, dass meine Eltern in der Gegend waren, wies er den jungen Mann an, nicht eher zurückzukehren, bis sie höchstpersönlich den Elefanten behandelt hatten.

Obwohl meine Mutter noch nie einen Elefanten versorgt hatte, nahm sie die Herausforderung an. Sanft, aber bestimmt sprach sie mit dem Tier, so wie sie es bei jedem nervösen Patienten tat. »Sehen wir uns die Wunde mal an«, sagte sie beruhigend. »Ich bin auch ganz vorsichtig. Ich merke, dass du Schmerzen hast.« Sie betrachtete den linken Vorderfuß des Elefanten und berührte vorsichtig das empfindliche Ballenpolster der Fußsohle. Die Wunde war tatsächlich entzündet, und sie schloss daraus, dass noch ein Bambussplitter darin steckte. Ich fand es aufregend, einem so majestätischen Tier nahe zu sein, hatte jedoch auch ein wenig Angst. Seine sanfte Energie überraschte mich, als ich über seine faltige Haut und die glatten Stoßzähne strich. Meine Mutter spürte, dass ich helfen wollte, und schickte mich los, um eine Zange, Kaliumpermanganat und eine große Kupferspritze zu holen. Ich holte die Zange und die größte Spritze, die wir hatten. »Ja, das machst du ganz wunderbar«, beruhigte meine Mutter den Elefanten, der geduldig dastand und blinzelte.

Dann rannte ich ins Sanitätszelt, um die antiseptische Lösung zur Desinfektion der Wunde vorzubereiten. Ich nahm eine große Flasche Kaliumpermanganat aus dem Regal – unser Zelt war immer penibel aufgeräumt – und stellte sie neben den Krug mit Wasser, den wir dort aufbewahrten. Sorgfältig mischte ich die Lösung und füllte die violette Flüssigkeit in eine Schüssel, wobei ich jeden Kontakt mit der aggressiven Chemikalie vermied, um keine Verätzung der Haut davonzutragen. Mit der großen schweren Schüssel in den Händen ging ich langsam über den unebenen Boden zurück, ohne etwas zu verschütten. Der Elefant stand immer noch ruhig da und sah zu, wie meine Mutter nach dem Bambussplitter tastete, der tief in der Sohle seines Vorderfußes steckte. Geduldig ließ er zu, dass sie den langen Splitter entfernte und die Wunde desinfizierte. Ich konnte gut verstehen, dass der Rajah dieses Tier liebte, das so gut erzogen war, dass es nicht einmal zuckte. Zum Schluss trug meine Mutter noch Salbe auf die Wunde auf.

Elefanten sind sehr soziale Wesen mit viel Gefühl, und bevor der Elefantenführer ihn zum Abkühlen in den Ganges führen konnte, hob das mächtige Tier meine Schwester Margaret, die vor Schreck und Freude aufschrie, mit seinem Rüssel hoch in die Luft, so zufrieden schien er mit der Behandlung zu sein. Wir hielten den Atem an. Doch der Elefant ließ Margaret auf seinen Rücken gleiten, und wir atmeten erleichtert auf. Dann griff er nach mir.

Nachdem ich gesehen hatte, wie behutsam er mit meiner Schwester umgegangen war, hatte ich keine Angst mehr. Ich genoss das Gefühl, wie er seinen lederartigen Rüssel um meinen Rumpf legte, und spürte die kräftigen Muskeln darin, die seine Nase so anders sein ließen als meine. Ich hatte schon viele Elefanten dabei beobachtet, wie sie das Laub von den Bäumen pflückten oder wie sie ihre Jungen hochhoben, aber noch nie hatte ich einen dieser beeindruckenden Rüssel berührt oder mir vorgestellt, wie es sich anfühlen würde, von einem umschlungen zu werden. Ich hatte allerdings nicht viel Zeit, länger darüber nachzudenken, denn schon befand ich mich hinter meiner Schwester auf dem Rücken des Elefanten. Und nun streckte er seinen Rüssel auch noch nach unserem Bruder Gordon aus, der seine kleinen Hände um meine Taille legte, als er hinter mir landete. Jetzt ging es los! Wir ritten hinunter zum Fluss, begleitet von den anderen Kindern aus dem Camp, und dort veranstaltete der Elefant eine kleine Wasserschlacht mit uns. Sonst durften wir nie ins Wasser wegen der Schlangen und Krokodile, aber die Erwachsenen wussten, dass wir unter seinem Schutz standen und sich uns kein anderes Tier nähern würde, also blieben wir und spielten den ganzen Nachmittag mit ihm.

Am nächsten Tag brachte ihn der junge Mann erneut ins Camp, damit meine Mutter die Wunde auf Anzeichen einer Infektion untersuchen konnte. Der Elefant ging direkt auf sie zu, schlang seinen Rüssel um ihre Taille und hob sie hoch, so wie er es bei mir und meinen Geschwistern getan hatte. Das riesige Tier besuchte uns für den Rest der Woche jeden Tag und begrüßte meine Mutter wie zum Zeichen seiner Dankbarkeit mit einer herzlichen Rüsselumarmung, woraufhin sie immer lachend rief: »Jetzt sei ein guter Junge und lass mich runter!« Manchmal ritten wir auf dem Elefanten durch das seichte Wasser, und wenn er uns nass spritzte, kreischten wir vor Vergnügen.

Diese Erfahrung hat mich für mein weiteres Leben geprägt. Als ich im nächsten Jahr wieder in die Schule ging, stellte ich erleichtert fest, dass es dort gar nicht mehr so schlimm war. Denn ich hatte meine Berufung erkannt: Ich wollte Ärztin werden. Obwohl ich in der Schule wegen der Legasthenie meine Probleme hatte, wusste ich, dass das nichts mit meiner Intelligenz zu tun hatte. Meine neue Lehrerin fand einen Weg, mir das Lesen beizubringen, und ich brachte den Mut auf, ihren Anweisungen zu folgen, da mir bewusst geworden war, dass ich sonst nicht Medizin studieren könnte Ich gewann mein Selbstvertrauen zurück, und das half mir, zuerst die Schule, dann das College und später das Medizinstudium zu absolvieren.

Wie meinen Eltern bot auch mir die Medizin die Möglichkeit, etwas Positives und Sinnvolles in dieser Welt zu bewirken. Als ich die violette Desinfektionslösung anmischte, um dem Elefanten zu helfen, empfand ich tief in mir eine solche Freude, dass ich plötzlich wusste, dass die Probleme in der Schule mich nicht aufhalten konnten – ich würde es schaffen. Ich wusste, dass ich wichtig war und gebraucht wurde. Ich fühlte mich als Teil von allem. Dieses Gefühl haben wir alle verdient. Wir alle sind aus einem bestimmten Grund hier: um zu lernen, zu wachsen und um unsere Fähigkeiten weiterzugeben. Wenn uns das gelingt, sind wir erfüllt von der schöpferischen Lebensenergie, die ich »Lebenssaft« oder »Saft« (engl. juice) nenne.

Dieser Saft ist es, der uns antreibt. Damit meine ich unsere Zufriedenheit und Lebensfreude. Das ist gegeben, wenn unser Leben durch Liebe aktiviert wird. Diese Energie schöpfen wir aus allem, was uns etwas bedeutet und uns wichtig ist. Genau das haben meine Eltern aus ihrer praktischen Arbeit für benachteiligte Menschen mitgenommen – und das ist das erste Geheimnis, das ich mit Ihnen teilen möchte: Sie sind aus einem bestimmten Grund hier. Jeder Mensch ist hier, um seine einzigartigen Gaben und Fähigkeiten zu entfalten. Das weckt in uns den Wunsch, lebendig zu sein. Aber es geht nicht so sehr darum, unsere Gaben zu entfalten. Entscheidend ist die Suche danach.

Denn die Suche nach dem »eigenen Saft« verleiht uns Schwung und hält uns lebendig.

Dieses Konzept ist keineswegs neu, ebenso wenig wie die Vorstellung, dass es mit unserer Gesundheit zusammenhängt. Verschiedene Denkrichtungen in der östlichen Philosophie haben schon vor langer Zeit auf die Existenz einer Lebensenergie hingewiesen, der Gesundheit und Wohlbefinden zugrunde liegt. In Asien wird sie Prana oder Chi genannt. Die westliche Philosophie hingegen spricht eher von etwas Theoretischem, wie zum Beispiel von Motivation oder Zielorientierung. In der Notfall- oder in der Palliativmedizin wird der Saft oft als »Lebenswille« bezeichnet; wer ihn verliert, gibt auf und stirbt. Der Saft ist keine Garantie für vollkommene Gesundheit, aber wenn »uns der Saft ausgeht«, fühlen wir uns nicht wohl.

Wir alle haben die Aufgabe, unseren Saft im täglichen Dienst an der Welt zu finden. Bestimmte Tätigkeiten verleihen uns mehr Saft, aber das ist natürlich von Mensch zu Mensch verschieden. Manche Menschen haben einen Beruf, der sie beflügelt, und ihr ganzes Berufsleben lang kneifen sie sich ungläubig und denken: