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Freda telefoniert mit ihrer jüngeren Freundin Erna und berichtet von skurrilen Erlebnissen aus ihrem Alltag, die wir alle so oder ähnlich schon erlebt haben. Freda ist freundlich, offen, zugewandt, hilfsbereit und nie um einen guten Rat verlegen. Sie äußert aber auch ihre Vorurteile, und es fehlt ihr völlig das Gefühl für Nähe und Distanz.
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Seitenzahl: 48
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Satiren
„Hallo Erna, hier ist Freda. Hast du ein paar Minuten Zeit? Was ich dir noch erzählen wollte. Ich bin ja völlig außer mir. Also, ich bin gerade erst zur Tür rein und kann es immer noch nicht fassen.
Was sagst du? Eine Tasse Kaffee? Wo soll ich denn die so schnell herbekommen? Ach du meinst den Löslichen? Das ist eine gute Idee. Dann stelle ich das Telefon jetzt auf Lautsprecher. Hörst du mich? Kannst du mich verstehen? Ja? Also gut.
Erinnerst du dich, dass ich dir von den Problemen mit meinem Sonnenschirm erzählt habe? Also, der war kaputt. Auch der Ständer. Das ganze Ding inklusive Ständer war nicht mehr in Ordnung.
Du fragst, was nicht in Ordnung war? Aber das habe ich dir doch alles schon erzählt. Na gut, dann erzähle ich es dir eben noch einmal. Also, diese Hülse, in der der Sonnenschirmmast steckte, war locker. Der Mast ließ sich nicht mehr in der Hülse befestigen. Irgendwann wäre mir der Schirm bei einem kräftigen Windstoß durch den Garten geflogen. Da habe ich mich an deinen Rat erinnert und mich im Internet nach einem neuen Schirm samt Ständer umgesehen. Da staunst du, nicht wahr? Aber ich nehme in meinem Alter immer noch gerne Ratschläge an. Ehrlich gesagt, hattest du dich ja auch redlich bemüht, mich mit diesem Internet und diesem Computer vertraut zu machen. Ich kann dir nicht genug danken. Mittlerweile bin ich richtig wild auf dieses Gerät.
Was sagst du? Ob ich dich wegen des Computers anrufe? Natürlich nicht. Es geht immer noch um den Sonnenschirm.
Warum sprichst du so leise? Ich kann dich ganz schlecht verstehen. Bei der Arbeit? Natürlich weiß ich, dass du bei der Arbeit bist. Schließlich habe ich deine Büronummer angerufen. So tüddelig bin ich nun noch nicht.Dein Chef? Wieso, was ist mit deinem Chef? Ach, der ist auch da. Sollte er auch. Schließlich kann er nicht nur seine Angestellten arbeiten lassen. Was sagst du? Er sieht es nicht gern, wenn du während der Arbeitszeit telefonierst? So, so! Dann soll er doch so lange rausgehen.
Mein Gott, stell dich nicht so an! Du bist doch sonst nicht so ein ängstlicher Typ. Setz dich mal durch. Fällt dir doch sonst auch nicht schwer. Wie? Schwierig? Was ist schwierig? Dein Chef? Hol ihn mal ans Telefon. Das werden wir gleich haben. Jetzt ist er weg? Na geht doch. Also, du glaubst nicht, was mir heute passiert ist. Das mit der Bestellung des Sonnenschirms und des Ständers übers Internet hat reibungslos funktioniert. Ich glaube, bis zur Lieferung hat es keine vier Tage gedauert. Der Schirm war in Ordnung, doch der Ständer stellte für mich ein Problem dar. Ich habe gleich reklamiert, und die Sachbearbeiterin in der Firma war wirklich nett. Sie hat mich sofort mit einem Fachmann verbunden. Der war allerdings etwas schwer von Begriff. Ich musste ihm ein paar Mal die Situation erklären.
Welche Situation? Natürlich die mit dem Ständer. Sei still! Keine Anzüglichkeiten! Der Ständer war nämlich viel zu schwer und hatte außerdem vier große Löcher. Der Fachmann erklärte dann, dass die Löcher da drin sind, damit ich ihn auf eine Stahlplatte aufschrauben kann. Jetzt frage ich dich: Wer hat zu Hause eine Stahlplatte und dicke Schrauben rumliegen? Unterbrich mich nicht dauernd und lass mich weitererzählen!
Also, ich habe das auch den Verkäufer gefragt. Er sagte mir dann, dass ich mir diese Sachen extra besorgen müsse. Ich könnte sie aber auch in seiner Firma bestellen. Ich habe dann nach den Kosten gefragt und da bin ich beinahe umgefallen. Na ja, ich saß Gott sei Dank auf dem Sofa. Der Preis hatte sich gewaschen. Und einen Handwerker, der mir den Ständer auf die Platte schraubt, hätte ich auch noch bezahlen müssen. Ich holte tief Luft. Dann habe ich dem guten Mann von meinen finanziellen Verhältnissen und von meiner kleinen Rente erzählt.
Bitte? Du lachst? Was gibt es da zu lachen? Natürlich habe ich nicht alle meine Einkünfte aufgezählt. Ich wollte den Mann nicht neidisch machen. Zum Beispiel habe ich die Witwenrente von meinem Erich nicht erwähnt. Man muss ja nicht alles sofort von sich preisgeben.
Zuhören konnte dieser Fachmann nicht so gut. Der hat doch tatsächlich ein paar Mal versucht, mich zu unterbrechen. Ich hab ihm erklärt, dass sein Verhalten nicht sehr kundenfreundlich ist. Das hat er dann, glaube ich, auch eingesehen. Erst fragte er noch, wie groß der Sonnenschirm sei, dann machte er mir den Vorschlag, den Ständer zurückzuschicken und mich in einem Baumarkt nach einem normalen Sonnenschirmständer umzusehen. Damit ich auch den richtigen kaufe, ließ ich mir von ihm Tipps geben. Da war er aber kurz angebunden und meinte, dass er jetzt einen Termin außer Haus habe.
Wieso kicherst du? Du kicherst nicht? Das habe ich aber sehr deutlich gehört. Ich kann zwar nicht mehr so gut sehen, aber die Ohren funktionieren noch.
Ich bin dann auch gleich zum Baumarkt gefahren. Vorher habe ich mir noch den Ständer vom alten Sonnenschirm angeschaut und festgestellt: Eigentlich muss nur die alte, wackelige Sonnenschirmhülse gegen eine neue ausgetauscht werden. Darauf hätte ich auch früher kommen können. Wie du siehst, habe sogar ich manchmal ein Brett vor dem Kopf. Nein, das musst du jetzt nicht kommentieren. Das war auch keine Frage, sondern lediglich eine Feststellung.