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"Was lange nicht zu fassen war" ist eine Sammlung von Gedichten, die sich mit den Nachwirkungen und dem langen Echo der beiden Weltkriege und der Shoah befasst. Das Besondere an diesen Gedichten ist die Seismografie, mit denen sie die seelischen Erschütterungen aufspürt, die vor Allem die Nachkriegsgeneration und nicht nur der jüdischen Bevölkerung, bis in unsere Tage irritieren. Die Texte führen dem Leser dabei Wahrheiten vor Augen, die von der üblichen Bewältigungskultur kaum berührt oder vielleicht auch gar nicht erkannt werden. Auffällig ist auch die ungewöhnliche Bildkraft der Sprache, die trotz ihrer Schonungslosigkeit, auch immer zum Versöhnlichen, vielleicht sogar Schönen findet.
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Seitenzahl: 34
Zu den Gedichten
Sie sind die Entdeckung der Spuren, die das unendliche Leid der Kriege in unserem Alltag hinterließ. Auch, wie es bis heute meine Wahrnehmung und das Erleben meiner selbst beeinflusst, einer Patina ähnlich auf der Seele, oder gar einem Niederschlag, der, in die Erde eingedrungen, das Wachstum der Welt verändert: Die Pflanzen, die Menschen, die Art, wie man Städte baut, wie man denkt, sich im Vergessen übt und darinnen zu leben und sich zu zerstreuen sucht.
Da ich glaube, dass sich das Vergangene, und natürlich auch die Toten der beiden Weltkriege, nach einem Zuhause in der Gegenwart sehnen, sind mir die Gedichte vor Allem Gelegenheiten des Innehaltens und Horchens nach den Vergessenen. Ich möchte wissen, wo sie sich aufhalten, in der für sie so ungastlich gewordenen neuen Welt. Und ich spüre, dass von dieser Neugierde nach ihnen eine Art Heilung ausgeht! Von allem Möglichen: Von der Unrast etwa, der Furcht, man genüge nicht oder auch der Einsamkeit, die unserer modernen Lebensweise eine so frierende Treue hält. Und schließlich von etwas, das uns einfach nur fehlt!
In Bezug auf das Letzte erfahre ich immer wieder, dass sich mir beim Schreiben das Fehlende und die Fehlenden zuneigen: Sie sind da, obwohl sie (natürlich) nicht zu fassen sind! Und sie legen mir nah, dass, wenn das Fehlende, das zu Betrauernde, zu Beweinende in meinen Versen wohnt, ich nach nichts Anderem mehr fragen muss! Das Gedicht ist vollständig, so wie ein Leben vollständig ist, wenn es das Fehlende in sich aufgenommen hat!
Ich frage mich zuweilen, wie es unserer Welt wohl erginge, wenn die, die Fehlen bei uns ganz selbstverständlich zuhause wären. So als kulturelle Herzensangelegenheit! Es wäre das Paradies? Na, vielleicht ja nicht ganz! Aber bestimmt eine Heimat!
Zu den Bildern
Die Abbildungen sind im Wesentlichen Fotografien selbstgemalter Ölkreidebilder, zuweilen auch Hybride zwischen Fotografie und Malerei, wie auf den Seiten 37, 41 und 60. Ich habe versucht, die Bilder nach thematischen Nähen zu den Gedichten auszuwählen. Letztlich bleibt es aber dem Leser überlassen, welche Verbindungen er zwischen Text und Bildern sieht.
In das Ölkreidebild auf Seite → habe ich die Fotografie eines Eisenreliefs von Picasso als thematisches Zentrum eingefügt. Das Bild auf S. → habe ich in Anlehnung an Soutine gemalt. Die Doppelbelichtung auf S. → schließlich zeigt meinen Vater als Soldat im Jahr 1941.
Dankbar bin ich S. Gruner für ihren „Christus mit der Dornenkrone, den sie mir als Umschlagbild zur Verfügung gestellt hat.
Der Autor
Abbildung
Wer sind wir
Abbildung
Wie weit es ist
Das Leben
Das klagt
Die Engel sah ich
Die Geleise
Abbildung
Aber die Zeit
Die Kühe, siehst du
So zögernd
So geschieht
Abbildung
Entzündet
Das Korn
Mein Versmaß
Und meine Jugend
Wer seid ihr?
Abbildung
Erwacht
Frankfurt, Giessen
Abbildung
Die Nacht
Wir haben sie
Abbildung
Das Beben manchmal
Die langen Klagen
Zähl sie, ja
Abbildung
Hab Hände
Kaum auszumachen
Und Gott Amon
Abbildung
Aber es hält Wort
Reiterdenkmal
Zeit den
Vernissage
Bochum in Bronze
Elmsfeuer
Abbildung
Dieser Verrat
Jedesmal neu
Eis
Diese Silben
Statt Augen
Der Liebe nach
Abbildung
Aber woher träumen
So kenn ich euch
Ein Gedächtnis
Lebt in den Ufern
Habt euch abgewandt
Du bist das?
Ins Schweißtuch
Abbildung
Dieser Flecken Erde
Die Schrift
Die Namen alle
Ein Gedicht?
Das Kind
Ein Lied
Ascheflügel
Mein Lied
Nachwort
Weitere Veröffentlichungen
Aber doch auch
der Garten? ...
doch auch die blühenden Tage,
oder? ...
euer Echo,
eure Sehnsucht, ja...
das Immer-Weiter-
Immer-Ferner-
Auferstehn daraus...?...
das...
was du sagst,
die ausgeträumten Augen,
diese so
verwelkte Zeit...
Woher wir kommen?
nebensächlich!
Alles ist Entfernung:
Der Athem,
die Stirne,
die Gedanken
blätternd