Wechseljahre. Das Upgrade - Anke Sinnigen - E-Book

Wechseljahre. Das Upgrade E-Book

Anke Sinnigen

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Beschreibung

Von wegen "Da musst du jetzt durch": Die Wechseljahre sind mehr als Hitzewallungen! Die Menopause-Expertin und Gründerin der Wissensplattform wexxeljahre, Anke Sinnigen zeigt, wie Frauen den Umbruch zu einem Upgrade für die zweite Lebenshälfte machen können. Dabei geht es neben den hormonellen Veränderungen sowie körperlichen und psychischen Herausforderungen um wichtige Themen wie Familie, Partnerschaft, Fitness, Beruf und Gender-Gaps. Denn die Wechseljahre sind auch die Phase, in der es für viele Frauen um einen Rückblick, Ausblick und eine Neuaufstellung geht – im Job wie im Privatleben. Die kompakte Aufklärung über die wichtigsten Fakten der Wechseljahre und die Gesundheit von Frauen in der Lebensmitte räumt mit Tabus und irreführenden Informationen auf und macht klar, dass die Sexualhormone einen viel größeren Einfluss auf die Gesundheit von Frauen haben als nur auf ihre Fruchtbarkeit. Das Buch sensibilisiert für die Veränderungen, nimmt Ängste und beschreibt, welche Lebensstilanpassungen es für ein gesundes und glückliches Älterwerden braucht. Ergänzt durch alltagstaugliche Tipps, die Beschwerden reduzieren und Wohlbefinden steigern, macht dieses Upgrade Mut und Lust auf mehr Selbstbestimmung und Self Care. Es ermächtigt Leserinnen, bewusst die richtigen Weichen zu stellen für das gute Leben, das noch kommt. Ein Buch für eine neue Generation von Frauen, die den Wechseljahren ein modernes Gesicht geben wollen und sich bereit machen für das "Upgrade" ihres Lebens!

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Seitenzahl: 289

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Für neun Millionen Frauen in den Wechseljahren

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2024

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Satz: Gestaltungssaal, Rohrdorf

Illustration: Sabine Hanel, Gestaltungssaal

Konvertierung: Newgen Publishing Europe

ISBN Print 978-3-451-60800-1

ISBN E-Book (EPUB) 978-3-451-83474-5

Inhalt

Einleitung

KAPITEL 1Wechseljahre: Die Basics

1.1 »Darüber reden wir nicht!«

1.2 Der Anfang vom Ende

1.3 Der Tag, den jede Frau verpasst

1.4 Nach der Regel kommt noch was …

1.5 Wechseljahre sind mehr als Hitzewallungen

1.6 Wechselhafte Stimmungen

1.7 Von der Birne zum Apfel

1.8 Medizin ist männlich

KAPITEL 2»Du musst da nicht durch!« Wie du Symptome der Wechseljahre linderst

2.1 Was Pflanzen leisten können

2.2 Das Comeback der Hormone

2.3 Was sonst noch hilft

2.4 Wenn die Schilddrüse schlappmacht

KAPITEL 3Gamechanger Ernährung

3.1 Gemüse wird zum Hauptgericht

3.2 Gegoren ist gesund

3.3 Deine Leber mag es bitter

3.4 Wechseljahre sind Proteinjahre

3.5 Die richtigen Fette machen nicht fett

3.6 Bye, bye Zucker

3.7 Mehr Spaß ohne Alkohol

3.8 Lebensmittel mit Superpower

3.9 All in one

3.10 Faszination Mikrobiom

KAPITEL 4Gut vorbereitet auf neue Herausforderungen!

4.1 Priorisiere dein Herz

4.2 Mit starken Knochen gesund alt werden

4.3 Kannst du dich vor Alzheimer schützen?

4.4 Brustkrebs – warum ich?

4.5 Wenn der Sex wehtut

4.6 Nicht ganz dicht?

4.7 Mit Haut und Haaren älter werden

4.8 Joggen ist gut, Kraftsport ist besser

4.9 Schlaf gut!

KAPITEL 5Jahre der Veränderungen und Entscheidungen

5.1 Pubertät rückwärts

5.2 Das Nest ist leer und die Partnerschaft alt?

5.3 Sexualität in den Wechseljahren

5.4 Verhütung (noch) nicht vergessen!

5.5 Karrierekiller Wechseljahre?!

5.6 Mind the Gaps

Dein Upgrade

Danke!

Quellen- und Literaturverzeichnis

Über die Autorin

Über das Buch

» Ladys, lasst euch vonniemandem einreden,dass ihr eure besten Jahreschon hinter euch habt. «

MICHELLE YEOH,NACH IHRER OSCAR-VERLEIHUNG 2023

EINLEITUNG

Wenn du dir dieses Buch gekauft hast oder es dir jemand geschenkt hat, bist du vermutlich zwischen 40 und 60 Jahren alt. Wenn du es dir selbst gekauft hast, hast du es hoffentlich nicht unter anderen Büchern versteckt, sondern selbstbewusst an die Kasse getragen. Denn, hey, du bist in den Wechseljahren – und damit stehst du in den Startlöchern für die beste Zeit deines Lebens!

Auf dem Weg dorthin gibt es vermutlich ein paar Hürden, die du noch nehmen musst, aber das lohnt sich! Denn mit großer Wahrscheinlichkeit warst du noch nie so frei und lebst so selbstbestimmt wie jetzt – oder zumindest bald.

Das passt so gar nicht zu deinem Bild von den Wechseljahren? Ist für dich die Menopause etwas für ältere Frauen, die ihre besten Jahre bereits hinter sich haben und mit denen du dich nicht identifizieren kannst oder willst? Befürchtest du, dass die Wechseljahre irgendwann unangemeldet an die Tür klopfen und Hitzewallungen nicht nur das Ende der Fruchtbarkeit, sondern auch das deiner Attraktivität einläuten? Dass mit ihnen das Zeitalter der Unsichtbarkeit beginnt? Das ging mir genauso. Ich habe den Gedanken an die Wechseljahre verdrängt und wollte am liebsten nichts damit zu tun haben. Einzig das Ende der Verhütung war ein kleiner Lichtblick.

Wenn du an Frauen in den Wechseljahren1 denkst, was kommt dir dabei als Erstes in den Sinn? Vielleicht eine ältere Frau mit grau-weißen Haaren, die traurig und nachdenklich aus dem Fenster guckt? Oder eine, die gerade von einer Hitzewallung überwältigt wird und sich mit einem Handfächer gequält Luft zuwedelt? Oder hast du Bilder von selbstbewussten Frauen wie Michelle Obama, Heidi Klum, Naomi Watts, Katja Burkard, Anke Engelke oder Ildikó von Kürthy im Kopf? Die sind oder waren nämlich auch alle in den Wechseljahren.

Die Fotos, die Bildredaktionen für das Thema Wechseljahre auswählen, wollen uns weismachen, dass wir still leiden, uns unserem Schicksal der Unfruchtbarkeit ergeben, in der Gesellschaft keine aktive Rolle mehr spielen und endgültig im Privaten verschwinden. Dass wir wie unsere Mütter und Großmütter die Wechseljahre ertragen und über sie schweigen.

Aber wir sind anders. Wir sind eine neue Generation von Frauen, die in der Mitte des Lebens beruflich noch mal neu durchstartet, einen Urlaub sehr gut ohne Kinder verbringen kann, neue Hobbys wie Stand-up-Paddling oder Wandern entdeckt, Gewichte stemmt, einen Blog schreibt, sich ehrenamtlich engagiert, Freundschaften auf Social Media schließt, sich vielleicht von einer in die Jahre gekommenen Partnerschaft verabschiedet und neugierig auf Online-Dates ist oder ziemlich zufrieden über die Zeit nur mit sich. Wir haben einen Vorteil gegenüber der Generation unserer Mütter: Es gibt mittlerweile viel mehr Wissen über die Auswirkungen der hormonellen Veränderungen auf unsere Gesundheit und wir können dies für uns nutzen. Denn das negative Image vom Ende der Fruchtbarkeit als »Downgrade« verbreiten vor allem diejenigen, die mit den Wechseljahren direkt gar nichts zu tun haben. Darunter Männer, die unsere Körper bewerten, und Medien, die das Bild der unsichtbar werdenden Frau in ihren Geschichten nutzen und verbreiten. Und am Ende sollen wir selbst glauben, dass diese Rolle für uns vorbestimmt ist.

Bei Männern ist die Midlife-Crisis positiv besetzt, sie lassen Altes hinter sich und starten einen Neuanfang. Das Klischee unserer Wechseljahre ist dagegen, dass unser hormonelles Schicksal unser weiteres Leben diktiert, wir Jüngeren den Vortritt lassen und in der Gesellschaft künftig nur noch im Hintergrund bleiben werden. Das war schon immer falsch und passt partout nicht in die heutige Lebenswelt von Frauen und wie diese sich wahrnehmen. Denn viele Frauen sehen sich selbst ganz anders und bestätigen mir, dass sie sich noch nie wohler und selbstbewusster gefühlt haben, dass jetzt »ihre Zeit« gekommen ist.

Es ist daher höchste Zeit für ein neues Bild der »Frau in den Wechseljahren«. Aber dafür müssen wir unsere Blickrichtung ändern. Wir sollten uns auf das konzentrieren, was wir gewinnen, statt auf das, was wir verlieren. Und endlich erkennen, dass wir genau richtig sind, wie und wo wir jetzt sind.

So weit sind wir aber noch nicht. In Zeiten von ChatGPT, selbstfahrenden Autos, Social Freezing, Menstruationstassen und TikTok sprechen viele Frauen nach wie vor hinter vorgehaltener Hand über die Wechseljahre und tun alles dafür, um den Anschein zu erwecken, dass sie »so alt« noch nicht sind.

Tatsache ist: Jede Frau kommt in die Wechseljahre, und bei den meisten starten die ersten Veränderungen bereits mit Anfang 40. Rein statistisch gesehen verbringen wir mehr als die Hälfte unseres Lebens außerhalb der reproduktiven Zeit. Diese fruchtbare Phase ist also nur ein Abschnitt in unserem Leben, aber vielleicht gar nicht der wichtigste. Es ist die Zeit, in der du dich um andere kümmerst, wenn du Kinder hast, in der du deshalb beruflich oft zurückstecken musst und in der häufig andere mehr über dein Leben bestimmen als du selbst. Das ändert sich jetzt.

Dieses Buch will deine Roadmap sein, mit der du gut durch die Wechseljahre kommst. Denn viele Frauen sind mit neuen gesundheitlichen Herausforderungen konfrontiert, und das sind längst nicht nur Hitzewallungen, sondern auch sturzartige Blutungen, eine quälende Migräne, unerklärliche Gelenkschmerzen und ein dauerhaftes Schlafdefizit. Aber wenn du weißt, was dich erwartet und wie du Symptome behandeln kannst, was für deine Gesundheit in den kommenden Jahren besonders wichtig ist, sind die Wechseljahre nicht länger der Anfang vom Ende. Sie sind der Start in die Zeit, in der du dich und deine Gesundheit priorisierst und die richtigen Weichen für die nächsten 30 bis 40 Jahre stellst – in denen du die Hauptrolle spielst!

Im ersten Kapitel erfährst du alles Wichtige über die Hintergründe deiner körperlichen und psychischen Veränderungen. Das Wort Perimenopause kannst du dann im Schlaf buchstabieren, und Hormone machen dir keine Angst mehr. Du erfährst, was in deinem Körper gerade passiert und welche Konsequenzen das für deinen Lebensstil hat. Danach geht es ans Eingemachte. Rund 34 Symptome können deinen Alltag in den Wechseljahren belasten, das ist die schlechte Nachricht. Die gute ist, dass du sie beeinflussen kannst. Diese Möglichkeiten lernst du im zweiten Kapitel kennen.

In unserer Ernährung steckt großes Potenzial für unsere Gesundheit, sie kann aber auch das Gegenteil bewirken und Krankheiten fördern. In den Wechseljahren wird wichtiger, was du isst – um Beschwerden zu lindern, aber auch, um deinen Körper für das Älterwerden fit zu machen. Wie der Teller in der Mitte des Lebens aussehen soll, erfährst du in Kapitel drei. Schon mal vorweg: Statt weniger zu essen, solltest du vor allem anders essen.

Und warum stellen wir unsere Ernährung um und kümmern uns (hoffentlich) mehr um unsere Gesundheit? Damit wir möglichst lange gesund leben. Leider ist das im Moment nicht der Fall. Wir werden zwar älter als Männer, haben aber weniger gesunde Jahre. Mein Wunsch ist es, mindestens 90 Jahre alt zu werden, und das bei bester Gesundheit. Dafür ist es wichtig zu wissen, welche neuen Risiken nach der Menopause entstehen und mit welchen Maßnahmen man diese reduzieren kann.

Neben unserer Gesundheit verändert sich auch unsere Lebenswelt. Kinder werden älter, Partnerschaften2 auch. Du hast mehr Zeit für dich, musst dich aber vielleicht auch um deine Eltern kümmern? Und je länger wir leben, desto mehr Geld brauchen wir, daraus ergibt sich die Frage: Wie gut hast du finanziell für dein Alter vorgesorgt? Es lohnt sich, dass du dich jetzt damit auseinandersetzt, um keine bösen Überraschungen zu erleben.

Du findest in diesem Buch viele Zitate. Diese stammen von Frauen, die wie du in den Wechseljahren sind. Die meisten haben mir über meine Plattform wexxeljahre geschrieben oder ihre Erfahrungen unter einem meiner Posts auf Instagram geteilt. Vielleicht erkennst du dich in einem Zitat wieder?

Ich bin häufig gerührt, aber auch oft erschüttert, wenn mir Frauen von ihren Erfahrungen berichten. Dass ich mich so sehr mit diesen Frauen und den Wechseljahren verbunden fühlen und so viele Ungerechtigkeiten in der Frauengesundheit entdecken würde, war mir nicht klar, als ich Ende 2021 wexxeljahre gründete. Ich war damals empört, dass es kaum Aufklärung über die Wechseljahre gab, war anfangs aber auch selbst zurückhaltend, mich als »Menopause-Gründerin« zu outen. Das Tabu hatte auch mich eingeholt. Aber ich spürte, dass die Wechseljahre nach meinen beruflichen Stationen in anderen Unternehmen der Healthcare-Branche jetzt mein Thema werden würden. Weil es so wenig gute Aufklärung gab und offenbar auch viele Ärzt:innen keine echte Hilfe waren, wollte ich Frauen die Möglichkeit bieten, ihre Gesundheit stärker in die eigene Hand zu nehmen. Mit einer Arztsuche, einem Mentoring-Programm, Webinaren zur Frauengesundheit ab 40 und weiteren Angeboten, möchte ich Frauen bestärken, sich und ihre Gesundheit ernst und wichtig zu nehmen – damit die Wechseljahre zu einem Upgrade für ihr Leben werden können.

Frauen zwischen 40 und 59 Jahren sind hierzulande die größte gesellschaftliche Gruppe. Rund 9 Millionen Frauen sind allein in Deutschland altersmäßig zur Zeit in den Wechseljahren. Wir sind keine Nische, und die Wechseljahre kein Thema, das auf einen Nebenschauplatz gehört, sondern in die Mitte unserer Gesellschaft. Und wir, du und ich und alle deine Freundinnen und Kolleginnen, sind diejenigen, die den Austausch über die Wechseljahre verändern können. Die der Lebensphase ein neues Gesicht geben, die hormonellen Veränderungen und das Älterwerden positiv besetzen, die dafür sorgen können, dass jüngere Frauen die Menopause gespannt erwarten, weil sie eine großartige Zeit in ihrem Leben einläutet.

LASS UNS HEUTE DAMIT ANFANGEN!

1 Mit Frauen in den Wechseljahren bezeichne ich in diesem Buch alle Menschen mit Eierstöcken, die die Wechseljahre erleben.

2 Wenn ich in diesem Buch von Partnerschaft bzw. Partner oder Partnerin spreche, schließe ich alle Geschlechter und alle unterschiedlichen Beziehungsformen mit ein.

» Die Hälfte der Bevölkerungmacht das durch – aber wir leben so,als gäbe es das gar nicht. «

MICHELLE OBAMA,EHEMALIGE FIRST LADY DER USA

KAPITEL 1

Wechseljahre: Die Basics

Wechseljahre, Klimakterium, Menopause – was ist das alles eigentlich? Während wir heute offen über Menstruation und Schwangerschaften reden, schweigen wir über die Wechseljahre. Dabei würde es uns helfen, wenn wir unsere Scheu oder vielleicht sogar Scham ablegen und die Bedeutung des Einflusses unserer Sexualhormone auf unsere Gesundheit besser verstehen könnten. Deshalb kümmern wir uns im ersten Kapitel um diese Basics: Warum kommen wir in die Wechseljahre? Welche verschiedenen Phasen durchlaufen wir und welche körperlichen und psychischen Symptome können auftreten? Die Frage, warum wir alle nur so wenig über die hormonellen Veränderungen in der Lebensmitte wissen, muss dabei auch beantwortet werden – und vielleicht geht es dir nach diesem Einstieg so wie mir: Als ich mich immer intensiver mit den Wechseljahren beschäftigte, war ich zunächst überrascht, weil mir nicht klar gewesen war, dass unsere Sexualhormone für viel mehr in unserem Körper verantwortlich sind als nur für unsere Fruchtbarkeit. Später empfand ich vor allem Empörung, weil uns niemand über diese wichtige Phase in unserem Leben aufgeklärt hatte.

1.1 »Darüber reden wir nicht!«

»ICH FÜHLE MICH WIE IM FALSCHEN KÖRPER.« (Naomi)

Es wäre gut, wenn es dieses Buch nicht geben müsste. Wenn wir alle bereits in der Schule gelernt hätten, was in den Wechseljahren mit unserem Körper passiert, wenn wir mit unseren Müttern und Freundinnen regelmäßig über diese oder jene Beschwerden gesprochen hätten, wenn unsere Partner:innen verständnisvoll auf unsere Gereiztheit oder sexuelle Unlust reagieren würden. Wenn wir im Beruf selbstverständlich von zu Hause arbeiten oder keinen Schichtdienst machen müssten, nachdem wir nachts wieder kaum geschlafen haben. Wenn wir unserer schlechten Laune wie unsere Teenager-Kinder freien Lauf lassen dürften.

Aber davon sind wir meilenweit entfernt. Deshalb müssen wir zunächst einmal der Realität ins Auge schauen, bevor wir uns mit den Lösungen beschäftigen: Ein wesentliches Problem ist, dass wir viel zu wenig über die Wechseljahre reden, über unsere Herausforderungen, über unsere Angst, unsichtbar zu werden und in einer grau-beigen Masse zu verschwinden. Wir werden fülliger um die Hüften (auch wenn wir nicht mehr essen als früher), unsere Gelenke schmerzen, sodass wir morgens kaum aus dem Bett kommen, die Haut wird überall trockener (der Sex tut weh), wir wachen nachts zwischen zwei und vier Uhr auf und schlafen erst gegen fünf Uhr wieder ein, wir vergessen ständig Dinge oder verlegen Schlüssel und Kreditkarten. Und all das versuchen wir, so gut es geht zu verbergen. Wir zweifeln an uns und wollen uns keine Blöße geben. Aber auch alle um uns herum sehen den Elefanten im Raum nicht. Sie gucken weg, ziehen fragend die Augenbrauen hoch oder sagen lapidar: »Da musst du jetzt durch!« Über die Wechseljahre redet man nicht, die erträgt man. Das haben unsere Großmütter, unsere Mütter und unsere Tanten schließlich auch überstanden.

Weil die Wechseljahre so lange tabuisiert wurden, geht es Frauen nach der fruchtbaren Phase gesundheitlich schlechter. Denn wenn nicht über Beschwerden gesprochen wird, finden diese nur im Privaten statt und wir sind mit unseren Belastungen allein. Und weil auch andere einen großen Bogen um die Menopause machen, werden wir nicht auf unsere Symptome angesprochen. Selbst bei Ärzt:innen werden wir oft nicht ernst genommen und erhalten keine adäquate Beratung. Das ist ein Teufelskreis, der dazu führt, dass wir an uns selbst zweifeln und die Scham die Oberhand gewinnt.

Wechseljahre wegatmen …

Hast du schon mal den Satz »Die Wechseljahre sind keine Krankheit« gehört? Diese Aussage stimmt. Sie sind ein natürlicher Prozess, können aber trotzdem krankheitsähnliche Symptome auslösen! Eine Schwangerschaft oder eine erektile Dysfunktion ist auch keine Krankheit, dennoch reden wir viel darüber (Schwangerschaft) oder versuchen, die Beschwerden zu behandeln (erektile Dysfunktion). Stell dir vor, du würdest so ähnlich mit der Menstruation deiner Tochter (wenn du eine hast) umgehen. Das machst du natürlich nicht, sondern gibst ihr ein Schmerzmittel, versorgst sie mit einer Wärmflasche und erlaubst ihr, den Sportunterricht zu schwänzen – auch wenn die monatliche Blutung keine Krankheit ist.

Aus irgendeinem Grund sollen aber Frauen in den Wechseljahren lieber den »natürlichen« Weg gehen, die Beschwerden mit all ihren Herausforderungen akzeptieren oder am besten wegatmen. Hitzewallungen, vaginale Trockenheit, Gereiztheit, Wassereinlagerungen, Erschöpfung – all das sind Themen, mit denen wir offenbar andere belästigen. Die zeigen, dass wir angezählt sind.

Dabei können uns die Symptome der Wechseljahre ziemlich aus der Bahn werfen. Viele Frauen erkennen sich selbst nicht wieder. Sie vermissen ihr altes Ich, haben das Gefühl, dass alles, was sie einmal ausgemacht hat, nicht mehr existiert. Hitzewallungen und Schlafstörungen rauben ihnen die Kräfte. Oft haben sie pubertierende Teenager, eine Ehe steht auf der Kippe und in diesem Chaos suchen sie sich selbst. Im Job haben sie Angst, zu versagen oder durch eine Kolleg:in ersetzt zu werden. Das produziert noch mehr Druck, den sie mit Mehrarbeit auszugleichen versuchen, was wiederum die körperliche und psychische Erschöpfung verstärkt. Ihre Situation gegenüber Vorgesetzten anzusprechen, erscheint ein Ding der Unmöglichkeit.

Gleichzeitig antworten die meisten Frauen auf die Frage, ob sie noch mal 20 oder 30 Jahre alt sein möchten, mit einem klaren Nein. Wie sehr haben wir damals an uns gezweifelt, unsere Körper kritisiert, wussten nicht, wer wir sein wollten, wie wir glücklich werden. Das zähe Suchen nach dem eigenen Selbst, ob in der Rolle als berufstätige Mutter, Karrierefrau oder engagierte Familienmanagerin war oft von Hilf- und Ratlosigkeit geprägt. Diese haben wir heute abgelegt. Wir wissen sehr viel besser, was wir wollen, was uns guttut. Auch wenn unser alternder Körper noch weniger mit den Idealen unserer Jugend mithalten kann, gehen wir dennoch gelassener und entspannter damit um. Wir ziehen den Bauch nicht länger ein, sondern eine bequemere Hose an.

Was sind unfruchtbare Frauen wert?

Aber die Gesellschaft will uns diese Geschichte erzählen: Frauen, die keine Kinder mehr bekommen können, verlieren deutlich an Wert. Wir werden schwierig und anstrengend, mutieren zu zickigen »Mängelwesen«, weil unsere Hormone sich in einer Abwärtsspirale befinden. Dazu tragen auch die Worte bei, die für die Beschreibung der Symptome genutzt werden: Unsere Haut trocknet aus, wir verkümmern, wir verblühen. Wir werden ängstlich, labil, sind gereizt. Alles wird weniger, die Knochendichte, die Muskelmasse, die Haare und die Libido. Wie sollen wir gegen die Wucht dieser Worte ein positives Bild von mehr Selbstbestimmung und Aufbruch formen?

Wenn Fruchtbarkeit und Weiblichkeit zusammengedacht werden, was bleibt von uns nach der Menopause übrig? Was ist mit unserer Sexualität, die ohne Angst vor einer Schwangerschaft nur noch unserem »Vergnügen« dient?

Andere Kulturen erzählen andere Geschichten: Dort gibt es die weise alte Frau, deren Rat geschätzt und gesucht wird, die hohes Ansehen genießt. Die einen Familienbund trägt und zusammenhält, die die Mitte der Familie ist. Auch das Tierreich lehrt uns eine Wertschätzung für ältere Familienmitglieder, die wir heute vermissen. Generell sind die meisten Tiere bis ins hohe Alter fruchtbar, einige wenige erleben aber auch die Menopause – und große Anerkennung: So weiß man über die großmütterlichen Orca- und Belugawale in der Postmenopause, dass sie die Anführerinnen ihrer sozialen Gruppen sind. Sie kennen die besten Futterplätze und geben ihr Wissen an ihre Nachkommen weiter. Außerdem helfen sie ihren Töchtern bei der Aufzucht ihres Nachwuchses, schlagen Feinde in die Flucht und verschaffen ihrer Familie dadurch einen Überlebensvorteil. Ihre Söhne schützen sie vor Angreifern und sorgen so dafür, dass die eigenen Gene möglichst breit gestreut werden können. Das klingt nach Heldinnen im Tierreich, oder? Weibliche Wale mit Menopause werden auch deutlich älter: Bei den Orcawalen sind das bis zu 40 Jahre mehr als ähnlich große Wale ohne Menopause und als die Männchen derselben Art. Die Menopause ist bei diesen Tieren also ein riesengroßer Vorteil und verlängert offenbar das Leben.

Wo sind die mittelalten Heldinnen?

Wir aber haben ein schwieriges Verhältnis zu den Wechseljahren. Wir lassen uns von Klischees und Ahnungen leiten, ohne diese zu hinterfragen. Unsere Gesellschaft feiert die Jugend und unterschätzt den Wert der Frauen in der Lebensmitte. Das sehen wir auch in Film und Fernsehen. Wo werden spannende, authentische Geschichten von Frauen erzählt, die 40, 50 oder 60 Jahre alt sind und sich neu erfinden? Die Abenteuer erleben, die mit anderen Frauen die Welt retten, die ohne Partner glücklich sind? Warum interessieren sich TV-Redaktionen in Deutschland nicht für solche Drehbücher? Stattdessen stehen Schauspielerinnen unter großem Druck, möglichst jung zu wirken. Ihre Rollen entsprechen Stereotypen – Alter an sich ist ein Makel.

Um eine neue Sicht auf das Alter zu bekommen, muss es auch in Filmen und Serien anders gezeigt werden. Und es müssen mehr Frauen Regie führen, in Deutschland ist das nur bei etwa jeder fünften TV-Produktion der Fall. Das bedeutet, dass bei uns vor allem Männer das Bild der älter werdenden Frau prägen.

Dabei geht es auch anders: In England gibt es intelligente Serien über Frauen, die mit 50 Jahren eine Punkband gründen oder sich auf die Suche nach ihrem früheren Selbst begeben. Die dänische Serie Borgen stellt die Zerrissenheit einer Frau in den Wechseljahren zwischen politischer Macht und familiärer Harmonie dar. Und in dem Film Meine Stunden mit Leo spielt Emma Thompson eine pensionierte Lehrerin, die noch nie einen Orgasmus hatte; ein Kammerspiel, das sich mit Körperidealen und der Lust älterer Frauen beschäftigt.

Vereinzelt gibt es sie also, diese Lichtblicke, in denen Frauen in der Lebensmitte sichtbar werden. Geschichten über die Herausforderungen, die Träume und Wünsche der Frauen in den Wechseljahren. In denen auch der Einfluss der hormonellen Veränderungen selbstverständlich integriert ist. In denen Frauen schwitzen, nachts wach liegen, ihre Tampons in den Müll werfen. Aber es braucht mehr. Wir wollen große Kinofilme und prämierte Serien bei Netflix & Co. sehen, die sich um unseren Alltag und unsere Zukunft drehen.3

Warum wird unsere Gesundheit in dieser wichtigen Lebensphase in der Gesellschaft so wenig thematisiert? Warum fallen die Wechseljahre unter den Tisch? Sie sind doch (wie auch eine Schwangerschaft) ein großes Ereignis, eine Transformation, ein neues Level, das unser Körper erlebt. Das Zeitalter, in dem das Leben von Frauen vor allem durch ihre Fruchtbarkeit bestimmt wurde, ist vorbei. Aufgrund besserer Hygiene- und Gesundheitsmaßnahmen können wir lange über die Menopause hinaus leben. Früher war die Lebenserwartung von Frauen aufgrund verschiedener Krankheiten und einer hohen Mütter- und Säuglingssterblichkeit sehr viel geringer, noch vor hundert Jahren wurden Frauen durchschnittlich nur 56 Jahre alt. Rein statistisch haben wir heute nach der Menopause noch 33 Jahre vor uns. Diese Zeit ist ein Geschenk, und wir sollten alles dafür tun, sie möglichst gesund zu erleben. Dazu gehört, dass wir mit anderen über unsere Herausforderungen sprechen und eine bessere Behandlung einfordern – von Ärzt:innen, Krankenkassen und Arbeitgebern.

Tipp:

Tausche dich mit anderen gleichaltrigen Frauen aus. Frage sie, ob sie auch manchmal so erschöpft sind, dass sie nicht wissen, wie sie es zum Bäcker schaffen sollen. Frage sie, ob sich ihr Schlaf verändert hat, ob sie auch häufig nachts wach liegen und was ihnen hilft. Frage sie, ob sie bei Hitzewallungen manchmal Angst um ihre Gesundheit haben. Erkundige dich, was ihnen geholfen hat und bei welchen Ärzt:innen sie gute Unterstützung bekommen haben.

1.2 Der Anfang vom Ende

»ICH BIN INNERLICH OFT AUFGEREGT, FÜHLE MICH ERSCHÖPFT UND GEREIZT.« (Silke)

Die größte Überraschung ist für viele Frauen, dass die Wechseljahre früher starten als sie denken. Nicht umsonst heißt es eben Wechseljahre und nicht Wechseltage oder -monate. Die ersten Veränderungen – wie unregelmäßigere Blutungen, ein etwas kürzerer Zyklus, Schlafstörungen oder Stimmungsschwankungen – treten oft schon mit Anfang bis Mitte 40 auf. Du bist dann in der Perimenopause. Ein Wort, das die meisten Frauen erst mal googeln müssen. Manchmal werden auch die Begriffe Prämenopause und Perimenopause durcheinandergeworfen, aber diese Begrifflichkeiten sind hier nebensächlich.

Die wichtigste Botschaft ist: Die letzte Blutung (das ist die Menopause) kommt nicht einfach so, sondern ist das Ende eines Prozesses, der mit deiner Geburt begann: Damals kamst du mit ungefähr 1,4 Millionen Eizellen auf die Welt. Zu Beginn der Pubertät waren davon nur noch etwa 400.000 Eizellen übrig. Das klingt immer noch nach einer riesengroßen Menge, aber deine Eizellen nehmen in den folgenden 30 bis 40 Jahren in der Anzahl und Qualität rasch ab.

Falls du mal in einer Kinderwunschbehandlung warst, musstest du dir bestimmt anhören, dass mit Anfang bis Mitte 30 der Zustand deiner Eizellen nicht mehr der beste ist. Das merkst du aber erst in der Perimenopause – dann reift nicht mehr so pünktlich und regelmäßig wie zuvor eine Eizelle heran.

Monat für Monat ein komplexes Spiel

Um die neuen Vorgänge in den Wechseljahren zu verstehen, musst du wissen, was in all den Jahren zuvor in deinem Körper passiert ist: Seit deiner Menarche (das war die erste Menstruation) sind zu Beginn des Zyklus in den Eierstöcken mehrere Follikel (Eibläschen) herangereift. Sie produzierten von Tag zu Tag mehr Östrogen. Der steigende Östrogenspiegel sorgte auch dafür, dass parallel die Schleimhaut in deiner Gebärmutter aufgebaut wurde. Etwa in der Mitte des Zyklus kam es zum Eisprung: Da gab das die Eizelle umgebende Eibläschen die Eizelle mit den besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Befruchtung frei. Der Job des Eibläschens war damit aber nicht erledigt, es verwandelte sich in den sogenannten Gelbkörper. Dieser produzierte neben ein wenig Östrogen vor allem das Hormon Progesteron für die zweite Zyklushälfte. Das wurde benötigt, um die Gebärmutterschleimhaut so umzubauen, dass sich ein befruchtetes Ei erfolgreich einnisten konnte.

Wenn die Wechseljahre dazwischenfunken …

Dieser Prozess wird in den Wechseljahren gestört, weil die Eizellen immer weniger werden. Damit sinkt die Produktion unserer Sexualhormone. Immer häufiger bleibt der Eisprung aus und ohne Eisprung kein Gelbkörper – und ohne Gelbkörper kein Progesteron.

Das führt dazu, dass du zu Beginn der Wechseljahre eine Östrogendominanz haben kannst, denn das Östrogen wird weiterhin in der ersten Zyklushälfte gebildet, das Progesteron im weiteren Verlauf aber nicht. Damit gerät das Gleichgewicht der beiden Hormone aus dem Lot. Das Östrogen wird immer mehr und kann sehr hohe Hormonspiegel erreichen. Dies kann sich in Symptomen wie Brustspannen, Stimmungsschwankungen oder Wassereinlagerungen äußern. Vielleicht kennst du diese Beschwerden von einer Schwangerschaft? Auch da hattest du große Mengen Östrogen im Blut. Wenn deine Menstruation sehr lange dauert, du sehr stark blutest oder sich ein PMS (Prämenstruelles Syndrom) verstärkt, kann auch das ein Hinweis auf eine Östrogendominanz sein.

Im weiteren Verlauf der Perimenopause sinkt dann nicht nur das Progesteron, sondern auch das Östrogen. Das Schwinden der Hormone solltest du dir jedoch nicht als sanften Sinkflug vorstellen.

Denn tatsächlich herrscht in deinem Körper Chaos und deine Hormone fahren Achterbahn. Es sieht eher so aus:

Hormonchaos Perimenopause4

Die Hormone schwanken in der Perimenopause stark. Das betrifft Progesteron und Östrogen, aber auch das LH (Luteinisierendes Hormon) und FSH (Follikelstimulierendes Hormon)

Und so wie dir in der Achterbahn vielleicht schlecht wird, lösen nicht nur die sinkenden Hormonspiegel, sondern auch das Auf und Ab der Hormone Beschwerden aus. Dieses Chaos macht es zudem oft schwierig, die Symptome richtig zu behandeln. Und es bringt ein weiteres Problem mit sich: die eindeutige Bestimmung deiner Hormonwerte. Wie schön wäre es, wenn eine einfache Blutentnahme dir genau zeigen würde, wo du gerade stehst. So funktioniert das aber leider in den Wechseljahren nicht. Eine Blutentnahme ist immer nur eine Momentaufnahme deiner aktuellen Hormonsituation, also etwa von Dienstag um acht Uhr morgens. Dienstagmittag könnte diese schon wieder anders aussehen und Dienstagabend wieder anders. Muss es nicht, aber es ist möglich. Deshalb lehnen viele Ärzt:innen die Überprüfung der Hormonwerte ab, von der du dir vielleicht Klarheit über deine Situation versprichst. Sie orientieren sich lieber an den konkreten Beschwerden. Unabhängig davon gibt es zwar hormonelle Richtwerte, es ist aber individuell verschieden, bei welchen Werten du dich wohlfühlst.

Manchmal kann eine Blutuntersuchung zusammen mit den beschriebenen Symptomen aber auch ein besseres Bild deiner gesundheitlichen Situation bieten. Da gibt es kein Richtig und kein Falsch. Voraussetzung ist, dass du eine Ärzt:in hast, die in der Diagnostik richtig gut ist (weil sie das ständig macht), und die deine Hormone wiederholt misst.5 Ein Hormonstatus ist vor allem bei unklaren Symptomen sinnvoll, oder wenn diese nicht ausreichend gelindert werden können.

Hormone messen, aber richtig

Wenn du deine Hormonwerte bestimmen lassen möchtest, ist es wichtig, dass du den richtigen Zeitpunkt erwischt. Wenn dein Zyklus noch einigermaßen regelmäßig ist, solltest du das Östrogen zwischen dem 2. und 5. Zyklustag messen lassen, das Progesteron dagegen zwischen dem 19. und 23. Tag. Nach der Menopause ist der Tag egal. Neben Östrogen und Progesteron sind der sogenannte FSH- und der LH-Wert besonders aussagekräftig. Beide Werte steigen in den Wechseljahren an und können daher ein Indikator für deine sinkende Fruchtbarkeit sein.

Es gibt noch ein drittes Hormon, das in den Wechseljahren langsam abnimmt: das Testosteron. Dieses Hormon gehört nicht den Männern, wir Frauen haben davon auch recht viel im Blut – wenn auch im Vergleich etwa zehnmal weniger. Testosteron und Östrogen sind lange Zeit in Balance, aber vielleicht ahnst du es schon: Auch dieses Gleichgewicht wird in der Perimenopause gestört. Das Testosteron sinkt zwar jetzt noch nicht, aber wenn vom Östrogen nach und nach weniger da ist, ist automatisch vergleichsweise mehr Testosteron vorhanden. Das kann dazu führen, dass nicht nur dieses Hormon, sondern auch du etwas dominanter wirst. Vielleicht fühlst du dich energiegeladener, selbstbewusster und hast mehr Lust auf Sex als sonst. Auch hier gilt: Das kann, muss aber nicht sein. Denn jede Frau erlebt die Wechseljahre anders. Einige bekommen vom Hormonchaos fast gar nichts mit und spüren den Einfluss der verschiedenen Hormone nicht. Andere können ziemlich genau sagen, welches gerade aus der Reihe tanzt.

Unten findest du eine Übersicht mit typischen Werten für die verschiedenen Phasen der Wechseljahre. Bitte beachte: Das sind Durchschnittswerte, es gibt Frauen, die generell hohe Östrogenspiegel etc. haben, und andere, bei denen sie niedriger sind. Für die Messung musst du wissen, dass es verschiedene Östrogene gibt. Das Östradiol gilt dabei als das wichtigste weibliche Geschlechtshormon.

Zu Beginn der Wechseljahre

› Östradiol kann stark schwanken: Werte zwischen 30 und 500 bis 600 ng/l sind möglich

› Progesteron: Frühphase bis zu 5 μg/l, Spätphase bis zu 12 μg/l

› FSH zwischen 10 bis 12 IE/l.

Um die Menopause

› Östradiol: erste Zyklushälfte unter 25 ng/l; zweite Zyklushälfte unter 80 ng/l

› Progesteron unter 5 μg/l

› FSH über 12 IE/l

Durchschnittswerte Postmenopause

› Östradiol unter 20 ng/l

› Progesteron unter 0,3 μg/l

› FSH zwischen 23 bis 116 IE/l

Tipp:

Notiere deine Beschwerden und berichte deiner Ärzt:in davon. Lass dir nicht sagen, dass du noch nicht in den Wechseljahren bist, weil du deine Menstruation noch hast oder mit Anfang 40 zu jung für die Wechseljahre bist. Frage deine Ärzt:in gezielt nach Symptomen der Perimenopause und wie du deine Beschwerden behandeln kannst.

CHECKLISTE6

Bist du unsicher, ob du schon in den Wechseljahren bist? Die Deutsche Menopause Gesellschaft e. V. (DMG) hat eine Checkliste mit Fragen zu den wichtigsten Symptomen der beginnenden Wechseljahre entwickelt.

Die ersten Fragen betreffen deinen Zyklus:

› Hat sich deine Zykluslänge in den letzten Monaten verändert?

› Waren deine monatlichen Blutungen unterschiedlich lang oder stark?

› Kennst du bereits längere Zeiträume ganz ohne Blutung?

Antworten auf die folgenden Fragen können weitere Hinweise geben:

› War deine Stimmung in den letzten sechs bis zwölf Monaten – im Vergleich zu vorher – beeinträchtigt?

› Hattest du in der letzten Zeit und im Gegensatz zu früher Schlafprobleme?

› Kannst du dich schlechter konzentrieren?

› Fühlst du dich weniger leistungsfähig?

› Hast du manchmal Hitzewallungen?

Je mehr Symptome auf dich zutreffen, desto wahrscheinlicher ist, dass du bereits in der Perimenopause bist.

1.3 Der Tag, den jede Frau verpasst

»IST MEINE LEBENSSITUATION SCHWIERIG ODER SIND DAS DIE SYMPTOME DER WECHSELJAHRE?« (Christine)

Die Menopause bezeichnet die allerletzte Blutung und damit das Ende der Fruchtbarkeit. Wenn du über 50 Jahre alt bist, ist das der Tag, an dem 12 Monate zuvor deine letzte Blutung stattgefunden hat. Du weißt also erst ein Jahr später davon. Wenn du unter 50 bist, musst du sogar zwei Jahre warten, bevor du offiziell »in der Menopause« bist. Denn es kann sein, dass sich bei dir doch noch die ein oder andere Eizelle regt. Egal, ob über oder unter 50: Wenn du nach mehreren Monaten der Ruhe eine leichte, kurze Schmierblutung hast, ist das dein neues Startdatum für deinen Menopause-Timer – oder anders gesagt: Jede Blutung zählt!

Mit der Menopause endet die Zeit der Verhütung. Es sind keine Eizellen mehr da. Du kannst nicht mehr schwanger werden. Die Sichtweisen sind hier zweigeteilt: Die einen feiern die neue Freiheit, die anderen bedauern den Verlust ihrer Fruchtbarkeit, weil beispielsweise ein Kinderwunsch endgültig unerfüllt bleibt. Mit der Zeit sehen jedoch viele Frauen vor allem Vorteile: Sie erleben ihre Sexualität entspannter, Menstruationsschmerzen haben ein Ende und sie müssen nicht länger Geld für Periodenprodukte ausgeben.

Frauen erleben ihre letzte Menstruationsblutung durchschnittlich mit 51 Jahren. Es kann aber auch sein, dass die Menopause deutlich früher oder deutlich später eintritt.

Vielleicht hast du dich auch schon mal über den Begriff »Menopause« gewundert bzw. dich gefragt, ob das Ganze doch nur vorübergehend ist. Das Wort geht auf die griechischen Begriffe »Menos« (für Monat) und »Pausis« (für Ende) zurück: Das bedeutet also nicht, dass wir nur kurz auf die Pausetaste drücken, sondern es ist tatsächlich Ende, aus, vorbei. Ich finde die Herleitung irritierend. Auch wenn die alten Griech:innen nichts dafür können, so ist es doch ein Begriff, der im deutschen Sprachgebrauch nicht klar ausdrückt, was tatsächlich gemeint ist. Stattdessen lässt es viele unnötig mit einem Fragezeichen zurück.

Wissenschaftler:innen arbeiten übrigens daran, die Menopause zu verzögern oder ganz aufzuhalten. Das soll irgendwann vielleicht durch die Entnahme und Transplantation von Eierstockgewebe oder durch ein Medikament, das die Funktion der Eierstöcke verlängert, möglich sein. Andere Forscher:innen arbeiten an einer Anti-Menopause-Impfung, mit der dein Eizellen-Vorrat länger erhalten bleiben soll. Für die einen ist dies ein Horrorszenario, andere sehen darin gesundheitliche Vorteile, weil durch die längere Produktion der Sexualhormone das Risiko für Alterserkrankungen reduziert werden könnte.

Tipp:

Auch wenn mit der Menopause die fruchtbare Phase in deinem Leben zu Ende geht, ist sie gleichzeitig ein neuer Anfang. Es beginnt eine Zeit, in der du dich neu entdecken kannst. Viele Frauen berichten, dass sie sich jetzt viel wohler fühlen als in den Jahren zuvor. Sei neugierig auf das, was kommt. Verschweige deine Menopause nicht, sondern feiere sie mit deinem Partner oder deinen Freund:innen!

1.4 Nach der Regel kommt noch was …

»MEINE GRÖSSTE HERAUSFORDERUNG IST UNWISSENHEIT.« (Birgit)

Die gute Nachricht ist, dass mit der Menopause etwas Neues beginnt. Die schlechte, dass in der Postmenopause – das ist die Zeit nach der letzten Blutung – die Beschwerden nicht vorbei sind. Die Hormonwerte schwanken zwar nicht länger und es kehrt wieder etwas mehr Ruhe ein. Dafür muss jetzt unser Körper mit den dauerhaft niedrigen Hormonspiegeln zurechtzukommen.

Stimmungsschwankungen bessern sich nun häufig, Hitzewallungen können weiterhin oder erstmalig auftreten (tatsächlich gibt es vereinzelt Frauen, die sogar noch mit 70 Jahren Hitzewallungen erleben). Vor allem machen aber in der Postmenopause Vulva und Vagina Beschwerden. Das liegt daran, dass sich unsere Haut im Intimbereich verändert. Sie wird trockener und dünner, auch Juckreiz ist häufig. Weil die Feuchtigkeit fehlt, kann außerdem der Sex schmerzhaft werden. Und weil die hormonellen Veränderungen den pH-Wert in der Vagina steigen lassen, haben Bakterien ein leichtes Spiel, was sich in häufigeren Blasen- und Harnwegsinfekten zeigen kann. Oftmals kommen auch Symptome einer Beckenbodenschwäche mit Urinverlust und Senkungsbeschwerden hinzu (mehr dazu in Kapitel 4). Weil nun auch dein Testosteron sinkt, kann auch dein sexuelles Interesse weniger werden und du kannst dich insgesamt antriebsloser fühlen.

Auf neue Herausforderungen vorbereitet sein

Gut an der Postmenopause ist, dass nach der Achterbahnfahrt der Hormone typische Zyklusbeschwerden wie PMS/PMDS7, aber auch Erkrankungen wie Endometriose8