Wedding Date - Monica Murphy - E-Book

Wedding Date E-Book

Monica Murphy

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Beschreibung

Kelsey hat genug vom Online-Dating. Sie kommt prima alleine zurecht und hat die Suche nach dem Mann ihrer Träume aufgegeben. Außerdem hat sie bereits den perfekten Mann in ihrem Leben: Theo ist die Art von bestem Freund, der immer für ein Lachen, eine Umarmung oder einen Drink zu haben ist. Daher zögert sie auch nicht, sein Fake Date auf der Hochzeit seiner Ex-Verlobten zu sein. Schließlich kennen sie sich beide in- und auswendig.

Doch bald schon beschleicht Kelsey der Verdacht, dass sie nur noch eines vortäuscht: keine wahren Gefühle für Theo zu haben ...



Alle Bücher der Dating Serie können unabhängig voneinander gelesen werden.

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Liebe Leserin, lieber Leser,

Danke, dass Sie sich für einen Titel von »more – Immer mit Liebe« entschieden haben.

Unsere Bücher suchen wir mit sehr viel Liebe, Leidenschaft und Begeisterung aus und hoffen, dass sie Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern und Freude im Herzen bringen.

Wir wünschen viel Vergnügen.

Ihr »more – Immer mit Liebe« –Team

Über das Buch

Kelsey hat genug vom Online-Dating. Sie kommt prima alleine zurecht und hat die Suche nach dem Mann ihrer Träume aufgegeben. Außerdem hat sie bereits den perfekten Mann in ihrem Leben: Theo ist die Art von bestem Freund, der immer für ein Lachen, eine Umarmung oder einen Drink zu haben ist. Daher zögert sie auch nicht, sein Fake Date auf der Hochzeit seiner Ex-Verlobten zu sein. Schließlich kennen sie sich beide in- und auswendig.

Doch bald schon beschleicht Kelsey der Verdacht, dass sie nur noch eines vortäuscht: keine wahren Gefühle für Theo zu haben ...

Alle Bücher der Dating Serie können unabhängig voneinander gelesen werden.

Über Monica Murphy

Monica Murphy ist New-York-Times- und USA-Today-Bestsellerautorin.  Ihre Bücher wurden in fast ein Dutzend Sprachen übersetzt und haben sich weltweit über eine Million Mal verkauft. Die Autorin lebt mit ihrer Familie, ihrem Hund und vielen Katzen mitten im kalifornischen Nirgendwo. Wenn sie nicht gerade an neuen Büchern schreibt, verbringt sie ihre Zeit am liebsten mit ihrem Mann und ihren drei Kindern. Sie glaubt fest an Happy Ends, auch wenn ihre Romanfiguren viele bange Momente durchleben müssen, bevor sie endlich zusammen glücklich werden dürfen.

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Monica Murphy

Wedding Date

Aus dem Amerikanischen von Lotte Arway

Übersicht

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Inhaltsverzeichnis

Impressum

Inhaltsverzeichnis

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Grußwort

Informationen zum Buch

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EPILOG — Kelsey

Impressum

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1

Kelsey

Als die Dating-Szene nach und nach immer trostloser wurde, schloss ich einen geheimen Pakt mit mir selbst. Keine meiner Freundinnen weiß davon, obwohl ich ein paarmal etwas in die Richtung vor ihnen erwähnt habe. Das Problem ist, dass sie mich nicht ernst nehmen. Sie lachen bloß und denken, dass ich Witze mache.

Das tue ich aber nicht.

Wie auch immer, mein Pakt mit mir selbst lautet: Ich habe Männern abgeschworen.

Ich weiß, dass es sich extrem anhört, und lasst uns realistisch bleiben: Es ist nur vorübergehend. Aber mal ehrlich, sie sind alle furchtbar. Ich weiß, dass ich mich mit dieser Aussage weit aus dem Fenster lehne, aber es stimmt nun mal. Die Dates, die ich in letzter Zeit hatte, endeten allesamt spektakulär. Aber nicht in einem guten Sinne. Vor einer Weile überredete mich meine Freundin Eleanor dazu, uns zusammen bei der Rate-A-Date-App anzumelden, damit wir beide jemanden kennenlernen. Sie traf dabei den Mann ihrer Träume, der zufällig auch noch Profisportler ist. Ich hingegen geriet an einen Vollidioten, der mich schlecht behandelte und mich noch eine Woche nach dem Date belästigte.

Seht ihr? Furchtbar.

Eine gute Sache, die damit einherging, dass ich den Idioten kennenlernte (sein Name ist Paul, auch wenn das nicht wirklich irgendetwas zur Sache tut), ist, dass ich mich mit seinem besten Kumpel Theodore Crawford angefreundet habe. Theo ist süß. Nett. Er hat gerade eine Trennung hinter sich (sie waren sogar verlobt, es war also total ernst), weil er herausgefunden hatte, dass sie ihn betrügt.

Mit seinem Cousin.

Seitdem ist Theo auch im Anti-Dating-Club und hat den Frauen abgeschworen. Das hat er mir vor ein paar Wochen eröffnet, als wir zusammen etwas trinken waren.

Ja, wir sind nur Freunde. Mehr will ich nicht von Theo, und mehr will er nicht von mir. Es ist befreiend.

Wie wir uns nach dem desaströsen Doppeldate mit meiner Freundin Eleanor, Paul und Theo wiedergetroffen haben? Stellt euch folgende Situation vor:

Es ist Mittwochabend, und ich hänge gelangweilt auf einer Cocktailparty im Wilder Hotel in Pebble Beach rum, wo ich arbeite. Ich frage mich gerade, wann ich gehen kann, als jemand in fragendem Tonfall meinen Namen sagt. Ich drehe mich um und entdecke Theo, er verschlingt mich mit seinen großen braunen Augen regelrecht – als wäre ich das Beste, was er je gesehen hat.

Ich war geschmeichelt, versteht mich nicht falsch. Aber wenn man bedenkt, dass ich ihn mit einem der schlimmsten ersten Dates assoziiere, die ich jemals erlebte, habe ich gezögert, mich mit ihm zu unterhalten. Außerdem erinnerte ich mich daran, dass er so unfassbar traurig gewesen war. Als ich ihn zum ersten Mal traf, war er gerade mal ein paar Monate von seiner Ex-Verlobten getrennt und steckte immer noch in einem riesigen Loch.

Aber an dem Abend auf der Cocktailparty war er so lustig und hat mich mit seinen witzigen Geschichten zum Lachen gebracht. Und mich daran erinnert, dass er mir helfen kann, wenn ich daran interessiert bin, Geld anzulegen.

Ich nahm das Angebot an und machte einen Termin bei ihm. Er lud mich zum Mittagessen ein und überzeugte mich davon, die fünftausend Dollar, die ich besaß, anzulegen. Erfreulicherweise habe ich bereits ein Wachstum beobachten können. Seitdem waren wir ein paarmal zum Essen aus, aber meistens eher businessmäßig. Außerdem treffen wir uns zufällig immer mal wieder auf Veranstaltungen. Ich mag Theo.

Sehr sogar.

Aber nicht genug, um eine Beziehung mit ihm führen zu wollen. Ich habe meine Mauer hochgezogen, eine aus solidem Stahl, der niemand etwas anhaben kann. Wie bereits erwähnt, habe ich Männern abgeschworen, und obwohl ich weiß, dass das nicht für immer ist, tue ich es zum Wohle meiner Seele. Ich werde mich nicht mit irgendeinem zufriedengeben. Ich muss einen guten Mann finden. Einen, der sich um mich kümmert. Einen, der sich nicht nach anderen umschaut. Einen, der mich wie eine Ebenbürtige behandelt. Einen, der mir multiple Orgasmen beschert.

Ich habe vielleicht hohe Ansprüche, aber sollten wir die nicht alle haben?

Theo versteht mich. Er versteht, dass ich gerade nur auf eine Freundschaft aus bin. Ihm geht es genauso. Ich glaube nicht, dass er auch nur im Geringsten an mir interessiert ist. Er verhält sich nicht so, als wäre er es, und das ist perfekt.

Perfekt.

Tatsächlich treffen wir uns genau in diesem Moment zum Mittagessen. Er kommt zum Hotel, weil er hier um zwei ein Meeting hat. Wir werden in einem der Hotelrestaurants zu Mittag essen, das eine Terrasse hat, von der aus man eine tolle Aussicht über den Strand hat. Das Wetter ist perfekt, um draußen zu essen. Die Sonne scheint, das Wasser ist dunkelblau, und es geht eine leichte Brise.

»Entschuldigung, dass ich zu spät bin«, sagt Theo zur Begrüßung.

Ich hebe den Kopf und sehe, wie er auf mich zukommt. Er schlängelt seinen großen, schlanken Körper zwischen den winzigen Tischen, die auf der Terrasse herumstehen, hindurch und trägt ein freundliches Lächeln im Gesicht.

In seiner Gegenwart fühle ich mich sofort wohl – das ist eine Seltenheit.

Ich stehe auf und umarme ihn kurz. Er küsst mich flüchtig auf die Wange, dann lassen wir uns an dem winzigen Tisch nieder. Er nimmt die Karte in die Hand, dabei weiß ich bereits ganz genau, was er bestellen wird: Ich wähle immer einen Salat und er einen Cheeseburger. Während wir essen, sabbere ich heimlich beim Anblick seines saftigen Burgers, und wenn ihm mein Hundeblick auffällt, schneidet er mir immer ein Stück davon ab.

Theo ist sehr großzügig. Er teilt auch seine Pommes.

»Ich habe Neuigkeiten«, sagt Theo feierlich, nachdem er die Karte weggelegt hat.

Ich betrachte sein Gesicht. Als ich ihn zum ersten Mal getroffen habe, fand ich, dass er wie eine traurige Version von Ross aus der Serie Friends aussah, und Eleanor stimmte mir zu. Jetzt sehe ich das überhaupt nicht mehr so. Er hat dunkle Haare und dunkle Augen, aber der düstere Ausdruck ist komplett daraus verschwunden. Er lächelt jetzt viel, was toll ist, denn er hat ein schönes Lächeln und gerade weiße Zähne. Wenn er mich ansieht, scheinen seine warmen Augen jedes Mal zu tanzen. Sein Haar ist ein wenig zu lang, aber er kann es tragen. Außerdem ist er groß und fit und trägt makellose Anzüge, die teuer aussehen – weil sie teuer sind.

Theo ist ein erfolgreicher Investmentbanker in Monterey und verdient eine Menge Geld. Er ist nicht so reich wie Alexander Wilder, mein Boss, aber es geht ihm finanziell sehr gut.

»Was sind deine Neuigkeiten?«, frage ich, weil Theo keine weiteren Informationen geliefert hat.

Oh, oh. Unbehagen überkommt mich, und ich werde argwöhnisch. Jetzt gehen von ihm wieder diese seltsamen traurigen Schwingungen aus, die ich eine Weile nicht mehr an ihm wahrgenommen habe.

Er stößt unwirsch die Luft aus und sagt: »Ich habe heute Morgen eine Einladung erhalten. Zu Jessicas und Craigs Hochzeit.«

Ich blinzele ihn ungläubig an. »Jessica? Die Jessica?«

Wie seine ehemalige zukünftige Ehefrau?

Er nickt, und in seinem Blick flackert eine Emotion auf, die ich an ihm noch nie gesehen habe. »Ja. Die Jessica.«

»Sie haben dich zu ihrer Hochzeit eingeladen?« Ich bin so außer mir, dass meine Stimme gerade zehn Dezibel lauter geworden ist.

»Er ist mein Cousin«, sagt Theo schulterzuckend, als ließe es ihn kalt. Ich wünschte, ich wäre so cool wie er. »Wir sind verwandt.«

»Vergiss nicht, dass Craig dir deine Verlobte ausgespannt hat. Die Frau, die du heiraten wolltest«, erinnere ich ihn.

»Oh, glaub mir. Das vergesse ich nicht.« Sein Gesicht ist eine ausdruckslose Maske, und er tut mir sehr leid.

Der Kellner tritt an unseren Tisch, um unsere Bestellungen aufzunehmen. Theo nimmt nicht nur seinen Cheeseburger mit Pommes, sondern auch noch ein Bier. Das tut er sonst nie, wenn er anschließend arbeiten muss.

»Ein Bier also?«, frage ich, sobald der Kellner gegangen ist.

»Ich brauche es, um durch den Tag zu kommen«, sagt er. »Ich muss zugeben, dass ich etwas erschüttert war, als ich die Einladung gesehen habe.«

Überraschung. »Du hast die Einladung per Post bekommen?«

»Jess hat sie zu meiner Arbeitsadresse geschickt.«

Irgendwie hasse ich es, dass er sie Jess nennt, als wäre sie eine alte enge Freundin, was sie ja vermutlich auch ist. Trotzdem – wenn ich an sie denke, steigen mörderische Szenen vor meinem inneren Auge auf. Ich weiß nicht, wie sie aussieht, aber ich stelle mir vor, wie ich ihr die Haare ausreiße und sie von einer Klippe schubse, damit sie für immer verschwindet.

Seht ihr? Mörderisch. Ich verabscheue den Gedanken, dass sie Theo auf so eine kalte, herzlose Art verletzt hat.

»Du hast doch nicht vor hinzugehen, oder?« Ich lehne mich auf meinem Stuhl zurück und mustere ihn. Ein Windstoß fegt über uns hinweg, zerzaust seine Haare, so dass sie ihm in die Augen hängen, und er wischt sie genervt weg.

Die Sache ist die: Ich gebe zu, dass ich Theo irgendwie … attraktiv finde. Er wäre für die richtige Frau sicher ein guter Fang. Aber diese Frau bin nicht ich. Er ist ein guter Freund.

Nicht mehr.

»Ich muss zur Hochzeit gehen«, sagt er mit todernster Stimme.

Ich starre ihn entgeistert an. »Warum? Welche Rolle spielt es, ob du hingehst oder nicht? Jeder würde verstehen, wenn du es nicht tust. Sie war deine Verlobte. Sie hat dich quasi vorm Altar stehenlassen.«

»Nicht ganz«, sagt er mit dem Anflug eines Lächelns. »Ganz so erbärmlich war unsere Trennung nicht.«

»Du hast sie zusammen im Bett erwischt«, erinnere ich ihn. »Nackt.« Ich zögere, bevor ich weitermache. »Das ist schon sehr erbärmlich, findest du nicht?«

Er verzieht das Gesicht. »Kelsey, du hast diese Art … die Dinge sehr direkt auszusprechen.«

Ich setze mich aufrechter hin und setze eine würdevolle Miene auf. »Manche Leute halten das für meine beste Eigenschaft.«

»Wer genau?« Er grinst, und ich kann nicht anders, als zu lachen. »Ich würde sagen, manchmal ist es nachteilig.«

»Ich möchte einfach nicht, dass du vergisst, was sie dir angetan haben«, sage ich und kann dabei nicht ignorieren, dass ich ihn unbedingt verteidigen will. Ihn beschützen. Dafür sind Freunde doch da, oder nicht?

»Das werde ich niemals vergessen«, sagt er, und an seinem Blick erkenne ich, dass er es ernst meint. »Genau jetzt würde ich es aber bevorzugen, nicht auf den entsetzlichen Details des Zerfalls meiner nicht zustande gekommenen Ehe herumzureiten.«

Ich presse die Lippen zusammen und nicke. »Sorry.«

»Ist schon gut«, sagt er sanft.

Der Kellner kommt mit unseren Getränken zurück. Dankbar greift Theo nach dem Bier und nimmt einen Schluck, wobei eine dünne Linie aus Schaum an seiner Oberlippe zurückbleibt. Schnell leckt er ihn ab, und ich fühle ein merkwürdiges Zwicken in meinem Magen.

Ähm, nein. Ich bin nicht bereit für ein merkwürdiges Zwicken. Ich habe Männern abgeschworen, schon vergessen? Vor allem denen, die ich als echte Freunde ansehe.

»Ich wollte mich mit dir zum Essen treffen, weil ich gehofft habe, dich überreden zu können …« Er verstummt und senkt für einen Moment den Blick auf den Tisch. Dann hebt er den Kopf wieder und schaut mir in die Augen.

Aber er sagt nichts.

Ich schüttele leicht den Kopf und sehe ihn verwirrt an. »Mich wozu überreden zu können?«

»Mein Date zu sein. Auf der Hochzeit«, sagt er sanft und sieht plötzlich schüchtern aus.

Mir klappt die Kinnlade herunter. »Du möchtest, dass ich dich auf die Hochzeit deiner Ex-Verlobten begleite?«

»Ja, das möchte ich. Das möchte ich auf jeden Fall.« Er nickt eifrig.

»Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist«, setze ich in dem Versuch, meine Worte sorgfältig zu wählen, an, aber er unterbricht mich.

»Ernsthaft, Kels, was ist schon dabei? Ich brauche ein Date, wir sind Freunde, du bist wunderschön, Jess wird einen Blick auf dich werfen und feststellen, dass ich ein riesiges Upgrade gemacht habe, und ich werde richtig gut dastehen«, sagt er. Die Worte strömen nur so aus ihm heraus.

Ich nehme an, dass er über diese Situation sehr viel nachgedacht hat. Und er möchte, dass ich dabei bin.

Ich würde ihm sehr gerne helfen, aber …

»Ich mache mir einfach Sorgen um dich«, gestehe ich und strecke meine Hand aus, um sie auf seine zu legen. »Hast du sie in letzter Zeit mal gesehen?«

Langsam schüttelt er den Kopf. »Ich war vor Kurzem zu einem Familientreffen eingeladen, aber als ich gehört habe, dass sie dort sein werden, bin ich nicht hingegangen.«

»Weil du dich nicht bereit gefühlt hast, sie zu sehen …«

»Na ja, aber jetzt fühle ich mich bereit dazu, sie zu sehen.« Er dreht seine Hand um, so dass unsere Finger ineinander verschlungen sind, und drückt meine Hand sanft. »Komm schon, Kels. Begleite mich. Sei mein Date für die Hochzeit. Wir werden allen zeigen, dass ich ein für alle Mal über Jessica hinweg bin.«

Ich weiß nicht, wieso, aber der Gedanke daran, auf die Hochzeit von Theos Ex-Verlobter zu gehen, erfüllt mich mit Grauen. Das ist eine wirklich schlechte Idee.

Vielleicht sogar die schlechteste Idee ever.

Aber hatte ich schon erwähnt, wie schwer es mir fällt, Theo zu widerstehen, wenn er mich mit diesen großen braunen Augen ansieht? Plötzlich überkommt mich das starke Verlangen, ihn zum Lächeln zu bringen, ihn glücklich zu machen, und deshalb sage ich natürlich:

»Klar. Kein Problem. Lass uns zusammen hingehen.«

2

Theo

Okay, was soll’s? Ich finde sie attraktiv. Man müsste tot sein, um Kelsey nicht attraktiv zu finden. Aber sobald ich ein bisschen Zeit mit ihr allein verbracht hatte, wusste ich, dass ich niemals eine Chance bei ihr haben würde. Also habe ich mich zurückgenommen und die Gefühle in eine Ecke geschoben. Und prompt wurde mir klar, wie gut wir uns verstanden. Sie bringt mich zum Lachen. Ich bringe sie zum Lachen. Wir führen großartige Gespräche. Manchmal arten sie in Streit aus, aber ich betrachte das nicht als etwas Schlechtes. Wir können zu unseren unterschiedlichen Ansichten stehen und uns trotzdem noch gegenseitig Respekt entgegenbringen.

Das ist erfrischend.

»Wann ist die Hochzeit?«, fragt Kelsey und reißt mich damit aus meinen Gedanken.

»In einem Monat.«

Ihr klappt der Mund auf. »In einem Monat? Und sie haben jetzt erst die Einladungen verschickt?«

»Jessica ist nicht sehr … schnell.«

Das ist eine Untertreibung. Sie ist die Königin des Zuspätkommens, während ich in unserer Beziehung stets fast schon krankhaft pünktlich war (und es immer noch bin). Ich hatte die Hoffnung, dass ich sie etwas ausbalancieren und ihr beibringen könnte, wenigstens immer etwas früher da zu sein, wenn ich sie schon nicht dazu bringen konnte, pünktlich zu sein, aber es hat nicht funktioniert. Es war ihr schlichtweg egal.

Alles war ihr egal, um die Wahrheit zu sagen. Außer ihr selbst.

»Ich kann es nicht leiden, wenn Leute zu spät dran sind«, sagt Kelsey, greift nach ihrem Eistee und trinkt einen Schluck. Mein Blick fällt auf ihr Shirt, das über ihren Brüsten etwas spannt.

Ja, ich checke sie ab. Aber sie bekommt es nicht einmal mit. Ich hebe den Blick zu ihren Lippen, die sich um den Strohhalm schließen. Alles in mir schreit: Frag sie nach einem richtigen Date!

Aber mein logisch denkendes Hirn erwidert: Tu das nicht. Du wirst alles zerstören.

Also halte ich mich von dem Thema fern.

»Ich auch«, sage ich, dankbar, dass sie genau wie ich immer pünktlich ist.

»Gibt es noch andere Termine?«, fragt Kelsey.

Ich runzele die Stirn. »Was meinst du?«

»Hochzeitsveranstaltungen. Viele Paare veranstalten eine gemeinsame Shower«, sagt sie.

Ich runzele die Stirn noch stärker. »Ich bin mir sicher, dass viele Paare gern gemeinsam duschen, aber was hat das mit ihrer Hochzeit zu tun?«

Kelsey prustet los. »Theo, du bist einfach zum Schreien komisch. Ernsthaft, ich rede von einer Bridal Shower. Heutzutage gibt es aber oft auch eine Paar-Shower. Das sind Partys, bei denen jeder eine Menge Hochzeitsgeschenke mitbringt und die vor der eigentlichen Hochzeit stattfinden.«

Ich fühle mich wie ein Idiot. Natürlich habe ich davon schon mal gehört, es ist nur … meine Gedanken waren ganz woanders. »Richtig. Eine Shower. Ich habe keine Ahnung, ob sie so etwas machen.«

»Du solltest es herausfinden. Was, wenn sie dich einladen? Das wäre unangenehm.« Sie verzieht das Gesicht.

»Alles an dieser Situation ist unangenehm. Das weißt du«, erinnere ich sie.

Der Kellner bringt unser Essen, und ich bin dankbar für die Unterbrechung. Ich möchte nicht über Duschen und Geschenke und was ich mitbringen muss oder wo ich hingehen muss, nachdenken. Ich will gar nicht zu dieser blöden Hochzeit gehen, aber meine gesamte Familie hat gesagt, dass ich wie die weltgrößte Pussy dastehe, wenn ich nicht auftauche.

Na ja, nicht meine ganze Familie. Meine Brüder haben das zu mir gesagt.

Ich bin das älteste von fünf Kindern, habe drei jüngere Brüder und eine Schwester. Ja, meine Eltern waren gut beschäftigt in den frühen Jahren ihrer Ehe. Zwei meiner Brüder sind zweieiige Zwillinge und totale Nervensägen. Meine Schwester hasst uns alle, weil wir überfürsorglich sind, was sie angeht.

Okay, das ist übertrieben, sie hasst uns nicht. Aber wir sind so dominant, dass wir alle potenziellen Freunde von ihr abschrecken. Das ist der Grund, weshalb sie nie jemanden, den sie datet, mitbringt. Ich schätze, das kann ich ihr nicht verübeln. Als Ältester bin ich derjenige mit der Verantwortung. Meine anderen Brüder lieben es, sie endlos aufzuziehen. Mit mir tun sie dasselbe.

Wenn dich deine drei kleinen Brüder Pussy nennen und sagen, dass du keinen Rückzieher machen darfst und zur Hochzeit deiner Ex gehen musst, dann gehst du. Ende der Diskussion.

»Lass mich raten«, sagt Kelsey, nachdem wir ein paar Minuten lang schweigend gegessen haben. »Deine Brüder haben gesagt, dass du zu der Hochzeit gehen musst.«

Seht ihr? Sie kennt mich gut. »Sie sind Arschlöcher.«

»Ganz eindeutig«, schnaubt sie. »Aber ich verstehe auch, warum sie dich dazu drängen. Hör zu, Theo, es macht mir nichts aus hinzugehen. Ehrlich gesagt kann ich es nicht abwarten, diese Jessica zu sehen, die dich so schlimm verletzt hat. Ich kann es auch kaum abwarten, den Trottel zu sehen, für den sie dich verlassen hat.«

»Craig ist nicht so schlimm …«, setze ich an, aber sie bringt mich mit einem Blick zum Schweigen.

»Er ist furchtbar«, betont sie.

Er ist mein Cousin. Ich neige dazu, Familienmitglieder zu verteidigen. Sogar, wenn sie mich schlecht behandeln.

»Aber du brauchst einen Plan«, sagt sie und wedelt mit ihrer Gabel in meine Richtung.

Ich lasse meinen Burger sinken und hoffe, dass mir bei dem, was sie als Nächstes sagen wird, nicht der Appetit vergeht. »Was meinst du damit, ein Plan?«

»Du musst ihnen unter die Nase reiben, wie verdammt phantastisch dein Leben ohne sie ist.« An dem breiten Grinsen in ihrem Gesicht erkenne ich, dass die Idee ihr sehr gefällt. »Wir werden auf diese Hochzeit stolzieren und ihnen zeigen, wie gut es dir geht. Du musst deinen besten Anzug tragen.«

Ich nicke. »Gebongt.«

»Und du darfst nicht finster dreinschauen. Nicht ein Mal.« Sie trinkt erneut von ihrem Eistee, und ich träume einen Augenblick davon, wie sie die Lippen um einen Teil von mir schließt. Fuck, ich muss damit aufhören. »Du schaust oft finster, wenn du über Jessica sprichst.«

»Was, echt? Das ist ja eine Überraschung.« Mein sarkastischer Tonfall beeindruckt sie nicht im Geringsten.

»Lass die ganze Bitterkeit los und verhalte dich wie der Gewinner, der du bist«, sagt sie und klingt wie mein persönlicher Motivationscoach. »Du bist sehr erfolgreich in deinem Beruf.«

Stimmt. Das ist so ziemlich das Einzige, was mir momentan Befriedigung verschafft. Manche würden mich sicher einen Workaholic nennen. Jessica hat das hin und wieder getan.

Ich habe mich immer gefragt, ob das einer der Gründe war, weshalb sie mich betrogen hat. Vielleicht habe ich ihre Bedürfnisse nicht befriedigt. In den letzten paar Monaten vor der geplanten Hochzeit ging unser Sexleben den Bach runter: Sie hatte keine Lust, und ich war zu müde, um mir Gedanken darüber zu machen. Ich nahm an, dass der Stress der Hochzeitsplanung sie ausgelaugt hatte.

Nun, es stellte sich heraus, dass sie es mehr als genug von meinem Cousin besorgt bekam und mich nicht mehr brauchte.

»Du musst dich verhalten, als stündest du über den Dingen, wenn du in die Kirche kommst oder wo auch immer sie heiraten«, fährt sie fort.

»Willst du etwas Lustiges hören?« Als sie nickt, fahre ich fort: »Sie heiraten hier. Draußen auf dem Rasen.« Ich mache eine Handbewegung in Richtung des Ozeans.

Kelsey verdreht die Augen. »Natürlich tun sie das. Möchtest du, dass ich die Hochzeit sabotiere? Oder ich könnte das Catering bei der Feier durcheinanderbringen. Die wird doch sicher auch hier stattfinden, oder?«

»Es wird nichts sabotiert oder durcheinandergebracht«, sage ich zu ihr, bin aber dankbar dafür, dass sie es angeboten hat. »Ich muss nicht auf diese Weise Rache nehmen.«

»Okay.« Sie nickt und lächelt, aber es ist ein teuflisches Lächeln. Eines, das auf Maleficents Gesicht erscheint, bevor sie jemanden vergiftet. »Die beste Art, dich an deiner Ex zu rächen, ist, ihr zu zeigen, wie gut du ohne sie zurechtkommst.«

Das wäre vor ein paar Monaten, nachdem Jessica mich abserviert hatte, noch undenkbar gewesen. Obwohl mein bester Freund Paul sich Mühe gegeben hat, mich aufzuheitern, mich sogar gezwungen hat, auf ein Date mit der süßen Eleanor zu gehen, hat es einfach nicht funktioniert. Ich war nicht in der richtigen Verfassung. Ich war am Boden, und in diesem Moment wollte ich auch nirgendwo anders sein.

Kelsey half mir wieder auf die Beine. Ich habe viele Freunde, verbringe viel Zeit mit meinen Brüdern. Aber eine gute Freundin mit einer abgeklärten Haltung zu haben, die mir Einblicke in die weibliche Psyche gibt, ist unbezahlbar.

»Genau, wie du bereits gesagt hattest«, sage ich.

Sie nickt. »Exakt. Echt schade, dass du noch keine Frau gefunden hast. Also eine feste Freundin.«

»Stimmt.« Ich reiche ihr ein paar Pommes rüber, die sie mir gierig abnimmt.

»Ich schätze …« Ihr Blick ist nachdenklich, während sie auf den Pommes herumkaut. »Ich könnte die ganze Zeit an dir dranhängen und ihnen den Eindruck vermitteln, dass du gevögelt wirst – und zwar jede einzelne Nacht.«

Beinahe spucke ich das Bier wieder aus, das ich gerade getrunken habe. Es erfordert äußerste Willenskraft, es runterzuschlucken. Trotzdem muss ich husten.

»Was? Soll das heißen, du möchtest nicht, dass ich das mache?«, fragt sie und lacht leise.

Ich überwinde den Hustenanfall und röchele: »Bitte erklär mir ganz genau, was du damit meinst.«

Wenn sie gerade fragt, ob ich denn nicht jede Nacht von ihr gevögelt werden möchte, liegt sie total falsch. Aber ich kann nicht zulassen, dass sich unsere Beziehung in diese Richtung entwickelt, deshalb behalte ich meine Phantasien von einer nackten Kelsey für mich.

Sex würde alles zwischen uns ruinieren. Ich kann es nicht riskieren. Dafür bedeutet mir ihre Freundschaft zu viel.

»Ich spreche davon, dass wir zusammen auf der Hochzeit auftauchen und uns wie ein Pärchen verhalten.« Da ist wieder das bösartige kleine Lächeln. »Wäre das nicht phantastisch? Ich, wie ich an deinem Arm hänge und meine Brüste gegen deinen Oberkörper drücke. Du könntest mich bei der Feier auf der Tanzfläche küssen. Ich würde dir mindestens einen Kuss erlauben. Sogar mit Zunge.«

»Das ist wahrscheinlich keine gute Idee«, sage ich vorsichtig und schiebe den Gedanken daran, wie sich meine Zunge fest um Kelseys schließt, in die dunkelste Ecke meines Gehirns. Genau dorthin, wo er alle möglichen dunklen Phantasien von Kelsey heraufbeschwören will.

»Ach, komm schon, es würde nicht so schlimm werden. Es könnte sogar Spaß machen, oder?« Sie lehnt sich vor und schlägt mir leicht auf den Arm. Danach nimmt sie sich noch ein paar Pommes von meinem Teller. »Du kannst es ihr so richtig geben.«

»Klar. Super.« Meine Stimme klingt wenig enthusiastisch, und Kelsey hört es auch. Sie lässt die Schultern sinken, betrachtet mich und schüttelt langsam den Kopf.

»Verhalte dich nicht jämmerlich, Theo. Ernsthaft. Sei stark.« Sie streckt die Hand erneut aus, aber statt noch mehr Pommes zu klauen, legt sie sie diesmal auf meinen Arm und drückt ihn sanft. »Ich weiß, was sie dir angetan hat. Und dass du ziemlich lange am Boden zerstört warst.«

Jeder in meiner Familie, sogar mein Vater und meine Brüder, ließen mich nach der Trennung für ungefähr einen Monat traurig und wütend sein. Nachdem das Ablaufdatum verstrichen war, sagten sie mir, dass ich mich zusammenreißen muss. Keine Frau ist so viel Elend und Schmerz wert.

Ich konnte ihnen nicht widersprechen. Tief drin wusste ich, dass sie recht hatten. Aber das hat das Elend und den Schmerz, die Jessica mir zugefügt hat, die Bloßstellung, nicht gelindert. Wir hatten Hochzeitseinladungen verschickt, um Himmels willen. Wir haben unser ganzes Geld für die Anzahlungen für die Hochzeit und die Feier rausgeworfen – das meiste kam von Jessicas Familie, aber eben auch von mir. Meine Eltern hatten Mitleid mit mir, und das habe ich gehasst. Dann musste ich auch noch meiner schwerhörigen achtundneunzigjährigen Großmutter erklären, was passiert ist, und das hat mich wahrscheinlich am meisten angekotzt.

Meine Familie zu enttäuschen, steht bei mir nicht gerade oben auf der Prioritätenliste. Wie ein kompletter Versager auszusehen, auch nicht.

Also habe ich mich zusammengerissen und so getan, als würde es mir nichts mehr ausmachen. Als wäre ich über sie hinweg. Scheiß auf die Alte! Sie ist eine Bitch.

Das habe ich oft zu meinen Brüdern gesagt, weil es das war, was sie hören wollten. Ich habe es aber nicht so gemeint. Jessica ist keine Bitch. Nicht wirklich. Kaltherzig und gefühllos, ja. Aber ich kann ihr nicht ewig böse sein. In einem Monat wird sie Teil meiner Familie sein.

»Es schien dir besser zu gehen. Ich weiß, dass es dir besser ging, aber diese Einladung ist jetzt kein Grund, dass alles wieder den Bach runtergeht, okay?« Wieder drückt Kelsey meinen Arm und lächelt mich aufmunternd an. Ich kann nicht anders, als zurückzulächeln.

»Ja, du hast recht. Ich werde mich nicht den Bach des Lebens runtertreiben lassen, was auch immer das heißt«, gebe ich zurück.

Sie lacht. »Gut, denn sie verdient nicht einen einzigen deiner Gedanken. Dir ist klar, dass sie auch nicht an dich denkt, oder?«

Autsch. Das war verdammt ehrlich. »Du hast vermutlich recht.«

»Das habe ich. Vertrau mir.« Sie deutet auf meinen Teller. »Bereit, mir ein Stück von deinem Burger abzuschneiden?«

Seufzend tue ich, worum sie mich gebeten hat. Ich schneide ungefähr ein Viertel meines Burgers ab, lege es auf ihren Salatteller, lasse sie die Führung in unserem Gespräch übernehmen und schaue auf ihren Mund, während sie spricht. Während sie isst. Wenn Kelsey einmal angefangen hat zu sprechen, hört sie nicht wieder auf. Anfangs hat mich das überrascht. Sie hat etwas Mysteriöses an sich, spricht nicht viel über ihre Familie oder ihre Vergangenheit. Und glaubt mir, ich habe sie danach gefragt. Ich bin wie ein offenes Buch, während sie sehr verschlossen ist.

Ich frage mich, ob sie etwas zu verbergen hat.

3

Kelsey

»Ich muss ein Kleid finden, das so schön ist, dass jede Frau, die mich sieht, vor Neid platzt«, eröffne ich meinen Freundinnen.

Mindestens einmal in der Woche treffen wir uns im Sweet Dreams Café zum Mittagessen. Der Laden gehört Stellas Familie, sie arbeitet dort. Caroline und Sarah arbeiten beide in der Gegend. Genau wie Amelia. Bis vor Kurzem hat auch Eleanor hier gearbeitet, in einem Friseursalon, aber sie ist nach Las Vegas zu ihrem Freund gezogen.

Wenn ich mich wie Eleanor in einen Profi-Footballer verlieben würde, würde ich auch dorthin ziehen, wo er lebt. Aber ich vermisse sie. Fürchterlich. Wir alle vermissen sie. Sie ist unser Sonnenschein, unsere Optimismus-Queen. Unsere Freundin Candice ist genauso, aber sie macht gerade mit ihrem Ehemann Charlie Urlaub auf den Bahamas. Dieser Glückspilz.

»Schau einfach in deinem Schrank nach«, sagt Stella trocken, während sie mich mustert. »So ziemlich alles, was du trägst, macht andere Frauen neidisch.«

Ich stoße genervt die Luft aus. Ehrlich, mit diesem Gesicht geboren worden zu sein, ist gleichzeitig Fluch und Segen. Es liegt nicht in meiner Hand. Ich habe das Aussehen von meiner Mama geerbt. Als sie so alt war wie ich, war sie wunderschön, atemberaubend. Und es war ihr bewusst. Sie hat ihre Schönheit eingesetzt wie eine Waffe, war fünfmal verheiratet, hatte bis zu ihrem Lebensende zahllose Freunde und Verlobte. Ich habe keine Ahnung, wer mein Vater ist, weil sie sich von ihm hat scheiden lassen, bevor ich geboren wurde. Wobei, waren sie überhaupt verheiratet?

Ich habe keinen Schimmer, denn ich durfte nie Fragen stellen. Jedes Mal, wenn ich es versuchte, hat sie mir den Mund verboten. Also habe ich es irgendwann aufgegeben.

Als ich ein kleines Mädchen war, hat sie mich für diverse Schönheitswettbewerbe angemeldet – von denen ich die meisten gewonnen habe. Ich war auf dem besten Wege, die nächste JonBenét Ramsey zu werden, wenn ihr versteht, was ich meine. Doch dann, eines Tages, war es plötzlich vorbei. Mama hatte kein Geld mehr. Der Typ, mit dem sie zu der Zeit verheiratet war, hat all seine Kohle auf dem Aktienmarkt verloren, und sie hat sich von ihm scheiden lassen.

Während sie sich auf die Jagd nach einem neuen Mann begab, durchlief ich meine »Hässliches Entlein«-Phase. Keine Siege bei Schönheitswettbewerben mehr für mich. Ich war schlaksig und sah irgendwie merkwürdig aus. Ich brauchte eine Zahnspange für meine sehr schiefen Zähne und hatte so lange Beine, dass ich immerzu darüber gestolpert bin.

Mit anderen Worten: Ich war eine einzige Katastrophe. Mama hat mich immer mitleidig angesehen und irgendwelche Kommentare gemurmelt. Das hat mich innerlich zerbrochen. Ich war nicht mehr länger ihre wunderschöne kleine Puppe. Ich war hässlich.

Oh, aber dann kam die Zahnspange raus. Ich habe gelernt, meine Haare zu stylen (danke, YouTube), und mich entwickelt. Und dann war ich plötzlich groß und kurvig, hatte laut meiner Mutter perfekte Brüste, und mein Gesicht sah genauso aus wie ihres. Ich dachte, das würde sie glücklich machen.

Stattdessen hat sie mich als Konkurrenz betrachtet.

»Ich brauche etwas, das jemanden komplett zum Ausrasten bringt«, sage ich und ernte neugierige Blicke von meinen Freundinnen.

»Das musst du uns erklären«, sagt Caroline. »Wer ist ›jemand‹?«

»Theo hat mich gefragt, ob ich ihn auf eine Hochzeit begleite«, erzähle ich.

Sarah und Caroline tauschen wissende Blicke aus. »Geht ihr beiden jetzt endlich miteinander aus?«, will Sarah wissen.

»Nein. Auf gar keinen Fall«, sage ich bestimmt. »Wir sind nur Freunde. Wenn wir weiter gehen, ruinieren wir alles.«

»Vielleicht aber auch nicht …«, setzt Caroline an, aber ich schüttle den Kopf und schneide ihr das Wort ab.

»Nein. Freunde. Das ist alles.«

»Warum brauchst du dann ein Kleid, das jemanden zum Ausrasten bringt?«, fragt Stella und wirft mir einen strengen Blick zu. »Ich dachte, dass du damit Theo meinst.«

Die anderen unterstreichen ihre Aussage mit einem einstimmigen »Genau«.

»Ich meinte nicht Theo, ich meinte … die Braut.« Ich beiße mir auf die Unterlippe, weil ich weiß, dass ich wie eine totale Bitch klinge. Wer will schon der Braut auf ihrer Hochzeit die Show stehlen?

Tja, das bin dann wohl ich.

»Auf wessen Hochzeit geht ihr denn?«

»Fühlt es sich für euch auch so an, als würde gerade ständig jemand heiraten?« Amelia richtet ihre Frage an niemand Bestimmtes. Alle nicken bejahend, inklusive mir. »Gott, es ist wie eine Krankheit.« Amelia hat eine unschöne Trennung von ihrem Ex hinter sich, jetzt aber die wahre Liebe mit einem jüngeren Mann gefunden, der total vernarrt in sie zu sein scheint. Es ist wirklich süß.

»Theo wurde auf die Hochzeit seiner Ex eingeladen«, gestehe ich.

Sofort setzt Protest ein. Sie alle hassen diese Jessica, weil ich oft genug über sie geschimpft habe. Eleanor auch. Sie war diejenige, die zunächst den Kontakt mit Theo gehalten hatte. Nach unserem katastrophalen Doppeldate (das ich mit der Rate-A-Date-App und Theos bestem Freund, dem Vollidioten Paul, arrangiert hatte) haben sich Eleanor und Theo weiterhin getroffen. Er wurde sogar ihr Finanzplaner. Inzwischen ist er auch der Finanzplaner von Eleanors neuem Freund, was eine Riesensache ist. Denn Mitch Anderson besitzt ein Vermögen.

Ja, wir alle hassen Jessica. Sie hat Theo das Herz gebrochen.

»Ich kann nicht glauben, dass diese Bitch ihn zu ihrer Hochzeit eingeladen hat, nachdem sie ihn auf diese Weise verlassen hat«, sagt Caroline angewidert.

»Sie heiratet Theos Cousin, also sollte er theoretisch eingeladen werden«, sage ich und zucke zusammen, als sie alle wieder anfangen zu protestieren.

»Er sollte nicht hingehen!«, sagt Amelia. »Wer interessiert sich für das Mädel?«

»Theo hat das Gefühl, hingehen zu müssen«, erkläre ich. »Seine Brüder haben das zu ihm gesagt.«

Meine Freundinnen verdrehen die Augen. Sie wissen über Theos Familie Bescheid. Vor allem darüber, wie penetrant seine Brüder sind.

»Und dann hat er dich gefragt, ob du ihn begleitest?«, fragt Stella.

Ich nicke. »Natürlich habe ich Ja gesagt. Ich möchte für ihn da sein, und ganz im Ernst? Ich bin echt gespannt darauf, diese Jessica zu sehen. Ich möchte wissen, warum um sie so viel Wind gemacht wird.«

»Ich wette, dass sie wunderschön ist.« Das kam von Caroline, deren Gesicht einen bitteren Ausdruck trägt.

Neid sticht mir direkt ins Herz, aber ich sage ihm, dass er sich verziehen soll. Ernsthaft, warum sollte ich neidisch sein, falls Jessica schön ist? Wen kümmert es, wie sie aussieht? Sie hat das Herz meines Freundes gebrochen. Ist darauf mit schwindelerregend hohen Stilettos herumgetrampelt.

Ich habe keine Ahnung, ob sie Stilettos trägt. Ist nur so eine Vermutung.

»Es wird schwierig werden, der Braut auf ihrer eigenen Hochzeit die Show zu stehlen«, sagt Stella wie immer ehrlich. »Aber wenn es eine an diesem Tisch schaffen kann, dann bin ich mir ganz sicher, dass du es bist.«

Ich kann nicht anders, als zu lachen, Erleichterung durchflutet mich. Genau das, was ich hören musste. »Ich werde es ganz altmodisch versuchen.«

»Du schaffst das«, sagt Amelia mit einem durchtriebenen Lächeln. »Was hält Theo von deinem Plan?«

Ich schweige einen Augenblick und bin dankbar, dass Sarah Amelia eine Frage stellt und somit die Aufmerksamkeit von mir und meiner Antwort weglenkt.

Was hat Theo von meinem Plan gehalten? Er wirkte zögerlich. Als wolle er nicht mit erhobenem Kopf und mir am Arm auf dieser Hochzeit auftauchen. Er ist eine zurückhaltende Person, möchte keine Aufmerksamkeit erregen, doch er weiß, dass aller Augen auf ihn gerichtet sein werden, wenn er auf der Hochzeit erscheint.

Der Druck muss enorm sein. Ich bin mir sicher, dass das einer der Gründe ist, weshalb er möchte, dass ich mitkomme. Damit ich etwas von dieser Last tragen kann. Aber ich errege auch Aufmerksamkeit. Es ist der Fluch meines Gesichtes. Manchmal trage ich kein Make-up, nehme mein Haar streng zurück oder setze sogar einen Hut auf, damit die Leute keine Notiz von mir nehmen.

Aber bei dieser Hochzeit will ich, dass mich die Leute bemerken. Ich will, dass sie glauben, dass Theo und ich zusammen sind und dass er so was von über Jessica hinweg ist.

Aber können wir das durchziehen?

»Ich habe eine Frage«, sage ich mitten in die anderen Gespräche hinein.

Ihre Blicke richten sich sofort auf mich.

»Sie ist für Caroline und Sarah.« Wie seltsam, dass gleich zwei Frauen aus unserer Gruppe schon mal eine Beziehung vorgetäuscht haben. Ich meine, wer macht so was? Klingt wie aus einem Film, aber hier bin ich und habe dasselbe vor …

Caroline und Sarah sehen mich mit erwartungsvoll hochgezogenen Augenbrauen an.

»Wie ist das, so zu tun, als hätte man eine Beziehung mit jemandem?«

»Oh, das wird spannend«, murmelt Stella.

»Hast du vor, das mit Theo zu tun?« Caroline hebt ihre Augenbrauen noch weiter.

»Na ja, für dich und Alex scheint es funktioniert zu haben. Ihr seid jetzt verheiratet«, betone ich und wende mich Sarah zu. »Und du bist mit Jared verlobt. Also scheinen vorgetäuschte Beziehungen ja erfolgversprechend zu sein.«

»Ist es das, was du dir mit Theo erhoffst? Dass du ihn heiratest?«, fragt Sarah.

»Nein!« Das Wort schießt aus mir heraus wie eine Kugel, schnell und heiß. »Natürlich nicht. Er ist nur ein Freund. Aber … ich möchte, dass wir wie ein Paar wirken, versteht ihr? Damit jeder auf der Hochzeit denkt, dass wir zusammen sind.«

»Um Jessica zu beweisen, dass Theo über sie hinweg ist«, mutmaßt Caroline.

Ich nicke. »Genau das.«

»Dann müsst ihr euch wie ein richtiges Paar benehmen«, sagt Sarah. »Arm in Arm rumlaufen. Euch verliebte Blicke zuwerfen. Flirten und lachen. All das. Und es darf nicht merkwürdig rüberkommen. Es muss glaubhaft sein.«

»Ich kann nicht fassen, dass wir gerade dieses Gespräch führen«, sage ich, weil mir das alles surreal vorkommt.

»Was ist mit seiner Familie?«, fragt Caroline. »Hat er nicht ungefähr … zwanzig Brüder?«

»So fühlt es sich an«, sage ich lachend. »Er hat drei Brüder und eine Schwester. Alle stehen sich sehr nahe.«

»Dann musst du diese Hürde als Erstes nehmen. Du musst mit seiner Familie zu Abend essen oder so. Sonst bist du diese Freundin, die aus dem Nichts auf der Bildfläche erschienen ist. Sie werden es ihm nicht abkaufen – oder dir«, sagt Caroline.

Scheiße. Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht, aber Caroline hat natürlich recht. Seine Brüder werden Theo sofort zur Rede stellen, wenn wir plötzlich auftauchen und so tun, als wären wir ein Paar. Er erzählt ihnen so gut wie alles.

»Ich glaube, wir müssen uns einen Plan überlegen«, sage ich, in meinem Kopf überschlagen sich bereits die Gedanken.

»Das klingt doch schon mal nach einem guten Start«, sagt Sarah mit einem sanften Lächeln. »Ich weiß, dass du immer betonst, dass er nur ein Freund ist, aber bist du dir sicher, dass … du nicht mehr für ihn empfindest?«

»Das tue ich nicht«, sage ich mit Nachdruck. »Das kann ich nicht. Unsere Freundschaft ist perfekt so, wie sie ist. Wenn wir irgendwelche romantisch gearteten Gefühle ins Spiel bringen würden, wäre alles ruiniert.«

»Alles?«, fragt Amelia. »Wie dramatisch.«

»Und so wahr. Ich kann ums Verrecken keinen festen Freund halten. Irgendetwas kommt immer zwischen uns.« Mein Gesicht zum Beispiel. Dass andere Männer auf mich stehen und denjenigen, mit dem ich zusammen bin, eifersüchtig machen. Oder Männer, die aufgrund meines Aussehens bestimmte Erwartungen an mich haben. Wenn ich diese Erwartungen nicht erfülle, werden sie wütend.

»Es scheint aber so, als hättet ihr viel Potenzial«, sagt Amelia und klingt wie eine Romantikerin, die sie ganz sicher nicht ist. Na ja. Seitdem sie mit ihrem neuen Freund zusammen ist, ist sie weicher geworden. Vielleicht glaubt sie ja doch an die wahre Liebe.

»Unser Potenzial ist freundschaftlich. Das ist alles. Sex macht Dinge kompliziert.«

»Sex macht alles kompliziert«, sagt Caroline mit einem verträumten Lächeln. »Manchmal aber auch auf die absolut beste Art und Weise.«

»Vielleicht für dich«, antworte ich. »Aber für mich nie. Sex ruiniert alles.«

Das muss ich mir immer vor Augen halten. Mit Theo tue ich das auch ständig. Sex ruiniert alles. Ich hatte schon ein paar Freunde mit gewissen Vorzügen. Gelegentlich hatte ich was mit diesem einen Typen, mit dem ich zusammengearbeitet habe. Der Sex war gut. Es gab keine Bedingungen. Er verhielt sich so, als wollte er nicht mehr von mir, und mir ging es definitiv genauso.