Weil du es verdienst, wieder zu lachen - Christian Krömer - E-Book

Weil du es verdienst, wieder zu lachen E-Book

Christian Krömer

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Beschreibung

Der Bestsellerautor Christian Krömer teilt seine persönlichsten Momente des Abschieds von seiner geliebten Oma Lissi und wie er mit diesem schweren Verlust umgegangen ist. Das Buch bietet eine ehrliche und direkte Sicht auf die Trauer und wie man sie bewältigt. Es verbindet emotionale Erzählungen mit praktischen Tipps und Ratschlägen für alle, die einen geliebten Menschen verloren haben. Der Autor betont, dass es trotz des Schmerzes möglich ist, wieder Freude und Leichtigkeit im Leben zu finden. Durch seine Erfahrungen zeigt er Wege auf, wie man den Verlust verarbeiten und den Alltag neu gestalten kann. Ein realistischer Ratgeber für alle, die nach einem Weg suchen, mit ihrer Trauer umzugehen und wieder Freude am Leben zu finden.

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Seitenzahl: 243

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Impressum

© eBook: 2024 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

© Printausgabe: 2024 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

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Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Bild, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Projektleitung: Franziska Daub

Lektorat: Silke Panten

Bildredaktion: Simone Hoffmann

Covergestaltung: Ki36 Editorial Design, München, Nicole Pfeiffer

eBook-Herstellung: Chiara Knell

ISBN 978-3-8338-9348-3

1. Auflage 2024

Bildnachweis

Coverabbildung: Anna Clara Schrenker/www.annaclara.de

Fotos: Anna Clara Schrenker/www.annaclara.de; Privat

Syndication: Bildagentur Image Professionals GmbH, Tumblingerstr. 32, 80337 München www.imageprofessionals.com

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»Du brauchst doch nicht weinen«, hat Oma mir vor wenigen Tagen noch gesagt. Ich hole unser Buch aus der Tasche und frage sie, welches Kapitel ich vorlesen soll. Natürlich mache ich mir umsonst Hoffnung auf eine Antwort. Aber ich glaube einfach fest daran, dass sie mitbekommt, was ich mache, also will ich nicht nur dasitzen und schweigen. Ich blättere durch Mir doch woschd! und schaue mir die fröhlichen Bilder an. Planlos bleibe ich bei einem Kapitel stehen – »Sei freundlich«. Ich beginne zu lesen. Keine Reaktion. Ich lese weiter und bekomme glasige Augen. So viel habe ich von dir gelernt, Oma. Wie wichtig Werte wie Freundlichkeit und Respekt sind.

Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich gerade wirklich alles für Oma tue, ohne nachzudenken. Nicht nur ich, auch meine Schwester und meine Eltern sind ganz selbstverständlich für sie da. Sollte das eigentlich besser die Caritas tun? Ich denke kurz nach. Aber ganz klar: Nein. Oma hat sich jeden Tag um mich gekümmert, also ist es für mich selbstverständlich, sie zu pflegen, zu waschen und ihre Klamotten zu wechseln. Alle 30 bis 60 Minuten lege ich sie in eine andere Position, wenn sie mir ein Zeichen gibt, dass etwas wehtut vom Liegen. Unseren Followern habe ich lange nichts Aktuelles mehr berichtet. Alles auf Social Media wurde nebensächlich in letzter Zeit. Und doch fühlt es sich an, als wären wir eine große Familie.

Oma ist in den vergangenen Jahren zur Oma unserer Community geworden.

Ich sitze da und schau dich ein letztes Mal an, mir wird bewusst, dass ich das bald nicht mehr kann. Vor ein paar Augenblicken hat es aufgehört zu schlagen, dein großes Herz, ich habe Angst vor den nächsten Tagen.

Still und ruhig bist du eingeschlafen in meinen Händen, Mein Engel, ich würde die Zeit so gern wenden. Doch nun bist du erlöst von Schmerz und Leid, bleibst trotzdem bei mir für die Ewigkeit.

So lieb, zufrieden und irgendwie glücklich siehst du aus, und auch wenn mein Ziel nun nicht mehr führt zu deinem Haus, gibt mir das Kraft für meinen neuen Weg, denn tief in mir weiß ich, dass es irgendwie weitergeht.

Auch wenn wir jetzt keinen Blödsinn mehr machen, begleitet es mich für immer, dein herzliches Lachen. Verlust und Trauer fällt vielen Menschen eh schon schwer, also bleib ich stark und positiv, das bringt doch viel mehr.

Mit Bildern und Videos haben wir es bis heute erklärt, die Zeit mit Familie und Freunden hat einen besonderen Wert. Die Zukunft ist ungewiss, unsere Vergangenheit ist geschehen. Jetzt – ist der wichtigste Moment, das sollte jeder verstehen.

Nach dem Verlust hab ich viel gelernt über das Leben, deine Worte haben mir dabei Hoffnung und Stärke gegeben: »Sei fleißig, gib niemals auf und glaub an dich, dann wirst du alles schaffen, auch ohne mich.«

Du stärkst mir den Rücken in Zukunft und für immer, auch wenn ich verliere, bleib ich so trotzdem dein Gewinner. Erfolg, Beliebtheit oder Geld, hast du gesagt, darauf kommt es im Leben nicht an, ein ehrliches Herz, ein Lachen und etwas Mut machen mich zum Mann.

Und auch wenn ich mal weine, fühle ich mich trotzdem nie einsam, kann mit dir sprechen, im Herzen für immer gemeinsam. Geliebt und unvergessen, an meiner Seite begleitest du mich, deshalb schrieb ich auch dieses Buch für dich.

Oma, ich liebe dich.

Schön, dass du da bist

Hey, du, ich hoffe, es geht dir gut. Ganz gleich, wie du zu meinem Buch gekommen bist, freue ich mich sehr, dass du hier bist. Ich bin so dankbar, dass du dir die Zeit nimmst, mein Buch zu lesen. Ich sehe das als große Wertschätzung, denn ich habe zwar viele Tage und Nächte, ja, Monate in das Buch gesteckt – doch ich wusste nie, ob es am Ende auch tatsächlich gelesen wird. Und nun hältst du es in deiner Hand. Deshalb möchte ich aufrichtig Danke sagen.

Ich nehme an, dass du in deinem Leben schon einmal eine Person verloren hast, die du sehr, sehr geliebt hast. Vielleicht liegt auch ein von dir geliebter Mensch gerade im Sterben. Wie gehst du persönlich damit um? Denkst du viel darüber nach? Lässt du diese Gedanken und deine Gefühle zu? Machst du dir viele Sorgen oder hast du sogar Angst, weil du bald jemanden gehen lassen musst? Jeder handelt in diesen schwierigen Lebensphasen auf unterschiedliche Weise und geht anders damit um, doch irgendwie fühlen wir in diesen Momenten alle sehr ähnlich. Warum wird das Thema im Alltag dennoch oft totgeschwiegen, wenn es uns doch alle betrifft? Niemand spricht richtig offen darüber, obwohl der Verlust eines Menschen unser aller Leben stark beeinflusst.

Ich möchte das Thema Tod und Verlust mit meinem Buch aus der Tabuzone holen. Es ist nie leicht, jemanden zu verlieren. Ich kann das voll und ganz nachvollziehen. Also, habe ich mir gedacht, möchte ich gerne mit dir darüber sprechen, denn ich bin mir sicher, das tut uns beiden gut. Wie ich darauf komme? Als meine Oma Lissi im Dezember 2021 gestorben ist, hat sich mein Leben auf einen Schlag verändert. Ich habe meine Trauer und meine Gefühle mit den Menschen auf Social Media geteilt und daraufhin Tausende sehr persönliche und berührende Nachrichten bekommen. Viele Follower schrieben mir auch, wie schön es ist, dass ich so positiv mit dem Verlust von Oma umgehe und weitermache. Ich schrieb mit vielen aus meiner Community hin und her, und dabei ist mir bewusst geworden, dass das Thema Trauer uns alle so stark verbindet, wie wir es uns kaum vorstellen können. Seit dieser Zeit hatte ich unglaublich tolle Gespräche mit den unterschiedlichsten Menschen. Egal, ob du jung oder etwas erfahrener bist, ich schicke dir jetzt zu Beginn unseres Gesprächs ein Lächeln. Ich wünsche mir, dass du es beim Lesen dieser Zeilen behältst, auch wenn viele Erinnerungen hochkommen werden oder du vielleicht an die Zukunft denken musst, in der du eine wichtige Person verlieren wirst. Das Leben wird weitergehen und du hast es verdient, wieder zu lachen.

Was das Buch nicht ist

Vielleicht hast du bemerkt, dass ich das Buch als »Gespräch« bezeichnet habe. Nun, es ist wahrscheinlich das längste einseitige Gespräch, das ich je geführt habe. Es mag im ersten Augenblick wie ein Monolog wirken, doch das ist es nicht. Ein Gespräch wird üblicherweise von mindestens zwei Parteien geführt; die eine Seite erzählt oder fragt etwas und die andere reagiert oder antwortet darauf. Bei uns ist es das Gleiche: Ich erzähle etwas und du darfst reagieren. Vielleicht fragst du dich, warum mir das wichtig ist. In den zwei Jahren nach Omas Tod wurde mir eine Frage besonders häufig gestellt: Wie bist du damit umgegangen? Die meisten, die mir diese Frage stellten, befanden sich selbst in einer Trauerphase und erhofften sich als Antwort eine Art Zauberformel von mir, mit der sie möglichst schnell und einfach aus der Trauerphase rauskommen und wieder glücklich sein würden. Als gäbe es ein Lehrbuch, das wir nach einem Verlust aufschlagen und aus dem wir alle Punkte nacheinander umsetzen und abhaken – und wenn wir am Ende angekommen sind, haben wir den Verlust verarbeitet und leben glücklich weiter. Schön wäre es. Auch wenn es viele Bücher und Experten gibt, die überzeugt davon sind, dass Theorien in der Praxis funktionieren, bin ich kein großer Fan davon, dir die einzelnen Trauerphasen zu erläutern, die sich irgendwelche Psychologen ausgedacht haben. Nicht, weil ich sie nicht für richtig halte oder sie widerlegen möchte, sondern weil ich selbst nie ein Theoriebuch in die Hand genommen habe nach Omas Tod. Ich bin einfach nicht davon überzeugt, meinen eigenen Verlust und meine persönliche Trauer psychologisch zu analysieren. So läuft das Leben aus meiner Sicht nicht.

Bereits in der Schule habe ich es geliebt, wenn wir ein Experiment durchgeführt haben. Wenn wir rausgegangen sind in die Natur oder auf den Sportplatz, anstatt Bücher mit langweiligen Sachverhalten und Erläuterungen zu lesen. Oma war genauso eine Lehrerin für mich: Sie hat die Dinge vorgelebt und sie mir nicht ellenlang in der Theorie erklärt. Wie war das bei dir? Wenn du deine Oma gefragt hast: »Wie backst du diesen leckeren Kuchen? Wie kochst du mein Lieblingsrezept? Wie flickst du das Loch in dem Socken?« Hast du diese Fragen von deiner Oma jemals theoretisch beantwortet bekommen? Ich glaube nicht. Unsere Omas haben die Dinge vorgemacht und wir haben aufmerksam zugeschaut.

Wir lernen ganz praktisch von unseren Vorbildern. Vorbilder sind Menschen, die uns inspirieren und von denen wir gerne lernen, weil sie eine Eigenschaft oder Lebenseinstellung besitzen, die wir auch gerne hätten: Oma und Opa, Mama und Papa, viele Sportler und andere Persönlichkeiten – es gibt so viele tolle Menschen in meinem Leben, die ich gerne beobachte. Das Leben ist nun mal eine Aneinanderreihung an gelebten Erfahrungen. Ich muss sie weder direkt selbst erlebt haben, um sie mir zunutze zu machen, noch muss ich mir vorab theoretisches Wissen angeeignet haben. Dasselbe gilt für dich und die Erfahrungen, die ich dir in diesem Buch weitergebe. Ich würde niemals mit erhobenem Zeigefinger durch die Gegend laufen und den Menschen erklären: Das ist der richtige Weg. Ich lebe mein Leben und erzähle davon. Ich berichte, was mir geholfen hat, und du kannst für dich entscheiden, welche meiner Erfahrungen du selbst testen möchtest und bei welchen dir allein das Lesen reicht, um dir einen Denkanstoß zu geben und dich in der Trauer weiterzuentwickeln.

Was das Buch ist

Wie können wir damit umgehen, wenn plötzlich eine geliebte Person von uns geht? Diese Frage stellen sich alle Menschen irgendwann im Leben. Die meisten tun es aber wahrscheinlich erst dann, wenn der Moment tatsächlich gekommen ist und man lernen muss, loszulassen. Ein paar wenige beschäftigen sich schon vorab mit den Themen Sterben und Tod. Viele verdrängen das Thema, möchten nicht darüber nachdenken und schon gar nicht darüber sprechen. Dabei betrifft es doch jeden von uns. Es gehört dazu. Der Tod gehört unweigerlich zum Leben dazu. Sicher ist es nie einfach, damit umzugehen, und definitiv ist es ein Thema, das man mit Respekt behandeln sollte.

In diesem Buch möchte ich daher erzählen, welche Erfahrungen ich seit dem Tod meiner geliebten Oma gemacht habe. Ich will aus meiner ganz persönlichen Sicht über den Verlust und den Tod einer Person sprechen, denn seit dem 28. Dezember 2021 weiß ich, dass viele Menschen das Bedürfnis haben, darüber zu sprechen. Viele Menschen befinden sich heute in der gleichen Situation wie ich damals: Im Privaten müssen sie mit der Trauer umgehen und nach außen wird geschwiegen. Sie zerbrechen innerlich und ihr Leben zieht an ihnen vorbei, ohne dass sie es selbst leben und genießen könnten.

Viele meiner Follower suchen seit dem Tod von Oma täglich Rat und Hilfe bei mir, da sie sich teilweise schon seit Jahren damit schwertun, mit dem Tod von ihnen nahe stehenden Personen umzugehen. Sie wollen wissen, wie ich es geschafft habe, nach vorn zu schauen, auch wenn ich bittere Tränen geweint habe, da mir Oma natürlich auch nach ihrem Tod noch immer unendlich viel bedeutet. Bei anderen Menschen wiederum liegt gerade die Oma im Sterben und sie haben Angst vor diesem Verlust, weil sie vorher noch nie darüber nachgedacht haben und es ihnen jetzt so bewusst wird wie nie zuvor, dass das Leben irgendwann endet. Ich möchte mit diesem Buch zeigen, wie wichtig die Familie und Freunde sind, was ein ehrlicher Austausch in einer schwierigen, von Tod und Verlust geprägten Situation bewirken kann, wie wir mit unseren Emotionen umgehen dürfen und was erlaubt ist und sein sollte.

Was ich mit diesem Buch erreichen möchte

Jeder Mensch wird das Buch auf unterschiedliche Weise lesen. Wir alle sind verschieden und haben unser eigenes Leben. Ich möchte das Thema Tod aus dem Tabubereich holen, möchte es ansprechen und beim Namen nennen. Ich möchte dir gleichzeitig Kraft geben und die Augen öffnen. Jeder Mensch trauert auf seine eigene Weise und das ist völlig in Ordnung. Es gibt keinen richtigen Weg und keinen falschen. Ich möchte unbedingt, dass du verstehst, dass das Leben sowohl vor dem Tod einer geliebten Person schön sein kann als auch danach. Ich möchte verdeutlichen, wie wichtig der Moment im Jetzt ist und wie wir jeden Augenblick bewusster leben, denn selbst der kleinste Augenblick könnte für immer eine große Bedeutung haben. Jeden Streit sollten wir mit Vernunft zeitnah klären und nicht nachtragend sein. Jede Umarmung verbindet und könnte dem Gegenüber viel bedeuten. Jedes »Ich liebe dich« sollte ausgesprochen werden, denn es könnte das letzte Mal sein.

Meine Tipps dazu, wie ich mir ein Stück Vergangenheit aufhebe, habe ich verpackt in Erzählungen. Vielleicht kann ich mit diesem Buch erreichen, dass wir alle von nun an offen über unsere Trauer sprechen und gemeinsam Erfahrungen teilen, denn jeder hier auf Erden hat es verdient, glücklich zu leben, und jeder sollte auch im Falle eines schweren Verlusts das Leben weiter genießen. Der Tod gehört zum Leben dazu. Wenn wir das verstehen, lebt es sich leichter.

Der Moment wird kommen

Ich wusste, dass der Tag kommen würde. Die schmerzliche Realität hatte mich eingeholt, hatte uns als Familie eingeholt. Die Traurigkeit lastete so schwer auf mir, dass ich an manchen Tagen dachte, ich würde von ihr erdrückt. Wie viel gemeinsame Zeit würde uns noch bleiben? Es ist Fluch und Segen zugleich, dass wir nie wissen, wann genau der Tod eintrifft. Welche Umarmung wird die letzte sein? Welche Worte werden die letzten sein, die ich von Oma Lissi hören würde? Und welches Lächeln wird das letzte sein, das ich ihr schenken darf?

16. DEZEMBER 2021

Ich spüre den bevorstehenden Verlust schon jetzt

Alles ist dunkel. Ich schließe meine Augen und fange an zu weinen. Große Tränen laufen an meiner Wange herab. Ich spüre, wie mein Herz fest schlägt. Ich atme tief ein und wieder aus. Ich merke, wie ich zu schluchzen beginne, weil mir die Luft wegbleibt. Ich kann es nicht aufhalten, und irgendwie will ich es auch nicht aufhalten. Meine Emotionen brechen aus mir heraus und ich fühle diesen Schmerz in mir so intensiv wie selten zuvor. Es fühlt sich gerade richtig an, auch wenn ich nie gedacht hätte, dass es mich so sehr treffen würde, denn ich wusste es doch eigentlich schon immer: Irgendwann wird dieser Tag kommen. Du kennst diese Gedanken sicher auch.

Ich hatte bis jetzt immer eine Wunschvorstellung, wie ich mich in dieser Situation verhalten will. Ich habe mir seit Jahren geschworen, jeden Moment mit Oma im Jetzt zu genießen und dann, wenn es so weit ist, dass Oma gehen wird, stark zu bleiben. Denn ich würde ja dann nichts bereuen müssen und könnte zufrieden und glücklich sein. Ich war mir ziemlich sicher, der Plan würde aufgehen. Ich dachte, ich wäre gut darauf vorbereitet. Doch heute, an diesem Abend, überkommt es mich einfach – und das, obwohl Oma noch bei uns ist. Habe ich mir das alles nur vorgespielt in den letzten Jahren? Wollte ich diesen Tag nur von mir wegschieben oder es nicht wahrhaben, dass auch mir dieser Verlust schwerfallen wird? Die Gedanken in meinem Kopf spielen verrückt. Keine Ahnung, was ich gerade denken soll, ist mir aber auch eigentlich scheißegal. In diesem Moment tut es einfach gut zu weinen und das alles so zu fühlen. Sonst bin ich immer stark, heute eben mal nicht. Wobei, ist das überhaupt Schwäche? Darf ich als Mann weinen, wenn eine geliebte Person im Sterben liegt?

Ich ziehe die Decke über meinen Kopf und verkrieche mich darunter, so tief es nur geht. Schlafen wäre jetzt wahrscheinlich das Beste, aber das schaffe ich schon lange nicht mehr richtig. Also schaue ich, wie häufig zurzeit, stundenlang Bilder an und denke an die schöne Zeit zusammen mit Oma, als sie noch fit war.

Irgendwann spät in der Nacht fallen mir die Augen zu. Nicht mal Kraft für Sport habe ich im Moment. Ich schaffe es einfach nicht, mich aufzuraffen, und das, obwohl ich mit dem Training normalerweise meinen Kopf von Sorgen und Gedanken frei bekomme. Meine gesamte Energie und Zeit habe ich in den vergangenen Wochen einzig dafür aufgebracht, um Oma die letzten Tage so schön es geht zu gestalten. Das ist unser aller Wunsch in der Familie, denn wir sehen und spüren, dass sie nicht mehr lange bei uns sein wird. Während wir sie einerseits am liebsten noch ewig bei uns haben würden, wünschen wir uns auf der anderen Seite, dass sie keine Schmerzen haben und schnell erlöst werden wird, wenn sie bereit dazu ist, zu gehen. Doch wann wird das sein? Niemand weiß es wirklich, keiner kann in die Zukunft blicken. Sosehr ich mir in diesem Moment Klarheit wünsche – es kann schnell gehen oder eben auch noch lange dauern. Wie gerne würde ich mich mit ihr noch einmal unterhalten. Leider ist das nicht mehr möglich. Sie spricht nicht mehr, außer ab und zu ein »Ja« oder »Nein«, bei dem man sich auch nie ganz sicher sein kann, ob das wirklich eine Antwort ist. Vereinzelt ein Stöhnen oder ein schmerzverzerrter Blick. Mehr Reaktionen gibt es nicht mehr.

Das letzte Gespräch mit ihr hatte ich vor ein paar Tagen. Meine Schwester hat es zum Glück gefilmt, denn diese Worte von Oma werden mein Leben für immer prägen, da bin ich mir sicher. Alles ist gerade still hier in meinem Zimmer. Ich liege immer noch eingekauert in meinem Bett und versuche, mich zu beruhigen, meine Atmung zu beruhigen. Ich atme langsam tief ein und fest wieder aus. Meine Augen werden schwerer, aber fokussieren trotzdem den Bildschirm von meinem Handy, der mich etwas blendet. Ich räuspere mich und höre auf zu weinen, um mir das Video erneut anzusehen. Es scheint wirklich im ersten Augenblick alles gleich, alles ist wie immer in unseren gemeinsamen Videos. Man sieht Oma in ihrem orangefarbenen Sessel im Wohnzimmer. Auf jeder Lehne des Sessels liegen kleine Handtücher, die nur entfernt werden, wenn Besuch kommt; sie waren zum Schutz und zur Sauberkeit gedacht, wie wahrscheinlich bei vielen Großeltern. Bei dem Anblick muss ich lächeln. Schon irgendwie ein Klassiker, diese Handtücher. Neben ihr steht eine Tasse Tee, natürlich auf einer Untertasse, wie es sich gehört. Und daneben die mit Blümchen verzierte Zuckerschüssel, denn Zucker darf nie fehlen bei Oma, ob im Tee, auf ihrem Obst oder bei den Pfannkuchen. Ja, so kennen wir sie gut. Nur wenn man ihr ins Gesicht schaut, merkt man trotz dieses kleinen Bildschirms sofort: Sie hat abgebaut. Dies ist leider ein Satz, den ich in letzter Zeit hundertfach in meinem Postfach auf Instagram gelesen habe und der auch schon seit Tagen unter jedem Foto und Video als Kommentar gepostet wird. Ich versuche, mich weiter auf das Video zu konzentrieren, doch es funktioniert nicht wirklich. Ich packe das gerade nicht. Es tut unglaublich weh. Meine Gedanken zu dem baldigen Verlust von Oma sind so präsent in meinem Kopf wie selten zuvor. Ich muss das Handy weglegen. Dann schließe ich meine Augen und schlafe ein.

Stark bis zum Schluss

An jenem Abend konnte ich mir das Video nicht ansehen, zu sehr schmerzte mich der bevorstehende Verlust. Dabei war Oma so stark. Ich fragte mich, ob ich im Alter die gleiche natürliche Weisheit, die gleiche Akzeptanz und das gleiche Vertrauen in den Kreislauf des Lebens haben würde wie Oma.

Das Video, das meine Schwester aufgenommen hat, beginnt wie gesagt wie ein ganz normales Video von uns – in Omas Wohnzimmer. Ich knie vor ihr auf dem Boden, sie sitzt in ihrem Sessel. Meine Hände habe ich um sie geschlungen und mein Kopf an ihren Brustkorb gelehnt, um nah bei ihr zu sein. Sie hat ihre Arme auf meinen Oberkörper gestützt und legt ihren Kopf auf meinem ab. Wir halten uns fest im Arm. Ich weiß noch, wie mir in dem Moment der Gedanke durch den Kopf schoss, ob dies die letzte Umarmung von Oma sein würde. Ich glaube, es war sogar die letzte richtige Umarmung. Ich bin so glücklich, dass Verena diesen Moment aufgenommen hat.

Plötzlich beginnt Oma zu singen. Sanft schunkelt sie mit mir von links nach rechts zum Rhythmus. Es ist kein echtes Lied, sie dichtete in diesem Moment aus ihren Gedanken ein paar Zeilen frei heraus. Das hat sie zuvor noch nie gemacht, doch anscheinend war ihr danach, das, was sie aussprechen wollte, zu singen.

Einmal aus wird’s sein und dann bin ich ganz allein. Ich war jetzt lang bei euch und auch wenn es mal aus ist, war alles in Ordnung. Streitet nicht miteinander. Auch wenn ich nicht mehr da bin, dann bin ich halt weg. Da brauchst du nicht weinen. Geh zum Friedhof und wir können uns dort auch unterhalten.

Ihr Gesang ging direkt über in ein Gespräch. Es war ein unbeschreiblicher Moment. Zum einen habe ich weinen müssen, was wahrscheinlich der Grund dafür war, warum Oma direkt gesungen hat, dass ich doch nicht weinen brauche. Hier sprach ihre Lebenserfahrung, dass sie durchaus mit mir mitfühlte, es jedoch nichts an der Situation änderte. Zum anderen waren es superschöne Aussagen von ihr, egal, wie sehr sie in dem Moment wehtaten. Sie sang, dass sie lange bei uns und alles in Ordnung war, was ihre Zufriedenheit ausdrückt. Sie war dankbar für das, was war und was sie hatte. Dieser kurze Satz, wir sollen nicht streiten, wenn sie nicht mehr da ist, zeigt, wie wichtig ihr die Familie war. Oma war bis dahin die Älteste unter uns und hat den Zusammenhalt geliebt und geschätzt und eben auch dafür gesorgt, dass alle miteinander auskommen. Es hat sich angefühlt wie eine Anweisung von ihr an mich, dass sie mir diese Verantwortung somit übergeben hat. Ich hatte das schon die letzten Jahre von ihr gelernt, doch hatte es so direkt ausgesprochen in der Situation noch mal eine ganz andere Wirkung auf meine Denkweise.

Ich versprach ihr in Gedanken, dass ich mich niemals mit meiner Familie zerstreiten werde. Wenn es zu Unstimmigkeiten kommen sollte, werde ich alles geben, um sie aufzulösen. Ich habe mir geschworen, mein Ego hintanzustellen und meine persönliche Meinung bei Diskussionen nicht als die einzig wahre zu betrachten, egal, wie überzeugt ich von ihr bin. Das ist eine Kunst, die nicht jeder beherrscht, doch ich bin mir sicher, diese Lebensweise würde viele Streitigkeiten in Familien und in Ehen verhindern. Das Sprichwort »Der Klügere gibt nach« kennen wir schließlich alle und irgendetwas muss ja dran sein. Doch nicht viele können es wirklich umsetzen und nachgeben.

Du musst nicht die oder der Älteste in der Familie sein und kannst die Verantwortung trotzdem übernehmen. Wenn deine Familie oder auch die Beziehung zu deinen Liebsten generell für dich oberste Priorität hat, gibt es nichts Wichtigeres als den Zusammenhalt in guten und in schlechten Zeiten. Das ist mit ein Grund, den ich bisher zu selten erwähnt habe, warum Oma und ich uns so gut verstanden haben. Viele Menschen haben mir berichtet, dass sie selbst eine eher sture, dickköpfige, verbissene oder sogar »böse« Oma, Mama oder sonst wen haben und deshalb diesen Zusammenhalt in der Familie nicht kennen, weil es immer direkt zu Streitigkeiten kommt, die eskalieren. Doch ganz ehrlich, bei uns hätte das auch passieren können. Man könnte aus jeder Mücke einen Elefanten machen. Auch Oma Lissi hatte ihre Eigenheiten, die wir als jüngere Generation vielleicht anders sehen. Doch ich habe sie so akzeptiert, wie sie eben war. Mir wurde ab einem gewissen Alter die Familie so wichtig, dass ich gelernt habe, lieber nachzugeben und nicht darauf zu beharren, meine Meinung durchzusetzen, mich selbst zurückzustellen und Antworten lieber runterzuschlucken, als selbst wieder einen draufsetzen zu müssen und zurückzuschießen. Natürlich ist es bis zu einem gewissen Grad wichtig, seine Meinung zu vertreten. Du kannst dich nicht wie ein Fähnchen im Wind drehen, nur um jeden Ärger zu verhindern. Es ist wichtig, auch in der Familie zu diskutieren. Doch es ist ebenso wichtiger, sich dabei nicht zu zerstreiten. Das ist ein schmaler Grat, auf dem wir uns bewegen, doch lohnt es sich meiner Meinung nach, einfach öfter der sprichwörtliche Klügere zu sein.

Das Video läuft weiter. Immer noch fest in Omas Armen liegend frage ich nach ihren Lieblingsblumen, die ich ihr dann bringen darf, wenn ich sie auf dem Friedhof besuche. »Rosen, rote Rosen kannst du mir bringen. Aber nicht zu oft, erst, wenn die alten Blumen verwelkt sind.«

17. DEZEMBER 2021

Oma geht es leider nicht gut

Ein schrilles Geräusch von meinem Handy ertönt – mein Wecker. Ich zucke zusammen und öffne meine Augen. Ich bin noch immer müde. Für den Bruchteil einer Sekunde ist alles gut, ist es so wie früher. Doch dann schweift mein Blick durch mein Zimmer und alles erinnert mich sofort an die aktuelle Situation. Überall sind Bilder von Oma und mir zu sehen. Sogar verschiedene Zeichnungen von Fans der ersten Stunde hängen an der Wand. Wo ich auch hinschaue, sehe ich Oma lächeln. Das ist der Grund, warum ich nun auch keine Sekunde zögere aufzustehen. Ich mache mich frisch und fahre zu ihrer Wohnung. Ich will Papa ablösen, damit er heim und sich fertig machen kann fürs Büro. Denn ja, das Berufsleben der Angehörigen geht auch in diesen schweren Zeiten weiter.

Wir haben uns als Familie gut organisiert. Schon seit über einer Woche schläft Papa bei Oma, damit immer jemand von uns bei ihr ist, auch in der Nacht. Egal, wie anstrengend diese Zeit ist, wir lieben sie und sind immer füreinander da. Vormittags sind gewöhnlich alle aus der Familie in der Arbeit, also sitze ich hier allein bei Oma und schaue sie einfach an. Ich streichle ihre Hand ganz sanft, während sie schläft. Das Krankenbett, in dem sie liegt, steht schon seit einer Woche mitten im Wohnzimmer. Mittlerweile habe ich mich an den Anblick gewöhnt. Als ich das erste Mal hier ins Zimmer kam und das Bett aufgebaut sah, wurde mir ganz anders.