Welcher Sport für wen? - Julia Schmid - E-Book

Welcher Sport für wen? E-Book

Julia Schmid

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Beschreibung

Wie die optimale Passung zwischen Person und Sportaktivität in der Praxis gelingen kann Obwohl die positiven Gesundheitswirkungen von körperlicher Aktivität allgemein bekannt sind, tun sich viele Menschen schwer, mit Sporttreiben zu beginnen und dabei zu bleiben. Möchte man das regelmäßige Sporttreiben fördern, ist zu beachten, dass sowohl wir Menschen als auch der Sport sehr vielfältig sind. Ziel ist demzufolge, eine möglichst gute Passung zwischen Person und sportlicher Aktivität herzustellen. Insbesondere die Beweggründe einer Person (z. B. Kontakt im Sport) und die Anreize einer Sportaktivität (z. B. geselliges Miteinander im Fußball) sollten aufeinander abgestimmt werden. Dies kann durch die Entwicklung von maßgeschneiderten Sportangeboten, die Anpassung bzw. Erweiterung einer bestehenden Sportangebotspalette oder die Durchführung einer individuellen Sportberatung passieren. Gelingt auf diesem Wege eine optimale Passung, so fühlen wir uns während des Sports wohl und bleiben eher dran. In diesem Buch erhalten Expertinnen und Experten im Erwachsenensport und in der Gesundheitsförderung, Fachkräfte in der Rehabilitation, aber auch Studierende und Dozierende der Sportwissenschaft Antworten auf folgende Fragen: Welche Beweggründe zum Sporttreiben existieren und wie können sie erfasst werden? Wie können Menschen anhand ihrer Beweggründe gruppiert werden? Wie kann ich Sporttypen bestimmen? Wie kann eine optimale Passung zwischen den Beweggründen einer Person und den Anreizen einer Sportaktivität hergestellt werden?

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Seitenzahl: 169

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Julia Schmid

Vanessa Gut

Nina Schorno

Gorden Sudeck

Achim Conzelmann

Welcher Sport für wen?

Motivationspsychologische Perspektiven zur Passung von Person und Sportaktivität

Welcher Sport für wen?

Julia Schmid, Vanessa Gut, Nina Schorno, Gorden Sudeck, Achim Conzelmann

PD Dr. Julia Schmid

Institut für Sportwissenschaft

Universität Bern

Bremgartenstrasse 145

CH-3012 Bern

E-Mail: [email protected]

Dr. Vanessa Gut

Universität Luzern

Fakultät für Gesundheitswissenschaften und Medizin

Alpenquai 4

CH-6005 Luzern

E-Mail: [email protected]

Dr. Nina Schorno

Institut für Sportwissenschaft

Universität Bern

Bremgartenstrasse 145

CH-3012 Bern

E-Mail: [email protected]

Prof. Dr. Gorden Sudeck

Institut für Sportwissenschaft

Eberhard Karls Universität Tübingen

Wilhelmstr. 124

D-72074 Tübingen

E-Mail: [email protected]

Prof. Dr. Achim Conzelmann

Institut für Sportwissenschaft

Universität Bern

Bremgartenstrasse 145

CH-3012 Bern

E-Mail: [email protected]

Wichtiger Hinweis: Der Verlag hat gemeinsam mit den Autoren bzw. den Herausgebern große Mühe darauf verwandt, dass alle in diesem Buch enthaltenen Informationen (Programme, Verfahren, Mengen, Dosierungen, Applikationen, Internetlinks etc.) entsprechend dem Wissensstand bei Fertigstellung des Werkes abgedruckt oder in digitaler Form wiedergegeben wurden. Trotz sorgfältiger Manuskriptherstellung und Korrektur des Satzes und der digitalen Produkte können Fehler nicht ganz ausgeschlossen werden. Autoren bzw. Herausgeber und Verlag übernehmen infolgedessen keine Verantwortung und keine daraus folgende oder sonstige Haftung, die auf irgendeine Art aus der Benutzung der in dem Werk enthaltenen Informationen oder Teilen davon entsteht. Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden nicht besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann also nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt. Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

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Hogrefe AG

Lektorat Psychologie

Länggass-Strasse 76

3012 Bern

Schweiz

Tel. +41 31 300 45 00

[email protected]

www.hogrefe.ch

Lektorat: Dr. Susanne Lauri, Wiebke Erchinger

Bearbeitung: Tobias Gaudin, Gießen

Herstellung: Daniel Berger

Umschlagabbildung: Adrian Moser, Bern

Umschlag: Daniel Berger

Satz: punktgenau GmbH, Bühl

Format: EPUB

1. Auflage 2024

© 2024 Hogrefe Verlag, Bern

(E-Book-ISBN_PDF 978-3-456-95684-8)

(E-Book-ISBN_EPUB 978-3-456-75684-4)

ISBN 978-3-456-85684-1

https://doi.org/10.1024/85684-000

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Zitierfähigkeit: Dieses EPUB beinhaltet Seitenzahlen zwischen senkrechten Strichen (Beispiel: |1|), die den Seitenzahlen der gedruckten Ausgabe und des E-Books im PDF-Format entsprechen.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1 Einführung

2 Zur Passung von Person und Sportaktivität

2.1 Relevante Merkmale für die Passung

2.2 Drei grundlegende Schritte hin zu einer Passung von Person und Sportaktivität

3 Sportbezogene Motive und Ziele

3.1 Bedeutung der sportbezogenen Motive und Ziele für das regelmäßige Sporttreiben

3.2 Sportbezogene Motive und Ziele vom Jugend- bis ins höhere Erwachsenenalter

3.2.1 Entwicklungsperspektive

3.2.2 Sportbezogene Motive und Ziele im mittleren Erwachsenenalter

3.2.3 Sportbezogene Motive und Ziele im Jugend- und früheren Erwachsenenalter sowie im höheren Erwachsenenalter

3.2.4 Diagnostik sportbezogener Motive und Ziele über die Lebensspanne

3.2.5 Empirische Befunde zur Veränderung der sportbezogenen Motive und Ziele über die Lebensspanne

3.2.6 Empirische Befunde zum Zusammenhang der sportbezogenen Motive und Ziele mit der Selbstkonkordanz

4 Das Konzept der motivbasierten Sporttypen

4.1 Grundidee der motivbasierten Sporttypen

4.2 Bestimmung motivbasierter Sporttypen

4.2.1 Bestimmung des Motiv- und Zielprofils

4.2.2 Interpretation der Motivprofile und der motivbasierten Sporttypen

4.3 Motivbasierte Sporttypen über die Lebensspanne

4.3.1 Motivbasierte Sporttypen im mittleren Erwachsenenalter

4.3.2 Motivbasierte Sporttypen im Jugend- und frühen Erwachsenenalter

4.3.3 Motivbasierte Sporttypen im höheren Erwachsenenalter

4.4 Weitergehende empirische Befunde zu den motivbasierten Sporttypen

4.4.1 Stabilität von Motiv- und Zielprofilen

4.4.2 Verteilung der motivbasierten Sporttypen über unterschiedliche Gruppen hinweg

5 Herstellung optimaler Passungsverhältnisse

5.1 Maßschneiderung von Sportangeboten

5.1.1 Anwendungsbereich und Ziele maßgeschneiderter Sportangebote

5.1.2 Konzeptionelle Überlegungen zu den maßgeschneiderten Sportangeboten

5.1.3 Inhalte der maßgeschneiderten Sportangebote

5.1.4 Evaluation der Wirksamkeit der maßgeschneiderten Sportangebote

5.2 Anpassung und/oder Erweiterung einer bestehenden Sportangebotspalette

5.2.1 Anwendungsbereich und Ziele

5.2.2 Das Fallbeispiel der Volkshochschule

5.3 Individuelle Sportberatung (COMET-Ansatz)

5.3.1 Anwendungsbereich und Ziele der Sportberatung

5.3.2 Konzeptionelle Überlegungen zur individuellen Sportberatung

5.3.3 Ablauf der individuellen Sportberatung

5.3.4 Evaluation der Implementierung und Wirksamkeit der Sportberatung

5.3.5 Mögliche Variationen des Ablaufs der Sportberatung

6 Rückblick und Konsequenzen für den Freizeit- und Gesundheitssport

6.1 Zukünftige Anwendungsmöglichkeiten der Person-Sport-Passung im Freizeit- und Gesundheitssport

6.2 Anwendungsszenarien für das BMZI und die Sporttypen im Freizeit- und Gesundheitssport

Anhang

Anhang 1: Berner Motiv- und Zielinventar für das Jugend- und frühe Erwachsenenalter

Anhang 2: Berner Motiv- und Zielinventar für das mittlere Erwachsenenalter

Anhang 3: Berner Motiv- und Zielinventar für das höhere Erwachsenenalter

Anhang 4: Gesprächsleitfaden für die individuelle Sportberatung COMET: Originalversion

Anhang 5: Gesprächsleitfaden für die individuelle Sportberatung COMET: angepasste Version

Anhang 6: Kurzbefragung während der Schnuppersportangebote

Anhang 7: Übersicht über die Aktivitätsempfehlungen für einzelne Sporttypen

Autorinnen und Autoren

Literatur

Sachwortverzeichnis

|7|Vorwort

Forschungsprogramme haben in ihrem Entstehen ihre eigene Dynamik und ihre eigene Geschichte, die geprägt ist von Zufällen, von Gelegenheiten und vor allem von Personen.

Die Geschichte des Forschungsprogramms „Welcher Sport für wen?“ begann 2004 in Kiel. Vom Landessportverband Schleswig-Holstein erhielten wir, die Abteilung Sportpsychologie und Bewegungswissenschaft der CAU Kiel (Marion Blank, Katrin Lehnert und ich), den Auftrag, ein Sportprogramm für Neu- und Wiedereinsteiger und -einsteigerinnen zu konzipieren, durchzuführen und zu evaluieren. Das abwechslungsreiche und nach dem damals aktuellen Kenntnisstand der sportbezogenen Gesundheitsförderung konzipierte Programm fand bei einigen Teilnehmenden großen Anklang, andere wiederum beendeten das auf zehn Wochen angelegte Programm vorzeitig. Dabei fiel uns auf, dass überzufällig viele Männer, die in ihrer Jugend und im frühen Erwachsenenalter Spielsportarten betrieben hatten, nicht bis zum Ende des Programms dabeiblieben. Nun mag es viele Gründe geben, eine freizeitsportliche Aktivität zu beenden, die wir bei den damaligen Kursteilnehmenden nicht systematisch analysierten. Gleichwohl setzte sich in unseren Köpfen der Gedanke fest, dass die Drop-outs zu wesentlichen Teilen durch eine mangelnde Passung zwischen den Motiven und Zielen der uns verloren gegangenen Teilnehmenden und den Anreizen unseres Sportangebots zustande gekommen sein könnten. Aus diesem Blickwinkel lag es nahe anzunehmen, dass ehemalige Spielsportler, die sich in ihrer ersten Lebenshälfte für Spielen, Wettkämpfen und Miteinander-Sporttreiben begeisterten, an einem rein fitness- und gesundheitsorientierten Programm keinen Gefallen fanden. Doch zunächst ließen wir die Sache auf sich beruhen.

Im Jahre 2007, mittlerweile an der Universität Bern angekommen, suchten Katrin Lehnert, Gorden Sudeck und ich nach einer gemeinsamen Projektidee, bei der wir unsere durchaus unterschiedlichen Interessen unter einen Hut bringen konnten. Während sich Gorden Sudeck zu dieser Zeit primär für motivationale und volitionale Prozesse in der sportbezogenen Gesundheitsförderung interessierte, ging es Katrin Lehnert und mir um differenzielle Fragen der Sportpsychologie, also um die Beschreibung und Erklärung von Unterschieden im Erleben und Verhalten von Menschen. Aus dieser „Gemengelage“ heraus entstand unser Projekt „Welcher Sport für wen?“ (2008–2010). Ziel dieses Projekts war einerseits, einen Fragebogen zu entwickeln, mit dem sich Motive und Ziele im Freizeit- und Gesundheitssport erfassen lassen (Berner Motiv- und Zielinventar, BMZI) und darauf aufbauend motivbasierte Sporttypen zu ermitteln. Andererseits ging es darum, eine Passung zwischen den gefundenen Sporttypen und unterschiedlichen Sportangeboten herzustellen und zu prüfen, inwieweit diese Passung das Wohlbefinden während und nach der Sportaktivität fördert.

|8|Auf dieses Projekt folgten in den 2010er-Jahren einige weitere Projekte, mit denen wir die erfasste Lebensspanne, aber auch die intendierten Anwendungsbereiche unseres Ansatzes sukzessive ausweiteten, das BMZI weiterentwickelten und schließlich in das Beratungskonzept COMET münden ließen (vgl. Tabelle 0-1):

Tabelle 0-1:  Übersicht über die Forschungsprojekte

Laufzeit

Projekt

2008-2010

Maßgeschneiderte Sportangebote im mittleren Erwachsenenalter – das „Welcher Sport für wen?“-Projekt

2010-2011

Maßgeschneiderte Sportangebote in der betrieblichen Gesundheitsförderung

2013

Sportbezogene Motive und Ziele im höheren Erwachsenenalter und deren Wirkung auf das Wohlbefinden

2015-2017

Sportbezogene Motive und Ziele im Jugend- und frühen Erwachsenenalter

2018-2019

Entwicklung und Umsetzung einer individuellen Sportberatung basierend auf Motiven und Zielen – der COMET Ansatz

Forschungsprojekte werden in aller Regel mindestens (!) mitgetragen von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern, die sich im Rahmen ihrer Qualifikationsarbeiten mit einem Teilaspekt eines Forschungsprogramms auseinandersetzen, Teilprojekte konzipieren und durchführen sowie die Erträge ihrer Forschung in Publikationen dokumentieren. Gorden Sudeck war von 2007 bis 2011 als Postdoktorand in meiner Abteilung tätig. Er hat das Projekt mitinitiiert und begleitet es auch nach seinem Wechsel 2011 auf eine W3-Professur für Sportwissenschaft an der Universität Tübingen als Kooperationspartner. Ebenfalls Mitinitiantin war Katrin Lehnert, die 2011 mit ihrer – 2013 mit dem Karl-Feige-Preis ausgezeichneten – Dissertation „Differentielle Wohlbefindenseffekte durch Sport – der Erklärungsbeitrag von sportbezogenen Motiven und Zielen“ ihr Promotionsstudium abgeschlossen hat.

In der Folgezeit promovierten innerhalb des Forschungsprogramms Vera Molinari 2015 mit der Arbeit „Differentielle Aspekte aktueller Befindlichkeit im Verlauf von Sportaktivitäten im höheren Erwachsenenalter“, Vanessa Gut 2020 zum Thema „Potentiale und Herausforderungen des person-orientierten Ansatzes zur Erklärung des individuellen Sportverhaltens von Jugendlichen und jungen Erwachsenen“ und Nina Schorno 2021 mit ihrer Dissertation „Von der Theorie in die Praxis: Konzeption, Umsetzung und Wirksamkeitsüberprüfung einer individuellen Sportberatung“.

Eine Nachwuchswissenschaftlerin nimmt innerhalb unseres Forschungsprogramms eine besondere Rolle ein: Julia Schmid. Als studentische Hilfskraft war sie bereits in den Anfängen von „Welcher Sport für wen?“ Teammitglied, promovierte 2014 mit der Arbeit „‚One size doesn’t fit all‘: Studien zur maßgeschneiderten Sportförderung im Betrieb und im höheren Erwachsenenalter“, habilitierte sich 2021 und wird – so mein Wunsch – als Dozentin an unserem Institut unser Forschungsprogramm in die Zukunft begleiten.

Ohne das große Engagement meines wissenschaftlichen Nachwuchses, die tatkräftige Mithilfe unserer zahlreichen studentischen Hilfskräfte und die über Jahre hinweg hervorragende Teamarbeit wäre „Welcher Sport für wen?“ nicht in dieser Form entstanden. Daher gilt mein besonderer Dank allen, die in den letzten eineinhalb Jahrzehnten am Forschungsprogramm beteiligt waren.

Bei der Erstellung des vorliegenden Buches, mit dem wir die Erträge unserer Arbeit einem breiteren Leserinnen- und Leserkreis zugäng|9|lich machen möchten, haben viele Personen mitgewirkt. Neben den Autorinnen und Autoren geht der Dank an Nina Schorno, die neben ihrer Tätigkeit als Autorin auch redaktionelle Aufgaben übernommen hat, und an Julia Schmid, die das Buchprojekt federführend begleitete. Beide wurden tatkräftig unterstützt von unserer studentischen Hilfskraft, Anna Bleiker. Zu danken ist auch dem Hogrefe Verlag und insbesondere unseren Lektorinnen, Susanne Lauri und Wiebke Erchinger, die uns stets hilfreich zur Seite standen und wesentlich dafür verantwortlich sind, dass dieses Buch nun in der vorliegenden Form entstehen konnte.

Bern, im Januar 2024

Achim Conzelmann

|11|1  Einführung

Vor einem halben Jahrhundert bestand Sport vornehmlich aus wettkampfsportlichen Aktivitäten junger Männer in olympischen Sportarten. Seit den 1970er-Jahren hat er sich stark entwickelt. Heute ist er eine Freizeitaktivität für unterschiedlichste Personengruppen (z. B. verschiedene Ethnien, Geschlechter und Altersgruppen), an unterschiedlichsten Örtlichkeiten (z. B. im Wald, im Fitnesscenter oder auf dem Sportplatz), mit unterschiedlichsten Organisationsformen (z. B. selbstorganisiert, Sportverein oder kommerzieller Anbieter), Motiven und Zielsetzungen (z. B. Fitnesssteigerung, Stressabbau, sozialer Kontakt). Zwei Entwicklungslinien des Sports sind besonders markant: erstens die Versportlichung der Kultur und Gesellschaft und zweitens die Entsportlichung des Sports (Grupe, 2000; Lamprecht, Bürgi & Nagel, 2022).

Die Versportlichung der Kultur und Gesellschaft meint, dass Sport mittlerweile breitere Bevölkerungskreise und Lebensbereiche umfasst und zu einem „Kulturphänomen“ (Grupe, 2000, S. 14) geworden ist. Sport spielt in der heutigen Gesellschaft eine wichtige Rolle. Immer mehr Menschen treiben Sport. Während z. B. in der Schweizer Bevölkerung 1978 noch ein Drittel nie sportlich aktiv war, gaben 2020 nur noch 16 % an, sportlich inaktiv zu sein (Lamprecht, Bürgi & Stamm, 2020).

Mit der Entsportlichung des Sports wird betont, dass sich der Sport mittlerweile stark ausdifferenziert hat und sich entsprechend nicht mehr nur auf die traditionellen, wettkampforientierten Sportarten beschränkt (Grupe, 2000). Es gibt zahlreiche neue Sportarten und sportartenungebundene Bewegungsaktivitäten. Abbildung 1-1 zeigt, wie vielfältig die betriebenen Sportaktivitäten der Schweizerinnen und Schweizer heute sind.

Wichtige Gründe für die Versportlichung unserer Gesellschaft und die Entsportlichung des Sports sind eine zunehmend bewegungsarme Umwelt und die Erhöhung der frei zur Verfügung stehenden Zeit. Immer mehr Menschen sind in Berufen tätig, die körperlich nicht beanspruchend sind. Zur Bewältigung der Aufgaben im Haushalt stehen uns vielfältige Hilfsmittel zur Verfügung und mobil sind wir nahezu auch ohne körperliche Anstrengung. Dies trägt zu einer Reihe von psychophysischen Beeinträchtigungen und Krankheiten bei. In den letzten Jahrzehnten wurde zunehmend erkannt, dass Sport einen wesentlichen Beitrag zur Förderung der biopsychosozialen Gesundheit leistet. Er senkt nicht nur das Risiko für verschiedene körperliche und psychische Erkrankungen (Reiner, Niermann, Jekauc & Woll, 2013; Schuch et al., 2018), sondern verbessert auch die Lebensqualität und das Wohlbefinden (Buecker, Simacek, Ingwersen, Terwiel & Simonsmeier, 2020).

Obwohl die vielfältigen positiven Wirkungen des Sports bekannt sind, ist ein Teil der Menschen sportlich inaktiv oder unregelmäßig |12|sportlich aktiv. Nach wie vor treibt fast jede sechste Person in der Schweiz gar keinen Sport (Lamprecht et al., 2020). Dazu kommt, dass ein Drittel der Schweizer Bevölkerung weniger als einmal oder etwa einmal pro Woche sportlich aktiv ist. In Europa sind rund 43 % der Bevölkerung sportlich inaktiv (European Commission, 2018). Weltweit zeigt sich, dass knapp 30 % der Menschen die Empfehlungen für körperliche Aktivität nicht erreichen (Guthold, Stevens, Riley & Bull, 2018). Deshalb ist es ein zentrales Anliegen der Gesellschaft und Politik, diese Menschen beim Aufbau eines körperlich aktiven Lebensstils zu unterstützen.

Abbildung 1-1:  Beliebteste Sportaktivitäten der Schweizer Bevölkerung. Die Schriftgröße entspricht dem prozentualen Bevölkerungsanteil, der der jeweiligen Sportaktivität nachgeht (vereinfacht nach Lamprecht et al., 2020, S. 24)

In diesem Buch gehen wir davon aus, dass eine wirksame Bewegungs- und Sportförderung darauf abzielen sollte, eine möglichst gute Passung zwischen der Person und der sportlichen Aktivität herzustellen. Denn es gibt eine große Vielfalt sowohl auf der Seite der Menschen als auch – das haben vorangehende Ausführungen deutlich gemacht – auf der Seite des Sports (vgl. Abbildung 1-2). Gelingt eine Person-Sport-Passung, so erhöht sich die Chance, dass Menschen nicht nur mit Sport beginnen, sondern auch dabeibleiben.

Dieses Buch gliedert sich wie folgt:

In Kapitel 2 vermitteln wir die theoretischen Grundlagen der Person-Sport-Passung. Wir geben einen Überblick, welche Merkmale relevant sind, wenn eine Passung hergestellt werden möchte. Zudem erläutern wir, warum sportbezogene Motive und Ziele einer Person und die Anreize einer Sportaktivität fokussiert werden sollten.

In Kapitel 3 beschreiben wir die konkreten Motive und Ziele über die Lebensspanne und zeigen auf, wie sie standardisiert und ökonomisch erfasst werden können.

In Kapitel 4 legen wir dar, wie Personen anhand ihrer Motiv- und Zielprofile gruppiert werden können, und präsentieren die sogenannten motivbasierten Sporttypen.

In Kapitel 5 erläutern wir, wie eine optimale Passung zwischen den Motiven und Zielen einer Person und den Anreizen einer Sportaktivität in der Praxis hergestellt werden kann: entweder durch die Entwicklung von maßgeschneiderten Sportangeboten, durch die Anpassung bzw. Erweiterung einer bestehenden Angebotspalette oder durch die |13|Durchführung einer individuellen Sportberatung.

Im abschließenden Kapitel 6 fassen wir die Erkenntnisse des Buches zusammen und leiten Konsequenzen für die Praxis des Freizeit- und Gesundheitssports ab.

Das Buch richtet sich an eine breite Leserschaft: an Expertinnen und Experten in Erwachsenensport und Gesundheitsförderung, Erwachsenensport-Anbietende, Kursleitende, Fachkräfte in der Rehabilitation sowie Studierende und Dozierende der Sportwissenschaft.

Diese Website ergänzt das Buch mit weiterführenden Informationen, praxisorientiertem Material und Online-Fragebögen:

https://bmzi.ispw.unibe.ch

Abbildung 1-2:  Eine passende Sportaktivität zu finden ist nicht einfach. Abgedruckt mit freundlicher Genehmigung von © Boris Zatko/Coopzeitung.

|15|2  Zur Passung von Person und Sportaktivität

Weil sowohl die Menschen als auch der Sport vielfältig sind, ist nicht jede Aktivität für jede Person passend. Diesem Umstand wird seit jeher zu einem gewissen Grad Rechnung getragen. So wird z. B. Neueinsteigerinnen und -einsteigern häufig Schwimmen empfohlen, älteren Menschen Nordic Walking und Frauen Yoga. Für die Herstellung einer optimalen Passung greifen solche Empfehlungen jedoch zu kurz. Denn distale Merkmale wie das aktuelle Sportniveau, das Alter oder Geschlecht reichen nicht aus, um eine geeignete Sportaktivität auszuwählen. Und zwar deshalb, weil Personen mit dem gleichen Sportniveau, Alter oder Geschlecht keineswegs homogen sind. Beispielsweise können Gleichaltrige eine sehr unterschiedlich ausgeprägte aerobe Ausdauerleistung oder einen sehr unterschiedlich stark ausgeprägten Wunsch nach sozialem Kontakt im Sport haben (vgl. z. B. Conzelmann, 2011).

Um eine optimale Passung herzustellen, müssen daher proximale Merkmale, wie die psychischen und körperlich-motorischen Voraussetzungen einer Person, berücksichtigt werden. Abbildung 2-1 zeigt die distalen und proximalen Merkmale im Überblick.

Abbildung 2-1:  Relevante Merkmale der Passung zwischen Person und sportlicher Aktivität

2.1  Relevante Merkmale für die Passung

Zu den relevanten psychischen Voraussetzungen einer Person gehören deren sportbezogene Motive und Ziele, also die Gründe, warum |16|sie aktiv ist oder zukünftig sein möchte (vgl. Kapitel 3). Möchte die Person ihre Gesundheit durch sportliche Aktivitäten fördern, ihre Leistung steigern, schöne Bewegungen erleben oder mit Freunden gemeinsam etwas unternehmen (Gut, Schmid & Conzelmann, 2019; Lehnert, Sudeck & Conzelmann, 2011; Schmid, Gut, Conzelmann & Sudeck, 2018)? Im Idealfall wird eine Aktivität ausgewählt, mit der sich die individuellen Motive und Ziele befriedigen lassen, sprich: eine Aktivität, die die passenden Anreize bietet.

Wir unterscheiden zwischen „Per-se-Anreizen“ und inszenierten Anreizen. Per-se-Anreize ergeben sich aufgrund der spezifischen Charakteristik einer Sportart/-aktivität. Abbildung 2-2 zeigt die Per-se-Anreize von Jogging, Salsa und Fußball. Um diese Anreizprofile zu ermitteln, wurden 65 Personen im Alter von 24,6 Jahren (Altersrange: 20–34 Jahre, 62 % Frauen) befragt, welche Anreize sie – im Mittel – den genannten Sportarten zuweisen würden (Zeller, 2018). Es zeigt sich, dass z. B. Salsa tanzen eher die Möglichkeit bietet, ästhetische Bewegungen zu erleben, als Jogging. Demgegenüber kann mit Jogging eher die Fitness verbessert werden als mit Salsa.

Die Anreize von Sportaktivitäten sind jedoch nicht fix, sondern können durch unterschiedliche Inszenierungen (leicht) verändert werden. Nehmen wir das Beispiel Jogging: Wenn in der Gruppe gelaufen wird, so wird das Motiv Kontakt eher befriedigt als beim Laufen allein. Gelaufen werden kann draußen in der Natur oder auf dem Laufband, womit das Motiv Ablenkung/Stressabbau unterschiedlich angesprochen wird. Schließlich befriedigt ein Lauftraining mit vorgegebenen Intensitäten und Umfängen das Motiv Wettkampf/Leistung eher als ein lockerer Waldlauf.

Zu den relevanten psychosozialen Voraussetzungen einer Person zählen weiter die kognitiven (z. B. Regelkenntnisse), sozialen (z. B. die soziale Kompetenz, die es braucht, um in einer Sportgruppe integriert zu sein) und emotionalen Fähigkeiten (z. B. Umgang mit der Angst bei Risikosportarten). Auch diese Aspekte können für die Wahl einer passenden Sportaktivität eine Rolle spielen.

Abbildung 2-2:  Per-se-Anreizprofile von Jogging, Salsa und Fußball (Zeller, 2018, S. 28)

Unter die körperlich-motorischen Handlungsvoraussetzungen fallen motorische Fähigkeiten (Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Koordination, Beweglichkeit) und Fertigkeiten einer Person. Zusätzlich spielt der Gesundheitsstatus |17|mit (früheren) Erkrankungen und Einschränkungen eine wichtige Rolle. Alle Merkmale bieten wichtige Hinweise für die adäquate Gestaltung der körperlich-motorischen Belastung.

Die körperlich-motorische Belastung einer Sportaktivität sollte die Person weder unter- noch überfordern. So ist z. B. Bergwandern eine gute Wahl, wenn eine gewisse Grundlagenausdauerleistung und genügend Gleichgewicht vorhanden sind. Grundsätzlich sollten die Belastungsparameter (Intensität, Umfang, Häufigkeit) so modifiziert werden, dass die Aktivität den Möglichkeiten einer Person entspricht. Eine Wanderung ist für weniger fitte Personen z. B. eher umsetzbar, wenn im flachen Gelände und mit einem gemütlichen Tempo gelaufen wird.

Die vorangehenden Ausführungen verdeutlichen, dass es eine herausfordernde Aufgabe ist, eine Passung zwischen Person und Sportaktivität herzustellen. Aufgrund der Komplexität können nicht alle Personenmerkmale gleichzeitig und gleichermaßen berücksichtigt werden, vielmehr muss ein Schwerpunkt gesetzt werden. Während bislang in der Bewegungs- und Sportförderung v. a. motorische Fähigkeiten und Fertigkeiten fokussiert wurden, setzt der hier präsentierte Ansatz die sportbezogenen Motive und Ziele in den Vordergrund. Denn wenn individuelle Motive befriedigt und Ziele erreicht werden, dann führt dies zu Wohlbefinden und trägt zur Aufrechterhaltung des Sporttreibens bei (vgl. Kapitel 3.1).

2.2  Drei grundlegende Schritte hin zu einer Passung von Person und Sportaktivität

Um in der Bewegungs- und Sportförderung optimale Passungsverhältnisse zu erreichen, sind in Anlehnung an Hawkins, Kreuter, Resnicow, Fishbein und Dijkstra (2008) die drei grundlegenden Schritte Diagnostik, Segmentierung und Maßschneiderung nötig:

Bei der Diagnostik geht es darum, sich ein Bild eines Menschen zu machen, indem dessen psychische und körperlich-motorische Handlungsvoraussetzungen erfasst werden. Die Ausprägung verschiedener Personenmerkmale wird möglichst genau erhoben (z. B. mit validierten Fragebögen).

Bei der Segmentierung