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"Wenn Tannen duften" ist eine Anthologie voller weihnachtlicher Momente für Jung und Alt. Zwischen Engeln, Weihnachtswichteln, sprechenden Pinguinen und Sternen kommen immer wieder die überaus menschlichen Momente der Vorweihnachtszeit hervor.
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Seitenzahl: 217
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Laura Pellizzari, Anna-Sophie Prägler, Elise Marai, Christine Kulgart, Noá Lunara, Madelaine Dunschen (Herausgeber)
Wenn Tannen duften – Buch der Weihnachtsmomente
Ein Projekt des Autor:innenkollektivs Schreibfeder
© 2023 Laura Pellizzari, Anna-Sophie Prägler, Elise Marai, Madelaine Dunschen, Christine Kulgart, Noá Lunara
Weitere Mitwirkende: Emely Bornemann, Will M. Brodie, Marie May Carter, Anita Delle Donne, Leah Eisenbarth, Nina Grevener, Katharina Hettegger, Merisa Kacamakovic, Celine-Michelle Kammer, Jace Moran, Sarah Pfaffeneder, Bettina Plangg, Isabella Rummel, Julika Schröder, Sabrina Z. und Lisa Smolinski
Druck und Distribution im Auftrag der Autor:innen: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland
ISBN
Paperback
978-3-384-06688-6
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte sind die Autor:innen verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autor:innen, zu erreichen unter: Autor:innenkollektiv Schreibfeder, Im Wiblinger Hart 128, 89079 Ulm, Germany.
Cover
Titelblatt
Urheberrechte
Vorwort
Weihnachten
Der Regenbogenstern
Das Wunder, das vom Himmel fiel
Es war einmal
Das Fenster zum Weihnachtsmarkt
Wir saßen im Auto, als es geschah
Wie Gerda der Wichtel Weihnachten gerettet hat
Wie man Weihnachten findet
Mowgli und Selene
Engel im Bauch
Steinschwingen
Tanzende Träume – Ein Wunsch, gefangen im Kamin
Wintertage
Zwei Brüder und ihre Weihnachtsstrümpfe
Winter Wonderland
Oh du Frühlingshafte
Weihnachtsoratorium
Papa, wo bleibst du?
Der allerkleinste Weihnachtsstern
Das perfekte Weihnachtsplätzchen
Die vier Kerzen
Autor:innen-Biografien
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Urheberrechte
Vorwort
Autor:innen-Biografien
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Vorwort
Wenn Tannen duften, Glöckchen leise läuten, die ersten Weihnachtslieder erklingen und Flocken verheißungsvoll vom Himmel fallen, beginnt die wohl schönste Zeit im Jahr. Eine Zeit der Gemütlichkeit und des Beisammenseins, und eine Zeit des Schenkens. Genau deshalb haben wir, die Mitglieder des Autor:innenkollektivs Schreibfeder, uns die Weihnachtszeit für unser erstes gemeinsames Projekt ausgesucht: Eine Anthologie voller weihnachtlicher Momente, deren Erlös komplett an die Caritas gespendet wird.
Lasst euch von uns und den Autor:innen, die uns ihre Geschichten und Gedichte anvertraut haben, in eine Welt voller Zimtduft und Puderschnee entführen. Hier gibt es sprechende Pinguine und zauberhafte Weihnachtssterne, Wichtel, die mit den kleinen und großen Problemen der Vorweihnachtszeit kämpfen und natürlich auch die ganz normalen, zwischenmenschlichen Momente zwischen Freundschaft, Liebe und manchmal auch Trauer. Egal ob alt oder jung, groß oder klein – wir laden euch ein, gemeinsam mit uns diese besonderen Momente zu teilen.
Das Autor:innenkollektiv – das sind Anna, Christine, Elise, Laura, Madelaine und Nóa – bedankt sich bei Emely Bornemann, Will M. Brodie, Marie May Carter, Anita Delle Donne, Leah Eisenbarth, Nina Grevener, Katharina Hettegger, Merisa Kacamakovic, Celine-Michelle Kammer, Jace Moran, Sarah Pfaffeneder, Bettina Plangg, Isabella Rummel, Julika Schröder, Sabrina Z. und Lisa Smolinski für ihre Beiträge. Ohne eure Mithilfe gäbe es diese Anthologie nicht!
Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!
Weihnachten
Von Will M. Brodie
Ein Fest, das für die Großen Glanz verspricht,
Doch was ich seh’, versteh’ ich nicht.
Da flimmert Licht, ganz grell und bunt,
Wie mancher Stern am Himmel prunkt.
Tannenbäume, stolz und dick gejährt,
werden in die Häuser eingesperrt.
Jeder Mensch und jedes Ding wird kunterbunt geschmückt.
Doch ich versteh’ nicht, was sie daran verzückt.
Menschen hetzen, stöhnen, rennen, schrein,
Geschenke türmen sich im milden Kerzenschein.
Tische biegen sich vor Speis' und Wein,
Völlerei, ein Rausch und dann ein Streit.
Alle reden von Besinnlichkeit und Ruhe.
Doch ich versteh’ nicht, was sie dafür tuen.
In all dem Rummel, dem Trubel, dem Getümmel,
erscheint plötzlich die Magie, fallen Edelsteine sanft vom Himmel.
Kommen ein Lächeln und eine Umarmung voller Glück,
rückt mein Herz in den richtgen Takt zurück.
Die Wärme einer Hand, ein leises Wiegen,
Ein Kuss, ein Lachen, ein An-mich-schmiegen.
In diesen Augenblicken seh' ich klar,
Das ist der wahre Zauber, das ist wunderbar.
So schau' ich auf mein erstes Weihnachtsfest,
Dann versteh’ ich, was euch feiern lässt.
Drum lasst uns halten, fühlen, lieben, sein,
Die wahre Magie des Festes, sie ist ganz klein.
Doch in den Herzen leuchtet sie so hell,
und jede kleine Geste gibt uns allen doch so viel.
Ein Fest, das sich im Innern widerspricht
Doch was es heißt, versteh’ ich.
Der Regenbogenstern
Von Bettina Plangg
In einer klaren Winternacht erwachte ein Stern, dessen Ankunft bereits von seinen Geschwistern sehnlichst erwartet wurde. Dieser Stern hatte ein besonderes Schicksal und er leuchtete in allen Farben des Regenbogens. Als es nun endlich so weit war, wurde er von seinen Schwestern und Brüdern herzlich in Empfang genommen. Sie alle freuten sich so, dass er endlich da war, und sie nahmen ihn in ihre Gemeinschaft auf. Sie spielten mit ihm, sie lachten mit ihm, sie redeten mit ihm. Sie waren eine große Familie, die, wie es schien, nichts auseinanderbrechen konnte, und er, der Regenbogenstern, gehörte dazu.
Einige Nächte später erfuhr der junge Stern von seinem Schicksal: Er war dazu bestimmt, eines Nachts über einem Stall zu leuchten, der viele Menschen zu einem besonderen Kind führen und sehr bekannt werden würde. Zuerst schien den Regenbogenstern das Wissen um sein Schicksal nicht zu verändern, doch allmählich ließ ihn dieses Wissen zunehmend arrogant werden. Die anderen Sterne bemerkten dieses Verhalten mit zunehmendem Missmut, sie weigerten sich immer mehr, mit ihm zu spielen oder gar mit ihm zu sprechen. Natürlich bemerkte der Regenbogenstern, dass sich die anderen Sterne von ihm abwandten, was ihm zunächst nicht sehr viel ausmachte. Immerhin würde er eines Nachts über jenem Kind scheinen.
Der Regenbogenstern wurde immer einsamer und einsamer. Schon bald sprachen die anderen Sterne kein Wort mehr mit ihm, was ihn sehr traurig stimmte und ihn dazu veranlasste, über sein Verhalten nachzudenken. Er wollte mit den anderen Sternen sprechen, vielleicht würden sie ihm ja noch eine Chance geben, er hoffte es zumindest. Doch diese Hoffnung wurde enttäuscht: Die anderen Sterne stoben davon, als sie den Regenbogenstern auf sich zukommen sahen. „Wartet doch. Bitte, wartet doch!“, rief der junge Stern. Er jagte hinter den anderen Sternen her, konnte sie jedoch nicht einholen, auch nicht, als er sein Tempo erhöhte.
Etwas anderes passierte jedoch, etwas, das kein Stern sich je hätte ausmalen können: Der Regenbogenstern war mit einem solchen Tempo hinter seinen ehemaligen Freunden hinterhergejagt, dass er zur Erde fiel und so von der Sternengemeinschaft abgeschottet wurde. Als er dies bemerkte, weinte er bitterliche Tränen, die schon bald gehört wurden, als ein Kind mit seiner Mutter des Weges kam.
„Mama, Mama, siehst du das auch?“, fragte das Kind. Die Mutter verneinte jedoch und sie ging mit dem Kind am weinenden Regenbogenstern vorbei.
Schon bald hörte der Regenbogenstern wieder Geräusche, doch dieses Mal klang es für ihn so, als ob ein Tier diese verursachen würde und richtig: Ein Fuchs kam.
„Bitte, bitte, hilf mir!“, flehte der Regenbogenstern den Fuchs an. Dieser blieb stehen und musterte den Stern.
„Wie soll ich dir denn helfen?“, fragte der Fuchs etwas von oben herab.
„Bring mich bitte nach Hause“, flüsterte der junge Stern.
„Dein Zuhause ist doch der Himmel. Ich kann dir nicht helfen.“ Der Fuchs ging damit von dannen und überließ den Stern sich selbst.
Wieder fing der Regenbogenstern an zu weinen. Er hatte solches Heimweh nach dem Himmel und nach der Gemeinschaft der Sterne.
Diese Begegnung sollte nicht die letzte sein, keiner der Vorbeikommenden konnte oder wollte auch nur versuchen, dem Regenbogenstern zu helfen und so wurde er immer trauriger. Würde er je wieder seine Heimat betreten können? Er war doch so weit weg. Zwischen ihm und dem Himmel lagen Millionen von Kilometern.
Doch dann kam jemand vorbei, der ihm einen Funken Hoffnung gab. Es war ein Bettler. Er war der erste, der sich aufrichtig für den Stern zu interessieren schien.
„Ach, du armer, kleiner Stern“, sprach der Bettler. „Du musst doch frieren. Hier, nimm meinen Mantel.“
Der Bettler zog ihn aus, darunter trug er nur ein dünnes Gewand, er legte den Mantel auf den Boden und griff dann vorsichtig nach dem Stern und legte ihn darauf. Dann wickelte er ihn sanft in den Mantel ein.
„Es tut mir leid, dass ich dir nicht noch mehr helfen kann. Aber ich hoffe, dass du deinen Weg nach Hause findest.“
„Schon gut“, sagte der Regenbogenstern leise. „Vielen Dank für deine Hilfe.“
Der Bettler lächelte traurig. „Ich hätte gerne noch mehr für dich getan.“ Dann ging auch der Bettler von dannen.
Der Regenbogenstern war froh um die Hilfe des Bettlers, der so wenig hatte und doch so großzügig gewesen war und ihm seinen Mantel gegeben hatte. Nun war es in dieser bitterkalten Nacht schon angenehmer geworden. Es vergingen einige Stunden, es würde bald Tag werden, das erkannte der Regenbogenstern daran, dass der Himmel sich schon wieder heller verfärbte. Er bekam Angst. Zu Hause ging die Sternengemeinschaft allmählich zu Bett, aber dort war er schließlich nicht. Was würde wohl mit ihm passieren, wenn der Tag schließlich anbrach und er sich noch im Hellen befand? Tageslicht war er schließlich nicht gewohnt. Wieder kam jemand vorbei.
Es war ein Wildkaninchen, das vorbei hoppeln wollte, dann aber erstaunt sitzen blieb, als es den Regenbogenstern erblickte. Es kam näher und stupste den Stern an.
„Kann ich dir helfen?“, fragte das Wildkaninchen.
„Ja, bitte. Es… es wird bald Tag und ich habe Angst“, erwiderte der Regenbogenstern leise.
„Kein Problem“, antwortete das Wildkaninchen. „Ich bin unterwegs zu meinem Bau. Ich kann dich mitnehmen, dort ist es schön dunkel.“
„D-Danke.“
Das Wildkaninchen nahm den Regenbogenstern also vorsichtig in sein Maul und trug ihn zu seinem Bau. Dort angekommen, legte es ihn vorsichtig auf den Boden.
„Ich… Darf ich fragen, was dich auf die Erde führt?“, fragte das Wildkaninchen.
„Ach“, sagte der Regenbogenstern traurig. „Ich habe mich im Himmel nicht gut gegenüber meinen Geschwistern verhalten, ich war arrogant. Die anderen haben sich immer mehr von mir abgewandt. Ich wollte mich bei ihnen entschuldigen, doch sie stoben vor mir davon. Da bin ich ihnen nachgejagt und ich war nicht vorsichtig. Ich bin auf die Erde gefallen und jetzt… jetzt weiß ich nicht, ob ich je wieder zurück kann." Der Regenbogenstern unterdrückte seine Tränen.
Das Wildkaninchen hatte ihm aufmerksam zugehört. Vorsichtig streckte es eine Pfote aus und strich ihm über den Rücken. „Das tut mir leid“, sagte es. „Aber gib die Hoffnung nicht auf. Du findest deinen Weg zurück, da bin ich mir sicher“, tröstete das Wildkaninchen ihn.
Der Regenbogenstern schniefte und sah ihn hoffnungsvoll an.
„Du solltest dich jetzt ausruhen“, schlug das Wildkaninchen vor. „Das werde ich auch tun. Ich werde dich aufwecken, wenn die Abenddämmerung anbricht.“
„Danke“, flüsterte der Regenbogenstern, doch er blieb noch länger wach als das Wildkaninchen, das rasch einschlief. Er machte sich solche Sorgen. Würde er je wieder den Himmel erblicken?
Schließlich war der Regenbogenstern doch eingeschlafen, jedoch nicht fest, sodass er rasch wieder aufwachte, als das Wildkaninchen ihn schließlich weckte. Das Wildkaninchen schlug schließlich vor, dass es den Regenbogenstern nach draußen tragen und mit ihm nach jemandem suchen würde, der ihnen helfen konnte. Gesagt, getan. Bald waren sie wieder an der Stelle angelangt, an der das Wildkaninchen den Regenbogenstern gefunden hatte.
Auf einmal richtete sich das Wildkaninchen auf und schnupperte. „Da ist ein Fuchs in der Nähe“, wisperte es. „Und er kommt genau auf uns zu. Ich muss gehen, aber ich komme wieder.“
Schnell hoppelte das Wildkaninchen davon. Genau richtig, denn ein Fuchs kam näher, derselbe Fuchs, der zum Regenbogenstern so unfreundlich gewesen war.
„Na, immer noch hier?“
Der Regenbogenstern schwieg.
„Hey, ich habe dich was gefragt!“
„Lass mich bitte in Ruhe“, sagte der Regenbogenstern unglücklich. Der Fuchs dachte jedoch nicht daran und kam näher.
„Und was wäre, wenn ich dir helfen wollte?“
„Das wolltest du schon gestern nicht, als ich dich darum gebeten habe. Was hätte sich jetzt verändern sollen? Geh bitte weg.“
Der Fuchs setzte sich auf seinen Hintern. „Ich bleibe.“
Er hatte das Wildkaninchen gerochen und war außerdem schon in der Nähe gewesen, als es gesagt hatte, dass es zurückkommen wolle. Doch da ertönte ein Geräusch, das wie ein Gewehrschuss klang. Der Fuchs zuckte zusammen.
„Vielleicht komme ich doch deinem Wunsch nach“, sagte der Fuchs hastig und sprang davon. Keine Sekunde später stand das Wildkaninchen wieder vor dem Regenbogenstern.
„Was machst du hier?“, fragte er entsetzt. „Es sind Jäger in der Nähe. Du musst fliehen, sofort!“
Doch das Wildkaninchen kicherte nur.
Der Regenbogenstern stutzte. „Was…?“
„Das war doch ich. Ich habe gesehen, dass der Fuchs einfach nicht gehen will. Da habe ich einen schweren Ast zerbrochen“, sagte das Wildkaninchen zufrieden.
„Das warst du?“, fragte der Regenbogenstern ungläubig.
„Ich bin stärker als ich aussehe“, erwiderte das Wildkaninchen etwas empört.
„Oh, es tut mir leid. So… so habe ich das nicht gemeint.“
„Schon gut. Also, ich habe mir etwas überlegt. Du musst wieder hinauf in den Himmel. Wir könnten einen Freund von mir fragen. Er ist ein Vogel.“
„Ja, das wäre nett. Aber können Vögel denn so hoch fliegen?“
Das Wildkaninchen überlegte. „Ich bin mir nicht sicher. Wir könnten ihn doch fragen.
Komm mit.“
Der Regenbogenstern und das Wildkaninchen suchten also den Vogel, den sie schließlich auf einem Baum in seinem Nest fanden. Er schlief. Das Wildkaninchen zögerte für einen Moment, doch dann rief es: „Hallo, Vogel!“
Der Vogel wachte auf und sah sich verdutzt um, bis er seinen Freund sah und zu ihm herunter flog.
„Das ist mein Freund, der Regenbogenstern. Kannst du ihm helfen, nach Hause zu kommen?“
Der Vogel legte den Kopf schief. „Aber Wildkaninchen, so weit kann ich doch gar nicht fliegen.“
Der Regenbogenstern und das Wildkaninchen sahen ihn bedrückt an. Der Vogel überlegte für einen Moment, dann fiel ihm etwas ein. „Aber ich glaube, ich habe eine Idee: Die Menschen haben Dinger, die sie in den Himmel steigen lassen. Vielleicht könnte das ja die Lösung sein.“
„Und wie sehen diese Dinger aus?“, fragte der Regenbogenstern.
„Nun, sie sind rundlich und bunt, es gibt sie in allen möglichen Farben: rot, blau, grün, gelb und noch viele mehr.“
„Wir könnten es zumindest versuchen, oder Regenbogenstern?“, fragte das Wildkaninchen.
Der Regenbogenstern nickte nur.
„Okay. Wo bekommen wir so ein Ding her?“
„Wir… wir müssen zu den Menschen“, schluckte das Wildkaninchen. Es hatte Angst vor den Menschen.
„Du musst nicht mitkommen“, sagte der Regenbogenstern, der seine Angst gut verstehen konnte.
„Ich danke dir“, erwiderte das Wildkaninchen, „aber ich lasse meine Freunde nicht im Stich.“ Es wandte sich an den Vogel. „Ich danke dir.“
„Keine Ursache“, antwortete der Vogel und flog zurück zu seinem Nest, wo er behaglich die Augen schloss.
Das Wildkaninchen und der Regenbogenstern machten sich hingegen wieder auf den Weg. Unterwegs überlegten sie sich, wo sie wohl einen Luftballon herbekommen könnten.
„Am ehesten haben wir wohl eine Chance in einer Menschensiedlung“, überlegte das Wildkaninchen unruhig.
„Ja, das glaube ich auch. Aber Wildkaninchen, das kann ich wirklich nicht…“
„Ich tue es doch gerne“, unterbrach ihn das Wildkaninchen. „Außerdem sind wir schon fast bei der nächsten Siedlung angelangt.“
Den Rest des Weges legten sie schweigend zurück.
In der Menschensiedlung angekommen, fingen sie an, sich nach den bunten, runden Dingern umzusehen, von denen der Vogel erzählt hatte. Das war gar nicht so leicht, denn es war eine große Siedlung und sie mussten auf der Hut sein. Bestimmt würden die Menschen das Wildkaninchen fangen wollen, wenn sie es sahen. Als sie ein Menschenpaar näherkommen sahen, sprangen sie in das nächste Gebüsch und warteten ab, bis sie vorübergezogen waren. Es war eine Mutter mit einem Kind, die dem Regenbogenstern irgendwie bekannt vorkamen. Er überlegte, ob und wo er sie schon einmal gesehen hatte. Dann fiel es ihm ein: Sie waren die ersten, die ihm auf der Erde begegnet waren. Die Mutter und ihr Kind gingen jedoch nicht an ihnen vorbei, sie bogen vorher ab. Der Regenbogenstern kroch unter dem Gebüsch durch und sah die Mutter und ihr Kind in ein Haus gehen. Der Regenbogenstern überlegte rasch und sagte dann zum Wildkaninchen: „Ich danke dir vielmals, aber ich glaube, ich schaffe es jetzt auch ohne dich. Ich will nicht, dass dir etwas passiert.“
„Bist du dir sicher?“
„Ja, liebes Wildkaninchen, vielen Dank dir.“
„Okay. "Alles Gute.“
Es schnupperte, nickte dem Regenbogenstern zu und hoppelte davon. Der Regenbogenstern hingegen legte sich hinaus in den Garten.
Vielleicht bemerkte das Kind ihn ja, sollte es noch einmal herauskommen. Immerhin hat es ihn ja schon einmal gesehen.
Ein wenig später ging die Tür wieder auf. „Bleib nicht zu lange draußen, Rachel!“, rief die Mutter aus dem Inneren des Hauses.
„Ja, Mama.“
Das Kind spielte eine Weile mit dem Ball. Doch dann hielt es verwirrt in seinem Spiel inne und kam näher. „Dich kenne ich doch!“, sagte Rachel und ging in die Hocke. „Brauchst du Hilfe?“
„Ja“, erwiderte der Regenbogenstern.
„Dann werde ich dir helfen und ich denke, dass ich weiß, was ich für dich tun kann.“
Vorsichtig wurde der Regenbogenstern von Rachel ins Haus getragen.
„Na, schon wieder zurück?“, hörte der Regenbogenstern Rachels Mutter rufen.
„Ja, Mama!“
Rachel trug den Regenbogenstern die Treppe hoch und ging in ein Zimmer. Er sah sich rasch um. Offenbar befand er sich in Rachels Zimmer und in einer Ecke befand sich ein rotes, rundes Ding, genau so, wie es der Vogel beschrieben hatte. Auch Rachels Blick fiel auf das Ding. Sie begann zu strahlen.
„Ja, ja, das könnte gehen.“
Rachel holte das Ding. Es hatte eine Schnur, die sie dem Regenbogenstern vorsichtig umband. Dann öffnete sie ein Fenster.
„Ich wünsche dir eine richtig tolle Heimreise“, flüsterte Rachel und ließ dann das Ding hinausschweben.
Das Ding, an dem der Regenbogenstern vorsichtig von Rachel festgebunden war, schwebte immer höher und höher, hinauf in den Himmel, zurück zu der Familie des Regenbogensterns, der Freudentränen in den Augen hatte. Endlich konnte er nach Hause zurückkehren. Doch verspürte er auch einen Hauch Unsicherheit. Wie würden ihn die anderen Sterne empfangen?
Das sollte er schon bald herausfinden, als er schließlich tatsächlich sein Ziel erreicht hatte. Die anderen Sterne kamen auf ihn zu.
„Es tut mir alles so leid!“, begann der Regenbogenstern zu schluchzen. Die Gemeinschaft scharte sie um ihn. Sie waren zwar böse auf ihn gewesen, doch als sie bemerkt hatten, dass er auf die Erde gefallen war, hatten sie sich fürchterliche Sorgen um ihn gemacht. Auch wenn ihnen seine Art nicht gefallen hatte, er war immerhin ein Mitglied in der Gemeinschaft der Sterne. Außerdem sah man ihm an, dass ihm sein Verhalten leid tat.
„Schon gut“, sagte einer der anderen Sterne schließlich und ein anderer sprach: „Wir haben uns Sorgen um dich gemacht. Wo bist du gewesen?“
So erzählte der Regenbogenstern seine Geschichte.
Nachdem die anderen Sterne ihn wieder aufgenommen hatten, dauerte es noch einige Jahre. Doch schließlich wurde das Schicksal des Regenbogensterns erfüllt. Er führte zuerst Hirten und dann drei Sterndeuter zu einem kleinen Stall in Bethlehem. Als der Regenbogenstern herunter sah, lächelte er in Gedanken an zwei andere Menschen und zwei andere Tiere, die ihm geholfen hatten.
Das Wunder, das vom Himmel fiel
Von Celine-Michelle Kammer
Er fällt hinab, so hell und klar.
Ein kleiner Stern, der ist nun da.
Verscheucht Dunkelheit und Leid,
macht Platz für Licht und Heiterkeit.
Schenkt uns Zeit für Träumereien,
Und schickt uns ganz sanft heim…
„Fällt dieser Stern jedes Jahr vom Himmel?“, fragst du leise und schaust mich mit deinen wundervoll leuchtenden Augen an, deren Strahlen ich wohl niemals vergessen werde.
„Nicht für mich… Ich habe meinen Stern gefunden und lasse ihn nie wieder los“, hauche ich dir ins Ohr.
Deine Augen werden größer und du schaust mich neugierig an, während du dich an deine Mama kuschelst. Wie ich diesen Blick doch liebe.
„Erzähl sie ihm“, flüstert Mami und ich lächle in mich hinein.
„Hör gut zu, mein Schatz. Es ist unser Weihnachtswunder und das größte Abenteuer, das Mami und Papi je erlebt haben“, fügt sie hinzu.
Sie gibt dir einen Kuss auf die Stirn, während ich eine kleine Schatulle aus dem Schrank hole. Sie ist himmelblau und mit vielen funkelnden Schneeflocken verziert, deren Schönheit auch der Staub auf ihr nichts anhaben kann. Seit exakt sechs Jahren hatte ich sie nicht mehr in der Hand und doch löst sie noch heute die gleichen Gefühle wie damals in mir aus. Liebe, Hoffnung und Glück.
„Ich brauche den Schlüssel“, beginne ich, doch deine Mama hält mir ihre Halskette bereits entgegen und nickt mir zu. Du bist bereit.
Ich stecke den Schlüssel in das Schloss und öffne die Schatulle. Und obwohl ich wusste, was geschehen würde, war ich darauf nicht vorbereitet.
Unser Wohnzimmer wird von tausenden Schneeflocken umflattert, die unnachgiebig weiter aus der Schatulle strömen. Sie bedecken unseren Holzboden mit Schnee und tanzen mit den Feuerfunken unseres Kamins um die Wette. Es ist wunderschön!
Und huch… Da ist plötzlich eine große, feuchte blaue Nase auf dem Rand der Schatulle zu sehen. Sie ist viel zu groß im Vergleich zu der Kiste und irgendwie scheint sie sich zu bewegen.
Ich kneife die Augen zusammen, doch ich irre mich nicht. Die Nase ist und bleibt da. So ungewohnt und weihnachtlich, dass ich lächeln muss und mein Herz zu hüpfen beginnt.
Vorsichtig krabbelst du näher heran und streckst dein Gesicht der Nase entgegen. Du scheinst keine Angst zu haben, und deine Neugier wird sogleich belohnt. Denn eine ebenso blaue Zunge fährt dir über das Gesicht, was dich kichern lässt. Nun streckst du deine Hand aus und in diesem Moment springt ein kleines Rehkitz aus der Box. Es neigt den Kopf nach links und betrachtet uns genauso aufmerksam, wie wir es ihm gleichtun. Sein Fell schimmert silber-blau wie der Nachthimmel mit all seinen Sternen. Und seine kleinen Hörner funkeln wie tausende Schneekristalle. Du kannst den Blick nicht von ihm abwenden.
„Jake! Mach doch mal Platz! Ich kann ja gar nichts sehen“, beschwert sich dort eine weitere Stimme und richtet so meine Aufmerksamkeit wieder auf unsere Schatzkiste.
Ein knochiger Arm erscheint und es folgen zwei große Augen und ein riesiger blauer Kolben, den andere wohl als Nase bezeichnen würden. Die ebenso blauen Knöpfe auf seinen zwei dicken Bäuchen leuchten uns genauso entgegen wie die Nase. Es ist offensichtlich, dass die beiden zusammen gehören. Er lässt seinen Blick in alle Richtungen schweifen und hüpft elegant auf unsere Schneedecke, die mal ein Holzboden gewesen war.