Wenn Teenager leiden - Nina Jordis - E-Book

Wenn Teenager leiden E-Book

Nina Jordis

0,0
14,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Wie eine Therapie bei psychischen Problemen hilft und Verständnis und Zusammenhalt schafft: Glaubst du, dein Kind nicht mehr zu kennen, gar versagt zu haben, weil es sich zurückzieht oder ganz anders verhält als früher? Denkst du in deiner Pubertät bzw. Jugend, dass es dir ewig schlecht gehen wird, dir nichts und niemand helfen kann, weil dich niemand versteht? Seid ihr euch sogar bewusst, dass dahinter eine psychische Erkrankung stecken könnte, denkt jedoch, es selbst schaffen zu müssen? Wer sich von diesen Fragen angesprochen fühlt, sollte genauer hinsehen: Unternimmt man nichts dagegen, verweigert sogar Hilfe von außen, ziehen sich Betroffene meist immer weiter zurück und falsche Glaubenssätze verstärken sich. Schlimmstenfalls führt dies zu Angst, einer Depression oder dysfunktionalem Verhalten wie Selbstverletzung, Essstörung oder Sucht. Eltern fühlen sich machtlos oder verstärken den Druck auf die Jugendlichen, wieder "normal" zu funktionieren. Dagegen kann etwas unternommen werden! Wollt ihr aus dieser Abwärtsspirale ausbrechen oder gar nicht erst hineingeraten, sondern zuversichtlich in eine positive Zukunft starten … … dann bietet dieses Buch die Antworten, die ihr braucht! In "Wenn Teenager leiden: Einblicke in die stille Welt psychisch belasteter Jugendlicher" will Dr. Nina Jordis mit Betroffenen sowie aus der Sicht der Therapeutin Verbundenheit schaffen und Mut machen, sich und seinen Kindern Hilfe zu suchen. In diesem einfühlsamen Buch lernt ihr … - dass psychische Erkrankungen im Jugendalter kein Einzelfall sind und es viele Auslöser gibt. - welche Verhaltensweisen Betroffene zeigen, wie Eltern die Anzeichen erkennen und ihren Kindern mehr Verständnis entgegenbringen. - dass jeder betroffen sein kann und eine Therapie die Lebensqualität verbessern kann. - Problemlösungsstrategien und einen angemessenen Umgang mit Gefühlen sowie das Selbstvertrauen zu stärken. - eine neue Verbundenheit und den Mut, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.Step by Step zu mehr Lebensqualität Gefühle verstehen: Es ist wichtig, sich selbst kennenzulernen, die eigenen Gefühle zu verstehen und darüber sprechen zu können. Auch für Eltern ist dies essenziell, um die Not ihrer Kinder zu erkennen und ihnen Verständnis entgegenzubringen. Schließlich wollen Eltern, dass es ihren Kindern gut geht. Mut zur Hilfe: Eine Psychotherapie ist kein Zeichen von Schwäche – im Gegenteil! Sich Hilfe zu suchen, erfordert Mut. In diesem Buch berichten sechs Jugendliche von ihren Therapieerfahrungen. Das zeigt, dass jeder Mensch von einer psychischen Erkrankung betroffen sein kann. Antworten & Strategien: "Welche Anlaufstellen und Behandlungsmöglichkeiten gibt es?", "Wie laufen die Sitzungen ab?" – mit diesen und ähnlichen Fragen zeigt Dr. Nina Jordis, wie wirksam eine Therapie ist. Das Erlernen von Problemlösungsstrategien und der richtige Umgang mit Gedanken und Gefühlen hilft, ein gesundes und zufriedenes Leben zu führen. Versteck dich nicht, sei mutig! Stell dir vor: Du findest jemanden, der dich versteht, dir hilft oder sogar das Gleiche durchmacht. Du könntest dich endlich besser fühlen und das Leben wäre so viel leichter. Hört sich gut an? Dann entscheide dich, mutig zu sein, dir therapeutische Hilfe zu suchen, um deine eigene Geschichte über dein neues, gesundes Leben zu schreiben.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 140

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Haftungsausschluss:

Die Ratschläge im Buch sind sorgfältig erwogen und geprüft. Alle Angaben in diesem Buch erfolgen ohne jegliche Gewährleistung oder Garantie seitens des Autors und des Verlags. Die Umsetzung erfolgt ausdrücklich auf eigenes Risiko. Eine Haftung des Autors bzw. des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden oder sonstige Schäden, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der Informationen bzw. durch die Nutzung fehlerhafter und/oder unvollständiger Informationen verursacht wurden, ist ausgeschlossen. Verlag und Autor übernehmen keine Haftung für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der Inhalte und ebenso nicht für Druckfehler. Es kann keine juristische Verantwortung und keine Haftung in irgendeiner Form für fehlerhafte Angaben und daraus entstehende Folgen vom Verlag bzw. Autor übernommen werden.

Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

1. Auflage 2024

© 2024 by Remote Verlag,

ein Imprint der Remote Life LLC, Powerline Rd., Suite 301-C

33309 Fort Lauderdale, Fl., USA

Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Projektmanagement: Franziska Kellner

Lektorat und Korrektorat: Birte Spreng, Andreas Leinweber, Markus Czeslik

Umschlaggestaltung: Christopher Rodenkirchen

Satz und Layout: Christopher Rodenkirchen

Illustrationen und Grafiken: Sebastian Koch (2002)

ISBN Print: 978-1-960004-50-5

ISBN E-Book: 978-1-960004-51-2

www.remote-verlag.de

INHALT

Content Notes

Wer bin ich …?

… und warum schreibe ich dieses Buch?

»Und über allem liegt eine tiefe Traurigkeit« - Mittelgradig depressive Episode und Suizidalität

Was’ los?

Suizidalität

Schau rein!

Erzähl mal …

Es lohnt sich!

»Therapie für mich, niemals!« - Angst und Depressionen gemischt

Was’ los?

Schau rein!

Erzähl mal …

Es lohnt sich!

»Ich glaube, ich muss kotzen« - Spezifisch isolierte Phobie

Was’ los?

Schau rein!

Erzähl mal …

Es lohnt sich!

»Neun Stunden zocken am Tag« - Online- und Computerspielsucht

Was’ los?

Schau rein!

Erzähl mal …

Es lohnt sich!

»Meine miese beste Freundin« - Bulimia nervosa

Was’ los?

Schau rein!

Erzähl mal …

Es lohnt sich!

»Aber mein Bauch ist doch krank, nicht mein Kopf!« - Somatisierungsstörung

Was’ los?

Schau rein!

Erzähl mal …

Es lohnt sich!

FAQ

Was ist Psychotherapie?

Wie wird eine Diagnose gestellt?

Was machen Psychologen, Psychiater oder Psychotherapeuten?

Kann ich auch zu einem Heilpraktiker gehen?

Welche Therapieformen gibt es?

Wer bezahlt die Therapie?

Wie komme ich an einen Therapeuten?

Müssen meine Eltern wissen, dass ich eine Therapie mache?

Was ist eine probatorische Sitzung?

Was ist, wenn ich meinen Therapeuten nicht mag?

Muss ich bei der Therapie weinen?

Wer kommt alles in die Therapie?

Was kann ich als Angehöriger oder Freund tun, um zu helfen?

Was kann ich tun, wenn ich mich als Angehöriger oder Freund überfordert fühle?

Was sollte ich als Angehöriger oder Freund vermeiden?

Was ist eine Bezugspersonenstunde?

An wen kann ich mich wenden, wenn ich Selbstmordgedanken habe?

Was kann ich bei Ritzdruck tun?

Notfallkoffer bei Ritzdruck:

Über die Autorin

Quellenverzeichnis

CONTENT NOTES

In diesem Buch geht es um psychische Erkrankungen mit ihren verschiedenen Gesichtern. Es werden unter anderem selbstverletzendes Verhalten, Todeswünsche und Süchte thematisiert. Für manche Menschen kann es belastend wirken, etwas darüber zu lesen. Das ist ganz normal. Nicht immer stecken wir solche Geschichten gut weg. An manchen Tagen ist es vielleicht gar kein Problem, du fühlst dich beim Lesen verstanden, verbunden. An anderen Tagen kann es dich dann aber doch extrem runterziehen. Dann fühlst du dich vielleicht überfordert, Gedanken, Erinnerungen und Gefühle stürzen auf dich ein. Wenn du bemerken solltest, dass es dir beim Lesen nicht gut geht, leg das Buch weg! Vielleicht probierst du es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal. Oder du fragst jemand anderen, ob ihr zusammen weiterlesen wollt. Achte auf dich, denn das, was du fühlst, ist RICHTIG. Pass beim Lesen (und sowieso immer) gut auf dich auf!

Zudem habe ich mich schweren Herzens entschieden in diesem Buch nicht zu gendern. Ich möchte alle Personen ansprechen, ausschließlich aufgrund des Leseflusses habe ich mich für die Verwendung des generischen Maskulinums entschieden.

WER BIN ICH …?

Ich nenne mich Dr. Nina Jordis. Das ist natürlich nicht mein echter Name. Zum Schutz meiner Patienten sind alle Namen, die ich in diesem Buch verwende, ausgedacht, selbst mein eigener. Damit du trotzdem eine Vorstellung davon hast, wer dieses Buch geschrieben hat, möchte ich mich kurz vorstellen.

Ich bin Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, genauer gesagt: Verhaltenstherapeutin (die Unterscheidungen der verschiedenen Berufsbezeichnungen kannst du hinten in den FAQ nachlesen). Das zu sagen fühlt sich auch noch Jahre nach meiner Abschlussprüfung merkwürdig an. Denn ich bin ziemlich anders, als man sich wohl in der Regel so eine Therapeutin vorstellt – oder zumindest als ich mir eine Therapeutin früher immer vorgestellt habe.

Ich bin nicht weise, benutze wenig Fremdwörter, kenne nicht auf alle Fragen eine Antwort, und eine rote Couch steht auch nicht in meiner Praxis. Dafür bin ich, unter uns gesagt, immer etwas verpeilt, unordentlich, und ziemlich häufig verwechsle ich Namen; die meiner Patienten, aber auch die meiner Familie. Meinen Mann nenne ich häufig zuerst nach meinem Hund, nach meinem Sohn, dann nach meinem Bruder, und erst beim vierten Versuch kommt dann sein wirklicher Name raus.

Bei der Arbeit passiert das mit der Namensverwechslung meistens erst im späteren Behandlungsverlauf, so ab der 30. Sitzung, also dem 30. Treffen. Oft benutze ich dann irgendeinen anderen Namen, aber mit demselben Anfangsbuchstaben. So wird aus Lennard Leon oder so. Weil ich weiß, dass ich zur Verwirrtheit neige, konzentriere ich mich gerade beim Kennenlernen sehr darauf, den richtigen Namen zu benutzen. Erst später kann es ab und an zu Verwechslungen kommen. Meistens dann, wenn mir mal wieder mehrere Gedanken gleichzeitig durch den Kopf schießen.

In meinem Behandlungsraum steht ein antiker Schreibtisch. Auf der einen Seite sitze ich, gegenüber stehen zwei Stühle. Aber das sind längst nicht alle Möbel: In der Mitte des Raums liegt ein kuscheliger Teppich, in einer Ecke stehen zwei Sessel, und es gibt eine breite Fensterbank mit vielen Kissen, die zum Rauflümmeln einladen. Denn bei mir gibt es immer freie Platzwahl. So sitzen oder liegen meine Patienten und ich manchmal auf dem Boden, hängen über den Sesseln oder haben den Schreibtisch als kleine Schutzzone zwischen uns, je nachdem, was derjenige gerade für sich braucht.

Für die Kinder, aber auch manchmal für die Jugendlichen steht in meinem Regal allerhand Spielzeug: Handpuppen, Bauklötze, Tierfiguren … Außerdem gibt es eine Puppenstube, die etwas Besonderes versteckt hält. Hinter ihr wohnt meine kleine Spinne. Sie heißt Speidie. Speidie kommt nur sehr selten raus, sodass ich nicht befürchten muss, dass Menschen mit Angst vor Spinnen kreischend den Raum verlassen müssen. Aber genau für diese Personengruppe ist mir Speidie oft behilflich. Denn wie du weiter hinten im Buch lesen kannst, behandelt man Angst mit der Konfrontation des Angst auslösenden Objekts. Und es gibt sehr viele Menschen mit Angst vor Spinnen. Aber keine Panik, die Konfrontation passiert nie ungefragt und nie ohne Absprache.

… UND WARUM SCHREIBE ICH DIESES BUCH?

Im Laufe meiner Arbeit als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin habe ich viele Patienten begleitet. In vielen, nein, sogar in sehr vielen Fällen haben sie tolle Erfolge erzielt, und trotz meiner Erfahrung überrascht es mich bis heute selbst immer wieder, wie wirksam Psychotherapie sein kann.

Wenn ich meine Patienten nach einer langen Behandlungsphase verabschiede, denke ich häufig darüber nach, wie hilfreich und motivierend es für andere Jugendliche sein könnte, von ihren Erfolgen zu erfahren. Daraus entstand die Idee zu diesem Buch. Ich habe einige meiner ehemaligen Patienten gefragt, ob ich ihre Geschichten erzählen darf und ob sie auch ein paar Zeilen über ihre Therapieerfahrungen schreiben würden (an dieser Stelle noch einmal vielen lieben Dank für euren Mut und eure Texte!).

Dieses Buch ist also vor allem ein Buch für Familien mit Jugendlichen mit psychischen Erkrankungen – hoffentlich aber auch interessant für ihre Freunde und Angehörige und ein paar andere Menschen, ganz gleich, ob selbst psychisch erkrankt oder nicht. Denn die Themen Therapie und psychische Gesundheit gehen uns meiner Meinung nach alle an.

Ich möchte mehr Menschen Einblicke in Psychotherapie gewähren und dazu ermutigen, ihr offen zu begegnen. Ich wünsche mir, dass mein Buch ein Stück dazu beitragen kann, dass Psychotherapien mit weniger Vorurteilen betrachtet werden; denn weder steht in jeder psychotherapeutischen Praxis eine rote Couch, noch können Therapeuten Gedanken lesen. Und auch die Angst, dass in einer Therapie nur in den schlimmen Kindheitserlebnissen herumgebohrt wird, ist unbegründet.

Eines der Vorurteile über Psychotherapie finde ich besonders schlimm: Bis heute ist die Meinung weitverbreitet, dass man »voll gestört« sein oder wenigstens aus einem zerrütteten Elternhaus kommen muss, wenn man eine Therapie macht. Dass das überhaupt nicht stimmt, zeigen die Geschichten der Jugendlichen in diesem Buch. Eine psychische Erkrankung kann jeden – wirklich jeden! – treffen, egal ob jung oder alt, arm oder reich, mit Abi oder ohne. Allein in Deutschland sind jedes Jahr 17,8 Millionen Menschen von einer psychischen Erkrankung betroffen.1

Niemand, der sich in eine Psychotherapie begibt, ist schwach. Im Gegenteil, es erfordert viel Mut und Stärke, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Um es mit Nora Tschirners Worten auszudrücken: »Es ist für mich ein gesellschaftliches Missverständnis, dass Leute, die in Therapie gehen, kranke Menschen sind. Für mich sind das die gesündesten, weil sie merken, hier stimmt etwas nicht, was man sich mal angucken muss.«2

Was dieses Buch nicht soll und auch nicht kann, ist eine Psychotherapie ersetzen. Es soll aufzeigen, was ein Therapeut und ihre Patienten in einer Therapie so machen. Dafür gebe ich unter der Überschrift »Schau rein!« kleine Einblicke in Therapiesitzungen. Aber natürlich kann ich mit diesem Buch keine ganze Therapie beschreiben – und sie vor allem auf keinen Fall ersetzen.

Kritiker werfen mir bestimmt vor, dass ich nur die besonders erfolgreichen Fälle ausgewählt habe. Ja, das stimmt. Um anderen Familien Hoffnung und Mut zu machen, habe ich mich entschieden, positive Geschichten zu erzählen. Mir ist es aber auch wichtig zu betonen, dass Therapien manchmal weniger gut verlaufen. Nicht jede Therapie führt zu einer gänzlichen Heilung. Heilung bedeutet auch nicht immer, dass alle Symptome weg sind. Es meint vielmehr, dass die Betroffenen ihre Stärken wiederentdecken und Strategien entwickeln, neue Verhaltensweisen zu zeigen.

Die Gründe, weswegen eine Therapie nur wenig oder sogar nichts bringt, können sehr unterschiedlich sein. Manchmal ist die Zeit einfach noch nicht reif, der Therapeut nicht der richtige oder, oder, oder. Trotzdem kann man sagen, dass Psychotherapie oft deutliche Veränderungen hervorbringt.

Also: Dies soll ein Mutmachbuch sein. Seid mutig, euch näher kennenzulernen! Seid mutig, eure Gefühle wahrzunehmen! Seid mutig, über euch zu sprechen! Und wer weiß, vielleicht macht ihr irgendwann mal einen Termin bei einem Psychotherapeuten und probiert es aus?

»UND ÜBER ALLEM LIEGT EINE TIEFETRAURIGKEIT« - MITTELGRADIG DEPRESSIVEEPISODE UND SUIZIDALITÄT

Dies ist die Geschichte von Krissi. Auf Empfehlung eines Kinder- und Jugendpsychiaters ruft ihre Mutter bei mir an und möchte einen Termin vereinbaren. Der Psychiater ist nach einigen Gesprächen zu der Einschätzung gekommen, dass eine wöchentliche Psychotherapie Krissi helfen könnte. Jetzt sind ihre Eltern auf der Suche nach einer Therapeutin.

Als ich Krissi zum ersten Mal treffe, ist sie 17. Weinend erzählt sie mir ihre Geschichte. Vor drei Jahren hat alles angefangen. Damals hat Krissi viel Zeit mit ihrer besten Freundin verbracht, der es nicht besonders gut ging. Sie hatte ständig Streit mit ihren Eltern, fühlte sich von anderen Mädchen aus ihrer Klasse ausgeschlossen und Schule war sowieso scheiße. Krissi und ihre Gespräche drehten sich irgendwann nur noch um Probleme. Zu dieser Zeit lernte Krissi für ihren Realschulabschluss. Sie wollte nach dem Abschluss weiter zur Schule gehen und Abitur machen. Sie war eigentlich immer eine gute Schülerin gewesen, aber für ihren Abschluss musste sie sehr viel lernen, Zeit und Mühe investieren, und trotzdem wollte der Stoff einfach nicht in ihren Kopf reingehen. Das hat Krissi dann in den Prüfungen zu spüren bekommen: Sie fielen allesamt nicht so prickelnd aus. Ihr Notenschnitt hat damit nicht ausgereicht, um mit der Schule weiterzumachen – und ihre Selbstzweifel sind immer größer geworden. Krissi hat sich immer weniger gemocht, sich irgendwann sogar als hässlich, dick und dumm empfunden. Immer öfter fühlte sie sich von ihren Mitmenschen kritisiert, unverstanden, abgelehnt oder angegriffen. Damals hat sie begonnen, sich zu »ritzen«. Mit einer Rasierklinge hat sie sich ihre Arme und Beine aufgeschnitten. Als Krissi sich irgendwann getraut hat, ihrem Freund von ihrem Leid zu erzählen, hat er sie betrogen. Die beiden haben sich daraufhin getrennt. Von ihren Freunden und ihrer Familie hat Krissi sich immer weiter zurückgezogen. Dinge, die ihr früher Spaß gemacht haben, empfindet sie jetzt nur noch als Belastung. Vor einem Jahr hat sie deshalb auch mit dem Reiten aufgehört. Stattdessen verbringt sie ihre Freizeit in ihrem Zimmer.

Sie kann sich zu nichts mehr aufraffen. Krissi fühlt sich kraftlos und erschöpft. Schlafen kann sie schon lange nicht mehr. Abends schläft sie lange nicht ein, und nachts wacht sie ständig auf. Und über allem liegt eine tiefe Traurigkeit, die sie nicht in Worte fassen kann. Immer häufiger kommt ihr der Gedanke, dass ihr Leben sinnlos sei. Sie hat schon mehrfach darüber nachgedacht, sich das Leben zu nehmen. Das hat Krissi zum Glück so einen großen Schrecken eingejagt, dass sie sich ihren Eltern anvertraut hat. Krissis Eltern haben sofort Hilfe bei einem Kinder- und Jugendpsychiater gesucht, und nun sitzt die Familie bei mir.

Die Eltern erzählen, dass Krissi früher ein glückliches Kind war. Zu Hause ist sie sehr verlässlich. Ihre Mutter arbeitet als Arzthelferin, ihr Vater ist Tischlermeister. Wenn sie abends nach Hause kommen, hat Krissi häufig schon das Essen vorbereitet. Zu ihrem 14-jährigen Bruder hat sie ein gutes Verhältnis. Sie unterstützt ihn bei seinen Hausaufgaben. Krissi selbst macht eine Ausbildung zur Sozialpädagogischen Assistentin. Nachdem aus ihrem Plan, das Abitur zu machen, nichts geworden war, hing sie lange in der Luft, hat sich dann aber für die Ausbildung entschieden.

WAS’ LOS?

Depressionen gehören neben Angst zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. In Deutschland leiden etwa 6 Prozent aller Jugendlichen an einer depressiven Episode. Mädchen sind doppelt so häufig betroffen wie Jungs. Woran das liegt, ist nicht ganz klar, aber es wird angenommen, dass hormonelle Schwankungen, ein kritischerer Blick auf den eigenen Körper oder auch ein vererbbares Risiko diesen großen Unterschied ausmachen könnten. Auch Kinder können schon an einer Depression leiden, doch da zeigt sich die Symptomatik noch etwas anders. Viele Symptome einer kindlichen Depression, wie zum Beispiel häufiges Weinen, Aggressionen, wenig Ausdauer oder Schlafstörungen, treten bei Kindern ohnehin gelegentlich auf. Man schließt deshalb nicht immer gleich auf eine Depression. Daher wird die Erkrankung im Kindesalter häufig gar nicht bemerkt. Das Risiko, in seinem gesamten Leben einmal unter einer depressiven Episode zu leiden, liegt tatsächlich bei 20-25 Prozent.3

Ein Hauptsymptom der depressiven Episode ist eine gedrückte Stimmung. Dinge, die einem früher Spaß gemacht haben, nerven nur noch, häufig werden Hobbys aufgegeben. Betroffene können sich nicht mehr aufraffen, ziehen sich immer weiter zurück, vernachlässigen ihre Freunde. Schon kleine Aufgaben ermüden sie. Einige können sich nicht mehr konzentrieren, leiden unter Schlafstörungen oder Appetitverlust.

Hinzukommen können außerdem Selbstzweifel, eine negative Sicht auf die Welt und auf die eigene Person, Gefühle des Versagens, der Schuld oder Sinnlosigkeit. Das kann zu Suizidgedanken führen und schlimmstenfalls sogar zu Versuchen kommen, sich das Leben zu nehmen. (Mehr zum Thema Suizidalität kannst du direkt im nächsten Abschnitt lesen.)

Eine Depression kann verschiedene Gesichter haben und sich von Mensch zu Mensch ganz anders zeigen. Sie wird anhand der Anzahl der unterschiedlichen Symptome in drei verschiedene Schweregrade eingeteilt: leicht, mittelgradig und schwer.4 Wobei ich die Bezeichnungen ungünstig finde, denn auch eine leichte depressive Episode ist für die Betroffenen alles andere als leicht. Es besteht in meinen Augen die Gefahr, dass die Einteilung beziehungsweise der Begriff »leichte depressive Episode« die Lage verharmlost und der Patient sich in seinem Leiden unverstanden oder abgewertet fühlt.

Krissi jedenfalls erzählt mir von ihrer gedrückten Stimmung, dem Verlust an Interessen, einem schlechten Selbstvertrauen, schnellen Ermüdungserscheinungen bei Anforderungen an sie, Schlafstörungen und Gedanken an den Tod. Das sind sechs Kriterien, die länger als zwei Wochen bestanden haben. Somit erfüllt sie die Diagnose: mittelgradig depressive Episode. Bei einer »leichten Depression« müssen hingegen nur vier Symptome länger als zwei Wochen anhalten, bei einer schweren Episode sogar mindestens sieben Merkmale erfüllt sein. Dabei sind dann alltägliche Aufgaben, wie beispielsweise der regelmäßige Schulbesuch, kaum noch möglich.

Depression ist eine Erkrankung. Aussagen wie »Reiß dich mal zusammen!« oder »Lach doch mal!« helfen da leider nicht. Im Gegenteil, sie sind ein weiterer Grund, warum sich Betroffene häufig missverstanden fühlen. Natürlich würden sie die Niedergeschlagenheit gern ablegen – das geht aber nicht so einfach. Es braucht Zeit und kostet viel Kraft.