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"Wer sich noch freuen kann, ist besser dran". Diese Erfahrung hat die Autorin bei ihren Besuchen in Seniorenheimen oft gemacht. Das Büchlein mit humorvollen und besinnlichen Kurzgeschichten ist zum Selbstlesen oder Vorlesen geeignet. Nostalgische Bilder ergänzen die Texte.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 39
ANGELIKA TZSCHOPPE 1945 in Oberfranken geboren, lebt in Hollfeld in der Fränkischen Schweiz. Sie ist verheiratet, hat zwei Söhne und drei Enkelkinder. Nach dem Abitur machte sie ein soziales Jahr in einem Münchner Seniorenheim und hat auch heute noch Kontakte zu Senioren in Hollfeld.
Schönliebchen
Alle Jahre wieder
Paula und Maria
Großes, kleines Glück
Nur zwei Tage
Was wisst ihr von Alfred Schmeißer?
Imparare italiano
Seniorenkanal
Ein Handy für Opa Roth
Das satte Gelb der Butterblume
So fällt der Abschied leichter
Überraschung für Ömchen
Mögen Sie Brahms?
Manchmal gehen Wünsche in Erfüllung
90, 91, 92, 93 …
Jeder ein Individuum
Hobbys gesucht
Bufdi Heiko
Die neue Mitarbeiterin
Der Faschingshut
Der Einkaufsdienst
Wohnen und Helfen
Kuscheln
„Eigenartiger Name für eine Puppe“, sagte Inga kopfschüttelnd. „Aber schön ist sie und lieb schaut sie auch aus“, meinte Billy. Die beiden Frauen saßen vor dem Computer und klickten bei e-bay das Schönliebchen auf verschiedenen Fotos an, um es genauer betrachten zu können.
„Überhaupt nicht bespielt ist die Puppe und die Originalkleidung hat sie auch noch an. Die fehlt mir noch in meiner Sammlung“. Inga war beeindruckt.
„Los, gönn sie dir, du hast bald Geburtstag“, ermunterte Billy die Freundin. Brauchst nicht mal mitbieten, der Sofortpreis von 120 Euro ist wirklich nicht zu hoch“. Und Inga ließ sich überzeugen. Sie war eine begeisterte Puppensammlerin und hatte im Internet schon manches Schnäppchen gemacht.
Nach einer Woche brachte der Paketdienst eine längliche Schachtel, die Inga aufgeregt öffnete. Wirklich, die Puppe war genau so schön wie auf den Fotos. Begeistert rief Inga ihre Freundin an. Als diese am nächsten Tag zur Begutachtung kam, entdeckte sie in der Schürzentasche von Schönliebchen einen kleinen Zettel. „Guck mal, eine Botschaft“, rief sie überrascht. In steiler Schrift stand auf hellblauem Papier: „Alles Gute, Schönliebchen.
Ich hätte dich gerne behalten. Deine Ruth Habersberger“. „Auf dem Paket stand ein anderer Name: Marika Böhm.
Wer wohl diese Ruth Habersberger ist?
Die Schrift sieht nach alter Frau aus, die wollte die Puppe gar nicht hergeben“, überlegte Inga. „ Frag doch mal die Marika“, schlug Billy vor.
Noch am gleichen Tag schickte Inga eine e-mail an Frau Böhm. „Liebe Frau Böhm, ich habe heute die Puppe erhalten. Wer ist Ruth Habersberger?
Gehörte ihr die Puppe?“
Am nächsten Morgen kam die Antwort:
„Ruth Habersberger ist meine Schwiegermutter. Sie ist ins Seniorenheim nach Nürnberg gezogen.
Wir haben viele Sachen von ihr verkaufen müssen, weil die Heimplätze so teuer sind. Viel Freude mit der Puppe. Marika Böhm.“
Aber die Freude wollte sich bei Inga nicht einstellen. Immer wieder zog sie den kleinen Zettel aus Schönliebchens Schürzentasche. Wie sie wohl aussah, diese Ruth Habersberger, die ihr Schönliebchen so gern behalten hätte.
Und dann stand Ingas Entschluss fest.
Sie wollte Ruth Habersberger kennen lernen. Nach sieben Telefonanrufen hatte Inga das richtige Seniorenheim gefunden. Drei Seniorenheime hatten die Auskunft verweigert. Erst als Inga ihre Geschichte erzählte, erfuhr sie von einer Frau am Telefon, dass Frau Habersberger seit zwei Monaten im Heim sei. Eine ruhige, alte Dame, die sich schwer tat mit dem Eingewöhnen.
„Natürlich komme ich mit“, sagte Billy. „Ich möchte doch auch Schönliebchens Besitzerin kennen lernen. Und so machten sich Inga und Billy am Wochenende auf den Weg und fuhren ins Altenheim zu Ruth Habersberger. Mit von der Partie war natürlich das Schönliebchen.
Ruth Habersberger traute ihren Augen nicht, als sie die beiden jungen Frauen vor ihrer Zimmertüre stehen sah.
„Schönliebchen hat so Heimweh nach Ihnen gehabt. Sie möchte bei Ihnen zur Miete wohnen. Und das Eingewöhnen im Heim möchte sie Ihnen auch erleichtern“, begann Inga stockend.
„Wer sind Sie...Woher wissen Sie“...
Frau Habersberger wusste gar nicht, was sie fragen und sagen sollte. Da begannen Inga und Billy ausführlicher zu erzählen. Zum Schluss sagte Inga:
„Vor Ihrer Schwiegertochter müssen Sie das Schönliebchen nicht verstecken. Ich habe ihr schon Bescheid gesagt“. Dann bekam die Puppe einen neuen Zettel in die Schürzentasche gesteckt: Wohne hier zur Miete. Eigentum von Inga Lindner.
„Ihr müsst Schönliebchen bald wieder besuchen“, sagte die alte Dame beim Abschied und wischte sich gerührt eine Träne aus den Augen. „Nicht nur Schönliebchen, sondern auch ihre nette Pflegemutter“, waren sich Inga und Billy einig.