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Der Titel dieses den Engeln gewidmeten Buches stammt aus dem Lied „Lobe den Herrn“, womit Thema und Tenor dieser engagierten und beziehungsreichen Abhandlung über Gott und die Welt ins Leben gerufen wurde – von einem Mann, für den das Christentum in Wort und Tat Lebensmaxime ist. Anschaulich dank instruktiver Beispiele menschlichen Handelns im christlichen Sinne und überzeugend in der theoretischen Reflexion grundsätzlicher Glaubensfragen wird der Autor gespannte Aufmerksamkeit beim Leser erzielen, zumal seine Sprache von klarer und reicher Gestalt ist, was die Lektüre leicht und freudig macht, so daß diese insgesamt sich für den Einzelnen wie für die Gemeinschaft gewinnbringend erweisen wird. Aktuelle Bezüge vermögen auf Grund der Lebenserfahrung des Lesers die Aneignung zu intensivieren, da der Sinn geschärft und die Gesinnung hinterfragt wird. Der Autor wurde am 3. Juni 1942 in Falkenstein im Taunus geboren. Nach dem Theologiestudium in Frankfurt, Basel und Heidelberg doktorierte er in Basel und wirkte anschließend 27 Jahre als Pfarrer in St. Peterzell (Schweiz) und acht Jahre als Vizedekan in der Evang.-ref. Kantonalkirche St. Gallen. 2004 erschien sein grundlegendes Werk zur christlichen Reinkarnationslehre „Kehret zurück, ihr Menschenkinder!“ Seit 2006 lebt er in Teufen bei St. Gallen im Ruhestand.
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Seitenzahl: 551
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Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Einleitung
I. Wege der Gotteserkenntnis (Röm 1,18-20)[1]
II. Krankheit – Angst (Depression) – Tod und das Leben danach[1]
1. Einführung am Beispiel des Königs Hiskia (2. Kön 20,1-11)
2. Krankheit
3. Angst (Depression)
4. Tod und das Leben danach
5. Das Haus bestellen
III. Das Zeugnis der Bibel zum Thema „Leben nach dem Tod“[1]
1. Einführung
2. Das Zeugnis des Alten Testaments
3. Das Zeugnis des Neuen Testaments
4. Der Unterschied von Nahtoderfahrungen und dem definitiven Sterben
5. Keine ewige Verdammnis
6. Hoffnung für alle
IV. Von guten Mächten
1. Neuorientierung
2. Gibt es die Engel wirklich?
3. Das Zeugnis der Kinder
4. Brauchen wir die Engel?
5. Vom segensreichen Wirken der Engel
6. Von der himmlischen Obrigkeit (Röm 13,1-7)
Literaturverzeichnis
Till Arend Mohr
Wie auf Flügeln des Adlers
Von guten Mächten sicher geführt
AUGUST VON GOETHE LITERATURVERLAG
FRANKFURT A.M. • LONDON • NEW YORK
Die neue Literatur, die – in Erinnerung an die Zusammenarbeit Heinrich Heines und Annette von Droste-Hülshoffs mit der Herausgeberin Elise von Hohenhausen – ein Wagnis ist, steht im Mittelpunkt der Verlagsarbeit.Das Lektorat nimmt daher Manuskripte an, um deren Einsendung das gebildete Publikum gebeten wird.
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Lektorat: Dr. Peter Posse
ISBN 978-3-8372-5240-8
Inhalt
Einleitung 8
I. Wege der Gotteserkenntnis (Röm 1,18-20) 20
II. Krankheit – Angst (Depression) – Tod und das Leben danach 41
1. Einführung am Beispiel des Königs
Hiskia (2. Kön 20,1-11) 41
2. Krankheit 58
3. Angst (Depression) 67
4. Tod und das Leben danach 78
5. Das Haus bestellen 86
III. Das Zeugnis der Bibel zum Thema „Leben nach dem Tod“ 89
1. Einführung 89
2. Das Zeugnis des Alten Testaments 95
3. Das Zeugnis des Neuen Testaments 107
4. Der Unterschied von Nahtoderfahrungen und
dem definitiven Sterben 124
5. Keine ewige Verdammnis 126
6. Hoffnung für alle 129
IV. Von guten Mächten 131
1. Neuorientierung 132
2. Gibt es die Engel wirklich? 150
3. Das Zeugnis der Kinder 168
4. Brauchen wir die Engel? 189
5. Vom segensreichen Wirken der Engel 234
6. Von der himmlischen Obrigkeit (Röm 13,1-7) 330
Literaturverzeichnis 407
Einleitung
Im Zentrum dieses Buches christlicher Spiritualität stehen die Engel, ihre Wirklichkeit, ihr Wesen und Wirken zum Heile des Menschen. Als Bewohner des Himmels, dieser hohen, geistigen Welt des Reiches Gottes, sind sie dem heutigen, mehr oder weniger materialistisch denkenden Menschen fremd geworden. Alles Geistige, die Seele, die Engel, die himmlische Welt, ja Gott selbst wird von der modernen Naturwissenschaft als Funktion des Gehirns, als Einbildung, Halluzination oder Projektion des Menschen betrachtet. Ich halte dies für falsch und möchte einen überzeugenden Zugang zur Erkenntnis Gottes, seines Reiches und der Engel ermöglichen und damit einen kleinen Beitrag liefern zur Erneuerung und Verlebendigung des christlichen Glaubens, der sich in einer schweren Krise befindet. Diese Erkenntnis von der realen Existenz der Engel soll nicht nur durch klare Argumente gewonnen werden, sondern auch durch reiche Erfahrungen, eindrückliche Beispiele, überzeugende Beweise des Geistes und der Kraft, nicht nur aus der Bibel, sondern gerade auch aus heutiger Zeit.
Dabei geht es nicht um wirklichkeitsfremde Dogmen oder subjektiv-willkürliche Spekulation, nicht um fundamentalistische Vorurteile oder esoterischen Etikettenschwindel, nicht um ein oberflächliches, unkritisches Surfen auf der Engelwelle, sondern um ein geordnetes, Glauben und Verstehen in Einklang bringendes, gesinnungsmäßiges Einschwingen auf die hohe „Frequenz“ der Engel, so daß im Verinnerlichen der Erfahrungen, Erkenntnisse und Zeugnisse ein Innewerden der Wirklichkeit und Wahrheit der Existenz der Engel und ihres segensreichen Wirkens möglich wird.
In einfacher, klarer, verständlicher Sprache sollen die Engel zur Sprache und damit zum Leser kommen. Ich möchte nur eben dienend vermitteln, daß sie selbst ihn im Innersten berühren, bewegen, überzeugen, erfreuen, ermutigen und im wahrsten Sinne des Wortes begeistern für die lebendige, hohe, heilige Welt des Reiches Gottes, die nicht jenseits irgendwelcher Galaxien, sondern nur jenseits unserer Sinne und mitten unter uns ist – durch die Engel. So soll alles Nachdenken und Meditieren über die Existenz der Engel wie auf Flügeln des Adlers getragen sein vom Geist der Wahrheit. Die Worte sollen keine leeren Hülsen sein, sondern prall gefüllt mit Erfahrung zu sachgemäßen, bedeutungsvollen, sinnreichen und transparenten Symbolen werden. In diesem Wortgeschehen soll das Symballein, das Zusammenfallen und Einswerden von Zeichen und bezeichneter Sache, das übermächtige Hereinbrechen der jenseitigen in unsere diesseitige Wirklichkeit zum Ereignis werden.
Engel sind ja nicht nur für Theologen oder Mystiker oder fromme Christen da. Sie kümmern sich um alle Menschen, auch um Kriminelle, von denen in diesem Buch mehrfach die Rede sein wird. Gerade ihr Zeugnis ist überaus eindrücklich und überzeugend. So ist dieses an ein breites Publikum gerichtete Buch bei allem theologischen Tiefgang und solider biblischer Fundierung allgemeinverständlich geschrieben.
Voraussetzung für eine in der Wahrheit gründende Erkenntnis der Engel ist selbstverständlich die Erkenntnis Gottes und seines Reiches. Denn wenn es Gott nicht gibt, so gibt es auch nicht sein Reich und damit auch keine Engel. Deshalb steht am Anfang meines Buches ein Kapitel über „Wege der Gotteserkenntnis“. Es überwindet den notorischen Realitätsverlust unseres vom materialistisch-reduktionistischen Dogma beschränkten und versklavten Denkens mit seiner Behauptung, daß es nur die Materie gibt, und bietet klare Argumente und Indizien – auch von den Naturwissenschaften – für die Existenz Gottes, so daß jeder, der Gott erkennen möchte, seinen Glauben auf ein festes Fundament stellen kann. In den beiden folgenden Kapiteln geht es darum, wie sich der lebendige Glaube an Gott in den Prüfungen unseres Lebens, in Krankheit, Angst (Depression), Tod und dem Leben danach bewährt und bewahrheitet. Dabei begegnen wir schon dem Wirken der himmlischen Boten. Die wichtige, durch wissenschaftliche Erforschung und Verifizierung von Nahtoderlebnissen bestätigte Schlüsselerkenntnis vom Leben nach dem Tod und der Wirklichkeit der jenseitigen Welt wird im dritten Kapitel durch das Zeugnis des Alten und Neuen Testamentes und insbesondere dessen, was Jesus darüber lehrte, untermauert, gegen Mißverständnisse gesichert und dadurch geklärt und vertieft. Damit ist für die Erkenntnis jener Lichtwesen, die wir Engel nennen, und der Wirklichkeit des Reiches Gottes ein goldenes Tor geöffnet.
So will dieses Buch zeigen, daß es die Engel wirklich gibt, daß wir sie notwendig brauchen für unser Heil von Leib und Seele und daß ihr Wirken ein wahrer Segen ist für unser Leben von der Zeugung und Geburt an, in der Ehe und Familie, im Beruf, beim künstlerischen Wirken, bei Krankheit und Heilung, als Schutz unter anderem beim Autofahren und vor Raubüberfällen, bis hin zum Tod und dem Leben danach. So will das Buch zugleich eine klare und allgemeinverständliche Antwort geben auf die – wie Johannes Brahms einmal sagte – drei in unserem Leben auf dieser Welt wichtigsten Fragen, nämlich: Woher? Warum? Wohin?[1] Es zeigt sodann die Bedeutung der Engel für die Politik und das Militär, für ganze Länder, die Christenheit und die Welt im Heilsplane Gottes. Damit stellt es den Glauben an die Engel und die Wirklichkeit des Reiches Gottes in den großen Zusammenhang unseres Lebens und Glaubens in dieser Welt.
Fern von dogmatischen Vorurteilen und abstrakten Spekulationen möchte ich im Geiste der Wahrhaftigkeit mit dem Leser einige Erinnerungen, Erfahrungen und Einsichten teilen und im aufmerksamen Hören auf Gottes Wort und glaubwürdige Zeugen Antworten finden, die, wie ich hoffe, uns im Glauben an die Engel, in der lebendigen Verbundenheit mit dem Reiche Gottes und in der Erkenntnis des Sinnes unseres Lebens stärken.
Denn wichtiger als eine verkopfte, dogmatisch verkrustete, spirituell verarmte Theologie einerseits und eine immer mehr unter der Tyrannei subjektiver Willkür in orientierungsloses Interpretationschaos versinkende Schreibtischtheologie andererseits scheint mir der lebendige, gelebte Glaube in der Nachfolge und Jüngerschaft Christi zu sein, eine Jüngerschaft, die sich im Hören auf sein Wort und in der Ausrichtung des Lebens nach seinen Geboten bewährt. Denn „die Erfahrung macht den Theologen aus“, sagt Luther. Den Verstand zu gebrauchen, den uns Gott geschenkt hat, ist wichtig, recht und gut. Doch alles menschliche Spekulieren ist vor Irrtum und Selbstüberhebung nicht gefeit.
Zum Verstand muß sich daher auch die Vernunft gesellen. Sie ist bescheiden genug, zu vernehmen, sich etwas sagen zu lassen. Sie ist offen, der Wahrheit zu begegnen, wie Emil Brunner von der Wahrheit als Begegnung sprach. In Christus begegneten die Menschen der Wahrheit. Und die, welche hörten und glaubten, wurden seine Jünger. Sie folgten ihm nach und erfuhren, daß ihnen in Christus wirklich die Wahrheit, Gottes Wort in Reinheit, Heiligkeit, Kraft und Liebe begegnete. Es nützt ja nichts, wenn wir nur Christen heißen, aber nicht danach leben. Jesus meinte, daß nicht einmal jeder, der fromm „Herr, Herr!“ sagt, ins Reich Gottes kommen werde, sondern wer den Willen seines Vaters in den Himmeln tut (Mt 7,21). Entscheidend ist somit, daß wir das, was Jesus uns lehrte, in die Tat umsetzen. Wenn wir dies wirklich tun, d. h. im Geiste Jesu denken, wollen und handeln, werden auch wir heute erfahren und erkennen, daß es wahr ist, was Jesus lehrte über Gott, sein Reich und die heiligen Engel.
Unser Glaube wird um so lebendiger und wirkmächtiger werden, als wir uns selbst dabei immer weniger wichtig nehmen und – einem heiligen Tempel gleich – Christus, seinem Geist, seinen heiligen Engeln in uns Raum geben und auf ihn unser Vertrauen setzen. Wie Paulus sagte: „Ich lebe, doch nicht mehr mein Ego, sondern Christus lebt in mir.“ (Gl 2,20) Und darum konnte er das kühne Wort sprechen: „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht“: Christus (Phil 4,13)! So sind es eigentlich nicht wir, sondern Christus, der durch uns wirkt, die wir nicht auf uns selbst vertrauen, sondern auf ihn und seine alles überwindende Macht, die Heerscharen des Himmels.
Durch diesen Glauben, der Berge zu versetzen vermag (Mk 11,23), werden zuerst wir selbst verändert und erneuert und dadurch auch unsere in einer schweren moralischen und spirituellen Krise befindlichen Kirchen. Denn wir, die wir an Christus glauben, sind das Volk, das eine Volk Gottes, die Kirche, der eine unteilbare Leib Christi – durch alle Konfessionen hindurch! Und die Kirche ist so, wie wir selbst sind. Darum hat es nicht viel Zweck, noch so begründet über die Kirche zu schimpfen, wenn wir nicht bereit sind, bei uns selbst anzufangen und mit dem guten Beispiel voranzugehen. Wenn wir uns aber zum Guten verändern, wird sich nicht nur die Kirche, sondern dadurch auch die Welt verändern.
Wie dies möglich ist, hat uns das Beispiel Gandhis gezeigt, der die Bergpredigt nicht nur gelesen, sondern ganz konkret angewendet hat im Glauben an Gott, dessen Kinder wir alle sind, im Geiste der Gewaltlosigkeit und in der Liebe zur Wahrheit und zu allen Menschen – auch zu seinen Feinden. Das hat die Welt sogar in ungeahnter Weise verändert! Denn nach seinem – und das heißt letztlich nach Christi – Vorbild haben ja auch Martin Luther King, Lech Walęsa und viele andere bis hin zu den Teilnehmern der Montagsgebete in der Nikolai-Kirche in Leipzig vor der großen Wende in Deutschland 1989 ohne Gewalt ganze Bürgerkriege verhindert, größte totalitäre Systeme wie das der Sowjetunion wie ein Kartenhaus zusammenbrechen lassen und das Wunder der gewaltlosen Wiedervereinigung Deutschlands möglich gemacht! Wie sagte Jesus? „Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr in Wahrheit meine Jünger, und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch freimachen.“ (Joh 8,31f)
Im Vertrauen auf die von ihm bezeugte, zugesagte und machtvoll vermittelte Wirklichkeit und Wirksamkeit des Geistes der Wahrheit, der uns auch heute in alle Wahrheit führen und auf unsere Fragen Antwort geben will (Joh 16,13), wollen wir uns wie auf Flügeln des Adlers sicher führen und tragen lassen. Ich finde es immer etwas Begeisterndes zu beobachten, wie souverän sich die großmächtigen Adler kreisend auf etwas Unsichtbarem bewegen. Denn Luft, deren Begriff im Griechischen und im Hebräischen sowohl Luft als auch Geist bedeutet, ist ja etwas Unsichtbares. Aber wer zweifelt daran, daß es sie wirklich gibt? Denn man kann sie ja spüren, ihre Wirkungen erleben. Wir atmen sie ein. Wir brauchen sie zum Leben! Ja, sie vermag auch zu tragen! Die Adler-Eltern halten ihren Jungen keine großen Vorträge über den wunderbaren Bau ihrer Flügel und Federn, über Aerodynamik usw., sondern machen es ihnen einfach vor, wie das Fliegen geht. Ihr gutes Beispiel genügt. Und kein Adler zweifelt nach dem Wagnis des ersten Fluges, daß dieses Unsichtbare, auf das er sich da einläßt, ihn wirklich trägt, ja – vom Licht der Sonne erwärmt – ohne Flügelschlag in große Höhen zu erheben vermag! Erst von dort oben, vom Himmel herunter hat er den vollen Überblick in großer Klarheit. Denn Adler sehen siebenmal schärfer als wir Menschen. Ihnen entgeht sozusagen nichts. So wollen auch wir uns von dem Atem des Geistes der Wahrheit und Klarheit erfüllen, tragen und von der Kraft und Wärme der Liebe Gottes erheben lassen und meditierend-kreisend in den Blick nehmen und entschlossen ergreifen, was uns als lebendige, kostbare, stärkende Speise geschenkt wird.
Natürlich sind die Flügel des Adlers nur ein Bild für die himmlischen Wesen, die uns wie dem Propheten Jesaja bei seiner Berufungsvision (Jes 6) mit symbolischen Flügeln erscheinen können, die aber in Wahrheit keine Flügel und die zum Steuern notwendigen Schwanzfedern haben und brauchen.[2] So ist ja auch der heilige Geist keine Taube. Die leuchtende Taube, welche sich bei Jesu Taufe auf ihn herabsenkte, war nur ein Symbol für den heiligen Geist, der mit Jesus war. Engel bewegen sich in der geistigen Welt weit schneller als geflügelte Wesen, damit sie in Gedankenschnelle rasch zur Stelle sind, wenn es z. B. gilt, Menschen guten Willens hilfreich zur Seite zu stehen, ihnen Trost, heilende Kräfte, neuen Mut und Hoffnung, Frieden und Freude, Schutz und Kraft und gute, hilfreiche und mahnende Gedanken zu schenken. Denn auch kräftige junge Männer werden müde und matt, Krieger straucheln und fallen; aber die auf den Herrn harren, empfangen immer neue Kraft, daß sie auffahren mit Flügeln wie Adler (Jes 40,30f). So werden wir, um mit Bonhoeffer zu sprechen, auch in Zeiten großer Bedrängnis von guten Mächten treu und still umgeben, wunderbar getröstet und geborgen. Wir werden im Glauben gestärkt werden, die heilvolle, friedvolle Wirklichkeit des Reiches Gottes erfahren und innerlich erhoben und wie auf Flügeln des Adlers getragen zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen.
In der „Vorrede und Eingang“ seiner Auslegung des Magnifikat von 1521 sagt Luther: „Es kann niemand Gott und Gottes Wort recht verstehen, er habe es denn unmittelbar von dem Heiligen Geist; niemand kann’s aber von dem Heiligen Geist haben, wenn er es nicht erfährt, versucht und empfindet. In dieser Erfahrung lehrt der Heilige Geist als in seiner eigenen Schule; außerhalb dieser wird nichts gelehrt als nur auf Schein bedachtes Wort und Geschwätz.“ Nach der Lektüre von Luthers Auslegung des Magnifikat soll Papst Leo X., ohne den Autor zu kennen, gesagt haben: „Selig sind die Hände, die dies geschrieben.“[3]
Was ist dagegen „Moderne Theologie“? Um es mit Humor und der Lutherischen Weltinformation 16/82 zu sagen: „Jesus sagte zu ihnen: ‚Für wen halten mich die Leute?’ Sie antworteten: ‚Einige denken, daß du Johannes der Täufer bist, einige denken, daß du Elias oder einer der Propheten bist.‘ Jesus sagte: ‚Für wen haltet ihr mich?‘ Simon Petrus sagte: ‚Du bist die eschatologische Verwirklichung des Grundes unseres Seins; das Charisma, in dem sich die endgültige Zeichenhaftigkeit unserer zwischenmenschlichen Beziehungen aufschließt.‘ Jesus sagte zu ihm: ‚Wie bitte!‘“
Was wir hingegen in der Kirche brauchen, ist „die Überwindung einer rein rationalen Wissenschaftlichkeit auf dem eigensten Gebiet der Theologie, eine geistliche Erziehung als Eingewöhnung in ein Leben geistlicher Ordnung und Zucht“. Das sei „eine Frage auf Leben und Tod für unsere Kirche“, wie Bischof Stählin in einem Vortrag auf dem Deutschen Pfarrertag in Lübeck schon am 12. September 1962 sagte.[4] Doch wer hat darauf gehört? Heute befinden sich die Kirchen in einem spirituellen Notstand.
Dabei kennt die Hochschule des Heiligen Geistes keinen Numerus clausus und verlangt keine Studiengebühren. Man muß nicht einmal lesen und schreiben können wie Niklaus von der Flüe, um sich bei ihr einschreiben zu können, geschweige daß man auf weltlichen Universitäten studiert haben muß. Jeder, der an Christus glaubt, ist herzlich willkommen; und verlangt wird nur, daß man auf die Weisungen der Gotteswelt hört und das tut, was Jesus uns gelehrt hat. Wenn wir dann in die Stille gehen und um Erkenntnis und Erleuchtung bitten, so wird uns gegeben werden (Mt 7,7f), wie Jesus in Lk 11,13 wörtlich sagt: „Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wißt, wieviel mehr wird der Vater im Himmel einen heiligen Geist denen geben, die ihn darum bitten.“ Christi Geist ist größer als alle unsere Überlieferungen, sagte Anselm Grün im Mai 2010 im Fernsehen. Wenn wir den Mut haben, uns wirklich etwas von Gott sagen zu lassen und dem Geist der Wahrheit in uns Raum geben, der uns in alle Wahrheit führen will und wird, so werden uns alle unsere veralteten, wirklichkeitsfernen, menschlichen, nicht vom Heiligen Geist, sondern z. T. von Massenmördern, alias römischen Kaisern, aufgezwungenen und später mit Gewalt, Inquisition und Krieg durchgesetzten Dogmen und widersprüchlichen Glaubensvorstellungen mit der Zeit wie Schuppen von den Augen fallen.
Warum fanden die Jerusalemer Schriftgelehrten nicht den neugeborenen Messias? – Weil sie sich nicht ehrfürchtig vor Gott beugten, sondern sich vor einem mehrfachen Mörder wie Herodes duckten; weil sie Gottes Wort nur lasen, aber nicht darauf hörten; weil sie es nur äußerlich mit dem Verstand kannten, aber nicht im Herzen verinnerlicht und bewegt, nicht geistig verschlungen und verdaut haben wie lebendiges Brot; weil sie nicht demütig die Autorität Gottes und seines heiligen Wortes über sich gelten ließen, sondern der Tyrannei subjektiv-willkürlicher Auslegung verfallen waren. Da wurden Mücken geseiht und Kamele verschluckt, wie Jesus sagt (Mat 23,24). Während sie angesichts der Botschaft von der Geburt des neugeborenen Königs der Juden zum Tode erschraken, erschraken die Hirten auf dem Feld zu Bethlehem angesichts der himmlischen Boten zum Leben! „Warum Jesus die Schriftgelehrten mit so harten Worten bekämpft hat, wird unter anderem offenbar in der Geschichte von den Weisen aus dem Morgenlande, wo die Schriftgelehrten eine für uns Theologen sehr beschämende Rolle spielen, indem sie zwar aus dem richtigen Buch ihrer Bibliothek die richtige Auskunft geben, aber offenbar gar nicht auf den Einfall kommen, daß sie selber daraus irgendwelche Folgerungen ziehen müßten.“[5]
Wenn wir uns hingegen innerlich und wahrheitsliebend für die himmlische Welt öffnen wie die einfachen Hirten zu Bethlehem, diese rechten pastores, wie Hirten auf lateinisch heißen, wird auch uns die Klarheit des Herrn umleuchten. Und wir werden vielleicht wie sie zuerst erschrecken, aber bald erfahren, daß wir uns vor der Wahrheit nicht fürchten müssen. Im Gegenteil! Frieden und Freude wird uns erfüllen, und wir werden etwas von dem begeisternden, vollen Klang jener höheren Welt vernehmen, die sich unsichtbar um uns weitet, um mit Bonhoeffer zu sprechen. Uns werden die Augen aufgehen für unseren Heiland, welcher ist Christus, der Herr. Wir werden durch die himmlischen Boten ganz sicher zu ihm hingeführt und in ihm unser Heil ergreifen, so daß wir Gott über allem, was wir gehört und sein Wort bestätigend gesehen haben, loben und preisen und unsere große Freude mit allen Menschen guten Willens teilen.
So wollen wir uns wie die Hirten auf den Weg machen und licht werden, um Christus als Licht der Welt zu erkennen, vor dem die Finsternis weichen muß, auf daß wir selbst wahre Lichter in der Welt sein können. Denn „es ist unmöglich, daß ein Mensch die Sonne schaut, ohne daß sein Angesicht davon hell wird“, wie Friedrich von Bodelschwingh einmal so schön formulierte. Mit dieser Einstellung und durch die Führung, den Schutz und Beistand der himmlischen Boten werden wir in diesem Buch klare Antworten finden gewiß nicht auf alle, aber auf so drängende Fragen wie: Gibt es Gott wirklich? Ist unsere Welt und alles Leben auf dieser Erde nur durch Zufall entstanden, oder sind wir Geschöpfe des lebendigen, allmächtigen, vollkommenen Gottes? Was nützt uns der Glaube in den Prüfungen des Lebens? Gibt es ein Leben nach dem Tod? Können wir auch heute die Wirklichkeit des Reiches Gottes und das heilvolle Wirken der himmlischen Heerscharen in Tat und Wahrheit erfahren wie die ersten Jünger? Woher kommen wir? Warum müssen wir hier auch als scheinbar Unschuldige so viel Unrecht erleiden? Woher kommt das Böse? Warum läßt Gott solches zu? Wohin gehen wir? Was hat unser Leben wie diese ganze Welt für einen Sinn? Wie gelangen wir zu dem vollkommenen, ewigen Heil? - Wenn wir die Antworten auf diese Fragen gefunden haben, können wir mit Luther sprechen: „Ich komme – und weiß woher; ich lebe – und Gott spricht wie lange; ich sterbe – und Christus spricht wann; ich gehe – und weiß wohin.“
[1] Vgl. Arthur M. Abell, Gespräche mit berühmten Komponisten, S. 60 (G.E. Schroeder Vlg., 2. Aufl., 1972). Brahms richtete diese drei Fragen jeweils an Gott, wenn er in sich den Drang verspürte zu komponieren.
[2] Vgl. Claus Westermann, Gottes Engel brauchen keine Flügel (Stuttgart 1978, S. 22ff). Anatomisch entsprechen die Flügel ja auch eigentlich unseren Armen. Wilhelm Stählin, Prof. Dr. theol. und Bischof der evangelisch-lutherischen Kirche, von 1942 bis 1946 Ältester der Evangelischen Michaelsbruderschaft, bekennt: „Ich habe mich schon als Kind darüber aufgeregt, wie diese Fittiche sich zu dem Gewand verhalten, weil man doch offenbar mit diesen riesigen Flügeln nicht durch einen Schlitz in diesen Gewändern hindurchkommen kann.“ In: „Über die Engel“, Symbolon 3. Folge (Stuttgart 1973), S. 145. – Aber wenn wir Menschen uns die Engel mit Flügeln vorstellen, weil wir es nicht besser verstehen, dann übersehen es die Engel in großer Güte und Toleranz gern. Wenn wir nach diesem Leben in die himmlische Welt kommen, werden wir ja sowieso wahrnehmen, wie die Engel wirklich aussehen.
[3] Das Magnifikat. Verdeutscht und ausgelegt durch D. Martin Luther (Herder Vlg. 1964), S.9.
[4] Wilhelm Stählin, Die Zurüstung zum geistlichen Amt als Lebensaufgabe der Kirche, in: Symbolon II (Evang. Verlagswerk Stuttgart 1963), S. 218f.
[5] W. Stählin, a.a.O., S. 203.
I. Wege der Gotteserkenntnis (Röm 1,18-20)[1]
Am Anfang des Römerbriefs spricht Paulus davon, wie jeder Mensch auch ohne die Bibel Gott an seinen Werken erkennen kann:
„Denn Gottes Zorn wird vom Himmel her offenbart über alles gottlose Wesen und alle Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit in Ungerechtigkeit unterdrücken. Denn was man von Gott erkennen kann, ist ihnen offenbar; Gott hat es ja offen vor sie hingelegt. Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit, kann nämlich seit Erschaffung der Welt an den Werken mit der Vernunft wahrgenommen werden, so daß sie keine Entschuldigung haben. Denn obwohl sie von Gott wußten, haben sie ihn nicht als Gott gepriesen noch ihm gedankt, sondern sind in ihren Gedanken der Nichtigkeit verfallen, und ihr unverständiges Herz wurde verfinstert. Während sie vorgaben, weise zu sein, wurden sie zu Toren.“ (Röm 1,18-22)
Der Apostel sagt also an dieser gewichtigen Stelle des Römerbriefes, daß alle Menschen Gott an seinen Werken erkennen können, so wie man einen Baumeister oder Coiffeur oder eine Krankenschwester an ihren Werken erkennt. Wir haben daher keine Entschuldigung für unseren Unglauben, wenn wir einmal nach unserem Leben vor Gott für alles, was wir getan, gedacht und behauptet haben, Rechenschaft ablegen müssen.
Trotzdem meinen über 80% der Naturwissenschaftler und über 90% der Neurologen, es gäbe keinen Gott. Die Welt sei durch Zufall aus dem „Urknall“ entstanden. Und nur durch Zufall habe sich auf dieser Erde Leben entwickelt bis hin zum Menschen. Die Seele und das Bewußtsein des Menschen seien nur eine Funktion des Gehirns. So sei auch mit dem Tod alles aus, und darum habe das Leben eigentlich keinen Sinn. Der Einfluß dieser materialistisch denkenden Wissenschaftler ist groß. So verlieren z. B. etwa 50% der Schüler, die im Unterricht vom Urknall und von der Evolutionstheorie hören, den Glauben an Gott, wie Umfragen gezeigt haben. – Darum erscheint es mir als ein dringendes Erfordernis, in dieses Dunkel etwas Licht und Klarheit zu bringen.
Zuerst möchte ich berichten, was Ulrich Senn aus Unterkulm im Aargau bei einer militärischen Übung erlebte. Er erzählt: „Wir hatten in unserer Gruppe einen Kameraden, der Mitglied einer religiösen Vereinigung war und deshalb vom Korporal wiederholt gehänselt wurde. ‚Seht ihr diesen Baum da?’, fragte der Korporal einmal. Allgemeines Nicken, worauf er provokativ fortfuhr: ‚Hat schon jemand Gott gesehen? Nein? Also gibt es ihn nicht.’“
Nun waren wir gespannt, wie unser religiöser Kamerad reagieren würde. Ruhig richtete er die Frage an uns: ‚Seht ihr diesen Korporal?’ Auf das allgemeine Nicken hin fragte er weiter: ‚Seht ihr auch seinen Verstand? Nein? Also hat er keinen.’ Von da an ließ ihn der Korporal in Ruhe.“[2]
Natürlich hat der Korporal einen Verstand. Er braucht ihn nur zu wenig, genauso wie unsere an sich hochintelligenten Naturwissenschaftler, die vom „Urknall“ reden. So meint z. B. der englische Astrophysiker Stephen Hawking: „Weil es ein Gesetz wie die Schwerkraft gibt, kann sich ein Universum selber aus dem Nichts erschaffen.“[3] In diesem einen Satz sind mehrere klare Denkfehler. Denn man muß sich doch fragen: Wo kommt denn das Gesetz der Schwerkraft her? Kann ein Gesetz aus dem Nichts entstehen? Und was soll sich denn gegenseitig anziehen, wenn nichts vorhanden ist? Das Nichts hat keine Anziehungskraft! Er übersieht sodann den Unterschied von einem allgemeinen Gesetz und der entsprechend wirkenden, konkreten Kraft. Trotz aller vorhandenen Naturgesetze, ja gerade wegen ihnen kann ein Auto nicht bewegt werden, wenn ihm der notwendige Kraftstoff fehlt oder keine Antriebsenergie zur Verfügung steht. Weder ein Gesetz noch eine konkrete, dem Gesetz entsprechend wirkende Kraft kann aus dem Nichts entstehen! Was also hat denn da vor über 13 Milliarden Jahren geknallt, ganz abgesehen davon, daß im luftleeren Raum keine Schallwellen übertragen werden? Denn wo nichts ist, kann nichts entstehen oder knallen. Also müßte doch schon etwas existiert haben, das dann ‚knallte’!
Das gibt man auch gewunden zu und behauptet: Die ganze Masse des heutigen, unermeßlichen Universums sei an sich schon dagewesen, aber am Anfang auf einen ganz kleinen Punkt unvorstellbar dicht und extrem heiß zusammengepreßt worden und dann explodiert. Also wäre doch die ganze Masse des Universums als solche schon vorhanden gewesen, nur eben zusammengepreßt! Stellt die ganze, konzentrierte Masse des Universums ein Nichts dar? Darum ist die Urknalltheorie schon deshalb falsch, weil sie – bei materialistischem Ansatz – grundsätzlich nicht den Anfang des Universums erklären kann. Daß die ganze Masse des Universums am Anfang auf einen Punkt zusammengepreßt gewesen sei, ist nicht nur durch nichts bewiesen, sondern widerspricht auch den Naturgesetzen. Diese Hypothese ist also reine Spekulation.
Denn wenn man schon von Gott absehen will, muß man sich doch fragen, ob dieses ominöse Zusammenpressen des ganzen Weltalls nach den Naturgesetzen überhaupt möglich ist! Es ist doch so, daß z. B. Wasser, wenn es ganz kalt ist, zu Eis und fest und dicht wird. Aber wenn es auf über 100°C erwärmt wird, ohne wieder zu erkalten, wird es zu unsichtbarem Dampf. Es dehnt sich aus, statt zusammengepreßt zu werden! Es müßte doch jedem ernsthaftem Forscher auffallen, daß nur relativ kleine und kalte Himmelskörper wie die Erde, der Mond oder Meteoriten feste, zusammengepreßte, materielle Körper sind. Aber schon so große Planeten wie der Jupiter sind gasförmig, geschweige denn strahlende Sterne wie die Sonne! Je heißer die Himmelskörper sind, desto gasförmiger sind sie. Genauer gesagt handelt es sich bei Sternen zu mehr als 99% um Plasma, d. h. um Gas im vierten Aggregatzustand! Da gibt es wohl einen hohen Druck im Inneren, aber es entsteht auch eine enorme, Ausdehnung bewirkende Hitze, welche dem Druck der Anziehungskraft entgegenwirkt und gerade das Zusammenpressen auf einen kleinen Punkt verhindert. Alles, vom Innersten bis zur Oberfläche, ist nicht fest und kompakt zusammengepreßt, sondern durch die miteinander ringenden Kräfte in gewaltige Bewegung versetzt. Man denke nur an die mächtigen, weit in den Weltraum hinausschiessenden Plasma-Massen der Protuberanzen unserer Sonne und an ihre alles andere als feste Oberfläche! Und je grösser die Sterne sind wie die Überriesen Antares oder Beteigeuze, die so groß sind, daß die Sonne samt Umlaufbahn der Erde in ihnen bequem Platz hat, desto weniger heiß ist ihre Oberfläche, denn sie sind eigentlich schon in einem Alterungszustand. Wenn sie sich zuletzt zusammenziehen, weil die innersten Atome verwandelt und sozusagen verbrannt und zu Asche geworden sind, werden die sterbenden Sterne wohl zu sogenannten weißen Zwergen, doch sie haben die meiste Energie schon abgegeben und konzentrieren deren Rest nicht auf einen winzigen Punkt, sondern sind aus Energiemangel bereits am Sterben. Manche Sterne explodieren tatsächlich als Nova oder Supernova. Doch explodiert ein solcher Stern nicht am Anfang, sondern am Ende seiner Existenz und stirbt. Das Abstrahlen des Lichtes der Gestirne mit Lichtgeschwindigkeit über Milliarden von Jahren in die unendlichen Weiten des Weltraums hinaus führt zu einem permanenten Energieverlust, so daß z. B. auch einmal unsere Sonne zu existieren aufhören wird wie das ganze materielle Universum.
Weil die Hypothese des anfänglichen Zusammengepreßtseins der ganzen Masse des Universums reine Spekulation ist, lassen unsere klugen Naturforscher auch vor und während der ersten „Sekunden“ des vermeintlichen „Urknalls“ alle Naturgesetze völlig außer Kraft treten. Als wenn sie erst kurz nach dem vermeintlichen Urknall zufällig und aus dem Nichts heraus entstanden wären. Das ist natürlich vollkommen willkürlich, unwissenschaftlich, spekulativ und töricht, nur – um nicht an Gott glauben zu müssen!
So wird auch, ohne daß es dafür den geringsten Anhalt gibt, materialistisch über verschiedene Universen mit verschiedenen Gesetzen spekuliert, statt daß man sich höherer Erkenntnis öffnet und die von Gott offenbarte Existenz höherer, feinstofflicher Welten oder Himmel anerkennt. Darum werden unsere Weltweisen zu Toren, wie Paulus mit Recht sagt, denn sie gebrauchen ihren Verstand, den Gott ihnen geschenkt hat, in einseitiger, willkürlicher Weise falsch, weil sie sich nicht unvoreingenommen der Erforschung der Wirklichkeit unserer Welt in ihren vielfältigen Aspekten und Dimensionen widmen, sondern sich in ihrem Denken und Forschen kritiklos und knechtisch dem – wie unten gezeigt werden wird – leicht zu widerlegenden Dogma beugen, daß es nur Materie gibt und sonst nichts.
So bedenken sie auch zu wenig, daß die Ausdehnung des Weltalls nach einem Urknall durch die gegenseitige Anziehung der Materie langsam zum Stillstand kommen müßte, doch das Weltall dehnt sich immer schneller aus!
Und kein Naturwissenschaftler kann uns heute ohne Spekulation erklären, wie denn aus dem vermeintlichen Urknall nur etwa 5% (!) sichtbare Materie entstanden sind, und woher denn die rund 95%[4] dunkle, unsichtbare, feinstoffliche Materie kommen, von denen man heute ausgeht. Durch eigene Berechnungen der Naturwissenschaftler kommt hier das materialistische Weltbild in arge Schieflage.
Und was wollen wir erst über die sogenannten „schwarzen Löcher“ im Zentrum vieler Galaxien sagen, deren Anziehungskraft so groß ist, daß sie ganze Sternsysteme „verschlucken“ und kein Licht hinausdringen lassen? Wie lassen die sich denn mit der Urknall-Theorie vereinbaren? Denn nach diesem vermeintlichen Knall sollte es doch zu einer allmählichen Abkühlung der explodierten Materie und zu einer Sternbildung kommen und nicht zu einem Verschwinden ganzer Sterne in einem „schwarzen Loch“, was ungeheure Kräfte voraussetzt, die stärker sind als die, welche in der sichtbaren Materie wirken! Wo kommen die denn auf einmal her?
Und wo wäre denn überhaupt der Mittelpunkt des Weltalls, in welchem alle Materie am Anfang auf einen winzigen Punkt zusammengepreßt gewesen sein soll? Diesen Punkt müßte man ja aus der Bewegung des Weltalls rekonstruieren können, so wie man bei einer Supernova, einem weit ins Weltall hinaus explodierenden Stern, genau erkennen kann, wo der ursprüngliche Stern war. Aber von einer genauen Beschreibung dieses universalen Mittelpunktes hört man nichts, nachdem die Erde als vermeintlicher Mittelpunkt längst ausgeschieden ist. Wie will man auch den Mittelpunkt des Universums als Ausgangspunkt der Entstehung des Weltalls bestimmen, wenn man nicht einmal dessen Grenzen genau zu bestimmen vermag? Denn für ihre exakte Bestimmung fehlen uns schlicht die adäquaten Instrumente. Und es wäre mehr als naiv und dem überholten, antiken Weltbild vergleichbar anzunehmen, daß das Weltall nur so groß ist, wie wir es mit unseren gegenwärtigen Instrumenten erforschen können.
Wenn nun aber sichtbare Materie durch eine größere, höhere Kraft unsichtbar wird und verschwindet, was sich, wie wir sahen, im Weltall dauernd vollzieht, sprechen wir eigentlich von Entmaterialisierung. Und natürlich ist auch der umgekehrte Weg möglich, so wie aus unsichtbarem Dampf durch Abkühlung sichtbarer wird und durch weitere Abkühlung Wasser und zuletzt festes Eis. Beim Übergang von fester Materie in unsichtbare Energie und umgekehrt handelt es sich sogar um den Normalzustand dieser sichtbaren Schöpfung. Denn die anscheinend so feste, greifbare und sichtbare Materie besteht in Wirklichkeit und im Wesentlichen aus Zwischenraum zwischen und in den Atomen selbst, deren Elektronen sich in relativ großer Distanz um den Kern bewegen. Was nach außen alles so fest aussieht, ist im atomaren und subatomaren Bereich in Wirklichkeit dauernd in Bewegung, ohne daß man genau weiß und voraussagen kann, wo sich so ein kleines Teilchen wie ein Elektron gerade aufhält. Alle diese Partikel sind Formen von Energie. Insbesondere unterliegen die Lichtquanten einem dauernden Wechsel der Existenzform. Sie sind sowohl Teilchen (Korpuskel) als auch Welle. Materialisierung und Entmaterialisierung gehören daher in grundlegender Weise zum Normalzustand dieser unserer Welt. Und wir sollten uns daher über das Normalste mehr Gedanken machen.
Auffallenderweise knallt es bei diesem Übergang von feinstofflicher, unsichtbarer zu grobstofflicher, sichtbarer Materie nicht! Genauso wie es nach dem Zeugnis der Bibel bei dem Vorgang der Materialisierung, dem Sichtbarwerden eines Engels etwa oder des Auferstandenen nicht knallt. Ebenso leise findet der Vorgang der Vergeistigung statt, wenn sich ein himmlisches Wesen wieder in seine Welt zurückzieht oder wenn Jesus auf dem Tabor vor den Augen der Jünger verklärt wird. Dabei handelt es sich bei den biblischen Berichten keineswegs um Legenden. Das verstehen wir heute viel besser. Denn Menschen unserer Zeit erleben, wie wir sehen werden, nicht nur bei tausendfach bezeugten und wissenschaftlich wohl dokumentierten Nahtoderfahrungen, sondern auch im Tagesbewußtsein Erscheinungen himmlischer Boten. Andere Menschen vermögen ihren materiellen Leib zu vergeistigen und am selben oder an einem anderen Ort wieder zu materialisieren, wie es z. B. von Philippus im Neuen Testament (Apg 8,39f), aber auch von einem Niklaus von der Flüe[5] bezeugt wird.
Bei dem toten Leib, von dem sich der belebende Geist definitiv gelöst hat, beginnt nach wenigen Minuten der Prozeß der Verwesung. Ein lebender Mensch aber kann tagelang ohne Nahrung überleben! Er wird nur etwas abnehmen, aber verwesen tut er nicht. Es ist eben nicht der materielle Leib, der die Seele produziert, sondern die Seele ist es, welche den Leib am Leben erhält und daran hindert zu verwesen.
Ja, Menschen wie die 1962 verstorbene, die Wundmahle Jesu an ihrem Leibe tragende Therese von Konnersreuth haben unter strengster, wissenschaftlicher Kontrolle den Beweis erbracht, daß sie wochenlang ohne Nahrung leben können, ohne abzunehmen, weil ihr Leib von geistigen Kräften gestärkt und ernährt wurde, insbesondere von der überragenden Segenskraft des Abendmahls. Tatsächlich lebte Therese jahrzehntelang ohne Nahrung! Ihre linke Hand wurde sogar im Zustand des durch den Handschuh hindurch leuchtenden, vergeistigten Stigmas fotografiert![6]
Materie ist eigentlich verdichteter Geist, oder – wie Jakob Böhme sagte: „Die Welt besteht aus gefrorenem Licht.“
Darum ist es wohl sachgemäßer, wenn wir künftig auf den Ausdruck „Urknall“ verzichten und wieder strenger und achtsamer unseren normalen Menschenverstand brauchen. Statt unser Denken vom materialistischen Dogma beherrschen, einengen und unterdrücken zu lassen, sollten wir es unvoreingenommen klaren sachlichen Argumenten öffnen, wenn anders wir ernsthaft daran interessiert sind, die Wahrheit zu erkennen.
Vor allem aber muß man sich doch fragen, woher denn diese für jedermann erkennbaren Naturgesetze stammen! Hat denn jemand schon einmal ein Gesetz, eine Hausordnung, ein Verkehrsgesetz oder sonst irgendein Gesetz gesehen, daß ohne Gesetzgeber von alleine durch Zufall entstanden ist? Wer so etwas behauptet, ist wirklich ein Tor! Wer also in dieser ganzen materiellen Welt könnte denn diese Naturgesetze aufgestellt haben? Gehen wir einmal auf der Suche nach dem Gesetzgeber der Naturgesetze den ganzen Kosmos systematisch durch und fragen uns: Der Mensch? Wir können diese Gesetze nur erforschen und z. T. finden, aber aufgestellt haben wir sie ganz gewiß nicht. Die Tiere? Schon gar nicht! Denn so etwas erfordert Geist, Vernunft, Verstand, Überlegung, hohe Mathematik! Tiere folgen den Naturgesetzen, aber kennen sie nicht. Haben dann die Pflanzen die Gesetze erfunden? Ausgeschlossen! Oder am Ende die Mineralien oder irgendwelche Gase? Unsinn! Also kann man die ganze materielle Welt konsequent durchgehen, und man findet in ihr als solcher den Gesetzgeber nicht! Die Naturgesetze sind aber nun einmal da! Bei ihrer Erforschung kommen Christen und Atheisten zum selben Ergebnis. Man kann sie nicht leugnen.
Darum nennen wir den gewaltigen Gesetzgeber, der Gesetze erschaffen und in Kraft gesetzt hat, die für das ganze, unendliche, materielle Universum vom atomaren Bereich bis zur größten und letzten Galaxie gelten, und der die Macht besitzt, sie auch fortwährend aufrecht und wirksam zu erhalten, wie alle Kulturvölker Gott. So kann jedermann Gott an seinen Werken, z. B. an den staunenswerten Naturgesetzen, erkennen und zwar gerade, wenn er seinen Verstand gebraucht, wie z. B. der kritische und skeptische Geist Voltaire. Er sagte: „Das Universum bringt mich in Verwirrung; ich kann nicht verstehen, wie ein solches Uhrwerk bestehen kann ohne einen Uhrmacher.“
Um dies besser zu verstehen, wollen wir nun einmal diesen winzigen Baustein unserer materiellen Welt, dieses Wunderwerk des Atoms, näher betrachten. Jeder von uns hat gewiß schon einmal etwas vom Atomkern und den Elektronen gehört, die sich in relativ großem Abstand um den Kern bewegen. Kann so etwas durch Zufall entstehen? Woher kommt es denn, daß einzelne Teilchen positiv und andere negativ geladen sind? Woher kommen denn die winzigen Kräfte, die anziehend und abstoßend die Elektronen immer in einem bestimmten Bereich halten und bewegen? Woher stammt denn ihr Spin, ihr Eigendrehimpuls, so daß sich auch ganze Gestirne und Galaxien um sich selbst drehen? Hat man schon einmal eine Maschine gesehen, die sich ohne Kraftzufuhr immer bewegt? So ein Perpetuum mobile wollte man immer erfinden, aber es gelang nicht! Warum das so ist, kann man beweisen! Denn jede Maschine braucht für ihre Bewegung Energie, die ihr zugeführt werden muß. Das Atom aber ist ein solches Perpetuum mobile! Dieses kleine Wunderwerk funktioniert dauernd! Und damit es dauernd funktioniert, braucht es auch permanent ein ganz wenig Kraft. Und nun stelle man sich einmal alle Atome des ganzen Universums vor, für die wir keine Zahlen haben! Damit alle funktionieren und in ihrer Existenz erhalten bleiben, braucht es somit ständig ungeheuer viel Kraft, welche sich die Atome ja nicht selber spenden können! Und die allmächtige, unerschöpfliche Quelle, welche diese Kraft fortwährend spendet, nennen wir den Schöpfer, Gott.
Diesen klaren Gottesbeweis aus seinen Werken hat kein Geringerer als der große, tiefgläubige Physiker Max Planck seinerzeit in Florenz vor einer großen Versammlung von Naturforschern geliefert.[7] Es gibt also auch Menschen, die ihren überragenden Verstand wirklich sinnvoll und sachgemäß einsetzen und uns auf diese Weise zeigen, daß man Gott wahrhaftig aus seinen Werken erkennen kann! So wie der irdische Leib von Niklaus von Flüe oder Therese von Konnersreuth und anderen über Jahrzehnte hinweg allein durch geistige, göttliche Kräfte ernährt und erhalten wurde, so könnte auch der kosmische Leib der Schöpfung nicht existieren, wenn er nicht dauernd von Gottes Kraft erhalten würde.
Aus dem besagten Grund ist auch die These von der Ewigkeit der Materie und damit auch die von einem seit Ewigkeit – ohne Gott – sich ausdehnend und zusammenziehend pulsierenden Universum falsch. Denn die Materie könnte gar nicht existieren, wenn Gott ihr nicht fortwährend die Kraft dafür geben würde. Und wenn wir nun bedenken, daß unser eigener materieller Körper ja selbst aus lauter solchen Atomen und Molekülen besteht und keine Sekunde existieren könnte, wenn er nicht dauernd von Gott die Kraft dazu erhielte, dann verstehen wir auch, daß wir nicht durch Zufall entstanden sind, sondern nach Gottes Willen und Plan, nach seinen Gesetzen und durch seine Kraft. So werden wir staunend inne, dass wir wahrhaftig ein Wunderwerk Gottes darstellen und ohne ihn gar nicht leben könnten! Wie Luther so schön im Kleinen Katechismus sagt: „Ich glaube, daß mich Gott geschaffen hat … und noch erhält.“ Auf Gottes Kraft sind wir wie das ganze Universum dauernd und total angewiesen. Darum sollten wir ihm eigentlich auch dafür zutiefst dankbar sein und für jeden Tag, den er uns schenkt!
Gewiß haben wir auch schon einmal darüber nachgedacht, wie unser menschlicher Körper im Mutterleib entsteht. Ich sprach einmal mit Taufeltern darüber, von denen besonders der Vater, ein Sekundarlehrer, nicht recht glauben konnte. Da machte ich ihnen bewußt, daß die am Anfang stehende winzig kleine, befruchtete Eizelle sich ja teilt, damit ein Wachstum möglich wird. Sie geht als solche also kaputt! Sie stirbt sozusagen, um sich verdoppeln zu können! Welche Kraft und Weisheit bringt denn dies zustande, daß sich so ein Wunderwerk wie eine lebendige Eizelle mit den so kostbaren Erbanlagen und ihren Tausenden von verschiedenen Stoffen genau so teilt, daß hernach aus der einen sogar zwei neue entsprechende, lebensfähige Zellen mit den gleichen Erbanlagen entstehen? – Und dann bilden diese ersten Zellen zusammen nicht einen wirren Haufen, sondern eine Kugel. Woher wissen sie denn, daß sie sich nicht wie ein Einzeller auf eigene Faust davonmachen, sondern miteinander eine Kugel bilden sollen? Alle diese Zellen der Kugel sind gleich mit den gleichen Anlagen! Und wer sagt ihnen zudem, daß die einen einmal das Herz bilden sollen, das ohne unsere Willensanstrengung und ohne Zureden wie von sich aus unentwegt schlägt? Wer sagt den andern, daß sie einmal die Augen bilden sollen, damit wir sehen können? Wer sagt wieder andern, daß sie das Gehirn bilden sollen, damit wir es beim Denken sinnvoll brauchen können? Warum bilden nicht alle zugleich nur Gehirn? Die Zellen teilen und vermehren sich ja nicht chaotisch und sinnlos wie bei einem Krebsgeschwür, sondern normalerweise so, daß wir einen gesunden Körper haben dürfen mit Milliarden von Zellen, die alle eine lebensfähige, wohlorganisierte Form bildend höchst sinnvoll miteinander kooperieren und funktionieren!
Nach ihrem Absterben werden sie durch neue ersetzt. Und wenn eine Verwundung eintritt, vermehren sie sich so, daß der Körper in seiner sinnvollen Gestalt wieder hergestellt und heil wird! Erst wenn man einmal eine schwere Krankheit wie z. B. Krebs gehabt hat wie ich und wieder gesund werden durfte, weiß man, welch ein Wunder und Gottesgeschenk die Genesung und Gesundheit überhaupt ist!
Staunen muß ich auch darüber, daß ein abgeschnittener Zweig eines Rebstocks, dessen Zellen sich ja darauf spezialisiert haben, einen Ast zu bilden, wenn man ihn in die Erde steckt, von sich aus begreift, daß er nun etwas ganz anderes, nämlich Wurzeln zu bilden hat, um überleben zu können! Auch unsere neusten Nobelpreisträger können die Zellteilung oder die sinnvolle Spezialisierung derselben Zellen zu den unterschiedlichsten Organen eines gesunden Körpers oder den Heilprozeß zur Wiederherstellung der sinnvollen, gesunden Gestalt nur teilweise beschreiben, aber nicht wirklich erklären, so wie man z. B. auch die Kraft der Elektrizität und ihrer gesetzmäßigen Wirkung nur beschreiben, aber nicht wirklich erklären kann.
Spontan fiel mir auch der Taufvater ins Wort und sagte zu der Entstehung eines Kindes: „Das ist ein Wunder!“ Und da hatte er wahrhaftig recht! Es ist etwas Schönes, wenn Eltern ihre Kinder, die Gott ihnen schenkt, als ein Wunder betrachten können, als ein göttliches Geschenk, so wie meine Mutter, die jedes ihrer neun Kinder, die sie auf die Welt brachte, als ein Gottesgeschenk betrachtete und annahm, auch wenn diese „Wunder“ ihr so manches Mal Mühe und dauernd viel Arbeit machten. Wie sagte Luther? „Wenn du ein Kind siehst, begegnest du Gott auf frischer Tat.“
An den ungezählten, wunderbaren Werken der Schöpfung kann also jeder, dem Gott einen gesunden Verstand geschenkt hat, seinen Schöpfer erkennen. Wir Menschen können dies, denn wir sind Gottes Ebenbild. Jeder von uns hat gewiß schon einmal den David von Michelangelo gesehen, zumindest in einer Ab- oder Nachbildung. Dieses zentrale Meisterwerk der europäischen Bildhauerei hat Michelangelo in jungen Jahren aus einem riesigen Marmorblock geschaffen, der als verdorben betrachtet und schon aufgegeben worden war! Wenn nun einer käme und behauptete, diese Figur sei aus Zufall von alleine entstanden, weil man ja deren Schöpfer, diesen vermeintlichen Michelangelo, gar nicht sieht, was würden wir wohl zu diesem sagen? Gibt es auch nur die winzigste Möglichkeit, daß aus einem Marmorblock durch Zufall ein Meisterwerk wie dieser David entsteht? Es ist absolut ausgeschlossen! Wer so etwas allen Ernstes behauptet, der ist nicht ganz richtig im Kopf oder – wie Paulus sagen würde – ein Tor!
Und nun vergleiche man einmal den David aus Stein mit dem wirklichen König David, also mit dem Körper eines lebendigen Menschen mit Milliarden von kleinen Zellen und unzähligen Atomen, die ohne Gottes Kraft und Gesetze gar nicht funktionieren würden, geschweige sich teilend, sterbend und wiederauferstehend zu dem Wunderwerk eines lebendigen, sinnvollen Körpers mit all seinen Organen entwickeln könnten! Dazu kommt, daß ein solcher Körper lebt, eine Wohnstatt für unseren lebendigen Geist, unsere unsterbliche Seele mit ihrem Bewußtsein ist, das übrigens ohne den materiellen Leib noch weit besser funktioniert, wie wir unten noch sehen werden! Was aber ist das größere Kunstwerk? Ein aus Stein gehauener menschlicher Körper oder ein lebendiger, beseelter, der solch ein Kunstwerk schaffen kann? Wenn also schon Michelangelos David aus Marmor niemals durch Zufall entstehen konnte, wieviel weniger kann dann unser menschlicher, mit bewußtem Leben erfüllter Körper ohne Gott aus Zufall entstehen! Wer so etwas mit gesundem Menschenverstand behauptet, ist wahrhaftig ein Tor und wird einmal vor Gott keine Entschuldigung haben, wenn er gefragt werden wird, was er denn mit diesem seinem Verstand angefangen hat.
Es ist keine Nebensache, keine Lappalie, ob man an Gott glaubt oder nicht. Es ist die Hauptprüfung unseres Lebens! Täuschen wir uns nicht, Gott läßt sich nicht verächtlich machen (Gal 6,7). Unglaube ist Sünde! Und wer die Wahrheit trotz seiner Intelligenz in Ungerechtigkeit aufhält oder unterdrückt, wer andere, nicht so intelligente, schwache Menschen vom Glauben an Gott abbringt, wird dafür einmal bittere Konsequenzen zu tragen haben. Und dabei gibt es so viele Wunder um uns herum! Wer denkt schon daran, wenn er ein Stück Brot ißt, wie aus einem Weizenkorn sterbend eine neue Pflanze aufersteht mit 30, 60, 100 Körnern! Welcher Mensch kann denn aus einem Korn 100 machen? Jeder Grashalm, jedes Blümchen, das da heranwächst und blüht, jeder Schmetterling, dessen kriechende Raupe stirbt und aus der ein völlig neues, geflügeltes, freies, wunderschönes Wesen aufersteht, ist doch solch ein Wunder! Wir können es staunend beschreiben und beweisen, daß es so etwas wirklich in unserer Welt gibt, aber erklären können wir es nicht.
Daß wir Gott an seinen herrlichen Werken erkennen, wenn wir den Mut haben, uns unseres eigenen Verstandes zu bedienen, wie Kant sagt, ist also etwas ganz Natürliches, das Klarste und Sachgemäßeste auf der Welt. Denn Gott versteckt sich vor uns nicht. Wir selbst sind es, die sich gerne vor Gott verstecken – wie Adam und Eva nach dem Sündenfall im Paradies. Die Sünde ist es, die uns blind macht für die Erkenntnis Gottes. Nicht Gott muß uns beweisen, daß er da ist, denn er tut es ja fortwährend durch alle seine herrlichen Werke. Vielmehr sollten wir Menschen uns bewußt werden, daß es für uns entscheidend darauf ankommt, Gott zu beweisen, daß wir für ihn da sind! Und dann wird auch uns staunend aufgehen, was Paulus nach Apg 17,28 in Athen bezeugte: „In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir.“
Gott zwingt uns nicht, an ihn zu glauben, denn er will keine Sklaven oder Roboter oder Kopfnicker, sondern lebendige Kinder, in denen sein Bild wieder aufs schönste aufstrahlt. Daher darf uns kein Mensch durch irgendeinen äußeren oder inneren Druck dazu zwingen, an Gott zu glauben. Alles, was auf diesem Gebiet nicht in Liebe, Geduld, Vertrauen und Toleranz, sondern mit Gewalt und Zwang, Inquisition und Folter, Krieg und Völkermord (Indianer!) geschah und geschieht, die Unterdrückung und Leugnung des freien Willens, ist vom Teufel und war nur kontraproduktiv! Als höchste Gabe schenkte uns Gott den freien Willen. Und so soll der Wille, Gott zu erkennen, frei aus unserem Innersten heraus zum Ausdruck kommen. Es ist unsere eigenste freie Entscheidung. Wenn wir aber Gott ehrlich und von Herzen suchen und um Erkenntnis beten: „Wenn es dich wirklich gibt, so hilf mir, daß ich dich erkenne!“, so werden wir ihn auch finden und erkennen. So sagt es Gott selbst durch Jeremia: „Wenn ihr mich ruft, so will ich euch antworten; wenn ihr zu mir betet, will ich auf euch hören. Wenn ihr mich sucht, so sollt ihr mich finden; wenn ihr nach mir fragt von ganzem Herzen, so werde ich mich von euch finden lassen, spricht der Herr.“ (Jer 29, 12f) Darum: „Laßt uns streben, mit Eifer streben nach Erkenntnis des Herrn! Sobald wir ihn suchen, werden wir ihn finden, und er wird zu uns kommen wie der Regen, wie der Frühjahrsregen, der die Erde erquickt.“ (Hos 6,3)
Das Bild vom erquickenden Regen weist auf die von Christus verheißene Sendung („Ausgießung“) des Geistes der Wahrheit voraus, was sich im herrlichen Pfingstgeschehen erfüllt hat. Das war die Voraussetzung dafür, daß sich nun Schritt für Schritt entfalten und erfüllen kann, was der Herr durch Jeremia verhieß: „Das ist der Bund, den ich nach jenen Tagen mit dem Hause Israel schließen will, spricht der Herr: Ich werde mein Gesetz in ihr Inneres legen und es ihnen ins Herz schreiben; ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein. Da wird keiner mehr den andern, keiner seinen Bruder belehren und sprechen: ‚Erkenne den Herrn!’, sondern sie werden mich alle erkennen, klein und groß, spricht der Herr; denn ich werde ihre Schuld verzeihen und ihrer Sünden nimmermehr gedenken.“ (Jer 31,33f)
So kann man nur jeden beglückwünschen, der mithilft, dieses hohe Ziel zu erreichen, daß einmal alle Menschen Gott, unseren Vater, erkennen in seiner Vollkommenheit und Herrlichkeit. Dadurch erkennen wir nicht nur uns selbst als seine Kinder, sondern vor allem auch alle andern Menschen als Gottes Kinder und unsere Geschwister. So wachsen wir als die durch Christus mit Gott versöhnten Kinder zu seiner großen Familie im Himmel und auf Erden zusammen, als sein im neuen Bund zu ewigem Heil und Frieden mit ihm vereintes Volk.
Menschen, die in dieser Gesinnung der umfassenden Liebe und Friedfertigkeit mit Gott aufs schönste verbunden und von seinem Geiste erfüllt sind, können uns bei der Suche nach Gott und bei der Erkenntnis Gottes natürlich entscheidend helfen. So besuchte einmal im Kloster Wehrda eine Edelfrau in Begleitung eines jungen, weltlich gekleideten Mannes, der nicht glauben konnte, die große, hellsichtige Elisabeth von Thüringen, die von Jugend auf eine große Beterin war mit außerordentlicher Gebetskraft. Als sie ihn sah, rief sie ihn herbei und sagte ihm auf den Kopf zu: „Du scheinst mir wenig klug zu sein! Warum dienst du deinem Schöpfer nicht?“ Der junge Mann antwortete: „O Herrin, ich flehe euch an, betet für mich, der Herr möge mir die Gnade geben, ihm zu dienen!“ Da fragte sie: „Möchtest du wirklich, daß ich für dich bete?“ Er war einverstanden, und sie erwiderte: „Du mußt dich aber selbst für die Gnade Gottes bereit machen und ebenfalls beten – dann will ich es gern auch für dich tun.“ So ging sie nach ihrer Gewohnheit auf die Knie und fing an, Gott inständig für den jungen Mann anzuflehen. Auch dieser begann, so gut es ging, zu beten. Nach einiger Zeit rief er: „O meine Herrin, o Herrin, hört auf mit eurem Gebet!“ Aber sie fuhr noch inbrünstiger fort. Darauf rief der junge Mann noch lauter: „O Herrin, hört auf, mir schwinden die Kräfte!“ Ihm brach vor Hitze der Schweiß aus, sein Körper dampfte, er zitterte am ganzen Leib und schlug mit den Armen wie von Sinnen um sich. Wiederholt rief er laut: „Ich bitte euch im Namen des Herrn, hört auf zu beten! Ich werde vom Feuer verzehrt!“ Dann hörte sie auf. Er war wie gereinigt. Er konnte fortan nicht nur glauben, sondern trat sogar in ein Kloster ein.[8]
Die schönsten Werke, an denen wir Gott erkennen können, gehen aus der Liebe hervor! Denn das gibt es in der ganzen materiellen Welt nicht, daß man etwas, z. B. Geld, weggibt und hernach nicht weniger, sondern mehr hat! Das wurde mir eindrücklich bewußt, als mir einmal meine Mutter erzählte, daß sie nach einem Einkauf in Frankfurt mit Einkaufstaschen bepackt total „groggy“ auf die Straßenbahn wartete. Da fiel ihr eine kranke Freundin ein, die ganz in der Nähe im fünften Stock (ohne Lift) wohnte. Spontan entschied sie sich, sie zu besuchen! Diese freute sich riesig, und sie hatten ein sehr gutes Gespräch. „Und danach“, meinte meine Mutter, „war ich völlig erfrischt.“ Diese erstaunliche Erfahrung haben wir gewiß alle schon einmal gemacht: Wer die wahre, reine, selbstlose, froh machende Liebe verschenkt, der wird nicht ärmer, sondern selbst überreich beschenkt und beglückt! Denn „Liebe ist das Einzige, was wächst, wenn man es verschwendet.“ (Ricarda Huch) So ist Gott! Er, der die vollkommene Liebe in Person ist, wird durch sein dauerndes Verströmen von Kraft und Liebe niemals ärmer, sondern stets reicher! Wer wahrhafte Liebe schenkt, der wird Gott ähnlich, der wird ihn finden. Denn „Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ (1. Joh 4,16) Dem wird Gott die Augen öffnen für die herrlichen Wunderwerke seiner Schöpfung, vor allem aber für den strahlenden, alles überragenden Anfang der Schöpfung, durch den alles geworden ist: Christus!
Er, Gottes Sohn, hat uns wie kein anderer die Liebe Gottes in Vollkommenheit offenbart, vorgelebt und bis zur Selbsthingabe am Kreuz geschenkt. Er ist das reine, vollkommene Ebenbild Gottes, der Spiegel, in welchem wir ihn am schönsten und klarsten erkennen. Darum konnte er sagen: „Wer mich sieht, der sieht [wie in einem Spiegel] den Vater.“ Einer der genialsten Physiker, Albert Einstein, sagte einmal: „Ich bin Jude, aber das strahlende Bild des Nazareners hat einen überwältigenden Eindruck auf mich gemacht. Es gibt wirklich nur eine Stelle in der Welt, wo wir kein Dunkel sehen. Das ist die Person Jesu Christi. In ihm hat sich Gott am deutlichsten vor uns hingestellt.“ Dem kann ich nur zustimmen. Und weil das Zeugnis aus zweier Zeugen Mund noch höhere Glaubwürdigkeit besitzt, möchte ich noch hinzufügen, wie die blinde jüdische Seherin Franziska Friedmann Christus schaute, die infolge ihrer hellsichtigen Schauungen überzeugte Christin wurde. „Sie, die seit Jahren blind war und nie im Neuen Testament gelesen hatte, beschrieb Jesus als Mann von lichtstrahlendem Angesicht, goldlockigem, langem Haar und glänzend blauen Augen. Es war ergreifend, wenn die Blinde von ihrem ‚lieben großen Christus’ sprach.“[9]
Darum ist Christus, wie er selbst sagte, der Weg, die Wahrheit, die Tür zum Himmelreich, zum Vater, zu ewigem Leben und Heil!
Wer an ihn glaubt, wird Gott niemals mehr leugnen, sondern ihn mit all seinen Kindern im Himmel und auf Erden über seinen göttlichen Werken loben und preisen, so wie es der große Mathematiker und Astronom Johannes Kepler tat: „Du, der Du durch das Licht der Natur in uns entzündet hast die Sehnsucht nach dem Licht Deiner Gnade, um uns emporzuheben zu dem Licht Deiner Herrlichkeit, Dank Dir, Schöpfer und Herr, daß Du Freude mir gewährtest an Deinen Werken! Siehe, ich habe das Werk meines Lebens vollbracht mit dem Geistesvermögen, das Du mir geschenkt hast. Ich habe der Menschheit die Glorie Deiner Werke verkündet, so weit, als mein Verstand deren unmenschliche Majestät zu begreifen fähig war. Lobe Gott, o meine Seele, solange ich lebe!“[10]„Groß ist unser Herr und groß seine Macht und seiner Weisheit kein Ende! Lobt ihn, Sonne, Mond und Planeten, in welcher Sprache immer euer Loblied dem Schöpfer erklingen mag. Lobt ihn, ihr himmlischen Harmonien, und auch ihr, die Zeugen und Bestätiger seiner enthüllten Wahrheiten! Und du, meine Seele, singe die Ehre des Herrn dein Leben lang! Von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge, die sichtbaren und unsichtbaren. Ihm allein sei Ehre und Ruhm von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen“[11]
[1] Diesem Kapitel liegt im Kern die Predigt vom 11.10.09. (in Oberhelfenschwil) über Röm 1,18-22 zugrunde.
[2] Aus: Reader’s Digest, August 1991.
[3] In: Neue Zürcher Zeitung vom 4.9.2010.
[4] Manche Forscher gehen auch von etwa 85% aus. Hier wird man noch weiter forschen müssen.
[5] Niklaus von Flüe. Eine Begegnung mit Bruder Klaus, Text: Walter Nigg / Bilder: Toni Schneiders (Vlg. Herder, Freiburg i. B., 1976), S. 5.
[6] Therese Neumann von Konnersreuth, Ein Lebensbild nach authentischen Berichten, Tagebüchern und Dokumenten von Johannes Steiner (Schell & Steiner, München, 7. Aufl. 1974), S. 161.
[7] Vgl. „Die schönsten Gebete der Welt“. Der Glaube großer Persönlichkeiten, zusammengestellt von Christoph Einiger (Südwest Verlag München, 4. Aufl. 1969), S. 251.
[8] Vgl. Elisabeth von Thüringen, Text Walter Nigg, Bilder Helmut Niels Loose (Herder, Freiburg 1979), S. 40.
[9] R. Passian, Der Engelreigen (WerSch Vlg., Ravensburg, 2. Aufl. 2004), S. 275.
[10] In: M. March, „Gedanken sind Kräfte“ (Reklam-Vlg, Stuttgart 1958), Seite für den 3. Juni.
[11] In: Die schönsten Gebete der Welt, S. 218.
II. Krankheit – Angst (Depression) – Tod und das Leben danach[1]
In diesem Kapitel wollen wir betrachten, wie sich der Glaube an Gott im täglichen Leben bewährt, wie er uns gerade auch in schweren Prüfungen des Lebens trägt bis hin zu unserer letzten Stunde, wenn wir aus dieser vergänglichen Welt in die ewige heimgeholt werden.
1. Einführung am Beispiel des Königs Hiskia (2. Kön 20,1-11)
Die Angst – sie gehört zu unserm Leben. Denn wir sind hier nicht im Himmel, sondern in dieser Welt der Vergänglichkeit, in der es auch das Böse gibt und die Schuld und so manch Bedrängendes und Beängstigendes. Dazu gehört auch die Krankheit. Da steht oft die ängstliche Frage am Anfang: Wie wird es ausgehen? Wird alles wieder gut? Wir wissen, daß wir mehr als genug Krankheiten haben, die wir auch heute noch nicht heilen können. Und dann steht auf einmal der Tod da als eine Grenze! Was haben wir als Christen dazu zu sagen? Gibt es eine wohlbegründete Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod? Es sind also ganz zentrale, uns alle angehende Sachverhalte, die wir im folgenden anhand von konkreten Erfahrungen und Erlebnissen bedenken wollen.
Das erste Beispiel aus dem Leben möchte ich aus der Bibel nehmen, denn sie ist ja voll von solchen Beispielen. Es ist die Überlieferung vom König Hiskia, von seiner Krankheit und Genesung. In 2. Kön 20,1-11 heißt es: