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Die Hasen im Hasenland haben es gut: Frische, grüne Kräuter in Hülle und Fülle, tolle Versetcke, und immer ein schattiges Plätzchen zum Ausruhen. Anders in der Osterzeit: viel Trubel, nie Ruhe, jede Pfote wird gebraucht. Der Osterhase hat zwar im Prinzip alles im Griff, doch gibt es manchmal unerwartet Schwierigkeiten: Erst streiken die Chemiearbeiter, so dass die bunten Farben für das Eierfärben fehlen. Anschließend überschwemmt ein übermütiges Bächlein die Hasen-Produktionswerkstätten und kurz vor Ostern bedeckt eine dicke, weiße Schneedecke die grünen, blühenden Wiesen. Der Osterhase lässt verzweifelt die Löffel hängen, da ist "Guter Rat teuer" und "Das Gelbe vom Ei" nicht zu finden. Noch dazu nimmt die Osterhäsin vor dem ganzen Trubel Reißaus (sie ist zuständig für die kaufmännische Abwicklung) und flieht für ein paar Tage nach Afrika. Ob am Ende noch alles gut geht? Die Autorin schrieb die Geschichten erstmals 2012 für ihre Enkelin.
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Seitenzahl: 52
Frühlingsfrische
Vom Schneeglöckchen, das nicht schlafen wollte
Das Bächlein
Hasenohren
Die Eierfarben
Sechs extra zarte Lammkoteletts
Das Grün der Hoffnung
Schnee-Chaos
Der stolze Gockel Kasimir
Zerline und Ferdinand
Das Gerücht
Die Osterhäsin nimmt eine Auszeit
Der Osterhase, gibt`s den? (Eine wahre Geschichte)
Frohe Ostern
Trübes Wetter, keine Sonne.
Von der kurzen Nacht noch müd
Hör ich am Morgen voller Wonne
Klagend süß ein Amsellied.
Zum Föhrenast fliegt eine Meise,
piepst und hüpft ganz frühlingskeck.
Wie ist die Natur doch weise.
Und der Schnee schmilzt auch schon weg.
In einer Tasche alter Trödel,
brauchbar für den Flohmarkt nur.
Traurig hängt ein Meisenknödel,
bloß noch Torso, an der Schnur.
Im kleinen Teich die Orfen-Fische
Haben beide überlebt.
Und plötzlich spür` ich Frühlingsfrische,
dass das Herz mir schlägt und bebt.
Langsam ging der Winter zu Ende. In einem Garten mit vielen knorrigen Obstbäumen streckten einige Schneeglöckchen ihre hellgrünen Blattspitzen vorsichtig durch das verdorrte Gras, auf dem noch gruppenweise schmutzige Schneereste mit Gewalt liegen bleiben wollten, obwohl die Sonne sich Mühe gab sie zu schmelzen.
Unter einem besonders dicken Schneerest dehnte und reckte sich ein einzelnes Schneeglöckchen. Es konnte fast nicht mehr abwarten, nach dem langen, kalten Winter zu blühen. Gerade dieses Schneeglöckchen hatte es besonders schwer. So sehr es seine spitzen weißen Blättchen auch streckte, das kleine Schneeglöckchen schaffte es nicht, die dicke Schneedecke zu durchdringen. Es musste immer noch einen Tag und noch eine Nacht warten, bis es endlich aus Gras und Schnee hervorlugen konnte. Aber dann freute es sich riesig.
Langsam taute der letzte Schnee, und endlich konnte das Schneeglöckchen auch seinen Stiel mit dem reizenden Glöckchen ausstrecken, und gleich läutete es den Frühling ein. Es weckte die Krokusse, rief Anemonen und Leberblümchen, während der Huflattich auf dem nahe gelegenen Geröllfeld schon mit seinen goldgelben Blüten der Sonne entgegen leuchtete.
Das Schneeglöckchen sah auf seine Geschwister, die sich angeregt miteinander unterhielten und dabei eifrig mit ihren Köpfchen nickten. Sie sprachen über den Frühling, über den Sonnen-schein, und wie schön diese Zeit doch sei. Das Schneeglöckchen hörte zu, wollte sich aber nicht an den Gesprächen beteiligen. Es hatte genug zu tun damit, die Bienen herbeizuholen und mit der Sonne zu sprechen, die mild vom Himmel schien.
Viel zu schnell wurde es Abend und das Schneeglöckchen sollte schlafen. Aber es war so erfüllt von Sonnenschein und Glück, dass es lange nicht einschlafen konnte. Dabei kam es auf den Gedanken, es müsste schön sein, wenn es gar nicht Nacht würde und die Sonne immerzu scheinen könnte. Es nahm sich vor, gleich am nächsten Tag mit der Sonne zu sprechen.
Am nächsten Morgen, als die Sonne aufging, war das Schneeglöckchen schon hellwach. Es fragte die Sonne, ob sie nicht länger scheinen möchte als einen Tag, so dass es auch nachts läuten könnte. Die Sonne war sehr erstaunt und meinte, das ginge doch nicht, so etwas sei noch nie dagewesen. Die anderen Blumen, Menschen und Tiere brauchten ihren Schlaf, sie wären damit ganz bestimmt nicht einverstanden. Das Schneeglöckchen aber bat und bettelte und sagte, dass dann der restliche Schnee doch auch viel schneller tauen würde, alle Wesen den Winternebel gehörig satt hätten und auch nach Sonne lechzen würden.
Lange überlegte die Sonne und sagte dann, sie könne diesen Vorschlag ja versuchsweise einmal in die Tat umsetzen. Sie schien den ganzen Tag und als es Abend wurde, strahlte sie immer noch, und es wollte gar nicht dunkel werden. Auch in der Nacht blieb sie leuchtend am Himmel stehen.
Der Mond war äußerst erstaunt über die nächtliche Sonne. Er konnte natürlich nicht scheinen und schimpfte gehörig, so dass die Sonne ein ganz schlechtes Gewissen bekam. Auch die Sterne konnten nicht leuchten und fühlten sich sehr zurückgesetzt. Dies alles nur wegen eines einzigen Schneeglöckchens.
Das Schneeglöckchen indessen war glücklich. Als ihren Geschwistern in der hellen Nacht längst die Augen zugefallen waren, nickte es weiterhin mit seinem Köpfchen und versuchte, alle Insekten und das sonstige Getier aus dem Winterschlaf zu holen. Ein brauner dicker Käfer brummte, dass es eine Zumutung wäre, mitten in der Nacht aufzuwachen und dann tagelang wach bleiben zu müssen. Auch die Menschen wunderten sich sehr und dachten, die Welt ginge vielleicht unter, denn das hatte es seit Menschengedenken nicht gegeben, dass nachts die Sonne schien. Müde lehnten sie in ihren Sesseln und wussten nicht: sollten sie wachen oder schlafen.
Nun wurde das kleine Schneeglöckchen doch ein wenig nachdenklich über die Reaktion der Menschen, Tiere und Pflanzen. Außerdem, als die helle Nacht zu Ende ging, wurde es schon ein wenig müde und konnte sich beinahe nicht mehr auf seinem Stängel halten. Jetzt hatte es wieder einen ganzen Tag vor sich und wieder eine ganze Nacht, wo dauernd die Sonne scheinen sollte. Aber nun war es zu spät – die helle Nacht hatte alle Wesen durcheinander gebracht.
Deshalb wandte sich das Schneeglöckchen mit dem müden Köpfchen noch einmal der Sonne zu und bat inständig, fortan den Tag und die Nacht wieder so zu gestalten, wie es von der Natur aus vorgesehen war. Die Sonne hatte sich auch schon Gedanken gemacht und die Angelegenheit bereut, denn sie sah wohl, dass es so nicht weitergehen konnte. Sie legte sich am Abend wieder zur rechten Zeit schlafen und überließ dem Mond und den Sternen den nächtlichen Himmel.
Das Schneeglöckchen schlief in dieser Nacht tief und fest. Es hatte seine Blütenblättchen zusammengefaltet und träumte von wunderbaren Dingen: vom sonnigen Tag und der dunklen Nacht, und es erwachte am nächsten Morgen fröhlich und ausgeruht. Übermütig schaukelte es auf seinem Stängel, läutete sein Glöckchen und hörte den summenden Bienen zu. Am Tag lachte es mit der Sonne um die Wette, in der Nacht grüßte es den silbernen Mond und die goldenen Sterne. So blieb das Jahr um Jahr, und das Schneeglöckchen war glücklich und zufrieden.