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Bachelorarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Psychologie - Arbeit, Betrieb, Organisation, Note: 1,0, Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg in Rheinbach, Sprache: Deutsch, Abstract: „Sobald man davon ausgeht, dass die Menschen eben nicht komplett rational handeln, wird man auch nicht mehr annehmen, dass die Leute die besten Entscheidungen treffen. Menschen treffen Entscheidungen mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der sie reden – sie tun es wissentlich oder unwissentlich in einem fort“ (Kahneman, D., 2012: S. 545). Das 21. Jahrhundert zeichnet sich durch seine Komplexität, die Schnelllebigkeit moderner Informationssysteme und die daraus resultierende Handlungsvielfalt aus. Noch nie konnte der Mensch so viel entscheiden wie in der heutigen Zeit. Wissenschaftler nehmen an, dass diese schier endlose Vielfalt mittelfristig zu einer Überforderung der Gesellschaft führt. Welche Heuristiken und Emotionen spielen bei der Wahl der richtigen oder falschen Entscheidung eine Rolle? In welchen Situationen sollte man sich auf sein Bauchgefühl verlassen und unter welchen Umständen sollte man besser auf fundierte Informationen zurückgreifen? Welche Rolle spielen Entscheidungen in komplexen Situationen, die mit einem hohen Risiko und Ungewissheit einhergehen?
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Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Glossar
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung
1.3 Aufbau der Arbeit
2 Einführung in die Psychologie des Entscheidens
2.1 Der Begriff der Entscheidung
2.2 Zur Bedeutung von Heuristiken
2.3 Historische und systematische Einordnung
2.4 Entscheidungstheorien in der modernen Psychologie
3 Rahmenmodelle für den Prozess des Entscheidens
3.1 Die selektionale Phase: Bewertung und Entscheidung
3.2 Die präselektionale Phase: Informationssuche als Teilprozess des Entscheidens
3.3 Die postselektionale Phase: Effekte von Entscheidungen, Lernen und wiederholten Entscheidungen
3.4 Die Rolle von Gefühlen bei Entscheidungen
3.5 Entscheidungsverhalten bei Unsicherheit
4 Entscheidungen im Rahmen des Aviation-Decision-Making
4.1 Der Einfluss von Komplexität auf die Entscheidungsfindung
4.2 Das Entscheidungsverhalten von Piloten
4.3 Externe und interne Einflussfaktoren
4.4 Ausbildung und Training
5 Problemlösen im Rahmen des Aviation-Decision-Making
5.1 Der Gegenstand des Problemlösens
5.2 Zur Funktion von Zielen
5.3 Zur Unterscheidung von Problemen und Problemlösern
5.4 Phasen des Problemlösens am Beispiel von US-Airways-Flug 1549
6 Fazit
Literaturverzeichnis
Internetquellen
Eidesstattliche Erklärung
Digitale Medien
Abb. 1: Überblick über verschiedene Heuristiken
Abb. 2: Rahmenmodell für den Prozess des Entscheidens
Abb. 3: Vorgehen des Entscheiders im Rahmen einer analytischen Strategie
Abb. 4: Feedback im postselektionalen Prozess
Abb. 5 a: Gefühle als Epiphänomene des Entscheidens
Abb. 5 b: Gefühle als Prozessdeterminanten
Abb. 5 c: Gefühle als Entscheidungskriterium: kognitiv vermittelter Einfluss
Abb. 5 d: Gefühle als Entscheidungskriterium: direkter Einfluss
Abb. 6: Anteil (in %) der Unfälle in verschiedenen Flugphasen
Abb. 7: Arbeitsbelastung des Piloten in verschiedenen Flugphasen
Abb. 8: Klassifikationsschema von Entscheidungstypen (Orasanu, 1995)
Abb. 9: Intuitives und analytisches Vorgehen in Entscheidungssituationen (Martin et al., 1997)
Abb. 10: Überblick über verschiedene EF-Modelle im Luftverkehr (Brenner, 1975/Mullins et al., 1995/Murray, 1997)
Abb. 11: Foto von US-Airways-Flug 1549 nach der Notwasserung
Affektheuristik
„Die Affektheuristik ist eine Heuristik, die besagt, dass Situationen und Entscheidungsalternativen danach beurteilt werden, ob sie angenehm oder unangenehm, bedrohlich oder ungefährlich sind. Rationale Überlegungen bleiben dabei oft unberücksichtigt“ (Kirchler, E., 2011: S. 831)[1].
Alltagswissen
„Alltagswissen oder common sense wird als die Summe des Wissens beschrieben, welches die Basis für Vorstellungen und Meinungen darstellt und die Grundlage für Entscheidungen und Handlungen bildet“ (Kirchler, E., 2011: S. 832)[2].
Deskriptive Entscheidungsmodelle
Bei deskriptiven Entscheidungsmodellen handelt es sich um beschreibende Methoden, die aufzeigen, wie Individuen tatsächlich zu Entscheidungen kommen. Das heißt, dass sie annehmen, dass Menschen nicht notwendigerweise nach der optimalen, sondern bspw. nach einer zufriedenstellenden Option streben (Kirchler, E., 2011: S. 838)[3].
Echte Entscheidung
Als echte Entscheidung oder auch extensive Entscheidung bezeichnet man in der Psychologie eine Entscheidung, die eine komplexe Informationsverarbeitung voraussetzt. Echte Entscheidungen werden explizit getroffen und laufen nicht automatisiert ab. Des Weiteren erstrecken sich die Entscheidungsfindung über eine längere Zeitspanne (Kirchler, E., 2011: S. 840)[4].
Empirisch
„Empirie heißt: Erfahrung, unmittelbar gegebene Wahrnehmung. Erfahrung – nicht nur im Sinne passiven Registrierens, sondern vielmehr als aktives Beobachten und Experimentieren – ist die zentrale Basis aller empirischen Wissenschaften“
(Laatz, 1993: S. 9)[5].
Entscheidung mit geringem Informationsverarbeitungsaufwand
Eine Entscheidung mit geringem Informationsverarbeitungsaufwand läuft i. d. R. gewohnheitsmäßig und vollkommen automatisiert ab. Dies hat zur Folge, dass es keinerlei Problemerfassung, Informationssammlung und Auswahl gibt.
Entscheidungen bei Gewissheit
Entscheidungen unter Sicherheit sind Entscheidungen, bei denen der Entscheidungsträger vollständig über die zur Auswahl stehenden Alternativen informiert ist. Außerdem verfügt er über Gewissheit in Bezug auf die Konsequenzen seiner Entscheidung (Kirchler, E., 2011: S. 841)[6].
Entscheidungen bei Ungewissheit
Entscheidungen unter Ungewissheit sind Entscheidungen über Alternativen, bei denen der Ausgang unbekannt ist.
Entscheidungsanomalien
Von Entscheidungsanomalien spricht man, wenn „systematische Abweichungen des Entscheidungsverhaltens vom Rationalmodell“ zu beobachten sind (Kirchler, E., 2011: S. 842)[7].
Extrinsische Motivation
Extrinsisch ist ein Handeln dann, wenn Mittel (also Handlung) und Zweck (das Handlungsziel) thematisch nicht übereinstimmen, also exogen sind (Edelmann, W. & Wittmann, S., 2012: S. 33)[8].
Heuristiken
„Heuristiken, Urteilsheuristiken oder Entscheidungsheuristiken sind Entscheidungsregeln, die verkürzte, Zeit und Energie sparende Entscheidungen ermöglichen, jedoch z. T. zu falschen oder suboptimalen Urteilen führen können“ (Kirchler, E., 2011: S. 849)[9].
Intrinsische Motivation
Als intrinsisch bezeichnet man eine Handlung dann, wenn Mittel (also die Handlung) und Zweck (das Handlungsziel) thematisch übereinstimmen, also endogen sind (Edelmann, W. & Wittmann, S., 2012: S. 33)[10].
Normative Entscheidungsmodelle
„Normative Entscheidungsmodelle werden auch als Optimierungsmodelle bezeichnet und beziehen sich auf optimale Entscheidungen. Sie geben vor, wie ein idealisiertes Individuum optimal Entscheidungen trifft. Dabei wird postuliert, dass Alternativen gesichtet, bewertet und die Eintrittswahrscheinlichkeit von präferierten Konsequenzen berücksichtigt werden“ (Kirchler, E., 2011: S. 862)[11].
Opt-in-Regelung
Von einer sog. „Opt-in“-Regelung spricht man, wenn bei Entscheidungssituationen keine Standardlösung besteht, sondern aktiv eine
adäquate Entscheidung gefunden werden muss“ – im Gegensatz zur Opt-out-Regelung, wo mehr oder weniger automatisch zur Standardlösung gegriffen wird.
Opt-out-Regelung
Im Gegenzug bezeichnet eine „Opt-out“-Regelung das Vorhandensein einer vernünftigen Standardlösung, jedoch besteht nach wie vor die freie Wahl, etwas anderes als die voreingestellte Standardlösung zu wählen.
Präskriptive Entscheidungsmodelle
„Präskriptive Entscheidungsmodelle beschreiben, wie Entscheidungen getroffen werden sollen“ (Kirchler, E., 2011: S. 865)[12].
Satisficing principle
„Das satisficing principle oder das Prinzip zufriedenstellender Entscheidungen besagt, dass bei der Auswahl von Alternativen die augenfälligsten Merkmale beurteilt werden und Individuen die erste zufriedenstellende Alternative wählen und nicht nach der besten Alternative weitersuchen“ (Kirchler, E., 2011: S. 870)[13].
Stressoren
Als Stressoren werden alle internen und externen Reizereignisse bezeichnet, die eine auf die jeweiligen Reize bezogene Reaktion erfordern. Der menschliche Organismus teilt die auf ihn einwirkenden Reize in zwei Gruppen ein: positive und negative Reize.
Synoptischer Entscheidungsprozess
Im Rahmen eines synoptischen Entscheidungsprozesses werden Entscheidungen gemeinsam von mehreren Personen getroffen (Kirchler, E., 2011: S. 876)[14].
„Sobald man davon ausgeht, dass die Menschen eben nicht komplett rational handeln, wird man auch nicht mehr annehmen, dass die Leute die besten Entscheidungen treffen. Menschen treffen Entscheidungen mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der sie reden – sie tun es wissentlich oder unwissentlich in einem fort“ (Kahneman, D., 2012: S. 545)[15].
Das 21. Jahrhundert zeichnet sich durch seine Komplexität, die Schnelllebigkeit moderner Informationssysteme und die daraus resultierende Handlungsvielfalt aus. Noch nie konnte der Mensch so viel entscheiden wie in der heutigen Zeit. Wissenschaftler nehmen an, dass diese schier endlose Vielfalt mittelfristig zu einer Überforderung der Gesellschaft führt. Welche Heuristiken und Emotionen spielen bei der Wahl der richtigen oder falschen Entscheidung eine Rolle? In welchen Situationen sollte man sich auf sein Bauchgefühl verlassen und unter welchen Umständen sollte man besser auf fundierte Informationen zurückgreifen? Welche Rolle spielen Entscheidungen in komplexen Situationen, die mit einem hohen Risiko und Ungewissheit einhergehen? Da Menschen oftmals weder rational noch irrational handeln, müssen andere Faktoren dazu führen, dass wir uns weiterentwickeln und nicht starr an einem Punkt verweilen. Entscheidungen werden häufig aus „dem Bauch heraus“ getroffen – man verlässt sich auf sein Gefühl, seine Intuition. Gibt es Momente, in denen eine fundierte Grundlage für Entscheidungen nicht gegeben ist? Die Fähigkeit zur freien und souveränen Entscheidungsbildung hängt oftmals mit dem persönlichen Involvement des Menschen und seinen persönlichen Präferenzen und intellektuellen Fähigkeiten zusammen. Entscheidungen werden tagtäglich hundertfach getroffen und das menschliche Dasein scheint zeitweise einem endlosen Herumirren in einem Wald voller Möglichkeiten zu entsprechen.
Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts gingen Wissenschaftler davon aus, dass menschliche Entscheidungen auf Grundlage rationaler Annahmen getroffen werden. Gefühle würden dabei außen vor gelassen, da diese – so die Annahme – das Entscheidungsverhalten nachteilig beeinflussen würden. Der Idee vom Homo oeconomicus folgten zahlreiche Modelle und Theorien, die einen kognitiven Idealzustand im Prozess des Entscheidens proklamierten.
Seit einigen Jahren befindet sich die Entscheidungsforschung im Wandel. Das Thema human factors erlebt, sowohl im Kontext wissenschaftlicher Betrachtung als auch in Bezug auf die praktische Umsetzung, einen bedeutenden Aufschwung. Spricht man vom Terminus human factors, so „verweist der Plural auf die vielfältigen und unterschiedlichen Prozesse und Strukturen menschlichen Verhaltens“ (Hofinger, G./Lauche, K. & Schaub, P. B., 2008: S. V)[16]. Der Mensch und sein Handeln in verschiedenen Szenarien und Arbeitswelten bilden den Kern wissenschaftlicher Betrachtung.