Wie reagieren Sie, wenn ...? (E-Book) - Irène Wüest - E-Book

Wie reagieren Sie, wenn ...? (E-Book) E-Book

Irène Wüest

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Beschreibung

Dieses E-Book enthält komplexe Grafiken und Tabellen, welche nur auf E-Readern gut lesbar sind, auf denen sich Bilder vergrössern lassen. Bestimmt kennen Sie das … In kniffligen Situationen gelingt es Ihnen nicht immer, so zu handeln, wie Sie es sich wünschen. Dabei wirkt sich Ihr Handeln direkt auf Ihren Erfolg aus. In ihrem zweiten Buch gibt Irène Wüest noch mehr Tipps und Hilfestellungen für eine gelungene Kommunikation. Die 60 Fallbeispiele aus dem Berufs- und Privatleben stärken Ihre Handlungskompetenzen, damit Sie selbst in herausfordernden Situationen kompetent (re-)agieren.

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Irène Wüest

Wie reagieren Sie, wenn …?

Herausfordernde Situationen meistern

ISBN Print: 978–3-0355–2664–6

ISBN E-Book: 978–3-0355–2665–3

Einige der Beiträge in diesem Buch wurden in gekürzter Fassung zwischen 2011 und 2023 in der «Luzerner Zeitung» und weiteren Titeln von CH Media veröffentlicht.

1. Auflage 2024

Alle Rechte vorbehalten

© 2024 hep Verlag AG, Bern

hep-verlag.com

Zusatzmaterialien und -angebote zu diesem Buch:

hep-verlag.ch/wie-reagieren-sie-wenn

INHALTSVERZEICHNIS

VORWORT

EINLEITUNG

1. KLAR KOMMUNIZIEREN — MIT KÖNNEN

1.1 Wie verbessere ich meine Mitarbeitendengespräche?

1.2 Meine Kinder erfüllen meine Bitten nicht. Was tun?

1.3 Wie bleibe ich mit meiner Partnerin im Gespräch?

1.4 Bewerbungsgespräch: Wie gehe ich mit heiklen Fragen um?

1.5 Warum spricht man mit mir wie mit einem Unmündigen?

1.6 Schweigen nach dem Streit – ist das schlechter Stil?

1.7 Wie reagiere ich am besten auf Killerphrasen?

1.8 «Ja, aber …» – ein Stimmungskiller. Wie sagt man es besser?

1.9 Wie schaffe ich es, auf Laute wie «Äh» zu verzichten?

1.10 Wie reklamiere ich höflich im Restaurant?

1.11 Muss ich als Vereinsleiterin jeden Streit schlichten?

1.12 Wie kann ich gutes Zuhören lernen?

1.13 Wie kann ich Kritik üben, ohne Streit zu provozieren?

1.14 Wie kann ich die Probleme des Kindes besprechen, ohne es aufzuregen?

2. VORSÄTZE UMSETZEN — MIT POWER

2.1 Was hilft gegen meine Antriebslosigkeit?

2.2 Wie lege ich das vorschnelle Urteilen über andere ab?

2.3 Lockerer zu Entscheidungen gelangen: Geht das?

2.4 Wie schaffe ich es, Aufgaben nicht immer zu verschieben?

2.5 Wie werde ich mir über meine Ziele klar?

3. SELBSTFÜRSORGE PFLEGEN — MIT FEINGEFÜHL

3.1 Wie vermeide ich es, als Chefin ausgenützt zu werden?

3.2 Soll ich die Enttäuschung schlucken oder kundtun?

3.3 Wie bekomme ich meine Wut bei der Arbeit in den Griff?

3.4 Darf man für ein Missgeschick beschuldigt werden?

3.5 Wie sage ich beim Einkauf selbstbewusst Nein?

3.6 Erschöpft und überarbeitet. Was hilft mir hier?

3.7 Was lässt sich gegen den Adventsstress tun?

3.8 Wie schütze ich mich vor notorischen Miesepetern?

3.9 Wie geht digitales Fasten?

3.10 Homeoffice: Ich vermisse mein Team!

3.11 Wie reagiere ich weniger sensibel auf Kritik?

3.12 Wie komme ich stressfrei durch das Leben?

4. KNIGGE ANWENDEN — MIT ELEGANZ

4.1 Wie lange darf ich mir mit der Antwort Zeit lassen?

4.2 Wie formuliere ich Geschäftsschreiben überzeugend?

4.3 Ich kann mir Namen schlecht merken – gibt es da Tricks?

4.4 Wer ruft zuerst zurück, wenn die Verbindung weg ist?

4.5 Wie verabschiede ich mich stilvoll am alten Arbeitsort?

4.6 Muss ich mich dem «Du-Zwang» anpassen?

4.7 Niesattacken: Muss ich mich jedes Mal entschuldigen?

4.8 Mein Mann macht sich offen über andere lustig. Was tun?

5. ÄNGSTE ÜBERWINDEN — MIT BRAVOUR

5.1 Was kann ich gegen meine Zukunftsängste tun?

5.2 Wie lasse ich ein schweres Jahr hinter mir?

5.3 Soll mein Kind seine Kritik an der Lehrperson selbst äußern?

5.4 Wie kann ich das Sorgenkarussell im Kopf stoppen?

5.5 Wie lerne ich, ungehemmt vor vielen Leuten zu reden?

5.6 Wie stärke ich das Selbstbewusstsein meines Enkelkinds?

5.7 Ich fühle mich unausgeglichen. Was kann ich tun?

5.8 Mit welcher Körperhaltung fühle ich mich mächtiger?

6. NETT SEIN — MIT ZURÜCKHALTUNG

6.1 Warum nerve ich andere, wenn ich nett zu ihnen bin?

6.2 Wie tröste ich eine Kollegin bei einem Todesfall?

6.3 Keine Traueranzeige: Kondolieren unerwünscht?

6.4 Tragischer Todesfall in der Firma: Wie handhaben?

6.5 Soll ich mich nicht mehr für Kleinigkeiten entschuldigen?

6.6 Mein Enkelkind bedankt sich nie für Geschenke. Was tun?

7. RESPEKT EINFORDERN — MIT NACHDRUCK

7.1 Muss ich die Mitarbeitenden wirklich ständig loben?

7.2 Wie hole ich mir als Frau Respekt im Vorstand?

7.3 Wie kann ich das Vertrauen im Verein wiederherstellen?

7.4 Wie kann ich schlagfertiger werden?

7.5 Wie sage ich «Nein», wenn ich die Enkelkinder nicht hüten kann?

7.6 Respektlose Behandlung: Wie kann ich mich einsetzen?

7.7 Wie kann ich in heiklen Situationen Zivilcourage zeigen?

LITERATUR

DANK

DAS BIN ICH – DIE AUTORIN

VORWORT

Liebe Leserinnen und Leser

Es ist mir eine Freude, Ihnen «Wie reagieren Sie, wenn …?», das zweite Buch von Irène Wüest, vorzustellen.

Als Expertin für Kommunikation, Führung und Persönlichkeitsentwicklung coacht Irène Wüest Führungskräfte und verfügt über einen reichen Erfahrungsschatz im Umgang mit Menschen und dem weiten Gebiet der Kommunikation.

Dieses Buch ist eine nahtlose Weiterführung ihrer ersten Publikation «Was sagen Sie, wenn …?» und bietet Ihnen praktische Antworten auf Fragen und Herausforderungen, die im Alltag oder im Berufsleben auftauchen.

In einer Welt, die von ständiger Kommunikation geprägt und gleichzeitig im stetigen Wandel ist, sind Handlungskompetenzen von entscheidender Bedeutung. Irène Wüest versteht es meisterhaft, komplexe Themen verständlich zu formulieren. Die Kommunikations-Rezepte in diesem Buch sind nicht nur fachkundig, sondern auch alltagstauglich. Sie helfen Ihnen, sprach- und ratlosen Momenten vorzubeugen und in schwierigen Situationen souverän zu reagieren. Und dabei gehen die Antworten weit über die Kommunikation hinaus und befassen sich je nach Fragestellung auch mit den Selbst- und Sozialkompetenzen.

Ein besonderes Highlight sind die weiterführenden Literaturhinweise, die in das Buch integriert sind, sowie die Verweise auf Zusatzmaterialien, die unter hep-verlag.ch/wie-reagieren-sie-wenn heruntergeladen werden können. So können Sie Ihr Wissen und Ihre ganz persönliche Handlungskompetenz vertiefen und sich kontinuierlich weiterentwickeln.

Ich wünsche Ihnen eine inspirierende Lektüre und hoffe, dass Sie aus diesem Buch wertvolle Impulse für Ihren beruflichen und privaten Alltag mitnehmen werden.

HERZLICHST,BEAT GURZELER

hep-Autor der ersten Stunde, Co-Autor u. a. von Handbuch Kompetenzen und Staat und Wirtschaft

AUGUST 2024

EINLEITUNG

Wie reagieren Sie, wenn …

– Sie für ein Missgeschick beschuldigt werden?

– Ihr Gesprächspartner oder Ihre Gesprächspartnerin Killerphrasen benutzt?

– Ihnen in einem Bewerbungsgespräch heikle Fragen gestellt werden?

– Sie mit einer Dienstleistung nicht zufrieden sind?

– Ihnen ein inniger Wunsch verwehrt wird?

Manchmal fällt uns spontan eine passende Reaktion ein, manchmal sind wir in einer solchen Situation perplex, überfordert und reagieren unangemessen oder gar nicht. Im Nachhinein fällt uns dann eine treffende Antwort ein – leider zu spät.

Grundsätzlich haben wir immer die Wahl, wie und vor allem wie schnell wir reagieren. Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. Hier liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. Wir haben immer eine Wahl, wie wir reagieren. Selbst wenn wir gewählt haben, unser Stammhirn automatisch reagieren zu lassen. Dann hat es mit uns reagiert, schnell, emotional, unüberlegt. Ziel wäre es, sich Raum und Zeit zu nehmen, um im Erwachsenen-Status, das heißt selbstverantwortlich zu handeln.

Alltägliche (berufliche) Situationen sind vielfältiger Natur und können uns und unsere Reaktionsfähigkeiten herausfordern. Jeder Mensch hat seine eigenen, individuellen Herausforderungen, die er oder sie meistern darf. Das, was wir selbst als selbstverständlich betrachten, kann für eine andere Person eine große Aufgabe sein.

Herausforderungen anzunehmen, bedeutet, aus unserer Komfortzone herauszutreten und unsere Fähigkeiten auf die Probe stellen zu lassen. Dies kann unangenehm sein und uns Angst machen. Doch dort, wo bekanntlich die Angst ist, sind unsere Grenzen und damit unser größtes Wachstumspotenzial. Trainieren wir also unsere Fähigkeiten und stellen wir uns den Situationen, die uns herausfordern! Dies ist ein Akt des Vertrauens in uns selbst und unsere Fähigkeiten. Wenn wir eine Herausforderung annehmen, öffnen wir uns dem Risiko des Scheiterns, aber eben auch der Möglichkeit, Neues zu lernen und zu wachsen. Oder gemäß den Worten von Ernst Ferstl, österreichischer Lehrer und Schriftsteller: «Jede neue Herausforderung ist ein Tor zu neuen Erfahrungen».

Dieses Buch soll Sie dabei unterstützen. Es beinhaltet 60 Fallbeispiele, die aus dem puren Leben gegriffen sind. Die Alltagssituationen stammen von Leserinnen und Lesern der CH-Medien und aus konstruierten Fragen, inspiriert durch meine Coaching-Klientel. Die Idee ist immer die gleiche: Ein Mensch gerät in eine Situation, in der er nicht richtig weiß, wie er reagieren soll …

Ich schildere in der Folge einen möglichen Lösungsweg, der zumeist auf einem theoretischen Modell basiert. Mein sogenanntes «Take a way» hat nicht den Anspruch, der einzig richtige Weg zu sein. Es geht mir vielmehr darum, Sie, liebe Leserinnen und Leser, zum Nachdenken anzuregen, zu inspirieren und Impulse für neue Wege zu geben, um Ihre persönlichen Handlungskompetenzen zu erweitern.

Das Buch ist in sieben Kapitel unterteilt, mit unterschiedlichen Themenfokussen – von «Klar kommunizieren», «Vorsätze umsetzen» und «Selbstfürsorge pflegen» über «Knigge anwenden», «Ängste überwinden» und «Nett sein» bis hin zu «Respekt einfordern». An gewissen Stellen gibt es ausserdem Verweise auf Übungsblätter, die im Internet unter hep-verlag.ch/wie-reagieren-sie-wenn heruntergeladen werden können. Lustvolles Umsetzen, Üben, Anwenden und Vertiefen von Fähigkeiten ist angesagt.

Lernen heißt, sich und sein Handeln zu reflektieren und den Mut zu haben, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Frei nach dem Motto: Raus aus der Komfortzone, rein ins pralle Leben mit dem Risiko, Fehler zu machen. «Fehler, Hindernisse und Schwierigkeiten sind Stufen, auf denen wir in die Höhe steigen», so der deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche.

Ich lade Sie ein, sich den rund 60 Fallbeispielen zu stellen und Ihr Handlungsrepertoire zu überprüfen. Wie hätten Sie reagiert? In unserer Reaktion liegt unser Er-WACHSEN, unsere Entwicklung und unsere Freiheit.

Ich wünsche Ihnen viel Lesefreude und wertvolle Erkenntnisse.

Mögen Sie Ihren nächsten Herausforderungen gestärkt, gelassen und zuversichtlich begegnen und sie mit Bravour meistern.

IHRE IRÈNE WÜEST

EICH, AUGUST 2024

1

KLAR KOMMUNIZIEREN

— MIT KÖNNEN

 

1.1 WIE VERBESSERE ICH MEINE MITARBEITENDENGESPRÄCHE?

Als Führungskraft führe ich demnächst wieder Mitarbeitendengespräche durch. Ich möchte mich hier noch verbessern und den Austausch mit den Mitarbeitenden intensivieren. Wie kann ich konkret Zeichen setzen?

Wir kommunizieren den ganzen Tag mit Menschen, doch wir sind uns oft nicht bewusst, dass Kommunikation nicht nur Reden, sondern auch Zuhören bedeutet. Insbesondere Führungskräfte vernachlässigen oft das Zuhören. Sie sind es gewohnt, das Sagen zu haben. Oft hören sie sich nur kurz an, was der oder die Mitarbeitende zu sagen hat, um sich schnell eine Meinung zu bilden und eine Entscheidung zu treffen. Dabei gehen Hintergründe verloren, was zu Fehlentscheidungen führen kann. Mehr noch, das flüchtige Zuhören vermittelt dem Gegenüber das Gefühl von Desinteresse und wirkt demotivierend.

Dass aktives Zuhören in der Gesprächsführung die Königsdisziplin ist, zeigen auch Umfragen. Werden Menschen gefragt, was sie sich von einem Gesprächspartner oder einer Gesprächspartnerin wünschen, antworten die meisten: Dass die Person mir aufmerksam zuhört und sich wirklich für mich interessiert.

Doch wie geht das konkret?

KURZ UND KNAPP

– Das aktive Zuhören wird oft vernachlässigt – gerade von Führungskräften.

– Es lohnt sich, genau zuzuhören, nachzufragen, sich einzufühlen.

BUCHTIPPS

– Gabrisch, Jochen (2020): Führungsinstrument Mitarbeiterkommunikation. managerSeminare Verlag, Bonn.

– Ledergeber, Ivo / Keller, Martin (2021): Mitarbeiter führen. KLV Verlag, Schaffhausen.

LÖSUNGSSTRATEGIEN

Nehmen wir folgende Situation an: Eine Vorgesetzte stellt ihrem Mitarbeitenden die Frage: «Wie geht es Ihnen und woran arbeiten Sie gerade?» Der Mitarbeitende antwortet: «Peter hat mir soeben das neue IT-Programm vorgestellt. Ich konnte nur schwer folgen und habe die Hälfte nicht verstanden.» Darauf die Vorgesetzte: «Ja, das Programm ist für neue Mitarbeitende eine echte Herausforderung. Es braucht Zeit und Geduld. Doch warum haben Sie denn nicht nachgefragt, wenn Sie etwas nicht sogleich verstanden haben?»

Ja, wie geht es diesem Mitarbeiter wohl, wenn er diese Antwort von der Vorgesetzten hört? Wahrscheinlich hat er gemischte Gefühle und hätte es sich anders gewünscht. Einerseits erhält der Mitarbeitende Zustimmung, andererseits wird er mit einer Frage belehrt und darauf hingewiesen, dass er nicht nachgefragt habe – als ob er nicht selbst in der Lage wäre, auf diese Idee zu kommen.

Und genau hier liegt der Hund begraben! Mit der abschließenden Frage zeigt die Vorgesetzte nicht wirklich Interesse für die Situation und Sichtweise des Mitarbeitenden, sondern sie stellt sich über ihn, sagt ihm, was er hätte tun können, und treibt ihn damit in die Defensive oder lässt das Gespräch in Schweigen ersticken.

Dabei wäre insbesondere im Mitarbeitendengespräch Verständnis gefragt, was so viel heißt wie Nachfragen oder in eigenen Worten wiederholen, was Sie als Führungsperson verstanden haben. Etwa: «Was meinen Sie genau mit ‹Sie konnten schwer folgen und haben die Hälfte nicht verstanden›? Was hätten Sie vielmehr gebraucht?»

Um sich nicht nur auf den Inhalt des Gesagten zu konzentrieren, ist es auch wichtig, «mit den Augen zu hören» beziehungsweise die körpersprachlichen Nuancen wahrzunehmen, indem Sie sich in den Menschen einfühlen und seine Gefühle ansprechen. Etwa: «Ich sehe gerade, dass du tief atmest. Könnte es sein, dass dich diese Situation beunruhigt?» Mit dieser Art des Zuhörens zeigen Sie dem Mitarbeitenden, dass es Ihnen ums Verstehen und nicht bloß ums Antworten geht. Das Gespräch wird für beide Seiten an Qualität gewinnen.

ERKENNTNISSE FÜR MICH

ZUSATZMATERIAL

– Übung «Aktives Zuhören»

 

1.2 MEINE KINDER ERFÜLLEN MEINE BITTEN NICHT. WAS TUN?

Meine Kinder hören mir nicht zu. Bitte ich sie, den Tisch zu decken oder ihre Jacken an die Garderobe zu hängen, muss ich es x-mal sagen, bis ich irgendwann laut werde. Erst dann erfüllen sie meine Bitte. Das kostet mich unnötige Energie. Wie können wir hier wieder gegenseitigen Respekt aufbauen?

Welche Eltern kennen das nicht: Man bittet höflich um etwas, doch es wird nicht gehört. Man wiederholt das Gesagte ein- bis zweimal. Wieder wird die Aufforderung nicht erfüllt, sondern mit einem «Ja, gleich» oder «Nein, jetzt nicht» beantwortet. Als Erziehungsberechtigte bekommt man so zunehmend das Gefühl, gegen eine Wand zu reden und nicht ernst genommen zu werden.

Man verliert die Geduld, wird laut, schreit und droht vielleicht sogar mit «Wenn du jetzt nicht sofort …, dann …». Das Ergebnis solcher Eskalationen sind weinende oder trotzige Kinder sowie hilflose und frustrierte Eltern.

Fazit: Wenn Eltern immer wieder in die «Brüllfalle» tappen, glauben Kinder, dass mit Schreien alles erreicht werden kann, ganz nach dem Motto «Wer brüllt, gewinnt». Damit fördern wir aggressives Verhalten unserer Kinder.

Doch es geht auch anders.

KURZ UND KNAPP

– Kinder leben in ihrer eigenen Welt.

– Mit Körpersprache können wir Kontakt herstellen.

– Eine Bitte sollte freundlich und bestimmt geäußert werden.

WEB

– Brüning, Wilfried (2022): Wege aus der Brüllfalle. Wenn Eltern sich durchsetzen müssen. Film.

LÖSUNGSSTRATEGIEN

Wilfried Brüning gibt zu diesem Thema in Wege aus der Brüllfalle (2022) Hinweise, wie es auch geht:

–Schaffen Sie NäheWorte allein überzeugen unsere Kinder nicht, insbesondere, wenn sie aus der Ferne gerufen werden. Worte sind zu schwach. Kinder sind gemäß Brüning Hüllenwesen, die mit all ihren Sinnen experimentieren wollen. Sie sind in ihrer Welt, umgeben von einer Art Schutzmantel, der sie abschirmt. Für Erziehungsberechtigte sind sie dann schwer zu erreichen. Auf Zuruf reagieren sie selten sofort.Besser ist es, die Arbeit zu unterbrechen und persönliche Nähe zu schaffen. Erst durch Körpersprache erreichen Sie ein Kind, erst dann spürt es, dass wir unsere Aufforderung ernst meinen. Suchen Sie den Blickkontakt. Schauen Sie das Kind offen und freundlich an, denn ein drohender und bohrender Blick macht Kinder ängstlich oder aggressiv.

–Drücken Sie sich kurz, klar und deutlich ausDamit die Kinder Ihre Ernsthaftigkeit spüren, sprechen Sie Ihre Forderung am besten kurz und bestimmt aus. Zu langes Reden verwässert Ihre Bitte und Ihre Wirkung als elterliche Autorität. Und je mehr Sie sprechen, desto weniger werden Sie vom Kind gehört. Es schaltet ab.

–Bleiben Sie ruhigBringen Sie Ihr Anliegen laut und hektisch vor, besteht die Gefahr, dass Sie Ihr Kind einschüchtern und es erstarrt und sich von Ihnen entfernt. Deshalb sollten Sie gekonnt schweigen, sobald Sie Ihre Aufforderung ausgesprochen haben, damit der Druck steigt, Ihr Anliegen zu erfüllen.

Sich als Erziehungsberechtigte oder Erziehungsberechtigter durchzusetzen, erfordert Kraft. Gut ist, wenn wir uns immer wieder vergegenwärtigen, dass unsere Kinder uns nicht ärgern wollen, sondern den Körperkontakt benötigen, um unsere Anliegen zu erfüllen. Nur so lassen sich nervenaufreibende Momente, kräfteraubendes Brüllen oder überflüssige Drohungen vermeiden. Der Erfolg liegt bei Ihnen.

ERKENNTNISSE FÜR MICH

 

 

 

 

 

 

 

 

1.3 WIE BLEIBE ICH MIT MEINER PARTNERIN IM GESPRÄCH?

Oft sieht man Paare in Restaurants, die sich scheinbar nichts mehr zu sagen haben. Die Vorstellung, dass meiner Partnerin und mir das auch mal passieren könnte, macht mir zu schaffen. Wie ist dieses Schweigen in einer Beziehung zu deuten und vor allem auch zu durchbrechen?

Schweigen in einer Beziehung kann laut und leise sein. Leise, wenn es angenehme Momente der Ruhe und der Stille sind, die harmonisch und entspannend wirken. Ein Paar genießt gemeinsam sowohl schweigende als auch « sprechende» Augenblicke.

Nimmt hingegen die stille Kommunikation in einer Beziehung zu viel Raum ein, kann das Schweigen «laut» werden. Nach Jahren des Zusammenseins herrscht in vielen Beziehungen das große Schweigen. Man hat sich nichts mehr zu sagen. Man hat sich emotional entfremdet und spricht nicht mehr dieselbe «Sprache».

Die tägliche Routine kann nach und nach den Austausch über Gefühle, Veränderungen, Einstellungen ersticken. Es wird nur noch über das Nötigste gesprochen, wie etwa die Alltagsorganisation. Jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach und lässt den Partner oder die Partnerin nicht mehr daran teilhaben, macht alles mit sich selbst aus, zieht sich zurück und verstummt.

Schnell entwickelt sich so eine Spirale der Wortlosigkeit. Eine Stille, die keine Wege öffnet, sondern eine, die im Weg steht. Hinzu kommt: Wir meinen den Partner genau zu kennen und deuten in sein Schweigen oft unsere Gedanken hinein. Oft sind jedoch unsere Deutungen nicht richtig. Unausgesprochene Worte sind Gedanken, die still und leise sind, aber in uns laut wirken können. Das ist Gift für eine Beziehung.

Doch wie lässt sich die vielsagende Wortlosigkeit in einer Beziehung durchbrechen?

Indem wir uns unserer Verhaltensmuster bewusst werden und miteinander kommunizieren!

KURZ UND KNAPP

– Schweigen in einer Beziehung muss nicht per se negativ sein.

– Wird das Schweigen jedoch zu laut, ist es Zeit, sich emotional wieder näherzukommen.

– Suchen Sie bewusst gemeinsame Zeiten für gute Gespräche, denn eine Beziehung muss gepflegt werden.

BUCHTIPP:

– Bodenmann, Guy / Fux, Caroline (2015): Was Paare stark macht. Das Geheimnis glücklicher Paare. Beobachter Verlag, Zürich.

WEB

– Beziehungskosmos. Podcast.

LÖSUNGSSTRATEGIEN

Üben Sie sich im expressiven Schreiben

Schreiben Sie sich alles von der Seele. Was wünschen Sie sich? Was fehlt Ihnen? Dies befreit und lässt Sie mögliche Handlungsstrategien entwickeln.

Reflektieren Sie Ihre Beziehung im Guten

An welche schönen Erlebnisse können Sie sich erinnern? Was gefällt Ihnen an der Partnerschaft? Schärfen Sie Ihren Blick für das Gute. Teilen Sie dies Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin hin und wieder mit. Komplimente erfreuen und laden ein, erwidert zu werden.

Planen Sie gemeinsame Zeiten für Gespräche ein

Versuchen Sie bewusst, gemeinsame Zeiten für Gespräche einzuplanen – ohne jegliche Ablenkungen wie beispielsweise das Smartphone.

Reden statt denken. Durchbrechen Sie die Mauer des Schweigens.

Oft denken wir zu viel und reden zu wenig. Durchbrechen Sie die Mauer des Schweigens. Etwa so: «Ich weiß nicht wirklich, was los ist. Ich habe das Gefühl, wir haben seit Wochen nicht mehr miteinander gesprochen. Hättest du heute Abend Zeit zu reden?»

Oder: «Wir haben in letzter Zeit nicht besonders viel miteinander geredet. Ich vermisse dich.»

Oder: «Können wir miteinander reden? Ich weiß, ich habe mich in letzter Zeit etwas distanziert. Ich weiß nicht genau, wie ich es erklären soll. Hättest du jetzt Zeit, um darüber zu reden?»

Das Motto lautet: Im Austausch bleiben! Denn manchmal ist Schweigen Silber und Reden Gold.

Eine Beziehung ist vergleichbar mit einer Zimmerpflanze: Pflegst du sie, so wächst sie. Vernachlässigst du sie, dann trocknet sie aus.

ERKENNTNISSE FÜR MICH

1.4 BEWERBUNGSGESPRÄCH: WIE GEHE ICH MIT HEIKLEN FRAGEN UM?

Mir steht ein Vorstellungsgespräch bevor. Wie gehe ich mit heiklen Fragen um, etwa betreffend Gesundheit, Familienplanung oder den Grund, wieso ich den letzten Job verlassen habe? Sollte man solche Fragen beantworten? Darf man auch Dinge verschweigen? Worauf soll ich besonders achten?

Mit der Einladung zum Vorstellungsgespräch gilt es, den potenziellen Arbeitgeber oder die potenzielle Arbeitgeberin zu überzeugen. Neben dem Gesamteindruck und Ihrer Qualifikation sind Ihre Antworten auf Fragen entscheidend.

Dabei will der oder die Personalverantwortliche so viel wie möglich über Sie erfahren. Fragen nach der Ausbildung, dem Werdegang, Ihren Zielen oder Weiterbildungsplänen, ebenfalls Fragen zu Ihrer Persönlichkeit sowie Ihren Stärken und Schwächen werden gestellt.

Auch Erkundigungen zu den Gründen des Stellenwechsels und zu Besonderheiten im Lebenslauf – etwa eine lange Studienzeit, häufiger Jobwechsel oder Beschäftigungslücken – müssen Sie sich gefallen lassen. Grundsätzlich sollten Sie diese Fragen vollständig beantworten.

Um Sie aus der Reserve zu locken, werden auch gerne heikle oder gar unzulässige Fragen gestellt. Es geht hier nicht in erster Linie um den Inhalt Ihrer Antwort, sondern vielmehr um Ihre Stresskompetenz. Die Art und Weise, wie Sie darauf reagieren, gibt Aufschluss über Ihre Persönlichkeit und ermöglicht Rückschlüsse auf Ihr zukünftiges Verhalten sowie Ihre zukünftige Leistung im beruflichen Bereich.

Im Folgenden finden Sie Hinweise, was überhaupt als heikle Frage gilt, und Tipps für den Umgang damit.

KURZ UND KNAPP

– Bei heiklen Fragen geht es weniger um den Inhalt Ihrer Antwort als um Ihre Art, darauf zu reagieren.

– Grundsätzlich empfiehlt es sich, die Wahrheit zu sagen, außer eine Frage ist privat und steht nicht im Zusammenhang mit der Stelle.

– Überschreiten heikle Fragen die Grenzen, gilt das Wahrheitspostulat nicht. Mehr noch: Überlegen Sie sich, ob es wirklich der richtige Arbeitgeber für Sie wäre.

WEB

– Epprecht, Michèle (2018): Heikle Fragen.

– Steger, Mathias (2022): Heikle Fragen im Bewerbungsgespräch.

– Career Academy (o. J.): Heikle Fragen im Bewerbungsgespräch meistern.

LÖSUNGSSTRATEGIEN

Heikle Fragen

Heikle Fragen sind etwa «Welche Rolle spielt Geld für Sie?» oder «Arbeiten Sie lieber im Team oder allein?». Nehmen Sie sich bei solchen Fragen ruhig ein paar Sekunden zum Nachdenken, und starten Sie mit einer unverbindlichen Antwort wie «Es kommt darauf an …».

Fragen zur Privatsphäre

Fragen, die Ihre Privatsphäre betreffen und in keinem Zusammenhang mit der Stelle stehen, sind unzulässig. So ist etwa die Frage zu Ihrem allgemeinen Gesundheitszustand prinzipiell nicht erlaubt. Bestehen jedoch gesundheitliche Probleme oder Krankheiten, die sich auf die Arbeit auswirken, wird empfohlen, dies offenzulegen.

Auch hinsichtlich der Frage zur Familienplanung sollten Sie eine Antwort bereithalten, die sehr generell sein kann, etwa: «Damit habe ich mich noch nicht beschäftigt. In den nächsten Jahren möchte ich mich auf den Job konzentrieren.» Sind Sie bereits schwanger und ist im betreffenden Job körperliche Fitness wichtig, sollten Sie es nicht verschweigen.

Überschreitet ein potenzieller Arbeitgeber oder eine potenzielle Arbeitgeberin mit den Fragestellungen die Grenzen, sind Sie nicht verpflichtet, wahrheitsgetreu zu antworten. Mehr noch: Überlegen Sie sich, ob Sie hier wirklich arbeiten wollen. Gut ist, wenn Sie sich im Vorfeld Gedanken machen, mit welchen Fragen zu rechnen ist. Wichtig ist aber auch, dass Sie keine Antworten auswendig lernen.

Zu guter Letzt – auch Sie dürfen Fragen stellen wie zum Beispiel «Wie wird mein Arbeitstag aussehen?» oder «Wie werde ich eingearbeitet?» Sie zeigen damit, dass Sie das Gespräch nicht nur als unverbindliches Kennenlernen ansehen, sondern als Einstieg in eine neue Aufgabe.

ERKENNTNISSE FÜR MICH

 

 

 

1.5 WARUM SPRICHT MAN MIT MIR WIE MIT EINEM UNMÜNDIGEN?

Ich bin 60 geworden. Bei einem Spitalaufenthalt fiel mir auf, dass ich gerade von jüngeren Leuten auf eine entmündigende Art angeredet wurde. In einem Tonfall, als wäre ich ein Kind, hieß es etwa: «Wie geht es uns heute?» Oder mir wurde gesagt «Sie dürfen den Arm hier hinlegen», obwohl es hier ja eigentlich um eine Anweisung geht. Warum machen sie das?

Unsere Sprache ist fester Bestandteil des Alltags. Redewendungen wie «Sie dürfen jetzt …» oder «Darf ich …» werden von den meisten Menschen, unabhängig vom Alter, nicht auf ihre tatsächliche Bedeutung reflektiert und noch seltener auf ihre Wirkung hinterfragt. Wir merken meistens nicht, was genau wir sagen. Vielmehr passen wir uns unbewusst dem privaten und beruflichen Umfeld und den dort praktizierten Sprachgewohnheiten an.

Worte sind nicht an sich gut oder schlecht, falsch oder richtig. Sie haben aber eine Wirkung, die über den Inhalt hinausgeht. Wichtig ist, sich dessen bewusst zu sein, gerade in einem Tätigkeitsfeld, in dem wir direkt mit Menschen zu tun haben. Empfänger und Empfängerinnen nehmen Botschaften manchmal mit erhöhter Sensibilität wahr und bringen sie in Zusammenhang mit ihrer Situation, die unter Umständen nicht leicht ist.

KURZ UND KNAPP

– Die Wirkung von Formulierungen ist uns oft nicht bewusst.

– Es gibt Personen, die eine Anweisung übertrieben höflich erteilen. Dadurch geht die Augenhöhe mit dem Gesprächspartner / der Gesprächspartnerin verloren, diese können sich quasi entmündigt fühlen.

– Viel besser sind klare Anweisungen, allenfalls gekoppelt mit «Bitte» oder «Danke».

BUCHTIPPS

– Scheurl-Defersdorf, Mechthild R. / Stockert, Theodor (2022): Sprache und Wirkung. Das Praxisbuch für erfolgreiche Kommunikation. Lingva Eterna Verlag, Erlangen.

– Scheurl-Defersdorf, Mechthild R. (2023): Die Kraft der Sprache – 40 Karten für Pädagogen. Lingva Eterna, Erlangen.

– Schaffer-Suchomel, Joachim / Krebs, Klaus (2020): Du bist, was du sagst. Was unsere Sprache über unsere Lebenseinstellung verrät. MVG Verlag, München.

LÖSUNGSSTRATEGIEN

«Höflichkeitswort» nicht als versteckte autoritäre Aufforderung missbrauchen