Wiedergeburt und frühere Leben - Jan Erik Sigdell - E-Book

Wiedergeburt und frühere Leben E-Book

Jan Erik Sigdell

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Beschreibung

"Wie sollen wir lernen, wenn wir in einem neuen Leben nichts von den früheren wissen?" Jan Erik Sigdell Was Sie schon immer über Reinkarnation wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten ... Reinkarnation bedeutet, dass sich die Seele irgendwann nach dem Tod neu verkörpert, indem sie sich mit einem in einem Mutterleib heranwachsenden Embryo verbindet und dann in ein neues körperliches Leben geboren wird. Viele Menschen haben in der Kindheit oder später spontane Erinnerungen an solche Erfahrungen - moderne Therapieformen sind in der Lage, sie an die Oberfläche zu bringen, wo sie heilend wirken können. Beides sind Belege für die Wahrheit der Vorstellung von Wiedergeburt, die so alt ist wie die Menschheitsgeschichte. Kann auch ich mich an frühere Leben erinnern? Gibt es Beweise dafür? Ist eine Rückführung gefährlich? Diese und mehr als hundert andere zentrale Fragen zu Reinkarnation und Karma beantwortet der Autor kompetent mit der Erfahrung aus Tausenden erfolgreicher Rückführungen. Sein Buch ist ein Plädoyer für eine revolutionäre Sicht des menschlichen Potenzials und eine konstruktive Auseinandersetzung mit skeptischen Einwänden. Ein Grundlagenwerk in überarbeiteter Neuausgabe, ergänzt um den Vortrag "Der Tod und die Seele". Dr. Jan Erik Sigdell, geboren 1938 in Göteborg, ist promovierter Medizintechniker und ein international anerkannter Experte für Rückführungstherapie. Seit den Siebzigerjahren hat er zahllose Rückführungen durchgeführt und neue Methoden der Rückführungstherapie entwickelt. 2006 wurde er als bisher einziger Alternativmediziner für seine Verdienste mit dem Schweizer Preis ausgezeichnet.

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Jan Erik Sigdell

Wiedergeburtund frühereLeben

Herausforderung

Reinkarnation

Brandheiße Infos finden Sie regelmäßig auf:www.facebook.com/AMRAVerlag

Mehr über Veranstaltungen des Autors:www.christliche-reinkarnation.com

Besuchen Sie uns im Internet:www.AmraVerlag.de

Copyright © 2015 by Dr. Jan Erik Sigdell

Eine Originalausgabe im AMRA VerlagHotline: + 49 (0) 61 81 – 18 93 92Email: [email protected]

Herausgeber & Lektor

Michael Nagula

Einbandgestaltung

FranklDesign

Layout & Satz

Birgit Letsch

Druck

Finidr, s.r.o.

Vollständig neu bearbeitete Ausgabe des gleichnamigen Buchs, das 2008 mit dem Untertitel Was Sie schon immer über Reinkarnation wissen wollten im Wilhelm Heyne Verlag, München, erschien.

ISBN Printausgabe 978-3-95447-175-1ISBN eBook 978-3-95447-176-8

Alle Rechte der Verbreitung vorbehalten, auch durch Funk, Fernsehen und sonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie des auszugsweisen Nachdrucks.

Inhalt

Vorwort

Kapitel 1 Allgemeine Fragen

1. Gibt es Reinkarnation wirklich?

2. Welchen Sinn könnte Reinkarnation haben?

Wie sollen wir lernen, wenn wir in einer neuen Inkarnation nichts von den früheren wissen? | Dann könnte man sich ja mit seiner Entwicklung Zeit lassen

3. Welchen Sinn hätte ein Weiterleben nach dem Tod ohne Reinkarnation?

Ist es gerecht, dass ein einziges verfehltes Leben unter Umständen in die ewige Verdammnis führt? | Und wo ist die Hölle?

4. Ist die Reinkarnationslehre nicht eher atheistisch?

5. Kann man Reinkarnation beweisen?

Will man überhaupt Beweise haben?

6. Kann man beweisen, dass es Reinkarnation nicht gibt?

7. Gibt es zumindest Indizien für Reinkarnation?

8. Gibt es Indizien, die gegen Reinkarnation sprechen?

9. Warum erinnert man sich dann nicht?

10. Welche Theorien wurden aufgestellt, um Rückführungserlebnisse anders zu erklären?

11. Was ist von solchen Erinnerungen zu halten?

12. Hat es einen Sinn, sich an frühere Existenzen zu erinnern?

13. Wäre es falsch, sich erinnern zu wollen?

14. Kommt es nicht sehr oft vor, dass sich Menschen in Rückführungen als Berühmtheiten wie Kleopatra oder Napoleon erleben?

15. Gibt es wirklich überzeugende Rückführungserlebnisse?

Der Fall Antonia von Linda Tarazi | Robert Snow als Maler Carroll Beckwith | Der U-Boot-Mann | Das wiedergeborene Mordopfer | Vier Fälle von Peter Ramster | Statistik und ein Fall von Helen Wambach

16. Gibt es auch Fälle, die widerlegt wurden?

Manche Lügen leben lange …

17. Der Fall Jane Evans wurde aber wirklich widerlegt – nicht wahr?

18. Und wie sieht es mit Ihren eigenen Fällen aus?

19. Gibt es Kinder, die sich spontan an ihre Vorleben erinnern?

Ian Stevenson, Galileo der Reinkarnation

20. Klärung der Begriffe Besessenheit, Umsessenheit und Walk-in

21. Neue bemerkenswerte Fälle von Erinnerungen eines Kindes

Referenzen

Kapitel 2 Karma, freier Wille und das Problem des Leids

1. Was ist Karma?

2. Ist Karma eine Bestrafung?

3. Wie kann es gerecht und sinnvoll sein, für etwas leiden zu müssen, wovon man gar nichts mehr weiß?

4. Kann man einem Menschen Karma abnehmen?

5. Greift man in das Karma eines Menschen ein, wenn man ihm hilft?

6. Wie steht es mit unserem freien Willen?

7. Gibt es demnach kein Leid ohne Grund?

8. Welche Erklärungen gibt es für das Problem des Leids auf der Welt?

Hypothese 1. Gott ist nicht nur gut, sondern hat auch eine böse Seite | Hypothese 2. Gott ist nicht allmächtig und nicht allwissend | Hypothese 3. Leid ist Illusion | Gibt es wirklich einen Gott? | Hypothese 4a. Leid erzieht und veredelt | Hypothese 4b. In einem zukünftigen, wunderbaren Zeitalter wird alles wieder gut | Hypothese 4c. Der freie Wille erfordert die Möglichkeit, auch Böses zu tun | Erweiterung der Theodizee des freien Willens

9. Müssten die Zustände auf der Welt nicht eigentlich immer besser werden?

10. Warum lässt Gott das alles zu?

11. Warum lässt der Mensch das zu?

12. Gibt es auch ein Gruppen- und Völkerkarma?

13. Wie passt die Lehre von der Reinkarnation mit dem Bevölkerungswachstum zusammen?

14. Ist Karma für alles verantwortlich?

15. War auch ich einmal ein Täter?

16. War ich vielleicht ein großer Wohltäter oder eine berühmte Person?

17. Wie hat alles angefangen?

18. Wie hört es auf?

19. Gilt das Gesetz des Karmas für alle?

20. Hilft Versöhnung, Karma zu überwinden?

Versöhnung mit destruktiven Eltern und früheren Partnern

21. Was sagt die Bibel zu Karma?

Als der Lehre vom Karma widersprechend wollte man folgende Stellen sehen | Referenzen

Kapitel 3 Theologische Fragen

1. Welche Religionen lehren die Reinkarnation?

2. Warum lehnt das kirchliche Christentum die Reinkarnationslehre ab?

3. Stammt die Reinkarnationslehre nicht aus Indien?

4. Kann die Reinkarnationslehre das Problem des Leidens in der Welt lösen?

5. Wie passt die Reinkarnationslehre mit Gottes Liebe und Gnade zusammen?

6. Und wie passt die Reinkarnationslehre zur Liebe und Gnade der Menschen?

7. Was ist zu den oft vorgebrachten Einwänden gegen Reinkarnation zu sagen?

Reinkarnation bedeutet eine Verlängerung der Mühsal | Reinkarnation steht im Widerspruch zur Auferstehung | Reinkarnation ist für Christen in Hinblick auf das »nahe Ende« uninteressant | Jesus ist für uns gestorben und hat damit bereits alles schlechte Karma vergeben | Dieses Leben bietet genug Gelegenheiten, sich zu entwickeln, so dass es keiner Reinkarnation bedarf | Es geht nicht um einen Prozess, sondern um eine Entscheidung

8. Woher kommt die Vorstellung von Reinkarnation?

9. Gibt es auch in kirchlichen Kreisen Befürworter der Reinkarnation?

10. Welche Bibeltexte können auch anders übersetzt oder verstanden werden?

Das Nikodemusgespräch | War Johannes der Täufer Elias? | Hatte Johannes der Täufer ein Karma? | Der Blindgeborene – eine Reinkarnation? | Weitere Bibelstellen

11. Steht nicht im Hebräerbrief, dass der Mensch nur einmal stirbt?

12. Wer waren die gnostischen Christen?

Rehabilitation der Katharer

13. Wie ging die Glaubensentwicklung weiter?

Kaiser Konstantin

14. Was lehrten die Gnostiker über Reinkarnation?

15. Lehrten die Katharer auch die Reinkarnation?

16. Wie verhielt sich Origenes zur Reinkarnation?

Der gelehrte Origenes | Neue Funde entlarven manipulierte Übersetzungen | Hat Origenes die Reinkarnation gelehrt? | Was kommt nach dem Tod?

17. Wurde der Reinkarnationsglaube beim Konzil in Konstantinopel nicht verboten?

Was wirklich geschah | Der Papst wollte nicht | Der erste Bannfluch gegen Origenes

18. Wie passt nun all das mit hervorgerufenen Rückerinnerungen zusammen?

19. Wo hat hier die von Jesus gelehrte Liebe ihren Platz?

20. Gibt es einen verborgenen Zusammenhang zwischen der Lehre vom Fegfeuer und der Reinkarnationslehre?

21. Was sagt die Bibel zur Vorexistenz der Seele?

Zur Vorexistenz der menschlichen Seele | Aus apokryphen Schriften | Ein angeblicher Einwand gegen die Vorexistenz

22. Sind Körper und Seele also doch trennbar?

Kirchliche Umdeutung des Aristoteles

23. Was sagt die Bibel zur Trennbarkeit von Körper und Seele?

Der Lehre von der Untrennbarkeit von Körper und Seele wird in der Bibel widersprochen | Angebliche biblische Argumente für die Lehre der Untrennbarkeit von Körper und Seele

24. Was sagt die Bibel sonst noch zur Reinkarnation?

Referenzen

Kapitel 4 Wissenschaftliche Fragen

1. Kann es körperlose und für uns unsichtbare Seelen geben?

2. Wo wäre dann diese Seele zwischen den Inkarnationen?

3. Könnte sich die Seele dort erinnern und handeln?

4. Kann die Seele aus dem Körper austreten, ohne dass dieser stirbt?

5. Was ist von außerkörperlichen Erlebnissen zu halten?

6. Warum werden Reinkarnationserlebnisse der Parapsychologie zugeordnet?

7. Es scheint schwer, bei Rückerinnerungserlebnissen an verifizierbare Daten zu kommen. Warum?

Berechnungen, Schätzungen und rationale Ergänzungen

8. Wie objektiv sind die Auswertungen von Reinkarnationserlebnissen?

9. Es wird von »Pannen« in Rückerlebnissen berichtet. Was beweisen sie?

Ein »Gegenbeweis« von Richard Wiseman

10. Wie können Hypothesen denn objektiv und seriös geprüft werden?

Der Fall Matthew von Jonathan Venn | Der Fall von Lincolns Mörder

11. Können nicht »Erinnerungen an frühere Existenzen« einfach genetisch übertragen, also sozusagen geerbt sein?

Kommentare zum Fragebogentest von Harald Wiesendanger

12. Es soll bewiesen worden sein, dass Rückführungserlebnisse auf vergessene Erinnerungen aus dem heutigen Leben (Kryptomnesie) zurückgehen. Stimmt das?

Zoliks »Basis-Fall« | Ein weiterer Fall von Zolik | Wichtige Frage ausgelassen! | Ein Fall in Finnland

13. Also gibt es gar keine Kryptomnesie?

Eine Bemerkung zur Kryptomnesie

14. Gibt es noch andere Erklärungen?

15. Eine philosophische Untersuchung der Reinkarnationsvorstellung

16. Die »kritische Untersuchung« von Paul Edwards

17. Zirkelschlüsse in der Reinkarnationsfrage

Die »wissenschaftliche« Haltung

18. Die Kritik des Psychiaters Michael Schröter-Kunhardt

19. Skepsis gegen Skeptizismus

Kann Skeptizismus pathologisch werden?

20. Ein Skeptiker wird zum Gläubigen

Referenzen

Kapitel 5 Sonst noch Fragen?

1. Wie hat das Inkarnieren angefangen?

2. Hat das Inkarnieren irgendwann ein Ende?

3. Wie viele Inkarnationen muss man durchlaufen?

4. Ist das Inkarnieren überhaupt wünschenswert?

5. Wie kommt die Seele in einen neuen Körper?

6. Hat die Seele dieses Leben gewählt oder musste sie einfach hierher?

7. Könnte man auch als Tier wiedergeboren werden?

8. Haben Tiere ebenfalls eine Seele?

9. Wechselt man mit der Inkarnation auch das Geschlecht?

10. Wie verlässt die Seele den Körper?

11. Und wenn es Reinkarnation nicht gibt …?

12. Wie kann man Erinnerungen aus der Vergangenheit wachrufen?

13. Handelt es sich bei dem, was während einer Rückführung hochkommt, immer um Erinnerungen aus der Vergangenheit?

14. Ist es sinnvoll, ein Rückführungserlebnis aus reiner Neugier anzustreben?

15. Was kann man mit einer Rückführungstherapie erreichen?

16. Löst man dann Karma auf?

17. Kann es auch gefährlich sein, sich zu erinnern?

18. Worauf muss man bei einer Rückführungstherapie achten?

19. Wie findet man einen Rückführenden, zu dem man Vertrauen haben kann?

Referenzen

Anhang

Der Tod und die Seele

Ein Märchen vom freien Willen

Der Glaube an Reinkarnation und Karma in Indien

Keine Seele und kein Gott im Buddhismus?

Der Reinkarnationsgedanke bei den Griechen und Römern

Die Seelenwanderung bei den Kelten und alten Nordeuropäern

Die Kelten | Nordeuropäisches Altertum | Kalevala – das finnische Volksepos

Der Reinkarnationsglaube im Judentum

Die Erschaffung der Seelen | Das Buch Bahir | Rabbi Chaim Vital

Reinkarnation im Koran?

Beispiele für den Reinkarnationsglauben der nord- und südamerikanischen Völker

Die Inka | Die Mayas | Die Azteken | Die Hopi

Der Reinkarnationsglaube der australischen Aborigines

Missbrauch der Reinkarnationslehre

Politisch-sozialer Missbrauch in Indien | Missbrauch in Zusammenhang mit Abtreibung | Besser nicht helfen, um nicht in das Karma einzugreifen | Wenn nicht in diesem Leben, dann im nächsten … | Scientology | Missbrauch der Reinkarnationslehre im Nationalsozialismus | Die Reinkarnationslehre und der Holocaust | Referenzen

Zu den Internetadressen im Buch

Bei Erscheinen der vorliegenden Ausgabe werden die Internetlinks in einigen Fällen schon nicht mehr gültig sein. Ich belasse sie jedoch aus folgenden Gründen:

1.Sie zeigen, dass ein Beleg existiert, wenn auch inzwischen »umgezogen«.

2.Der Leser kann in manchen Fällen, die ihn besonders interessieren, mit den bestehenden Angaben suchen und oft einen neuen und gültigen Link finden.

3.Der Aufwand, die Links thematisch zu aktualisieren und einen Ersatz zu finden, ändert nicht die grundsätzliche Situation: Sie werden sich erneut ändern.

Jan Erik Sigdell

Vorwort

»Des Menschen Seele / gleicht dem Wasser: / Vom Himmel kommt es, / zum Himmel steigt es, / und wieder nieder / zur Erde muss es, / ewig wechselnd«, schrieb Johann Wolfgang von Goethe in seinem Gedicht »Gesang der Geister über den Wassern«. [1] Wie so viele andere deutsche Denker gab er mehr als einmal seinem Glauben an die Wiedergeburt der Seele Ausdruck.

Reinkarnation (wörtlich: »Wiedereinfleischung«; deutsch: Seelenwanderung, Wiederverkörperung oder Wiedergeburt) bedeutet, dass sich die Seele irgendwann nach dem Tod neu verkörpert, indem sie sich mit einem in einem Mutterleib heranwachsenden Embryo verbindet und dann in ein neues körperliches Leben geboren wird.

Es gibt noch einige andere Begriffe, die mehr oder weniger das Gleiche bedeuten: Metempsychose, Metemsomatose, Transmigration, Reinkorporation und Palingenese. Die drei ersten bedeuten, dass sich die Seele zwischen Körpern bewegt, also vom einen Körper zum anderen. Reinkorporation heißt Wiedereinkörperung und Palingenese Wiedergeburt. Das letzte Wort (griechisch palingenesia) war bei den alten Griechen als Bezeichnung für die Reinkarnation gebräuchlich und kommt auch an zwei Stellen im Neuen Testament vor: »Ihr, die ihr mir seid nachgefolgt, werdet in der Wiedergeburt, da des Menschen Sohn wird sitzen auf dem Stuhl seiner Herrlichkeit, auch sitzen auf zwölf Stühlen und richten die zwölf Geschlechter Israels« (Matth. 19,28) und »… nicht um der Werke willen der Gerechtigkeit, die wir getan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit machte er uns selig durch das Bad der Wiedergeburt und die Erneuerung im Heiligen Geiste« (Titus 3,5). In den offiziellen Auslegungen der Bibel wird in diesem Zusammenhang allerdings nicht von Reinkarnation gesprochen, sondern von der Neugeburt des Menschen bei der Auferstehung. Wiedergeburt als kirchlich-dogmatischer Begriff wird nämlich hier als das einmalige Ereignis der Auferstehung verstanden, bei der die Seele ihren ehemaligen Körper wiederbekommt oder vielmehr einen »pneumatischen« Körper, also eigentlich einen Seelenkörper, statt des »grobstofflichen« physischen Körpers von früher. So jedenfalls beschreibt es Paulus.

Doch kehren wir zurück zu der Auffassung von Reinkarnation, die Goethe in seinem Gedicht vertritt. Solche Gedanken muss dieser großartige Vertreter deutscher Geistesgeschichte nicht unbedingt aus dem Osten haben, denn sie sind keineswegs so »unchristlich«, wie es manchem Leser vielleicht vorkommen mag. Die gnostischen Christen hatten nämlich eine andere Meinung über die Entstehung des Menschen, als sie heute von der Kirche vertreten wird. Ihrer Lehre zufolge entsteht die Seele nicht erst bei der Zeugung, sondern existierte schon lange vorher. Demnach sind wir alle »alte Seelen«, die vom Anfang der Schöpfung her bereits da waren. Wir werden immer neu wiederverkörpert, aber nicht ewig, auch wenn die Erinnerung an das, was vorher war, verblasst ist. Aber verblasst diese Erinnerung wirklich so sehr, dass wir überhaupt keinen Zugriff mehr darauf haben?

Ich bin seit 1980 als Rückführungstherapeut tätig und durfte seitdem viele Erinnerungen an frühere Leben mit meinen Klienten teilen. Menschen, die Rückführungen und das, was dabei geschieht, nur vom Hörensagen kennen, lehnen solche Erinnerungen häufig als Einbildung oder gar Unfug ab. Doch das ist nicht so einfach möglich, weil sich eben diese Erinnerungen durch eine höchst überzeugende Reproduzierbarkeit auszeichnen. Und Reproduzierbarkeit ist eines der wichtigsten wissenschaftlichen Kriterien, wenn es darum geht, etwas für wahrscheinlich zutreffend oder zumindest für möglich zu halten.

Ich nehme an, Sie haben dieses Buch aufgeschlagen, weil Sie Reinkarnation zumindest für möglich halten. Das ist eine gute Ausgangsbasis für die Reise, auf die wir uns nun begeben – eine Reise, auf der viele Fragen gestellt und viele Antworten gegeben werden. Einige dieser Fragen mögen auch Ihre sein, und ich hoffe sehr, dass einige meiner Antworten Sie ein Stück weiterbringen auf Ihrer ganz persönlichen Reise.

Jan Erik Sigdell

Referenz

1. U.a. http://www.literaturwelt.com/werke/goethe/gesanggeister.html. Vgl. Verena Decker: Goethe – Analyse seines Gedichts ›Gesang der Geister über den Wassern‹, Grin Verlag für akademische Texte, München 2003.

1

Allgemeine Fragen

1. Gibt es Reinkarnation wirklich?

Bevor ich diese Frage beantworten kann, muss ich zunächst eine weitere stellen, und zwar: Gibt es eine Seele im Sinne eines bewussten Ichs, das nach dem Tod des Körpers weiterlebt? Diese Frage würden fast sämtliche Religionen mit Ja beantworten. (Der Buddhismus spricht zwar von einer Übertragung des Bewusstseins, aber auch das ist eine Form des Weiterexistierens nach dem Tod.) Würde man nach dem Tod nämlich nicht weiterexistieren, wäre jede Religion überflüssig. Würde unser Ich mit dem Tod einfach ausgelöscht, wäre es sogar uninteressant, ob es einen Gott gibt oder nicht. Wir gehen also davon aus, dass es eine Seele gibt, denn wenn es anders wäre, würde sich dieses Buch schon jetzt erledigen.

Mit der nächsten Frage – was geschieht nach dem Tod mit der Seele? – habe ich mich in einem anderen Buch [1] ausführlich auseinandergesetzt. Die Antworten, welche die Religionen der Welt darauf geben, lassen sich in zwei Gruppen einteilen:

Die Seele (buddhistisch: das Bewusstsein) wird später wieder verkörpert (reinkarniert), um in einem neuen Erdenleben neue Erfahrungen zu machen.

Die Seele existiert ohne neue Verkörperung weiter. Mehreren Religionen zufolge gehen die Seelen nach dem Tod des Körpers entweder in eine paradiesische Welt oder in die Hölle ein. Manche Religionen meinen sogar, dass nur die guten Seelen weiterleben, während die bösen vernichtet werden.

Es gibt auch gemischte Antworten: Einige Seelen reinkarnieren, andere nicht. »Verlorene« Seelen werden vernichtet, nicht ganz so böse kommen in eine Art Hölle.

Diese Gruppen unterscheiden sich offenbar nur in der Anzahl der materiellen Verkörperungen: Die Seele ist entweder nur einmal (in diesem Leben) oder aber mehrmals verkörpert. Die Lehren von mehrmaligen Verkörperungen besagen jedoch meistens nicht, dass die Folge der Reinkarnationen nie endet. Vielmehr geht es nach einer endlichen Anzahl von Verkörperungen irgendwie anders weiter, und zwar ähnlich, wie es auch Lehren beschreiben, welche die Reinkarnation ablehnen. Am Ende ist der Unterschied nicht mehr so groß, und unterschiedliche Religionen fließen teilweise zusammen.

Religionen, welche die Reinkarnation ablehnen, halten die Seele in der Regel für nicht präexistent. Das heißt, die Seele hat nicht existiert, bevor sie in diesen Körper und dieses Leben gekommen ist, sondern wurde erst bei der Zeugung (oder spätestens bei der Geburt) erschaffen. Wenn eine Vorexistenz eingeräumt wird, geht man davon aus, dass die Seele darin nicht verkörpert war.

Die einzige mir bekannte Religionslehre, welche die Existenz einer Seele total ablehnt, ist die der Zeugen Jehovas. [2] Übrig bliebe hier nach dem Tode nur die Erinnerung an den Menschen in Gottes Gedächtnis, wobei er nach Art eines »Backups« von einem alten Computer (Körper) in einen neuen installiert werden würde. Demnach wäre der Mensch nach der Auferstehung nicht mehr als eine Kopie des ehemaligen Menschen …

Wie soll man mit diesen vielen Ansichten umgehen? Ist es möglich, sie auf einen Nenner zu bringen – oder zumindest die meisten davon? Wenn man Antworten auf diese Fragen in den Schriften sucht, die den verschiedenen Religionen zu Grunde liegen, bekommt man höchst unterschiedliche Informationen. Sogar unterschiedliche Versionen und vor allem Übersetzungen derselben Schriften – zum Beispiel der Bibel – unterscheiden sich in ihren Aussagen teilweise gravierend. Viele der alten christlichen Texte, die sogenannten Apokryphen, wurden überhaupt nicht in die Bibel aufgenommen, aber auch sie enthalten Antworten auf unsere Fragen.

Man weiß, dass die heute gültige Textausgabe des Korans aus fünf ursprünglich privaten Niederschriften erstellt wurde. Anschließend wurden die früheren Versionen vernichtet. [3] Da kann man sich natürlich fragen, nach welchen Kriterien ausgewählt wurde und was uns eventuell vorenthalten blieb. Ähnliches wird es auch in anderen Religionen geben. Wer weiß eigentlich, wie viele Schriften des Urchristentums verloren gegangen sind? Es gibt zahlreiche hinduistische und buddhistische Texte, die teilweise unterschiedliche Aussagen über das Leben nach dem Tod und die Reinkarnation machen. Außerdem ist, was geschrieben oder gesagt wurde, eine Sache und eine ganz andere, wie es gedeutet und verstanden wird. Dies gilt erst recht, wenn Glaubensfragen zum Politikum werden und bestimmte Institutionen uns eine bestimmte, für sie zweckdienliche Meinung aufoktroyieren wollen.

In solchen Fällen kann man sich zum Beispiel fragen, welche Antwort mehr Sinn macht und welche weniger. Oder man geht den Weg des Auswertens von Indizien und empirischen Fakten, auch wenn Letztere oft mehr oder weniger subjektiv sind. Doch selbst die Antworten, die aus den Schriften abgeleitet werden, sind häufig durchaus subjektiv. Der eine ist von einer Interpretation überzeugt, der andere von einer anderen. Was ist Glaube, was Wissen? Wer hat Recht? Dass etwas geschrieben steht, reicht nicht aus, denn darauf verweisen ja die meisten, die unterschiedliche Meinungen vertreten. Auch hier könnte uns die Frage nach dem Sinn weiterbringen.

2. Welchen Sinn könnte Reinkarnation haben?

Die gängigste Auffassung, die in Zusammenhang mit der Reinkarnation vertreten wird, besagt, dass sich die Seele durch die Erfahrungen, die sie in aufeinander folgenden Inkarnationen macht, immer weiter entwickelt – wie in einer Art Seelenschule. Das Prinzip des Karmas bewirkt, dass sie auch aus ihren Verfehlungen lernen kann, denn Situationen, in denen sie zum Beispiel Täter war, wird sie meistens später noch einmal erleben, diesmal jedoch als Opfer. Nachdem sie nun beide Seiten derselben Medaille kennen gelernt hat, wird sie so etwas sicherlich nie wieder tun. Was als Karma bezeichnet wird (mehr darüber in Kapitel 2), ist also keine Strafe, sondern vielmehr eine Lektion. Nach einer endlichen Zahl von Inkarnationen wird die Seele gewissermaßen »examiniert« und darf die Schule verlassen, um sich in anderen Daseinsformen weiterzuentwickeln. Keine Seele geht verloren. Die eine braucht wenige, die andere mehr, manche sogar sehr viele Inkarnationen, um am Ziel anzukommen. Die gnostischen Christen sprachen von einer Seelenreinigung durch Reinkarnation.

Wie sollen wir lernen, wenn wir in einer neuen Inkarnation nichts von den früheren wissen?

Dieser Einwand stammt aus dem frühen Mittelalter. Damals wusste man noch nichts vom unbewussten Ich, dessen Entdeckung wir der modernen Psychologie verdanken. Unser unbewusstes Ich weiß immer, weshalb wir eine Lektion bekommen. Nach dem Tod geht das unbewusste Ich eines Menschen in sein Seelen-Ich über, wo es nicht mehr unbewusst ist. Die Seele erkennt die Zusammenhänge und kann die im letzten Leben gelernte Lektion auswerten. Und woher weiß man das? Die Antwort darauf wird im Zusammenhang mit entsprechenden Fragen weiter unten gegeben.

Dann könnte man sich ja mit seiner Entwicklung Zeit lassen

Wer auf dem Weg trödelt, handelt sich neue Lektionen ein. Das Trödeln kostet einiges, und wer sich Zeit lässt, wird es bereuen, denn er begibt sich auf Umwege, bleibt vorübergehend in seiner Entwicklung stehen oder wird sogar ein paar Schritte zurückgeworfen.

3. Welchen Sinn hätte ein Weiterleben nach dem Tod ohne Reinkarnation?

Alle Lehren, die sich damit auseinandersetzen, wie es ohne Reinkarnation nach dem Tod weitergeht, führen zu zwei möglichen Endergebnissen:

•Die Seele geht in ein paradiesisches Dasein ein.

•Die Seele geht verloren. Entweder fällt sie der ewigen Verdammnis oder der Hölle anheim, oder sie wird vernichtet. Zusätzlich gibt es die Auffassung, dass sich manche Seelen nur eine Zeit lang in einer Art Hölle (dann manchmal »Fegfeuer« genannt) aufhalten, wo sie die Chance zu Reinigung, Reue und Umkehr haben. Wenn sie diese Chance wahrnehmen, können sie anschließend ebenfalls in ein paradiesisches Dasein eingehen.

Ist es gerecht, dass ein einziges verfehltes Leben unter Umständen in die ewige Verdammnis führt?

Das ist in der Tat eine schwierige Frage. Wenn der unvollkommene Mensch erst nach seinem Tod einsieht, dass er einen großen Fehler gemacht hat, hätte er demnach keine Chance mehr, ihn wieder gutzumachen. Seine Seele würde für Verfehlungen oder auch nur eine einzige Verfehlung in einem Leben, das weniger als 100 Jahre gedauert hat, auf ewig bestraft, müsste unendlich viele Jahre büßen? Das passt zu keiner Vorstellung von Gerechtigkeit.

Es wird oft gesagt, dass wir die Freiheit haben, zwischen dem Guten und dem Bösen zu wählen. Wählen wir das Böse, wählen wir automatisch auch die ewige Verdammnis. Doch wie viele Menschen wissen überhaupt, dass sie eine Wahl haben? Viele Menschen geraten auf Grund bestimmter Umstände und Zwänge, durch Not, Leid, Angst, Ausweglosigkeit oder Unwissenheit in Situationen, die sie keineswegs selbst gewählt haben und in welchen sie zu einer falschen Wahl gedrängt werden (oder sie haben keine wirkliche Wahl) – jedenfalls widerfährt ihnen das gänzlich unbewusst. Sie alle sollten also keine Chance mehr bekommen?

Aber es gibt ja das Fegfeuer, allerdings nur für Katholiken und auch nur für die maßvollen »Sünder« unter ihnen, nicht für jeden.

Und wo ist die Hölle?

Wohin die verdammten Seelen eigentlich gehen (sofern sie nicht gleich vernichtet werden), erfahren wir nicht. Auch spricht niemand über das Missverhältnis zwischen Himmel und Hölle, das ja unweigerlich gegeben sein muss. So, wie es in unserer Welt aussieht, müsste die überwiegende Mehrzahl der Seelen in die Hölle abwandern und eine demgegenüber nur als »Handvoll« zu bezeichnende Zahl von Seelen dürfte ins Paradies eingehen. Das Endergebnis wäre eine Riesenhölle, der ein winzig kleines Himmelchen gegenüberstünde. Könnte man die Schöpfung dann nicht für gescheitert erklären?

In technischen und industriellen Zusammenhängen würde man wohl vom sehr schlechten »Wirkungsgrad« eines solchen Auswahlprozesses sprechen, denn der »Ausschuss« wäre enorm. Und wenn man diesen Prozess nicht »rein technisch« betrachtet, stellt er sich noch schlechter dar. Dann sieht es nämlich ganz danach aus, als würde der himmlische Vater die überwiegende Mehrzahl der von ihm erschaffenen Seelen verloren gehen lassen. Welcher Vater tut seinen Kindern so etwas an?

4. Ist die Reinkarnationslehre nicht eher atheistisch?

Manche Reinkarnationsgegner stellen die Reinkarnationslehre als einen Heilsweg ohne Gott dar – eine Art Selbsterlösung. Doch wenn es Seelen gibt, wo kommen diese Seelen dann her? Kaum jemand wird annehmen, dass sie irgendwie von selbst entstanden sind. Vielmehr geht man wohl allgemein davon aus, dass sie von einem Schöpfer erschaffen wurden. Und falls sich diese Seelen durch Reinkarnation(en) wirklich selbst erlösen könnten, müssten sie die Möglichkeit zur Selbsterlösung logischerweise von Gott bekommen haben. Andernfalls wäre es ja keine Erlösung.

5. Kann man Reinkarnation beweisen?

Im strikt wissenschaftlichen Sinne kann man nicht beweisen, dass sich eine Seele wirklich neu verkörpert hat. Es gibt zwar dokumentierte Fälle, in denen Personen in spontanen oder evozierten Rückerinnerungen an frühere Leben die Erfahrung machten, eine andere Person gewesen zu sein, und wo man auch nachweisen konnte, dass jene andere Person Jahre zuvor wirklich gelebt hatte. Das ist jedoch nur ein Beweis dafür, dass es jene Person wirklich gegeben hat und es sich offensichtlich nicht um eine reine Fantasiefigur handelt. Leider beweist es nicht, dass die Person, die sich erinnert, wirklich jene Person war.

Welche Art von Beweis dafür erforderlich wäre? Man müsste einen direkten Zugang zur Seele der sich erinnernden Person haben, denn sie hätte sich ja neu verkörpert. Leider lehnen die etablierten Wissenschaften die Existenz einer solchen Seele ab. Wenn man in der Psychologie von »Seele« spricht, meint man nicht jenen Teil von uns, der nach dem Tod weiterlebt, sondern vielmehr das Ich mit einem bewussten und einem unbewussten Teil. Diese beiden Teile des Ich finden sich in den elektrochemischen Zuständen und Abläufen im Gehirn und im Nervengewebe sowie in den im Nervengewebe gespeicherten Informationen. So verstanden ist »Seele« also etwas, das in jedem Fall mit dem Tod vernichtet wird. Damit schießt man über das Ziel hinaus und verpasst den Kern, den man finden müsste, um zu einem Beweis gelangen zu können.

In weiteren Fällen konnte man zeigen, dass das in einem Rückblick erlebte Geschehen in der Vergangenheit wirklich stattgefunden hatte und dass die Daten im Wesentlichen stimmten, auch wenn es nicht möglich war, die Existenz der erlebten Person nachzuweisen. Hier ist nicht auszuschließen, dass die Informationen aus Geschichten stammen, welche die Person gelesen, gehört oder als Film gesehen hat, und es sich demnach um eine sogenannte Kryptomnesie (verborgene Erinnerung) handelt. Wie sollte man andererseits nachweisen können, dass es jenen Schuhmacher, als den sich jemand während einer Rückführung erlebt, zur Zeit der Französischen Revolution nicht gegeben hat? Die Wahrscheinlichkeit, dass man präzise Angaben über ihn findet, ist sehr gering, selbst wenn er damals wirklich gelebt hat.

Will man überhaupt Beweise haben?

Die Vorstellung der Reinkarnation einer immateriellen Seele passt so gar nicht in das Weltbild unserer Schulwissenschaft hinein. Sollte sie tatsächlich bewiesen werden, würde dies jenes Weltbild auf den Kopf stellen, und man müsste in vielerlei Hinsicht völlig umdenken. Das will man nicht, denn man lebt ja gut mit dem herkömmlichen Weltbild, auf das man in vielen Fällen sogar eine Karriere gebaut und auf dessen Basis man vielleicht sogar eine bestens bezahlte Position inne hat. Somit leugnet man mit allen Mitteln alle Indizien, die sich zu einem Beweis fügen könnten, und kommt man etwas nahe, das nach einem Beweis aussehen könnte, legt man nur die Latte höher. Man will einfach keine solchen Beweise haben!

Ähnlich ist es in der kirchlichen Theologie, die ja heute mehr ein Machtsystem als eine Religion ist. Auch hier wehrt man sich mit allen Mitteln dagegen, umzudenken und zu einem neuen Verständnis alter Texte wie der Bibel kommen zu müssen.

Manchen ist die profitable Unwahrheit lieber als eine unbequeme Wahrheit, erst recht, wenn man für sie etwas aufgeben muss …

Es gibt also keine wissenschaftlichen Beweise in der Art, wie es unsere Wissenschaft tendenziös erfordert, und zwar, weil sie in ihrer Anschauungsweise eingeschränkt ist. Es gibt aber jede Menge Indizien. Man lese hierzu das ausgezeichnete Buch Indizienbeweise für ein Leben nach dem Tod und die Wiedergeburt von meinem Freund Dieter Hassler [42].

6. Kann man beweisen, dass es Reinkarnation nicht gibt?

Wenn man nicht nachweisen kann, dass die in einer Rückerinnerung erlebte Person wirklich existiert hat, beweist das noch lange nicht, dass alles falsch war. Es kann immerhin nicht ausgeschlossen werden, dass man in der falschen Zeit oder am falschen Ort nach dem Nachweis sucht, weil die Daten in der Rückerinnerung ungenau waren. Wenn jener Schuster trotz intensiven Suchens in der Zeit der Französischen Revolution nicht aufzufinden ist, könnte dies auch daran liegen, dass heute einfach keine Angaben mehr über ihn vorhanden sind. Vielleicht meinte die Person sich auch daran zu erinnern, in welcher Straße sie ihre Werkstatt gehabt hatte, aber dort scheint es nie eine Schusterei gegeben zu haben, wohl aber eine Bäckerei. Wie können wir nun ausschließen, dass die Person ihre damalige Werkstatt mit dem Laden verwechselte, wo sie jeden Tag Brot kaufte und sehr von einer schönen Bäckerin angetan war, so dass sich ihr dieser Ort stärker einprägte und sie sich unbewusst lieber daran erinnerte? Erst recht, wenn sie sich in ihrer dunklen und nur mäßig laufenden Werkstatt nicht besonders wohl fühlte? Oder wie können wir ausschließen, dass es dort zwar später eine Bäckerei gab, es aber keine Unterlagen mehr gibt, denen man entnehmen könnte, dass die Bäckerei früher eine Schusterwerkstatt war.

Es gibt so viele Faktoren, die von denjenigen, die den Gegenbeweis führen wollen, nur allzu gern (unbewusst oder gar absichtlich) übersehen werden. Wie das funktioniert, werde ich später (Kapitel 4) an einigen Beispielen zeigen. Viele führen auch die Bibel oder die heiligen Schriften anderer Religionen als Gegenbeweis an. Doch wie ich oben schon angedeutet habe, lässt sich so manche Bibelstelle auch ganz anders deuten und erweist sich am Ende oft sogar als eher positive Aussage in Hinsicht auf Reinkarnation [4].

7. Gibt es zumindest Indizien für Reinkarnation?

Es gibt, wie bereits erwähnt wurde, sehr viele Fälle, in denen sich Personen im Rahmen von Rückerinnerungen als andere Personen in einer anderen Zeit erlebten – als Personen, die wirklich gelebt hatten, wie man eindeutig nachweisen konnte. In noch mehr Fällen konnte man zeigen, dass die historischen Fakten, die in der Rückerinnerung auftauchten, korrekt waren. Wie erwähnt, handelt es sich hier zwar nicht um Beweise, wohl aber um konkrete Indizien.

Ein anderes Indiz ist die erstaunliche Wirkung sehr vieler Rückführungstherapien [5]. Dass sich eine solche Therapie so oft als derart hilfreich erweist, kann nicht »von ungefähr« kommen. Da muss einfach mehr dahinter stecken. Die Gegner der Rückführungstherapie sind natürlich immer bestrebt, ihre Wirkungen zu ignorieren, zu leugnen oder als »Spontanheilung«, »Zufall«, »Placeboeffekt« oder gar »Symptomverschiebung« hinzustellen. Häufig wird auch behauptet, es habe sich in Wirklichkeit gar nicht um eine Rückerinnerung gehandelt, sondern vielmehr um ein symbolhaftes Erlebnis, etwa einem Traum vergleichbar, das sich in Wirklichkeit nie zugetragen habe. Das ist grundsätzlich natürlich nicht auszuschließen, aber in Fällen, in denen die Reinkarnationstherapie nicht nur wirksam und erfolgreich war, sondern die Existenz der erlebten Person auch nachgewiesen werden konnte, ist es wohl eher so, dass sich die Indizien gegenseitig erhärten.

In der modernen Psychologie arbeitet man oft mit sogenannten Symboldramen, zum Beispiel im katathymen Bilderleben nach Hanscarl Leuner. Hier wird vorausgesetzt, dass alles, was auftaucht, nur symbolisch sein kann (außer wenn es sich um Kindheitserlebnisse handelt, denn solche sind, wenn sie sich nachvollziehen lassen, nicht abzustreiten). Nun ist es – vorausgesetzt, dass es Reinkarnation gibt – sicher nicht auszuschließen, dass eben nicht nur Kindheitserinnerungen auftauchen, sondern auch Erinnerungen an eine Existenz vor dem heutigen Leben. Doch, wie gesagt, um diese Möglichkeit auch nur in Betracht zu ziehen, müsste man ihre Voraussetzung zumindest versuchsweise gelten lassen …

Eines der für mich stärksten Indizien für Reinkarnation ist jedoch, dass Reinkarnation, Karma und freier Wille gemeinsam eine annehmbare Antwort auf Fragen wie die folgenden geben: »Wenn Gott uneingeschränkt gut und auch allwissend und allmächtig ist, wie kann es dann so viel Leid auf der Welt geben?« Und: »Warum werden so viele Kinder dieser Welt in Leid und Not hineingeboren? Warum erleben sie von Anfang an nichts als Gewalt, Krankheit, Hunger und Lieblosigkeit? Womit haben sie das verdient?« Glückliche Kinder sind auf der Welt eher eine Minderheit. Wie passt das zu der Vorstellung von einem guten und liebevollen Gott? Mehr über dieses sogenannte Theodizee-Problem erfahren Sie in Kapitel 2.

8. Gibt es Indizien, die gegen Reinkarnation sprechen?

Wer davon überzeugt ist, dass der Mensch keine Seele hat, die nach dem Tod des Körpers weiterlebt, wird in der postulierten Nichtexistenz einer Seele ein Indiz gegen Reinkarnation sehen, aber das ist ebenso subjektiv wie die Glaubenssätze mancher Religionen, die nur für den jeweils Gläubigen wichtige Indizien sind, nicht aber für Andersgläubige.

Einige Rückführungserlebnisse sind wahrscheinlich keine echten Erinnerungen an eine vorgeburtliche Vergangenheit. Solche Fälle, die es tatsächlich gibt, wollen manche als Indizien gegen Reinkarnation überhaupt werten. Aus Einzelfällen auf das Ganze zu schließen, ist jedoch nicht zulässig. Dass falsche Banknoten im Umlauf sind, beweist schließlich auch nicht, dass sämtliche Banknoten falsch sind.

Dass sich Menschen (mit wenigen Ausnahmen) nicht an ihre Vorleben erinnern, wird ebenfalls als Indiz gegen Reinkarnation angeführt. Dem muss in der heutigen Zeit (früher wusste man davon nichts) die Tatsache gegenübergestellt werden, dass der Mensch ein unbewusstes Ich hat, das offenbar Erinnerungen gespeichert hat, von denen das rationale Gehirn-Ich nichts mehr weiß. Dazu gehören zum Beispiel Kindheitserinnerungen, die aber mit bestimmten Methoden oder durch bestimmte Umstände wieder wach werden können. Was spricht nun dafür, dass die Geburt (oder die Zeugung) eine absolute Grenze für unbewusste Erinnerungsmöglichkeiten darstellt? Wohl nur die vorgefasste Meinung, dass es das Vorgeburtliche nicht gibt.

9. Warum erinnert man sich dann nicht?

Es spricht, wie erwähnt, einiges dafür, dass in unserem unbewussten Ich Erinnerungen an frühere Existenzen gespeichert sind – immer unter der logisch zulässigen Voraussetzung, dass es Reinkarnation gibt. Warum also haben wir (mit seltenen Ausnahmen) keine bewussten Erinnerungen an diese früheren Existenzen?

Das wird schon seinen Grund haben. Wenn ich in einem neuen Leben Situationen, in denen ich früher falsch handelte oder Ungutes tat, noch einmal erleben soll, aber nun als Betroffener; wenn ich also sozusagen die Kehrseite der gleichen Medaille erfahren soll – könnte ich die Lektion dann nicht einfach »schwänzen«, wenn mir bewusst wäre, was da auf mich zukommen soll? Es wäre gut möglich oder sogar wahrscheinlich, dass ich zumindest versuchen würde, dem zu entgehen. Sollte es mir tatsächlich gelingen, hätte meine Seele eben doch nicht die Lektion bekommen, die sie dringend braucht, und ich wäre dieses Mal in meiner Entwicklung nicht weitergekommen. Oder ich würde die Lektion zwar bekommen, aber sie eher »absitzen« und nicht wirklich ernst nehmen. Auch dann wäre der Lerneffekt für die Seele zumindest teilweise verfehlt.

Nach dem Gesetz des Karmas, das in dieser »Seelenschule« gilt (mehr dazu in Kapitel 2), ist nämlich damit zu rechnen, dass eine neue Inkarnation auch einige Lektionen mit sich bringt. Manche davon sind unter Umständen sehr hart, andere weniger. Nach dem Tod wird die unbewusste Erinnerung im Seelenzustand des Ichs wieder bewusst, und uns wird klar, warum wir eine Lektion erfahren hatten und was wir daraus lernen sollten. Somit wäre der Sinn der Lektion nicht verfehlt und ihr Lernziel hoffentlich erreicht. (Es sei denn, wir wollen es immer noch nicht annehmen. Dann wäre wohl eine erneute Lektion, sozusagen ein »Nachsitzen«, fällig.)

Es gibt jedoch auch jene seltenen Fälle, in denen sich Menschen von selbst an ein früheres Leben erinnern. Manche haben sogar Bücher darüber geschrieben. Es ist wohl überflüssig zu bemerken, dass Reinkarnationsgegner nichts von solchen Geschichten halten, bei denen es sich ihrer Meinung nach nur um Märchen handeln kann.

Was sehr viel öfter vorkommt, aber meist nicht erkannt wird, ist, dass Kinder Erinnerungsreste aus ihren Vorleben erzählen. Leider nehmen die wenigsten Erwachsenen ihre Geschichten ernst. Daher verblassen solche Erinnerungen in der Regel etwa im Alter von fünf Jahren. (Dieses Thema wird in Frage 19 unten noch ausführlicher dargestellt.)

Es gibt aber noch andere Gründe, aus denen wir vergessen. Die mit dem Fötus im Mutterleib verbundene Seele weiß noch ganz gut, weshalb sie gekommen ist und was sie von ihrem neuen Leben zu erwarten hat. Das kleine Kind ist noch kein so rationales oder gar intellektuelles Wesen, wie es mehr oder weniger sämtliche Erwachsenen sind, sondern sehr viel stärker mit seiner Seele verbunden. Sein unbewusstes Ich ist noch nicht ganz so unbewusst wie das eines Erwachsenen. Durch Erziehung, Schule und indoktrinierende Beeinflussung der Umwelt wird das Kind mit der Zeit immer »kopflastiger« und immer mehr von der Intuition und dem Seelischen abgeschnitten. Es lernt, innere, intuitive Impulse für unwirklich zu halten, nicht zu glauben und nur das als »real« zu akzeptieren, was vom rationalen Ich kommt oder von diesem erfasst werden kann. Intuition, Gefühle und seelische »Spinnereien« werden abgewertet. Auf diese Weise gerät ein wesentlicher Aspekt des Menschseins in Vergessenheit und der Mensch verliert den Zugang zu seinem eigenen Inneren.

10. Welche Theorien wurden aufgestellt, um Rückführungserlebnisse anders zu erklären?

Die Geschichte der Rückführungen in frühere Leben begann in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Damals wurde viel mit Hypnose experimentiert, und man beobachtete, dass sich ein hypnotisierter Klient in manchen Fällen so verhielt, als sei er eine andere Person, in einer anderen Zeit, oft in einem anderen Land und manchmal sogar vom anderen Geschlecht [5]. Da die damalige Wissenschaft dieses Phänomen nicht anders erklären konnte, sprach man gern von hypnotischen Halluzinationen. Einige wenige Forscher befassten sich jedoch näher damit und entdeckten, dass es in manchen Fällen schien, als berichte die hypnotisierte Person von einer früheren Existenz. Ein solcher Fall wurde bereits 1862 von Prinz Galizin recherchiert und bestätigt [5]. Die Person, als die sich der hypnotisierte Klient erlebte, hatte es wirklich gegeben und das beschriebene Geschehen hatte sich genau so abgespielt.

In den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts wurden nicht-hypnotische Methoden für die Rückführungstherapie entwickelt, was zur Folge hatte, dass sich einerseits immer mehr Menschen damit befassten und andererseits immer mehr Theorien aufgestellt wurden, um die »Erinnerungen an frühere Leben«, die im Rahmen solcher Rückführungstherapien auftauchen, anders zu erklären.

Zunächst sei erwähnt, dass sich Menschen unter Hypnose nachgewiesenermaßen an vergessene Kindheitserlebnisse erinnern können. Solche Erinnerungen sind nicht schwer nachzuprüfen und werden allgemein akzeptiert, denn sie gefährden kein bestehendes Weltbild. Um sie annehmen zu können, muss man sich nicht einmal mit der Frage nach der Existenz einer Seele (im oben erklärten Sinne) auseinandersetzen, denn hier geht es nur um im unbewussten Ich gespeicherte, aber vom bewussten Ich vergessene Erlebnisse. Erinnerungen an noch weiter zurückliegende Ereignisse – jenseits von Geburt oder Zeugung – werden deutlich weniger akzeptiert, obwohl Situationen in hypothetischen früheren Existenzen im Grunde genauso erlebt werden wie vergessene Situationen aus der eigenen Kindheit – nur eben in einer anderen Zeit und meistens als Erwachsener.

Aus dem Bestreben heraus, solche Erinnerungen anders zu erklären, sind im Laufe der Zeit verschiedene Erklärungsmodelle entstanden, die wir hier ein wenig unter die Lupe nehmen wollen.

Ausgangssituation: Person A erlebt sich in der Rückführung als Person B in einer anderen Zeit.

Voraussetzung 1:

B hat nachweislich existiert

Erklärungsmodelle:

a. Reinkarnation

 

b. Kryptomnesie

 

c. ASW (außersinnliche Wahrnehmung)

 

d. genetische Übertragung

Voraussetzung 2:

Bs Existenz ist ungeprüft

Erklärungsmodelle:

a bis d. wie oben (Existenz)

 

e. Fantasie (Nicht-Existenz)

 

f. Symboldrama (Nicht-Existenz)

Eine dritte Voraussetzung – »Bs Existenz ist widerlegt« – wird hier nicht berücksichtigt. Fehlende oder nicht mehr auffindbare Angaben über B werden nicht als Beweis für seine Nicht-Existenz gewertet. Sollte sich beispielsweise herausstellen, dass in jenem Haus zu jener Zeit keine Person B gelebt hat, sondern ganz andere Menschen, oder dass es das Haus überhaupt nicht gab (soweit sich dies nachweisen lässt), so ist auch das kein sicherer Beweis. Es kann nämlich durchaus sein, dass man auf Grund von Ungenauigkeiten und Unsicherheiten in den Daten am falschen Ort und/oder in der falschen Zeit sucht. Das kommt nun einmal allzu leicht vor, weil die Angaben, die während der Rückführungen gemacht werden, tatsächlich nicht sehr zuverlässig sind. Weshalb das so ist, wird später erklärt (siehe Kapitel 4).

In einem anderen Buch [5] habe ich nachgewiesen, dass Kryptomnesie als Erklärung in bestimmten Fällen zwar möglich, aber als allgemeine Erklärung unwahrscheinlich ist. Das Wort Kryptomnesie bedeutet »verborgene Erinnerung«, und die Hypothese geht davon aus, dass die Person das in der Rückführung Erlebte irgendwann gehört, gelesen oder gesehen hat, zum Beispiel in einem Film, und sich nun mit einer Gestalt aus der Geschichte identifiziert. Die wichtigsten Einwände gegen die Kryptomnesie-Hypothese bei Rückführungen – ich habe sie im genannten Buch [5] ausführlich behandelt – seien hier nur kurz erwähnt: A hat im unbewussten Ich meistens viel mehr Informationen über B, als vom reinen »Hörensagen« zu erwarten wäre. Läge wirklich Kryptomnesie vor, müsste B zumindest ab und zu jemand sein, der noch lebte, als A geboren wurde (oder sogar heute noch lebt), was aber praktisch nicht vorkommt.

Außersinnliche Wahrnehmung (ASW) ist im Zusammenhang mit Rückführungserlebnissen ebenfalls nicht grundsätzlich auszuschließen, aber vieles spricht dagegen. Vom wissenschaftlichen Standpunkt gesehen wäre eine umfassende, unbewusste Hellsichtigkeit während der Rückführung jedenfalls nicht weniger fantastisch als Reinkarnation, denn auch ASW gehört eindeutig in den Bereich der Parapsychologie.

Die Hypothese, dass es sich bei Rückführungserinnerungen um genetisch übertragene Informationen handelt, halte ich für die unwahrscheinlichste. Denn wäre es so, müsste man B ziemlich leicht als einen Vorfahren von A identifizieren können, was nur in Ausnahmefällen gelingt. In solchen Fällen wäre die Gegenhypothese von Reinkarnation innerhalb derselben Familie eine logisch gültige Alternative, die man aber scheinbar gern außer Acht lässt. Außerdem: Wieso sollte die weise Natur die kostbare Speicherkapazität der Gene (die zwar sehr hoch, aber doch begrenzt ist) für so viel Unsinn verschwenden, zum Beispiel für die Information, was B in einer zufällig gewählten Woche Tag für Tag zu Mittag gegessen hat? Solche Informationen treten in Rückführungen aber nun einmal zutage, auch wenn normalerweise nicht danach gefragt wird. Helen Wambach hat Informationen aus Rückführungen unter anderem mit den Essgewohnheiten verschiedener Kulturen und Epochen verglichen und herausgefunden, dass sie weitgehend übereinstimmen, was als Indiz für Reinkarnation gewertet werden kann.

Die Fantasiehypothese wird natürlich nur dann ins Feld geführt, wenn die Existenz der erlebten Person nicht nachgewiesen werden kann, was ja keineswegs ausschließen muss, dass es sie gegeben hat. Symbolerlebnisse kommen in Rückführungen tatsächlich vor – ähnlich wie meiner Meinung nach in dem, was pauschal als Symboldrama bezeichnet wird, Erlebnisabschnitte vorkommen, die im Grunde Rückführungen sind.

Von kirchlicher Seite werden außerdem noch folgende Erklärungsmöglichkeiten vorgeschlagen: bewusste oder unbewusste Täuschung, Besessenheit, Einflüsterungen von Geistwesen oder den Seelen Verstorbener sowie Informationen aus dem kollektiven Unbewussten. Ich halte es für absurd anzunehmen, dass über 90 Prozent der Bevölkerung bewusst oder unbewusst täuschen oder gar besessen sind. Rückführungen gelingen nämlich in etwa 90 Prozent aller Fälle. Auch dass praktisch jeder für Einflüsterungen offen sein soll, kommt mir höchst unglaubwürdig vor, erst recht, wenn man bedenkt, wie hilfreich Rückführungserlebnisse als Therapie sein können (jene Hypothese geht von der Annahme aus, dass es sich bei den entsprechenden Geistwesen um Foppgeister oder Dämonen handelt). Diese Hypothesenvorschläge wären nur dann als Möglichkeiten ernst zu nehmen, wenn Rückführungen nur ab und zu, aber nicht fast immer gelingen würden.

11. Was ist von solchen Erinnerungen zu halten?

Über diese Frage wurde und wird viel und lebhaft diskutiert. Es gibt, wie erwähnt, eine ganze Reihe von Fällen, in denen man die Existenz der erlebten Person oder zumindest den Wahrheitsgehalt des erlebten Geschehens eindeutig nachweisen konnte. Damit ist die Hypothese, dass die angebliche Erinnerung ein reines Fantasieprodukt der sich erinnernden Person ist, zweifelsfrei widerlegt. Tatsache ist aber auch, dass die meisten Rückführungserlebnisse nicht geprüft sind. Dafür gibt es drei Gründe: Erstens wäre eine Überprüfung in den meisten Fällen mit einem derartigen Aufwand verbunden, und das bei oft sehr geringer Wahrscheinlichkeit des Gelingens, dass es keinen großen Sinn macht, überhaupt damit anzufangen. Zweitens fragt sich der Klient nach einer Rückführungstherapie selten, ob das, was er erlebt hat, in einer anderen Zeit wirklich passiert ist. Meist genügt es ihm, dass sein Problem durch das Erlebnis gelöst wurde. Drittens gibt es meistens eine Unsicherheit bezüglich der angegebenen Daten. Die wenigsten Klienten erleben sich als historische Personen, die leicht dingfest zu machen sind. Berühmtheiten kommen praktisch nie vor. Die meisten waren einfache Menschen – Bauer, Handwerker, Händler, Seeleute, Soldaten, Knechte, Köchinnen, Mägde, Hausfrauen oder auch Landstreicher, für »Hexen« gehaltene Kräuterheilerinnen, Scharfrichter oder Räuber. Manchmal ist ein Künstler (ein weniger bekannter), ein Arzt, Pfarrer, Beamter, Ritter, Lehrer oder Richter dabei. Noch höhere soziale Ränge kommen höchst selten vor.

Wie sollte man die reale Existenz einer Magd aus dem 17. Jahrhundert heute nachweisen? Oder die eines Bauernsohnes, der als Soldat in Napoleons Armee auf einem Schlachtfeld fiel, über dessen genaue geografische Lage er selbst nicht so recht Bescheid wusste?

12. Hat es einen Sinn, sich an frühere Existenzen zu erinnern?

Welchen Sinn es haben könnte, dass wir uns nicht an frühere Existenzen erinnern, haben wir bereits besprochen. Hier wollen wir uns damit beschäftigen, ob es einen Sinn haben könnte, solche in uns verborgenen Erinnerungen ans Licht zu bringen.

In der modernen Psychologie weiß man, dass uns vom bewussten Ich vergessene, aber im unbewussten Ich gespeicherte Kindheitserlebnisse stark beeinflussen können. Ein scheinbar vergessenes traumatisches Kindheitserlebnis kann ein Leben lang zu erheblichen Problemen in Form von Ängsten, Phobien und bestimmten Reaktions- und Verhaltensmustern führen. Deshalb ist man im Rahmen vieler Therapien bestrebt, vermutete oder mögliche verborgene Erinnerungen ans Licht zu bringen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass sich das Problem oft ganz oder zu einem wesentlichen Teil löst, wenn die verborgene Erinnerung wieder bewusst wird. Hier handelt es sich um eine Art von »Rückführung in die Kindheit«, auch wenn diese nicht immer in dem Sinne aktiv unternommen wird, dass man den Klienten zum Beispiel mit Hypnose in das Erlebnis zurückversetzt. Das bewusste Erinnern wird vielmehr indirekt angestrebt, etwa durch Assoziation, Traumanalyse und Ähnlichem. Bei der sogenannten Reinkarnationstherapie geht es im Prinzip um das Gleiche, nur dass die Rückführung nicht bei der Geburt endet, sondern in hypothetische frühere Existenzen führt. Die Wirkung ist jedoch analog und das Vorgehen kann für die Lösung persönlicher Probleme außerordentlich hilfreich sein.

Die Bezeichnung »Reinkarnationstherapie« ist eigentlich ungeeignet, weil eine solche Rückführung in sehr vielen Fällen nicht nur in hypothetische frühere Leben führt, sondern auch in Kindheitserlebnisse in diesem Leben und sogar in die Zeit im Mutterleib. Die Begriffe »Rückführungstherapie« oder »Regressionstherapie« treffen besser, worum es hier geht.

Ein Rückführungserlebnis aus reiner Neugierde machen zu wollen ist wenig sinnvoll. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass das unbewusste Ich (das »höhere Selbst«) des Klienten ihn oft auch dann Problemursachen in der Vergangenheit erleben lässt, wenn er »einfach nur neugierig« war. Wer hat schließlich keine Probleme? Wohl niemand. Es gibt aber viele Menschen, die ihre Probleme nicht sehen oder wahrhaben wollen. In solchen Fällen kann auch eine Rückführung aus (vermeintlicher) Neugierde zu einer unerwarteten Problemlösung führen.

13. Wäre es falsch, sich erinnern zu wollen?

Sollten wir die Erinnerung an frühere Existenzen anstreben, wenn wir uns nicht von selbst daran erinnern? Manche Menschen vertreten die Ansicht, wenn Gott uns vergessen lasse, stünde es uns nicht zu, uns erinnern zu wollen. Doch das ist eine Unmündigkeitserklärung … Wir haben das Recht, über uns selbst Bescheid zu wissen – über unsere Herkunft und unsere Vergangenheit, selbst über die Geburt hinaus.

14. Kommt es nicht sehr oft vor, dass sich Menschen in Rückführungen als Berühmtheiten wie Kleopatra oder Napoleon erleben?

In seriösen Rückführungen kommt so etwas praktisch nie vor. Man kann zwar davon ausgehen, dass ehemals berühmte Menschen heute wieder unter uns weilen, aber vielleicht sind viele davon derzeit alles andere als berühmt. Es ist wie mit der Nadel im Heuhaufen. Die Wahrscheinlichkeit, auf eine ehemalige Berühmtheit zu stoßen, ist äußerst gering. Es kommt allerdings manchmal vor, dass sich jemand in einer Rückführung als eine Person erlebt, die damals im Umfeld des berühmten Menschen lebte und nun unbewusst versucht, sich mit ihm zu identifizieren. Man war aber nicht der König selbst, sondern nur ein Diener an seinem Hof. Solches entlarvt sich normalerweise in richtig angeleiteten Rückführungen.

15. Gibt es wirklich überzeugende Rückführungserlebnisse?

Ja, die gibt es! Hier eine Auswahl:

Der Fall Antonia von Linda Tarazi

Ein außergewöhnlich überzeugender Fall wurde von der amerikanischen Therapeutin Linda Tarazi beschrieben [6-8]. Ein schwedischer Psychologe machte mich darauf aufmerksam und schenkte mir freundlicherweise Literatur darüber. Er schrieb, dieser Fall werde seiner Meinung nach absichtlich ignoriert, gerade weil er so überzeugend sei.

Eine Klientin von Tarazi – sie wird in einer Veröffentlichung [6] mit dem Pseudonym Jane Doe bezeichnet, in Tarazis Buch [7] nur als »L.D.« und in einem Zeitschriftenartikel als »Laurel Dilmen« [8] (was vermutlich ebenfalls ein Pseudonym ist, bei dem nur die Anfangsbuchstaben mit dem wirklichen Namen übereinstimmen) – erlebte sich in über 36 Rückführungen als Antonia Micaela María Ruiz de Prado, geboren am 15. November 1555 auf der westindischen Insel Hispaniola. Ihr Vater war Spanier und ihre Mutter Deutsche, weshalb sie ab 1569 zunächst bei ihrem Onkel Karl in Deutschland lebte, der Professor war und ihr eine akademische Laufbahn ermöglichte. Da dies damals für Frauen eher ungewöhnlich war, verkleidete sie sich manchmal und gab sich als junger Mann aus. Die Mutter hatte sie zwar zum Onkel gebracht, starb aber kurz nach der Ankunft in Deutschland, woraufhin der Onkel ihre Erziehung übernahm. Sie studierte einige Jahre an den Universitäten in Prag, Leipzig und Heidelberg. 1580 siedelte sie mit ihrem Onkel nach Oxford über, wo sie Giordano Bruno kennen lernte. Karl wandte sich vom Katholizismus ab und wurde Freidenker, aber Antonia blieb ihrem Glauben treu. Dadurch kam sie in Schwierigkeiten, weil der Katholizismus im damaligen Königreich verboten war. Sie wollte deshalb nach Cuenca in Spanien ziehen, wo sich ihr Vater mittlerweile niedergelassen hatte. Karl warnte sie jedoch vor den Gefahren der Inquisition, da sie, obwohl Katholikin, ihre Gedankenfreiheit wahrte, was jene Institution nicht tolerieren würde. Nach Karls Tod im Jahre 1584 zog sie dennoch nach Cuenca, um erst dort zu erfahren, dass ihr Vater bereits seit zehn Jahren tot war. Die erwarteten Probleme mit der Inquisition stellten sich ebenfalls ein, denn die Inquisitoren hatten herausbekommen, dass sie mit Karl verwandt war. Sie wurde verhört, verhaftet und vor ein Inquisitionsgericht gestellt. Nachdem sie zahlreiche Strafen verbüßt und ein hohes Lösegeld bezahlt hatte, ließ man sie frei. Kurz vor ihrer Freilassung wurde sie in der Folterkammer von einem Kirchenmann vergewaltigt, der sich in sie verliebte. Sie hatte dann eine sehr leidenschaftliche und sadomasochistisch gefärbte erotische Beziehung mit jenem Mann, von dem sie auch ein Kind bekam. Die beiden führten ein abenteuerliches Leben, das sie über Algier und die Kanarischen Inseln in die Karibik und nach Peru führte, wo sie einen anderen Onkel von Antonia, den Inquisitor Juan Ruiz de Prado, kennen lernten. Auf der Rückreise ertrank sie in der Nähe einer kleinen Karibikinsel. Ihr Geliebter konnte sie nicht retten und hielt sie verzweifelt in den Armen. Erst dadurch, dass sie seine Arme und seine Tränen nicht mehr fühlen konnte, begriff sie, dass sie tot war.

Die von Tarazi aufgezeichneten Berichte ihrer Klientin enthielten zahlreiche Angaben über Orte, Ereignisse und Personen, die alle verifiziert werden konnten. Zum Beispiel ließ sich zweifelsfrei feststellen, dass Giordano Bruno tatsächlich zu jener Zeit in Oxford gewesen war. Die meisten Angaben konnten mit Hilfe von Geschichtsbüchern und Enzyklopädien überprüft werden, aber fünfzig bis sechzig Angaben betrafen Fakten, die nicht allgemein bekannt waren und nur in speziellen Werken nachgeschlagen werden konnten. Weitere zwanzig bis dreißig Angaben ließen sich nur unter großen Schwierigkeiten und mithilfe schwer zugänglicher Werke bestätigen. Darunter befanden sich Fakten, die nicht in englischsprachigen Schriften zu finden waren, sondern nur in spanischen. Einige davon waren unveröffentlicht und mussten in Archiven überprüft werden: Angaben über Einsätze im spanischen Schiffverkehr im Mittelmeerraum, im Atlantik und mit Westindien, Namen von in England hingerichteten Priestern und Informationen aus dem spanischen Index der verbotenen Bücher, die sich von denen im entsprechenden römischen Index unterschieden. Obwohl L.D. heute kein Spanisch kann, hat sie sämtliche spanischen Namen korrekt ausgesprochen.

Die ersten Rückführungen dieser Klienten wurden von einer anderen Person durchgeführt. In einer davon erwähnte sie, dass einige Kämpfe auf Hispaniola von dem spanischen Gouverneur Don Fernando de Toledo angeführt worden seien. Der Hypnotiseur sagte daraufhin, dies sei falsch, denn zu jener Zeit sei der Herzog von Alva Gouverneur gewesen. L.D. antwortete: »Natürlich, das ist sein Titel, ich habe aber seinen Namen erwähnt.« Der Name ist korrekt, wird aber in vielen Gesichtsbüchern nicht genannt. Angaben über ihren Onkel in Peru und über einen anderen Inquisitor namens Ulloa, mit dem der Onkel Streit gehabt hatte, konnten nur mithilfe eines eher unbekannten spanischen Buches verifiziert werden.