Wiedersehen mit mir selbst zwischen Pizza und Aperol - Melanie Pignitter - E-Book

Wiedersehen mit mir selbst zwischen Pizza und Aperol E-Book

Melanie Pignitter

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Beschreibung

Eva steht vor den Trümmern ihres Lebens: Ihr Partner hat sie verlassen, ihr Job als Marketing-Managerin ist weg. In ihrer Verzweiflung beschließt sie, mit Berta, einem alten VW-Bus, den sie von einem schrulligen Onkel geerbt hat, auf einen unkonventionellen Roadtrip zu gehen. Eine Karte, die sie im Bus findet, führt sie durch malerische Orte Italiens ... Eva stolpert von einem skurrilen Abenteuer ins nächste und begegnet Menschen, die ihr Leben auf den Kopf stellen. Sie erkennt, dass sie gut genug ist – auch ohne Partner. Sie lernt, Grenzen zu setzen, ihre Selbstzweifel hinter sich zu lassen und darauf zu pfeifen, was andere denken. Am Ende entdeckt sie, dass das größte Glück darin liegt, einfach sie selbst zu sein.

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Seitenzahl: 211

Veröffentlichungsjahr: 2025

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IMPRESSUM

eBook: © 2025 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Grillparzerstraße 12, 81675 München

GU ist eine eingetragene Marke der GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages. Die automatisierte Analyse des Werkes, um daraus Informationen insbesondere über Muster, Trends und Korrelationen gemäß § 44b UrhG (»Text und Data Mining«) zu gewinnen, ist untersagt.

www.gu.de/kontakt | [email protected]

ISBN 978-3-8338-9738-2

1. Auflage 2025

GuU 8-9738 02_2025_01

DIE BÜCHERMENSCHEN HINTER DIESEM PROJEKT

Projektleitung: Anja Schmidt

Lektorat: Dr. Antje Korsmeier

Bildredaktion: Simone Hoffmann/Natascha Klebl

Covergestaltung: ki36 Editorial Design, München

eBook-Herstellung: Liliana Hahn

BILDNACHWEIS

Coverabbildung: GU /Pia Bublies und istock/VectorUp

Illustrationen: GU Bildredaktion; Adobe Stock

Autorinnenfoto: Laura Melone, Wien

Syndication: Bildagentur Image Professionals GmbH, Tumblingerstr. 32, 80337 München, www.imageprofessionals.com

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WARUM UNS DAS BUCH BEGEISTERT

Eine Geschichte, die das Herz berührt und die Augen öffnet für das, was wirklich wichtig ist im Leben: dass wir aufrichtig zu uns selbst sind, unsere eigene Wahrheit und schließlich unser Glück finden.

Eva Dotterweich, Verlagsleitung

Garantie

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ZUR AUTORIN

Melanie Pignitter, ist Dipl. psych Coach sowie Diplom-Mentaltrainerin. Mit Mental- und Selbstliebe-Training überwand Sie 2015 eine schwere Krankheit und die größte Krise ihres Lebens. Seither inspiriert sie mit ihrem Podcast Honigperlen, sowie ihren Büchern und Social Media Kanälen *Millionen Menschen. Ganz in diesem Sinne: Wenn du die Liebe deines Lebens suchst, schau in den Spiegel!

Besuche Melanie auf Social Media:

Webseite: https://honigperlen.at/

Instagram: honigperlenmelanie

Tiktok: www.tiktok.com/@honigperlen

Pinterest: https://at.pinterest.com/melaniepignitter/honigperlen-lebensfreude-blog/

Weitere Bücher der Autorin:

Als ich lernte, mich selbst zu lieben, war mein Leben eine runde Sache | GoldeggFederleicht | GoldeggHonigperlen | GUEs ist ein Geschenk, dass es dich gibt | GUWenn ein Satz dein Leben verändert | GUWenn das Kind in dir noch immer weint | GU

Vorwort

Ich bin gerade wirklich aufgeregt! Anja, die mich seit Jahren beim GU-Verlag betreut, hat mir heute einen Floh ins Ohr gesetzt: »Wie wäre es denn, wenn dein nächstes Buch ein Roman wird?« Wie ich das so gerne mache, seit ich Grenzen setzen kann, habe ich erst mal ganz laut »Nein, auf keinen Fall!« gerufen. Insgeheim auch deshalb, weil da so ein stiller Selbstzweifel war, der meinte: »Kann ich das überhaupt?«

Vier Stunden später sitze ich nun hier und schreibe drauflos, denn in den letzten Stunden hat sich eine wunderschöne, lustige und herzerwärmende Geschichte in meinem Kopf zusammengebraut, die unbedingt aus mir herauswill. Eine Geschichte, die dich und mich auf unserem Weg der persönlichen Entwicklung, beim Neinsagen, beim Uns-selbst-Neu- und Wiederentdecken, beim inneren Wachsen, beim Umdenken und beim Über-uns-Lachen inspirieren kann.

In dieser Geschichte wirst du Eva kennenlernen. Und obwohl Eva ein Produkt meiner Fantasie ist, ist sie auch ein Stück von mir; hier und da erzählt sie also meine eigene Geschichte. Aber nicht nur. Sie erzählt vor allem die Geschichten von so vielen wundervollen Frauen, mit denen ich in den letzten Jahren als Selbstliebe-Trainerin und Coach zusammenarbeiten durfte. Und deshalb wirst du an manchen Stellen wahrscheinlich auch dich erkennen.

Auf ihrer Reise wird Eva nicht nur von Erfahrungen und Herausforderungen, sondern auch von Affirmationen unterstützt. Diese kleinen, ermutigenden Botschaften tauchen jeweils am Kapitelende auf und bieten dir, liebe Leserin, eine Möglichkeit zum Innehalten. Sie sind ein sanfter Impuls, der dir zeigt, dass persönliche Entwicklung oft kleine, aber kraftvolle Erinnerungen braucht.

Um mich richtig gut in Eva und ihre chaotische Reise hineinzufühlen, schreibe ich die Geschichte in Ich-Form. Und mehr verrate ich auch noch nicht. Hol dir eine Tasse Tee, einen Kaffee oder von mir aus auch gern einen Aperol Spritz, lehn dich gemütlich zurück und dann lass uns die Reise starten.

Wiener Trübsal und ein geerbter Bus

Hallo, Fräulein Amato. Die Berta ist jetzt fertig«, meldet sich der Mann am anderen Ende der Leitung, als wäre es das Normalste der Welt, einen VW-Bus mit Vornamen zu bezeichnen. Denn genau das ist sie, die Berta: ein über 30 Jahre alter Bulli, den ich seit Kurzem mein Eigen nennen darf, ob ich will oder nicht. Der Anruf kommt aus der Werkstatt. Berta braucht nämlich ein neues Pickerl, damit sie überhaupt die Garage verlassen darf. Und verrückterweise habe ich angefangen, das Auto tatsächlich mit seinem Namen anzusprechen. Wahrscheinlich, weil sogar der Notar bei der Testamentsverlesung »Berta« statt »verrosteter VW-Bus« sagte. Mit einem leisen Stich in der Brust erinnere ich mich daran, wie meine Geschwister und ich in der Kanzlei saßen, als uns mitgeteilt wurde, was jeder von uns aus Onkel Alfredos Nachlass erhalten würde. Wie so oft war ich der Pechvogel des Tages. Mein Bruder und meine Schwester erbten jeweils ein Sparbuch. Okay, kein Vermögen, aber mir wären 3000 Euro definitiv lieber gewesen als diese 30 Jahre alte Rostschüssel, für die ich nun auch noch eine Garagenmiete bezahlen muss.

Immerhin waren keine größeren Reparaturen notwendig, um Berta wieder flottzumachen. Aber was Onkel Alfredo, den Bruder meiner Mutter, der immer etwas schrullig gewesen war, dazu gebracht hatte, mir seinen Bus zu vererben, ist mir ein Rätsel. Ich trage es jedenfalls mit Fassung. Ich übe mich nämlich gerade darin, positiver zu denken – eine Eigenschaft, die ich dringend nötig habe, weil mein Leben nicht gerade viel Anlass zu Freude bietet. Mit meinen 38 Jahren habe ich gefühlt nichts vorzuweisen und bin ständig von Panik ergriffen, weil ich das Gefühl habe, den letzten Zug verpasst zu haben.

Vor sieben Monaten wurde ich mitten in der Babyplanung sitzen gelassen. Mein Freund und ich waren seit gut vier Jahren zusammen und ich versuchte bereits seit mehreren Monaten, schwanger zu werden. Obwohl es nicht auf Anhieb klappen wollte, war ich davon überzeugt, dass wir schon bald wunderbare und glückliche Eltern sein würden. Ich fiel aus allen Wolken, als Markus plötzlich Schluss machte. Und als wäre dieser zerplatze Traum nicht schon schmerzhaft genug, bekam ich vor zwei Wochen auch noch meine Kündigung serviert. Okay, es war nicht mein Traumjob und wahrscheinlich war ich schon viel zu lange in der Marketingabteilung des Kleiderwarenhauses hängen geblieben; oft hatte ich das Gefühl, dass ohnehin niemand meine Fähigkeiten brauchte. Trotzdem war es ein Job, der zumindest meine Miete und die Aperol Spritz, die ich mir viel zu oft gönne, bezahlt hat. Er gab den Tagen einen Rhythmus und mir ein gewisses Gefühl von Sicherheit und Stabilität. Etwas, das ich gerade jetzt mehr denn je brauche, weil die Trennung mein Universum auf den Kopf gestellt hat und sich mein Leben wie eine Wackelpartie anfühlt.

Wehmütig denke ich zurück an meinen Schreibtisch – mein kleines Reich –, eine unspektakuläre, aber wichtige Konstante in meinem Leben: links ein Stapel alter Comichefte, die ich schon seit meinem Studium mit mir herumschleppe, weil ich verrückterweise glaube, dass ihre Anwesenheit meine Kreativität beflügelt. Und rechts eine Sammlung von Mini-Kakteen, die ich liebevoll »die grünen Wächter« nannte. Jeden Morgen folgte als Erstes der Gang in die Kaffeeküche zum Morgenplausch mit den Kollegen, die mir zumindest hin und wieder das Gefühl gaben, dazuzugehören. Danach kehrte ich in mein kleines Reich zurück und begann meine gewohnte Routine: Schreibtisch aufräumen – mein kleiner Tick in einem ansonsten chaotischen Leben –, Handcreme auftragen und einmassieren, E-Mails checken, schauen, was es beim Italiener ums Eck zum Mittagessen gibt, ein paar Worte mit dem Postboten plaudern … Mit der Kündigung wurde mir nicht nur meine finanzielle Sicherheit, sondern auch der letzte Rest Kontinuität im Alltag genommen. Außerdem fühle ich mich seitdem noch unerwünschter auf dieser Welt und ich stelle mir immer öfter, wie gerade jetzt wieder, die Frage: »Braucht mich denn überhaupt noch irgendjemand für irgendetwas?«

In diesem Moment klingelt mein Smartphone. Ein Blick auf das Display verrät, es ist meine Mutter. Schon wieder! Soll das vielleicht die Antwort auf meine Frage sein, ob mich jemand braucht? Freudlos lächle ich über meinen Gedanken und überlege, ob ich rangehen soll. Was kann sie denn noch wollen? Schließlich hat sie mich schon dazu überredet, dass ich diesen Sommer volle drei Wochen bei der Familie in Italien verbringen werde. »Du hast ja sonst nichts zu tun. Kein Job. Kein Mann. Kein Kind. Da kannst du deine Zeit doch der Familie widmen. Alle freuen sich auf dich!«, hat sie geträllert. Sie meint es ja nur gut, ich weiß, aber leider schafft sie es immer wieder, Salz in meine eh schon schmerzenden Wunden zu streuen. Und obwohl alles in mir »Nein!« schrie, habe ich natürlich »Ja« gesagt. Denn sie hat ja recht – mein Leben ist so leer, dass ich keine überzeugende Ausrede dafür habe, warum ich Ferragosto, den Feiertag am 15. August, nicht bei meiner Familie in Italien verbringen sollte.

Meine italienischen Wurzeln sieht man mir übrigens kaum an. Ich habe zwar hellbraunes Haar, aber das Temperament und den südländischen Charme hat meine Schwester abbekommen. Ich sehe eher meinem Vater ähnlich, der ein waschechter Wiener ist. Meine italienische Familie kenne ich nur von Besuchen in den Ferien.

Das Smartphone klingelt noch immer und ich entschließe mich, abzuheben. »Salve, bambina mia«, ertönt die vertraute Stimme in meinem Ohr. Wie üblich spricht meine Mutter mit mir Italienisch. Was mich als Kind oft genervt hat – heute bin ich ihr dafür dankbar. So war ich in der Schule zumindest im Wahlfach Italienisch Klassenbeste. Ohne Atempause redet sie in einem Tempo weiter, das einen beinahe schwindelig werden lässt. Natürlich will sie nur sichergehen, dass ich startklar für die Reise bin. Ich versichere ihr, dass ich in sieben Tagen bei ihr und der Familie im kleinen Dorf Montefalco sein werde. Mit Mühe konnte ich aushandeln, dass ich nicht direkt zu ihr fahre, sondern zuvor noch meine beste Freundin Heike besuche, die vor zwei Jahren nach Tirol gezogen ist. Zumindest ein paar Tage weniger Familienchaos. Obwohl – ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich eine gute Idee ist, Heike gerade jetzt zu besuchen … Aber dazu später mehr.

»Ciao, Mamma«, sage ich, nachdem ich meine Mutter beruhigt habe, und stecke das Handy zurück in die Tasche. Es wird Zeit, dass ich Berta abhole, die mich nach Italien bringen soll – Einsparmaßnahmen. Zusätzlich zum Bus wollte ich mir nicht auch noch ein Auto leisten, weswegen ich meinen Punto kurzerhand verkauft habe. Und Berta, die ich gerade erst aus dem Nachlass bekommen habe, gleich wieder zu verkaufen, hätte ich mich nicht getraut. Zum einen wäre Mama unglaublich enttäuscht gewesen und zum anderen hätte ich mich gefühlt, als würde ich Onkel Alfredos letzten Wunsch und Willen schmählich missachten. Also habe ich das gemacht, was ich immer mache, nämlich es allen recht.

Missmutig knalle ich die Wohnungstür hinter mir zu und mache mich auf den Weg zur Autowerkstatt. Ich bin wütend auf mich, weil ich mich so stark nach anderen richte. Aber das passiert ganz automatisch; ich spüre, was meinem Gegenüber lieb wäre, und schwupps, höre ich mich etwas Zustimmendes sagen. Ohne dass ich groß nachdenke. Erst im Nachhinein merke ich dann, dass ich vielleicht etwas ganz anderes gewollt hätte. Zum Beispiel, als ich vor ein paar Jahren um meinen verstorbenen Kanarienvogel getrauert habe, aber meine Freundin Beate mich unbedingt zu einem Karaoke-Abend schleppen wollte. Natürlich gab ich nach – und stand dann kläglich auf der kleinen Bühne und nuschelte »I will survive« ins Mikrofon. Oder als ich an einem freien Wochenende einem Freund spontan beim Umzug geholfen habe, obwohl ich mich auf nichts mehr gefreut hatte als auf ein ruhiges Wochenende mit »Grey’s Anatomy« und Sushi. Oder als ich mich breitschlagen ließ, bei einer Nachbarskatze Babysitter zu spielen, obwohl ich eine Katzenallergie habe.

Damit muss jetzt Schluss sein! Nur wie stelle ich das am besten an? Egal, mit Details kann ich mich im Moment nicht aufhalten, aber eine Sache ist klar: Ich muss etwas ändern!

Affirmation: Ich bin bereit für Veränderung!

Zwischen Berggipfeln und Erinnerungen

Es ist 4:30 Uhr. Der Wecker klingelt. Habe ich schon erwähnt, dass ich es hasse, früh aufzustehen? Wie eine alte Frau quäle ich mich aus dem Bett, während mir langsam wieder klar wird, warum der Wecker mich gerade aus dem Schlaf gerissen hat. Heute beginnt meine Sommerreise. Eigentlich sollte mir dieser Gedanke ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Aber ehrlich gesagt, spüre ich keine Vorfreude. Vier Wochen werde ich unterwegs sein, aber nur eine davon habe ich mir selbst ausgesucht. Die restlichen drei bin ich dazu verdammt, bei meiner chaotischen Familie in Montefalco zu verbringen.

Und obwohl ich meine Mutter, meine Großmutter, die ich einfach Nonna nenne, und die restliche Bande wirklich liebe, fühle ich mich in ihrem Kreis immer eingeengt und fehl am Platz. Dass ich wieder Single bin, macht die Sache nicht besser. Denn meine italienische Familie hat klare Vorstellungen vom Leben, die ich zu meinem Leidwesen einfach nicht erfüllen kann. »Bella mia, du wirst langsam grau – und noch immer kein Babybauch!«, entsetzte sich Tante Valentina bei meinem Besuch im letzten Jahr. Damals hatte ich zumindest einen Partner. Es kann also nur noch schlimmer werden.

Während ich mir kaltes Wasser ins Gesicht spritze, versuche ich das umzusetzen, was ich neulich in einem Buch über Positive Psychologie gelesen habe. Als bekennender Ratgeber-Junkie besitze ich eine ganze Sammlung von Büchern dieser Art. Die meisten blättere ich zwar nur durch, doch ihr Anblick vermittelt mir zumindest für ein paar Minuten das Gefühl, mein Leben im Griff zu haben. Dieses Buch – eines der wenigen, das ich tatsächlich von Anfang bis Ende gelesen habe – hat mich aber zum Nachdenken angeregt. Jetzt setze ich bewusst um, was es mich gelehrt hat, und versuche, mich auf das zu konzentrieren, worauf ich mich freuen könnte. Oder anders gesagt, auf das, worauf ich mich freuen sollte, denn so ganz gelingt es mir noch nicht.

Bevor es nach Montefalco geht, wo meine Familie ihre Wurzeln hat, liegen ein paar Tage Reisefreiheit vor mir. Drei davon werde ich bei meiner Freundin Heike in Tirol verbringen. Die restlichen vier wage ich es dann, zum ersten Mal alleine auf Reisen zu gehen. Auf dem Weg von Tirol nach Montefalco werde ich mir mit Berta einen schönen Ort suchen und das Beste aus dieser Zeit für mich machen. Zumindest ist das der Plan, an dem ich gerade wieder zu zweifeln beginne. Ja, ich wollte endlich etwas Neues ausprobieren. Schließlich soll einem das, so las ich im besagten Ratgeber, neue Türen öffnen und Glücksgefühle erwecken. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, fühle ich mich dabei nicht wirklich wohl. Wer macht denn schon alleine Urlaub? Sind das nicht nur Menschen, die einsam und verzweifelt sind?

Schon die Vorstellung, allein in einem Café zu sitzen, während um mich herum verliebte Paare, Familien oder Freundesgruppen ihren Zusammenhalt zelebrieren, jagt mir einen kalten Schauer über den Rücken. Aber gut, jetzt ist es zu spät für einen Rückzieher. Heike hat nur drei Tage Zeit für mich und die Option, früher bei meiner Familie in Montefalco anzukommen, ist noch mieser als das kleine Abenteuer, von dem ich nicht weiß, ob es mir vielleicht doch ein bisschen gefällt. »Du schaffst das«, sag ich zu meinem Spiegelbild und zwinge mich zu einem Lächeln, so wie es im klugen Buch steht.

Nachdem ich mich angezogen und zwei Tassen Kaffee intus habe, schnappe ich meine Koffer und verstaue sie in der Berta. Zumindest einen Vorteil hat der alte VW-Bus: Ich habe für mein Gepäck mehr als genug Platz. Wobei ich hauptsächlich Sommerkleider eingepackt habe. Schöne, weite Hängekleider. Einer der wenigen Trends, die ich mitmache, weil sie meine Figur kaschieren, die unter dem Frust der letzten Monate ziemlich gelitten hat. Die Jeans, die mich daran erinnern, dass ich einmal halbwegs sportlich war und in Größe 36 gepasst habe, lasse ich für die nächsten vier Wochen hinter mir. In Italien ist es im August dafür eh viel zu heiß.

Nachdem ich die letzte Tasche verstaut habe, lasse ich mich auf den Fahrersitz fallen und werfe einen Blick aufs Smartphone, um die Route zu Heike noch mal zu checken. Dabei sehe ich, dass meine Mutter mir eine Nachricht geschickt hat. »Fahr vorsichtig und vergiss nichts! Reisepass, Verbandskasten, Warnweste …! Bis bald, mein Schatz«, schreibt sie. Sie kennt mich nur allzu gut und weiß, dass ich solche Dinge gerne vergesse. Vage erinnere ich mich daran, im Kofferraum einen Verbandskasten gesichtet zu haben, aber war da auch eine Warnweste? Gehört so etwas nicht ins Handschuhfach? Ich öffne das Fach und entdecke einen Stapel Papier, den mir Onkel Alfredo gleich mitvermacht hat. In der Hoffnung, eine Warnweste zu finden, durchforste ich den chaotischen Haufen.

30 Jahre alte Anleitungen für Radio und Co, ein paar vergilbte Zeitungen und eine italienische Straßenkarte finde ich. Ich bleibe bei der Karte hängen, vielleicht entdecke ich darauf ja einen schönen Ort, den ich zwischen dem Besuch bei Heike und meiner Familie anvisieren kann. Das habe ich bis jetzt nämlich offengelassen. Ich bin nicht sehr begabt darin, Dinge im Voraus zu planen. Und wenn doch, geht mein Plan meistens in die Hose und ich bin bitter enttäuscht. Zum Beispiel damals, als ich für Heike die beste Überraschungsparty ever organisieren wollte, aber die anderen Gäste viel zu spät kamen, bloß weil ich mich bei einer WhatsApp vertippt hatte. »Überraschung!«, habe ich alleine mit verkniffenem Lächeln gerufen und bin mir vorgekommen wie der letzte Depp.

Ich schüttle den Kopf und blicke wieder auf die Karte. Darauf ist mit einem roten Stift eine Reiseroute mit vier Stopps eingezeichnet. Vermutlich eine Tour, die Alfredo hat. Auch er wurde von der Familie nicht verschont und musste wohl regelmäßig bei ihr antanzen – die zweite Station ist nämlich das Weindorf Montefalco.

»Onkel Alfredo …«, denke ich für einen kurzen Moment wehmütig. Als Kind hätte ich nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet ich die Außenseiterrolle, die er in der Familie hatte, weil er lieber im Hintergrund blieb, leise lachte und keine eigene Familie gründete, übernehmen würde. Vielleicht hat er mir deshalb seine geliebte Berta vererbt.

Während die Erwachsenen sich abends immer dem italienischen Skopa-Kartenspiel widmeten, suchte ich die Nähe von Alfredo. »Magst du eine Geschichte hören?«, fragte er dann immer und ich nickte eifrig. Und so saß ich oft bei ihm und lauschte gebannt seinen Erzählungen. Meine Mutter ermahnte ihn dabei so manches Mal, denn sie meinte, dass seine Märchen nichts für Kinder wären. Der Grund: Sie waren oft voller Dramatik und ihnen fehlte das klassische Happy End. Mich störte das weniger, ich liebte es, ihm zuzuhören. Und ich glaube, er genoss es auch. Denn im Trubel der Familie ging sein ruhiges Wesen meistens unter. Durch den Einfluss meiner Familie übernahm ich irgendwann die Meinung, dass Onkel Alfredo schrullig sei, einfach weil er anders war als die anderen. Aber jetzt, während ich auf die Karte schaue, merke ich, dass mein Onkel vielleicht einfach nur seinen eigenen Weg ging und dieser begann bzw. endete nicht bei der Familie in Montefalco.

Die erste Station auf der Karte, die tatsächlich ganz gut auf meiner Route liegt, heißt Lucca. Ich habe schon mal gehört, dass es ein idyllisches kleines Städtchen sein soll. Außerdem mag ich den Namen. Und da es ohnehin zu spät für große Recherchen ist, lächle ich zufrieden. Ja, ich werde nach meinem Aufenthalt bei Heike einfach nach Lucca düsen, beschließe ich spontan. Eine Stadt ist auf jeden Fall besser als ein biederes Dorf, dort fällt mein Alleinsein vielleicht gar nicht so auf. Ich werfe noch einen Blick auf die Karte – die beiden anderen Stationen heißen Positano und Tropea, zwei Küstenorte, deren Namen ich bisher noch nie gehört habe. Bestimmt sind es Geheimtipps. Wer weiß, vielleicht verschlägt es mich ja eines Tages auch dorthin? Doch nun muss ich los, um rechtzeitig zum Mittagessen bei Heike zu sein.

Mit einer Mischung aus Aufregung und einem schweren Herzen fahre ich über die Autobahn, während die Landschaft draußen in einem schnellen Rhythmus vorbeizieht. Die Fahrt nach Tirol ist lang, weswegen ich doch wieder von meinem Vorsatz, positiv zu denken, abkomme und die Ereignisse der letzten Zeit wieder und wieder in meinem Kopf Revue passieren lasse. Vor gerade einmal zwei Wochen habe ich ohne jegliche Vorwarnung meine Kündigung erhalten. Aber das Schlimmste daran ist nicht der Verlust meines Jobs, nein, es ist das Gefühl der Ablehnung. Das Gefühl, nicht gebraucht zu werden. Das Gefühl, nicht einmal mehr dafür gut genug zu sein.

Ein Gefühl, das ich nur allzu gut kenne. Und da sind sie wieder, die wehmütigen Gedanken an Markus, meinen Ex-Freund. Auch er hat mich abgelehnt! Auch ihm war ich nicht gut genug. Natürlich hat er behauptet, es läge an ihm, aber das war doch bloß eine Floskel, die es mir leichter machen sollte. Tat es aber nicht. Markus war für mich die letzte Chance für den Traum, eine Familie zu gründen, für jemanden die Nummer eins zu sein und im Leben anzukommen. Tatsächlich dachte ich nach vier Jahren Beziehung, wir hätten es geschafft. Aber ich täuschte mich. Wie schon so oft im Leben. In all meinen Beziehungen habe ich mich bemüht, alles richtig zu machen. Jede Beziehung habe ich mit ganzem Herzen geführt, und doch hat es nie gereicht.

Die Erinnerungen an die endlosen Nächte voller Tränen und Selbstzweifel drängen sich mir auf. Jetzt bloß nicht heulen, sonst sehe ich die Straße nicht mehr. Entschlossen wische ich mir mit dem Ärmel eine Träne weg und versuche, mich auf die Straße zu konzentrieren, als es wie aus dem Nichts wieder vor meinem inneren Auge erscheint: das Gesicht des Unternehmensberaters, der das Kleiderwarenhaus beriet, für das ich tätig war. Ein emotionsloser Typ, der mir vom ersten Moment an unsympathisch war. »Ich bin Max und ich weiß, ihr alle habt keine große Freude daran, dass ich hier bin. Aber hey, macht euch keine Sorgen um mich, ich habe gelernt, damit umzugehen«, meinte er bei der Vorstellung und war der Einzige, der über seinen Witz lachte. Auch über meine Kakteen hat er sich prächtig amüsiert: »Frau Amato, Sie haben einen gemeingefährlichen Arbeitsplatz. Sie sollten einen Risikozuschlag verlangen.« Eine der wenigen Situationen, in denen ich eine schlagfertige Antwort herausgebracht habe: »Na, dann sollten Sie sich besser fernhalten, bevor einer meiner Kakteen Sie ganz oben auf die Liste seiner Opfer setzt.«

Obwohl mir gesagt wurde, dass der schleimige Unternehmensberater nicht für meine Kündigung verantwortlich war, bin ich mir sicher, dass er den Anstoß zu den plötzlichen Einsparmaßnahmen gab, die mich schlussendlich meinen Job kosteten. Max! Allein der Gedanke an seinen Namen macht mich schon wütend. Aber zumindest heule ich jetzt nicht mehr. Trotzdem frage ich mich: Warum muss ich das alles durchmachen? Warum hatte es dieser Idiot gerade auf mich abgesehen? Warum erlebe ich denselben Mist wieder und wieder?

Tief atmen, sagt eine wohlwollende innere Stimme in diesem Moment. Es bringt ja nichts, wenn ich mir weiter den Kopf zermartere. Ich sollte wirklich damit aufhören und an etwas Schönes denken. Wenn das bloß nicht so schwer wäre …!

Noch 40 Kilometer bis Schwaz, lese ich auf dem nächsten Autobahnschild. Na, das ist ja absehbar. Bestimmt kann mich Heike ein wenig von meinen trüben Gedanken ablenken. Zumindest hat sie das früher immer geschafft. Heike und ich kennen uns seit dem Studium. Wir haben uns immer schon super ergänzt. Sie ist die Organisierte, ich die Chaotische. Wobei Heike behauptet, dass ich nur so chaotisch bin, weil mein Kopf voll kreativer Ideen ist. Jedenfalls waren wir beide viele Jahre unzertrennlich. Wir waren einander Seelentröster, wenn es in der Liebe wieder einmal nicht klappte, haben unzählige WG-Partys, Städtetrips, Prüfungen an der Uni und andere Abenteuer miteinander erlebt. Ich weiß noch, wie wir einmal beschlossen hatten, uns die Haare selbst zu färben, und das Ergebnis nicht goldblond, sondern dottergelb war. Oder die schlimme Zeit, nachdem Heikes Bruder bei einem Autounfall sein Leben verloren hatte. Ich bin monatelang nicht von ihrer Seite gewichen und habe ihr ständig versichert, dass sie mich niemals verlieren würde.