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Born to eat wild! Direkt vor Ihrer Haustür beginnt das Abenteuer Wildkräuter. Kommen Sie mit Rudi Beiser, einem der bekanntesten Kräuter-Menschen, mit nach draußen in die Natur. Wildkräuter: Die GRÜNE KRAFT AUS DER NATUR hat sich von der Urnahrung der Menschen zum wertvollen Trend-Genuss entwickelt. Das ist nicht verwunderlich, denn die Kräuter sind unseren Kulturgemüsen haushoch überlegen und mit ihren besonderen Inhaltsstoffen supergesund. Und halten ganz neue Geschmacksnuancen für Sie bereit. - Von Bärenklau bis Wilde Möhre: die 21 leckersten Wildkräuter im Porträt. - Sicher erkennen - richtig sammeln - maßlos genießen: Mit Sicherheits- und Gesundheits-Check kann beim Sammeln und Zubereiten nichts schiefgehen. - Einfach köstlich und gesund: 42 raffinierte Rezepte bringen Ihre Geschmacksknospen zum Glühen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 135
Wildkräuter – Von der Wiese auf den Teller
Mit 42 vitalen Rezepten
Rudi Beiser
1. Auflage
Direkt vor Ihrer Haustür beginnt das Abenteuer Wildkräuter, das Ihnen einen neuen Blick auf die heimische Pflanzenwelt eröffnen wird. Und ganz kostenlos, als Extrabonus, schenken uns die wilden Kräuter Gesundheit und grüne Power!
Das Selbstsammeln essbarer Wildpflanzen draußen in der Natur ist ein Erlebnis, das Freude macht. Man ist dabei in der frischen Luft, hat Bewegung und lässt die Hektik des Alltags hinter sich.
Wenn Sie sich bisher noch nicht mit dem Sammeln wilder Kräuter beschäftigt haben, dann gibt es auch Unsicherheit und Zweifel: Viele Pflanzen sind Ihnen vielleicht unbekannt, könnten sogar giftig oder unverträglich sein? Mit diesem Buch in den Händen können Sie beruhigt loslegen, denn es hält für Sie ein paar Besonderheiten bereit, die Ihnen den Einstieg ins »wilde Leben« erleichtern werden:
Viele Hundert Pflanzen unserer heimischen Flora sind zwar essbar und genießbar, aber richtig gut schmecken die wenigsten. Nur wirklich schmackhafte Wildgenüsse sollen den Weg in Ihre Küche finden! Die Pflanzenporträts halten viele Zubereitungsideen und Rezepte bereit, die einfach nachzukochen sind und die die Raffinesse der Wildkräuter zur Geltung kommen lassen. Wer hätte gedacht, dass Wegerichblüten Champignons ersetzen können?
Im »Gesundheits-Check« erfahren Sie, welche Fülle an Vitaminen, Mineralien und sekundären Pflanzenstoffen, die unseren Körper gesund erhalten, in Wildpflanzen enthalten sind. Sie können sie also nicht nur als Nahrungspflanzen, sondern auch als Heilpflanzen und als Fitmacher für den Stoffwechsel und zum Entgiften nutzen.
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Entdecken und Sammeln der Wildpflanzen sowie gutes Gelingen beim Ausprobieren der Rezepte.
Rudi Beiser
Die Natur schenkt uns eine Fülle an essbaren Wildpflanzen. Direkt vor unserer Haustür wachsen kulinarische Köstlichkeiten, die von Ihnen entdeckt werden wollen. Mit diesem Buch lernen Sie die delikaten Genüsse sicher zu erkennen und schmackhaft auf den Tisch zu bringen.
Das »wilde Leben« fängt hier an
Teil I Wildkräuter – Gesund und voller Power
1 Born to eat wild
1.1 Wildkräuter – Urnahrung der Menschheit
1.2 Die Überlegenheit der Wildkräuter
1.3 Grüne Pflanzenpower – stark und gesund
1.4 Wild ist Super(food)!
1.5 Jetzt wird gesammelt!
1.5.1 Sicher bestimmen
1.5.2 Wo darf gesammelt werden?
1.5.3 Die Sammelausrüstung
1.5.4 Richtig gesammelt
1.5.5 Fuchsbandwurm – geringes Risiko
1.6 Tipps zur Verarbeitung der wilden Gesellen
1.6.1 Langsam an Bitterstoffe herantasten
1.6.2 Damit es nicht brennt und kratzt
Teil II Wildkräuter kennenlernen
2 21 Power-Typen – 42 Rezepte
2.1 Unterwegs genießen
2.2 Giftpflanzen – genau hinschauen
3 Bärenklau
3.1 Delikate Blätter und Knospen
3.2 Gesundheits-Check
3.3 Sicherheits-Check – Verwechslungen ausschließen
3.4 Unterwegs genießen
3.5 Bärenklau-Rezepte
4 Bärlauch
4.1 Der wilde Knoblauch
4.2 Gesundheits-Check
4.3 Sicherheits-Check – Verwechslungen ausschließen
4.4 Unterwegs genießen
4.5 Bärlauch-Rezepte
5 Brennnessel
5.1 Mehr als nur »Arme-Leute-Essen«
5.2 Gesundheits-Check
5.3 Sicherheits-Check – Verwechslungen ausschließen
5.4 Unterwegs genießen
5.5 Brennnessel-Rezepte
6 Dost
6.1 Wildes Pizzagewürz
6.2 Gesundheits-Check
6.3 Sicherheits-Check – Verwechslungen ausschließen
6.4 Unterwegs genießen
6.5 Dost-Rezepte
7 Gänseblümchen
7.1 Ein Blümchen zum Verspeisen
7.2 Gesundheits-Check
7.3 Sicherheits-Check – Verwechslungen ausschließen
7.4 Unterwegs genießen
7.5 Gänseblümchen-Rezepte
8 Gänsefuß
8.1 Verwandtschaft mit Spinat und Quinoa
8.2 Gesundheits-Check
8.3 Sicherheits-Check – Verwechslungen ausschließen
8.4 Gänsefuß-Rezepte
9 Giersch
9.1 Bester Geschmack zum Nulltarif
9.2 Gesundheits-Check
9.3 Sicherheits-Check – Verwechslungen ausschließen
9.4 Unterwegs genießen
9.5 Giersch-Rezepte
10 Knoblauchsrauke
10.1 Mildes Knoblaucharoma
10.2 Gesundheits-Check
10.3 Sicherheits-Check – Verwechslungen ausschließen
10.4 Unterwegs genießen
10.5 Knoblauchsrauke-Rezepte
11 Löwenzahn
11.1 Vorhang auf für den Superstar
11.2 Gesundheits-Check
11.3 Sicherheits-Check – Verwechslungen ausschließen
11.4 Unterwegs genießen
11.5 Löwenzahn-Rezepte
12 Malve
12.1 Mild und schleimig
12.2 Gesundheits-Check
12.3 Sicherheits-Check – Verwechslungen ausschließen
12.4 Unterwegs genießen
12.5 Malven-Rezepte
13 Nachtkerze
13.1 Ein schmackhaftes aromatisches Gemüse
13.2 Gesundheits-Check
13.3 Sicherheits-Check – Verwechslungen ausschließen
13.4 Unterwegs genießen
13.5 Nachtkerzen-Rezepte
14 Rainkohl
14.1 Angenehme Bitterkeit
14.2 Gesundheits-Check
14.3 Sicherheits-Check – Verwechslungen ausschließen
14.4 Unterwegs genießen
14.5 Rainkohl-Rezepte
15 Sauerampfer
15.1 Sauer macht lustig
15.2 Gesundheits-Check
15.3 Sicherheits-Check – Verwechslungen ausschließen
15.4 Unterwegs genießen
15.5 Sauerampfer-Rezepte
16 Spitzwegerich
16.1 Wiesenpflanze mit Pilzgeschmack
16.2 Gesundheits-Check
16.3 Sicherheits-Check – Verwechslungen ausschließen
16.4 Unterwegs genießen
16.5 Spitzwegerich-Rezepte
17 Taubnessel
17.1 Eine Hummelpflanze im Kochtopf
17.2 Gesundheits-Check
17.3 Sicherheits-Check – Verwechslungen ausschließen
17.4 Unterwegs genießen
17.5 Taubnessel-Rezepte
18 Vogelmiere
18.1 Nicht nur für Vögel ein Genuss
18.2 Gesundheits-Check
18.3 Sicherheits-Check – Verwechslungen ausschließen
18.4 Unterwegs genießen
18.5 Vogelmiere-Rezepte
19 Wiesenknopf
19.1 Ein Gewürz mit einem Hauch von Gurke
19.2 Gesundheits-Check
19.3 Sicherheits-Check – Verwechslungen ausschließen
19.4 Unterwegs genießen
19.5 Wiesenknopf-Rezepte
20 Wiesen-Labkraut
20.1 Mild im Geschmack
20.2 Gesundheits-Check
20.3 Sicherheits-Check – Verwechslungen ausschließen
20.4 Unterwegs genießen
20.5 Labkraut-Rezepte
21 Wiesen-Margerite
21.1 Ein schmackhaftes aromatisches Gemüse
21.2 Gesundheits-Check
21.3 Sicherheits-Check – Verwechslungen ausschließen
21.4 Margeriten-Rezepte
22 Wiesen-Schaumkraut
22.1 Wild und scharf
22.2 Gesundheits-Check
22.3 Sicherheits-Check – Verwechslungen ausschließen
22.4 Unterwegs genießen
22.5 Schaumkraut-Rezepte
23 Wilde Möhre
23.1 Von Kopf bis Fuß ein aromatisches Gemüse
23.2 Gesundheits-Check
23.3 Sicherheits-Check – Verwechslungen ausschließen
23.4 Unterwegs genießen
23.5 Wilde Möhren-Rezepte
24 Service
24.1 Zum Weiterlesen
24.2 Internetseiten
25 Kurzportraits der Kräuter zum Download
26 Giftige Verwechsler
26.1 Sammelkalender
Sachverzeichnisse
Impressum
1 Born to eat wild
Wildkräuter sind nicht nur unglaublich gesund. Richtig verarbeitet bereichern sie Ihren Speiseplan und bringen Ihren Stoffwechsel in Schwung.
Hier erfahren Sie, warum Wildkräuter so gesund sind, und Sie bekommen zahlreiche Tipps für das richtige Sammeln und Verarbeiten.
»Born to be wild« hieß ein Rocksong Ende der 1960er-Jahre, der durch den amerikanischen Kultfilm »Easy Rider« bekannt wurde. Das Lebensgefühl des Songs und des Films passt auch gut zu unserer Ernährung: Den größten Teil der Menschheitsgeschichte waren wir »wild und frei«, das heißt, unsere Nahrung bestand aus wilden Pflanzen und wilden Tieren. Wir waren nicht sesshaft, sondern zogen frei als Sammler und Jäger durch die steinzeitliche Welt. Etwa 99 Prozent der Menschheitsgeschichte haben wir uns überwiegend von wilden Pflanzen und Früchten ernährt. Dies ist vermutlich auch der Grund, warum der menschliche Körper im Gegensatz zu anderen Säugetieren Vitamin C nicht selbst herstellen kann. Unser Organismus hat sich über Jahrmillionen tagtäglich so reichhaltig mit Vitamin-C-haltigen Pflanzen versorgt, dass eine Selbstsynthese nicht erforderlich war. Ergänzt wurde der überwiegend pflanzliche Steinzeit-Speiseplan (ca. 80 Prozent) durch erjagte Wildtiere. Die heimischen Wildpflanzen sind sozusagen die Urnahrung der Menschheit. Demnach können wir den Song getrost umbenennen in: »Born to eat wild«! Wir sind geboren, um wild zu essen, denn die Wildkräuter sind dem menschlichen Organismus evolutionär bestens angepasst. Die wilde Nahrung der altsteinzeitlichen Sammler und Jäger war keineswegs eine Mangelernährung. Skelettuntersuchungen haben gezeigt, dass sie besser und ausgewogener versorgt waren als die jungsteinzeitlichen Ackerbauern, die sesshaft waren und Pflanzen- und Tierzüchtung betrieben. Man stellte fest, dass Sammler und Jäger weniger Krankheiten und bessere Zähne hatten. Außerdem wurden sie größer und älter.
Es ist eigentlich logisch: Eine Ernährung, die für uns geschaffen ist, tut unserem Organismus gut und wird gut vertragen. Deshalb sind Wildkräuter für uns richtige Gesundheitspakete. Leider sind sie komplett aus unserer Ernährung verschwunden.
Vergleicht man die Inhaltsstoffe der Wildkräuter mit unseren modernen Gemüsesorten, kommt man ins Staunen: Sie enthalten ein Vielfaches an Proteinen, Vitaminen, Mineralien und sonstigen bioaktiven Substanzen (siehe Abschnitt » ▶ Grüne Pflanzenpower«). Wie kann das sein? Die modernen Gemüsesorten wurden doch alle irgendwann aus Wildpflanzen entwickelt? Pflanzenzüchtung und Tierzüchtung haben ihren Ursprung vor etwa 10 000 Jahren, als die ersten Menschen sesshaft wurden. Es war ein langer Weg von den wilden Kräutern bis hin zu den genormten Hochertragssorten und dabei sind leider nicht nur Vorteile zutage getreten. Unsere Kulturgemüse und Kulturgetreide haben ein komplett anderes Nährstoffprofil als ihre wilden Vorfahren. Viele wertvolle Inhaltsstoffe gingen verloren. Außerdem sind sie anfälliger gegenüber Krankheiten und Schädlingen geworden. Nicht besser sieht es bei der tierischen Nahrung aus: Die hochgezüchteten Nutztiere aus Massentierhaltung haben kaum noch Gemeinsamkeiten mit der Jagdbeute der steinzeitlichen Jäger.
Angesichts der zahlreichen ernährungsbedingten Krankheiten in den reichen Ländern unseres Planeten ist eine Rückbesinnung überlegenswert: »We are born to eat wild!« Keine Angst, wir müssen deshalb nicht zurück in die Steinzeit, aber schon ein bisschen mehr an »wilder Nahrung« auf dem Speiseplan liefert eine Extraportion Gesundheit, die unser körpereigenes System stärkt. Und das Tolle dabei: Wildkräuter machen Spaß, sind kostenlos und bringen jede Menge neue Geschmackserlebnisse!
Ein neues Modewort geistert seit einiger Zeit durch die Medien und bei der Internetsuche erzielt es über 13 Millionen Treffer: Superfood! Als ich den Begriff zum ersten Mal hörte, dachte ich zunächst an eine Werbekampagne der rasant wachsenden Nahrungsergänzungsmittel-Industrie. Was sind »Superfoods«? Es handelt sich um Lebensmittel, die eine überdurchschnittlich hohe Konzentration an Nährstoffen aufweisen, also eine besonders hohe Nährstoffdichte haben. Gemeint sind mit den Nährstoffen weniger die Makronährstoffe (Fette, Kohlenhydrate, Eiweiße), sondern vor allem die lebenswichtigen Mikronährstoffe, also Vitamine, Mineralien und Spurenelemente. Superfoods zeichnen sich aber auch noch durch einen außergewöhnlichen Gehalt an Sekundären Pflanzenstoffen (z. B. Polyphenole) aus. Diese Stoffe wirken sehr positiv auf unsere Gesundheit, denn darunter befinden sich starke Antioxidanzien, die unsere Körperzellen vor Krebs schützen und unser Immunsystem stärken. Antioxidanzien sind in aller Munde, weil sie als Radikalfänger gelten. Die schädlichen freien Radikale stammen z. B. aus Zigarettenrauch, entstehen aber auch auf natürliche Weise beim Stoffwechsel im Körper. Zu den Superfoods zählen viele Exoten, wie z. B. Chia-Samen, Acai-Beere, Goji-Beere und Granatapfel, aber auch einige heimische Pflanzen, wie Grünkohl und Heidelbeere. Es gibt jedoch noch ein vergessenes, kostenloses, regionales und ganz ursprüngliches Superfood: nämlich unsere essbaren Wildpflanzen!
Die ursprünglichen Wildpflanzen enthalten durchschnittlich dreimal so viel Proteine, Vitamine, Mineralien und Spurenelemente wie unsere aus der Züchtung hervorgegangenen Gemüsesorten. So enthält beispielsweise der Löwenzahn siebenmal mehr Pro-Vitamin A als die Endivie und das Gartenunkraut Giersch hat viermal mehr Proteine als Feldsalat. Auch der Gehalt an den sogenannten Sekundären Pflanzenstoffen ist wesentlich höher. Ihre große Bedeutung für unsere Ernährung und Gesundheit wurde erst in den letzten Jahren erkannt. Jede Wildpflanze enthält mehrere Hundert bis Tausend Sekundäre Pflanzenstoffe, die auch »Phytochemicals« genannt werden. Zu diesen zahlreichen chemischen Verbindungen gehören die Heilstoffe der Phytomedizin, wie Bitterstoffe, Carotinoide oder Senfölglykoside. Die Sekundären Pflanzenstoffe sind die wichtigsten Akteure beim Schutz vor Erkrankungen, denn sie wirken antioxidativ, antimikrobiell, antikanzerogen, antientzündlich, blutdruck- und cholesterinsenkend. Außerdem entgiften und reinigen sie unseren Organismus. Wenn wir also Wildkräuter in unseren Speiseplan integrieren, schützen uns die darin enthaltenen Inhaltsstoffe tagtäglich präventiv. Sie können aber auch gezielt bei bestimmten Erkrankungen eingesetzt werden: Jede Wildpflanze ist nicht nur protektives Nahrungsmittel, sondern gleichzeitig Heilpflanze. Hier erfüllt sich wunderbar der uralte Lehrspruch des griechischen Arztes Hippokrates: »Eure Nahrung soll euer Heilmittel sein. Eure Heilmittel sollen eure Nahrung sein.« Im »Gesundheits-Check« bei den Pflanzenporträts können Sie nachlesen, welche Inhaltsstoffe die jeweilige Wildpflanze auszeichnen und welche Heilwirkung sie hat.
Der Grund, weshalb Wildkräuter für unseren Organismus so super sind, ist die Tatsache, dass es sich um unsere Urnahrung handelt (» ▶ Born to eat wild«). Mensch und Wildpflanze haben sich im Laufe der Evolution gemeinsam entwickelt und angepasst. Genau genommen haben wir gemeinsame Vorfahren und ein sehr ähnliches Immunsystem. Deshalb wirken die Sekundärstoffe auch bei uns so vorzüglich!
Egal, ob Sie in der Stadt oder auf dem Land wohnen, sobald Sie vor die Tür treten und Ihren Blick auf den Boden lenken, werden Sie die ersten Wildpflanzen entdecken. Theoretisch könnten Sie nun gleich loslegen, aber ein paar grundlegende Tipps und Hinweise können hilfreich sein:
Mithilfe dieses Buches können Sie die wichtigsten essbaren Wildkräuter identifizieren. Betrachten Sie die Fotografien ganz genau und überprüfen Sie anhand des »Sicherheits-Checks« die charakteristischen Merkmale der gefundenen Pflanze. Dadurch können Sie Verwechslungen mit ziemlicher Sicherheit ausschließen. Dort werden auch alle ähnlich aussehenden Pflanzen aufgeführt. Meistens können diese ebenfalls gesammelt und gegessen werden, doch es gibt manchmal giftige Verwechslungspflanzen. Wenn Sie sich also nicht ganz sicher sind, lassen Sie die Pflanze stehen oder fragen Sie einen Kräuterexperten. Es kann sehr hilfreich sein, an einer geführten Wildkräuterexkursion teilzunehmen und die Pflanzen am Naturstandort kennenzulernen.
Sie dürfen für den privaten Gebrauch überall in der freien Natur Wildkräuter sammeln, das erlaubt das Bundesnaturschutzgesetz. Die entnommene Menge muss wie beim Pilzesammeln verhältnismäßig sein, also pro Person ein Körbchen oder ein Handstrauß. In Naturschutzgebieten gilt allerdings absolutes Sammelverbot! Wenn Sie sich auf fremden Flächen bewegen, dann ernten Sie möglichst so achtsam, dass sich der Eigentümer z. B. nicht über eine zertrampelte Wiese ärgern muss. Um den Pflanzen am Fundort einen Fortbestand zu ermöglichen, lassen Sie immer einen Teil stehen und ernten Sie an anderer Stelle weiter.
Sammeln Sie im eigenen Interesse nicht in der Nähe von viel befahrenen Straßen und nicht in der Nähe von Feldern, die mit Pestiziden gespritzt werden. Auch Wege, wo Hunde ausgeführt werden, sollten Sie aus Ihrer Sammelroute streichen. Das Gleiche gilt für Wiesen, auf denen Tiere weiden.
Die Ausstattung ist im Vergleich zu vielen Outdoor-Aktivitäten günstig und übersichtlich. Zum Bestimmen und Identifizieren der Pflanzen kann eine Lupe sehr nützlich sein, beispielsweise um die typische Behaarung am Stängel der Vogelmiere gut zu erkennen. Zum Ernten der Kräuter benötigen Sie ein scharfes Messer oder eine Schere. Bei manchen Pflanzen, wie Brennnesseln, sind eventuell Handschuhe erforderlich. Für das Ausgraben von Wurzeln sind eine kleine stabile Schaufel oder ein Wurzelstecher sehr hilfreich. Fehlt nur noch ein Transportbehälter, in dem die gesammelten Pflanzen luftig und ohne Quetschen Platz finden. Dazu eignen sich Weidenkörbe.
Wenn Sie bei Ihrer »Sammeltour« viele verschiedene Pflanzen aufspüren, ist es von Vorteil, diese im Transportbehälter nach Arten zu trennen. Zum einen werden die Kräuter in den Rezepten oft getrennt gebraucht, zum anderen können Sie so zu Hause nochmals viel besser prüfen, dass wirklich keine ungenießbaren oder giftigen Pflanzen dazwischengeraten sind.
Grundsätzlich kommen nur junge Blätter und Triebe in den Sammelkorb, denn Wildpflanzen neigen dazu, im späteren Stadium eine faserige Konsistenz und einen herben und bitteren Geschmack zu entwickeln. Das Frühjahr ist deshalb die beste Sammelzeit, denn die frisch austreibenden Wildpflanzen sind jetzt noch sehr mild. Da Wiesen und Wegränder aber immer wieder gemäht werden, finden Sie auch im Sommer frische, zarte Triebe. Selbst im Winter können Sie noch zahlreiche Wildpflanzen finden, zumindest wenn der Boden schneefrei ist.
Es gibt kaum einen Wildkräuterkurs, bei dem ich nicht auf das Thema »Fuchsbandwurm« angesprochen werde. Trotz Schwere der Erkrankung gibt es keinen Grund zur Beunruhigung, denn die meldepflichtige Infektion ist außerordentlich selten. Der Mensch ist nicht besonders empfänglich für die Erkrankung, weshalb eine Mehrfachaufnahme der Wurmeier vonnöten ist, um sie überhaupt auszulösen. Jährlich erkranken in ganz Deutschland nur etwa 20 Menschen, das Risiko ist also sehr gering. Es ist kein einziger Fall dokumentiert, der auf den Genuss von Wildpflanzen oder Waldpilzen zurückzuführen wäre. Die allergrößte Risikogruppe sind Hunde- und Katzenbesitzer (70 Prozent), die sich über das eigene Tier infizieren. Ebenfalls gefährdet sind Menschen, die beruflich im Wald oder in der Landwirtschaft tätig sind. Sie infizieren sich allerdings nicht durch die Nahrung, sondern meist über das Einatmen von Stäuben. Die Wurmeier sind leicht wie Staub und werden bei der Heuernte oder bei Waldarbeiten aufgewirbelt. Einen 100-prozentigen Schutz vor der sehr seltenen Erkrankung gibt es nicht, aber durch gründliches Waschen der Wildpflanzen wird das geringe Risiko minimiert. Das gilt übrigens auch für alles Obst und Gemüse, das im Freiland wächst, denn hier ist die Gefährdung nicht kleiner als beim Gänseblümchen im Rasen oder beim Spitzwegerich auf der Wiese. Bei gekochter Nahrung müssen Sie keine Bedenken haben, denn schon das Erhitzen auf 60 °C für wenige Minuten tötet die infektiösen Eier ab.
Verarbeiten Sie Ihre gesammelten Wildkräuterschätze möglichst ganz frisch, am besten nur wenige Stunden nach der Ernte. Sie sparen sich in der Küche viel Arbeit, wenn Sie die Pflanzen schon beim Ernten, also bevor sie ins Körbchen kommen, genauer anschauen. Sortieren Sie deshalb gleich draußen schmutzige, kranke und angefressene Pflanzenteile aus. Bei bodenständigen Blattrosetten (z. B. Löwenzahn, Spitzwegerich) nehmen Sie am besten nur das innere »Herz«. Das ist in der Regel nicht nur sauberer, sondern auch besonders fein und zart.
Die Pflanzenzüchtung hat unsere Gemüse- und Salatpflanzen vor allem auf milden Geschmack getrimmt. So wurden beispielsweise die Bitterstoffe in unseren Lebensmitteln weitgehend zurückgedrängt. »Was bitter im Mund, ist für den Magen gesund« heißt ein altes, weises Sprichwort. Bitterstoffe stärken nicht nur unseren Organismus und unsere Verdauung, sondern sie helfen auch beim Abnehmen. Es sind natürliche Appetitzügler und Fatburner.