William - Mason Coile - E-Book

William E-Book

Mason Coile

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Beschreibung

Henry, ein brillanter Robotikingenieur, hat die größte Entdeckung seiner Karriere gemacht. Es ist ihm gelungen, ein künstliches Bewusstsein zu schaffen, das er William tauft. Tagelang schließt er sich mit William auf dem Dachboden ein, um ihn zu studieren. Doch etwas scheint mit William nicht in Ordnung zu sein: Er entwickelt Gefühle wie Hass und Eifersucht. Auf die Menschen im Allgemeinen und auf Henry im Besonderen. Gefühle, die er eigentlich gar nicht haben dürfte. Als William beginnt, eine Obsession für Henrys schwangere Frau Lily zu entwickeln, beschließt Henry, William abzuschalten. Er ahnt nicht, welchen Albtraum er mit dieser Entscheidung heraufbeschwört …

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Seitenzahl: 243

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Das Buch

Henry ist ein brillanter Ingenieur, dem nach Jahren des Tüftelns eine bahnbrechende Erfindung gelungen ist: Er hat ein künstliches Bewusstsein erschaffen, das er William tauft. Tagelang schließt er sich mit William auf dem Dachboden ein, um ihn zu studieren, sodass schließlich sogar die Beziehung zu seiner schwangeren Frau Lily unter Henrys Obsession für William zu leiden beginnt. Doch mit William scheint etwas nicht in Ordnung zu sein: Er entwickelt Gefühle wie Hass und Eifersucht. Gefühle, die eine künstliche Intelligenz eigentlich gar nicht haben dürfte. Als eines Tages Lilys Arbeitskollegen Davis und Paige zu Besuch kommen, beschließt Henry, ihnen William vorzuführen. Er ahnt nicht, welchen Albtraum er damit heraufbeschwört …

Der Autor

Hinter dem Pseudonym Mason Coile verbirgt sich der erfolgreiche New York Times-Bestsellerautor Andrew Pyper. Der Autor lebt in Toronto.

MASON COILE

W1LL1AM

Roman

Aus dem Amerikanischenübersetzt von Thomas Salter

Die amerikanische Originalausgabe erscheintunter dem Titel WILLIAM bei Putnam, einem Imprintder Verlagsgruppe Penguin Random House.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Deutsche Erstausgabe 11/2024

Redaktion: Sven-Eric Wehmeyer

Copyright © 2024 by Andrew Pyper Enterprises Inc.

Copyright © 2024 der deutschsprachigen Ausgabe undder Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag, München,in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,Neumarkter Straße 28, 81673 München

Umschlaggestaltung: Das Illustrat GbR, München

Satz: Schaber Datentechnik, Austria

ISBN 978-3-641-32012-6V001

www.heyne.de

Meiner Familie gewidmet

1

Für Henry fühlt sich jeder Morgen wie sein erster an. Vielleicht liegt das daran, dass er so viel mit Code arbeitet, also an der präzisen Anordnung von scheinbar unzusammenhängenden Zahlen, mittels der etwas zum Leben erweckt wird, etwas, das zuvor nicht existierte. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass seine Aversion, das Haus zu verlassen, inzwischen so heftig geworden ist, dass er schon lange aufgegeben hat, es auch nur zu versuchen – weswegen ihm in greifbarer Nähe nur noch ein einziges Wunder geblieben ist. Lily. Die Frau, die jetzt im Stuhl neben seinem Bett sitzt und dieses zauberhafte, aber irgendwie verängstigte Lächeln lächelt, das er manchmal als eine Nebenwirkung überwältigender Liebe liest, manchmal als bloßes Mitleid.

»Das war ein ganz schlimmer«, sagt sie.

»Hab ich geschnarcht?«

»Du hattest einen Albtraum. Du bist aufgewacht, als hätte ich neben deinem Ohr eine Knarre abgefeuert.«

»Hast du das?«

Ihre Brille ist rund und viel zu groß für ihr Gesicht, ein Anblick, den Henry herzzerreißend findet. Sie schiebt die Brille hoch, drückt das Gestell fest gegen ihre Stirn. »Um was ging es in dem Traum?«

»Es war derselbe wie immer«, sagt er. »Mehr oder weniger.«

»Erzähl ihn mir.«

»Warum? Träume sind dumm. Lass uns über was anderes …«

»Träume verraten uns, wer wir sind«, sagt seine Ehefrau, rückt mit ihrem Stuhl einen Zentimeter näher an sein Bett und tippt mit dem Zeigefinger an ihr Kinn, als wäre sie ein neugieriger Arzt bei der Diagnose. »Findest du nicht, dass wir alle ein wenig Hilfe gebrauchen könnten, was das angeht?«

Das »wir alle« ist auf ihn bezogen, so hört er es. Er könnte ein wenig Hilfe gebrauchen, ihm könnte es guttun, rauszufinden, wer er ist. Es ist typisch Lily: oberflächlich fürsorglich und neugierig, passiv herablassend und überlegen. Aber er wünscht sie sich so sehr hier bei sich, dass er ihr verzeiht, ihm das Gefühl zu geben, nur eine Anekdote zu sein. Etwas, das sie später vielleicht mit Freunden teilen wird, zu deren Belustigung. Oder schlimmer, für deren Mitleid.

»Im Traum bin ich in unserem Haus. Diesem Haus«, sagt Henry. »Ich bewege mich durch die Gänge, als hätte ich keine Kontrolle über meine Beine. Als würde ich schweben. Weißt du, was ich meine?«

»Klar.«

»Und dann gehe ich die Treppen hoch in den ersten Stock. Das ist der Moment, wo ich anfange, Angst zu bekommen.«

»Hast du Angst vor …«

»Nicht vor ihm. Nicht ganz.«

»Also ist es …«

»Eine Ahnung. Als wüsste ich, dass etwas Schlimmes bevorsteht, aber ich kann es nicht verhindern.«

»Und du kannst nicht aufwachen.«

»Ich kann gar nichts tun. Nur da hingehen, wohin ich muss.«

»In den Dachstuhl.«

»Die Treppe zum Dachstuhl, ja. Auf der bleibe ich dann stehen. Schaue hoch zur Tür. Bloß ist sie anders als die echte Tür. Diese hier ist völlig zugehängt mit Ketten und Vorhängeschlössern, von oben bis unten. Als hätte die Person, die sie angebracht hat, gedacht, dass die Ketten nicht reichen, und deswegen mehr und mehr hinzugefügt.«

Henry kann niemals voraussehen, was Lilys Interesse erregen und sie wiederum veranlassen wird, einfach davonzuspazieren und ihn mit seinen »kleinen Hobbyprojekten« allein zu lassen, wie sie es nennt. Henry hat oft das Gefühl, dass unter der Oberfläche ihrer Unterhaltungen noch ein unentdecktes Reservoir an Gesprächsstoff liegt, eine Ader, die er anbohren könnte, um Lily vielleicht länger bei sich zu halten, um sie vielleicht sogar endgültig zurückzugewinnen. Wenn er nur auf das richtige Thema stoßen würde. In der Vergangenheit hat er des Öfteren den Fehler gemacht, zu denken, sie wolle nur, dass er unterhaltsamer ist. Doch als er mal versuchte, den Charme der männlichen Hauptdarsteller ihrer Lieblingsfilme zu mimen, wurde ihm schnell klar, dass sie ihn am wenigsten einnehmend fand, wenn er sich die meiste Mühe gab. Er würde sie gern fragen, was sie an ihm am attraktivsten fand, bevor sie verheiratet waren – ob es irgendeine Qualität gibt, die er noch besitzt, die er ausbauen könnte. Aber er hat Angst, dass ihre Antwort lautet, sie habe es vergessen.

»Was passiert dann?«, fragt sie.

»Ich höre eine Stimme hinter der Tür.«

»Seine Stimme.«

»Ja.«

»Aber du hörst nicht, was es sagt.«

»Die anderen Male, als ich den Traum hatte, konnte ich das nicht. Aber dieses Mal schon.«

Sie setzt sich auf. »Was war es?«

»Es hat etwas zitiert. Etwas aus einem Buch. Ein Gedicht oder ein Roman. Vielleicht die Bibel? Irgendwas, was es auswendig gelernt hatte. Und es hat es ziemlich ernst gemeint.«

»Was meinst du damit?«

»Die Worte waren nicht seine eigenen, aber sie drückten die Wahrheit seines Seins aus. Als würde eine andere Stimme durch das Ding sprechen.«

»Was hat die Stimme gesagt?«

»›Ich bin der Geist der ewigen Negation. Denn alle Dinge, die existieren, haben es verdient, unterzugehen.‹«

»Das konntest du dir merken?«

»Ist wohl recht einprägsam.«

»Scheiße.« Sie zittert. Eine zunächst theatralische Geste, die sich dann aber zu einem echten Schaudern steigert. »Ewige Negation. Ziemlich düster, Henry.«

»Ich habe die Bedeutung der Worte nicht kapiert, während es passierte. Ich wusste nur, dass es das, was es sagt, wirklich meint.«

»Immerhin bist du davon aufgewacht.«

»Nein, das war es nicht, was mich aufgeweckt hat.«

»Was dann?«

Die Schlösser werden nicht halten. Das ist das Gefühl, an das Henry sich erinnert, aber er sagt es nicht, weil er Lily keine Angst einjagen will. Nicht mal alle Ketten und Vorhängeschlösser der Welt würden reichen. Denn das, was ihm einen Schrecken einjagte, war nicht das Ding auf der anderen Seite der Holztür, sondern das neue Wesen, das sich dazugesellt hatte. Eine Präsenz, die nicht kontrolliert werden kann.

»Ein Flüstern«, sagt Henry stattdessen. »Aber als ich näher kam, konnte ich hören, dass es kein Flüstern war. Es war eine Hand. Finger, die über die Innenseite der Tür streicheln. Und dann – Wums! – knallte irgendwas dagegen. Mit einer solchen Wucht, dass das Holz zersplitterte. Das war es, was mich aufgeweckt hat.«

Lily schaudert erneut. »Na ja, jetzt bist du hier.«

»Wo soll ich sonst sein?«

»Der ist gut«, sagt sie und nickt mit dieser Mischung aus Humor und Traurigkeit, die er als ihr Markenzeichen sieht – obwohl er sich manchmal fragt, ob er das falsch liest. Ob er es vielleicht schon immer falsch gelesen hat. »Der ist gut.«

2

Es läuft nicht gut zwischen ihnen, aber auch nicht allzu schlecht. An diese Einschätzung klammert er sich schon so lange, dass sie inzwischen ein Glaubenssatz geworden ist, so tröstend wie der Gedanke, dass uns nach dem Tod ein Himmel erwartet. Aber manchmal, jetzt zum Beispiel, macht er sich Sorgen, dass er die Distanz zwischen ihm und seiner Frau falsch einschätzt – wie schon Millionen Ehemänner vor ihm, unmittelbar, bevor es vorbei war. Normalerweise wünscht er sich nicht, er hätte Freunde, aber bei diesem Gedanken schon. Es wäre vielleicht hilfreich. Einen Mann seines Alters und mit ähnlicher Lebenserfahrung zu kennen, der ihm sagen könnte, ob seine Probleme gutartig oder tödlich sind.

Aber jetzt ist nur Lily hier. Und auch wenn es keine magischen Worte gibt, um sie hier zu halten, es würde sicherlich nicht schaden, ihr zu zeigen, dass er sich um sie sorgt. Aber sobald er den Mund öffnet, wird ihm klar, wie sehr er sich auch in diesem Punkt geirrt haben könnte.

»Wie fühlst du dich?«

»Ich bin schwanger, Henry, nicht krank.«

»Natürlich. Natürlich nicht. Ich weiß nur, dass es für die Frau manchmal unbequem sein kann. Der Prozess. Verständlicherweise.«

»Der Prozess?« Sie lacht – kurz, resigniert –, aber nicht ohne eine Spur von Wärme. Er ist nutzlos, aber er gibt sich Mühe. So interpretiert er das. In letzter Zeit ist das das Beste, auf das er hoffen kann.

»Wann werden wir …«

»Lass es.«

»… darüber reden?«

Er richtet sich auf und lehnt sich gegen das Kopfende des Bettes. Seine Hand streckt sich nach ihrem runden Bauch aus, um das Leben in ihr zu spüren, aber sie weicht zurück. Zuckt zurück. Ist es das, was er da gesehen hat? Kein überlegtes Zurückziehen, weil sie lieber nicht berührt werden möchte, sondern ein körperlicher Reflex? Als wäre sie ihm aus Ekel ausgewichen, nicht aus Wut oder Kälte oder Kränkung.

»Nicht heute«, sagt sie. »Bald.«

»Es ist einsam, allein in diesem Zimmer aufzuwachen.«

»Ich weiß.«

»Wie lange muss ich noch …«

»Nicht heute.« Sie steht so plötzlich auf, dass ihr die Brille wieder auf die Nasenspitze rutscht.

Henry ist ein Narr, was die Ehe betrifft: Er arbeitet sich frenetisch daran ab, sie zu verstehen, mit der wild um sich rudernden Verzweiflung eines Ertrinkenden, der hektisch an der Rettungsweste fummelt. Aber er weiß, wann er ein Thema fallen lassen muss. Manchmal muss man den blauen Fleck in einer Beziehung erst dunkeln lassen, bevor er wieder verblassen kann. Sogar wenn man sich dadurch im Nachhinein nie genau an den Schlag erinnern kann, der den blauen Fleck überhaupt erst verursacht hat.

Lily geht zum Fenster am anderen Ende des Zimmers. »Vorhang auf«, sagt sie.

Die schweren Verdunkelungsvorhänge gehen von selbst auf. Das Morgenlicht schneidet zunächst einen Schlitz zwischen die zwei Hälften und breitet sich dann dazwischen aus. Henry muss in seinem Bett blinzeln, einerseits von der Helligkeit, andererseits, um sich vor der kahlen Leere des Zimmers zu schützen. Ein einsamer Stuhl mit einer Rückenlehne aus Holzspindeln, deren Knubbel beim Sitzen unangenehm im Rücken piksen. Ein Teppich, der zu klein für den Raum ist und die Zimmerecken kalt und nackt lässt. Ein Doppelbett, das nur für eine Person bequem Platz bietet. Die aufgeräumte Leere eines Gästezimmers.

»Fenster auf«, sagt Lily.

Die schwere Glasscheibe hebt sich automatisch. Jetzt strömt kein Licht, sondern Luft herein, leckt nach ihrer Haut und kräuselt sich. Sie atmet ein: ein Geruch wie kühle Mineralien, der Duft von Herbst, der sie stets an eine umgestülpte Höhle denken lässt.

Die Sonne strömt die Straße hinab, schwappt gegen die Ulmen und die Zedernholzschindeln an den Fassaden der Nachbarhäuser und taucht alles in ein rostiges Orange. Es ist der Teil der Stadt, in dem einst die Reichen wohnten, die Fabrikanten und Ärzte und Brennereibesitzer. Nach ein paar Jahrzehnten der Vernachlässigung kam dann eine neue Riege Spezialisten – Start-up-Finanziers und Homeoffice-Arbeiter aus dem Tech-Bereich, Berater mit Nischenexpertise –, ließ die Häuser geschmackvoll renovieren und Hollywoodschaukeln auf die hausumfassenden Veranden montieren.

Man kann sich drüber lustig machen und das Viertel hämisch einen nostalgischen Freizeitpark nennen. Lily tat das manchmal, und zwar genau in diesen Worten. Aber die Gegend ist auch bezaubernd, das lässt sich kaum leugnen: Die Grundstücke sind breit und lang, jede Fassade bildet eine architektonische Verteidigung Amerikas oder zumindest seiner Ideale. Das Viertel ist keine geschlossene Wohnanlage, macht aber keinen Hehl aus seinen Werten und seiner Exklusivität. Es ist das Ideal der US-amerikanischen Universitätsstadt, lange für ausgestorben gehalten, aber hier, in den Dutzend Blocks zu beiden Seiten ihres Hauses, wieder zum Leben erweckt.

Sogar die Morgengeräusche sind bezaubernd. Vogelgesang und das Geplapper von Kindern, die auf den Bürgersteigen zur Schule pilgern, Lieferdrohnen, die über ihren Köpfen den Ästen ausweichen und dabei wie Honigbienen summen. Lily schaut runter auf die Eltern, die ihre Kinder wie eine Schafherde vor sich hertreiben oder sie auf ihren Schultern tragen, und versucht zu erraten, mit welchen sie sich anfreunden wird, sobald sie eine von ihnen ist.

Sie braucht eine Sekunde, bis sie kapiert, warum die Kinder heute so seltsam gekleidet sind: winzige Superhelden und Killer in Hockeytorwartmasken und pflegebedürftige Hexen mit grünen Gesichtern. Die Dekorationen an den Nachbarhäusern und in den Gärten sind schon seit ein paar Wochen da, aber Lily hatte sich dran gewöhnt und vergessen, warum sie überhaupt draußen aufgestellt worden waren. Auf fast jedem Rasen stehen Grabsteine aus Pappmaché, an jedes zweite Baumhaus klammert sich ein Spinnennetz aus Seilen mit einer Spinne aus vollgestopften Müllsäcken. Nur auf Lilys und Henrys Grundstück ist nichts dergleichen. Sie haben ihr Haus noch nie dekoriert, weder für diesen Feiertag noch für irgendeinen anderen.

»Halloween«, sagt sie.

»Was?«

Sie spricht lauter, ohne sich umzudrehen. »Es ist der Morgen von Halloween.«

»Sollen wir Süßigkeiten besorgen?«

»Haben wir jemals Süßigkeiten verteilt?«

Er grübelt, als wäre es ein Rätsel. »Nein«, sagt er. »Aber wir könnten damit anfangen.«

»Wir haben keine Kürbislaterne vor der Tür, keine Lichter, keine Dekorationen. Es kommt sowieso niemand in unsere Einfahrt.«

»Einen Ausflug zum Laden. Mehr braucht es nicht.«

Jetzt sieht sie ihn an. Es ist zunächst ein fragender Blick, der sich langsam in einen Ausdruck ehrlicher Dankbarkeit verwandelt. Ihre Schultern senken sich langsam, als würde sie ihren Widerstand gegen etwas aufgeben. »Das ist eine schöne Idee. Und es ist süß von dir, das vorzuschlagen. Aber ich denke, wir wissen beide, dass du nicht zum Laden gehst, Henry. Und selbst wenn du es tätest – wenn du es könntest: Kannst du dir wirklich vorstellen, dass du dann Fremden die Tür öffnest?«

»Du hast recht«, sagt er und schüttelt den Kopf. »Ich glaube nicht, dass ich es schaffen würde.«

»Nicht, ohne dass ich dann den Notruf wählen müsste.«

Er schnaubt. Sein Signal des Eingeständnisses, dass allein seine Unzulänglichkeiten der Grund dafür sind, dass ihr Leben so ist, wie es ist.

Sie verschränkt die Arme vor der Brust und blickt wieder nach draußen, eine Körperhaltung, die er als Zufriedenheit zu lesen beschließt. Es war ein Fehler, sie zum Reden zu drängen. Die Schwangerschaft hat einen chemischen Sturm in ihrem Körper ausgelöst, Henry hat viel darüber gelesen. Und das bedeutet, dass Lily sich durch riesige Wellen navigieren muss, die ihm unsichtbar sind. Er hatte kein Recht, ihre Aufmerksamkeit einzufordern. Und er selbst hat sich schon so viel Zeit für seine Arbeit genommen, für seine Kreation, dass er jetzt in der Pflicht steht, Geduld zu haben.

»Wir haben ganz viel Essen im Kühlschrank«, sagt er. »Ich mache uns Omeletts.«

Sie runzelt die Stirn. »Du erinnerst dich nicht, oder?«

»Anscheinend nicht.«

»Wir haben Leute zum Brunch eingeladen. Paige und Davis.«

»Hab ich vergessen. Deine früheren Kollegen.«

»Ich dachte, es würde dir guttun, zur Abwechslung mal mit anderen Menschen als mir zu sprechen.«

»Tut es auch«, sagt er. »Also: gut.«

»Ich versuche dir zu helfen.«

»Ich weiß. Aber ich muss das allein schaffen.«

Sie neigt ihren Kopf, zeigt erneut Interesse, als er es nicht erwartet hat. »Was schaffen?«

»Loswerden, was auch immer mich hier oben verhext hat.« Er tippt sich an die Schläfe. »Und ich glaube, jetzt kann ich es.«

»Warum?«

»Weil ich inzwischen die Ursache kenne. Je mehr ich an meinem Projekt gearbeitet habe, desto schlimmer wurde die Phobie. Also werde ich kürzertreten, und bis das Baby kommt …«

»Du musst nicht …«

»… werde ich dazu in der Lage sein, vor die Tür zu gehen.«

Sie saugt ihre Lippen kurz nach innen und lässt sie feucht rausschnalzen. »Und was würdest du machen, wenn du das könntest?«

»Sie in ihrem Kinderwagen spazieren fahren. Sie zum Spielplatz bringen.«

»Sie?«

»Ich schätze, ich habe mir einfach vorgestellt, dass es ein Mädchen ist – nicht, dass es eine Rolle spielt. Ich will einfach nicht mehr krank sein. Ihr zuliebe. Oder ihm.«

Sie sieht, wie ernst er das meint, und es lässt sie ein bisschen weicher werden. Die vor der Brust verschränkten Arme lösen sich, die Hände heben sich – strecken sich kurz in seine Richtung –, bevor sie wieder zu ihrer Seite wandern. »Wie willst du es anstellen?«

»Mich an diesen Moment erinnern. Daran, wie ich mich genau jetzt fühle.«

»Eine Krankheit wie deine – das ist nicht nur eine Frage der Motivation, weißt du. Es sind nicht nur Gefühle.«

»Du hast recht. Es ist eine Frage des Willens. Ich muss meine Aufmerksamkeit auf die Dinge richten, auf die ich mich schon lange Zeit hätte konzentrieren sollen.«

»Du warst konzentriert«, bietet sie an. »Du warst so in dein Projekt vertieft.«

»Zu vertieft. Auch das tut mir leid.«

Er muss etwas tun. Jetzt sofort. Ihm hat sich soeben eine Gelegenheit eröffnet, da ist er sich sicher. Es ist die Gelegenheit, Gefühle zu zeigen, ein spontanes Zeichen der Zuneigung. Ein Flehen. Die Art Geste, die ihm am schwersten fällt. Die ihn hoffnungslos überfordert. Aber er muss die Angst überwinden, zu groß ist seine Sorge, dass Lily jetzt einfach geht, während diese Fragen noch zwischen ihnen schweben, sich an sie klammern.

»Ich liebe dich, Lily.«

Sie spannt ihre Lippen an, zwei schmale Striche. Es könnte der Ansatz eines Lächelns sein. Aber die Frage, ob es das wirklich ist oder sie sich vielmehr darauf vorbereitet, etwas Unfreundliches zu sagen, bleibt unbeantwortet, weil in dem Moment der kleine Mann mit dem Zylinderhut ins Zimmer rollt.

3

Lily braucht einen Moment, bis sie die Einzelheiten dessen zusammengefügt hat, was sie da sieht.

Eine Puppe in einem mit Sternen bedruckten Umhang, die ein Fahrrad fährt und der ein schwarzer Zylinderhut grob an den Kopf genäht ist. Das Gesicht ist ein kreisrundes Stück Plastik mit aufgemalten kirschroten Backen und einem weiten ovalen Mund, der eine irgendwie unanständige körperliche Anstrengung suggeriert. Die Puppe ist nur dreißig Zentimeter groß und bewegt sich unsicher wie ein Welpe, der über seine eigenen Ohren stolpert – aber ihre Bewegungen sind weniger komisch, eher verstörend. Jedes Einzelteil ist Handelsware, aber per Hand optimiert: die motorisierten Knie, das schlecht sitzende Zauberer-Kostüm. Ein maßgefertigter Mutant.

Lily macht reflexartig einen Schritt zurück, aber die Puppe hat sie schon als Ziel ausgemacht. Quietschend und wackelnd bewegt sie sich auf Lily zu, die Knie schießen bei jedem Pedaltritt abwechselnd unter dem Umhang hervor und verschwinden wieder. Der Zylinderhut sitzt so locker, dass er ständig vor und zurück rutscht, immer und immer wieder. Plötzlich fällt er tief in die Stirn und bleibt dort hängen, verdeckt das Gesicht, nur das Kinn ist noch sichtbar. Und ein schamhaarartiger Knäuel, der offenbar einen schwarzen Kinnbart darstellen soll.

»Okay«, sagt sie. »Das ist neu.«

»Seltsam. Ich dachte, ich hätte ihn ausgemacht, bevor ich ins Bett gegangen bin.«

»Was ist das?«

»Ein kleiner Zauberer. Der Rad fährt.«

»Klar, das sehe ich. Was ich zu fragen versuche, ist: Warum hast du ihn gebaut?«

»Es ist ein Gleichgewichts-Experiment. Um zu sehen, ob ich die Puppe dazu bringen kann, in die Pedale zu treten, ohne umzufallen. Eine Vorstudie für William, wenn ich ihn später mal ausbaue und ihm ambulatorische …«

»Kannst du sie ausschalten?«

»Die Batterie hält wahrscheinlich sowieso nur noch eine Stunde oder so, daher …«

»Kannst du? Bitte? Sie gefällt mir nicht.«

Lily schaut dem Minimagier zu, wie er quietschend ihre Füße umkreist. Der Zylinder wackelt abermals hin und her – eine Bewegung, von der Henry dachte, sie würde putzig wirken. Aber jetzt erkennt er, dass sie etwas Perverses an sich hat.

Henry klettert aus dem Bett, kniet sich hin, drückt die Handkanten auf den Boden und formt mit den Händen ein offenes V, um das Spielzeug einzufangen. Doch als die strampelnden Knie und der unanständig wackelnde Zylinder wieder hinter Lilys Beinen auftauchen und die Puppe auf Henry zurollt, macht der Zauberer etwas Unerwartetes. Er reißt den Lenker nach rechts, stürzt fast, fängt sich und lenkt scharf von Henry weg.

»Er will davonkommen«, sagt Lily, halb alarmiert, halb beeindruckt.

»Eigentlich habe ich die Puppe so programmiert, dass sie automatisch zu mir kommt. Anscheinend dachte sie, meine Hände sind eine Wand oder irgendwas anderes, dem sie ausweichen sollte.«

»Hm. Also kannst du sie kontrollieren? Oder müssen wir ab jetzt einfach damit leben, dass sie die ganze Zeit durchs Haus rollt?«

»Das Programm für ihre Steuerung ist über WLAN zugänglich. Ich müsste mich erst einloggen, um ranzukommen.«

»Okay. Willst du sie dann einfach fangen?«

»Die geht nirgendwohin.«

»Na ja, doch: Jetzt ist sie schon im Flur.«

Lily hat recht. Er kann die Puppe über die Dielen im Flur quietschen hören. Noch eine Überraschung. Sie hat es viel schneller aus der Tür geschafft als bei seinen Tests.

Henry stakst aus dem Schlafzimmer und in den Flur, ermahnt sich, sich entschlossener zu bewegen, aber ohne übertriebene Eile. Wie ein Mann, der sich unter Kontrolle hat. Ein Mann, der sich aufmacht, die Ordnung im Haus wiederherzustellen. Ein Mann.

Der kleine Zauberer rollt auf die Treppe zu, die zum Dachstuhl führt. Die Puppe wird beim Fahrradfahren immer besser, sogar während Henry sie beobachtet. Die Möglichkeit kommt ihm in den Sinn, dass das Spielzeug davor nur so getan hat, als wäre es wackelig. Ein Schauspiel. Auch wenn er eigentlich weiß, dass die Puppe nicht die Fähigkeit hat, eine derartige Strategie zu formulieren und auszuführen.

Als er den kleinen Zauberer endlich einholt, wendet dieser gerade, um nicht gegen die unterste Treppenstufe zu knallen. Henry blickt hoch zur Tür am oberen Ende der Treppe. Die Tür aus seinem Albtraum. Aber die echte Tür ist nur mit einem einzelnen Vorhängeschloss gesichert, nicht mit einem Dutzend. Keine Ketten. Er weiß, der Gedanke ist lächerlich, aber: Er wünscht sich, dass da welche wären.

»Abrakadabra!«, verkündet er und schnappt das Fahrrad und seinen Passagier vom Boden auf. Der Umhang flattert.

Er klappt den Zylinderhut an einem Scharnier auf und drückt mit dem Daumen den Power-Knopf, der auf der Schädeldecke angebracht ist. Die Batterie muss fast im selben Moment leer gewesen sein, denn Henry könnte schwören, dass der kleine Zauberer schon eine halbe Sekunde vor dem Knopfdruck mit dem Strampeln aufgehört hat.

Er blickt den Flur runter und sieht Lily, die vor dem Gästezimmer steht. Sie hat es auch gesehen: die kurze Zeitspanne, als der Zauberer sich tot stellte, bevor Henry ihn ausschalten konnte.

»Hab den kleinen Scheißer erwischt«, sagt er.

Lily dreht sich um und geht die Treppe hinab, sodass Henry nicht erkennen kann, ob sie mit den Tränen kämpft – oder irgendeiner anderen Gefühlsregung.

4

Das Haus ist eines dieser riesigen Gebäude im viktorianischen Stil, die hangaufwärts von der Innenstadt liegen. Es sieht alt aus, ist voll mit alten Dingen und war über die Jahre im Besitz wechselnder alter Menschen, die es allesamt in der Kiste eines Bestatters verließen. Aber wenn man ganz genau hinsieht, gibt das Haus zahlreiche Details preis, in denen es sich von den übrigen alten Gebäuden in der Nachbarschaft unterscheidet.

Um das Licht anzuschalten, um das Wasser heiß zu machen, um die Türen zu öffnen und zu schließen und zu verriegeln: All das erfordert einen Befehl entweder von Henrys oder von Lilys Stimme. Das ganze Gebäude ist mit Mikrofonen verkabelt, aber subtil. Bis auf diskrete Tastaturen, die hier und da in die Wände eingelassen sind, wirkt das Haus traditionell: die Originalkamine aus Ziegelstein im Hauptgeschoss und im Gästezimmer, die Kiefernholzschränke in der Küche, die Möbel fast schon altmodisch. Dennoch ist das Haus in einem Maß computergesteuert, das weit über die Funktionen irgendwelcher im Laden erhältlicher Smartgeräte oder anderer sprachgesteuerter Vorrichtungen hinausgeht.

Und Henry hat alles davon selbst gemacht.

Nach dem, was er »Einsetzen meiner Symptome« nennt, baute er den Dachstuhl im zweiten Stock in ein Labor um und bat Lily, für das Haus ein Sicherheitssystem und zusätzliche Hardware-Elemente liefern zu lassen, damit er alles persönlich modifizieren und installieren konnte. Die Bitte an Lily ist Teil einer stillen Abmachung zwischen ihnen: Sie hat die Hoheit über die Finanzen. Das ganze Geld gehört sowieso praktisch ihr, seit sie die von ihr gegründete Softwarefirma an die Börse brachte und ihre Anteile verkaufte, also ergibt die Arbeitsteilung Sinn. Und Henry würde als Erster einräumen, dass er ein Trottel ist, wenn es darum geht, mit Verkäufern zu feilschen oder einen Überblick über die Kosten zu behalten – dieses ganze »Echte-Welt-Zeug«, in dem seine Frau schon immer besser war.

Sie sind beide Ingenieure. Er Robotik, sie Computer, obwohl es »tonnenweise Überschneidungen« gibt, wie er sie immer wieder gern erinnert, ständig auf der Suche nach Gemeinsamkeiten. Sie lernten sich während des Doktorstudiums kennen, wo sie beide Stars in ihrem jeweiligen Forschungsbereich waren, bevor sie schließlich ein Labor teilten, in dem sie ihre Expertisen für gemeinsame Projekte kombinierten. Sie verliebten sich in die Arbeit. Sie verliebten sich ineinander. Wann Ersteres passierte, weiß er noch ganz genau. Bei Letzterem ist er sich nicht so sicher.

An irgendeinem Punkt während dieser Zeit einigten sie sich auf die Rollen, die sie seitdem besetzen: Er ist der sozial ungeschickte Nerd mit den unbehandelten Neurosen. Sie ist das Businessgenie, das schon auf einem Berg von Geld sitzt, aber rastlos nach mehr strebt. Mehr Geld, so lautet die Vermutung unter Bekannten und Ex-Kollegen – über die Möglichkeit, dass es Lily um etwas anderes geht, wird nicht gesprochen.

Henry lässt regelmäßig die Geschichte seines Lebens mit Lily Revue passieren – wie er es auch jetzt gerade tut –, in der Hoffnung, dass es ihm die lang haltbare Substanz in Erinnerung rufen wird, die ihrer Beziehung zugrunde liegt. Immerhin hat sie sich ihn ausgesucht, nicht einen der anderen Kandidaten, die damals nuschelnd um ihre Aufmerksamkeit buhlten und versuchten, Augenkontakt mit ihr herzustellen. Aber dieses Revue-passieren-Lassen: Es lässt Henry vor allem die vielen alternativen Entscheidungen erkennen, die sie damals leicht hätte treffen können.

Es wäre sinnvoller, das zu betonen, was ihn besonders macht. Und aktuell ist das seine Kreation. Das Etwas auf der anderen Seite der Dachstuhltür.

Ohne sich bewusst dafür zu entscheiden, fängt er an, die Treppe hinaufzusteigen. Es ist, als würde ihn etwas rufen. Jeder seiner schweren Schritte ist ein Ausdruck seines Widerwillens.

»Labortür entriegeln«, sagt er.

Ein schweres Klack, als der Riegel aus dem Schließblech schnappt. Jetzt das Vorhängeschloss. Henry zieht einen Schlüssel aus seiner Tasche. Er atmet ein, hört, wie die Luft in seiner verkrampften Kehle pfeift.

»Labortür öffnen.«

5

Das Robotiklabor belegt den gesamten Dachstuhl im zweiten Stock. Ein Durcheinander aus Arbeitstischen, übersät mit Festplatten und Monitoren. Eine große Werkbank, auf der sich Gummimasken und Körperteile aus Plastik häufen. Auf einer technischen Gebrauchsanleitung steht ein nackter Fuß, als wäre er gerade extra daraufgestampft. Ein Arm ragt über den Tischrand und greift nach einem matschigen Apfel auf dem Boden. Die LEDs an der Decke errichten senkrechte weiße Lichtkegel im Raum, der Rest des Labors versinkt im Schatten.

Henry betritt den Raum und versucht, gelassen zu wirken, aber seine Arme spannen sich reflexartig sofort an, als müsse er gleich einen Angriff abwehren.

»Ich bin hier drüben.«

Die Stimme ist tief, sie klingt wie betäubt. Da ist die Spur eines Lallens zu erkennen, als würde sie aus einem Säufer am Ende einer durchzechten Nacht kommen, der gerade den letzten Schnaps an seine Lippen setzt. Aber kein Anzeichen von Schwäche. Eine Stimme, die Reichtum an Erfahrung suggeriert. Erfahrungen, nach denen man besser nicht fragen sollte.

»Ich sehe dich nicht«, sagt Henry. Seine eigene Stimme klingt wie eine leere Suppendose, die jemand achtlos auf die Straße fallen lässt.

»Hier drüben.«

Henry braucht eine Sekunde, bis er seine Kreation auf einem Hocker in der Ecke entdeckt.

Der Roboter hält sich ein kleines Transistorradio ans Ohr und lauscht einem Lied, das sich wie eine Nummer aus einem Broadway-Musical anhört. Schon von Anfang an hat sich der Roboter so die Welt angehört, scheinbar willkürlich von Sender zu Sender springend. Von Kinder-Pop zu Country, von provokativem Talk-Radio zum schnarchigen öffentlichen Sender NPR. Henry wird plötzlich klar, dass das Radio das einzige Geschenk ist, um das ihn der Roboter nie gebeten hat.

Whether I find a place in this world or never belong

I gotta be me, I’ve gotta be me

Egal ob ich meinen Platz in dieser Welt finde oder nie dazugehöre

Ich muss ich sein, ich muss ich sein

Der Roboter schaltet das Radio aus und stellt es auf dem nächststehenden Tisch ab. Seine Bewegungen sind langsamer als die eines Menschen, sehr überlegt, als würde er Schachfiguren nach einer komplizierten Strategie verschieben, die er zuvor in seinem Kopf ausgeklügelt hat.

»Danke für die Bücher«, sagt er.