Winterforth Investigations - Anna Noelle - E-Book

Winterforth Investigations E-Book

Anna Noelle

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Beschreibung

Lydia und Robin sind ganz normale Geschwister, die zusammen mit ihren Freunden Alice und Llywelyn die Universität ihres verschlafenen Ortes Winterforth besuchen. Doch als Professor Wilby verschwindet ändert sich alles. Er soll von einem Skinwalker ermordet worden sein. Als die Freunde beginnen zu ermitteln finden sie sich plötzlich in einem Abenteuer wieder welches ihr Leben völlig auf den Kopf stellt. Geister und Wesen existieren und können überall sein- in unserer Welt! Bald entdecken sie noch mehr Phänomene und gründen schließlich die Winterforth Investigations. Während die Freunde immer weiter in die bisher verborgene, magische Welt eindringen, ziehen sie die Aufmerksamkeit von dunklen Mächten auf sich, die seit langem auf diesen Moment gewartet haben. Werden die Winterforth Investigations es schaffen sich diesen Mächten entgegenzustellen?

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 1

In den engen Gängen des Winterforth Colleges drängten sich die Studenten, es wurde geredet, gelacht und vor allem getuschelt. Lydia bahnte sich ihren Weg durch die Menge und blickte beim vorübergehen kurz auf die große, weiße Wanduhr, die über einer Tür hing. 9:24- eigentlich hätte sie sich beeilen müssen um noch rechtzeitig zur Vorlesung zu gelangen, die um 9:30 stattfinden sollte, aber trotzdem ließ sie sich Zeit beim erklimmen der Stufen der langen Treppe am Ende des Ganges.

Oben angekommen mischte sie sich unter ihre Kommilitonen, die vor dem Klassenzimmer warteten.

Sie lehnte sie an die Wand gegenüber der Tür und wickelte sich eine Strähne ihres schwarzbraunen Haares um ihren Zeigefinger. “ Hey, bist du auch schon gespannt, was sich Professor Wilby heute wieder einfallen lässt um uns zu langweilen?”Alice, ihre beste Freundin stand grinsend vor ihr. Sie war das äußerliche Gegenteil von Lydia, während Lydia schwarzbraune lange Haare und grüne Augen hatte, war Alice blond und besaß blaugraue Augen. “ Ach, so wie ich ihn kenne wird er uns wieder von lauter unwichtigen Anekdoten berichten!” entgegnete Lydia und ließ ihre Haarsträhne aus den Fingern gleiten. Die linke Tür daneben wurde aufgeschlossen und eine gestresst wirkende Professorin bat ihre Studenten herein. Lydia winkte kurz ihrem Bruder Robin zu, der jenem Kurs beiwohnte. Robin war ihr Zwilling, hatte sich aber im Gegensatz zu ihr für Geschichte statt Psychologie eingeschrieben. Bald standen nur noch die Studenten des Psychologielehrgangs auf dem Flur, denn es war mittlerweile 9:33 Uhr. “ Wo der Professor wohl bleibt?” Ein Raunen ging durch die Menge und Alice beugte sich vor um in den Flur zu blicken. Bald darauf kam eine hagere, ältere Frau die Treppe hinauf, es handelte sich dabei um die Direktorin, den Dean der Winterforth Universität, Mrs. Elton. Ihr grau/weißes Kleid war mit einer streng wirkenden Schleife versehen und ihre braunen Haare waren zu einem Dutt nach oben gebunden. “ Schüler, wir haben ein Problem!” Sie stellte sich an die Tür um besser von allen gesehen zu werden. “ Unser ehrenwerter Professor Wilby wird leider nicht mehr an unserem College erscheinen”, Sie schluckte, als sie eine kurze Atempause einlegte. “ Er ist leider verstorben...gestern Abend”. Geschocktes Flüstern und einige Seufzer gingen durch die Runde und Alice riss ungläubig die Augen auf. “ Leider wird bis Ersatz gefunden ist, der Psychologie kurz bis auf weiteres ausgesetzt..ich danke für ihr Verständnis!” Mrs Elton nickte und begab sich dann eilenden Schrittes wieder zur Treppe. Lydia wandte sich zu Alice „ Da werden meine Eltern nicht begeistert sein, du weißt sie bezahlen das Studium.“ Alice nickte sprachlos, immer noch geschockt über den plötzlichen Tod ihres Professors, „ Na, komm du kannst, wenn du magst, mit zu mir kommen.“ Lydia zog Alice leicht am Arm und begab sich dann zur Treppe. Auf dem Heimweg vom College, das in etwa 15 Minuten von der Villa der Rainworths entfernt lag, sprachen sie beiden wenig. Als sie den englischen Rasen betraten wurde Alice mulmig, sie fühlte sich immer etwas unwohl bei den Rainworths, die eine der reichsten Familien im Ort waren. Sie selbst lebte bei ihrem alleinerziehenden Vater in einer kleinen Wohnung und wusste mit dem Leben der Reichen wenig anzufangen. Weder Lydia noch Robin machten je einen Hell daraus, dass ihre Eltern wohlhabend waren, eigentlich waren sie ziemlich auf dem Boden geblieben. Lydia sperrte die Eingangstür auf und wurde sofort überschwänglich von Ashton dem Labrador der Familie begrüßt. „ Na, Ashton- erfreut mich so früh wiederzusehen?“ Sie streichelte ihm kurz über das Fell und zog dann ihre Schuhe aus, um sie gegen bequemere Hausschuhe zu tauschen. Alice hängte ihre Jacke an die Garderobe und folgte Lydia die Treppe nach oben zu ihrem Zimmer. Das Zimmer von Lydia wirkte stets als wäre es ein Museum, sie liebte alte, antike Möbel und schwere Vorhänge.

Auf den Wandregalen hatten unzählige Porzellanfiguren und Uhren Platz, die Wände zierte eine hübsche silber-, graue Tapete mit Brokatapplikationen. In der Mitte des Raumes stand ein wuchtiges Himmelbett mit lilafarbenen Vorhängen.

Dies alles passte zu Lydia, die selbst einen Gothic Stil besaß aber im Gegensatz zu vielen Namensvertretern Stachelhalsbänder und Kettenhosen mied und deshalb mehr in die elegante Gothic Liga einzuordnen war. Alice hingegen trug gerne Pastell und bequeme Ballerinas. „ Glaubst du Professor Wilby war krank?“ fragte Alice als sie sich auf das Bett setzte.

Lydia nahm neben ihr Platz. „ Naja, hätten wir davon nicht irgendetwas mitbekommen? Ich meine letzte Woche war er noch fit ok, er war ein älterer Mann, aber ich hatte ihn nicht todkrank geschätzt.“ Alice blickte wanderten über die Fotos, die über Lydias Nachtkästchen hingen auf vielen war auch sie abgelichtet. „ Aber an was ist er dann gestorben?“ Lydia legte sich rücklings auf ihr Bett und starrte den Himmel des Bettes an. „ Das würde ich auch gerne wissen, Mrs. Elton hat dazu ja gar nicht gesagt vielleicht war es ein Autounfall?“ Alice stand vom Bett auf und trat an das Fenster, an der linken Seite des Zimmers, sanft strich sie den Vorhang beiseite und blickte gedankenverloren nach draußen zwar war Professor Wilby kein Freund der Familie gewesen aber dennoch hatte sie ihn immerhin seit einem Jahr gekannt seit sie mit dem College begonnen hatte. Da sah sie wie draußen der schwarze Wagen von Robin vorfuhr. „ Hey, dein Bruder kommt heim.“ Alice warf einen Blick zum Himmelbett hinüber auf dem Lydia noch immer ausgestreckt lag. „ Ok, dann weihen wir ihn mal in unsere Tragödie ein!“ Sie stand auf und wischte sich die Haare aus dem Gesicht. Alice folgte ihr hinunter zur Eingangstür.

Freudig bellend stand Ashton bereits unten um Robin zu begrüßen. Als Robin die Haustür betrat wurde auch er Opfer der Freudenattacke des braunen Labradors. „ Ist ja schon gut Ashton“ Robin befreite sich aus der überschwänglichen Begrüßung. „ Hey, warum seit ihr beiden schon da, ich dachte euer Kurs geht bis 12 Uhr?“ Neugierig blickte er erst zu Lydia dann zu Alice. Robin war etwas größer als Lydia und hatte braune Haare, seine Augen waren genauso grün wie Lydias.

„ Tja, unser Lehrer, Professor Wilby ist verstorben und bis Ersatz gefunden wird ist unser Kurs auf Eis gelegt.“ Lydia zuckte mit den Achseln und seufzte. Sie beschlossen ihre Konversation im Wohnzimmer fortzuführen, welches gleich neben dem Eingang lag. Alice setzte sich auf den weißen Sessel vor dem Kamin. „ Und wisst ihr schon an was es gestorben ist?“ Robin stützte den Kopf auf seine Hände.

„ Nein, Mrs Elton ist nicht näher darauf eingegangen.“ meinte Alice. „ Und krank war er wohlweislich auch nicht.“ fügte Lydia mit Nachdruck hinzu. „ Ich könnte mal mit dem Fritzen von der Campuszeitung sprechen, wie heißt er doch gleich?“ grübelnd blickte Robin zur Seite. „ Stanford.“ kam es aus Alice hervor und erst jetzt merkte sie dass sie den Namen gebrüllt hatte. „ Danke, ja diesen Stanford.“ Lydia grinste Alice an- sie wusste dass ihre beste Freundin auf diesen Reporter und Journalistikstudenten stand.

Gesagt, getan- am nächsten Tag streifte Robin in der Mittagspause durch den Park des Winterforth Colleges, auf der Suche nach dem emsigen Reporter. Es war etwas frischer geworden weswegen, er sich seine braune Jacke zuknöpfte während er nach Stanford Ausschau hielt. Nach einer Weile erblickte er den blonden Studenten der mit seiner Freundin auf einer der braunen Holzbänke saß und in ein Gespräch vertieft war. „ Daisy“ nuschelte Robin genervt. Stanfords Freundin Daisy war eine absolute Zicke und fing ständig mit anderen Studentinnen Streit an, womöglich wegen krankhafter Eifersucht dem jede Frau zum Opfer fiel, die ihrem Stanford nur einen Blick zuwarf.

„ Hi, darf ich mal kurz mit dir sprechen?“ Robin war einfach vor die Bank getreten. Stanford blickte ihn überrascht an, anscheinend hatte sein plötzliches Auftauchen den Reporter etwas erschreckt. „ Klar“, er stand auf und Daisy warf Robin einen genervten Blick zu. Robin ging mit Stanford so weit, dass er sich sicher war, dass Daisy die beiden nicht belauschen konnte. „ Du weißt sicherlich, dass der Psychologie Professor gestorben ist, oder?“ Stanford nickte. „ Ja, gestern wurde es bekannt gegeben.“ Stanford steckte die Hände in seinen blauen Trenchcoat, da er fror. „ Aber du weißt dann sicher auch, dass Mrs Elton nichts über die Todesursache bekannt gegeben hat und deshalb wollte ich dich fragen ob du etwas genaueres weißt.!“ Robin blickte Stanford musternd an, falls er Lügen sollte wollte er es merken. „ Ich habe natürlich nachgehakt bei Mrs Elton, aber auch sie wusste nicht wirklich darüber Bescheid. Ihr wurde der Tod nur von einem Verwandten mitgeteilt, der ihr dann auch ein Schreiben der Midwest Klinik per Email übersandte indem der Tod bestätigt wird aber auch dort war nichts über die Todesursache zu finden. Aber warum interessiert es dich eigentlich?“ Stanford warf Robin einen neugierigen Blick zu, der eine neue Story zu wittern schien. „ Naja, ich komme im Auftrag meiner Schwester, die Studentin bei ihm war.“ Stanford nickte verständnisvoll und fuhr fort: „ Hier ist die Adresse der Midwest Klinik, ich war schon mal dort aber vielleicht findest du mehr heraus.“ Robin wirkte leicht überrascht als Stanford ihm einen zusammengefalteten Zettel in die Hand drückte.

Seit wann gab der Reporter seine Quellen preis? Er bedankte sich und machte sich dann auf den Weg zurück zum Klassenzimmer. Am Nachmittag traf er wieder Zuhause ein und suchte seine Schwester auf. Diese saß vor am Schreibtisch vor ihrem PC und schien etwas zu lesen. „ Lydia, ich habe hier etwas das dich interessieren dürfte.“ Robin ließ den Zettel vor ihr auf den Schreibtisch fallen. Lydia blickte auf. „ Die Midwest Klinik. Ist dies das Krankenhaus in dem der Professor verstarb?“ Sie nahm den Zettel und blickte auf die Handschrift. „Diese Schrift ist nicht deine Handschrift, hat dir dieser Stanford etwa seine Recherchen gegeben?“Robin nickte. „ Hat mich auch gewundert, aber wie sagt man- es geschehen noch Zeichen und Wunder!“ Er ließ sich auf ihr Himmelbett fallen. „ Ich traue ihm nicht wirklich. Was ist wenn er uns reinlegt?“ Lydia war misstrauisch geworden, was auch daran liegen konnte das sie im Allgemeinen am Vertrauen der Menschen zweifelte. „ Aber was haben wir zu verlieren, wenn wir uns die Klinik mal ansehen, vorausgesetzt ich darf meinen Buddy Llywelyn mitnehmen.“ Llywelyn war der beste Freund und Mitstudent von Robin. Er war eher schmächtig, trug eine eckige Brille über den blaugrauen Augen und hatte braune Haare und war irischer Hekunft. „ Na gut, aber warum muss er denn mit?“ Lydia hatte nichts gegen Llywelyn, war aber nichtsdestotrotz neugierig. „ Weil ich bei euch Mädels doch nicht zu Wort komme!“ Robin grinste und stand von Bett auf. Am Abend telefonierte Robin mit Llywelyn und teilte ihm die Neuigkeiten mit, wie gedacht wollte dieser natürlich mitkommen. Also beschloss Robin den Besuch der Klinik auf Freitag Nachmittag zu verlegen, da er und Llywelyn an jenem Tag Kurs frei waren und Alice und Lydia sowieso im Moment nicht zum College gingen.

Schon als Robin am Freitagmorgen aufstand machte er sich Gedanken über das was sie wohl herausfinden würden.

Eigentlich versprach er sich nicht zu viel vom Besuch der Klinik, da keiner der Freunde mit dem Professor verwandt war und vertrauliche Informationen meist nur an Angehörige wiedergegeben werden vielleicht war Stanford auch daran gescheitert. Beim Frühstück mit seinen Eltern versuchte er unauffällig zu wirken, wobei er dann meist das Gegenteil tat. „ Ist etwas mit dir Robin?“, fragte Meryl Rainworth, eine hagere Frau mit stets hochgesteckten braunen Haaren, die nie ohne Schmuck aus dem Haus ging. „ Nein, Mom- es ist alles in Ordnung.“ versicherte Robin als er sich einen Toast nahm und ihn mit Honig beschmierte. Lydia seufzte, ihr Bruder hatte schon immer schwer verbergen könne, wenn er etwas im Schilde führte. Carter Rainworth, ein großer Mann mit dunkelbraunen Haaren, war über eine Zeitung gebeugt und schien kein großes Interesse zu haben dem Gespräch zu folgen. „ Komm Lydia wir gehen mit Ashton raus!“ Nach kurzer Zeit stand Robin auf und machte sich daran Ashton anzuleinen, der bereits freundlich mit dem Schwanz wedelte. „ Ok, ich komme!“ Lydia bemühte sich schnell ihre Jacke anzuziehen. Sie wusste, dass ihr Bruder aus der Situation flüchten wollte, eher ihre Mutter ihn noch mehr fragen konnte.

„ Bis dann“ rief ihnen Mrs Rainworth noch nach als die beiden aus der Haustür traten.

„ Na, wolltest du Mom schon fast mitteilen, dass wir sozusagen „ermitteln“?“ Lydia grinste als die beiden den Kiesweg zu Straße entlang gingen. „ Natürlich, du kennst Mom- sie hakt dann nach!“ Kalter Wind wehte ihnen entgegen und es war nicht zu verleugnen, dass der Sommer sein grünes Kleid gegen das orangene Gewand des Herbstes tauschen wollte. Immerhin war es September und die ersten Blätter fielen bereits von den Bäumen. „ Wollen wir mal bei Professor Wilbys Haus vorbeigehen, vielleicht treffen wir dort einen Verwandten und können uns den Besuch in der Klinik sparen?“ Lydia war erst jetzt darauf gekommen, dass der Professor doch dass kleine grüne Haus am Ende der Straße bewohnt hatte. „ War er eigentlich verheiratet?“ Robin ließ Ashton von der Leine, da die Straßen wie leergefegt aussahen und weit und breit keine Menschenseele zu sehen war. „ Das weiß ich gar nicht, vielleicht hatte er auch Kinder?“ Lydia fiel auf wie wenig sie den Professor eigentlich gekannt hatte, das einzige was sie über ihn wusste war, dass er gerne stundenlange Reden über alternative Methoden zur Behandlung von psychischen Problemen sprach und dass er einen alten, blauen Wagen fuhr. Langsam liefen sie an der großen Lane entlang an dessen Ende das etwas verwahrloste Gebäude wie ein unliebsamer Pickel aus der gepflegten Häuserschar hinausstach. Ashton schnüffelte interessiert am verwilderte Gras vor dem Eingang des Hauses. Lydia schritt auf die Haustür zu. „Ob wohl jemand zuhause ist?“ Robin war einen interessierten Blick in eines der kleinen Fenster neben der Tür, konnte aber wegen dem dichten weißen Vorhang nichts erkennen. „ Das finden wir jetzt heraus!“ Lydia drückte die Klingel hinunter und die beiden hörten den langgezogenen Summton im inneren des Hauses widerhallen. Doch auch nach einigen Minuten blieb alles im Haus still. Nichts regte sich allein der Wind zog um die Häuser und rüttelte an den Ästen der benachbarten Bäume. „ Niemand da.“ Lydia blickte enttäuscht zur Haustür als würde sie sich gleich öffnen und irgend ein schrulliger Verwandte des Professor würde im Türrahmen stehen.

„Das ist doch perfekt!“ Robin war in der Zwischenzeit um das Haus marschiert, da der Professor sein Grundstück nicht einzäunen lassen hatte dabei hatte er ein gekipptes Küchenfenster entdeckt. Als er von seiner Entdeckung berichtete schüttelte seine Schwester missbilligend den Kopf.

„ Du willst in das Haus von Prof. Wilby einbrechen? Das ist gar keine Option, was ist wenn uns die Polizei erwischt oder ein Verwandter zurückkommt?“ In ihrem Kopf spielten zahlreiche Szenarien die fast immer mit dem Erwischt werden zu tun hatten. Robin rollte genervt mit den Augen. „ Ach komm schon, so eine Gelegenheit bietet sich uns nie wieder außerdem hast du doch gesagt, du möchtest ermitteln!“ Seine Stimme klang fordernd und Lydia wusste genau, dass er sie wieder als Feigling darstellen wollte. „ Na gut..“ nachgebend folgte sie ihrem nun gut gelaunten Bruder zu dem angewinkelten Fenster. Ashton folgte ihnen ohne Protest- auch weil er als Hund ja nicht wusste, dass er gerade Teil einer Straftat werden würde. Robin beugte sich vor und versuchte mit den Fingen den inneren Griff des gekippten Fensters zu erreichen. Lydia blickte nervös zu den Nachbarn hinüber, die aber zum Glück nicht von sich blicken ließen. „ Hast du es dann bald?“ fragte sie eilig und Robin antwortete nicht sondern versuchte es wieder.

Kapitel 2

Klack-mit einem Ruck hatte er den Griff zur Seite gedreht und somit das Fenster ganz aufbekommen. „Geschafft!“ Er quetschte sich durch das Fenster und deutete seiner Schwester an ihm nachzukommen. Lydia klopfte auf die Fensterbank.

„ Komm Ashton, hopp!“ Ashton kletterte mit einem Sprung hinein während Lydia ihm unsicher folgte. Nun standen sie in der kleinen Küche des Professors. Die Wände waren in einem dunklen Gelb gestrichen und auf der Spülablage standen massenweise Teller und Tassen. Lydia schloss das Fenster.

„ Nicht das uns noch jemand nachkommt!“ Der Raum roch nach Essig und alten, längst verkochten Speisen. Auf einem alten, braunen Tisch lagen Zeitungen gestapelt und der Kalender an der Wand zeigte unter dem großen Bild einer Landschaft lauter Eintragungen an den einzelnen Tagen.

Neugierig begutachtete Ashton die neue Umgebung während Lydia unsicher zu Robin blickte, der seine Idee aber scheinbar immer noch nicht für schlecht hielt. „ Wow so unordentlich hatte ich Professor Wilby nicht eingeschätzt, lief er doch auf dem Campus immer so fein herausgeputzt herum.“ stellte er fest und schritt zu dem braunen Tisch hinüber. Lydia folgte ihm zögernd, ihr war der Einbruch immer noch nicht geheuer.

Robin hob eine der Zeitungen hoch und grinste. „ Psychologie im 21 Jahrhundert, Ausgabe 3.“ Er legte sie wieder zurück und seufzte. Ashton war derweil schon längst aus dem Zimmer verschwunden und hatte sich den Weg zum Flur gebahnt.

„ Hier finden wir nichts interessantes, komm gehen wir uns in einem anderen Zimmer umsehen.“ Beim Verlassen der Küche gelangten sie in einen kleinen Hausflur der in einen schmalen Raum mündete. Der schmale Raum war vermutlich eine Art Bibliothek, da eine Menge Regale mit verschiedensten Büchern an dessen Wänden standen. Eine Wendeltreppe neben einem der Bücherregale führte in ein zweites Stockwerk. Eine Tür an der Flurwand zweigte in ein kleines Badezimmer ab, dass hatte Robin gleich beim herumschnüffeln herausgefunden. Nun standen beide in dem Bücherzimmer und sahen sich um. „ Wunderst du dich auch so?“ fragte Lydia als sie ein paar Bücher, die auf einem blauen Sessel lagen hinunterwarf um sich zu setzten. „ Über was denn?“ Robin war damit beschäftigt die Bücher, die verstreut auf dem Boden lagen anzusehen. „ Wo die Eingangstür des Hauses ist?“ Robin stutzte nun hatte sie sein Interesse endgültig geweckt. „ Du hast Recht..“ Er blickte aus dem Fenster. „ Laut der Außenfassade sollte die Tür....hier sein!“ Er schritt vor ein Regal, dass an der Wand stand. Er deutete ihr an ihm zu helfen und gemeinsam schoben die beiden das hölzerner Bücherregal zu Seite und tatsächlich befand sich eine dunkelbraune Tür hinter dem Regal. „ Warum hat er seine Eingangstür verbarrikadiert?“ Lydia schüttelte den Kopf- eigentlich hatte sie den Professor nicht als paranoid eingeschätzt. „ Vielleicht wurde er von jemanden bedroht?“ schoss es ihr dann durch den Kopf. Aber von wem? Wer hätte dem freundlichen, geschwätzigen Professor der Psychologie etwas antun wollen?

Hatte er Feinde?

„ Also wenn du mich fragst, ist hier definitiv etwas faul!“

Robin hielt ihr ein Buch vor die Nase. „Alte Navajo Legenden..naja, vielleicht war er auch an Sagen interessiert?“

Lydia fand das Buch zwar etwas verwunderlich aber schließlich kannte sie den Professor auch nicht so gut, dass sie alle seine Interessengebiete kannte. „ Das könnte sein...aber sieh dir das an?“ Erst jetzt fiel auch ihr auf, dass die ganzen Bücher, die auf dem Boden lagen auch jene, die sie vorhin vom Sessel geworfen hatte von Navajo Legenden handelten.

Manche Bücher waren auf Englisch, manche auf spanisch geschrieben und einige in einer Sprache, die sie nicht zuzuordnen vermochte. „ Oje, dass sieht mir aber mehr nach Obsession aus.“ Robin strich über den Einband eines in dunkles Leder gebundenen Buches. „ Nein, ich glaube nicht, dass es ein Hobby war das passt nicht zu dem Regal vor der Eingangstür- ich glaube er wurde von etwas verfolgt.“ Ashton fing plötzlich an zu knurren. „ Ich glaube da kommt jemand!“

Hastig stand Lydia vom Sessel auf und die beiden rannten gefolgt von Ashton in Richtung Küche. Hecktisch fummelte Robin an dem Griff des Fensters herum. „ Warum musstest du es auch wieder schließen“ knurrte er wütend. Schon hörten die beiden, wie die Eingangstür gegen einen Stapel Bücher knallte, der zum Glück vor dem Regal gelegen war. „ Ashton los!“ Robin gab dem Labrador einen Stoß und er sprang aus dem Fenster- gefolgt von Robin und Lydia. Schnell rannten sie vom Grundstück des Professors, die Straße hinab. Völlig außer Atem blieben sie nach ein paar Metern stehen. Robin stützte sich an einer Straßenlaterne ab.

„ Wer kann da nur gekommen sein?“ Lydia leinte Ashton an der vor ihr auf dem Boden saß. „ Vielleicht hatte der Professor doch Verwandte, von denen wir nichts wussten?“ Schließlich machten sie sich auf den Weg nach Hause, da sie ja am Nachmittag den Klinikbesuch geplant hatten. Kaum hatten sie ihre Jacken an die Garderobe gehängt, stupste Robin seine Schwester in die Seite. „ Was ist?“ Lydia wirkte leicht nachdenklich als sie sich ihrem Bruder zuwandte. „ Ich habe beim Professor etwas mitgehen lassen. Das Lederbuch.“ Er holte das Buch unter seinem Pullover hervor und streckte es Lydia entgegen. „ Jetzt haben wir nicht nur eingebrochen sondern auch noch gestohlen“, sie fasste sich an die Stirn.

„Komm wir werfen mal einen Blick hinein.“ Robin folgte Lydia in ihr Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Die beiden setzten sich auf Lydias Bett und Robin fing an die Seiten durchzublättern. „ Wieder Indianer Legenden!“ Er blickte auf die Bilder und die Schrift, die seltsamerweise wie handgeschrieben aussah. Plötzlich fiel ein kleiner, vergilbter Zettel aus dem Buch. „ Huh?“ Lydia bückte sich und hob den Zettel auf, langsam faltete sie ihn auseinander. „ Es ist ein Brief, der an den Professor geschrieben wurde.“ Neugierig blickten ihre Augen über die schwarze Tinte. „ Los, ließ mal vor!“ Robin war vor Spannung kaum mehr zu halten. Lydia seufzte und fing dann an vorzulesen: „ Lieber Magnus, du hast mir von den seltsamen Begebenheiten berichtet und nach langen Überlegungen bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass es sich bei der Kreatur nur um einen sogenannten Skinwalker handeln kann. Besonders das gelbe Blut hat mich stutzig gemacht. Der Navajo Legende nach sind Skinwalker mächtige Hexer, die sich mithilfe eines Rituals für welches sie vorher ein schlimmes Verbrechen z.b. Kannibalismus oder Mord in ein Tier verwandeln können. Meist benötigen sie das Fell oder die Haut des Tieres oder des Menschen, in den gor das sie sich verwandeln möchten. Es gibt selbstständige Skinwalker und Skinwalker, die von einer Hexe/ eines Hexers gezwungenermaßen in ein solches Wesen verwandelt und ihr/ ihm als Spion oder Scherge dienen müssen. Hüte dich davor nachts das Haus zu verlassen, da Skinwalker meist nachtaktiv sind. Auch solltest du Friedhöfe meiden, da sie sich gerne auch in Gruppen auf Friedhöfen aufhalten um Nekrophilie zu betreiben. Der Skinwalker, der sich verfolgt muss entweder beauftragt worden sein oder er hat sich aus einen anderen Grund dafür entschieden dir nachzustellen. Warst du nicht letzten Monat in Südamerika? Könnte es sein, dass du dort das Aufsehen der Kreatur erregt hast? Hast du mit dem Schamanen dort gesprochen?

Bitte melde dich sobald es geht- deine Yanaha.“ Lydia blickte fassungslos auf das Blatt Papier, welches sie immer noch krampfhaft festhielt. „ Skinwalker? Ist das nicht so etwas aus unheimlichen Geschichten im Internet? Glaubst du es gibt so etwas wirklich?“ Unschlüssig zuckte Robin mit den Schultern.

„ Normalerweise bin ich sehr rational aber diese Yanaha scheint es ernst zu meinen wir sollten sie kontaktieren!“ Er deutete auf die kleine Telefonnummer die unter dem Satz „ Bitte melde dich so bald es geht“ stand. Da klingelte es an der Haustür und schon bald machten sich die beiden Geschwister mit Alice und Robins bestem Freund Llywelyn auf zur Midwest Klinik die in etwa 15 Minuten entfernt von Winterforth lag, die Stadt in der sie lebten und nach der auch die Universität benannt worden war. Sie fuhren in Robins schwarzen Wagen, der wegen seiner speziellen Aussehens schon fast als hässlich durchging aber ein eigentlich ganz bequemes Interieur besaß. Robin liebte sein Auto, deshalb sah es auch immer gut gepflegt aus, sowohl außen als auch innen.

Aus dem Autoradio schallte, ein Lovesong einer Band aus den 80ern, eine der Lieblingsbands von Robin. Lydia saß hinten bei Alice währen Llywelyn am Beifahrersitz Platz genommen hatte. „ Und warum denkt ihr, dass der Brief nicht nur ein Scherz von irgendeinem Schüler war?“ Llywelyn schob nachdenklich seine Brille zurück. „ Der Brief klang nicht nach einen Witz, es klang als ob diese Yanaha den Professor kannte wer seiner Studenten wusste denn von einem Urlaub in Südamerika?“ Robin wandte seinen Blick wieder der Straße zu. „ Ja, und diese Yanaha schien auch jede Menge über diese Skinwalker zu wissen.“, bestätigte Lydia und sah aus dem Fenster. Die weitere Fahrt wurde wenig gesprochen da alle Beteiligten sich scheinbar ihre eigenen Gedanken über diesen ominösem Brief machten. Als Robin in einen Parkplatz vor der Klinik einparkte wandte er sich kurz an Lydia. „ Bitte sprich nicht über diesen Brief wenn wir und nach Professor Wilbys Schicksal erkundigen.“ Sie nickte. „ Schon klar, aber auch über diesen Skinwalker sollten wir lieber schweigen.“ Sie stiegen aus und gingen auf die Glastüren zu, die den Eingang zur Midwest Klinik darstellten. An der Rezeption saß eine ältere Dame die anscheinend in ein Telefongespräch vertieft war. Robin wies den anderen an sich schon mal zu setzten während er an der Rezeption warten würde. Alice folgte Llywelyn und Lydia die zu den dunkelblauen Stühlen im vorderen Wartebereich gingen. „ Mir sind Krankenhäuser unheimlich“ seufzte sie und bemühte sich einen klaren Kopf zu behalten. „ Wir sind ja bei dir und ehe wir es uns versehen haben wir die nötigen Informationen und können wieder gehen!“ Lydia legte ihre Hand auf Alices Schulter. Llywelyn nickte. „ Ja Krankenhäuser haben schon allein einen merkwürdigen Geruch an sich!“ Alice erinnerte sich mit einem mulmigen Gefühl an den Tag an dem ihre Mutter in einem Krankenhaus verstorben war zwar war es nicht die Midwest Klinik gewesen, aber dennoch kam sie sich vor wie in einem De ja Vu. Damals war sie sieben Jahre alt gewesen, vor einer Woche war sie in die Schule gekommen. Ihr Vater hatte ihr einen hübschen hellblauen Schulranzen gekauft, mit Schmetterlingsmotiven darauf. Auch heute gehörten Schmetterlinge nebst Kaninchen zu ihren Lieblingstieren.

Es war an einem Dienstag gewesen- Alice konnte es in diesem Moment bildlich vor sich sehen- sie war allein von der Schule nach Hause gelaufen. Stolz hatte sie ihren Schulranzen in den Eingangsbereich gestellt und sei an der geöffneten Küchentür vorbeigelaufen. Dabei war ihr aufgefallen, dass der Tisch nicht gerichtet war normalerweise machte ihre Mutter ihr nach der Schule Mittagessen. Sie hatte nach ihrer Mutter gerufen aber keine Antwort bekommen. Sie war die Treppe nach oben gegangen und hatte die Tür zum Schlafzimmer ihrer Eltern geöffnet aber auch dort war keine Spur ihrer Mutter gewesen.

Dann hatte sie ein tropfendes Geräusch aus dem Badezimmer vernommen letztendlich hatte sie sich dem Bad genähert und gesehen, dass die Tür zum Bad einen Spalt weit offen stand.

Alice hatte kurz aufgeatmet und dann die Tür aufgedrückt der Anblick der sich ihr bot verfolgte sie auch heute noch in ihren Träumen obwohl sie mittlerweile 18 Jahre alt war- ihre Mutter lag in der Badewanne, ihre Haut war sehr blass und ihr Kopf war leicht zur Seite gekippt. Die linke Hand hing aus der Badewanne auf dem Boden sammelte sich eine Pfütze roten Blutes. Ihre Mutter hatte sich damals die Pulsadern aufgeschnitten. Starr vor Angst hatte Alice im Eingag zum Bad gestanden- sie hatte sich nicht bewegen können. Dann sah sie wie ihre Mutter den Kopf hob und ein Stöhnen von sich gab in dem Moment hatte sich die Starre gelöst und Alice war wie von einer Wespe gestochen nach unten gerannt. Dann verschwammen die Erinnerungen an das traumatische Erlebnis. Ihr Vater hatte ihr erzählt, dass sie schreiend im Treppenhaus des Wohnhauses herumgerannt sei und die Nachbarin Mrs Pots dann die Polizei verständigt hatte. Als der Krankenwagen später eintraf hatte ihre Mutter noch gelebt verstorben war sie einen Tag später im Krankenhaus.

Sie konnte sich noch daran erinnern wie ihr Vater sie mitnahm in dieses riesige Krankenhaus und wie sie von einer Krankenschwester in ein Zimmer gebracht wurden. Ihre Mutter lag auf einem Krankenbett, noch blasser und angeschlossen an Geräte, die abwechselnd Piepgeräusche von sich gaben. Die Verbände an den Händen ihrer Mutter waren schon wieder blutig gewesen. Damals hatte sie ihren Vater nach dem Warum gefragt aber er hatte nur den Kopf geschüttelt. Auch heute wusste sie keine Antwort auf ihre Frage. War ihre Mutter depressiv gewesen? Vermutlich, vielleicht war sie sogar krank. Seit diesem Erlebnis wollte Alice alles über die Psyche erfahren um anderen Menschen dasselbe Schicksal, einen geliebten Menschen zu verlieren zu ersparen. Dort im Psychologie Kurs hatte sie ihre beste Freundin Lydia kennen gelernt. Diese wusste zwar das Alices Mutter tot, aber nicht unter welchen Umständen sie verstorben war. Alice biss sich auf ihre Unterlippe und wurde erst aus ihren Gedanken gerissen als sie Lydias besorgte Stimme hörte.

„ Alice, deine Lippe blutet.“ Erst jetzt bemerkte sie den eigenartigen Geschmack der sich langsam in ihrem Mund ausbreitete. „ Hier ist ein Taschentuch, damit kannst du es abwischen.“ Lydia reichte ihr ein Taschentuch und Alice nahm es nickend entgegen. „ Geht es dir gut?“ Nun schien auch der sonst eher stille Llywelyn auf ihre Situation aufmerksam geworden zu sein. „ Ja, es geht“, verlegen blickte Alice zu Boden. Da kam Robin auf den Wartebereich zu. „ Ich habe mit der Frau am Empfang gesprochen sie gibt keine vertraulichen Informationen weiter. Sicher ist nur das unser Professor diesen Dienstag verstarb.“ Er seufzte und zuckte mit den Achseln. „ Und die Todesursache?“ Lydia blickte ihn wissbegierig an. „ Darüber will sie sich leider auch nicht äußern!“ Er setzte sich neben Llywelyn, der sich zu ihm beugte. „ Hey, wenn du die gute Frau ablenkst kann ich vielleicht in ihren digitalen Akten nach dem Professor suchen!“ flüsterte er und warf einen Blick auf den PC am Empfang. „ Ihr könntet echt Brüder sein!“ seufzte Lydia und dachte an den Einbruch im Haus des Professors. „ Kein Problem!“ Robin stand grinsend auf und bahnte sich seinen Weg erneut zum Empfang. „ Mrs,..“ Er sah zu dem leicht ausgebleichten Namensschild der Sekretärin hinunter. „ Mrs.

Devon.., es gibt ein Problem in Zimmer 26- die dortige Patientin ist aus dem Bett gefallen.“ Die Sekretärin blickte nur kurz auf. „ Ich bin keine Krankenschwester...“ Robin wollte nicht aufgeben. „ Aber sie ist eine ältere Dame und benötigt dringend Hilfe und weit und breit ist keine Krankenschwester zu finden!“ Er bemühte sich seiner Stimme einen besorgten Klang zu geben auch wenn er innerlich Lachen konnte. Es war schon eine dreiste Lüge, die ihr der Frau am Empfang aufbrummen wollte. „ Na gut!“ Genervt stand die Sekretärin auf und schlurfte in ihren weißen Hausschlappen in Richtung Aufzug. „ Super!“ Robin hat ohne zu wissen ein Zimmer des oberen Stockes gewählt also würde Llywelyn mehr Zeit haben. Sobald die Frau außer Sichtweite war ging Llywelyn auf den Empfangsbereich zu und setzte sich vor den PC.

„ Wilby,..da gibt es zwei, wie war sein Vorname?“ Seine Finger tippten sich den Weg zu den Patientenakten „ Magnus“ Robin lehnte am Empfangstisch und warf immer wieder Blicke auf den Aufzug. Hoffentlich würde die Sekretärin den Schwindel nicht allzu schnell herausfinden. „ Da, ich hab' ihn gefunden!“ Neugierig traten jetzt auch Alice und Lydia an den Empfangstisch. „ Die Todesursache ist...Blutvergiftung nach einer infizierten Wunde“

Kapitel 3

Er schluckte als er beim herunter scrollen Bilder der Verletzung sah. „ Ich mache mal ein Foto davon.“ Llywelyn zückte sein Handy und schoss ein Foto vom Bildschirm. „ So und jetzt lass uns gehen!“ Alice trippelte leicht nervös von einem Fuß auf den anderen. „ OK“, Llywelyn schloss die Patientenakte und wollte gerade vom Drehstuhl aufstehen als er von Robin am Arm gezogen wurde. „ Beeil dich, sie kommt!“ Rasch rannten sie zur Tür, gerade noch rechtzeitig denn die Sekretärin sah ihnen verwundert nach als sie aus dem Aufzug trat. Wenig später saßen sie alle wieder in Robins Auto und traten den Rückweg an. Die Sonne stand schon tief und die Straßen wurden langsam leerer. „ Blutvergiftung hatte er Tetanus Impfung?“ Robin versuchte mit seinen Worten die Stimmung im Wagen etwas aufzulockern da alle ziemlich still waren. „ Du weißt schon, dass eine Tetanusimpfung nicht gänzlich vor einer Sepsis schützt!“ Lydia hatte Llywelyns Smartphone in der Hand und vergrößerte das Bild von der Wunde. „ Laut der Akte wurde er am Montagabend von Passanten verletzt und bewusstlos in der Nähe des Stadtparks gefunden. Die Passanten riefen dann den Rettungsdienst.“

Llywelyn blickte nachdenklich aus dem Beifahrerfenster.

„ Kam er nochmals zu Bewusstsein?“ fragte Alice. „ Nein, sie konnten ihn allein durch seine Geldbörse identifizieren, die in seiner Jacke steckte“ Robin hielt an einer roten Ampel. „ Also kann ein Überfall ausgeschlossen werden. Ich meine welcher Verbrecher nimmt nach dem Überfall die Geldbörse nicht mit?!“ Ein bestätigendes Raunen ging durch die Runde.

„ Leute, ich finde die Verletzung sieht aus wie ein Biss!“ Lydia reichte Alice das Handy. „ Welches Tier hat den einen solchen Bissabdruck?“ Alice kniff ihre Augen zusammen um den Biss besser erkennen zu können. „ Keine Ahnung?!“ Sie gab Llywelyn das Handy zurück und nun schien auch er einen genaueren Blick auf das Foto zu werfen. „ Stimmt der Bissabdruck sieht komisch aus- fast wie wenn..“ Er stoppte und atmete aus. „ Ein Mensch ihn gebissen hätte!“

Am nächsten Tag, es war ein Samstag, schlief Llywelyn noch tief und fest als sein Smartphone klingelte. Er gähnte und versuchte seine Brille zu erhaschen, die auf dem Nachtkästchen platziert war. „ Ja,?“ Genervt setzte er sich auf.

„ Hey, Llywelyn-ich bin's Robin!“ Sein bester Freund wusste doch, dass er an Samstagen stets bis 10 Uhr ausschlafen wollte, was könnte denn so wichtig sein um das zu vergessen?

„ Was gibt es denn?“ Er bemühte sich sein Missfallen über den frühen Anruf nicht hören zu lassen. „ Wir haben diese Frau, Yanaha angerufen und stell dir vor sie leitet ein Museum für Indianerkultur. Sie war seit Jahren mit dem Professor befreundet und hat uns versprochen uns bei den Ermittlungen zu unterstützen!“ Robins Stimme klang euphorisch auch wenn Llywelyn in diesem Moment dessen Begeisterung nicht teilte.

„ Was für Ermittlungen? Der Professor ist an einem Biss gestorben und?“ Am anderen Ende der Leitung war ein Seufzen zu vernehmen. „ Du sagtest doch gestern selbst, dass der Biss merkwürdig aussieht und überhaupt- bist du nicht an der Wahrheit interessiert?“ Llywelyn stieg aus seinem Bett und schlüpfte in seine Hausschuhe. „ Doch, doch!“ „ Gut dann komm heute um 13 Uhr zu mir!“ Schon hatte Robin aufgelegt.

Als Llywelyn am Mittag mit seinem Fahrrad vor der Rainworth Villa hielt wartete Robin schon an der Tür. „ Hey,“ begrüßte Llywelyn ihn freundlich. „ Es muss ja etwas ganz wichtiges sein weswegen du mich herbeizitierst!“ Er stieg ab und legte hängte seinen Helm an den Lenker. „ Ja, schon.“

Robin deutete ihm an herein zu kommen. Sobald er die Tür hinter den beiden geschlossen hatte wurde Llywelyn vom stets glücklichen Labrador Ashton begrüßt. „ Ist dein Freund endlich da?“ Llywelyn sah das Lydia auf der Treppe saß und sich mit Alice unterhielt. „ Diese Bekannte des Professors hat uns für heute Nachmittag eingeladen und ich dachte du würdest vielleicht dabei sein wollen.“ Robin setzte sich auf die untere Treppe. „ Ich bin zwar Geschichtsstudent aber die Geschichte der Indianer ist jetzt nicht so meins.“ Llywelyn ließ sich neben Robin nieder. „ Sie sind vor uns in Amerika gewesen also könntest du dich ruhig mehr für ihre Kultur interessieren.“ wandte Alice ein. Llywelyn grinste :“ Ich habe nie gewusst das du patriotisch bist!“ Während Llywelyns Großeltern aus Irland kamen und die Rainworths gebürtige Engländer waren, war Alice stolz auf ihre amerikanische Herkunft. „ Sie sagte, sie würde sich das Foto auch gerne nochmals ansehen.“ Robin deute auf Llywelyns Handy, auf welchem er gerade nach der Uhrzeit gesehen hatte. „ Geht klar!“ Später fuhren sie mit Robins Auto zum Museum. Es handelte sich dabei um ein graues Steingebäude mit quadratischen Fenstern. „ Sieht ziemlich einladend aus!“, scherzte Robin als er ausstieg. Als sie den Eingangsbereich betraten strömte ihnen der altbekannte Geruch von Moder und antiken Gegenständen in die Nasen. An einem kleinen, dunkelbraunen Tisch saß eine zierliche Frau mit schwarzem Pferdeschwanz. Sie hatte einen dunklen Hautton, der sie selbst wie eine Indianerin aussehen ließ. „ Guten Tag, wir suchen nach ..“ Robin konnte kaum seinen Satz beenden, da stand die zierliche Frau schon auf und streckte ihm zur Begrüßung die Hand entgegen. „ Willkommen, Ich bin Yanaha, die Freundin eures Professors. Danke, dass ihr gekommen seid.“ Überrascht schüttelte Robin ihre Hand und auch die anderen begrüßten sie. „ Woher wussten sie, dass wir nicht reguläre Museumsbesucher sind?“, fragte Lydia verwundert. „ Manche Dinge weiß ich einfach!“ Die Stimme von Yanaha klang weise und ruhig. Sie führte die Freunde in ein kleines Hinterzimmer, dass mit Kartons gefüllt war und in dessen Mitte eine Art Kaffeetisch mit Stühlen stand. Vorher hatte sie das Geöffnet Schild noch auf Geschlossen geändert. „ Bekommen sie keinen Ärger, wenn sie das Museum während der Öffnungszeiten schließen?“, fragte Llywelyn neugierig und setzte sich auf einen der Stühle. Sie schüttelte den Kopf. „ Am Samstag kommt so gut wie niemand mehr ins das Museum.

Die heutige Jugend scheint sich wohl eher für Spielhallen zu interessieren.“ Als alle am Tisch saßen legte Llywelyn sein Handy vor Yanaha auf den Tisch. „ Hier ist das Foto von der Akte“ Ihre dunklen Augen betrachteten das Bild mit erstauntem Blick. „ Er hatte diesen Tod nicht verdient!“, seufzte sie nach einer Weile und gab dann das Smartphone wieder zurück. „ Magnus war nicht nur der nette Psychologie Professor, den ihr kennt. Er interessierte sich auch für Okkultismus und Folklore. Dies hat ihm wohl zu Ende zugesetzt.“ Yanaha stand auf und schritt zu einem Regal in der linken Zimmerecke. Sie wühlte dort durch die alten Bücher.

Lydia blickte nervös zu ihrem Bruder. Irgendwie war ihr die ganze Situation unangenehm. Was meinte diese Frau nur damit? „Aha“, Yanaha zog ein dickes Buch mir rotem Stoffeinband hervor und ging zurück zum Tisch.

„ Hier steht, das Skinwalker ihr Opfer oft wochenlang verfolgen und ihnen mit Knochenpulver, dass sie aus Knochen von Kinder herstellen, Flüche anhängen können!“ Sie blickte tiefgründig in die Runde. „ Die Bisswunde könnte passen wohl möglich hat ihn der Skinwalker überfallen, nachdem er sah, dass der Professor nachts allein unterwegs war.“ Llywelyn seufzte. Für ihn klang das alles nach einem Märchen, dennoch konnte er sich die merkwürdige Bisswunde nicht erklären.

„ Aber wie ist er auf den Professor aufmerksam geworden?“

Alice zaghafte Frage hallte in den Raum. „ Das ist die große Frage. Ich hatte ihm geschrieben ob er dort mit einem Schamanen gesprochen hat, aber leider blieb ja mein Brief unbeantwortet.“ Yanaha machte eine kurze Pause, dann blickte sie eindringlich von einem zum anderen. „ Normalerweise würde ich euch nun einfach weiter gehen lassen und euch raten all dies zu vergessen, aber da ihr den Professor persönlich kanntet, ändert das die Sache.“ Robin stutzte. „ Was ändert sich?“ Yanaha stützte sich auf den Tisch und beugte sich vor. „ Nun seit ihr ebenfalls in Gefahr. Womöglich hat der Skinwalker eure Spur schon aufgenommen. Denn manche Indianer weigern sich sogar heute noch überhaupt über Skinwalker zu sprechen, da bereits das Nennen dieses Wort einen von ihnen anlocken kann!“ Alice musterte die anderen stumm. Diesmal hatte selbst Llywelyn begriffen, dass dies ihr Ernst war. „ Und wie können wir uns sicher sein, dass dies nicht der Fall ist?“ Er versuchte möglichst gelassen zu klingen.

„ Passt auf am besten orientiert ihr euch ganz genau an eurer Umgebung. Achtet auf ungewöhnliche Kopf- oder Kratzgeräusche an euren Türen. Lauscht ob ihr die Stimme eines Bekannten oder eines Freundes hört, die euch versucht in den Wald zu locken. Achtet auf weißliches Knochenpulver, dass auch innerhalb eurer Wohnung auftauchen kann. Und am wichtigsten, achtet auf Tiere die euch merkwürdig erscheinenein Wolf mit menschlichem Verhalten, ein Fuchs mit roten Augen..etc!“Lydia sah erstaunt zu Yanaha hin. „ Gibt es denn etwas mit dem man solche Biester töten kann?“ Llywelyn schüttelte den Kopf, innerlich versuchte immer noch der Skeptiker aus ihm hinauszutreten. „ Hah!“ Yanaha lachte ein verzweifelt klingendes, kurzes Lachen. „ Wenn es einfach wäre einen Skinwalker zu töten gäbe es sie dann noch? Viele Navajo Schamanen scheitern selbst an einem solchen Vorhaben, schließlich sind Skinwalker keine einfachen Geister sondern selbst hochrangige Magier. Aber es gibt Gerüchte, anscheinend soll man ihn dazu bringen zu sprechen, wenn er als Tier verwandelt ist dann wird er sich zurückverwandeln in seine menschliche Form und dann,“ Die Freunde lauschten aufmerksam ihre Unterrede. „ Dann kann man ihn mit Kugeln aus Silber oder weißer Asche erschießen am besten durch den Hals. Auch wird ihnen nachgesagt, dass wenn man ihren Menschennamen kennt, man sie dazu zwingen kann sich zurückzuverwandeln. Aber glaube mir so nah wollt ihr so etwas gar nicht kommen!“ Robin stützte seinen Kopf in die Hände. „ Sie glauben wirklich, dass so etwas den Professor getötet hat?“ fragte Llywelyn immer noch nicht ganz überzeugt. Yanaha nickte und verzog dabei keine Miene.

Auf der Rückfahrt wurde wenig gesprochen. Yanaha hatte ihnen angeboten sie jederzeit anrufen zu können, wenn ihnen eines der Merkmale auffallen würde. Keiner wusste so Recht, was er davon halten sollte. Lydia versuchte die Stimmung etwas aufzuhellen. „ Jetzt wissen wir was mit Professor Wilby passierte, dass wollten wir doch wissen.“ Robin sah gedankenverloren auf die vor ihm liegende Straße. „ Ja, aber mit so etwas hätte wohl keiner gerechnet!“ Llywelyn seufzte. „ Vielleicht will sie uns ja auch nur Angst machen?“ Alice rollte mit den Augen. „ Und was sollte sie davon haben?“ Llywelyn zuckte mit den Achseln. Inzwischen war es Spät geworden, weswegen Alice gleich nach Hause gefahren wurde. Llywelyn hatte sein Fahrrad bei den Rainworths vergessen, so musste er mit zu deren Adresse. Robin hielt an, alle stiegen aus.

Llywelyn hob sein Fahrrad auf, welches noch immer auf dem Rasen der Rainworths gelegen war. „ Ich wünsche euch einen guten Abend“ Er schwang sich auf das Rad und verabschiedete sich. Lydia sah ihm nach, langsam entfernte sich seine Silhouette den Weg hinab. „ Dann gehen wir mal rein, ich wette Mom und Dad erwarten uns schon.“ Robin grinste und schob seine Schwester sanft zur Tür.

Als Llywelyn daheim ankam wartete seine Mutter bereits auf ihn. Kaum hatte er die Tür aufgeschlossen wurde er schon begrüßt. „ Llywelyn, na möchtest du mit zu Abend essen?“

Während er seine Jacke auszog roch er bereits den Geruch von Tomatensuppe. „ Ja, gerne!“ Er ging ins Bad um sich die Hände zu waschen. „ Wo warst du denn den ganzen Tag?“

Charles sein zwölfjähriger Bruder war zu ihm ins Bad gekommen. „ Im Museum.“ murmelte Llywelyn als er sich die Hände an dem flauschigen, roten Handtuch abtrocknete.

„ Achso, hast du wieder für dein Studium gelernt?“ Charles grüne Augen musterten seinen großen Bruder. „ Ja, habe ich.“

Nach dieser knappen Antwort drängte er sich vorbei an Charles aus dem Bad. In der Küche saßen seine Eltern bereits an dem kleinen runden Esstisch. „ Hey, wo warst du denn den ganzen Tag?“, fragte sein Vater Patrick O' Brien. „ Er war nur im Museum!“, platzte Charles heraus als er sich quietschend den Stuhl herauszog. „ Ja, ich habe wieder etwas für mein Studium gelernt.“ Llywelyn bemühte sich ehrlich zu klingen.

„ Das ist aber fleißig, dass du selbst am Wochenende lernst.“ wandte seine Mutter Gloria ein als sie jedem die Teller mit Suppe füllte.

Nach dem Essen ging Llywelyn nach oben in sein Zimmer. Er setzte sich an seinen Computer und recherchierte über das Wesen, dass ihn seit dem Tod des Professors mehr als deutlich beschäftigte.

Nach einer Weile klopfte es an die Tür- vor Schreck wäre ihm fast sein Glas mit Cola hinuntergefallen, dass er neben sich auf dem Tisch stehen hatte. „ Ja?!“ Die Tür wurde geöffnet und seine Mutter kam herein. „ Ich wollte nur sagen, dass wir jetzt zu Bett gehen und du solltest das auch tun. Du siehst schon ganz überarbeitet aus.“ Mrs O' Brien war eine liebenswerte Frau mit rotbraunen Haaren und dicklicher Statur. Sie bemühte sich stets eine gute Mutter zu sein, was ihr sehr gut gelang.

„Gute Nacht Mom. Ja, ich werde nur noch eine Stunde auf bleiben.“ Llywelyn stand auf und umarmte seine Mutter. Diese lächelte und verließ dann das Zimmer. Manchmal kam Llywelyn sich wie ein kleines Kind vor, obwohl er bereits 19 Jahre alt war. Er setzte sich wieder an seinen PC und wollte gerade weiter surfen als er ein leises Kratzen vernahm.

Überrascht blickte er sich um. Aus welcher Richtung kam dieses Geräusch nur? Er hielt inne und lauschte. Ganz deutlich konnte er ein Geräusch vernehmen, dass wie das Kratzen auf Stein klang. Hastig stand er auf und ging zum Fenster- außer der dunklen Straße mit der funzeligen Straßenlaterne war nichts besonderes zu entdecken. Konnte er es sich eingebildet haben? Llywelyn ging zurück zum Schreibtisch als er das Kratzen erneut vernahm. Er beschloss den Computer herunterzufahren und zu Bett zu gehen. Vielleicht, so dachte er hatte er sich zu viel mit dieser unheimlichen Legende beschäftigt.

Am nächsten Tag wachte er erst um 12 Uhr auf, zwar war es Sonntag aber nichtsdestotrotz war dieses Schlafverhalten für einen Spätaufsteher wie Llywelyn äußerst merkwürdig. Als er in die Küche kam saß seine Mutter am Tisch und laß eine Frauenzeitschrift. „ Na, ausgeschlafen?“, fragte sie freundlich.

„ Ja, ich war wohl gestern noch zu lange wach gewesen.“ Er setzte sich zu ihr und begann sein Frühstück zu essen.

Alice wohnte mit ihrem Vater in einer kleinen drei Zimmer Wohnung in der Nähe von Winterforth, dem beschaulichen Ort in den USA. Wenn sie zum College musste fuhr sie immer mit der Bahn, da sie keinen Führerschein besaß. Heute am Sonntag musste sie zwar nicht dort hin, auch wegen des Todesfalls des Professors nicht, dennoch war sie schon seit 8 Uhr auf gewesen. Die Ereignisse der letzten Tage hatten sie ziemlich mitgenommen. Ihr Vater war schon seit 10 Uhr gegangen und Alice wusste nicht ob er sich mit seinen Freunden traf oder in eine Bar verschwand. Seit dem Tod ihrer Mutter hatte er sich ziemlich verändert er war verschwiegener geworden. Sowieso war er fast nie daheim wenn sie vom College kam. Sie hatte Glück gehabt durch ein Programm welches sich für sozial schwache Familien einsetzt, ein Studium bezahlt zu bekommen. Sonst hätte sie ihren Traum eines Tages als Psychologin Menschen wie ihrer Mutter helfen zu können, aufgeben müssen. Alice war gerade dabei in der Küche etwas Ordnung zu schaffen als sie ein Klingeln an ihrer Haustür vernahm. Sie zuckte kurz zusammen und machte sich dann auf den Weg zur Tür. „ Hallo?“ fragte sie durch die alte Sprechanlage des Gebäudes. „ Hier ist Stanford von der Schülerzeitung. Darf ich kurz mit dir sprechen?“ Alice schluckte als sie die Stimme des von ihr angehimmelten Reporters hörte. Was wollte er hier? Und woher hatte er ihre Adresse? „ Na gut.“, seufzend drückte sie auf den Türöffnungs-Schalter. Dann schloss sie die Tür auf und trat ins Treppenhaus. Nach ein paar Minuten sah sie wie der blonde Junge die Treppen hinauf hastete. „ Hast du etwa die Treppen genommen? Es gibt hier auch einen Aufzug!“ Alice grinste.

Stanford blickte sie überrascht an. „ Aber ich möchte meine Kondition bewahren, also spricht doch nichts gegen ein bisschen Treppensteigen.“ Er sah das Alice im Eingang der Wohnung stand. „ Können wir rein gehen? Es muss ja nicht die ganze Welt mitbekommen, was ich zu sagen habe!“ Alice nickte und führte ihn ins Wohnzimmer. Es war ich peinlich, dass es in der Wohnung so unordentlich war- überall stand Geschirr, lagen Zeitungen, und andere Gegenstände. Stanford setzte sich auf den braunen Sessel, der sonst immer von ihrem Vater belegt wurde. „ Möchtest du deinen Mantel ausziehen?“ fragte Alice kleinlaut. Stanford blickte sich um. „ Nein, danke.

Ich möchte nur mit dir reden.“ Alice setzte sich auf das gegenüberliegende Sofa.

„ Sag, was hat eure Recherche in der Midwest Klinik ergeben?“. Er fragte es so als ob die beiden schon ewig befreundet gewesen wären, obwohl sie ihn vielleicht ein paar mal gesehen aber nie wirklich Worte mit ihm gewechselt hatte.

„ Erstmal möchte ich wissen woher du meine Adresse hast?“, gab Alice forsch zurück. Stanford merkte dem Klang ihrer Stimme an, dass er etwas langsamer vorangehen sollte. „ Oh, deine Adresse habe ich vom Studentenregister. Da ich wusste, dass du mit Robins Schwester studierst war das herausfinden nicht besonders schwer.“ Alice war verblüfft wenigstens gab er zu herumgeschnüffelt zu haben. „ Und jetzt zu meiner Frage?“

Stanford zog seinen Trenchcoat etwas mehr zusammen. In der Wohnung war es ziemlich kalt. „Robin ist mit Lydia, Llywelyn und mir dorthin gefahren.“ Sie verschränkte die Arme und bemühte sich einen strengen Blick zu behalten, was ihr nicht so gut gelang, nicht zuletzt wegen der Tatsache, dass sie Stanford ziemlich niedlich fand. „ Das weiß ich schon. Aber habt ihr irgendetwas über die Todesumstände des Professors erfahren?“ Es kam ihm so vor als wäre er in einem Polizeiverhör und er müsse dem Verdächtigen alles aus der Nase ziehen. „ Ich weiß nicht ob diese Informationen etwas für dich sind. Immerhin kannst du ja nichts für dich behalten und machst daraus immer eine Titelstory für deine Zeitung!“

Stanford rollte mit den Augen. „ Ich komme nicht wegen der Zeitung sondern eher aus persönlichem Interesse.“ Alice zog die Augenbrauen hoch. „ Und du erwartest dass ich dir so etwas glaube? Nachdem du der führende Student in Sachen Klatsch bist?!“ Stanford grinste. So hatte er das noch nie gesehen. „Hör mal. Der Professor war ein guter Freund meiner Mutter. Er kam sogar öfters zum Abendessen.“ „ Und warum hast du dich dann nicht selbst im Krankenhaus erkundigt?“

Für Alice klang diese Aussage reichlich unglaubwürdig. „ Das habe ich ja versucht aber sie wollten mir dort keine Auskunft geben, da ich ja nicht wirklich verwandt bin.“ Stanford wirkte genervt. So hartnäckig hätte er die kleine Blondine gar nicht eingeschätzt. „ Und der Verwandte, der Miss Elton den Brief zukommen ließ? Hattest du Kontakt mit ihm?“ Langsam schien die Sonne etwas stärker durch die leicht dreckigen Fenster des Zimmers und es wurde etwas wärmer. „ Miss Elton hat mir zwar die Nummer gegeben aber da komme ich nicht durch-und wenn ihr die Nummer wollt, so müsst ihr mir erst von euren Ergebnissen berichten!“ Jetzt hatte der Reporter eindeutig etwas in der Hand und so berichtete Alice im letztendlich doch von den Dingen, die sie in der letzten Zeit herausgefunden hatten. Zwischendurch war immer wieder ein erstauntes Seufzen Stanfords zu hören. Als sie mit dem erzählen fertig war stand sie auf und blickte Stanford an.

„ Und du erwartest ernsthaft, dass ich dir diese Geschichte glauben soll? Ein Skinwalker?“ Alice hatte so etwas schon erwartet. „ Du kannst glauben was immer du möchtest. Yanaha hat uns eben so etwas berichtet und ehrlich gesagt klingt sie für mich ziemlich glaubwürdig. Oder bist du der Meinung ein Mensch mit merkwürdigen Zähnen hat ihn gebissen? Und er hat aus Angst vor diesem Menschen seine Haustür verbarrikadiert? Und ist nicht zur Polizei gegangen? Ich meine bei einem Stalker hätten die doch bestimmt etwas tun können, oder?“ Stanford nickte. „ Aber vielleicht war er nur misstrauisch, was die Polizei anging.“ In diesem Moment klingelte das Telefon im Flur. Alice verließ das Wohnzimmer und Stanford machte sich daran ihr zu folgen. Diskretion war im so wieso schon immer ein Fremdwort gewesen. „ Hallo?“

Stanford versuchte etwas von dem Gespräch mitzubekommen aber es gelang ihm nicht. Nach ein paar Minuten legte sie auf.

„ Was ist denn los?“Alice zuckte zusammen- erst jetzt hatte sie bemerkt, dass Stanford neben ihr stand. „ Llywelyn er hat etwas bemerkt. Du solltest lieber mitkommen, wenn du dich selbst von der Wahrheit unserer Geschichte überzeugen willst!“

Kapitel 4

Als Robin und Lydia bei Llywelyns Adresse ankamen, stand dieser bereits sichtlich nervös vor dem Haus. Er hatte auch Robin angerufen um ihm von dem seltsamen Fund zu berichten. „ Hey,“ begrüßte dieser ihn freundlich während seine Schwester aus Robins Auto stieg. „ Wir warten noch auf Alice.“ Lydia nickte. „ OK“ Sie waren alle mehr als erstaunt als wenig später der silberne Wagen des Schulreporters Stanford vorfuhr. Noch mehr staunten sie allerdings über Alice, die anscheinend mitgefahren war. Was lief da hinter dem Rücken von ihnen? „ Alice, Hey. Wieso bist du mit Stanford gekommen?“ Lydia hatte als erste ihre Sprache wiedererlangt. „ Er kam zu mir vorbei und stellte mir Fragendann rief Llywelyn an!“ Alice hoffte inständig, dass Stanfords Anwesenheit keine Probleme zwischen ihren Freunden erschaffen würde. „ Der Schnüffler- da hätte ich ja genauso gut die Winterforth Post herholen können!“ Llywelyn schien weniger glücklich über seinen Besuch. „ Ist schon gut, ich werde nicht gleich davon berichten.“, versuchte Stanford ihn zu besänftigen. „ Na gut, dann kommt mit.“ Llywelyn führte die Freunde ins ein Zimmer. Dort öffnete er das Fenster und zeigte ihnen, das äußere Fensterbrett. Ein gar seltsamer Anblick bot sich ihnen- es war durchzogen von tiefen Furchen, die aussahen wie Krallenspuren. „ Und ich habe gestern Nacht dauernd dieses seltsame Kratzen gehört.“ Robin zückte sein Handy und schoss ein paar Fotos ebenso wie Stanford. „ Ohist das wirklich von..“ Alice musste gar nicht weiter sprechen, denn die anderen ahnten bereits vorauf sie hinaus wollte. „ Wir müssen nochmals mit Yanaha sprechen und ihr das Foto zeigen.“, schlug Robin vor und blickte ernst in die Runde.

Gesagt getan, als sie wenig später vor dem Museum ankamen herrschte zwischen ihnen ziemlich angespannte Stimmung.

„ Es ist nett, dass sie sich extra unseres Problems annimmt obwohl das Museum am Sonntag geschlossen ist.“, meinte Llywelyn, der vor einer halben Stunde mit Yanaha telefoniert hatte. „ Ein Glück, dass sie in der kleinen Wohnung über dem Museum wohnt!“ Zu ihrer allen Missfallen hatte es sich Stanford nicht nehmen lassen, sie zu jenem Besuch zu begleiten. Nun hatten sie ihn an der Backe ob es ihnen gefiel oder auch nicht- ein Reporter ließ sich eben nicht so leicht abschütteln. Noch bevor er auf das einzige Klingelschild drücken konnte wurde unten die Tür geöffnet und eine etwas verschlafene Yanaha blickte ihnen entgegen. „ Oh, guten Morgen.“, Robin war etwas zusammen geschreckt. „ Guten Tag alle miteinander. Kommt rein.“ Sie deutete ihnen reinzukommen. Die Freunde folgten ihr die Treppe nach oben wo ein kleiner Flur zu drei Türen führte. Sie schritt zur zweiten und schloss auf. Die kleine Wohnung war dunkel gestrichen und mutete mir ihren bunten Möbeln fast mysteriös an. Yanaha bat die Freunde sich zu setzten und wenig später saßen sie alle in dem Wohn und Essbereich. An den Wänden hingen Masken, die wahrscheinlich von Reisen nach Afrika stammten zudem waren Bilder von Landschaften aufgehängt die unterschiedliche Motive darstellten. Lydia kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus so viele antike Gegenstände!

Stanford hingegen sah sich etwas skeptisch um während er einen Notizblock aus seine Umhängetasche zog. „ Er ist dir also gefolgt?“ fragte sie direkt und sah Llywelyn an. Dieser nickte stumm. „ Darf ich mir das Foto ansehen?“ Llywelyn gab ihr das Handy. „ Oh nein, dass sieht wirklich merkwürdig aus...“ Sie seufzte und wurde nachdenklich. „ Was sollen wir nur tun?“ Zum ersten Mal fand Robin, dass sein sonst so gelassener bester Freund richtig hitzig wirkte. „ Das habe ich euch bereits gesagt- entweder ihr tötet ihn oder ihr holt euch Hilfe von einem Schamanen. Am besten geht ihr nach Arizona – dort gibt es ein Reservat der Navajo.“ Alice blickte sie ungläubig an. „ Ich hörte die Bewohner sollen nicht so gut aus uns zu sprechen sein- ich meine warum sollte sie uns helfen?“

Yanaha nickte. „ Sie werden euch helfen, wenn ihr das hier mitnehmt!“ Sie gab Alice einen Brief, der bereits versiegelt war. „ Aber Arizona ist sehr weit von hier entfernt und wir haben keine Ferien?“ wandte Llywelyn ein. „ Dann müsst ihr euch entscheiden, was euch wichtiger ist- den Skinwalker loszuwerden oder mit der Zeit so zu enden wie euer werter Professor!“

„ Nach Arizona?“ Meryl Rainworths Stimme zeigte wie unglaublich verrückt sie diese Idee fand. Warum sollten ihr Sohn und ihre Tochter unter der Zeit verreisen? Zwar war Lydia frei gestellt bis ein Ersatz für Professor Wilby gefunden wurde aber sollte sie die Zeit nicht sinnvoller nutzen als eine Reise anzutreten? Und Robin hatte nicht einmal frei. Sie blickte ihre Kinder fragend an, die bei ihr in der Küche standen. „ Wie seit ihr nur auf diese Idee gekommen?“ Robin versuchte seine Mutter zu besänftigen. „ Es ist eine wichtige Angelegenheit es geht um Verwandte von Llywelyn.“ Sie zuckte mit den Achseln. „ Dann soll er doch allein gehen!“

Lydia grinste, ihre Mutter hatte schon immer nicht viel für andere Personen übrig gehabt. „ Aber der Onkel von ihm ist sehr krank und er wird vielleicht sterben und ich bin sein bester Freund.“ Meryl seufzte scheinbar schien sich ihr Sohn nicht von der Idee abbringen zu lassen.

Am Abend hatte Lydia einige Fluggesellschaften verglichen.

Danach hatte sie mit Alice und Llywelyn telefoniert und war zu dem Entschluss gekommen, dass weder Alice noch Llywelyn momentan in der Lage waren einen Flug nach Arizona zu begleichen. Aber Stanford, der sich natürlich nicht abschütteln ließ hatte vorgeschlagen den alten Bus seines Großvater zu nehmen, der seit dessen Tod in seiner Garage vor sich hin rottete. Robin war zwar nicht besonders begeistert gewesen einen Roadtrip in einem alten Bus zu unternehmen aber letztendlich hatte er sich doch überzeugen lassen. Bis nach Arizona waren es etwa 11 Stunden Fahrt, da Winterforth in der Nähe von Kalifornien lag.

Als sich alle am nächsten Wochenende an die Arbeit machten den blauen Bus zu beladen war Llywelyn ziemlich gestresst.

Er hatte die letzten Tage schlecht geschlafen, da er immer wieder von merkwürdigen Geräuschen geweckt wurde einmal hatte er sogar geglaubt eine Stimme vernehmen zu können.

Robin hingegen passte es weniger, dass Stanford dieser Reise beiwohnen wollte aber schließlich war er es der den Bus zu Verfügung gestellt hatte also konnte er ihn wohl kaum ausladen. Alice war gerade dabei einen braunen Lederkoffer in den Kofferraum zu legen als ihr Handy klingelte. Während sie ran ging belud Lydia noch die letzten Taschen. „ Dad- es ist wichtig. Das habe ich dir doch gesagt...ja nur für eine Woche....klar!“ Stanford konnte nur Fetzten der Konversation verstehen als er unauffällig an der Hauswand seines Großvaters stand und Alice beobachtete die hin und her schritt.

„ Na, kommt dein Vater nicht so gut damit klar, dass du eine Reise machst?“, fragte er als sie das Handy wieder in ihre Jeansjacke verschwinden ließ. „ Ja, er macht sich Sorgen....Sorgen darum wer ihm die nächste Woche kocht und seine Wäsche bügelt!“ Genervt lehnte sich Alice neben ihn an die Hauswand. „ Er hat sich verändert- ich glaube er verbringt mehr Zeit im Casino als daheim.“ Stanford schluckte mit solch einen plötzlichen Vertrauensbeweis hatte er nicht gerechnet.

„ Ähm...das wusste ich gar nicht. Hat er schon mal über eine Therapie nachgedacht?“ Alice schüttelte den Kopf. „ Er hält nichts von solchen Dingen darüber würde er nur müde lachen.