Wo alles beginnt - Leah Hazard - E-Book

Wo alles beginnt E-Book

Leah Hazard

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  • Herausgeber: Atlantik
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2023
Beschreibung

 Alles über das unbekannte Power-Organ: die Gebärmutter!  Die Journalistin und Hebamme Leah Hazard ist um die Welt gereist, um alles über ein faszinierendes Organ zu erfahren, über das wir zu wenig wissen: die Gebärmutter. Sie hat mit zahlreichen Frauen und Expert*innen gesprochen, über ihre Erfahrungen rund um Zyklus, Krankheit, Schwangerschaft, Geburt, Abtreibung, über die Meilensteine der Medizin und ihre Auswirkungen, die noch junge wissenschaftliche Erforschung des Uterus und über verblüffende technologische Zukunftsmusik. Sie erzählt auf informative und höchst unterhaltsame Weise Faszinierendes sowie Erschreckendes über den zurückhaltenden bis abwertenden Umgang mit dem Uterus. Leah Hazards Ansatz ist feministisch, und ihre Botschaft ist klar: Die Gebärmutter ist ein Power-Organ!

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Seitenzahl: 463

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Leah Hazard

Wo alles beginnt

Die ungeahnte Power der Gebärmutter

Aus dem Englischen von Sophie Zeitz

Atlantik

Für alle

Der Körper ist nicht schmutzig. Er ist kein Dreck, der Abbitte braucht.

Der Körper ist keine Entschuldigung.

 

Sonya Renee Taylor, The Body is Not an Apology

Einleitung

Auf der Suche nach der Gebärmutter

Wo könnte man mehr über Anatomie erfahren als in einem Museum, das den Wundern des menschlichen Körpers gewidmet ist?

Genau dorthin bringt mich ein glücklicher Zufall eines schönen Oktobermorgens in Edinburgh, als selbst die gotischen Kirchtürme in der strahlenden Herbstsonne zu blinzeln scheinen. Ich habe ein paar Stunden totzuschlagen in dieser Stadt mit ihren Schauergeschichten von Geistern und Leichendieben, und als ich vor dem imposanten Tor des Royal College of Surgeons stehe und die Inschrift auf der Schwelle lese, kann ich nicht widerstehen: »Hic sanitas« – hier ist Gesundheit.

Ich habe die Surgeons’-Hall-Museen schon einmal vor zehn Jahren mit meinen Kindern besucht und die »Nasssammlung« und die hell erleuchteten Dioramen bestaunt, in denen sich Ärzte im Frack über die blutigen Pappmaché-Wunden von Schaufensterpuppen beugten. Seitdem habe ich eine Ausbildung zur Hebamme gemacht und in verschiedenen Kreißsälen, Notaufnahmen und auf Entbindungsstationen gearbeitet. Meine Faszination für die Anatomie hat das flüchtige Interesse meiner Töchter überholt, und ich habe meine Leidenschaft zum Beruf gemacht: das weibliche Fortpflanzungssystem mit all seinen Funktionen und Fehlfunktionen – Ursprung von Leben und Tod, Quelle von Schmerz und Glück. An dem Morgen in Edinburgh ist die Idee zu einem Buch über das aufregendste und missverstandenste Organ des menschlichen Körpers noch im Frühstadium: ein Geistesblitz, ein Moment voller Potenzial. Und so mache ich mich auf die Suche nach den Gebärmüttern.

Die Wegweiser zur Abteilung für Obstetrik und Gynäkologie leiten mich in den hinteren Teil des ersten Stocks. Doch zuerst muss ich an den vielen Organen vorbei, die die Ausstellungsleute für publikumswirksamer halten: Wie im Supermarkt, wo die süßesten Snacks direkt an der Kasse liegen, zeigt das Museum seine beträchtliche militärmedizinische Sammlung ganz vorne. Fragmente gesprengter Schädel und amputierte Gliedmaßen veranschaulichen, wie sich Männer auf Schlachtfeldern die Köpfe eingeschlagen und wieder zusammengeflickt haben. Die Exponate sind glorreich, doch ich haste weiter. Nicht, dass ich nicht beeindruckt wäre, aber mich interessiert etwas anderes mehr: die Fragmente des »schwachen«, »schönen« Geschlechts, die Organe, die auf den Schlachtfeldern der Geburt und des weiblichen Lebenszyklus gefochten haben.

Ich passiere Lebern, Nieren und Därme, einen Blinddarmdurchbruch, ein Herz mit einer Stichverletzung, die sich durch die aufgedunsenen grauen Kammern bohrt. Im Saal der Gefäßchirurgie sind freigelegte Arterien und ein Fuß zu sehen; in der Ophthalmologie trübe, starrende Augäpfel; in der Kranio-Maxillo-Fazialen Chirurgie missgestaltete Kiefer. Ich bleibe kurz in der Urologie stehen und zähle zwanzig Hoden und zahlreiche Penisse in verschiedenen Stadien von Gesundheit und Krankheit. Dann vergewissere ich mich auf dem Faltplan, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin: Ja, es geht immer weiter in die Tiefen des Gebäudes.

Nach einer kuriosen Reihe von Aneurysmen vor der hinteren Treppe biege ich um die Ecke und bin endlich da: Obstetrik und Gynäkologie, die kleinste Abteilung des Museums mit sage und schreibe vier Regalfächern. Ich versuche, nicht enttäuscht zu sein, bleibe vor jedem Glas stehen, sehe mir die Präparate genau an, zolle jedem Organ den Respekt, der ihm gebührt, gedenke der Frauen, die sich im Namen der Wissenschaft aufschneiden und zerlegen lassen haben. Es sind dreizehn Gebärmütter – weniger als die Hoden um die Ecke –, zum Teil von Myomen oder Krebsgeschwüren durchwuchert, in eine schmiegt sich noch der dünne, weiße Wurm einer Spirale. An einer Vulva hängt noch ein Büschel verblüffend rotes Haar: ein Leuchtsignal aus der Vergangenheit, das ins Leere funkt. Die Beschreibung auf den Kärtchen verrät keine Namen, keine persönlichen Daten, nur die knappste Diagnose. Die Organe – der Ursprung des Lebens – liegen irritierend reglos da; auf den Kärtchen wird nicht erwähnt, welche der Gebärmütter Kinder hervorgebracht haben, aber die meisten von ihnen wurden vor gut hundert Jahren konserviert, lange vor der Pille, was den Schluss nahelegt, dass die meisten entbunden haben.

Passend dazu – oder vielleicht um die Dürftigkeit der Ausstellung zu kompensieren – steht in der Ecke ein »Gebärstuhl« aus dem 18. Jahrhundert mit martialischen Beinstützen aus lackiertem Metall. »Der Stuhl lässt sich im Boden verankern«, steht in der Beschreibung, als hätte die Gebärende solche Superkräfte – oder wäre so explosiv –, dass man sie an der Erde festketten muss, um zu verhindern, dass sie von der Macht ihrer Wehen ins All katapultiert wird. Als Hebamme habe ich diese Kräfte unzählige Male miterlebt – Frauen in rasende Dämonen verwandelt, von den Kontraktionen ihres Körpers gefoltert, mit feuerspeienden Augen. Die Gebärmütter, die hier im Formaldehyd schwimmen, sind tot und schweigen. Sie behalten ihre Geheimnisse für sich.

Zwei junge Besucherinnen reißen mich aus den Gedanken. Sie sind zufällig in der Abteilung gelandet und schütteln sich, als sie die körperlosen Gebärmütter sehen. »Uterus, hurra«, kommentiert die eine beim Anblick der Präparate und verzieht das Gesicht, bevor sie hastig in die Otolaryngologie weitergehen, wo sie in aller Ruhe Nasen und Ohren begutachten, um dann im Saal mit den offenbar weniger schockierenden kindlichen Gliedmaßen zu verweilen.

Etwas an den Gebärmüttern, die schweigend in ihren Gläsern schweben, war den beiden Frauen zu viel, zu intim – schlimmer als die Relikte vom Schlachtfeld, abstoßender als kranke Därme und Blasen.

Manchmal ist es leichter, nicht hinzusehen, nicht Bescheid zu wissen. Die Kartierung des Körpers kann verunsichern oder ermächtigen – das Bewusstsein wirft Fragen mit unbequemen Antworten auf. Aber in diesem Buch, auf diesen Seiten sind wir aus härterem Holz geschnitzt. Wir wenden uns nicht ab. Wir wollen die Gebärmutter kennenlernen. Wir wollen wissen, wo alles beginnt. Wir bleiben stehen. Wir verweilen. Wir wollen herausfinden, was in dem Glas ist.

Eine normale Gebärmutter (ich verwende absichtlich das Wort »normal«) ist etwa sieben mal fünf Zentimeter groß und hat rund 2,5 Zentimeter dicke Wände. Manche vergleichen sie mit einer umgedrehten Birne, wobei sie im letzten Schwangerschaftsdrittel zur Größe einer Wassermelone wachsen kann. Der weibliche Fortpflanzungsapparat wird häufig mit kulinarischen Begriffen beschrieben – birnenförmiger Uterus, mandelförmige Eierstöcke, pflaumengroßer Fetus –, vielleicht um den Körperteilen ihren Schrecken zu nehmen. Reime und Lieder trichtern es uns von klein auf ein, und die Gesellschaft wiederholt es bis zum Erbrechen: Mädchen sind süß und appetitlich. Doch in diesem Buch will ich alle süßen Vergleiche vermeiden. Wir werden erfahren, dass die Gebärmutter weit mehr ist als ein Stück Obst oder eine leere Schüssel. Wir fangen gleich damit an, dass sie ein Muskel ist. Passend wäre der Vergleich mit einer geballten Faust, nicht nur wegen der Größe, sondern auch wegen der Kraft.

Tatsächlich ähnelt die Gebärmutter in ihrer Größe und Struktur einem anderen, weitaus beliebteren Organ: dem Herz. Wie das Herz besteht sie aus drei Schichten, dem Endometrium (der Gebärmutterschleimhaut an der Innenwand des Uterus, die sich zyklisch aufbaut, bei der Menstruation abgestoßen wird oder im Fall einer Schwangerschaft weiter wächst, um den Embryo und die Plazenta mit Nährstoffen zu versorgen), dem Myometrium, einer Schicht aus glatter Muskulatur mit dicht verflochtenen Fasern, die sich dehnen und krampfartig zusammenziehen können, und dem Perimetrium, dem glatten Mantel zum Bauchraum.

Am oberen Teil des Gebärmutterkörpers führen schlanke Röhren, die Eileiter oder Tuben, rechts und links zu den Eierstöcken, wo die Eier lagern, und das untere Ende verjüngt sich zur Zervix oder dem Gebärmutterhals, einer Art fleischigem Tunnel, der in die Vagina führt. Das ist der grobe Aufbau, den viele von uns in Biologie abgezeichnet und beschriftet haben, auch wenn das Wissen meistens mit der Zeit verblasst ist. Laut Umfragen, die 2016 und 2017 von Eve Appeal durchgeführt wurden, einer Organisation zur Förderung der weiblichen Gesundheit, konnten viele junge Frauen die Bestandteile des weiblichen Fortpflanzungssystems nicht korrekt benennen.[1] Auf einer anatomischen Zeichnung konnten nur 50 Prozent der Männer die Vagina identifizieren, von der Gebärmutter ganz zu schweigen.[2]

Um die Sache noch komplizierter zu machen, gibt es Gebärmütter in unzähligen Varianten, von denen manche überraschend häufig und andere extrem selten sind. So kann ihre Position im Becken stark variieren: In Lehrbüchern wird der Uterus meistens nach vorn gekippt und auf der Harnblase liegend dargestellt (Anteflexion), doch diese Position kommt nur bei etwa der Hälfte der Frauen vor. Bei den anderen ist der Uterus nach hinten zum Steiß gekippt (Retroflexion) oder in der sogenannten Mittelstellung. »Normal« beschreibt also nur jede zweite Frau.

Darüber hinaus gibt es Menschen, deren Gebärmütter wenig mit den Zeichnungen in Lehrbüchern zu tun haben. Da ist der Uterus unicornis, kein uterines Einhorn, das durchs Becken prescht, sondern eine Gebärmutter mit nur einem »Horn«, von dem ein einziger Eileiter zu einem Eierstock führt. Mein persönlicher Liebling ist der Uterus bicornis, der bei etwa drei Prozent der Frauen vorkommt: Die Gebärmutter ist oben, zu den Tuben hin, gespalten und sieht aus wie ein Herz, was eine Schwangerschaft geringfügig riskanter, aber keinesfalls unmöglich macht.

Eine kleine, aber nennenswerte Zahl von Frauen kommt mit zwei Gebärmüttern zur Welt (Uterus didelphys), die zu unterschiedlichen Zeitpunkten schwanger werden können, sodass Zwillinge entstehen, die nicht gleichaltrig sind. Manche Frauen werden ganz ohne Gebärmutter geboren, eine Fehlbildung mit dem sperrigen Namen Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom oder MRKH, die häufig erst in der Teenagerzeit auffällt, wenn sich die Periode nicht einstellt. Die heutige Transplantationschirurgie kann sogar manchen Frauen mit MRKH zu einer Schwangerschaft verhelfen, wie wir später noch sehen.

Die Vorstellung einer »normalen« Gebärmutter ist also auf vielen Ebenen subjektiv. Nach vorne oder nach hinten gekippt, groß oder klein, mit einem, zwei oder keinem Horn, oder gar nicht vorhanden. Sogar Männer können Gebärmütter haben, was für den Besitzer eine echte Überraschung ist. Da ist der Fall des 70-jährigen Inders, der als Vater von vier Kindern über einen erwiesenermaßen intakten männlichen Fortpflanzungsapparat verfügte und sich mit starken Unterleibsschmerzen im Krankenhaus vorstellte. Die Ärzte stellten fest, dass sich in einer Art Hodenbruch ein teilweise entwickelter Uterus verbarg.[3] Ähnlich erging es einem 37-jährigen Briten, der mit Blut im Urin zu seinem Arzt ging. Seine Furcht vor Blasenkrebs bestätigte sich nicht, dafür erhielt er eine andere verblüffende Nachricht: ein inaktiver Uterus war erwacht und hatte durch seinen Penis seine erste Periode.[4] Tausende Kilometer und ein Jahr voneinander entfernt hatten die beiden Männer die gleiche Anomalie: ein Ausrutscher bei der fetalen Entwicklung, der dazu führte, dass die Genitalleiste am Schwanz des Embryos eine Kombination aus äußeren männlichen und inneren weiblichen Genitalien hervorbrachte.

Ja, Männer können eine Gebärmutter haben, nicht nur die, die bei der Geburt für männlich erklärt worden sind, sondern auch Männer, deren Geschlechtsidentität sich erst später manifestiert hat. Manche Transmänner – die nach der Geburt für weiblich erklärt wurden, aber inzwischen im Einklang mit ihrer männlichen Geschlechtsidentität leben – lassen sich die Gebärmutter entfernen. Andere entscheiden sich dafür, ihre Gebärmutter zu behalten; je nach Hormontherapie und gewähltem Lebensstil können diese Männer weiter ihre Periode bekommen und schwanger werden. Auf ihre besondere Situation komme ich in einem späteren Kapitel zurück.

Die Erfahrungen von Männern mit Gebärmüttern sind so unterschiedlich wie die Menschen selbst, doch die Tatsache, dass es sie gibt, nötigt uns, das verworrene Garn von Geschlecht und Gender aufzutrennen, bevor wir die Geschichte der Gebärmutter erzählen können. Die traditionelle Medizin – das Erbe vorwiegend weißer, westlicher, heterosexueller männlicher Denker – hat lange darauf beharrt, dass es genau zwei Geschlechter gäbe und das Geschlecht bei der Geburt feststünde. Die komplexe und oft überraschende Biologie der Gebärmutter dagegen lädt uns dazu ein, eine differenziertere Realität anzuerkennen: eine Realität, in der alle Körper gesehen und geschätzt werden, in der alles möglich ist.

Die »normale« Gebärmutter ist ein soziales Konstrukt – falls es sie überhaupt gibt. Wir wissen zwar, dass die meisten Frauen eine Gebärmutter haben, die in Aussehen und Verhalten einem bestimmten Muster ähnelt: die hübsche kleine Birne, süß und kompakt, genau wie auf der Zeichnung im Schulbuch. Doch wir beginnen auch zu verstehen, dass bei vielen Frauen, und manchen Männern, die Gebärmutter ganz anders aussieht, sich ganz anders äußert und ein paar ziemlich ungewöhnliche Dinge kann.

»Uterus, hurra!«

Die Gebärmutter

In Jugend und Freizeit

Was tut die Gebärmutter, wenn sie nicht gerade mit Empfängnisvorbereitung, Schwangerschaft, Geburt oder Rückbildung beschäftigt ist? Eine Gesellschaft, in der die Gebärmutter hauptsächlich wegen ihrer Rolle bei der Fortpflanzung geschätzt wird, stellt diese Frage selten. In der industrialisierten westlichen Welt ist die Gebärmutter nur von Interesse, wenn sie ihr Versprechen einlöst, neues Leben hervorzubringen – als Gefäß für die nächste Generation, nicht als eigenständige Einheit. In ihrer fruchtbaren Reife übt die Gebärmutter unendliche Faszination auf Wissenschaft und Gesellschaft aus, und jede Forschergeneration arbeitet sich von neuem am Dilemma von Verhütung und Unfruchtbarkeit ab, an den rätselhaften Gezeiten der Menstruation und dem offensichtlichen Wunder von Schwangerschaft und Geburt. Aber was macht die Gebärmutter in ihrer Freizeit? Ist sie im Ruhezustand eine Untersuchung wert, und wenn ja, hat sie irgendeine Bedeutung für den Menschen, die über die Fortpflanzung hinausgeht?

Wenn wir uns ernsthaft die Mühe machen wollen, den Uterus unabhängig von der Fortpflanzung zu betrachten, fangen wir am besten am Anfang an, im Säuglingsalter. Bei der Geburt eines Kindes ist die winzige Gebärmutter einfach nur das: ein Organ. Sie ist noch nicht reif, sie ist noch nicht fruchtbar, sie ist noch nicht Gegenstand all der Ideale, Tabus und Gefühle, mit der wir sie später überfrachten, fällt noch nicht unter die gesellschaftlichen Normen und unzähligen Gesetze, die später ihre Funktionen regulieren und einschränken sollen. Das Organ ist einfach da, glatt, rosa, frisch und lebendig, und pulsiert mit dem Herzschlag seiner Besitzerin, so neutral und stumm wie die Lunge oder die Leber.

Über die neonatale Gebärmutter gibt es relativ wenig Literatur, und das wenige betrifft vor allem die Größe und Form des jungen Organs und kaum, was sich darin abspielt. Also fangen auch wir mit seinen Maßen an: geformt wie eine Röhre oder ein Blatt, noch nicht wie die umgekehrte Träne seiner erwachsenen Gestalt, misst der frühkindliche Uterus 2,5 bis 4,5 Zentimeter Länge und etwa 1 Zentimeter Dicke.[5] In den Stunden nach der Geburt steht die neonatale Gebärmutter noch unter dem Einfluss des Östrogens und Progesterons der Mutter, doch in der ersten Woche sinkt der Hormonspiegel ab, was bei jungen Eltern häufig zu einem Schreckmoment führt: einer periodenähnlichen Blutung oder Pseudomenstruation.

Auf der Wöchnerinnenstation kommen rund um die Uhr junge Mütter zu mir und legen mir mit bleichem Gesicht die seltsamsten Fundstücke vor – einen Schleimpfropf auf einer Binde, ein Stück Faden in der Unterhose –, aber nichts löst so viel Angst aus wie der rote Fleck in der winzigen Windel. »Meine Tochter hat ihre Tage«, rufen sie besorgt und häufig voller Scham und Ekel.

Es handelt sich um einen natürlichen physiologischen Prozess, vor dem uns – wie bei vielen Aspekten der weiblichen Gesundheit – keiner warnt. Die kindliche Gebärmutterschleimhaut hat sich unter dem Einfluss der mütterlichen Schwangerschaftshormone zeitweise aufgebaut, und mit dem Absinken des Östrogen- und Progesteronspiegels nach der Geburt stößt die kleine Gebärmutter die Schleimhaut wieder ab, was zu einer Art Miniperiode führt (nur ohne Ei). Meistens reichen ein paar erklärende Worte, um die Mutter zu beruhigen, doch dass dieses Gespräch überhaupt nötig ist, erinnert mich daran, dass der weibliche Körper von den ersten Lebenstagen mit Unwissen, Angst, Schrecken und Scham besetzt ist. Das müsste nicht so sein – die Erklärung ist meist viel simpler als die Horrorphantasien, mit denen wir unsere Wissenslücken füllen. Aber es ist eine Geschichte, die vor langer Zeit geschrieben wurde, ein Narrativ, das uns Frauen buchstäblich von der Wiege bis zum Grab begleitet.

Statt sich die Form und Funktion der Gebärmutter mit ihrer unberechenbaren und manchmal scheußlichen Realität anzusehen, hat die Wissenschaft die nichtschwangere Gebärmutter lange Zeit für eine Art Kristallkugel gehalten – jungfräulich und unbefleckt, ein untätiges Objekt, dessen einzige Bedeutung in der Zukunft liegt. Durch die Projektion weiblicher Tugenden wie Reinheit und Jungfräulichkeit auf das weiblichste aller Organe ist eine Doktrin entstanden: das Dogma der sterilen Gebärmutter, das erst kürzlich widerlegt worden ist.

Wie bei vielen Theorien, die die Wissenschaft noch heute beherrschen, war es ein weißer, männlicher Europäer, der dieses Dogma Ende des 19. Jahrhunderts aufstellte: Theodor Escherich, ein deutsch-österreichischer Kinderarzt mit großem Schnurrbart und stechenden Augen. Nur dass seine hehre Doktrin auf eine zähe, teerartige Substanz namens Mekonium zurückging, auch Kindspech genannt – den ersten Stuhl eines Neugeborenen. Escherich hatte als junger Arzt in Paris die Koryphäen seiner Zeit gehört, darunter den Nervenarzt Jean-Martin Charcot, dessen Hysterieforschung den weiblichen Körper zum gefährlichen Sitz geistiger und körperlicher Krankheiten erklärte. Später führten ihn seine bakteriologischen Studien von Wien nach München, wo er die biochemischen Eigenschaften des Mekoniums in verschiedenen Stadien nach der Geburt untersuchte.[6] Trotz ihres fragwürdigen Geruchs schienen seine Experimente doch eine wichtige These zu beweisen: dass der kindliche Darm bei der Geburt steril sei und erst in den folgenden Stunden und Tagen von Mikroorganismen besiedelt werde. Folglich musste die Gebärmutter, in der der Fetus gediehen war, eine vollkommen saubere Umgebung sein.

Die Idee fand rasch Akzeptanz unter Escherichs Kollegen, ob wegen der Strenge seiner Methoden oder weil sie so gut zu den zeitgenössischen Idealen mütterlicher Tugenden passte. Im Jahr 1900 nahm der französische Kinderarzt Henry Tissier Escherichs Entdeckungen auf und postulierte als Erster: »Der Fetus wächst in einer sterilen Umgebung heran.«[7] Tissier hatte aus seinen eigenen Experimenten geschlossen, dass der Darm des Neugeborenen keimfrei sein musste, bis er bei der berühmt-berüchtigten Vaginapassage von Bakterien kolonisiert wurde. Die Vorstellung, dass das Kind nur durch den Kontakt mit dem Geschlecht der Mutter kolonisiert – um nicht zu sagen, verunreinigt – worden sein konnte, muss der männlich dominierten Forschungsgemeinde des frühen 20. Jahrhunderts eingeleuchtet haben. Im Dogma der sterilen Gebärmutter kamen Pädiatrie, Geburtshilfe und Misogynie zusammen.

Doch wie jeder gebildete oder interessierte Mensch weiß, ist die Wahrheit relativ und passt sich den Werten und Ängsten von Zeit und Ort an. Das Dogma der sterilen Gebärmutter hielt sich jahrelang, doch heute, in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts, sind Wissenschaft und Gesellschaft bereit für eine neue Wahrheit, die den Uterus nicht mehr als Kristallkugel sieht – kalt und öde –, sondern als lebendige, reich bevölkerte Umgebung.

Das Leben in der Gebärmutter, davon sind mittlerweile viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler überzeugt, ist nicht auf die neun Monate der Schwangerschaft beschränkt. Auch die nichtschwangere Gebärmutter – die so lange ignoriert worden ist – könnte die Heimat eines blühenden Mikrobioms sein: Milliarden einheimischer Mikroorganismen, Bakterien und Pilze, Viren und Hefen, mit weitreichendem Einfluss auf die Gesundheit der Frau, von der Fruchtbarkeit über das Immunsystem bis hin zur Prädisposition für Krebs. Wie Dolly Parton singt: »The magic is inside you. There ain’t no crystal ball.«[8]

Um zu verstehen, wie sich der Uterus von der mikrobiellen Wüste in eine brodelnde Metropole verwandeln konnte, blicken wir noch einmal auf das Mekonium. Bis zur Jahrtausendwende hatten neue Verfahren es ermöglicht, Mikroorganismen anhand kleinster DNA-Fragmente zu identifizieren. Als Forscherteams mit diesen hochentwickelten Werkzeugen und Techniken auf das Kindspech zurückkamen, machten sie erstaunliche Entdeckungen: Im Gegensatz zur Theorie von Escherich, Tissier und vielen ihrer Schüler stellten die Bakterienjägerinnen und -jäger des neuen Jahrtausends fest, dass Mekonium, das während oder direkt nach der Geburt ausgeschieden wurde, durchaus Bakterien enthielt.[9] Überraschend war nicht so sehr der Nachweis von Bakterien im Darm von Babys, deren Mütter bei der Geburt unter Infektionen litten. Die bahnbrechende Entdeckung, die Mikrobiologie, Immunologie und Gynäkologie so unerwartet zusammenführte, war, dass selbst im Stuhl von Babys kerngesunder Mütter offenbar eine bunte Bakterienvielfalt herrschte. Da die Babys vor der Geburt nur in einer Umgebung gelebt hatten – dem Uterus –, lag nahe, dass der einzige Ort, an dem die Transformation stattgefunden haben konnte, das vermeintlich »sterile« Habitat der Gebärmutter war.

Als die neuen Analyseverfahren ebenso neue Ergebnisse hervorzubringen begannen, beeilten sich Forscherteams, Proben aus allen möglichen Bereichen im und um den Uterus zu nehmen: Weltweit wurden Reagenzgläser, Objektträger und Zentrifugen mit Fruchtwasser, Endometriumgewebe, Nabelschnurblut und allerlei Fragmenten der Plazenta und ihrer Membranen bestückt, und natürlich mit Mekonium. Eine Studie nach der anderen schien die Existenz einer schwindelerregenden Anzahl von Mikroben in der Gebärmutter zu bestätigen, von scheinbar harmlosen »kommensalen« Bakterien bis zu Galgenvögeln wie Streptokokken und Escherichia coli (nach unserem Freund Theodor Escherich, besser bekannt unter der Abkürzung E. coli).[10], [11] Die Ergebnisse schwankten, und kritische Stimmen verwiesen beharrlich darauf, dass die Ergebnisse unbrauchbar wären und die Mikroben nur bei verunreinigten Proben oder fehlerhaften Verfahren gefunden worden seien.[12]

Ein Dogma, das so breit akzeptiert war wie das der sterilen Gebärmutter, ließ sich offenbar nicht über Nacht umstoßen, doch mit der wachsenden Gegnerschaft wuchsen auch die Daten, die für das »neue« Phänomen sprachen. 2016 erklärte ein belgisches Team, das Gewebe der Gebärmutterschleimhaut untersucht hatte, dass von den 183 durchgeführten »Sequenzen« oder Versuchsverläufen alle die Präsenz von 15 verschiedenen Mikroorganismen nachgewiesen hätten.[13] Die Wissenschaftler*innen nannten ihre Ergebnisse »konsistent mit der Existenz eines spezifischen Mikrobioms […] im Endometrium des nichtschwangeren menschlichen Uterus«. Sie spekulierten weiter, dass das »uterine Mikrobiom höchstwahrscheinlich eine bisher unbekannte Rolle bei der uterinen Physiologie und der menschlichen Fortpflanzung« spiele.

Diese schlichte, aber aus wissenschaftlicher Sicht radikale Neubewertung hat die weibliche Reproduktionsmedizin in den letzten zehn Jahren verändert und wird in den kommenden Jahren wahrscheinlich auch die Möglichkeiten der Vorbeugung, Diagnose und Behandlung gynäkologischer Erkrankungen revolutionieren – von Myomen bis zur Unfruchtbarkeit, von Endometriose bis zur Präeklampsie. Um die Tragweite der neuen Entwicklung zu verstehen, frage ich in Sydney nach und spreche per Zoom mit einer Frau, deren Arbeit über das uterine Mikrobiom die Früherkennung einer Krebsart ermöglichen könnte, die jährlich über 300000 Frauen das Leben kostet – Frauen wie Sie und ich, Ihre Mutter oder Ihre Partnerin.

Wir befinden uns mitten in der Covid-19-Pandemie, und als Dr. Frances Byrne flackernd auf meinem Bildschirm erscheint, sehe ich das gequälte Gesicht aller Eltern, die verzweifelt versuchen, professionell zu bleiben, während im Hintergrund ein Kind lautstark wichtige Bedürfnisse äußert. Bei mir in Schottland ist es acht Uhr morgens, in Australien ist es 19 Uhr, und ich höre das charakteristische Abendgeheul eines müden Kleinkinds, und dann die gedämpfte Stimme des Vaters, der die Tochter in ein anderes Zimmer scheucht.

»Tut mir leid«, murmelt Frances, aber als ich erwähne, dass ich selbst zwei Töchter habe, und auf die Leiter neben mir zeige, denn ich bin aus meinem improvisierten »Homeoffice« unter dem Hochbett meiner Ältesten auf Sendung, entspannt sie sich sichtlich, und das Eis ist gebrochen. Wir sind nicht mehr Fremde in einer förmlichen Interviewsituation. Wir sind Waffenschwestern, Kameradinnen im nie enden wollenden, schuldbeladenen Krieg zwischen mütterlichen Pflichten und beruflichen Zielen.

»Sie haben Teenager«, seufzt Frances. »Sagen Sie mir, ob es noch schlimmer wird.«

»Nein, es wird immer besser«, versichere ich ihr. »Am Ende des Tunnels ist Licht.«

Nachdem wir kurz die Früchte unserer Leiber und die Anforderungen gewürdigt haben, die unser reproduktives Leben an unsere Existenz stellt, kommen wir zur Sache: Frances’ bahnbrechende Arbeit über das Gebärmuttermikrobiom, seine Beziehung zu Krankheiten und sein Potenzial, unser Verständnis der weiblichen Gesundheit zu verändern. Ihr Fokus liegt auf der Dreiecksbeziehung von Gebärmutterkrebs, Adipositas und Uterus, aber, fährt sie fort, sie könnte den Fokus auf alle möglichen Pathologien und Probleme ausweiten.

»Ein Endometriumkarzinom ist Krebs der Gebärmutterschleimhaut«, erklärt sie, »und betrifft überwiegend Frauen nach der Menopause. Von allen Krebsarten, die wir kennen, besteht hier die größte Korrelation mit Adipositas. Über 50 Prozent der Endometriumkarzinome stehen in Beziehung mit starkem Übergewicht. Aber nicht jede adipöse Frau erkrankt an Gebärmutterkrebs. Wir wollen herausfinden, wie Adipositas die Entwicklung dieser Krebsart begünstigt. Es wird viel zum Einfluss der Hormone geforscht und zum hormonellen Ungleichgewicht, das mit Adipositas einhergeht. Beides kann das Zellwachstum stimulieren und vielleicht auch die Entwicklung von Krebs begünstigen. Doch bisher wurde relativ wenig dazu geforscht, welche Rolle das Mikrobiom dabei spielt.«

Hier kommen Frances Byrne und ihr Team von der School of Biotechnology and Biomolecular Science der University of New South Wales ins Spiel. Es gibt zwar bereits Studien des Uterusmikrobioms von Frauen mit und ohne Krebs. »Bisher hat man die Frauen allerdings nicht in spezifischen Gruppen betrachtet«, erklärt Frances. »Hier haben wir einen Vorsprung, denn wir haben schon vor einigen Jahren angefangen, Proben von adipösen und von schlanken Frauen mit und ohne Endometriumkarzinom zu sammeln.« Beim Vergleich beider Gruppen machte das Team eine interessante Entdeckung.

»Wir haben festgestellt, dass die mikrobielle Signatur adipöser Frauen oft dem Mikrobiom von Frauen mit Krebs ähnelt, egal ob sie dick oder dünn sind. Außerdem fiel uns auf, dass alle krebskranken Frauen im Vergleich zur Kontrollgruppe einen niedrigeren Spiegel der Lactobacillus-Arten [in der Gebärmutter] hatten.« Zur Erinnerung, Bakterien der Gattung Lactobacillus gehören zu den »guten« Bakterien und werden beispielsweise in probiotischen Lebensmitteln verwendet, um die Darmflora zu verbessern; in der Natur kommen sie in Joghurt und anderen fermentierten Lebensmitteln wie Miso oder Sauerkraut vor und gedeihen im ganzen Körper, vom Darm bis zur Vagina. Jüngere Studien zeigen zwar, dass Lactobacillus-Arten auch im Fortpflanzungstrakt eine schützende Wirkung haben können und offenbar das Ansteckungsrisiko mit HIV, Herpes simplex, Gonorrhö und bakterieller Vaginose senken, doch bisher konnte nicht schlüssig geklärt werden, wie genau es dazu kommt.[14] Frances vermutet, dass die Prävalenz von Non-Lactobacillus-Organismen in Zukunft ein wichtiger Krankheitsindikator sein wird: »Die Stoffe, die diese Mikroben produzieren, und die Entzündungen, die sie in der speziellen Umgebung möglicherweise hervorrufen, könnten das Wachstum [von Endometriumkarzinomen] stimulieren.«

Frances ist überzeugt, dass ihre eindeutigen, unmittelbaren Funde nicht das Resultat einer kontaminierten Laborumgebung sind. Die Gebärmutterproben werden direkt nach der Hysterektomie genommen, um das Verfahren so steril und so schnell wie möglich zu gestalten, doch vor allem sind die neuen Technologien, genetisches Material uteriner Mikroben aufzuspüren, heute viel sensibler als noch vor ein paar Jahren, als das Wissenschaftsfeld noch in den Kinderschuhen steckte.

Na schön, denken Sie vielleicht, aber was haben ein paar ausrangierte Gebärmütter in Australien mit der Fortpflanzungsmedizin im Rest der Welt zu tun? Ziemlich viel, sagt Frances. Während ich an meinem Morgenkaffee nippe und bei Frances die Abendsonne an die Wand fällt, erzählt sie mir, dass ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Uterusmikrobiom und dem Ausbruch bestimmter Krankheiten zu einer Ära neuer effektiverer und weniger invasiver Diagnostikverfahren und Therapien führen könnte.

»Bald«, spekuliert sie, »lassen wir vielleicht unser Uterusmikrobiom kontrollieren, um herauszufinden, ob etwas nicht im Gleichgewicht ist oder von unserer normalen Form abweicht, oder ob sich nach einem Eingriff etwas verändert hat. Vielleicht können wir all diese Dinge in Zukunft testen.« Und falls bei einer Frau ein uterines Mikrobiom festgestellt wird, das im Zusammenhang mit bestimmten Krankheiten steht, fährt sie fort, etwa ein Ungleichgewicht bei den Laktobazillen oder anderen Mikroorganismen, könnte man sich eine Zukunft vorstellen, in der Proben des Mikrobioms einer gesünderen Frau in die Gebärmutter der gefährdeten Frau »transplantiert« werden. »Es spricht nichts dagegen«, sagt Frances. »Stuhltransplantationen werden bereits praktiziert.« Bei der Fäkalen Mikrobiota-Transplantation (FMT) wird dem Patienten oder der Patientin über eine Darmspiegelung der voruntersuchte und aufbereitete Stuhl einer gesunden Person verabreicht. So seltsam es klingt, aber die Stuhltransplantation hat sich bei einer Reihe von gastrointestinalen Störungen wie Colitis oder Clostridium-difficilen-Infektionen als vielversprechende Therapieform erwiesen.[15], [16] Derzeit werden weltweit über dreihundert Versuchsreihen durchgeführt, um herauszufinden, ob sich mit FMT eine noch größere Zahl von Krankheiten behandeln lässt, von Anorexie bis Hepatitis.[17] Frances geht davon aus, dass innovative Verfahren wie Mikrobiom-Transplantationen – fäkal, endometrial und andere – helfen können, die Abhängigkeit der Medizin von Antibiotika zu reduzieren, die zu einer der akutesten globalen Gesundheitsgefahren geführt hat: der Antibiotikaresistenz.

»Es ist ein cooles Ziel«, erklärt sie, »die Macht der Bakterien zu nutzen, statt Medikamente zu verabreichen, um sie alle auszulöschen.«

Nach dem Meeting, als Frances ihre Tochter ins Bett bringt, während meine Tochter nebenan einen Videochat mit ihrer Geschichtslehrerin hat, starre ich auf den leeren Bildschirm und denke über die Tragweite dessen nach, was ich gerade gehört habe. Das Dogma der sterilen Gebärmutter: so gut wie restlos widerlegt. Die »leere« Kristallkugel: ein Raum voller Vielfalt und unbekannter Reichtümer. Die Zukunft: vielleicht eine Zeit, in der unsere Töchter beim leisesten Krankheitsverdacht ihr Uterusmikrobiom testen lassen und anschließend eine Infusion gesunder Mikroben erhalten, die Krankheiten, Infektionen und vielleicht sogar Unfruchtbarkeit die Stirn bieten.

Zwar ist auf diesem neuen Feld noch vieles unerforscht: neue Wege müssen entdeckt und verworfen werden, während sich andere Perspektiven eröffnen, die neue Versprechen bieten – vielleicht nicht uns, aber unseren Kindern und Kindeskindern. Während bisher vor allem das Mikrobiom in verschiedenen Krankheitsstadien untersucht wird, muss noch eine schlüssige Übersicht des »Kern«-Mikrobioms erstellt werden, das in jeder gesunden Frau vorhanden ist, wobei dieser »Kern« höchstwahrscheinlich nach Alter, ethnischer Herkunft und vielen anderen Faktoren variiert.[18] Leider haben etliche Studien in diesem und anderen Bereichen der Fortpflanzungsmedizin immer noch nicht begonnen, ihre Daten nach ethnischen Gruppen aufzuschlüsseln – ein krasses Versäumnis, wenn man bedenkt, dass Schwarze Frauen und andere minorisierte ethnische Gruppen überproportional von bestimmten gynäkologischen Leiden betroffen sind, etwa von Myomen und Gebärmutterkrebs, und manche Krankheiten aufgrund von systemischem Rassismus in diesen Gruppen notorisch unterdiagnostiziert bleiben, zum Beispiel Endometriose. Glücklicherweise haben in den letzten zwei Jahren zahlreiche Forschende damit begonnen, diesen Missstand zu beheben, und erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich die Uterusmikrobiome Schwarzer Frauen, hispanoamerikanischer/Latinx Frauen und indigener australischer Frauen deutlich von denen weißer Frauen unterscheiden.[19], [20] Wissen ist Macht, wie das Sprichwort sagt, und je größer das Wissen über die Verschiedenheiten, desto größer die Chance, Menschen mit Gebärmutter zu ermächtigen, ein Leben lang gesund zu bleiben.

Die Gebärmutter ist in ihrer Freizeit also gar nicht untätig. Bereits in den ersten Stunden des Lebens wächst und schrumpft ihre Schleimhaut, und das kleine Organ stellt sich mit dem ungebetenen Blutfleck der Pseudomenstruation vor. Was die ausgewachsene Gebärmutter angeht, die lange für ruhend und rein gehalten wurde, ein leeres Gefäß, auf das wir die Ideale weiblicher Tugenden projizieren konnten, beginnt die Wissenschaft gerade erst, ihre zahlreichen Geheimnisse aufzudecken. Vielleicht verbergen sich die Antworten auf viele gynäkologische Fragen zwischen den Milliarden von Mikroorganismen, die sich in jeder Gebärmutter tummeln.

Periode

Rote Flut, flüssiges Gold

Angeblich sind wir nie mehr als zwei Meter von einer Ratte und mehr als drei Meter von einer Spinne entfernt. Tatsache ist, dass wir auch nie mehr als ein paar Meter von einer Person entfernt sind, die ihre Tage hat. Im Bus, in der Schlange zum Kaffee, am Fließband, im Supermarkt, in Stripclubs, First-Class-Lounges und Vorstandsetagen bluten Frauen und nicht wenige Transmänner still vor sich hin, während ihre Gebärmutter tut, was sie seit Jahrtausenden tut: Sie stößt ihre Schleimhaut ab, um sich auf den nächsten Zyklus vorzubereiten, im blinden Vertrauen, dass dies vielleicht der Monat ist, in dem es endlich zur Befruchtung kommt.

Es wurde viel über die Scham und das Stigma geschrieben, mit denen menstruierende Menschen und ihr Blut in allen Kulturen der Welt besetzt sind. Heilige Schriften, Literaturen und mündliche Überlieferungen dokumentieren die Vielfalt der Argumente, mit denen Frauen und Mädchen während der Menstruation für unrein, unheilig und quasi diabolisch erklärt werden. Menstruationsblut soll die Macht haben, zu kontaminieren und zu entweihen, wichtige Ereignisse wie Jagden, Ernten und Feiern zu sabotieren, Sex und weibliche Lust undenkbar zu machen. Frauen, die ihre Periode haben, wurden – und werden an manchen Orten bis heute – geächtet und physisch aus der Gemeinschaft und dem Rhythmus des täglichen Lebens ausgeschlossen. Viele Bücher haben sich ausführlich mit der schambesetzten Geschichte der Menstruation beschäftigt. Wer eine Gebärmutter besitzt, die menstruiert, kennt sich mit Peinlichkeit und Stigma aus. Wer schon einmal mit einem Tampon im Ärmel den endlosen Weg durchs Klassenzimmer Richtung Mädchenklo gegangen ist, sich einen Pullover um die Hüfte gebunden hat, um den Fleck einer unerwarteten Blutung zu verstecken, oder im Sportunterricht mit Bauchkrämpfen auf der Bank saß und vom Lehrer getadelt wurde, kennt sich mit Scham aus. Wer je einen Tamponfaden im Zwickel seines Badeanzugs oder Bikinis versteckt oder sich den Hals verrenkt hat, um nachzusehen, ob man die Beule der Binde am Po der Jeans sieht, kennt sich mit Stigma aus. Und auch wer nicht menstruiert, aber beim Anblick des roten, nicht weggespülten Klopapierblatts im Bad seiner Freundin bleich geworden ist, oder im Supermarkt bei den Damenhygieneprodukten den Schritt beschleunigt, oder die Augen verdreht und umschaltet, wenn im Fernsehen für die neueste, dünnste Binde geworben wird, hat die Scham und das Stigma aufgesogen, so wie die Binde aus der Werbung die unschuldige blaue Ersatzflüssigkeit aufsaugt. Sie brauchen dieses Buch nicht, um Ihnen zu erklären, warum die normale, natürliche monatliche Funktion der ausgewachsenen Gebärmutter von manchen Menschen als peinlich, eklig und gefährlich empfunden wird. Sie brauchen dieses Buch, um zu erfahren, was passiert, wenn die Gebärmutter menstruiert, was eigentlich dabei herauskommt, und warum das Blut, das wir so sorgfältig verstecken, unser Verständnis von Krankheit, dem Körper und unserem Leben für immer verändern könnte.

Bitte anschnallen, Leute. Diese Woche ist Haifischwoche.

Bevor wir uns mit dem Potenzial der Periode auseinandersetzen, und weshalb es bisher noch nicht angezapft worden ist, müssen wir uns klarmachen, was die Periode eigentlich ist. Falls Sie wie ich in Biologie nicht aufgepasst haben, beschränkt sich Ihr Wissen über die Menstruation vielleicht auf die vage Erinnerung an eine Hormontabelle mit 28 Spalten für die Zyklustage, in der willkürlich Östrogen- und Progesteronkurven aufragen. Ach ja, die Tabelle – dämmert da was? Nehmen wir sie uns noch einmal kurz vor, und danach reden wir nie wieder darüber, versprochen.

Die meisten Mädchen haben ihre erste Monatsblutung zwischen zehn und sechzehn Jahren, und der erste Tag dieser Blutung und aller weiteren wird Tag 1 genannt. In den folgenden Tagen steigt der Östrogenspiegel langsam an und unterstützt einen der beiden Eierstöcke (im monatlichen Wechsel) dabei, ein oder mehrere Eibläschen bzw. Follikel reifen zu lassen, bis ein sprunghafter Anstieg des luteinisierenden Hormons, LH (dieses Wort können Sie gleich wieder vergessen), ungefähr am 14. Tag eines der Follikel platzen lässt – der sogenannte Eisprung. Das Ei wandert durch den Eileiter vom Eierstock zur Gebärmutter, während Progesteron die Gebärmutterschleimhaut (das Endometrium) dicker werden lässt, für den Fall, dass das Ei von einem Spermium befruchtet wird und einen saftigen Ort braucht, um sich einzunisten. Falls es nicht dazu kommt, sinken die Hormonspiegel wieder ab, und das unbefruchtete Ei und die Schleimhaut werden ungefähr am 28. Tag abgestoßen und als das entsorgt, was wir »Periodenblut« nennen, womit Tag 1 des folgenden Zyklus erreicht ist. Circa 30 bis 70 Milliliter Flüssigkeit werden in drei bis sieben Tagen ausgeschieden, manchmal begleitet von Symptomen wie Unterleibskrämpfen, empfindlichen Brüsten, Kopfschmerzen, Durchfall und schlechter Laune – oder allem zusammen oder nichts davon –, und dann beginnt der Kreislauf wieder von vorne.

Wie wir sehen, tauchen bei der Beschreibung des Zyklus eine Menge Wörter wie »circa«, »etwa« und »ungefähr« auf. Manche Mädchen bekommen ihre erste Periode mit neun, andere mit 17, manche Zyklen sind 25 Tage lang, andere über 30, manche Frauen bluten drei Tage leicht und schmerzlos, andere eine ganze Woche lang stark und mit lähmenden Schmerzen. Es gibt unendlich viele Variationen und Kombinationen. Selbst die Definition von »stark« ist alles andere als eindeutig: Manche meinen mit »stark«, dass sie stündlich die Binde oder den Tampon wechseln müssen, andere, dass sie regelmäßig die Kleidung wechseln müssen, wieder andere, dass sie überhaupt durch ihre Blutung beeinträchtigt werden. Wie bei vielen gynäkologischen Fragen denkt die Wissenschaft kurz über die Periode nach, zuckt die Schultern und murmelt irgendeine halbherzige Erklärung, was vielleicht normal sein könnte und was vielleicht nicht.

Und das, was unten rauskommt – das ist Blut, oder? Frauen lernen früh, es zu verstecken (Pullover um die Hüfte, Klopapier in der Unterhose) und wie man es loswird (so schnell und diskret wie möglich, indem wir die Indizien wegspülen oder Binden benutzen, die mit Duftschutz und lautloser Verpackung werben). In der TV- und Printwerbung wird uns eine schlanke, glückliche Frau in engen weißen Jeans oder Tennisshorts als Periodenvorbild vorgehalten: Sie ist die gute Menstruierende, die Menstruierende, die dabei fröhlich, aktiv und sauber bleibt. Sie blutet, aber unsichtbar; sie lächelt, aber leise.

Wir akzeptieren, dass Periodenblut etwas Schmutziges, Intimes ist – ein beschämender Ausfluss, den wir kontrollieren, verbergen und verschwinden lassen müssen. Aber was würden Sie sagen, wenn ich behaupte, dass das Blut, das wir so eifrig verstecken und wegspülen, eine kostbare Quelle biochemischer Informationen ist mit unserer überaus persönlichen Signatur, die unbedingt wertgeschätzt und erforscht werden sollte? Dass genau dieses Blut, wenn wir es auffangen und analysieren lassen würden, uns schmerzhafte Untersuchungsverfahren und die jahrelange Verschleppung wichtiger Diagnosen ersparen könnte? Dass Periodenblut das Potenzial hat, Wartezeiten zu verkürzen und dem Gesundheitsetat Millionen zu sparen? Dieses Zeug, das wir jeden Monat verschwinden lassen, ob viel oder wenig, ob rot oder braun – nicht die blaue Ersatzflüssigkeit aus der Werbung, sondern der echte Stoff, frisch von der Quelle –, handelt es sich dabei möglicherweise um reines Gold?

Bevor wir über die Bedeutung von Periodenblut reden, sollten wir uns ansehen, was alles darin steckt. Blut ist nämlich nur ein Bestandteil der Flüssigkeit, die bei der Menstruation ausgeschieden wird, und oft macht es weniger als die Hälfte aus. Eine der wenigen Übersichtsstudien hat ergeben, dass im Schnitt nur 36 Prozent des menstruellen Ausflusses Blut sind, die anderen 64 Prozent sind eine reichhaltige Mischung aus abgestorbenen Zellen der Gebärmutterschleimhaut, Schleim, nativen Bakterien (schon wieder dieses Mikrobiom) sowie Zervix- und Vaginalsekreten.[21] Auch hier gilt, dass es keine »normale« oder »Standard«-Zusammensetzung beim Monatsfluss gibt; dieselbe Studie ergab, dass sich bei den untersuchten Fällen der Blutanteil von Frau zu Frau stark unterscheidet, und zwar von 1,6 Prozent bis 81,7 Prozent. Worauf sich diese Diskrepanzen zurückführen lassen, verrät die Studie nicht; wir wissen nicht, ob die Mischung vielleicht auch mit Alter, Gesundheitszustand oder ethnischer Herkunft zu tun hat. Wie bei so vielen Fragen der Frauenmedizin geben neue Informationen mehr Rätsel auf, als sie lösen, und die Vertiefung dieser Fragen hängt stark davon, wer über die Finanzierung entscheidet.

Zurück zum Blut. Die Anthropologin Emily Martin kritisiert, dass der Menstruationsfluss von der Medizin lange nur als Ausscheidung toten und überflüssigen Gewebes betrachtet worden ist: »Die Beschreibungen [in Lehrbüchern] implizieren einen Fehler im System, etwas sei schiefgegangen, Ausschuss sei entstanden, unbrauchbarer Abfall. Die Illustration eines populären Lehrbuchs zeigt die Menstruation als chaotische Auflösung der Form und veranschaulicht die vielen Texte, in denen Wörter wie ›absterben‹, ›zersetzen‹, ›abstoßen‹, ›ausscheiden‹ verwendet werden.«[22]

Die Ausdrücke spiegeln das herrschende Narrativ, das mit den Tabus und dem Aberglauben uralter Zeiten begann. Der Prediger Abraham a Sancta Clara (1644–1709) brachte es mit der Beschreibung auf den Punkt, die Frau sei »ein Tempel, über einer Kloake erbaut«.

Doch am Monatsfluss ist nichts Faules oder Ekelhaftes. Was menstruierende Menschen Monat für Monat ausscheiden, ist eine komplexe Substanz, die von einem Ort zum anderen fließt. Wir können sie neutral betrachten und damit dem Fortschritt die Tür öffnen. Wenige Menschen haben die Tür so weit auf gemacht und mit Enthusiasmus durchschritten wie Dr. Christine Metz, die am liebsten das ganze medizinische Establishment mitnehmen würde.

»Igitt.« Trotz der eindrucksvollen Liste ihrer Titel – Leiterin des Laboratory of Medicinal Biochemistry, Professorin am Institute of Molecular Medicine der Feinstein Institutes for Medical Research, Direktorin für obstetrische Forschung des Maternal-Fetal Medicine Fellowship Program am North Shore University Hospital und dem Long Island Jewish Medical Center – war »Igitt« die vorherrschende Reaktion, die Christine Metz von ihren Kolleginnen und Kollegen erhielt, als sie ihr Forschungsprojekt vorstellte, das heute eins der führenden Projekte in dem Bereich ist. »Igitt«? Man könnte meinen, im Medizinstudium wird einem der Ekel ausgetrieben, bei all den Leichen, offenen Brüchen, schwärenden Wunden und schwappenden Nierenschalen, die einem spätestens beim zweiten Notdienst im Krankenhaus begegnen. Ärztinnen und Ärzte – Idole der Sachlichkeit und des Mitgefühls – sagen nicht »Igitt«. Oder?

Doch, beim Menstruationsfluss schon. Für Christine Metz’ ROSE-Studie (Research OutSmarts Endometriosis) sollten Frauen ihren Monatsfluss mit Hilfe von Menstruationstassen oder speziellen Binden auffangen und per FedEx ans Forschungszentrum schicken, wo die Proben auf bestimmte Zellen untersucht wurden, um mögliche Endometriosemarker zu identifizieren. An einem strahlenden Februarmorgen erzählt mir Christine beim Videocall von ihrer Idee, dass auffällige Stromazellen – Zellen, die am Aufbau der Gebärmutterschleimhaut beteiligt sind und in der Frühschwangerschaft zur Bildung der Plazenta beitragen – der Indikator einer Krankheit sein könnten, die bis jetzt erst nach sieben bis zehn Jahren diagnostiziert wird, häufig nach schmerzhaften und kostspieligen Untersuchungen und Eingriffen (mehr zu diesem Kampf in einem späteren Kapitel).

Bei unserem Gespräch ist Christine fröhlich und gut gelaunt. Es macht ihr sichtlich Spaß, über ihre Arbeit zu reden, und sie sprüht vor Begeisterung für ihre Mission, aber sie gibt zu, dass es anfangs schwer war, die ROSE-Studie zu verkaufen. Der Ekelfaktor bei der Menstruation ist groß, obwohl die moderne Medizin mit anderen potenziell peinlichen Substanzen kein Problem zu haben scheint.

»Dass das Menstruationssekret bisher so wenig erforscht ist, ist ein Skandal«, sagt Christine. »Neulich habe ich für einen Aufsatz im American Journal of Obstetrics & Gynecology recherchiert, wie viel Literatur es zum Monatsfluss gibt. Es war sehr wenig, vor allem im Vergleich mit Sperma zum Beispiel.« Als ich ihre Suche wiederhole, sehe ich es auch: etwa 400 Treffer zum Menstruationssekret, im Gegensatz zu über 15000 zu Sperma.

Wegen der Ignoranz der Wissenschaftsgemeinde klafft in der medizinischen Versorgung von Frauen eine gähnende Lücke, erklärt sie mir. »Wir gehen davon aus, dass das Menstruationssekret eine extrem wichtige Gewebeprobe darstellt, die viele Informationen über den Zustand des Uterus enthält, weit mehr als nur die Endometriosemarker, auf die wir uns im Moment konzentrieren. Etwa bei Fragen zu Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit ist das Sekret eine Goldmine, aber auch bei anderen Problemen wie Adenomyose, Myomen, Krebsfrüherkennung, Blutungsstörungen und Dysmenorrhö [schmerzhafte Perioden], alles Beschwerden, unter denen viele Mädchen und Frauen leiden. Trotzdem wurde das Menstruationssekret bisher als biologisches Material sträflich vernachlässigt.«

Das Versäumnis hat mit der Scham und dem Stigma zu tun, mit denen die Menstruation behaftet ist, selbst in der Medizin, wo man es eigentlich besser wissen müsste. Als Mütter von Töchtern, die gerade ins fruchtbare Alter kommen, stimmen Christine und ich überein, dass das Thema sowohl für uns als auch für unsere Töchter brandaktuell ist.

»Ich habe das Gefühl, nicht einmal Ärztinnen und Ärzte sprechen mit ihren Patientinnen offen über die Periode«, sagt sie. »Von mir und meinen Töchtern weiß ich, dass bei der Gynäkologin ein paar Kreuzchen gemacht werden, aber nie fragt jemand: ›Wie stark ist deine Periode? Hast du Schmerzen? Wie lange dauern die Schmerzen? Wann treten die Schmerzen auf?‹ Mich hat nie jemand nach meinem Monatsfluss gefragt. Ich habe nicht einmal gewusst, was eine ›starke Blutung‹ ist, bis meine Tochter sehr heftig ihre Tage bekam. Keiner spricht darüber, und wir glauben, das hat alles mit dem Ekelfaktor zu tun.«

Leider waren selbst ihre Kolleg*innen nicht vor dem Ekel gefeit, als Christine um Unterstützung für die ROSE-Studie warb. »Als wir die Studie vorstellten und Probandinnen rekrutieren wollten, waren die meisten Ärztinnen und Ärzte nicht bereit, uns zu helfen. Sie sträubten sich dagegen, ihren Patientinnen von der Studie zu erzählen. Es hieß: ›Oh, meine Patientinnen geben keine Probe ihres Periodenbluts ab. Niemals.‹« Und so drohte die Tür des Fortschritts wieder zuzufallen, bevor Christine und ihr Team überhaupt den Fuß hineinbekommen hatten.

Aber die Geschichte hat ein Happy End, und die ROSE-Studie wächst und gedeiht. Nach dem Widerstand seitens der Ärzteschaft waren es die Frauen selbst, die fest entschlossen in Aktion traten. Nicht nur erklärten sie sich bereit, an der Studie teilzunehmen, sie nahmen auch den riesigen Stapel Papierkram auf sich, den Christine anfangs für den Dealbreaker gehalten hatte. »Frauen mit diagnostizierter Endometriose müssen nämlich einen 40-seitigen Steckbrief der World Endometriosis Research Foundation [WERF] ausfüllen«, berichtet sie. »Aber es macht ihnen offenbar sogar Spaß: Sie wollen ihre Geschichte erzählen, sie wollen über ihre Beschwerden reden. Wir hatten befürchtet, es wäre zu viel verlangt, so was würde niemand freiwillig tun.« Christine lacht und beugt sich zur Kamera. »Aber das Gegenteil ist der Fall.« All die Fragen, die Hausärzt*innen und Gynäkolog*innen nie stellten, waren willkommen und förderten einen Reichtum an Informationen zutage, den die Teilnehmerinnen gerne preisgaben. Und mit diesen Informationen, den Proben und deren gewissenhafter Analyse kann das ROSE-Team ein paar ziemlich beeindruckende Ergebnisse vorlegen.

»Wir haben bisher zwei Artikel veröffentlicht, die zeigen, dass die Diagnostik sehr gut ist. Die Area Under the Curve liegt bei 0,92, eine sehr hohe Zahl, die beschreibt, dass wir die Proben von Endometriosepatientinnen identifizieren können.«[23] Einfacher gesagt, bei der Untersuchung des Menstruationssekrets von Endometriosepatientinnen hat das Team Merkmale gefunden, die offenbar ein starker Indikator für die Krankheit sind. Doch Christine will mehr. »Die nächste Frage ist: Können wir Frauen identifizieren, die Symptome, aber noch keine Diagnose haben? Die Untersuchungen laufen. In unserem jüngsten Artikel geht es um eine Untergruppe von Patientinnen mit Endometrioseverdacht, bei denen die Diagnose noch aussteht.« Christine sagt, bisher haben die Zellen in ihrem Sekret eine große Ähnlichkeit mit denen, die bei diagnostizierten Patientinnen gefunden wurden. »Wir glauben also, es funktioniert.«

Wer allerdings meint, die Resultate hätten den anfänglichen Widerstand des Establishments gebrochen, irrt sich. Wie ein großer, träger Dampfer tut sich die Wissenschaftsgemeinde mit dem Kurswechsel schwer. Christine sagt, die Marker, die im Menstruationssekret so einfach zu finden sind, seien bis dahin nur durch Endometriumbiopsie identifiziert worden, einem Eingriff, bei dem ein Katheter durch die Scheide in die Gebärmutter eingeführt wird, um dort Gewebe zu entnehmen. »Das ist ein invasives Verfahren«, erklärt Christine. »Der Eingriff kann schmerzhaft sein, und man führt solche Biopsien nicht mehrfach durch. Doch auf meinen Förderantrag bekam ich ernsthaft den Kommentar: ›Warum soll man Menstruationssekret auffangen, wenn man genauso gut eine Biopsie durchführen kann?‹ Das ist genau das Gegenteil von unserem Ansatz – wir wollen ein nichtinvasives Werkzeug, das Frauen selbst anwenden können, ohne sich irgendeinem schmerzhaften Verfahren zu unterziehen.«

Ein weiterer Einwand, den Kolleginnen und Kollegen vorbrachten, war, dass die Isolierung und Kultivierung der richtigen Zellen aus den Proben Zeit koste, rund einen Monat. Diese plötzliche Eile sei reine Heuchelei, entgegnet Christine. »Die meisten Frauen mit Endometriose müssen zurzeit sieben bis zehn Jahre warten, bis sie eine Diagnose bekommen. Was ist da ein Monat, um die Zellen zu kultivieren?«

Christine spricht mit der kaum verborgenen Ermüdung einer Frau, die Gegenwind gewohnt ist. Ich kenne ihren Ton. Es ist der Überdruss, immer wieder offensichtliche Wahrheiten erklären zu müssen, aber Christines Ungeduld rührt auch von dem Mitgefühl mit den vielen Frauen her, die jahrelang unnötig leiden, weil sich medizinische Einrichtungen schwertun, schnellere, bessere Methoden der Diagnose und des Schmerzmanagements zuzulassen.

»Das Schlimmste ist«, sagt sie, »dass viele Frauen mit Endometriose ihren Job verlieren, weil sie sich zwei Tage im Monat krankmelden, oder sie werden nicht befördert, oder die Versicherung spielt nicht mit … All diese Dinge gehen Hand in Hand, und sie können ihr volles Potenzial nicht entfalten. Sie sind es, die unter den Konsequenzen leiden … Wir hoffen also, dass wir eine Methode entwickeln, die billiger ist als invasive Diagnostik, die schnell mal 10000 Dollar kostet. Ich bin überzeugt, wir kriegen es für sehr viel weniger hin.«

Geld regiert die Welt – egal ob das Gesundheitssystem privatisiert ist wie in den USA, wo Christine lebt und arbeitet, oder staatlich wie bei mir in Großbritannien.

Zum Glück für alle, die eine Gebärmutter haben, gibt es auch ein paar vorausdenkende Menschen, die sich darum kümmern, dass Investitionen in die Gesundheitsvorsorge – private oder staatliche – möglichst sinnvoll angelegt werden. Eine davon ist Candace Tingen, und als sie sich aus ihrem Homeoffice in Maryland per Videocall bei mir zuschaltet, erzählt sie mir (nach der obligatorischen Entschuldigung, dass »die Kinder gerade draußen sind, aber jeden Moment mit Geschrei wieder reinplatzen können«), warum die Schnittstelle von Geld, Menstruationsfluss und Technologie vielleicht genau der »Sweetspot« ist, auf den die Gynäkologie gewartet hat. »Als Program Officer beim National Institute of Child Health and Human Development«, erklärt Candace, »bin ich für die Stipendienvergabe zur Erforschung von Myomen, Menstruationsstörungen und menstrueller Gesundheit verantwortlich.« Während sich die Wissenschaftsgemeinde gegen die neuen Möglichkeiten sträubt, verhält es sich in der breiten Öffentlichkeit ganz anders, wie sie berichtet. »Es ist eine tolle Zeit«, sagt sie mit hörbarer Begeisterung. »Frauen zu Hause waren die Ersten, die begriffen haben: Ha, ich kann mir mein Blut ansehen, ich kann meine Periode beobachten, ich kann darüber nachdenken und berichten, wie stark sie ist. Heutzutage reden junge Frauen auf TikTok offen über die Konsistenz ihres Monatsflusses, über Schleimpfropfen, über Farbnuancen. Sie reden darüber, weil es bei der jüngeren Generation völlig akzeptiert ist, darüber zu reden, aber das ist beim Establishment und gewissen älteren Leuten noch nicht angekommen.« Ich nehme mir vor, mich von meiner 14-jährigen Tochter in die Welt von »PeriodTok« einweisen zu lassen, falls es so etwas gibt, so wie sie es kürzlich bei »K-PopTok« (für die Fans koreanischer Popmusik) und »TwilightTok« (für obskure Werwolf-Memes) gemacht hat, während Candace erklärt, warum die neue Tok-und-Tech-Generation entscheidend daran mitwirken könnte, die jüngsten Fortschritte bei der menstruellen Gesundheit der breiten Masse zugänglich zu machen.

»Wir ermutigen kleine Firmen, sich in diesem Bereich zu engagieren, indem wir für alles, was mit Menstruationsfluss zu tun hat, Bonuspunkte vergeben. Es gibt zum Beispiel biologische Sensoren für bestimmte chemische Stoffe und bestimmte Proteine. Man könnte Tampons mit solchen Sensoren ausstatten, um die Biomarker bestimmter Krankheiten aufzuspüren. Der Sensor kann direkt im Tampon oder in der Binde sein, oder in einem separaten Behälter. Es reicht, einen Tropfen Blut auf einen Teststreifen zu geben, der auf den Biomarker reagiert und mit einem schlichten Ja oder Nein anzeigt, ob der Biomarker im Menstruationsfluss vorhanden ist. Das Ganze könnte auch mit einer App auf dem Smartphone verbunden sein, die ein, zwei oder mehr Biomarker scannt und die Info gleich an die Arztpraxis schickt, worauf die Ärztin oder der Arzt sagt: ›Aha, diese Resultate sollten wir uns genauer anschauen. Am besten, Sie kommen in die Praxis, wir sprechen über Ihre Symptome und dann sehen wir weiter.‹ Die Vernetzung von Tampon, Smartphone und Arztpraxis fasziniert mich – diese direkte Leitung, die Frauen zu Hause das Heft in die Hand gibt: patientennahe Technologien, damit man nicht wegen allem zum Arzt muss.«

Candace’ Begeisterung ist ansteckend; ich bin mir nur nicht sicher, ob sich ihre Ideen noch zu unseren Lebzeiten realisieren lassen. Doch als ich sie frage, ob sie meint, dass auch Frauen in unserem Alter von diesen Technologien noch profitieren werden, ist ihre Antwort eindeutig: »Ganz bestimmt.« Sie erzählt von einer Firma namens NextGen Jane (vor meinem inneren Auge erscheint das Bild einer unerschrockenen Astronautin), in der man bereits mitten in der Entwicklung des »smarten Tampons« mit Vernetzungs- und Diagnosepotenzial ist, der es Menstruierenden ermöglichen soll, mit einem Tropfen Periodenblut zu Hause selbst aktiv für die Gesundheit vorzusorgen. Besonders wichtig sind solche Entwicklungen für Menschen, die nur schwer Zugang zu gynäkologischer Grundversorgung haben. Candace sagt: »In der Hälfte der Countys in den USA gibt es keine gynäkologischen Facharztpraxen, sodass Frauen mit gynäkologischen Problemen zum Hausarzt gehen oder einen weiten Weg auf sich nehmen müssen, um zum Frauenarzt zu gehen; und wir reden hier nicht einmal von Praxen, die auf bestimmte Krankheiten wie Endometriose oder Myome spezialisiert sind. Deswegen kommt es bei der Diagnose oft zu enormen Verzögerungen. Wären wir mit jeder Hausarztpraxis vernetzt, in der Frauen ihren jährlichen Check-up machen, könnten sie einfach, wenn sie ihre Periode haben, einen Tampon dort abgeben. Wenn wir die Frauen vor Ort screenen und zeitnah an die richtigen Stellen vermitteln könnten, gäbe es vollkommen neue Möglichkeiten.«

Auch wenn die Gesundheitssysteme anderer Länder anders organisiert sind, kommt es überall vor, dass Frauen keinen Zugang zu gynäkologischer Versorgung haben, sei es wegen der Entfernung, der Kosten, des Ausfalls am Arbeitsplatz, in der Schule oder bei der Kinderbetreuung oder wegen komplexerer Barrieren, die mit strukturellem Rassismus oder Genderdiskriminierung zu tun haben. Candace und ich schließen unser Gespräch mit einem Loblied auf eine Zukunft, in der die Abgabe einer Mens-Probe per Tampon, Binde oder Becher in der Hausarztpraxis genauso normal ist wie die Urinprobe oder die Blutabnahme. Mit 43 habe ich bis dahin vielleicht schon die Menopause erreicht, aber für meine Tochter, die nebenan mit TikTok beschäftigt ist, könnte der smarte Tampon wirklich smart sein.

Der »smarte« Umgang mit der Periode – sie zu verstehen, vorherzusagen, zu versorgen – beschäftigt die Menschheit seit Urzeiten. In dem Artikel »Und die Frau schuf …«, der 2004 im Guardian erschien, schreibt Sandi Toksvig:

»Im Anthropologie-Studium vor vielen Jahren hielt die Professorin in einer Vorlesung das Foto eines Knochens mit 28 Markierungen hoch. ›Das hier‹, sagte sie, ›gilt als der erste Kalender des Menschen.‹ Wir betrachteten den Knochen bewundernd. ›Und was für ein Mensch ist das, der unbedingt wissen will, wann 28 Tage vergangen sind? Ich vermute, der erste Kalender ist der einer Frau.‹«[24]

Heute reicht vielen Frauen ein Blick auf das Smartphone, um sich über ihren Zyklus zu informieren. Seit Apple 2015 die erste Health-App vorgestellt hat, sind Periodentracker in der westlichen Welt weit verbreitet. Warum auch nicht? Das frühere Rätselraten – oder bei den besonders Organisierten unter uns die kryptischen Symbole im Kalender – ist für einen Computeralgorithmus in einer Millisekunde erledigt. Kein Wunder also, dass in den letzten zehn Jahren alle möglichen Periodentracker-Apps entwickelt worden sind und dass diese Apps Hunderte Millionen von Malen heruntergeladen werden. Das Versprechen, nie mehr von einer Blutung überrascht zu werden oder das fruchtbare Zeitfenster in der Zyklusmitte zu verpassen, ist ein Selbstläufer.

Das Bedürfnis, den eigenen Zyklus zu kennen, ob aus praktischen oder aus Familienplanungsgründen, muss so alt sein wie die Menstruation selbst. Man stelle sich die ersten Höhlenbewohnerinnen vor, die ein Zwicken im Bauch spürten, gefolgt von einem Blutstreifen an der Schenkelinnenseite, oder die nomadischen Stammesfrauen, denen auffiel, dass ihre Blutungen immer genau dann aufhörten, wenn ein Kind unterwegs war. Neugier und Wissensdurst liegen in der menschlichen Natur; warum sollte es keine frühgeschichtlichen Periodenkalender – oder sagen wir Zyklustracker – wie den sorgfältig markierten Knochen geben, dessen Abbildung Sandi Toksvigs Professorin hochhielt? Leider sind die meisten frühen Zyklusaufzeichnungen verschollen oder wurden von Anthropologie und Geschichtswissenschaft fehlinterpretiert, aber für alle, die schon einmal einen Blutfleck in der Hose hatten, ist kaum vorstellbar, dass die Frauen damals bei ihrem Zyklus nicht mitgezählt haben sollen.

Am meisten erfahren wir vielleicht über die Menstruierenden früherer Zeiten, wenn wir uns die Gewohnheiten indigener Völker ansehen, deren Bräuche und Lebensweisen von moderner Technik weitgehend unberührt und seit langer Zeit relativ unverändert sind. Der niederländische Anthropologe Jon Abbink berichtet 2015 von den jungen Frauen der Surma im Südwesten Äthiopiens: »Die Surma-Mädchen zählen ihre Zyklustage mit kleinen Knoten- oder Perlenschnüren, wobei jeder Knoten oder jede Perle ein Tag ist, sodass die Zahl der Knoten und Perlen den Zeitpunkt im Zyklus darstellt. […] Sie tragen die Schnüre am Körper unter dem Lederrock und knüpfen sie am ersten Tag der Menstruationsblutung jeden Monat neu.«[25] Simpel, diskret, praktisch und genau: Die Mädchen der Surma haben einen Periodenkalender, der perfekt auf ihre Bedürfnisse und Ressourcen abgestimmt ist. Wir wissen nicht, wie viele andere Gruppen indigener Frauen im Lauf der Zeit ähnliche Methoden benutzt haben, weil es nicht überliefert ist, aber es ist unwahrscheinlich, dass die Surma in der Menschheitsgeschichte die einzigen sind.

Kein Geheimnis dagegen ist die Beliebtheit der modernen Periodentracker-Apps, von denen viele nicht nur die Regel vorhersagen, sondern mit denen sich auch Stimmungen, Schlafverhalten, sexuelle Aktivität und mehr dokumentieren lassen. Flo und Clue, die beiden populärsten Apps, haben nach jüngeren Schätzungen 100 Millionen bzw. 12 Millionen monatlich aktive Benutzerinnen,[26] und der globale Markt für Periodentracker bis 2025 wird auf 50 Millionen Dollar geschätzt.[27] Ich habe selbst eine informelle Umfrage unter Social-Media-Benutzerinnen gestartet, und von den 593 Befragten im Alter von 18 bis 45 geben 72 Prozent an, dass sie Zyklustracker-Apps benutzen; viele wollen wissen, wann sie ihre Tagen bekommen, damit sie vorbereitet sind, andere notieren sich die Symptome ihrer Endometrioseerkrankung oder zyklusbedingte Stimmungsschwankungen, und wieder andere interessiert ihre fruchtbare Zeit, weil sie eine Schwangerschaft planen oder vermeiden wollen.

Die 29-jährige Krankenpflegerin Stacey aus Schottland sagt, die App habe viele Bereiche ihres Lebens verbessert: »Ich tracke meine Periode und meine Temperatur und habe seit sieben Jahren nicht mehr hormonell verhütet. Ich habe das Gefühl, ich kenne meinen Zyklus sehr gut: Ich kann meine Stimmungen voraussagen, weiß, wann ich mir Süßigkeiten gönnen darf und wann ein guter Zeitpunkt für Hanteltraining oder Cardio ist. Wenn mir Freundinnen von ihren Wehwehchen erzählen – Bauchschmerzen, Pickel, Durchfall –, frage ich immer zuerst, wo sie in ihrem Zyklus sind. Ich wundere mich wirklich, wie viele Frauen keine Ahnung von ihrem Körper haben.«[28]

Die App verhilft vielen, die mir geantwortet haben, zu einem besseren Verständnis ihrer Körperfunktionen (und -dysfunktionen).