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Wenn Orte und Worte, ob reale oder fiktive, einander in einem andern, neuen Licht erscheinen lassen oder augenzwinkernd hinters Licht führen, entstehen Verbindungen und Beziehungen, mitunter völlig überraschende, keimen Verse und aus ihnen Gedichte, manchmal Geschichten, Balladen, Sonette, Terzinen, Haiku, Aphorismen, bald formstreng, bald prosaisch freifüßig. Den scheinbar voneinander sehr verschiedenen Gedichten in «Wo ich tausendmal nicht war» sind zwei Wesenszüge gemein: Eine bedächtige, besonnene und dennoch ruhelose Suche und der stete Drang, mit Worten mehr zu sagen, als sie bedeuten. Cornelia Rebecca Hagmann LA GALLERIA, Cademario
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Seitenzahl: 39
Für mich und für euch
Der Mohn verneigt sich in Demut und weist den Wind, wohin ihm beliebt.
Ringelpiez
Verlässlich
Ahasverisch
Ich hab dich fern
Turmballade
Credo
Die Zeit
Abendlied
Ergo
Kurzes Epos über eine Heldin
Der Satz
Für sich allein — fast glücklich miteinander
Morgenstern
Der Segler
Das Quant
Nachtpfad
Die Klausuhr
Cervanteada
Mein Guernica
Zuversichtlich
Niederlegen und niederliegen
Versprechen
Der Drehorgelmann
Nachsichtig
Vor dem Abschied
Der Bahnhof
Wie die Könige
Heiligabend
Abzählreim
Englisches Sonett
Akademische Karriere
Akrostische Antwort
Schmetterling
Eine Romanze
Treue
Annähernd
Zur Taufe von Livio Enea
Zur Taufe von Andrea Virgilio
Zur Kommunion von Livio Enea
Blumen ohne Licht
Gebrochen
Verzicht
Ergeben
The Three Teno®s
Index
Die sieben Bundesrätinnen
Elisabeth
Ruth
Micheline
Evelin
Simonetta
Doris
Ruth
Scheherazade
Scheherazade I
Scheherazade II
Scheherazade III
Scheherazade IV
Scheherazade V
Scheherazade VI
Scheherazade VII
Scheherazade VIII
Scheherazade IX
Scheherazade X
Scheherazade XI
Vom ersten Reim an
warst mir auf den Versen,
wenn Jamben
Ulk und Drangsal jagten.
Doch nach und nach,
im Ernst der dunklen Jahre,
da dörrten
Schalk und Liebessäfte aus.
Aus spröden Metren quoll
ein Wühlen ohne Fühlen,
in Tassen rühren,
den Schiffen winken.
Erst graue Haare streichen
aus stummer Fiedel wieder
das Himmelreich auf Erden:
neue, bessre Lieder, Freunde.
Wetzt neu den Witz,
karlst Worte kraus
und unvermutet natzt
mir Ringel ins Gedicht.
Wenn sich meine Wege kreuzen,
ich mich ins Schwarze treffe,
stirnfaltig nach mir blicke
und in Flagranti
beim Leben mich erwische,
bin ich ganz bei meinem Trost,
dass ich mich nie verlassen habe,
worauf auch immer.
Mondzart klingt die Nacht nach dem Ringen nach Worten klar wie dein Schweigen.
Selbst wenn gar kein Weg dich aus deinem Dunkel führt, brennt meine Kerze.
Wir werfen Klingen weg, die uns verletzten, statt Wunden zu nähen.
Immer
und immer wieder
geht mir
ein neues Licht
aus;
verbrannt,
den Weg in deine Nähe
unentwegt auszuwandern
wie vor Jahr und
Nacht.
Ein E-Mail hätt‘ ich gerne
von deinem Trauerzug,
ein SMS, ein kurzes,
das wäre schon genug.
Ich lasse deine Ferne
nicht in meine Nähe;
es ist, als ich dich sähe,
wo du auch immer weilst.
Drum bleibe ich hier
allein bei dir.
Dem alten Kirschholz meines Klaviers sind Blüten versagt ohne dich.
Ein Mann einst fühlte sich berufen,
zu zählen all die vielen Stufen
des Turmes dort in seiner Stadt —
so unternahm er diese Tat.
Vom schweren Steigen bald erschöpft,
verschwitzt, das Hemd ganz aufgeknöpft,
der alte Mann sich aber setzte.
Er schrieb der Stufen Zahl, die letzte,
um diese ja nicht zu vergessen,
dahin, wo er nunmehr gesessen:
Zweitausend warn’s, dazu noch acht.
Dort schlief er nun die ganze Nacht.
Als er erwacht’ am andern Morgen,
bemerkte er nicht ohne Sorgen,
dass einer, neben ihm im Schlummer,
geschrieben hatte eine Nummer,
die eine andre war als seine,
obwohl sie stand auf gleichem Steine.
«Warum entspricht die Zahl nicht meiner?
Die eine ist um vieles kleiner!»,
fragt’ er den Schlafenden erschreckt,
den unsanft er dadurch geweckt.
«Beruhige dich!», brach der das Toben,
«Ich zähl’ die Stufen halt von oben.»
Befriedigt nun durch diese Klärung
setzte er steigend fort die Zählung.
Ich glaub’ an Gott und an den Atheismus.
Ich glaube an die Treu und den Verrat.
Ich glaube an die Ernte vor der Saat.
Ich glaube an den Flop des Optimismus.
Ich glaube an die Engel und den Teufel.
Ich glaub’ an Wikipedia und den Duden.
Ich glaub’ an Bären, die sie mir aufluden.
Ich glaube an die Skepsis und den Zweifel.
Ich glaub’ an Deduktionen und Beweise.
Ich glaub’ an das, was bloß zu glauben bliebe.
Ich glaub’ die klaren, glaube die bizarren.
Ich glaube an den Sinn der großen Reise.
Ich glaube an mich selbst und an die Liebe.
Ich glaub’, ich glaube beinah jeden Schmarren.
Bitte lies meine Gedanken. Ich kann sie dir nicht mehr vorlesen.
Lob früh den Tag! Denn abends erst gelobt, ist er auch ohne Lob gut.
Gestern noch…,
sag ich,
und morgen schon…,
sag ich,
die Zeit…,
nickst du,
vergeht
im Nu.
Wie wahr,
wie klar.
Denn morgen schon…,
sagst du,
und gestern noch… —
vielleicht,
wir machen’s
uns nicht leicht,
doch war es nicht…?
dann löschen wir
das Licht.
Ich sah den Hain,
den Weinstock mit schwerer, süßer
Frucht beladen.