Wokismus und Hypermoralität - Hermann Selchow - E-Book

Wokismus und Hypermoralität E-Book

Hermann Selchow

0,0

Beschreibung

"Wokismus und Hypermoralität: Anmerkungen zur neuen Tugendwächterei" In der gegenwärtigen politischen Debatte, bestimmen zunehmend moralische Überzeugungen die öffentliche Debatte. Das Buch "Wokismus und Hypermoralität" stellt die brennenden Fragen unserer Gesellschaft: Wer und was steckt hinter der modernen Tugendwächterei? Warum wird politische Korrektheit in allen Lebensbereichen zum Maßstab für richtiges Handeln und Denken? Und welche Auswirkungen hat dieser moralische Übereifer auf die Meinungsfreiheit, den gesellschaftlichen Diskurs und unsere demokratischen Werte? Dieses Buch bietet eine kritische Analyse der modernen Wokismus-Bewegung und der damit verbundenen Hypermoralität. Es deckt die Mechanismen auf, die hinter Cancel Culture, Virtue Signaling und der vorgeblichen moralischen Überlegenheit stecken. Mit scharfsinnigen Beobachtungen und pointierten Argumenten zeigt der Autor, wie die Balance zwischen Toleranz und moralischer Dominanz in Gefahr gerät und welchen Preis wir als Gesellschaft dafür zahlen könnten. Für wen ist dieses Buch? Für alle, die den Begriff Wokismus verstehen und seine Auswirkungen auf unsere Gesellschaft hinterfragen wollen. Für Kritiker von Cancel Culture, die eine fundierte und faktenbasierte Argumentation suchen. Für politisch und gesellschaftlich Interessierte, die tiefer in den Diskurs über Identitätspolitik, Meinungsfreiheit und gesellschaftlichen Wandel eintauchen wollen. Warum sollten Sie dieses Buch lesen? "Wokismus und Hypermoralität" ist eine unverzichtbare Lektüre für all jene, die sich nicht mit simplen Antworten auf gegenwärtige Fragen zufriedengeben, sondern die Hintergründe verstehen und die Konsequenzen der aktuellen Tugendwächterei reflektieren wollen. Provokant, präzise und aktuell – dieses Buch regt nicht nur zum Nachdenken an, sondern bietet auch neue Perspektiven auf die wichtigsten gesellschaftspolitischen Debatten unserer Zeit. Folgen Sie einer aufschlussreichen Analyse, die die Grenzen von Moral, Toleranz und Freiheit neu auslotet.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 228

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Wokismus und Hypermoralität

Anmerkungen zur neuen Tugendwächterei

© 2024 Hermann Selchow

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland

Man sollte sich moralisch nichts darauf einbilden, wenn man beim Schreiben des Wortes „rassistisch“ ins Stocken kommt.

Gregor Brand (*1957)

Wokismus und Hypermoralität

Anmerkungen zur neuen Tugendwächterei

Inhaltsverzeichnis

Einführung

Was ist Wokismus und was will er?

Die Ursprünge der gegenwärtigen Hypermoralität

Die neue politische Korrektheit und ihre Folgen

Der Aufstieg der Cancel Culture

Die Rolle der Identitätspolitik

Folgen und Konsequenzen für Bildung und Erziehung

Auswirkungen auf Freiheit der Meinung und Zensur

Internationale Perspektiven auf weltweiten Wokismus

Hinterleute und Geldgeber der wokistischen Ideologie

Kritik und Gegenbewegungen zum Wokismus

Ein Ausblick: Mögliche Wege in die Zukunft

Schlusswort

Ebenfalls von mir erschienen:

Einführung

Ich möchte in diesem Buch mit Ihnen über die allgegenwärtige Einflussnahme und Indoktrination durch Übermoralisierung sowie Sprach- und Denkverbote diskutieren. Wir müssen über Bildung und Zukunftschancen unserer Nachfolgegenerationen sprechen und die Gefahr, die von den zunehmend ideologisierten und oftmals fremdgesteuerten Strömungen ausgeht. In der Gegenwart ist die öffentliche Debatte zunehmend von Polarisierung und moralischer Überhöhung geprägt. Schleichend und zunehmend verändern Begrifflichkeiten und Deutungen in unseren Debatten unsere Gesprächskultur. Ein neuer Rassismus, getarnt als Tugend, erobert die Bereiche unseres alltäglichen Lebens, der Bildung und längst auch unserer Politik. Sprachverbote und Zensur bestimmen allerorten die Themen und die Grenzen des Sagbaren und Denkbaren. Es erscheint dringend notwendig, einen nüchternen Blick auf die Phänomene des Wokismus und der Hypermoralität zu werfen. Dieses Buch unternimmt den Versuch, die gegenwärtige Gesprächskultur kritisch zu hinterfragen und mögliche rationale Ausgangspunkte für die oft hysterisch anmutenden Diskussionen zu finden, die unsere Gesellschaft in viele kleine, oft rivalisierende, Grüppchen zu spalten drohen.

In den letzten Jahren hat sich der Begriff “Wokismus” immer mehr in die gesellschaftliche Debatte eingeschlichen. Was einst als wachsames Bewusstsein für soziale Gerechtigkeit und Ungleichheiten begann, hat sich zu einer weitreichenden Bewegung entwickelt, die Kritik aus den konservativen Kreisen auf sich zieht. Die Hypermoralität, ein fremdgesteuerter moralischer Überlegenheitsanspruch, der mit dem Wokismus einhergeht, hat die Art und Weise, wie Menschen miteinander kommunizieren, grundlegend verändert und selten zu deren Vorteil. Dabei ist auffällig, dass dieses Phänomen überwiegend in wohlhabenden westlich geprägten Ländern zutage tritt. Es scheint sich um ein ferngesteuertes Gefühl der Scham gegenüber nicht wohlhabenden Ländern und Ethnien zu handeln. Wenn wir nur dieses Phänomen zugrunde legen, erhalten wir lediglich eine Teilantwort. Die Frage nach den finanziellen Hinterleuten bringt uns einer umfassenderen Antwort schon näher. Wenn wir der Spur des Geldes folgen, begegnen wir den gleichen Namen, die wir bereits von den Spitzenpositionen des WEF oder anderer globalen Organisationen kennen.

Hypermoralität bezieht sich auf eine überzogene Form des Moralanspruchs, bei der moralische Prinzipien oft bis zum Äußersten angewendet werden, nicht selten auf Kosten von Rationalität und Pragmatismus. In einer hypermoralischen Gesellschaft wird das Streben nach moralischer Reinheit und Perfektion zum obersten Gebot, und jeder, der nicht mit den momentan vorgegebenen Normen übereinstimmt, wird schnell als minderwertig oder sogar als „böse“ angeprangert.

In meinem Buch möchte ich mit Ihnen diese Themen aus verschiedenen Perspektiven beleuchten. Ich möchte die Ursprünge dieser Bewegungen untersuchen, ihre Entwicklungen und die vielfältigen Auswirkungen, die sie inzwischen auf nahezu alle Bereiche des gesellschaftlichen und privaten Lebens haben, von der Politik über die Wirtschaft bis hin zu Kunst und Kultur oder gar hinein in Schulen, Universitäten und dem privaten Raum der Familie. Es ist kaum mehr möglich, sich zu einem Thema zu äußern, sich für ein Produkt zu entscheiden oder in einer Firma zu bewerben, ohne auf überbordende und alles bestimmende Moralvorstellungen oder wokistische Empörungen zu stoßen.

Gleichzeitig werden auch die kritischen Stimmen gehört, die vor einem Selbstzweck und Missbrauch von Moral und den damit verbundenen Gefahren für die Meinungsfreiheit und die Demokratie warnen. Dennoch muss ich Sie enttäuschen, wenn Sie an dieser Stelle fertige Antworten oder Rezepte im Umgang mit diesen Phänomenen erwarten. Dieses Buch kann nur eine Anregung zum Nachdenken und zur Diskussion bieten. Bitte verstehen Sie die hier getätigten Anmerkungen als Ausgangspunkt zur inneren und öffentlichen Diskussion. Ob und inwieweit das gelingt, wird auch von unserer Bereitschaft abhängen, wie wir uns mit diesen Themen auseinandersetzen.

Der Einfluss der sozialen Medien auf die Verbreitung des Wokismus und die Verstärkung der Hypermoralität darf dabei nicht unterschätzt werden, schließlich hat er einen direkten und möglicherweise irreparablen Einfluss auf unsere Jugendgeneration. Informationen und Meinungen können heutzutage in Sekundenschnelle verbreitet werden, ist es einfach, kollektive Empörung zu schüren und Menschen aufgrund ihrer Ansichten oder Handlungen zu verurteilen und auch gesellschaftlich und persönlich zu vernichten. Diese neue mediale Dynamik hat in solchen Fällen ausgesprochen negative Konsequenzen. Einerseits ermöglicht sie es, soziale Ungerechtigkeiten schnell aufzudecken und zu bekämpfen, andererseits fördert sie eine Kultur der raschen und nicht selten verheerenden Verurteilung und der vereinfachten Schwarz-Weiß-Denkweise. Nicht immer ist auf den ersten Blick zu erkennen, wessen Interessen diese Kampagnen tatsächlich dienen und wer der eigentliche Initiator ist.

Ein weiteres wichtiges Thema, das wir in diesem Buch behandeln werden, ist die Cancel Culture. Dieser Begriff beschreibt das Phänomen, dass Personen oder Organisationen, die als moralisch oder politisch verwerflich angesehen werden oder werden sollen, öffentlich boykottiert und „abgesagt“ werden. Die Cancel Culture ist ein zu Recht umstrittenes Thema; während einige Interessengruppen sie als notwendiges Werkzeug zur Rechenschaftspflicht deklarieren, kritisieren andere sie als neuen Autoritarismus und als Bedrohung für die Meinungsfreiheit. Nicht selten erinnern derartige Kampagnen an mittelalterliche Inquisition, bei der der Beschuldigte keinerlei Chance erhält, sich zu erklären.

Das Buch soll auch die Rolle der Identitätspolitik beleuchten, die im Zentrum vieler woker Bewegungen steht. Die Betonung von Identität – sei es Rasse, Geschlecht, sexuelle Orientierung oder andere Merkmale – ist ein zweischneidiges Schwert. Zumindest in der Theorie ermöglicht sie eine gezielte Auseinandersetzung mit realen oder erfundenen Ungerechtigkeiten, in der Praxis ist sie dagegen dazu geeignet, zu einer Fragmentierung der Gesellschaft zu führen und das Gemeinwohl zu gefährden. Sie bedient sich nicht selten ungefragt realer Bespiele, ohne das Einvernehmen oder die Zustimmung tatsächlich Betroffener einzuholen und instrumentalisiert diese Personen oder Gruppen ohne deren Zustimmung und ohne Rücksicht auf deren ureigenen Persönlichkeitsrechte.

Schließlich wirft dieses Buch auch einen Blick auf mögliche Wege in die Zukunft. Wie können wir durchaus vorhandene positive Aspekte des Wokismus und der Moralität erhalten und gleichzeitig die negativen Folgen minimieren? Wie können wir durchaus vorhandene positive Aspekte des Wokismus und der Moralität erhalten und gleichzeitig die negativen Folgen minimieren? Wie können wir eine Gesellschaft schaffen, die sowohl gerechter als auch toleranter ist, eine Gesellschaft, die Unterschiede anerkennt, ohne sie zu übertreiben oder zu verabsolutieren, gleichzeitig aber verbindendes und gemeinsames hervorhebt? Diese Fragen sind aktuell nicht leicht zu beantworten, aber sie sind entscheidend für die Gestaltung unserer gemeinsamen Zukunft.

Somit lädt Sie dieses Buch als Leser ein, sich mit diesen gegenwärtigen Fragen auseinanderzusetzen, zu reflektieren und zu debattieren. Es bietet keine einfachen Antworten, sondern soll viel mehr als Anstoß für eine tiefere Auseinandersetzung mit den Herausforderungen und Möglichkeiten dienen, die die Gegenwart uns bietet.

Ursprünglich aus dem afroamerikanischen Englisch stammend, wo "woke" für ein geschärftes Bewusstsein für soziale Ungerechtigkeiten stand, hat er sich auch in Europa und Deutschland zu einem Schlagwort entwickelt, das je nach Perspektive entweder als Ausdruck fortschrittlichen Denkens oder als Synonym für teils hysterische politische "Korrektheit" verstanden wird. Die Anhänger des Wokismus sehen sich selbst als Verfechter einer gerechteren und inklusiveren Gesellschaft, während ihre Kritiker ihnen vorwerfen, durch überzogene Forderungen und moralischen Rigorismus, bis hin zu rechtsrelevanten Aktionen, den gesellschaftlichen Zusammenhalt und Diskurs zu gefährden. Weiterhin berufen sich Kritiker darauf, dass die Gleichstellung und Gleichbehandlung bereits in den Menschenrechten und der Verfassung verankert sei.

Die Folgen dieser Entwicklung sind weitreichend: Debatten werden emotional aufgeladen und erschweren einen sachlichen Austausch von Argumenten. Der Raum für Zwischentöne und differenzierte Positionen schrumpft, während die Angst vor sozialer Ächtung bei vielen Menschen zu Selbstzensur führt. Gleichzeitig wächst in Teilen der Bevölkerung der Unmut über vermeintliche Denkverbote und eine als bevormundend empfundene "Tugendwächterei". Damit stellt sich diese Bewegung außerhalb oder über unsere demokratischen Werte und kann in ihren extremistischen Tendenzen als gesellschaftsfeindlich und demokratiegefährdend interpretiert werden.

Dieses Buch will weder eine Apologie des Status quo, noch eine pauschale Verurteilung progressiver Anliegen liefern. Vielmehr geht es darum, die Mechanismen und Hintergründe der gegenwärtigen Gesprächshysterie zu analysieren und Wege aufzuzeigen, wie wir als Gesellschaft zu einem produktiveren und weniger von Empörung als von Rationalismus und Pragmatismus geprägten Diskurs zurückfinden können.

Um dieses Ziel zu erreichen, wollen wir uns zunächst mit den Wurzeln und den befeuernden Triebkräften des Wokismus beschäftigen. Wir wollen untersuchen, wie aus einer ursprünglich emanzipatorischen Bewegung ein Phänomen erwachsen konnte, das von Kritikern als dogmatisch und illiberal wahrgenommen wird. Dabei werden wir auch einen Blick auf die sozialen und ökonomischen Bedingungen werfen, die den Aufstieg des Wokismus begünstigt haben.

Die wahren Ziele und Absichten hinter der Förderung dieser linken Hypermoralität und des gegenwärtigen Wokismus werden jedoch von politischen Ideologen und Finanziers bestimmt und variieren stark je nach politischer und ideologischer Perspektive. Dennoch erscheinen einige mögliche Motive und Absichten plausibel:

Diese politischen Ideologen und Finanziers versuchen, durch die Förderung einer bestimmten ideologischen Agenda mehr Einfluss und Kontrolle über die gesellschaftliche Struktur und damit den öffentlichen Diskurs zu gewinnen. Indem sie bestimmte moralische Standards und Narrative etablieren, können sie die öffentliche Meinung lenken und somit tendenziell Einfluss ausüben.

Einige Akteure verfolgen die Absicht, bestehende soziale, kulturelle und wirtschaftliche Entwicklungen zu bestimmen, um neue gesellschaftliche Ordnungen zu schaffen, die ihren eigenen Interessen dienen. Durch die Betonung von Identitätspolitik und die Hervorhebung realer und fiktiver sozialer Ungerechtigkeiten könnten traditionelle Institutionen und Werte infrage gestellt und langfristig geschwächt werden.

Ein wichtiges Motiv könnte die Absicht sein, eine neue gesellschaftliche Ordnung zu etablieren, die auf den Prinzipien von Diversität, Inklusion und vorgeblich sozialer Gerechtigkeit basiert. Für gewisse Ideologen mag dies ein Mittel sein, um eine radikalere Form des sozialen Wandels zu fördern, die bestehende Machtverhältnisse umkehren oder aushebeln soll.

Hinter der Förderung dieser Bewegungen steckt oftmals die Absicht, die Gesellschaft weiter zu polarisieren und zu spalten. Durch die Schaffung und Verstärkung von Konflikten zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen können bestehende Spannungen ausgenutzt werden, um eigene politische Agenden voranzutreiben oder Wähler zu manipulieren.

Es ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass bestimmte finanzielle Unterstützer von Bewegungen, die als „woke“ bezeichnet werden, wirtschaftliche Vorteile anstreben. Unternehmen und Finanziers profitieren davon, indem sie sich als moralisch fortschrittlich positionieren, um ihre Marke zu stärken und Zugang zu neuen Märkten zu gewinnen, die Wert auf soziale Verantwortung legen.

Eine weitere Vorteilsnahme ist, dass durch die Förderung eines „woken“ Narratives die Grundlage für die Implementierung strengerer Überwachungs- und Kontrollmechanismen geschaffen wird. Durch den Einsatz moralischer Argumente könnten Maßnahmen zur Überwachung und Kontrolle gerechtfertigt werden, die in anderen Kontexten auf Widerstand stoßen würden.

Es ist wichtig, diese Motive hinter den gegenwärtigen Bewegungen zu hinterfragen. Die Ziele und Absichten sind nicht immer leicht und eindeutig zu bestimmen, da sie stark von den individuellen Überzeugungen, Interessen und Strategien der jeweiligen Akteure abhängen. Zudem sind nicht alle Personen und Gruppen innerhalb dieser Bewegungen von denselben Motiven oder Zielen geleitet.

Ein Augenmerk muss auf die Rolle der sozialen Medien liegen, die als Katalysator für die Verbreitung und Radikalisierung wokistischer Ideen fungieren. Die Mechanismen der digitalen Öffentlichkeit – von Filterblasen über Echokammern bis hin zu viralen Empörungswellen – haben maßgeblich dazu beigetragen, dass Diskussionen zunehmend emotional und weniger sachlich geführt werden.

Wir dürfen auch die psychologischen Aspekte der Hypermoralität nicht außer Acht lassen. Warum neigen Menschen dazu, komplexe Sachverhalte zu vereinfachen und in moralische Kategorien zu pressen? Welche Bedürfnisse werden durch das Gefühl befriedigt, auf der „richtigen Seite“ zu stehen? Und wie lässt sich erklären, dass gerade in einer Zeit, in der traditionelle Moralvorstellungen an Bedeutung verlieren, gleichzeitig eine neue Form des moralischen Rigorismus entsteht?

Insbesondere die Analyse der Sprache, die im Kontext des Wokismus verwendet wird, gilt es zu beachten. Wir werden untersuchen, wie Begriffe wie „Mikroaggression“, „kulturelle Aneignung“ oder "Check your privilege" funktionieren und welche Auswirkungen sie auf den gesellschaftlichen Diskurs haben. Dabei geht es auch um die Frage, inwieweit Sprache tatsächlich Realitäten schafft und verändert – eine zentrale These vieler wokistischer Ansätze.

Die Auswirkungen von Wokismus und Hypermoralität auf verschiedene gesellschaftliche Bereiche sollten in diesem Zusammenhang ebenfalls eingehend beleuchtet werden. Wie verändert sich die politische Landschaft, wenn moralische Überlegenheit zum entscheidenden Kriterium wird? Welche Folgen hat die zunehmende Politisierung für Wissenschaft und Bildung? Und wie gehen Kunst und Kultur mit den neuen Anforderungen an politische Korrektheit und Repräsentation um?

Wir dürfen in diesem Zusammenhang auch das Phänomen der Cancel Culture nicht außer Acht lassen. Gemeint ist die Praxis, Personen oder Institutionen öffentlich zu ächten und auszuschließen, die gegen die Normen des Wokismus verstoßen oder dies vermeintlich getan haben. Wir werden die Mechanismen hinter solchen Kampagnen untersuchen und die Frage stellen, welche langfristigen Folgen diese Form der sozialen Sanktionierung für eine offene und freiheitliche Gesellschaft hat.

Darüber hinaus müssen wir uns ergänzend dazu mit den Gegenreaktionen auf den Wokismus auseinandersetzen. Wie lässt sich erklären, dass in vielen westlichen Ländern konservative und rechte Bewegungen an Zulauf gewinnen, die sich explizit gegen die „Woke-Ideologie“ positionieren? Inwieweit trägt die moralische Überhöhung linksorientierter Anliegen dazu bei, jene Kräfte zu stärken, die sie eigentlich bekämpfen will?

Wir werden uns auch die Frage stellen müssen, inwieweit der Wokismus als eine Form von Ersatzreligion verstanden werden kann. In einer zunehmend säkularisierten Welt scheint er für viele Menschen eine neue Quelle von Sinn und moralischer Orientierung zu bieten. Welche Parallelen gibt es zwischen wokistischen Denkmustern und religiösen Glaubenssystemen? Und welche Gefahren birgt eine solche Quasi-Sakralisierung politischer und sozialer Anliegen?

Ungeduldige Jugendliche neigen dazu, dem sogenannten "Wokismus" zu folgen, weil sie oft eine schnelle und direkte Veränderung in der Gesellschaft suchen. Das wird ihnen in den Visionen einer linksorientierten Ideologie, die den Wokismus fördert, versprochen und in den schillerndsten Farben geschildert. In unserer Zeit, in der Informationen und Trends sich rasant über soziale Medien verbreiten, sind junge Menschen daran gewöhnt, sofortige Reaktionen und Erfolge zu sehen. Der Wokismus bietet ihnen eine Plattform, auf der sie sich aktiv für soziale Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und die Anerkennung marginalisierter Gruppen einsetzen können. Dies passt gut zu ihrem Wunsch nach unmittelbarer Wirkung und ihrer oft idealistischen Sichtweise auf die Welt. Differenzierungen und realistische Machbarkeit bleiben hierbei auf der Strecke. Die Vision einer vorgeblich gerechteren und besseren Gesellschaft und Welt werden von den führenden Kräften als Thema in den Vordergrund gestellt und nicht selten als Allheilmittel gepriesen. Dabei wird nicht selten die Realität verzerrt dargestellt oder gar ausgeblendet.

Der Konservatismus hingegen erscheint vielen Jugendlichen als zu langsam, archaisch und langweilig, da er auf Traditionen und langsame, realistisch machbare Veränderungen setzt. Konservative Ideen betonen in der Regel die Bedeutung von Beständigkeit, Kausalität, Kontinuität und die Bewahrung bestehender gesellschaftlicher Strukturen. Für junge Menschen, die sich in einer dynamischen, sich schnell verändernden Welt zurechtfinden müssen und oft den Drang verspüren, Missstände rasch zu beseitigen, wirkt diese Herangehensweise nicht attraktiv.

Sie fühlen sich vom Konservatismus meist nicht ausreichend angesprochen, weil er keine schnellen Veränderungen verspricht und ihnen dadurch zu wenig innovativ erscheint.

Zusammengefasst liegt der Reiz des Wokismus für Jugendliche in seiner Dringlichkeit und seiner Fähigkeit, schnelle Ergebnisse vorzutäuschen, deren Scheitern dann im konservativen Handeln einer Gesellschaft von „alten Leuten“ begründet liegt. Somit liefert der Wokismus, wie jede linke Tradition, sein Feindbild als Begründung für das eigene Scheitern gleich mit.

Im Verlauf des Buches werden wir gelegentlich auf konkrete Fallbeispiele zurückgreifen, um die theoretischen Überlegungen zu illustrieren und zu untermauern. Dabei werden wir sowohl national als auch international Ereignisse und Debatten in den Blick nehmen, die charakteristisch für die Auseinandersetzungen um Wokismus und Hypermoralität sind.

Unser Hauptaugenmerk soll allerdings auf die Situation in Deutschland gelegt werden. Wie manifestieren sich die beschriebenen Phänomene in der deutschen Gesellschaft? Welche spezifischen historischen und kulturellen Faktoren prägen hierzulande den Umgang mit Themen wie Identität, Diskriminierung und politische Korrektheit? Und wie unterscheidet sich die deutsche Debatte von den Diskussionen in anderen Ländern, insbesondere den USA, wo viele der wokistischen Konzepte ihren Ursprung haben?

Ich werde versuchen, die Frage zu beantworten, wie Medien und Journalismus mit den Herausforderungen umgehen, die Wokismus und Hypermoralität an sie stellen. Werden Medien ihrer Aufgabe als vierte Gewalt gerecht oder forcieren sie gar diese Bewegungen durch finanziell und politische abhängige Gebilde? Inwieweit laufen sie Gefahr, selbst Opfer solcher Bewegungen zu werden, wenn jede kritische Berichterstattung als diskriminierend oder reaktionär gebrandmarkt zu werden kann? Welche Rolle spielen Medien also bei der Verbreitung und Verstärkung moralisch aufgeladener Narrative, und wie könnten sie zu einer Versachlichung der Debatte beitragen?

Als wichtiges Thema darf nicht außer Acht gelassen werden, wie sich Wokismus und Hypermoralität auf das Verständnis von Individualität und persönlicher Verantwortung auswirken. Wie verändert sich das Menschenbild, wenn Individuen primär als Vertreter bestimmter Gruppenidentitäten wahrgenommen werden? Welche Folgen hat es für die persönliche Entwicklung Heranwachsender, wenn moralische Urteile zunehmend von der Gruppenzugehörigkeit abhängig gemacht werden? Und wie lässt sich das Ideal der individuellen Freiheit mit den kollektiven Ansprüchen des Wokismus in Einklang bringen?

Welche Auswirkung hat die ständige Angst vor moralischer Verurteilung auf Freundschaften und familiäre Beziehungen? Und wie lässt sich in einem Klima der moralischen Überhöhung noch authentische Nähe und Vertrauen aufbauen?

Mit anderen Worten, wie verändert sich der Diskurs in Familien, Vereinen und Unternehmen, wenn moralische Urteile an die Stelle sachlicher Argumente treten? Welche Folgen hat es für die politische Willensbildung, wenn bestimmte Positionen von vornherein als moralisch verwerflich gelten? Und wie können politische Institutionen mit dem Druck umgehen, sich ständig zu moralischen Fragen positionieren zu müssen?

Nicht zu unterschätzen ist der aktuelle Umgang mit unserer Geschichte und unserem kulturellen Erbe. Wie verändert sich die Geschichtsschreibung, wenn sie primär aus der Perspektive heutiger moralisierender Standards betrachtet wird? Welche Folgen hat der Umgang mit problematischen historischen Figuren und Ereignissen für das kollektive Gedächtnis einer Gesellschaft? Und wie lässt sich ein kritischer Umgang mit der Vergangenheit gestalten, ohne in einen ahistorischen Moralismus zu verfallen? Welche Chancen haben faktische und rationale Argumente im Kontext unserer Geschichte?

Ein besonderes Augenmerk gilt der Frage, wie sich Wokismus und Hypermoralität auf die Entwicklung des Rechtsstaats auswirken. Wie verändert sich das Verständnis von Recht und Gerechtigkeit, wenn moralische Urteile an die Stelle rechtlicher Normen treten? Welche Folgen hat es für die Rechtssicherheit, wenn Gesetze zunehmend nach moralischen Kriterien ausgelegt werden? Und wie können Gerichte ihre Unabhängigkeit bewahren, wenn sie unter den Druck geraten, sich moralisch zu positionieren?

In der Betrachtung dieser vielfältigen Aspekte des Wokismus und der Hypermoralität wird deutlich, dass wir es mit einem komplexen und vielschichtigen Phänomen zu tun haben, das tiefgreifende Auswirkungen auf nahezu alle Bereiche unseres privaten und gesellschaftlichen Zusammenlebens haben kann. Es wäre zu einfach, diese Entwicklungen pauschal zu verurteilen oder gar unkritisch zu bejubeln. Vielmehr gilt es, einen differenzierten Blick auf die Chancen und Risiken zu werfen, die mit dieser neuen Form der moralischen Sensibilisierung einhergehen.

Dieses Buch versteht sich als Diskussionsbeitrag zu einer notwendigen Debatte über die Zukunft unserer Gesellschaft. Es will weder eine Apologie des Status quo liefern noch eine Verurteilung progressiver Anliegen. Stattdessen möchte ich dazu einladen, einen Schritt zurückzutreten und kritisch zu reflektieren, wie wir als Gemeinschaft mit den Herausforderungen umgehen wollen, die Wokismus und Hypermoralität an uns stellen.

Es ist meine Hoffnung, dass dieses Buch dazu beiträgt, die oft hysterisch geführte Debatte zu versachlichen und einen Raum für differenzierte Positionen zu öffnen. Denn nur im respektvollen und möglichst rationalen Austausch von Argumenten können wir als Gesellschaft gemeinsam zu Lösungen finden, die diesen komplexen Herausforderungen gerecht werden.

Lassen Sie uns gemeinsam in einen Disput treten, der uns zu einem besseren Verständnis der Dynamiken führt, die unsere gegenwärtige Gesprächskultur prägen. Möge auch Ihnen dieses Buch Anregung und Inspiration sein für einen konstruktiven Dialog über die Zukunft unseres Zusammenlebens.

Was ist Wokismus und was will er?

Der Begriff "Wokismus" hat in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Karriere hingelegt und ist zu einem der umstrittensten Schlagworte in gesellschaftlichen und politischen Debatten geworden. Um dieses Phänomen zu verstehen, ist es notwendig, seine Ursprünge, Entwicklung und gegenwärtige Bedeutung näher zu betrachten.

Die Wurzeln des Wokismus liegen im afroamerikanischen Englisch, wo der Ausdruck "woke" (abgeleitet vom englischen Wort "awake", also „wach“) ursprünglich verwendet wurde, um ein geschärftes Bewusstsein für soziale Ungerechtigkeiten, insbesondere in Bezug auf Rassismus, zu beschreiben. Die Verwendung des Begriffs lässt sich bis in die 1930er Jahre zurückverfolgen, gewann aber erst in den 2010er Jahren durch die Black-Lives-Matter-Bewegung breitere Aufmerksamkeit.

Der Wokismus als soziale und politische Strömung geht jedoch über die reine Rassismusproblematik hinaus. Er umfasst inzwischen ein breites Spektrum an Themen, die mit sozialer Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und Diskriminierung zu tun haben. Dazu gehören Fragen der Geschlechtergleichstellung, LGBTQ+-Rechte, Umweltgerechtigkeit, wirtschaftliche Ungleichheit und viele andere Bereiche, in denen strukturelle Benachteiligungen vorgeblich und real wahrgenommen werden.

Ein zentrales Merkmal des Wokismus ist das Bestreben, bestehende Machtstrukturen und Privilegien kritisch zu hinterfragen und zu zerstören. Anhänger des Wokismus argumentieren, dass viele gesellschaftliche Institutionen und kulturelle Praktiken von historisch gewachsenen Ungerechtigkeiten durchdrungen sind, die es aufzudecken und zu beseitigen gilt. Dies führt oft zu Konflikten mit demokratischen und konservativen Sichtweisen und deren etablierten Strukturen.

Die Verbreitung wokistischer Ideen wurde maßgeblich durch linksorientierte politische und finanzielle Akteure, soziale Medien und digitale Plattformen begünstigt. Hashtag-Kampagnen wie #MeToo oder #BlackLivesMatter haben ursprünglich dazu beigetragen, Themen wie sexuelle Belästigung oder Polizeigewalt gegen Schwarze in den Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit zu rücken. Die Schnelligkeit und Reichweite, mit der solche Kampagnen Verbreitung finden können, hat die Art und Weise, wie gesellschaftliche Debatten geführt werden, grundlegend verändert.

Ein weiteres charakteristisches Merkmal des Wokismus ist die Betonung der individuellen Verantwortung, sich mit eigenen realen oder vorgeblichen Privilegien auseinanderzusetzen und aktiv gegen Ungerechtigkeiten einzutreten. Dies wird oft mit dem Konzept des "Ally-Seins" verbunden – der Idee, dass Angehörige vorgeblich privilegierter Gruppen eine Verpflichtung haben, marginalisierte Gruppen in ihrem Kampf für Gleichberechtigung zu unterstützen. Dabei wird übersehen, dass in demokratischen Systemen bereits alle Menschen per Gesetz und Verfassung gleiche Rechte, aber auch gleiche Pflichten haben.

Die Sprache spielt im Wokismus eine zentrale Rolle. Es gibt ein ausgeprägtes Bewusstsein dafür, wie Sprache Realitäten schaffen und perpetuieren kann. Dies führt zur Entwicklung neuer Begriffe und Ausdrucksweisen, die als inklusiver und weniger diskriminierend empfunden werden sollen. Beispiele hierfür sind die Verwendung geschlechtsneutraler Pronomen oder die Vermeidung von Begriffen, die als rassistisch oder anderweitig problematisch dargestellt werden. Zudem werden gern Begriffe mit neuen Bedeutungen belegt, was zusätzlich mögliche Diskurse erschwert.

Kritiker des Wokismus sehen in dieser Bewegung eine Bedrohung für die Meinungsfreiheit und den offenen Diskurs. Sie argumentieren, dass die starke moralische Aufladung bestimmter Themen und Begriffe zu einer Atmosphäre der Selbstzensur und zu einer Verengung des Meinungsspektrums führe. Auch wird dem Wokismus vorgeworfen, komplexe gesellschaftliche Probleme auf simplifizierende Gut-Böse-Schemata zu reduzieren und dabei wichtige Nuancen, wie zum Beispiel das Leistungsprinzip oder die Gesetze der Märkte, zu vernachlässigen.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die sogenannte "Cancel Culture", die mit dem Wokismus in Verbindung gebracht werden kann. Dabei geht es um die Praxis, Personen oder Institutionen, die gegen die Prinzipien des Wokismus verstoßen haben, öffentlich zu ächten und sozial oder wirtschaftlich zu sanktionieren. Kritiker sehen darin eine Form der Mob-Justiz, die rechtsstaatliche und demokratische Prinzipien untergräbt und zu einem Klima der Angst und Konformität führt.

Befürworter des Wokismus hingegen argumentieren, dass diese Kritik oft von denjenigen komme, die ihre eigenen Privilegien nicht aufgeben wollen. Sie sehen in der Bewegung eine notwendige Korrektur historischer Ungerechtigkeiten und ein Mittel, um eine gerechtere und inklusivere Gesellschaft zu schaffen. Das erweckt den Eindruck linker und kommunistischer Ideologien, wie der Gleichmacherei zuungunsten des Leistungsprinzips. Gleichzeitig verhindert der woke rückwärtsgerichtete Blick einen konstruktiven Umgang mit der Gegenwart und Zukunft für die Gesellschaft.

Die Auswirkungen des Wokismus sind in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens spürbar. In der Politik hat er zu einer verstärkten Fokussierung auf Themen der sozialen Gerechtigkeit geführt und traditionelle Links-Mitte-Rechts-Schemata aufgebrochen. Viele Unternehmen haben Diversitäts- und Inklusionsinitiativen gestartet, um als "woke" zu gelten und potenzielle Kritik abzuwenden. In der Kultur- und Unterhaltungsindustrie gibt es verstärkte Bemühungen um diverse Repräsentation und die Unterbindung sogenannter stereotyper Darstellungen in der Öffentlichkeit.

Ein wichtiger Aspekt des Wokismus ist die Intersektionalität – die Idee, dass verschiedene Formen der Diskriminierung und Unterdrückung miteinander verwoben sind und nicht isoliert betrachtet werden können. Dieses Konzept, das ursprünglich von der Rechtswissenschaftlerin Kimberlé Crenshaw entwickelt wurde, hat dazu beigetragen, die Komplexität von Identitäten und Diskriminierungserfahrungen massiver in alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens zu tragen und die Gesellschaft einer Umstrukturierung zu unterwerfen. Somit scheint es mittlerweile unmöglich zu sein, bestimmte Gruppierungen oder Individuen rational zu kritisieren oder zu hinterfragen. Während andere Personen per se bereits schuldig sind, sei es durch den Zufall der Geburt oder weil sie zu den Leistungsträgern in der Gesellschaft gehören.

Die intersektionale Perspektive betont, dass Menschen oft mehreren marginalisierten Gruppen gleichzeitig angehören können und daher mit spezifischen, sich überschneidenden Formen der Benachteiligung konfrontiert sind. Beispielsweise kann eine schwarze Frau sowohl mit Rassismus als auch mit Sexismus konfrontiert sein, wobei sich diese Erfahrungen auf eine Weise überlagern, die sich von den Erfahrungen weißer Frauen oder schwarzer Männer unterscheidet. Diese Zersplitterung von bisher existenten möglichen Interessengruppen, wie z. B. "schwarzen Menschenrechtlern" oder „Frauenrechtsbewegungen“ führt dazu, dass eine Organisierung realer politischer Ziele in der bisherigen Form zerschlagen und handlungsunfähig werden.

Diese Sichtweise hat zu einer wenig zielführenden Betrachtung von vorgeblichen Privilegien oder Benachteiligungen geführt. Im wokistischen Denken wird oft von einem „Privilegien-Check“ gesprochen – der Aufforderung, sich der eigenen gesellschaftlichen Position und der damit verbundenen Vorteile bewusst zu werden. Dies kann zu komplexen und manchmal schwierigen Diskussionen führen, da Privilegien oft relativ und kontextabhängig, wie zum Beispiel von erbrachten Leistungen, sind.

Dabei muss jedem klar sein, dass gleiche Bildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten, nicht automatisch zu gleichen Ergebnissen und Lebenswegen führen. Die vom Wokismus angestrebte Gleichmacherei beabsichtigt also, die Prinzipien von Leistung und den daraus entstehenden Privilegien infrage zu stellen. Dabei darf, nach meiner Auffassung, nicht außer Acht gelassen werden, dass linke Strömungen immer auch privilegierte Eliten hervorbrachten.

Ein weiteres zentrales Konzept des Wokismus ist die Idee einer „strukturellen“ oder „systemischen“ Diskriminierung. Diesem Gedanken zufolge sind Vorurteile und Benachteiligungen nicht nur das Ergebnis individueller Handlungen, sondern tief in gesellschaftlichen Strukturen, Institutionen und kulturellen Praktiken verankert. Diese Sichtweise führt zu der Forderung nach umfassenden, systemischen Veränderungen, die über individuelle Verhaltensänderungen hinausgehen. Diese Ideen stellen klar die demokratischen und freiheitlichen Ideen unserer Gesellschaft infrage und bedrohen diese. Das vorgebliche Recht zum Sturz der bestehenden Ordnung leitet der Wokismus selbstverständlich aus seiner moralischen Überlegenheit ab, ohne zu bemerken, dass er sich so selbst Privilegien zugesteht, die er anderen Gruppen eindeutig abspricht.

Die Forderung nach strukturellen Veränderungen hat in vielen Bereichen zu Kontroversen geführt. In der Wirtschaft etwa, gibt es Debatten über Quoten und positive Diskriminierung als Mittel zur Förderung von Diversität. Dabei werden qualitative Aspekte bei der Mitarbeiterwahl hinten angestellt oder ad absurdum geführt. Im Bildungssystem wird über die Notwendigkeit diskutiert, Curricula und Lehrmethoden grundlegend zu überarbeiten, um woke Perspektiven besser zu berücksichtigen. Jede Form der Leistungsbewertung oder des schulischen Wettbewerbs wird als Diskriminierung deklariert. Wobei außer Acht gelassen wird, dass dies zum Verlust der Leistungs- und Lernbereitschaft bei den Kindern führt. Bereits jetzt sind erste Folgen dafür im Bildungsstand festellbar.