Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Österreichisch ist Deutsch und doch nicht Deutsch, weil es eben Österreichisch ist. Die daraus resultierenden Unklarheiten beseitigt diese Wörterbuch mit allem gebotenen Witz. Nicht zuletzt ist dieses Wörterbuch auch ein Psychogramm: denn die Seele eines Landes offenbart sich ja nicht zuletzt darin, wofür man Worte findet und worüber man sie verliert. Hier zeichnen sich drei entscheidende Themenkreis ab, die den Österreich scheinbar mehr bewegen als alles andere: die unterschiedlichsten Grade der Alkoholisierung, die diversen Formen geistiger Demenz und die vielfältigen Aspekte weiblicher Widerwärtigkeit. Tu felix Austria!
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 42
Veröffentlichungsjahr: 2011
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
zusammengestellt vonAstrid Wintersbergerunter beratender Mitarbeit vonH. C. Artmann
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek:
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische
Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
www.residenzverlag.at
20. Auflage
© 1995 Residenz Verlag
im Niederösterreichischen Pressehaus
Druck- und Verlagsgesellschaft mbH
St. Pölten – Salzburg
Alle Urheber- und Leistungsschutzrechte vorbehalten.
Keine unerlaubte Vervielfältigung!
ISBN ePub:
978-3-7017-4239-4
ISBN Printausgabe:
978-3-7017-0963-2
Österreich, sagt man, sei insofern ein glückliches Land, als die Leute hier Deutsch sprechen und trotzdem keine Preußen sind. Ersteres wird uns aber gerne abgesprochen, klingt doch, was wir hier von uns geben, schlampig hingenuschelt im Gegensatz zur gehobenen Rede, die unsere Nachbarn führen. Wir warten vergeblich auf Austauschschüler, denn die sollen ja ordentliches Deutsch lernen, nicht irgendeinen urigen Dialekt, und die Redakteure spitzen den Rotstift über den Werken „öst’rreichischer“ Autoren und ersetzen gewissenhaft jeden „Sessel“ durch einen „Stuhl“ und jeden „Kasten“ durch einen „Schrank“.
Der deutsche Mensch lächelt gnädig, wenn ihm in gelöster Urlaubsstimmung aus dem Mund eines trachtenbehüteten Originals Schwerverständliches entgegentönt, aber in der Sprache der Literatur fallen ihm jene austriakischen Kuriositäten, die vom Lektorat aus mangelnder Aufmerksamkeit oder patriotischem Eigensinn nicht bereinigt wurden, mitunter recht unangenehm auf. Da wird dann doch eine allgemeinverbindlichere Tonart erwartet; denn woher soll der deutsche Mensch zum Beispiel wissen, daß das, was spätestens eine Woche nach dem letzten Staubsaugen durch die Wohnung läuft, keine seltene Amphibienart ist, sondern, wie Duden sagt, „zusammengeballter, mit Fasern durchsetzter Staub (österr. ugs.: Lurch)“?
Es gilt also, dem nicht ganz so Kundigen auf die Sprünge zu helfen, indem man ihm ein Wörterbuch in die Hand gibt, das er immer bei sich führen kann, wenn er mit den Eingeborenen dieses Landes zusammentrifft – entweder um sich in einer unassimilierten Gaststätte die Speisekarte auszudeutschen oder um in den Dschungel des literarischen Wildwuchses vorzudringen –, ein Beitrag zur Völkerverständigung im „Westentaschlformat“ sozusagen; den anderen aber, die, ohne mit der Wimper zu zucken, das Wort „Powidldatschgerl“ herausbuchstabieren und angesichts der Aufforderung, sich brausen zu gehen, gar nicht erst auf den Gedanken kommen, es könnte eine Dusche angesagt sein, sei bei der Lektüre der gefladerten (zusammengeklauten) und selbsterfundenen Übersetzungen viel Vergnügen gewünscht.
Auch mancher Österreicher wird auf Töne stoßen, die ihm nicht recht vertraut klingen, zumal es die Gerechtigkeit gegenüber unseren Vorarlberger Landsleuten verlangte, den einen oder anderen alemannischen Ausdruck aufzunehmen.
Darüber hinaus ist solch ein Wörterbuch auch ein Psychogramm: denn die Seele eines Landes offenbart sich ja nicht zuletzt darin, wofür man Worte findet und worüber man sie verliert. Hier zeichnen sich drei entscheidende Themenkreise ab, die den Österreicher scheinbar mehr bewegen als alles andere: die unterschiedlichsten Grade der Alkoholisierung, die diversen Formen geistiger Demenz und die vielfältigen Aspekte weiblicher Widerwärtigkeit. Tu felix Austria!
abbeindln: das Leben nehmen
abbrannt: sonnengebräunt; pleite
abbrocken (brocken): pflücken; festnehmen
abdraht: falsch, hinterlistig
abfiesln (abkiefeln): abnagen
abfretten, sich: sich abmühen
abgellen: abprallen
abgoschn: mit Maulschellen traktieren
abgwichst: schlau, verschlagen
abidrahn: jmdn. übervorteilen, ihn vom hohen Roß stürzen
abizahrn: durch Unlust bedingtes ineffizientes Arbeiten
abkragln: erwürgen
ableiben: sterben
abpaschen: sich aus dem Staub machen
abrebeln: Beeren von der Traube pflücken
abschasseln: abwimmeln, kurz abfertigen (frz. chasser: verjagen)
Abschnitzl: Abfall, der beim Schnitzen und Schneiden zurückbleibt
abstrudln, sich: sich abmühen
abtatschkern, abtatscheln: kosend über die Wangen oder andere Körperteile streichen, tätscheln (kann als sexuelle Belästigung empfunden werden)
abtödeln: verwelken, absterben
abtreiben: Teig schaumig rühren
abzuzeln: mit heftigen Saugbewegungen ablecken
acheln: essen (hebr. achol)
Adabei: einer, der keinen gesellschaftlichen Anlaß ausläßt
adeln: auf dem Feld Dung ausbringen
Affn: an A. haben: einen gewaltigen Rausch haben
Agazebam: Akazie, Robinie
Agrasel: Stachelbeere
ahgähds: anfang(s), zuerst (vbg.)
Ahnl: Vorfahre; daher:
Ahnlvertilgung: gewaltsame Beseitigung von nicht ablebenswilligen älteren Verwandten
Aichtl (Eichtl, Neichtl): ein wenig, eine Weile
Alpendollar: Schilling
Alzerl (Äuzerl): ein winziges bißchen
Amtskappel: Dienstmütze, Zeichen beamteter Autorität
anbandln: Kontaktaufnahme zwecks Einleitung eines Liebesverhältnisses oder einer Schlägerei
anblasn: beschwipst
anbumsen: anstoßen; eine Ledige schwängern
andipplt: betrunken
andudlt: durch übermäßigen Alkoholkonsum etwas beeinträchtigt
anfäuln: anwidern
angehn: auf die Nerven gehen
angflaschlt: besoffen
anglahnt: jmdn. a. lassen: ihm den Laufpaß geben, ihn auf sich gestellt lassen, ihn nicht beachten
angstraat: unzurechnungsfähig (meist aufgrund von Trunkenheit)
anhauen: sich anstoßen; jmdn. anpumpen; anfragen; ausgiebig speisen
anhiasln: anstreichen; jmdn. betrunken machen (rotw. Hiesel: Schminke)
anlassig: zudringlich, zu flüchtigen Liebesabenteuern aufgelegt (steir. anlässig: nach dem Stier verlangend)
anmachig: gefällig, appetitlich (vbg.)
anpelzen: schwängern
anreiden: im Schlaf reden; einen aufhetzen
anschledern, sich: viel (Wasser) trinken
anschlerfen, sich: sich beim Essen mit Speise beschmutzen
anschnarzen: jmdn. grob anreden
Anserschmäh (Einserschmäh): besonders gefinkelter und daher bevorzugter Trick
antampelt, antrommelt, antrappelt,
antostet: etwas geistesschwach
antschechert: betrunken
anzahrn: sich ins Zeug legen, rasch weitermachen
aper: von Winterschnee befreit
Aracht: Arbeit
Armutschkerl: armes, bedauernswertes Geschöpf
arretieren: festnehmen (frz. arrèter)
Arschhadern: Windel in der Vor-Pampers-Zeit
arschig: nichts wert
Arschknödel (Knödelreiter): Stoß mit dem Knie in den Hintern eines Mitmenschen
Arschkräuler: Speichellecker
a(r)schling(s): rückwärts, verkehrt
Aschanti: Erdnuß (nach dem afrik. Volk der Aschanti)
asen: ungestüm
assentieren: zum Heeresdienst mustern
aufblattln: stürzen; jmdn. bloßstellen
aufdrahn: sich in Szene setzen
aufficken, sich: sich wundreiben
aufganserln: aufstacheln, erregen
aufgramst: übermütig
aufhussen: aufhetzen
auf ja und nein: plötzlich
aufjucken: aufspringen
auflegen: