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Björn Bourry

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Beschreibung

In nicht allzu ferner Zukunft werden Kinder vor ihrer Geburt genetisch optimiert. Keine Erbkrankheiten, keine körperlichen Defizite sollen ihrem Glück im Weg stehen. Doch in einer Welt in der alle gleich sind, wird jemand, der anders ist, zu etwas ganz Besonderem.

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Seitenzahl: 23

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Inhaltsverzeichnis

Wunschkinder

Impressum

Wunschkinder

Die Sonnenstrahlen brannten auf die Erde herab. Noah ächzte vor Anstrengung, der Schweiß rann seinen Rücken hinunter und durchtränkte sein T-Shirt. Dreißig Grad im Schatten. Im Februar. Und er musste in die Schule gehen. Warum konnten sie ihnen keinen Heimunterricht geben? Ob die Schüler nun in realen oder virtuellen Klassenzimmern saßen, machte schließlich keinen Unterschied. Es war reine Willkür. Den Kindern und Jugendlichen sollte der Realitätsbezug mit allen Vor- und Nachteilen erhalten bleiben. In anderen Ländern Eurasiens hielt die Gesellschaft nicht derart krampfhaft an veralteten Methoden fest, wie Noah von seinem großen Bruder Kai erfahren hatte, der schon viel in der Welt herumgekommen war und als Entwicklungshelfer in den USA arbeitete. Noah bewunderte Kai, für sein ungewöhnliches Leben. Denn es war nicht einfach, sich von der Masse abzuheben. Harte Arbeit, Leistungsbereitschaft und Hingabe für die eigenen Ziele waren unerlässlich. Denn Talent, Veranlagung und Herkunft zählten nicht viel. Schließlich besaßen jeder Junge und jedes Mädchen die gleichen Startvoraussetzungen.   Sie alle fingen mit einem Jahr an zu laufen, zu sprechen und höhere Intelligenz zu entwickeln. Auch Noah würde mit sechszehn seinen letzten vorgesehenen Wachstumsschub durchmachen – auf den Tag genau festgelegt. Seine körperliche und geistige Entwicklung waren das Ergebnis der genetischen Optimierung, der größten Errungenschaft in der Geschichte der Wissenschaft, die seit Generationen verfeinert wurde. Noahs Kinder würden besser sein als er, genau wie Noah besser war als seine Eltern. Sie wollten es so. Der makellose Start in das perfekte Leben -  ohne Komplikationen oder unnötige Risiken.   Es gab keine Familie, die sich eine Optimierung nicht hätte leisten können. Eine Bevorzugung der Reichen oder einer Elite fand nicht statt. Das hätte nur Spannungen und Missgunst hervorgerufen. Jene Ursachen, die in früheren Zeiten zu massiven wirtschaftlichen und sozialen Unruhen geführt hatten. Die Vermögen der Reichen waren immer weiter angewachsen und schließlich hatten sie versucht, sich nicht nur gesellschaftlich sondern auch genetisch abzusetzen. Die einfache Bevölkerung wollten sie mit Parolen wie der „Heiligkeit des Lebens“ oder der „Göttlichen Schöpfung“ blenden, die zu endlosen Scheindebatten geführt hatten und den Mächtigen einen Zeitvorsprung verschaffen sollten. Ein vergebliches Manöver. Sie waren gescheitert.   Das starke soziale Gespür, das im Erbgut von Noahs Generation und deren Nachkommen fest verankert war, war eine Lektion der Geschichte. Sie alle waren gleich.   Noah bog um die Ecke und erblickte in der Ferne seine Schule. Es war ein riesiger, antik anmutender Betonbau, der bereits durch sein Äußeres seine Funktion als bloße Verwahrstation offenbarte. Acht Stunden erzwungener Aufenthalt in rein zweckmäßigen Räumen. Noah litt unter dem Unglück der frühen Geburt. Wäre er nur ein Jahrzehnt später geboren, hätte ihm das die lästige Pflicht des gemeinsamen Schulbesuchs erspart. In naher Zukunft würde man das überkommene Ritual abschaffen, dessen war er sich sicher.   Vor der Schule hatte sich eine Menschentraube aus Mädchen und Jungen in ihren roten Uniformen gebildet. Sie waren alle hochgewachsen, besaßen eine perfekte Körperhaltung und dichtes, braunes Haar. Ihre Eltern waren mit der Zeit gegangen. Einige Jahre zuvor hatte noch Blond im Trend gelegen.   Noah gesellte sich zu den Anderen, die aufgeregt vor dem Schultor ausharrten.