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Dick und Nicole Diver sind ein glamouröses Paar, das eine Villa an der Côte d’Azur gemietet hat und sich mit einer Gruppe von amerikanischen Auswanderern umgibt. Rosemary Hoyt, eine 17-jährige Schauspielerin, und ihre Mutter wohnen in einem nahe gelegenen Resort. Rosemary verliebt sich in Dick und freundet sich mit Nicole an. Rosemary spürt, dass mit dem Paar etwas nicht stimmt, und ihr Verdacht wird bestätigt, als ein anderer Partygast, Violet McKisco, berichtet, dass sie Zeuge von Nicoles Nervenzusammenbruch in einem Badezimmer wurde… In dem Maße, in dem Dick sich Rosemary nähert, zerbricht er das empfindliche Gefüge seiner Ehe und bringt sowohl Nicole als auch sich selbst auf einen gefährlichen Weg. In diesem gefeierten halb-autobiografischen Werk erforscht F. Scott Fitzgerald die Zerstörungskraft von intimen Beziehungen in einem Roman, der die Höhen und Tiefen des Jazz-Zeitalters einfängt – ein Zeitalter des Idealismus und der zerbrochenen Träume. „Zärtlich ist die Nacht” ist eine vernichtende Kritik am Materialismus und an der Heuchelei der Goldenen Zwanziger Jahre und eine ergreifende und einfühlsame Schilderung einer persönlichen Tragödie und Desillusionierung. Dies ist der erste von insgesamt drei Bänden.
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ROMAN
IN DREI BÄNDEN
BAND EINS
AUS DEM AMERIKANISCHEN
ÜBERTRAGEN VON
GRETE RAMBACH
TITEL DES ORIGINALS:
»TENDER IS THE NIGHT«
FürGerald und Sara
Already with thee! tender is the night,
But here there is no light,Save what from heaven is with the breezes blownThrough verdurous glooms and winding mossy ways.
Ode to a Nightingale
ZÄRTLICH IST DIE NACHT wurde im amerikanischen Original zuerst veröffentlicht von Charles Scribner´s Sons, New York 1934.
Diese Ausgabe wurde aufbereitet und herausgegeben von
© apebook Verlag, Essen (Germany)
www.apebook.de
1. Auflage 2023
V 1.0
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.d-nb.de abrufbar.
Band Eins
ISBN 978-3-96130-563-6
Buchgestaltung: SKRIPTART, www.skriptart.de
Books made in Germany with
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F. SCOTT FITZGERALD
ZÄRTLICH IST DIE NACHT
BAND EINS | BAND ZWEI | BAND DREI
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Inhaltsverzeichnis
Zärtlich ist die Nacht. Band Eins
Impressum
Erstes Buch
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
Eine kleine Bitte
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Zu guter Letzt
Im Frühling 1917, als Doktor Richard Diver zum erstenmal nach Zürich kam, war er sechsundzwanzig Jahre alt, ein schönes Alter für einen Mann, ja eigentlich der Höhepunkt der Junggesellenjahre. Selbst während des Krieges war es ein schönes Alter für Dick, der bereits zu wertvoll war und eine zu große Kapitalsanlage darstellte, um als Kanonenfutter zu dienen. In späteren Jahren wollte es ihm scheinen, als sei er auch aus dieser Freistatt nicht leichten Kaufes davongekommen, doch wurde er sich über diesen Punkt nie ganz schlüssig – 1917 lachte er über diesen Gedanken und sagte zu seiner Entschuldigung, der Krieg berühre ihn überhaupt nicht. Die Verfügung seiner örtlichen Behörde lautete dahin, daß er sein Studium in Zürich beenden und promovieren solle, wie er es vorhatte.
Die Schweiz war eine Insel, auf der einen Seite von den donnernden Wogen bei Goertz, auf der anderen von der Brandung an der Somme und der Aisne umtobt. Vorläufig schienen sich mehr interessante Fremde als Kranke in den Kantonen aufzuhalten, doch war das lediglich eine Vermutung – die Männer, die in den kleinen Cafés in Bern und Genf miteinander flüsterten, konnten ebensogut Diamantenhändler oder Geschäftsreisende sein. Jeder indessen hatte die langen Züge mit Blinden, Einbeinigen und Sterbenden gesehen, die zwischen den glitzernden Seen von Konstanz und Neuchâtel aneinander vorbeifuhren. In Bierhallen und Schaufenstern hingen bunte Plakate, auf denen gezeigt wurde, wie die Schweizer 1914 ihre Grenzen verteidigten; Kampfgeist atmende junge und alte Männer starrten von den Bergen auf Franzosen und Deutsche hinab, die nur in ihrer Vorstellung existierten; der Zweck dieser Plakate war, dem schweizerischen Herzen die Gewißheit zu geben, daß es an dem allgemeinen Kampfrausch jener Tage teilhatte. Als das Morden anhielt, verblichen die Plakate, und kein Land war überraschter als die Schwesterrepublik, als die Vereinigten Staaten in den Krieg eintraten.
Doktor Diver hatte bis dahin den Krieg nur am Rande erlebt. 1914 war er ein Oxford Rhodes-Student aus Connecticut. Er kehrte nach Hause zurück, um das letzte Jahr in John Hopkins zu studieren, wo er promovierte. 1916 ging er nach Wien, aus dem Gefühl heraus, der große Freud könne, wenn er sich nicht beeile, eventuell einer Fliegerbombe zum Opfer fallen. Damals schon war Wien eine tote Stadt, aber es gelang ihm, genügend Kohle und Petroleum aufzutreiben, um in seinem Zimmer in der Damenstiftsgasse zu sitzen und an den Broschüren zu schreiben, die er später vernichtete, die jedoch, als er sie von neuem schrieb, das Gerüst zu dem Buch bildeten, das er 1920 in Zürich veröffentlichte.
Die meisten von uns haben eine Zeit in ihrem Leben, die ihnen besonders lieb ist und besonders heroisch erscheint; für Dick Diver war es diese Zeit. Schon darum, weil er keine Ahnung hatte, daß er bezaubernd war, daß die Zuneigung, die er gab und hervorrief, unter gesunden Menschen ungewöhnlich ist. In seinem letzten Jahr in New Haven nannte ihn jemand gesprächsweise »Dick im Glück« – der Name ging ihm nicht aus dem Kopf.
»Dick im Glück, du alter Döskopp«, flüsterte er sich zu, wenn er vor dem letzten brennenden Holzscheit in seinem Zimmer auf und nieder ging. »Du hast das Glück beim Schopf gefaßt. Niemand wußte etwas davon, bevor du kamst.«
Zu Beginn des Jahres 1917, als es schwierig wurde, Kohlen zu bekommen, benutzte Dick als Heizmaterial fast hundert Lehrbücher, die sich bei ihm angesammelt hatten, und bei jedem einzelnen, das er den Flammen überantwortete, freute er sich innerlich über die Feststellung, daß er selbst einen Auszug dessen darstellte, was die Bücher enthielten, und daß er es fünf Jahre später zusammenfassend würde wiedergeben können, sofern sich eine Wiedergabe lohnte. Dies setzte er durch manche Stunde fort, wenn nötig mit einem Teppich um die Schultern, durchtränkt vom sanften Seelenfrieden des Studierenden, der von allen Dingen der Welt dem himmlischen Frieden am nächsten kommt. Doch sollte er, wie nun gezeigt werden wird, ein Ende haben.
Daß er noch eine Zeitlang vorhielt, verdankte er seinem Körper, den er in New Haven beim Rundlauf und jetzt durch das Schwimmen in der winterlich kalten Donau gestählt hatte. Mit Elkins, dem zweiten Sekretär der Gesandtschaft, teilte er sein Zimmer, zwei hübsche Mädchen besuchten sie zuweilen – doch war weder von ihnen noch von der Gesandtschaft zuviel zu spüren. Die Berührung mit Ed Elkins weckte in ihm zum erstenmal schwache Zweifel am Wert seines eigenen Denkens; er konnte nicht sehen, daß es sich grundlegend von Elkins' Art zu denken unterschied – Elkins, der alle New Havener Außen- und Mittelläufer der letzten dreißig Jahre namentlich aufzählen konnte.
»– Und, ›Dick im Glück‹ kann nicht einer von diesen schlauen Burschen sein; er muß weniger intakt sein, einen kleinen Knacks haben. Und wenn's das Leben nicht für ihn tut, ist es auch kein Ersatz, sich eine Krankheit, ein gebrochenes Herz oder einen Minderwertigkeitskomplex zu holen, obwohl es hübsch sein muß, an etwas Zerbrochenem herumzudoktern, bis es besser ist als die ursprüngliche Form.«