Zehn gute Jahre Teil 6 - Friedrich Haugg - E-Book

Zehn gute Jahre Teil 6 E-Book

Friedrich Haugg

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Beschreibung

Vor kurzer Zeit, als Ihre Eltern jung waren (oder Ihre Großeltern), galt Fliegen noch als Menschheitstraum für Wagemutige. Niemand wusste, dass der größte Technologiesprung der Geschichte bevorstand. Er wurde von einer Wissenschafts- und Ingenieurelite geschaffen, vielfach verstärkt für die Zwecke eines verbrecherischen Krieges. Alles, was wir heute so selbstverständlich nutzen hat da seinen Ursprung. Fritz Kleins Alltag ist wie der seit Generationen. Aber Auto, Telefon, Radio, Kühlschrank, Kino, bald sogar vom Sofa aus, und vor allem Flugzeuge lassen eine völlig neue Lebensweise ahnen. Gemeinsam mit Eva, seiner ersten und wahren Liebe genießt er ein Deutschland, in dem es nach der Not und der unfähigen Demokratie steil aufwärts geht. Jeder hat Arbeit, alle sind gleich und ziehen an einem Strang. Nie war die Zukunft besser. Teil 6 Verwirrung: Nie hätte Fritz Klein gedacht, in so eine Situation zu geraten. Als er nach seinem Abschuss und seiner Verwundung in den Stab nach München versetzt wird, lernt er den Krieg in der Heimatfront kennen. Er hält das nicht lange aus und meldet sich zur Ausbildung als Jagdflieger an.

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Seitenzahl: 457

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhaltsverzeichnis
Kap. 31 München
Kap. 32 Fürth 1

Friedrich Haugg

Zehn gute Jahre – Teil 6

Verwirrung

Über Friedrich Haugg

Friedrich Haugg, geboren 1945, ist Diplom-Mathematiker und Ex - Manager. Er hat 25 Jahre in der Luft- und Raumfahrtindustrie gearbeitet und den Umgang mit Computern von der Pike auf gelernt. Nach der Veröffentlichung von fünf Sach- und Fachbüchern bei Hanser und Franzis und von Softwareprogrammen für das Gehirntraining bei United Soft Media hat er beschlossen, sich zum Schreiben von Romanen zu begeben, um zu unterhalten, aber auch um die Ambivalenz der Menschen im Umgang mit der rasanten Technologieentwicklung zum Thema zu machen.

Von Friedrich Haugg sind folgende Romane erschienen:

Das schmale Fenster - Ein Thriller über die Pharmaindustrie,ISBN 9783844253658

Fortschritt - Ein Thriller über die Überwachungsindustrie,ISBN 9783844290356

Mehr unter www.haugg.peds.de

Über Zehn gute Jahre

Vor kurzer Zeit, als Ihre Eltern jung waren (oder Ihre Großeltern), galt Fliegen noch als Menschheitstraum für Wagemutige. Niemand wusste, dass der größte Technologiesprung der Geschichte bevorstand. Er wurde von einer Wissenschafts- und Ingenieurelite geschaffen, vielfach verstärkt für die Zwecke eines verbrecherischen Krieges. Alles, was wir heute so selbstverständlich nutzen hat da seinen Ursprung.

Erleben Sie diese aufregende Zeit und verstehen Sie ganz nebenbei die Technik, die die Welt veränderte.

Fritz Klein gab es wirklich unter anderem Namen. Er stammt aus einer bürgerlichen Bildungsfamilie, sieht gut aus, ist tolerant und bei den zunehmend emanzipierten Frauen sehr beliebt. Vor allem aber ist er Jagdflieger, den Superstars von damals.

Als junger Lehrer sitzt er neben seiner ersten großen Liebe Eva auf einer warmen, duftenden Bergwiese und bewundert einen majestätisch kreisenden Adler. 'Apila non captat muscas', bezieht er auf sich. Er entkommt den Intrigen kleingeistiger Parteifunktionäre und erfüllt sich seinen Traum vom Fliegen, indem er in die neue, schillernde Luftwaffe eintritt. Dass er dazu erst einmal Soldat werden muss, nimmt er in Kauf.

Der Krieg überrascht ihn, weil der Führer doch keinen Krieg wollte. Die Abenteuer werden lebensgefährlich. Die Verbohrtheit seiner näheren Umgebung nimmt er mit Humor, Berichte von fernen Gräueltaten hält er für wenig glaubhaft. Gegen aufkommende Erschöpfung und Depression hilft die Göring – Schokolade. Die Amphetamine haben fatale Wirkungen. Aber sie helfen ihm, sich übermütig immer wieder aufs Neue in scheinbar ausweglose Situationen zu stürzen.

Für Teile dieses Buchs, das auf Erzählungen, alten Dokumenten und Bildern meines Vaters basiert, wäre ich noch vor kurzer Zeit in Deutschland und heute noch an anderen Orten von der Obrigkeit erschossen, von der Kirche exkommuniziert und verbrannt oder vom aufgebrachten Mob gelyncht worden.

Heute sorgt es für keinerlei Erregung, was übrigens für die Verkaufszahlen ungünstig ist.

Vorsorglich distanziere ich mich aber von den Ansichten des Helden aufs Entschiedenste. Man kann nie wissen.

Aufgrund der großen Seitenzahl habe ich den Roman in sieben Teile zerlegen müssen. Sie sind aber nicht als unabhängige Bücher zu verstehen.

Teil 1: Friedliche Zeiten

Teil 2: Der Rausch des Fliegens

Teil 3: Privilegiert

Teil 4: Nordlicht

Teil 5: Afrika

Teil 6: Verwirrung

Teil 7: Auflösung

Über Teil 6: Verwirrung

„Es war meine selbstverständliche...“

„Reden sie keinen Stuss, Leutnant Klein. Sie haben mir das Leben gerettet. Seit wann können Flieger so gut schießen? Genau in die Stirn.“

„Mit der Pistole habe ich bisher noch nie etwas getroffen.“

„Sie drücken damit aus, dass sie genauso gut mich hätten treffen können?“

„Das ist korrekt, Herr Oberst.“

„Sie sehen mich sprachlos.“

„Die Gestapo hätte den Mann auf jeden Fall umgebracht. Ich hatte nur die Wahl zwischen einem oder zwei Toten.“

„Sie sind vollkommen verrückt. Hätte ich ihnen nie zugetraut, so harmlos wie sie immer wirken. Setzen sie sich. Gudrun, bringen sie uns zwei Goldwasser. Haben sie das Glänzen in ihren Augen gesehen? Sie sind jetzt ihr Held.“

„Ich will wieder fliegen, Herr Oberst.“

Nie hätte Fritz Klein gedacht, in so eine Situation zu geraten. Als er nach seinem Abschuss und seiner Verwundung in den Stab nach München versetzt wird, lernt er den Krieg in der Heimatfront kennen. Er hält das nicht lange aus und meldet sich zur Ausbildung als Jagdflieger an.

Impressum

Ungekürzte Ausgabe

August 2020

Texte:© copyright by Friedrich Haugg

Umschlaggestaltung: © copyright by Friedrich Haugg

Verlag:

Friedrich Haugg

Jägerstraße 3

82347 Bernried

[email protected]

Druck und Vertrieb:

epubli - ein Service der neopubli GmbH, Berlin

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung und Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlages zulässig. Das gilt insbesondere für Übersetzungen, die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie für das öffentliche Zugänglichmachen z.B. über das Internet.

Friedrich Haugg

Zehn gute Jahre

Teil 6

Verwirrung

Biografischer Roman

für Katharina,

und

für Yvonne,

die ihren Großvater

nicht kennengelernt hat.

'Wenn man eine große Lüge erzählt und sie oft genug wiederholt, dann werden die Leute sie am Ende glauben.

Man kann die Lüge so lange behaupten, wie es dem Staat gelingt, die Menschen von den politischen, wirtschaftlichen und militärischen Konsequenzen der Lüge abzuschirmen.

Deshalb ist es von lebenswichtiger Bedeutung für den Staat, seine gesamte Macht für die Unterdrückung abweichender Meinungen einzusetzen.

Die Wahrheit ist der Todfeind der Lüge und daher ist die Wahrheit der größte Feind des Staates.' (Joseph Goebbels)

Kap. 31 München

Und jetzt? Erst einmal frühstücken. Lange und in Ruhe. Hier am Hauptbahnhof? Nein, da habe ich besseres verdient. Das Café im Königshof am Stachus. Er schleifte seinen Sack zum Schalter der Gepäckaufbewahrung.

„Wie lange, der Herr Soldat?“

„Zwei Stunden. Mehr nicht.“

„Zehn Pfennig, der Herr.“

So viel Geld hatte er. Gerade noch. Zusammen mit feinem Sand in der Geldbörse. Von dem hätte ich mir als Andenken eine Tüte mitbringen sollen. Mist, zum ordentlichen Frühstück in der Großstadt wird es nicht reichen. Wie war das doch gleich in der Zivilisation? Geld hat die Bank. Eine Filiale meiner Vereinsbank? Wird es doch überall geben.

Die Menschen gingen geschäftig ihren Vorhaben nach, als ob es keinen Krieg gäbe. Sie hörten nur die schaurigen Nachrichten im Radio, weil sie das mussten oder besuchten das Lichtspielhaus, in denen vor dem Film die Wochenschau mit bewegten authentischen Bildern von allen Fronten, an denen wir tätig sind, abgespielt wurde. Diese Kriegsberichterstatter sind schon kühne Leute. Immer ganz vorne mit dabei, um den wirklich echten Krieg vor die gepolsterten Stühle zu bringen. Würden die auch einen Film abliefern, in dem deutsche Soldaten getötet werden? Sollten sie eher nicht. Also alles gestellt. Tote und verletzte deutsche Helden würden die Kampfmoral der Heimatfront schwächen. Heimatfront. So ein absurder Begriff, wenn ich die vergnügten Menschen hier sehe.

Ah. Hier steht es: Vereinsbank München.

„Grüß Gott, Herr Soldat. Womit kann ich dienen?“

„Grüß Gott, auch. Ich bräuchte ein wenig Geld.“

„Ja, ja. Das geht vielen so. Und da kommen sie zu uns? Was ist mit ihrem Wehrsold?“

„Eben. Der müsste hier bei ihnen gut aufgehoben sein.“

„Ah. Sie haben ein Konto bei uns?“

„Nicht genau hier, aber in ihrer Filiale in Pasing.“

„Gut. Früher hätten sie nach Pasing fahren müssen. Heute haben wir uns gut organisiert. Nennen sie mir ihre Kontonummer?“

Fritz kannte sie auswendig.

Das Fräulein schrieb mit. „Einen Moment, bitte.“ Damit verschwand sie.

Es dauerte höchstens fünf Minuten. Dann war sie schon wieder da. Schöne, neue Zeit.

„Geht in Ordnung, Herr Klein. Wie viel brauchen sie?“

„So 50 Mark. Geht das?“

„Selbstverständlich.“

„Können sie mir auch noch sagen, wie viel auf meinem Konto ist? Ich war lange in Afrika.“

„Ja, ja. Dort haben wir keine Filiale. Noch nicht.“ Sie lachte verschmitzt und schrieb etwas auf einen Zettel.

'3654' stand da.

„Was ist mit dieser Zahl?“

„Ihr Kontostand natürlich. Abgehoben haben sie in letzter Zeit so gut wie nichts.“

Wie auch, dachte Fritz. „Ach, dann geben sie mir doch 100 Mark.“

Erstaunlich. Davon könnte ich mir ja sogar ein Auto kaufen. Brauch ich aber gar nicht. Bekomme ja immer eines, ohne dafür zu bezahlen. Ich lass' es einfach mal so. Wird mir schon was einfallen.

Seine äußere Erscheinung passte nicht im Entferntesten zu diesem edlen Etablissement. Aber in diesen Zeiten reichte es, Soldat zu sein. Als Oberfeldwebel genoss er den Respekt des Personals. Er setzte sich an einen Tisch, der von anderen Gästen hinreichend entfernt war. Von hier aus konnte er den Blick auf den Stachus hinter einer großen Glasscheibe ungestört genießen. Schräg gegenüber war immer noch der Obletter. Wehmütig dachte er an die unbegrenzten Möglichkeiten, die darin auf die Knabenphantasien warteten.

Satt und entspannt ging er zurück und holte seinen Seesack wieder ab. Und jetzt? Heim. Seine Mutter würde staunen. Und Vater? Und Trudl und Gretl? Mandi war bestimmt nicht da. Wenn ich jetzt plötzlich komme, werden sie mich sofort nach ihm fragen. Nein, ich melde mich besser bei meiner Dienststelle, sonst bekomme ich noch Schwierigkeiten.

„Wie komme ich nach Schleißheim?“

„Mit dem Zug. Gleis 3. Fährt alle 40 Minuten. Den nächsten können sie noch erwischen. Wenn sie schnell sind.“

Er wollte nicht schnell sein und schlenderte mit dem Seesack auf dem Rücken umher, bis er ihm zu schwer wurde. Auf einer Bank am Bahnsteig rauchte er gemütlich eine Zigarette.

„Karl - Otto muss kämpfen und der verlauste Drückeberger sitzt da und schädigt auch noch seine Gesundheit. Schämen sollte er sich. Unser Führer würde den bestimmt sofort in ein Erziehungslager schicken. Wie das aussieht, hier in unserem schönen München.“

Fritz blinzelte nach oben. Das gepflegte Ehepaar hatte doch tatsächlich ihn gemeint und die kleinen Abzeichenbänder an seiner Brust nicht erkannt.

Fritz hob den Finger. „Grüß Gott. Darf ich etwas richtig stellen?“ Leider waren sie schon vorbei und an Gegenargumenten nicht interessiert. Wird schwierig in unserem Land, dachte Fritz, wenn alle schon eine fertige Meinung haben.

Der Zug wurde langsam hereinmanövriert und hielt zentimetergenau vor dem Puffer, der ihn von den Menschen im Bahnhof zurückhielt. Der Führer der weit hinten schnaufenden Lokomotive musste einen Trick haben. Vielleicht eine Markierung am Bahnsteig. Ginge auch nur, wenn der Zug immer gleich lang ist. Er vertiefte seine Überlegungen zum System nicht weiter und wählte eine der acht Türen, die der Waggon vor ihm hatte. So viele Türen. Das ist doch sicher sehr teuer in der Produktion. Aber die langen Gänge verschwendeten Sitzplätze. Die haben sich das bestimmt vorher ausgerechnet. Im Abteil die guten alten, gerundeten Holzbänke. Alles war recht sauber, wenn man nicht in die Ecken schaute.

Er war alleine und zündete sich genüsslich eine Zigarette an. Nicht viele, die um diese Uhrzeit nach Schleißheim oder zu den anderen Orten im Norden der Stadt wollten. Der große silberne Aschenbecher unter dem Fenster mit dem schweren Deckel war voll von Papier und Speiseresten. Ein Rest von kaltem Würstchen- und Schweißgeruch hing noch im Raum. Seine Zigarette würde diesen üblen Gestank übertönen. An einem Kleiderhaken hing noch ein bunter Kinderschal. Ich werde ihn einfach hängen lassen. Der Schaffner wir sich darum kümmern.

Fritz fand das Gebäude bereits nach zweimaligem Nachfragen. Er wählte einen Eingang, der ihm geeignet erschien, weil er höher war als die anderen. Eine leere Empfangshalle und da, ein Schild: 'JaFü' mit einem Pfeil zu einem langen Gang im Parterre. Graue Wände, etwas hellerer Steinfußboden, glänzend poliert, der Geruch von Desinfektionsmitteln. Schmale Oberlichter aus Milchglas an den Türen sorgten für weniger Dunkelheit. Er schritt an den beschrifteten Eingängen vorbei und entschied sich für 'Leitung JaFü' am Ende. Die wussten bestimmt am Besten, was er tun sollte.

Er klopfte und hörte ein zartes 'Herein'.

Die Dame war ziemlich groß, so wie sie aufrecht da saß, mit dem gleichmäßig braun gebrannten Gesicht einer Bergsteigerin, netten Lachfältchen um die wasserblauen Augen, die Pupillen dunkel umrandet, hohe Wangenknochen. Er schätzte sie auf knapp über 30. Sie hatte den weißen Blusenkragen hochgeschlagen, um ihren makellosen Hals zur Geltung zu bringen und vor allem hatte sie fast schneeweißes, volles, kurzgeschnittenes Haar. Wie eine Schönwetterwolke. Eine hübsche Laune der Natur.

„Grüß Gott. Mein Name ist Klein, Leutnant Klein. Ich soll mich hier melden.“

„Angenehm, Herr Leutnant. Ich heiße Waldmann, Gudrun Waldmann. Ich bin die Sekretärin unseres Führers.“ Sie wurde ein bisschen rot. „Nein, nicht der Führer. Der Chef von JaFü. Haben sie ihre Versetzungspapiere dabei?“

Fritz überreichte ihr das Dokument.

„Gut. Ich werde das abheften. Der Oberst erwartet sie.“

Wie kann er das, fragte sich Fritz. Er wusste ja gar nicht, wann ich komme. Wer weiß, wie die das organisiert haben. Aber so vollkommen überwachen konnten sie seine Schritte doch nicht.

„Nun, gehen sie schon. Die Türe da rechts.“

Fritz klopfte. Das 'Herrein' war diesmal militärischer und lauter.

„Ah. Leutnant Klein. Willkommen. Setzen sie sich. Hmm. An ihrem Äußeren müssen wir noch arbeiten. Sie sehen gut aus, geradezu heldisch, verstehen sie mich nicht falsch, aber in dieser Umgebung? Sie werden das schon noch merken. Autorität hat hier viel mit glänzenden Stiefeln zu tun. Aber das ist jetzt erst einmal egal. Übrigens, gehen sie dann gleich mal zu unserem Zeugmeister. Der hier hat weniger mit Waffen und Munition zu tun, mehr mit Klamotten. Lagebedingt. Er hat bestimmt eine Uniform für sie mit dem Stern drauf. Als Provisorium, bis sie sich eine Schöne haben machen lassen. Bei Offizieren ist das leider so Sitte. Alter Zopf, aber frönt der Eitelkeit. Jedem seine eigene Mode. Im engen Rahmen, versteht sich. Wie war der Flug?“

Der Oberst schien schon weit über 60 zu sein. Das war er wohl nicht, ganz sicher aber einer vom alten Schlag. Nicht das Schlechteste. Fritz dachte an seine Fluglehrer.

„Kein Flug, Herr Oberst. Eisenbahn.“

„Donnerwetter. Von Afrika? Wie machen wir das denn?“

„Nein, Herr Oberst. Ich befand mich in Catania, im Lazarett.“

„Ach natürlich. Da steht es ja. Abgeschossen worden? Richtig? Moment, wie konnte ich das vergessen? Kaffee?“

„Sehr gerne.“

Er drückte eine Taste auf seinem dicken Telefon. „Gudrun. Wären sie so nett, uns zwei Kaffee vorbeizubringen. Einen für mich und einen, Moment... Zucker?, Milch?...“ Fritz nickte bei beidem. „Und einen süß und hellbraun. Danke, Gudrun.“

„Erst einmal die banalen Dinge. Sie wohnen in München. In Pasing, bei den Eltern?“

„Nein, Herr Oberst. Das hatte ich eigentlich nicht vor.“

„Was heißt eigentlich? Hat keinen Sinn, das Wort. Sie haben also eine eigene Wohnung?“

„Nein, habe ich nicht, Herr Oberst.“

„Nun gut, also hier. Der Spieß zeigt ihnen ein Zimmer. Guter soldatischer Kasernenstandard. Ist der Sack alles, was sie haben?“

„Jawohl, Herr Oberst. Im Moment schon.“

„Sehr vernünftig. So, jetzt sage ich ihnen, wie das hier läuft. Zigarre?“

„Darf ich eine Zigarette rauchen?“

„Nur zu.“ Der Oberst wählte genießerisch aus einer Holzkiste, knipste mit Hilfe eines goldenen Geräts den Anfang der Zigarre ab und zündete sie genüsslich an einem Kiel an. Er paffte erst einmal gedankenverloren, den Blick zur Decke gerichtet. Dann gab er sich einen Ruck und drehte sich wieder zu Fritz.

„Dienst ist täglich von 8 Uhr bis 18 Uhr. Samstags bis 16 Uhr. Seien sie bitte pünktlich. In beide Richtungen. Nicht, dass sie unsere Leute verderben.“ Er lachte spitzbübisch.

„Und sonntags?“, fragte Fritz.

„Da ist natürlich frei. Der Tag des Herren. Also des anderen Herren, sie wissen schon. Grußabnahme haben sie ja wohl bestanden. Also können sie tun, was sie wollen. Außer im Widerstand tätig sein.“

„Danke, Herr Oberst. Das habe ich verstanden.“

„War ja nicht so schwer. Es gibt eine Ausnahme. Alarmlagen. Da haben alle rund um die Uhr anwesend zu sein. Nicht, dass wir hier etwas Sinnvolles tun könnten. Es geht um die Solidarität mit der kämpfenden Truppe. Gab es übrigens noch nie hier.“

„Ist klar, Herr Oberst. Und was, wenn ich fragen darf, ist meine Aufgabe innerhalb der Dienstzeit?“

„Kommt schon. Habe ich nicht vergessen. Erst noch: Es gibt ein recht gutes Kasino hier. Dort kann man zu Mittag essen. Mittagspause ist von 12 Uhr bis 12 Uhr 45. Dann gibt es noch zwei zehnminütige Kaffeepausen. Genaueres weiß ich darüber selbst nicht, weil ich sie nicht nütze. Wenn sie wollen, können sie im Kasino auch zu Abend speisen. Das hat den Vorteil, dass Essen und Trinken nichts kostet. Gut für ihren mageren Sold.“

„Das ist gut, Herr Oberst.“

„So jetzt zu den kleinen Belanglosigkeiten, die sie so nebenbei auch noch wissen sollten. Sie fragen sich sicher, warum ein Oberst mit ihnen redet und sich so viel Zeit für sie nimmt. Die Antwort ist einfach. Ihre Stelle ist für einen Hauptmann. Machen sie sich keine falschen Hoffnungen. Hauptmann werden sie noch lange nicht. Um dauernde Beförderungen und wiederkehrende Degradierungen zu vermeiden, hat unser hochintelligentes System den Unterschied zwischen Dienstgrad und Dienststellung erfunden. Sie verstehen das?“

„Selbstverständlich, Herr Oberst.“

„Helles Köpfchen. Sie werden so etwas wie ein Abteilungsleiter zur besonderen Verwendung.“

„Wie ist das zu verstehen?“

„Gar nicht. Sonst hätte es ja einen konkreten Namen. Ich kann da alles Mögliche erfinden. Und das werde ich auch tun. Sie haben Kollegen, die die anderen Abteilungen führen. Alles Hauptleute. Nein, ein Oberleutnant und ein Major sind auch dabei. Egal, der Durchschnitt stimmt. Nein, sie ziehen ihn nach unten. Ich werde sie ihnen bei der nächsten Routinesitzung vorstellen. Diese Sitzungen sind zweimal in der Woche. Am Dienstag um acht. Da haben sie am Montag ihr Gedächtnis bereits aufgefrischt und das Nötige veranlasst. Und am Freitag um 14 Uhr. Damit der Wochenendschlendrian nicht zu früh einsetzt.“

„Und am Samstag?“

„Ja, da bereiten sich alle für den Sonntag vor. Nehme ich an. Nein, nein, Herr Leutnant, das war nur ein Scherz.“

„Was haben die anderen Abteilungen für Aufgaben?“

„Sage ich ihnen bei der Sitzung. Sie haben zwei Mitarbeiter. Unteroffizier Brandner und Stabsfeldwebel Dienitz. Alter Hase, der hilft ihnen am Anfang.“

„Was machen die beiden?“

„Sie sind der Chef oder habe ich da etwas ausgelassen?“

„Natürlich.“

„Als Sekretärin benutzen sie erst einmal Gudrun mit. Ich habe ihr das schon gesagt. Aber ich habe die Priorität.“

„Natürlich, Herr Oberst.“ Fritz war zunehmend verwirrt.

„Ihr Adjutant kommt noch. Und ein Fahrzeug. Der Adjutant ist gleichzeitig ihr Chauffeur.“

„Ich? Einen Adjutanten?“

„Bei ihrer Dienststellung steht ihnen das zu. Richten sie sich jetzt erst einmal ein. Schauen sie, wie hier der Hase läuft und vor allem noch einmal: Seien sie immer pünktlich und sauber angezogen, wenn sie wissen, was ich gerade meine. Gehen sie baldmöglichst zum Kleidermeister beim Zeugmeister und sagen sie ihm einen schönen Gruß von mir. Ich möchte einen blitzsauberen Leutnant um mich haben. Aber bitte genauso sagen. Und jetzt Abmarsch. Morgen um 8 Uhr 30 bei mir. Um 9 Uhr ist Abteilungsleiterbesprechung. Haben wir wegen ihrer Ankunft um eine Stunde verschoben. Da stelle ich sie dann vor. Ach ja, noch etwas. Tragen sie Urlaub bei Gudrun ein. Sie verwaltet alle Urlaubsscheine. Vierzehn Tage. Sonst unterbrechen sie ihre Arbeit danach gleich wieder. Nach Weihnachten, verstanden. Immer die Jüngsten müssen Weihnachten bis Silvester hier Wache schieben. Das ist eben so. Sie sind dann OvD. Schon mal gemacht? Nein? Macht nichts. Und jetzt ab mit ihnen.“

„8 Uhr ist Dienstbeginn, Herr Leutnant. Sie sind eine halbe Stunde zu spät.“

„Sie hatten 8 Uhr 30 gesagt.“

„Was hat das damit zu tun? Fangen sie nicht schon gleich mit dem Schlendrian an. Gibt es bei mir nicht. Sie haben mir meine Plauderzeit mit ihnen gestohlen. Dann wird ihnen Gudrun eben gleich jetzt ihr Büro zeigen. 9 Uhr dann im Besprechungsraum. Übrigens, sie sehen jetzt halbwegs gut aus. Respekt.“

„Herr Leutnant, bitte folgen sie mir“, sagte Gudrun und schritt von dannen. Heute hatte sie die Bluse nicht hochgeschlagen, sondern ordentlich zugeknöpft. Aber weiß war sie. Schneeweiß. Noch weißer als ihr Haar. Ihr Nacken war auch bergsteigerbraun. Mehr konnte Fritz nicht sehen, weil sie tatsächlich eine lange schwarze Hose trug. Das musste also noch warten.

Der Dolch schlenkerte an Fritz Gürtel und die Pistolentasche drückte ihm auf die Hüfte.

Gudrun drehte sich um und lächelte. „Die Stichwaffe wird bei uns nur zu feierlichen Anlässen getragen, aber die Pistole sollten sie immer dabei haben. Wir haben Krieg, hat man mir gesagt.“ Dann ging sie weiter den Flur entlang.

Sie öffnete eine unbeschriftete Tür mit einem Schlüssel, den sie Fritz übergab. Der Raum war genauso wie Gudrun's Büro, ein Schreibtisch mit Stuhl, ein runder Tisch mit vier Stühlen und zwei riesige abschließbare Schränke, jetzt geöffnet und voll mit Ordnern.

„Meine Güte. Da muss ich mich durcharbeiten?“

„Können sie machen. Aber sie sind alle leer. Die müssen sie erst füllen.“

„Das ist mein großes Ziel im Leben. Ordner voll machen.“

Sie schaute ihn listig an. „Sie sind nicht freiwillig hier, oder?“

„Nein, ganz bestimmt nicht.“

„Wird ihnen schon gefallen. Lauter nette Menschen hier, möglicherweise mit ein paar Ausnahmen.“

„Und wer ist das?“

„Alle sind in der Partei. Sie ja auch. Neben ihnen ist das gleiche Büro mit ihren beiden Mitarbeitern und einem kleinen Platz für den Adjutanten, da, wo bei ihnen der gemütliche Tisch steht. In der Regel hat der weniger Büroarbeit.“

„Sie kennen sich aus hier. Wie das so läuft.“

„Nach drei Jahren kein Problem.“

„So lange sind sie schon bei JaFü?“

„Hieß früher anders. Irgend etwas mit Luftgau. Ist aber immer dasselbe.“

„Werd' ich schon noch verstehen.“

„Dann wären sie der Erste. Ich muss wieder an meinen Platz. Ein Führerbild bekommen sie auch noch.“

„Das ist aber schön.“

„Darf der Hausmeister aussuchen.“

„Hausmeister haben einen guten Geschmack.“

Sie nickte und entschwebte.

„Meine Herren. Darf ich ihnen vorstellen. Leutnant Fritz Klein, EK2 – Träger und Besitzer der Feindflugspange in Gold. Das bedeutet, er hat in der letzten Zeit mehr erlebt als wir. Herr Leutnant, zu meiner Linken, Hauptmann Albrecht von Büren, dann Oberleutnant Schmidbauer, rechts Major Bellmann, neben ihm Hauptmann Franz. Franz mit Nachnamen.“

Fritz begrüßte alle mit Handschlag und sah neugierige bis abweisende Gesichter. Das ist in jeder Organisation und in jedem Verein auf der ganzen Welt nicht anders, wenn ein Neuer hinzukommt. Die informelle Hierarchie wird gestört und muss sich erst wieder neu entwickeln.

„Bedienen sie sich, bitte. Kaffee, Kekse, Zigaretten, was immer sie wollen.“

Die Zigaretten waren interessant. Vier verschiedene Marken und Streichhölzer auf einem eigens dafür konstruierten Tablett. Vornehm, hier.

„Ich werde die Alten hier langweilen, aber ich muss dem Leutnant sagen, wofür sie zuständig sind. Damit er sie nicht unnötig belästigt. Ich kann das auswendig. Unsere Aufgaben sind: Das Personalwesen, die Nachrichtengewinnung und Aufklärung, die Planung laufender Operationen, die logistische Unterstützung, das Sanitätswesen, die Flugausbildung, Organisation von Übungen und die zivil – militärische Zusammenarbeit. Was das Letztere genau ist, werden sie bald merken, Leutnant.

Dann gibt es noch die Themen Kriegstagebuch, Geologie, Meteorologie, Kartenwesen, die Einsatzberatung und wir haben noch Übersetzer und Dolmetscher hier.

Die Verantwortlichkeiten sind wie folgt verteilt:

Hauptmann von Büren untersteht das Personalwesen und das Sanitätswesen,

Oberleutnant Schmidbauer kümmert sich um Nachrichten und Aufklärung, sowie die Einsatzberatung,

Major Bellmann um Ausbildung und Übungen und

Hauptmann Franz um Tagebuch, Karten und Wetter.

Einen habe ich vergessen: Hauptmann Wienand, ein Jurist. Der ist heute unterwegs und verantwortlich für Wirtschaftsangelegenheiten und Militärrecht, sowie für die Formalien bei der Zusammenarbeit mit Zivilisten. Wenn sie eine diesbezügliche Aufgabe bekommen, bitte immer mit Wienand absprechen. Genug geredet. Bitte um die Lageberichte, meine Herren. Sie, Leutnant Klein, berichten kurz ihre letzten Erlebnisse, die militärischen, versteht sich.“

„Ich bin beeindruckt, Herr Oberst“, sagte Fritz. „Das sind viel mehr Aufgaben von JaFü, als ich mir habe vorstellen können. Aber eines fällt mir sofort auf, wenn ich fragen darf.“

„Nur zu. Verständnisfragen sind noch ein paar Tage erlaubt für Neue.“

„Wie spielen diese Aufgaben zusammen mit den ähnlichen Tätigkeiten in den Truppenteilen? Wobei ich gestehen muss, dass ich die Gliederung in Luftgaue, Luftflotten und Korps, ich war zum Beispiel im X. Fliegerkorps, nicht ganz verstanden habe.“

„Nicht ganz verstanden ist schon viel mehr, als das, was wir verstehen, Leutnant.“ Oberleutnant Schmidbauer lachte. „Ich denke, das ist für den Feind gemacht, um ihn zu verwirren.“

„Das ist ein wenig despektierlich, Schmidbauer. Sie sollten den Neuen nicht demotivieren“, sagte von Büren.

„Jetzt lassen sie den Leutnant reden, meine Herren. Unsere Organisation ist ziemlich komplex. Das liegt daran, dass sie sehr groß ist. Und ziemlich neu auch noch. Aber die Erfolge geben uns recht, oder, meine Herren?“

Allgemeines Nicken. Dann schauten alle wieder ernst und erwartungsvoll auf Fritz.

Fritz erzählte, was ihm nötig und sinnvoll erschien. Die wirklich schlimmen Dinge streifte er nur kurz. Am Ende sagte der Oberst: „Das war nichts für die Wochenschau. Gleichwohl möchte ich die Erzählung besonders loben. Klein's Bescheidenheit ist vorbildlich.“

„Mehr war da nicht, wenn ich das einwerfen darf.“

„Fürs Kriegstagebuch ist es perfekt. Übrigens habe ich ihr Flugbuch angesehen. Da stand bei einem Flug nur 'Start Derna Landung bei Gazala'. Nichts von ihrem Abschuss. Verdammte Engländer, kriegen von den Amis alles in den Arsch geschoben, selber können sie nichts zuwege bringen. Aber bald haben wir ihnen den Atlantik und schon lange die Nordsee abgeschnitten. Auch da war Klein beteiligt, aber ich schweife ab. Ihr Bericht bitte, Herr von Büren.“

„Danke für das Wort, Herr Oberst. Das Vorhaben, die Sanitätstruppe mit mehr Personal auszustatten, läuft nur schleppend an. Grund ist der Mangel an adäquaten Ausbildungsplätzen. Wir können kein ziviles Pflegepersonal einfach zu Soldaten machen. Da fehlen die psychischen Voraussetzungen. Zum Beispiel haben wir den Umgang mit Schockzuständen trainiert. Beine hoch, beruhigen und so weiter, sie wissen schon. Wir haben, damit es realistischer wird, den Probanden Masken aufgesetzt, ganz normale Gesichtsmasken, aber eben grau bis grün, damit die sehen, woran man einen Schock erkennt. Und, was soll ich sagen? Die sind reihenweise umgekippt. Unbrauchbar, so ein Personal.“

„Darf ich etwas ganz Praktisches beitragen, Herr von Büren“, sagte Fritz.

„Nur zu“, meinte der Oberst. „Das ist es ja gerade, was wir uns versprechen, wenn Neue zu uns stoßen.“

„Also, wir hatten zwei unangenehme Symptome in Afrika, den Wolf und die Sandflöhe.“

„Was bitte bedeutet Wolf?“, fragte Schmidbauer.

Major Bellmann grinste. „Nicht wirklich gedient, was? Der medizinische Name ist Hämorrhoiden. Kommt vom vielen Marschieren.“

„Das Problem ist“, fuhr Fritz weiter fort. „Die Sanis vom Heer hatten gute Mittel gegen beides. Aber die unseren waren völlig hilflos.“

„Ah ja. Hmm. Gute Anregung“, sagte von Büren. „Ich werde das aufnehmen und in die Vorschlagsliste einbringen. Sagen sie mal. Kommt das auch bei Fliegern oft vor? Ich dachte, ihr Flieger sitzt nur herum.“

„Bitte, meine Herren“, sagte der Oberst. „Das Thema ist abgehakt, sie nehmen das in ihre Liste auf, Büren. Jetzt bitte den Bericht von Oberleutnant Schmidbauer.“

„Danke, Herr Oberst. Die konzertierte Aktion im europäischen Raum gegen die englische Spionage war ziemlich erfolgreich. Fast überall wurden Verdächtige verhaftet. Es waren leider auch eigene Soldaten dabei. Aber besonders viele bei den zivilen Arbeitern und Angestellten. Gerade bei höherwertigen Stellen wurde einiges aufgedeckt. Leute, die im Zentrum der Information sitzen. Besonderes Augenmerk richteten wir auf Übersetzer und Dolmetscher. Die sind geradezu prädestiniert. Schwierig ist nach wie vor der Informationsaustausch zwischen den Einheiten, vor allem dem Sicherheitsdienst SD und dem Forschungsamt der Luftwaffe. Außerdem streiten sich dauernd das Auswärtige Amt und das außenpolitische Amt der NSDAP, die Auslandsorganisation der NSDAP, der volksdeutsche Rat, mit der Gruppe III L der Abteilung Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht. Die Canaris – Leute sind die besten, aber auch andere haben wichtige Informationen und die geben sie oft nicht heraus. Eine Schwierigkeit ist aber auch intern, weil die Gruppe III L offiziell nur für die Luftwaffe zuständig ist. Meistens sind aber an einem Standort auch andere Waffengattungen.“

„Bei uns schien das ganz klar zu sein“, warf Fritz ein. „Ich hatte fast immer mit einem Marineoffizier zu tun. Hat mich erst gewundert, aber da Canaris ja ein Mariner ist, habe ich mir gedacht, der nimmt einfach Leute seines Vertrauens.“

„Danke, Leutnant“, sagte Schmidbauer. „Übrigens, sie kennen doch einen von Thann, wenn ich mich nicht täusche?“

Fritz fühlte einen Stich in der Magengrube. „Oberfeldwebel Ulrich von Thann ist vermisst.“

„Ja schon. Das wissen wir, aber aufgetaucht ist er nicht wieder, oder?“

„Ich habe lange gesucht und leider nichts gefunden.“

„Jetzt sind sie ja hier. Was ich weiter sagen wollte, wir sollten auch vor der eigenen Türe kehren. Da ist die Zuständigkeit auch nicht so klar. Doch, klar ist sie eigentlich schon. Aber wir wollen doch das Feld nicht der Partei oder dem SD überlassen, oder?“

Ein dumpfes Gefühl der Beunruhigung war das Resultat dieser ersten Sitzung. Und das, nicht nur, weil er an seiner Eignung für diese Aufgabe zweifelte. Trotz der objektiven Sicherheit spürte er Gefahr. Das war schlimmer als beim Feindflug. Hier war kein Gegner zu erkennen und nichts gab ihm einen Hinweis, woraus diese Gefahr bestehen könnte.

Den Nachmittag nutzte Fritz, um zum empfohlenen Schneider in die Sonnenstraße zu fahren. Er genoss noch einen Kaffee und eine Prinzregententorte im Königshof und schlenderte dann zu seinem Ziel.

„Guten Tag, der Herr Offizier. Von wem haben sie die Empfehlung? Wir sind auf jeden Fall das beste Haus am Platz. Hier sind sie gut aufgehoben. Viele Offiziere haben hier schon ihr Aussehen an die hehre Aufgabe anpassen können. So ein schöner, junger Leutnant, der sie sind. Bitte sind sie so freundlich und lassen sich ihre Maße abnehmen. Ich zeige ihnen dann die Qualitäten.“

Mit Qualitäten meinte er den Stoff, wie Fritz bald erfuhr. Er fragte nach den Preisen.

„Also mit dieser mittleren Qualität fahren sie gut. Haben wir gerade hereinbekommen, aus England, sehr zu empfehlen. Sie können aber auch das Beste haben, was es derzeit gibt.“

„Wie wäre der Preis bei der Mittleren?“

„Da muss ich ein wenig rechnen. Einen Moment, bitte, der Herr Offizier.“ Irgendwie wirkte der feine Schneider ein wenig weibisch, als er so mit den Armen gestikulierte. Eingeübt und sicher einem Ballett abgeschaut.

„Wollen sie auch feine Stiefel dazu?“

„Das haben sie auch?“

„Natürlich. Wir sind ein Komplettausstatter.“

„Auch den Dolch?“

„Nein. Da gehen sie zu meinem Kollegen...“

„Nein, danke. Ich habe schon einen.“

„Ach so.“

„Also, was kostet das alles?“

„Einen kleinen Moment. Also, das wären dann 240 Mark.“

„Das ist nicht wenig.“

„So etwas kauft man sich einmal im Leben. Und hat es dann auch viele Jahre bei unserer Qualität. Wenn sie befördert werden, und davon gehe ich bei ihrer Erscheinung aus, dann kann das ganz leicht angepasst werden. Machen wir selbstverständlich auch.“

Einen weiteren Stern anheften kann ich selber, dachte Fritz oder meinte er die wachsende Körperfülle. Er hatte einmal ein frühes Foto von Göring gesehen. „Gut, so machen wir es. Wie geht es weiter und wann soll ich bezahlen?“

„Können sie in zwei Tagen zur ersten Anprobe kommen?“

„Erste Anprobe? Gibt es noch weitere?“

„Selbstverständlich, mein Herr.“ Er sagte das, als ob es eine besondere Leistung seines noblen Hauses wäre.

„Und zahlen?“

„Bei Abholung. Sie sind schließlich Offizier und Ehrenmann. Wenn sie uns noch ihren Namen und ihre Einheit nennen, bitte. Damit werden ihre Maße bei uns abgelegt. Damit wir beim nächsten Mal alles haben. Schließlich ist ihre Zeit kostbar.“ Das leuchtete ein.

Fritz war erschöpft und froh, dass es bereits Dienstschluss war, als er wieder in Schleißheim eintraf.

Am nächsten Morgen ging er ausgeruht los und harrte freudig der Dinge, die er heute erleben würde. Es war genau 8 Uhr. Fritz öffnete die Türe seines eigenen Büros mit seinem eigenen Schlüssel. Er hatte beinahe übersehen, dass ein provisorisches Schild bereits auf den neuen Besitzer hinwies. Da lag etwas auf seinem Schreibtisch. Das war gestern noch nicht da. Die vollkommen leere und staubfreie Platte trug eine Zeitschrift. Bleistifte, Schreibunterlage, Anspitzer, Papier, alles was man für seine neue Art der Arbeit vermutlich benötigte, ach ja, den Locher für die DIN A4 – Seiten nicht zu vergessen, nichts von alledem war da. Aber die Zeitschrift. Gudrun oder wer auch immer hatte an ihn gedacht.

Der Adler. So hieß sie. Heft 8, Berlin 10. April 1941. Ganz taufrisch war sie nicht. Herausgegeben unter Mitwirkung des Reichsluftfahrtministeriums. Zensiert wäre wohl der treffendere Ausdruck. Da müssen sich die Journalisten etwas aus den Fingern saugen und irgendein Typ mittleren Ranges sagte dann: So nicht. Unbefriedigend, so eine Arbeit.

Gudrun musste sich etwas gedacht haben. Denn das Titelbild zeigte eindeutig die Pilotenkanzel einer Ju88 mit zwei strahlenden Helden. Werner und ich. Nein, Werner war nicht so schön und ich bin eigentlich schöner, vor allem als ich noch den Bart trug. Sei's drum. Das Bild sah gut aus. Echte, kühne Flieger mitten im Einsatz. So konnte man das Foto gar nicht machen während des Fluges. Aber das nur nebenbei.

'Da – am Horizont der Feind' war der Titel einer eingefügten Schrift. 'Für die Fernaufklärer ist es ein Augenblick höchster Spannung, wenn sie auf ihrem Flug über die unendlichen Weiten des Atlantik die Rauchsäulen eines britischen Geleitzugs entdecken, der dem zielsicheren Angriff nun nicht mehr entgehen kann.' 'Aufnahme A. Schulze (Mauritius)' stand klein darunter. Wieso Mauritius? Nun gut, das war ja alles etwas verkürzt, aber nicht ganz falsch, das mit der Spannung. Das Nichtentgehen war allerdings nicht ganz so einfach, wie da stand. Aber für wen ist diese Zeitschrift überhaupt gemacht? 'Preis 20 Pfennig, frei Haus 22 Pfennig' stand oben. Also kann wohl jeder Volksgenosse sie kaufen. Da müssen die Artikel schon angepasst werden. Keine Geheimnisse verraten, keine technischen Details, nichts Gruseliges und vor allem: nicht langweilig. Da bleibt nicht mehr viel übrig. Fritz blätterte auf die erste Seite.

Klar, erst einmal ein Foto vom Reichsjägermeister mit Udet, zwei Helden des Weltkriegs. Der arme Udet ist degradiert worden zum Generalzeugmeister der deutschen Luftwaffe. Das wird ihm nicht besonders liegen. Wie mir nicht besonders liegt, eine unsinnige Abteilung zbV bei JaFü auch noch zu leiten.

'Neben der unvergleichlichen Tapferkeit des deutschen Soldaten und Fliegers beruht die Schlagkraft der Luftwaffe in ihrer zielsicheren Führung durch den Schöpfer unserer Luftmacht Hermann Göring. Der Reichsmarschall gibt in der Generalstabsbesprechung persönlich die Befehle zum Einsatz der Luftwaffe. Unser Bildbericht schildert eine Generalstabsbesprechung, die in einem französischen Schloss stattgefunden hat.'

Dazu wäre einiges zu sagen. Ich denke nicht, dass Göring die Luftwaffe erschaffen hat. Das waren wohl mehr Junkers, Heinkel oder Messerschmitt und die guten Organisatoren überall. Auch wird er wohl kaum persönlich Einsatzbefehle geben. Dazu fehlt im die nötige Detailinformation. Das kann er sich doch nicht alles merken bei den vielen Nebenbeschäftigungen, die er hat. Die weiße Uniform mit dem vielen Glitzer in einem französischen Schloss machte sich aber sehr gut und zeigt dem Volk, dass wir jetzt in ganz Kontinentaleuropa die unumschränkten Herren sind. Gut gemacht.

Nach diesen bebilderten Seiten kam eine ganz interessanter Bericht über die japanische Luftwaffe. Die Japaner sind offensichtlich genauso heldenhaft wie wir. Dabei sind die doch im Augenblick gar nicht im Krieg, oder doch? Fritz wusste es nicht so genau. Jedenfalls nicht in einem Krieg, der mit unserem zu tun hatte. Irgendwas machten die doch im fernöstlichen Asien? Ich muss da mal jemanden fragen, der es weiß.

'Ein Schlauchboot im Mittelmeer – Rettungstat deutscher Flieger'. Das war ganz spannend geschildert. Aber eigentlich haben die nur Westen abgeworfen, sie hatten ja keine Wasserflugzeuge, so wie ich bei Ulrich's Rettung. Und dass eine He111 stundenlang über der Stelle kreist, ist blanker Unsinn. Keine 111 hat so viel Treibstoff. Nun denn, ist ja für die Propaganda. Der gemeine deutsche Leser wird schon nicht so genau informiert sein.

Dann ein Artikel, der mich direkt betrifft. 'Wir fliegen Aufklärung'. Und es waren Ju88, die da abgebildet waren. Das Staffelzeichen nicht ihre Gans, natürlich. Das Bild mit der Zigarettenpause war ganz treffend. Nur dass 10 Minuten für Flieger eine lange Pause sind, war lächerliches Geschwätz. Unsere wirklichen Zeiten am Boden sollte man vielleicht besser nicht erwähnen. 'Bewaffnete Aufklärung'? Was soll das denn sein? Fritz las weiter. Aha, es ging um die Ostküste Englands. Die kenne ich ja wohl recht gut. Sie waren schon Stunden unterwegs und hatten alles fotografiert, als sie unter sich Flugzeughallen, ein Rollfeld und Kampfmaschinen entdeckten. Ganz zufällig. Schwachsinn. Und dann lassen sie noch Bomben fallen und eine ganze Trommel MG – Geschosse auf die wirr umherlaufenden Tommies abfeuern. Meine Güte, was hat das denn mit Fernaufklärern zu tun? Mit Bomben an Bord fernaufklären. Da hat bestimmt der Zensor vom Ministerium gesagt, der Artikel muss spannender werden. Es muss knallen und rauchen, sonst schlafen die Leser ein. Wütendes Flakfeuer gab es auch noch. Eine heftige Erschütterung, Öl aus dem rechten Motor. Die Helden lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Es sähe nur komisch aus, dass der Propeller still steht. Tut er nicht, liebe Schreiberlinge, tut er nicht. Dann ist da noch ein Bild von einem Flieger, der aus dem Fenster seiner Ju schaut. Text dazu: 'Trotz ausgefallenem Motor bringt der Flugzeugführer die Maschine gut zurück. Die Kameraden eilen ihnen entgegen. 'So ein Ding war das', ruft der Beobachter schon von weitem.' Na ja. Aber die Bilder von den fliegenden Jus sind hübsch.

Ein General vom NS – Fliegerkorps hat das Verdienstkreuz erster Klasse bekommen, weil er den Modellflug gefördert hat. Das habe ich auch und ich habe dafür nichts bekommen. Aber gut, den Modellflug zu erwähnen.

Dann kam etwas von einem Flugzeugträger mit detaillierten Zeichnungen. Dumm nur, dass wir so etwas gar nicht haben. Aber ehrlich waren sie schon. Die Amis hatten den Ersten und von uns ist in dem Artikel überhaupt nicht die Rede. Hut ab vor so viel Wahrheit. Ob die Leser die Auslassung bemerken?

Dann etwas vom Kochen im Süden. Ah. Mit einem Bild vom Ätna. Aber Gulaschkanonen habe ich dort nicht gesehen. Ist mehr was von den Stoppelhopsern. Hat im 'Adler' nichts zu suchen.

Ein interessanter Bericht über den Höhenflug bis sogar in 16000 Meter. Die gezeigten Anzüge sahen aus, wie diese klobigen Tauchanzüge. Ist nichts für mich. Außerdem waren es keine Deutschen. Merkt wieder keiner, oder? Ein Bericht von einem Stuka – Angriff gehörte wohl standardmäßig in die Zeitschrift. Kein Wort von der Schwäche der Ju87.

Werbung. Auch hier. Fast wie in der süßen Jugend - Zeitschrift Rosileins. Fritz musste laut lachen. Zigaretten, Zahncreme, ah, Junkers sucht Ingenieure in der Entwicklung, der Arbeitsvorbereitung und der Fertigung. Interessant, aber nichts für mich. Testpilot vielleicht. Aber den suchen sie nicht.

In der Reichslotterie kann man für 3 Mark Einsatz Millionen gewinnen. Der große Gewinner dabei ist doch sicher das Reich selbst. Dextro Energen – für jeden Betrieb und für jede Arbeit hilft es. Uns haben sie Drogen gegeben. Eine Leica – Werbung, schön, ich werde wieder mehr fotografieren. Der Frühling ruft dich, steht darüber. Falsche Zeit für diese Werbung. Ach so, ist ja die April – Ausgabe. Schnellmethode zum Sprachen lernen für 1,90 Mark. Wäre vielleicht nicht schlecht.

Das ist ja ein Ding. Da wirbt einer für den Fliegerdolch für 26,50 Mark und den Flieger – Brustadler für 50 Pfennig. Uniform Degner, Berlin. Ja, kann denn jeder sich das Zeug kaufen und tragen? Merkwürdig. Umringt war diese Werbung von OKASA und anderen Männerprodukten. Was immer OKASA auch ist, bei den Soldaten gilt es als Potenzmittel, zumindest konnte man damit den anderen veräppeln.

Die Kunst zu plaudern konnte man lernen, ebenso wie Kurzschrift. Neben der Mundharmonika von Hohner wurde ein Nerventee angeboten. Ein Haarfärbekamm, interessant und Melabon ein Mittel, das Rheuma so vertreibt, wie es die Katzen machen. Nehmen die Melabon? Mit einem Fußpuder konnte man neue Lebensfreude bekommen, mit der Zahncreme Blendax Abenteuer erleben. Hanebüchen, so ein Quatsch. Ein fettfreies Waschmittel, Darmol, die gute Abführschokolade, eine Frau sieht wieder gut aus mit dem DDD – Hautmittel, es gibt etwas gegen nervöses Herz und gegen Gewichtszunahme, Kukident – Haftpulver und etwas gegen gestörtes Wohlempfinden. Gestörtes Wohlempfinden, das überfällt mich auch oft. Vielleicht sollte ich AMOL mal probieren. Zigarettenwerbung selbstverständlich. Und dann noch eine ganzseitige Werbung für die Arado 96B. Sollen die Leser eine kaufen, oder was?

Fritz war erschöpft. Was schon Pausenzeit? Dann gehe ich jetzt Kaffee trinken. Und Mittag ist es dann gottlob auch schon bald.

Gudrun klopfte und trat erst nach seinem 'Herein' in sein Büro. Der Kragen war heute wieder hochgeschlagen. Und weiß natürlich. „Ja, bitte, liebe Frau Waldmann.“

„Gudrun. Sagen alle. Also nicht alle, aber alle, die es dürfen. Sie sollen zum Oberst kommen.“

„Haben sie Papier und Bleistift für mich?“

„Leg' ich ihnen hin. Aber jetzt erst einmal zum Chef.“

„Setzen, Klein. Sie sind doch Lehrer?“

„Ja. Ich war einmal Lehrer.“

„Also können sie schreiben.“

„Durchaus, Herr Oberst.“

„Sie schreiben eine Rede. Die sie aber nicht selbst halten. Verstanden?“

„So weit schon.“

„Die Rede wird traditionell von uns gehalten, beim Sylvesterempfang für die Stadträte von München. Die halten es für eine große Ehre.“ Er ließ offen, wer die Ehre empfand.

„Das Thema?“

„Sylvesterempfang eben.“

„Ich habe keine Ahnung, was man beim Sylvesterempfang für die Stadträte sagen soll.“

„Ja denken sie denn, ich wüsste es?“

„Was wurde denn bisher so gesagt?“

„Verschiedenes. Ehrlich, ich weiß es nicht. Die, die sie gehalten haben, sind schon wieder versetzt worden. Machen sie was draus.“

„Wer hält die Rede?“

„Major Bellmann. Der Dienstgrad, sie verstehen.“

„Ich verstehe.“

„Sprechen sie mit ihm den Text ab.“

„Jawoll, Herr Oberst.“

„Sie können wegtreten.“

Fritz klopfte an der Tür von Bellmanns Büro.

„Heil Hitler, Herr Leutnant. Womit kann ich dienen?“

„Es geht um die Rede. Ihre Rede beim Sylvesterempfang.“

„Ach das. Was ist damit?“

„Ich soll sie schreiben.“

„Das ist gut. Ich habe nämlich keine Zeit für so etwas.“

„Was soll ich schreiben? Zu welchem Thema?“

„Denken sie sich was aus. Heldenhaft wäre ganz gut. Und irgendein Zusammenhang mit der Stadt. Haben wir hier Flugzeugbau? Ach, sie werden schon etwas finden. BMW natürlich. Hätte ich beinahe vergessen.“

„Das sind wirklich gute Anregungen.“

„Werden sie nicht gleich spitz, Leutnant. Ich kann nichts dafür.“

„Entschuldigung, Herr Major.“

„Schon gut. Kein Problem. Wann legen sie mir einen Entwurf vor?“

„Entwurf? Vorlegen? In zwei Tagen.“

„So schnell? Wenn sie meinen. Sie soll die Zuhörer mitreißen. Wenn ich schon nicht als Person mitreißend bin. Was ist denn für sie eine gute Rede?“

„Eine gute Rede hat einen guten Anfang und ein gutes Ende. Und beide sollten möglichst dicht beieinander liegen.“

„Haha. Sie sind ein Schelm, Leutnant. Ich denke, meine Rede ist in guten Händen. War's das?“

„Jawoll, Herr Major.“

„Übermorgen 16 Uhr. Geht das?“

„Das geht.“

„Ich brauche mehr Papier, Gudrun. Weißes, reines Papier, noch weißer als ihre Haare.“

„Sofort, Herr Leutnant.“

Jetzt hatte Fritz zu tun. Es machte Spaß. Das Werk entstand in zwei intensiven Tagen, in denen Fritz beinahe die Pausen vergaß, immer wieder kürzte, hinzufügte und Formulierungen korrigierte. Am zweiten Nachmittag bat er Gudrun um das Abtippen der nur vier handgeschriebenen Seiten. Sie hielt dieses Ansinnen für ihre selbstverständliche Pflicht.

„Das ist gut, Leutnant Klein. Sie müssen wissen, ich lese viel und glaube, mir ein Urteil erlauben zu können. Wenn sie das nicht als zu arrogant empfinden“, sagte Gudrun, als sie ihm die Reinschrift übergab.

„Keineswegs. Hoffentlich gefällt's dem Major auch.“

„Bestimmt.“

Fritz war so begeistert vom Schreiben, dass er auch noch einen kurzen, wohlformulierten Brief an Luise verfasste und seine Anwesenheit in München und den kommenden Urlaub thematisierte.

„Nehmen Sie Platz, Leutnant Klein. Wenn es ihnen recht ist, lese ich das gleich durch. Das ist rationeller.“

Warten fand Fritz jetzt nicht so rationell, aber für den Major war es das schon.

Ein paar Mal lachte der auf. Das war gut.

Er reichte das Papier zurück. „Nicht schlecht. Wirklich nicht schlecht. Die Zusammenarbeit mit der Stadt funktioniert aber ein wenig anders. Aber das können sie ja nicht wissen. Machen sie sich kundig bei Wienand. Der kennt die Prozeduren. Und dann noch etwas. Der Stil und die Wortwahl nimmt man mir so nicht ab. Ich rede einfacher, wenn sie wissen, was ich meine. Kurz, prägnant. Keine langen, verschachtelten Sätze. Das bin ich nicht, wenn sie mich verstehen? Wären sie so nett, das in diesem Sinne zu überarbeiten? Wann können sie mir eine Version vorlegen? Übermorgen? Nein, da ist Wochenende. Am Montag? Wieder 16 Uhr?“

„Selbstverständlich, Herr Major.“

„Danke.“

Das kam Fritz bekannt vor. 'So nicht'. Und man bekam keine Antwort auf die Frage 'wie dann'. Ganz einfach deswegen, weil der andere es selbst nicht wusste. Keine gute Voraussetzung für große Effizienz. Soll er doch seine blöde Rede selber schreiben. Nur leider war die Befehls-lage anders. Er hatte ja auch nichts anderes zu tun. Seine ursprüngliche Fassung heftete er in den ersten Ordner und schrieb auf den Rücken: 'Eigene Werke'. Sah ein bisschen angeberisch aus.

Montag. Ein Brief lag auf seinem Schreibtisch. Das ging aber schnell.

Lieber Fritz,

ich habe mich wahnsinnig gefreut über Deinen Urlaub und daß Du jetzt wieder hier bist. Ich kann es gar nicht erwarten, dich wiederzusehen. Geht es Dir gut? Hoffentlich musstest Du nichts Schlimmes erleben.

Leider kann ich hier nicht weg. Vater hat nur mich als Hilfe in seiner Praxis. Käthi und Vroni helfen im Haushalt, aber in der Praxis geht das nicht. Ich weiß nicht, wer zu Weihnachten alles von der Familie kommen kann. Meinst Du, Du könntest ein paar Tage Deines Urlaubs hier bei uns verbringen? Ich würde mich wahnsinnig freuen. Fipsi fühlt sich ziemlich wohl und fragt jeden Tag nach Dir. Das ist jetzt ein bisschen geflunkert, aber ich glaube, es stimmt schon.

Vater lässt dich grüßen, Mutter geht es nicht so gut. Aber du weißt ja, warum.

In großer Liebe und Hochachtung

Deine Luise

Das war ein schöner Brief. Fritz steckte ihn in seine Brusttasche. Weihnachten bei den Czermaks. Warum nicht? Abenteuer brauchte er jetzt ohnehin nicht.

„Kommen sie nur rein, liebe Gudrun. Sie stören nicht.“

„Sie sollen in einer Viertelstunde zum Oberst kommen. Und hier habe ich noch den neuen allgemeinen Dienstplan. Also den für alle. Mit den Standardterminen.“

„So etwas gibt es?“

„Wird ihnen nicht gefallen, wie ich sie einschätze.“

„Wie schätzen sie mich ein, wenn ich fragen darf?“

„Freier Geist. Macht es manchmal etwas schwierig.“

„Danke. Besser wir vertiefen das jetzt nicht. Was steht im Plan?“

„Lesen sie lieber selbst und ohne mich. Sonst bringen sie ihn noch mit mir in Verbindung.“

„Und das möchten sie nicht?“

„Ganz sicher nicht. Einen schönen Tag, Leutnant. Und den Termin nicht vergessen.“

Fritz warf einen Blick auf den Plan. Sport fiel ihm auf. Wenigstens stand da nicht explizit Waldlauf. Die ihm schon bekannten Sitzungen mit dem Oberst, dann gab es noch einen einstündigen Termin am Samstag mit dem Namen Geschichtsschulung. Aha, die Gesinnungswäsche. Hatte ihm schon gefehlt. Auch noch am Samstag. Natürlich. Das Wochenende beseelt vom deutschen Geist. Aktuelle Nachrichten. Der Punkt war ganz sinnvoll. Am Montag immer. Klar, aber das hatte seine Berechtigung. Aktuelle Berichte von der Front. Sonst weiß man ja gar nicht, was so alles passiert ist. Taktikschulung. Das schien Fritz etwas deplatziert.

Gudrun war schon wieder da. „Ein weiterer Termin, Herr Leutnant. Morgen auf dem Exerzierplatz Ordensverleihung.“

„Ich?“

„Nein. Keine Ahnung wer. Sie müssen nur da sein. 8 Uhr 15. Mit Stahlhelm. Haben sie doch, oder?“

„Setzen, Klein.“

„Herr Oberst haben gerufen.“

„Werden sie nicht komisch. Sie haben eine erste Aufgabe.“

„So schnell schon?“

„Ruhe, verdammt. Man hat mir schon berichtet, wes Geistes Kind sie sind. Lassen sie's gut sein. Spaß können wir später wieder haben.“ Er machte eine Pause. „Was ist?“

„Ich habe nichts gesagt, Herr Oberst.“

„Ah ja, richtig. Habe auch nichts gehört. Es ist so: Unsere Organisation ist zu schnell gewachsen. Die Bezeichnungen für die Flugzeuge sind ein heilloses Durcheinander. Oft wissen die Kameraden nicht, wer wohin gehört. Wir haben die Aufgabe, alles zu vereinheitlichen. Jetzt haben Sie die Aufgabe dazu. Mit sofortiger Wirkung.“

„Für alle Jagdflugzeuge?“

„Nein. Für alle Flugzeuge.“

„Oha. Welche Ehre.“

„Keine Ehre. Eine Scheißaufgabe. Das können sie mir glauben.“

„Und deswegen habe ich den Befehl dazu.“

„Stimmt genau. Es trifft immer die Jüngsten und Vielversprechendsten.“

„Ich bin Flieger.“

„Gewesen, Klein. Gewesen.“

„Schmeckt nicht.“

„Das habe ich sie nicht gefragt, verdammt noch mal. Sie wissen doch, was ein Befehl ist.“

„Nur zu gut.“

„Wegtreten, sie unverschämter Knabe.“ Der Oberst grinste. Alte Schule. Guter Offizier.

„Bevor ich wegtrete, Herr Oberst. Wie soll ich das denn angehen?“

„Sie sind Offizier der Wehrmacht. Das sollte reichen.“

„Mhm. Das sollte reichen.“ Fritz hatte den Verdacht, dass sein Vorgesetzter ahnte, was das für ein Unterfangen war.

Die Ordensverleihung war zackig. Sogar eine Militärkapelle spielte auf. Drei Leute bekamen das Ritterkreuz. Stolze Menschen und viele hohe Dienstgrade sah Fritz, der als offizieller Zuschauer in einer Reihe stand und unter dem ungewohnten Stahlhelm schwitzte. Er fand, dass so ein Ritterkreuz quasi automatisch adelte und den Empfänger zum noch treueren Vasallen machte. Das war wohl der wirkliche Grund für die immer häufiger erteilten Ehrenzeichen, die es mittlerweile für jeden Anlass gab. Die wissen genau, was sie tun. Kopfzerbrechen machte ihm jetzt mehr sein Auftrag. Er hatte keinen Hauch von Ahnung, wo er beginnen sollte, den Knoten aufzumachen.

„Ich bin jetzt ihr Adjutant.“

„Ich habe davon gehört, dass ich so etwas auch bekomme.“

„Sie haben auch einen Mercedes zur Verfügung. Ich fahre sie, wohin sie wollen.“

„Mercedes ist gut. Darf auch mein Hund mit?“

„Ich kenne keine diesbezüglichen Vorschriften.“

„Das ist ja interessant. Es gibt Lücken in den deutschen Vorschriften?“

„Wie meinen, Herr Leutnant?“

„Lass gut sein. Wie heißen sie, Adjutant?“

„Gefreiter Anton Schniedinger, Herr Leutnant.“

„Was macht so ein Adjutant, Gefreiter Schniedinger?“

„Er achtet darauf, dass sie immer etwas zu trinken und zu rauchen haben und dass sie gut aussehen.“

„Also so eine Art Kammerzofe.“

„Ich habe auch noch mehr Aufgaben. Zur besonderen Verwendung.“

„Das bin ich selber.“

„Wie meinen sie, Herr Leutnant?“

„Zu besonderen Verwendung.“

„Bei mir heißt das, dass ich ihre Befehle für die verschiedensten Sachen entgegennehme. Und auch ausführe.“

„Bei mir heißt es das auch.“

„Mit Verlaub, Herr Leutnant. Ich habe sie nicht verstanden. Bin ich ihr erster Adjutant?“

„Kann man so sagen. Aber keine Sorge, ich bin auch zum ersten Mal zbV. Da können wir uns gegenseitig vorjammern.“

„Zu Befehl, Herr Leutnant.“

„Das war keiner, Witzbold.“

„Was soll ich jetzt machen?“

„Ja. Genau das ist das Problem. Sie stehlen mir meine Zeit, weil ich mir dauernd was ausdenken muss für sie. Für die beiden Anderen muss ich das auch. Was machen die eigentlich?“

„Die haben noch einiges zu erledigen von ihrem früheren Vorgesetzten.“

„Das ist gut. Da habe ich ja noch Galgenfrist.“

„Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit ihnen, Herr Leutnant, wenn ich das so sagen darf.“

„Dürfen sie. Aber freuen sie sich nicht zu früh. Ich kann das nicht, das Anschaffen. Wir werden sehen. Haben sie einen Führerschein?“

„Selbstverständlich, Herr Leutnant.“

„Mist.“

„Das habe ich jetzt auch nicht verstanden, wenn sie erlauben.“

„Das ist nur, weil ich selber gerne fahre. Aber jetzt hör schon auf so förmlich zu sein, Schmiedinger. Ich bin auch noch jung.“

„Schniedinger. Mit n wie Nordpol.“

„Auch recht. Also Toni, oder?“

„Das geht in Ordnung, Herr Leutnant.“

„Was haben sie vorher gemacht, Toni?“

„Grundausbildung und drei Monate Gruppenleiter für andere Neulinge.“

„Ah, Führungserfahrung. Abitur?“

„Jawoll, Herr Leutnant.“

„Was wollen sie einmal werden? Offizier?“

„Wenn's lange dauert. Mit dem Krieg, mein' ich. Ansonsten würde ich gerne etwas Technisches machen. An Flugzeugen herumschrauben und sehen, wie man die noch verbessern kann.“

„Ingenieur also.“

„Das wäre toll.“

„Dann lass uns den Krieg schnell gewinnen. Dann haben sie Zeit fürs Studium. Haben sie Bücher dabei zum Lernen, Toni?“

„Jawoll, Herr Leutnant. Selbstverständlich nicht während der Dienstzeit.“

„Selbstverständlich. Da hätten sie ja auch keine Zeit dazu. Und da wären wir schon wieder beim Thema.“

Toni stand stramm.

„Rühren und wegtreten. Nein. Halt. Zeigen sie mir das Auto.“

„Ist noch nicht da, Herr Leutnant.“

„Dann kümmern sie sich darum. Wegtreten. Danke und servus.“

Fritz ging Toni nach in das Büro seiner Mitarbeiter. Die sprangen auf, grüßten und standen stramm. „Heil Hitler, Herr Leutnant“, rief Stabsfeldwebel Dienitz. „Abteilung vollzählig angetreten.“

Fritz grinste. „Stehen sie bequem, meine Herren. Dass ich ihr Vorgesetzter bin, dafür kann ich nichts. Da unsere Abteilung zbV heißt und man für uns noch keine richtige Verwendung befohlen hat, kann ich ihnen jetzt auch nichts Hilfreiches mitteilen. Wird schon noch werden.“ Der Unteroffizier Brandner schaute etwas verunsichert zu dem Stabsfeldwebel. Aha, dachte Fritz, das ist dann die versteckte Hierarchie.

„Jawoll, Herr Leutnant“, sagte Dienitz. Brandner konnte wohl nicht sprechen.

„Kennen sie schon meinen Adjutanten, meine Herren?“

„Nein. Er wurde noch nicht vorgestellt.“

„Hier ist er. Gefreiter Toni Schniedinger. Seien sie bitte hilfreich. Der ist genauso grün wie ich.“

„Ich dachte, Herr Leutnant...“

„Was dachten sie?“

„Dass sie von der Front kommen.“

„Na und?“

„Dann sind sie doch gar nicht grün.“

„Sie meinen, 2 Jahre Front...“ Fritz stockte. So lange schon. Er räusperte sich. „2 Jahre Front und da ist man nicht mehr grün?“

„EK2, goldene Feindflugspange, Leutnant. Nein, da ist man nicht mehr grün.“ Brandner schaute jetzt voller Ehrfurcht.

„Schon, Kameraden. Aber für die Aufgabe hier bin ich so tiefgrün, dass ich sie nicht einmal kenne.“

„Sie sind doch nur hier, weil sie abgeschossen wurden und verletzt waren.“ Der hatte seine Hausaufgaben gemacht.

„Sie meinen, dann taugt man nicht mehr als richtiger Soldat?“

„Nein, nein. So war das nicht gemeint. Bitte entschuldigen sie, Herr Leutnant.“

„Sie meinen, Behinderte darf man nicht beleidigen?“

„Um Gottes Willen. Jetzt haben sie mich aber in die Ecke gedrängt. Egal, was ich sage...“

„Ruhig, ruhig. Kein Grund zur Sorge. Sie werden schon merken, dass der Ton bei mir, sagen wir mal, eher salopp ist. Sie haben Bedenken? Zumindest sehen sie so aus. Ich sag ihnen mal was. An der Front kommt es auf andere Dinge an, als immer korrekt und konform zu sein. Damit würde man keinen Krieg gewinnen. Deswegen ist auch der Ruf, den sie alle hier haben, bei Frontleuten nicht sehr gut. Sesselfurzer nennen die sie. Ich bin jetzt auch ein Sesselfurzer. Aber ich werde lernen, warum wir hier wichtig sind, damit es vorne funktioniert. Und nur das ist von Bedeutung. So, jetzt könnt ihr mich schon mal verpfeifen, aber ehrlich gesagt, das macht mir nicht die Bohne was aus. Ich habe einen Scheißauftrag bekommen. Genau eine von den Tätigkeiten, die den wirklichen Soldaten völlig sinnlos erscheinen. Aber, wie gesagt, das ist noch keine endgültige Meinung. Ob unser Oberst auch so denkt, weiß ich nicht. Aber der ist schwer in Ordnung, wenn sie diese Bemerkung erlauben. Also machen wir das. Da fällt mir spontan ein, sie könnten schon mal helfen. Wir sollen die Flugzeugkennung vereinheitlichen. Bevor ich daran gehe, mir etwas auszudenken, möchte ich wissen, welcher Aufwand dazu nötig ist. Ich meine, alle Flugzeuge neu zu bemalen und vorher die alten Kennungen unsichtbar zu machen. Wären sie so nett, für mich herauszufinden, wie viele Flugzeuge wir in der Luftwaffe haben? Ich habe nämlich keine Ahnung. Die Marine und das Heer lassen wir aus, obwohl die auch Flugzeuge haben. Sollen die selber malen. In Stavanger und Bergen habe ich welche gesehen. Und nicht nur gesehen… Aber ich schweife ab. Können sie das tun? Ich kann ihnen nicht sagen, wie man an die Zahlen kommt. Eine echte Herausforderung nehme ich an. Wahrscheinlich muss man da in Berlin nachfragen, beim Reichsluftfahrtministerium. Hoffentlich wissen die das. Möglicherweise ist das auch geheim. Können sie mir morgen berichten, ob und wenn ja, wann sie diese Zahlen haben werden? Danke, Kameraden. Einen schönen Tag noch.“

„Herr Oberst haben gerufen?“

„Mann, Klein. Haben sie eine weiße Jacke?“

„So eine schöne Paradejacke, wie ich sie bei unserem obersten Anführer in der Zeitschrift gesehen habe?“

„Genau die.“

„Habe ich nicht.“

„Dann machen sie sich eine. Müssen sie auch selber zahlen, hehehe.“

„Auch so mit Glitzer drauf, wie der Reichsjägermeister?“

„Unverschämtheit. Wegtreten.“

„Darf ich vorher noch eine Frage stellen?“

„Ich höre.“

„Wofür brauche ich eine weiße Jacke?“

„Sie speisen in einer Woche, am Mittwoch, glaube ich, Gudrun weiß es, mit einer Schar vielversprechender Offiziersanwärter. Kommen alle ursprünglich von der AHS. Das ist eine...“

„Weiß schon. Selbst Lehrer da gewesen.“

„Ach ja, richtig. Gute Leute muss man in seinen Reihen haben. Damit sind sie für die ein Vorbild an Tugend, Tapferkeit und Führertreue. Können sie das spielen?“

„Aber, Herr Oberst. Das muss man doch nicht spielen. Das ist man als Offizier der Wehrmacht.“

„Gute Antwort, Leutnant. Hauen sie ab.“

„Muss ich da eine Rede halten?“

„Nein, nur essen.“

„Das kann ich.“

„Aus den Augen mit ihnen.“