Zeit für Hamburg - Eine Uhr der Sternwarte und ihr historisches Umfeld - Christoph Prignitz - E-Book

Zeit für Hamburg - Eine Uhr der Sternwarte und ihr historisches Umfeld E-Book

Christoph Prignitz

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Beschreibung

Ziel dieser Arbeit ist es, eine silberne Taschenuhr, die 1888 von der Hamburger Sternwarte angekauft wurde, in ihren historischen Hintergrund einzuordnen. In diesem Zusammenhang geht es um die Dynamik von Leben und Arbeit vor und nach 1900, die präzise Zeitmessung notwendig machte. In Hamburg spielten die Sternwarte und die Seewarte hier eine wesentliche Rolle. Die dort benutzten Taschenuhren wurden zum Vorbild; wenn der Kunde über die entsprechenden Mittel verfügte, konnte er Vergleichbares im Handel erwerben und seinen Alltag strukturieren. Präzisionsuhren stehen damit für den Schritt in die Moderne. Ein wenig erforschtes Thema ist der Umgang mit diesen neuen Zeitstrukturen. Populärliterarische Quellen belegen, in welcher Hinsicht viele Menschen mit dem Leben nach der Uhr Probleme hatten. Exemplarische Beispiele werden zitiert und interpretiert. Diese Zusammenhänge zwischen exakter Zeitmessung und deren Einfluss auf Leben und Denken, gespiegelt in der Literatur um 1900, geben Einblick in wesentliche Aspekte des Umgangs mit der Zeit.

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Zeit für Hamburg –Eine Uhr der Sternwarte und ihr historisches Umfeld

Time for Hamburg –A Pocket Watch of the Observatory and its Historical Context

Abbildung 0.1: Uhr am Uhrturm des Osttraktes der Hamburger Börse/Handelskammer, Große Johannisstraße (Albert Erbe, 1909/1912)

Foto: Gudrun Wolfschmidt

Nuncius Hamburgensis

Beiträge zur Geschichte der Naturwissenschaften Band 56

Christoph Prignitz

Zeit für Hamburg

Eine Uhr der Sternwarte

und ihr historisches Umfeld

Mit Beiträgen und herausgegebenvon Gudrun Wolfschmidt

Hamburg: tredition 2021

Nuncius Hamburgensis

Beiträge zur Geschichte der Naturwissenschaften

Hg. von Gudrun Wolfschmidt, Universität Hamburg,

AG Geschichte der Naturwissenschaft und Technik (ISSN 1610-6164).

Diese Reihe „Nuncius Hamburgensis“

wird gefördert von der Hans Schimank-Gedächtnisstiftung.

Dieser Titel wurde inspiriert von „Sidereus Nuncius“

und von „Wandsbeker Bote“.

Christoph Prignitz: Zeit für Hamburg –

Eine Uhr der Sternwarte und ihr historisches Umfeld.

Time for Hamburg – A Pocket Watch of the Observatory and its Historical Context. Mit Beiträgen und herausgegeben von Gudrun Wolfschmidt. Hamburg: tredition (Nuncius Hamburgensis –

Beiträge zur Geschichte der Naturwissenschaften, Band 56) 2021.

Cover vorne: Silbernes Taschen-Chronometer, Bröcking, 1888

(Foto: bilderwerk Oldenburg)

Frontispiz: Uhr am Uhrturm des Osttraktes der Hamburger Börse

(Foto: Gudrun Wolfschmidt)

Cover hinten: Hamburger Zeitball, 1876–1934 (Foto: Gudrun Wolfschmidt), Zifferblatt der Turmuhr der Michaeliskirche (Wikipedia)

AG Geschichte der Naturwissenschaft und Technik,

Hamburger Sternwarte, MIN Fakultät, Universität Hamburg

Bundesstraße 55 – Geomatikum, 20146 Hamburg, Germany

https://www.physik.uni-hamburg.de/hs/group-wolfschmidt/

Dieser Band wurde gefördert von Christoph Prignitz.

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40–44, 22359 Hamburg, Germany ISBN – 978-3-347-32653-8 (Paperback), 978-3-347-32654-5 (Hardcover), 978-3-347-32655-2 (e-Book), © 2021 Gudrun Wolfschmidt.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort: Zeit für Hamburg – Zeitbestimmung in Sternwarten

Wolfschmidt, Gudrun (Hamburg)

Vorwort – Preface

Christoph Prignitz (Oldenburg)

1 Einleitung – Uhren und Zeitmessung in der Hamburger Sternwarte

Gudrun Wolfschmidt (Hamburg)

1.1 400 Jahre Astronomie in Hamburg

1.2 Blütezeit im 19. Jahrhundert – die „Hamburger“ Sternwarten und die Deutsche Seewarte

1.3 Der Hamburger Zeitball (1876–1934)

1.4 Die neue Hamburger Sternwarte in Bergedorf

1.5 Literatur

2 Schnelle neue Welt, auch in Hamburg

Christoph Prignitz (Oldenburg)

3 Von Uhrmachern und Uhren

Christoph Prignitz (Oldenburg)

4 Eine Taschenuhr der Hamburger Sternwarte und eine ihrer Schwestern

Christoph Prignitz (Oldenburg)

5 Verkaufte Zeit

Christoph Prignitz (Oldenburg)

6 Ein Mann namens Lampioon

Christoph Prignitz (Oldenburg)

7 Quellen und Literatur

Christoph Prignitz (Oldenburg)

7.1 Gedruckte Quellen

7.2 Literatur

8 Anhang: Historisches Uhrenverzeichnis der Hamburger Sternwarte

Gudrun Wolfschmidt

Autor und Herausgeberin

Nuncius Hamburgensis

Personenindex

Abbildung 0.2: Zeitball auf dem Kaispeicher A am Kaiserkai im Hamburger Hafen

(Privatsammlung Postkarten)

Vorwort: Zeit für Hamburg – Zeitbestimmung in Sternwarten

Wolfschmidt, Gudrun (Hamburg)

Eine der frühen Hauptaufgaben von Sternwarten war – neben der Erstellung von Sternkatalogen – die Zeitbestimmung und Zeitweitergabe, man denke u. a. an das Royal Greenwich Observatory (1675). Die Zeit war nicht nur für die städtischen Uhren wichtig, sondern in Hafenstädten besonders für die Navigation – Zeitsignale für die Seeschifffahrt.

So nahm auch in der Hamburger Sternwarte, zunächst am Millerntor (1825), ab 1912 in Bergedorf, die Zeitbestimmung eine zentrale Rolle ein. Mit Passageinstrumenten wurde die Zeit bestimmt und zum Hafen übermittelt; sichtbares Zeichen war der Zeitball auf dem Dach des Kaispeichers Nr. 1 – weithin sichtbar entlang der Elbe. Der Zeitball wurde von George Rümker (1832–1900), dem zweiten Direktor der Hamburger Sternwarte mit Navigationsschule am Millerntor, errichtet und war von 1876 bis 1934 in Betrieb.

Neben der der Schifffahrt wurden Normaluhren immer wichtiger Ende des 19. Jahrhunderts, die – von der Zentralstelle in der Sternwarte aus reguliert – im Zeitalter der Eisenbahnen, der Telegraphie und der Uhrenindustrie von entscheidender Bedeutung waren. Sogar Planetarien befassen sich mit dem Problem „Zeit“ – „Tabaluga und die Zeichen der Zeit“ – Tabaluga, der Held aus Grünland, fragt nach dem Wesen der Zeit.

Auch die Kunst widmet sich dem Thema – am bekanntesten ist das Gemälde des surrealistischen Malers Salvador Dali (1904–1989) Die zerrinnende Zeit (1931) – Symbol für die Macht der Zeit; eine Fliege erinnert daran, wie die Zeit verfliegt; Ameisen zerfressen eine Fliege und versinnbildlichen die Vergänglichkeit.1 Der Film Modern Times, Charlie Chaplin (1936), weist auf den Taylorismus in der Arbeitswelt hin; die riesige Uhr symbolisiert die Überwachung durch den Direktor und den Druck der Fließbandarbeit.

Ausgezeichnet präsentiert Christoph Prignitz in diesem Buch (Kap. 2 bis 7) das Thema Zeit für Hamburg – Eine Uhr der Sternwarte und ihr historisches Umfeld, eingebettet in einen eindrucksvollen literarischen Kontext.

Abbildung 0.3: Pegel- und Uhrturm, St. Pauli Landungsbrücken und Uhr

Fotos: Gudrun Wolfschmidt

 1 Es wird auch „Die Beständigkeit der Erinnerung“ La persistencia de la memoria genannt und befindet sich im Museum of Modern Art, New York.

Vorwort – Preface

Christoph Prignitz (Oldenburg)

Ziel dieser Arbeit ist es, eine silberne Taschenuhr, die 1888 von der Hamburger Sternwarte angekauft wurde, in ihren historischen Hintergrund einzuordnen. In diesem Zusammenhang geht es um die Dynamik von Leben und Arbeit vor und nach 1900, die präzise Zeitmessung notwendig machte. In Hamburg spielten die Sternwarte und die Seewarte hier eine wesentliche Rolle. Die dort benutzten Taschenuhren wurden zum Vorbild; wenn der Kunde über die entsprechenden Mittel verfügte, konnte er Vergleichbares im Handel erwerben und seinen Alltag strukturieren. Präzisionsuhren stehen damit für den Schritt in die Moderne. Ein wenig erforschtes Thema ist der Umgang mit diesen neuen Zeitstrukturen. Populärliterarische Quellen belegen, in welcher Hinsicht viele Menschen mit dem Leben nach der Uhr Probleme hatten. Exemplarische Beispiele werden zitiert und interpretiert. Diese Zusammenhänge zwischen exakter Zeitmessung und deren Einfluss auf Leben und Denken, gespiegelt in der Literatur um 1900, geben Einblick in wesentliche Aspekte des Umgangs mit der Zeit.

The aim of this paper is to place a silver pocket watch purchased by the Hamburg Observatory in 1888 in its historical background. In this context it is about the dynamics of life and work before and after 1900, which made precise time measurement necessary. In Hamburg, the observatory and the naval observatory played an essential role here. The pocket watches used there became a model; if the customer had the appropriate means, he could purchase comparable items in stores and structure his everyday life. Precision watches thus represent the step into modern age. A barely-researched topic is how people dealt with these new time structures. Popular literary sources document the ways in which many people had problems with life after the clock. Exemplary examples are cited and interpreted. These connections between exact time measurement and its influence on life and thought, reflected in literature around 1900, provide insight into essential aspects of dealing with time.

Abbildung 1.1: Zeitdienst in der Hamburger Sternwarte, um 1900, als Richard Schorr (1867–1951) Direktor wurde.

Schorr (1901), S. 120.