Zuckerfrei leben. Wie ich mein Leben raffiniert zuckerfrei machte und endlich gesund wurde. - Anja Giersberg - E-Book

Zuckerfrei leben. Wie ich mein Leben raffiniert zuckerfrei machte und endlich gesund wurde. E-Book

Anja Giersberg

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  • Herausgeber: TOPP
  • Kategorie: Lebensstil
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2023
Beschreibung

Die gelernte Konditorin Anja Giersberg aka @zuckerfrei_naschen war ein echter Zuckerjunkie - bis es sie im wahrsten Sinne des Wortes aus den Latschen gehauen hat. Da hat sie es am eigenen Leib erfahren: Übermäßiger Zuckerkonsum macht krank. Die meisten von uns wissen das ebenfalls - und trotzdem fällt es uns so schwer, süßen Versuchungen zu widerstehen.  Anja hat es mittlerweile geschafft, ihr Leben von der Zuckersucht zu befreien. In ihrem ersten Buch erzählt sie uns, wie sie ihr Ziel erreicht hat und wie auch wir es schaffen können! Mit zahlreichen Rezepten und handfesten, alltagstauglichen Tipps lädt die Autorin uns dazu ein, es zu versuchen - für mehr Gesundheit und Zufriedenheit im Leben!

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Seitenzahl: 186

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I
ZUCKERFREI ZUCKERFREI LEBENLEBENVon Anja Giersberg @zuckerfrei_naschen
Wie ich mein
Wie ich mein
Lebenraffiniert
Lebenraffiniert
machteund
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endlich
endlich
wurde
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2Das „Warum“ ist entscheidend 41 |Wenn ich an Zucker denke … 43 |Neue Gewohnheiten etablieren 463. GLAUBENSSÄTZE ÜBERZUCKER UND WIE DU SIE LÖSEN KANNST 40Vom Dorf in die große Stadt 4 |Als Konditorin au Wanderscha7|Der Neuanang 14|Wie ich meine Beruung and231. WIE ALLES BEGANN 4Warum wir gerne süß essen 26 | Zucker-sucht ist wirklich eine Sucht 28| Zucker istnicht gleich Zucker 29 | Was unser Körper mit Zucker macht 30| Diabetes, oder: So wirkt Zucker in unserem Körper 32 |Wei-tere Kehrseiten der Zucker-Medaille 34| Die Goldseite der Kein-Zucker-Medaille 36Was bedeutet „zuckerfrei“? 48 | Finde deine eigene Deini-tion 49| Wie streng willst du sein? 49 | Versteckte Zucker lauern überall 50| Versteckte Zucker ausindig machen 52|Darau musst du beim Einkauen und Essen achten 56 |Vor-sicht bei Obst, Säen und Smoothies 58 | So starest du in dein zuckerfreies Leben 62 | Die ersten Tage ohne Zucker 662. WAS WIR ÜBER ZUCKERWISSEN MÜSSEN 264. DIE ERSTEN SCHRITTE INEIN ZUCKERFREIES LEBEN 48
INHALT
3Heißhunger 68 | Basismaßnahmen ge-gen Heißhunger 69 | Heißhunger und Zuckerkonsum 72 |Soormaßnahmen gegen Heißhunger73 | Erste-Hile-Koergegen Heißhunger 74|Emotionales Essen75 | Maßnahmen gegen emotio-nales Essen 76| Au Reisen und im Res-taurant77|Bei Freunden und der Fami-lie, oder: die Kunst, Nein zu sagen 80|Zuckerfrei „trotz Parner“82| Zucker-rei „trotz Kinder“84| Die Großeltern und der Zucker 85Frühstück 96Laugenbrötchen 96 |Mini-Pan-cakes 97 |Schoko-Porridge 98|Kaiserschmarrn 99 |Flocken-brot 100 |Beerenkonitüre101 |Baked Oatmeal mit Birne 102Mittagessen 103Möhren-Ingwer-Suppe 103 |Linsen-Paprika-Eintop 104 |Linsen-Aulau 105 | Gnocchi- Salat 106 |Bulgur-Salat 107 | Kichererbsen-Curry 108 | Gluten-reie Pasta mit Gemüse 109 | Ratatouille 110Abendessen 111Chili sin Carne 111 |Couscous- Salat 112 |Wirsing-Lasagne 113 |Bohnen-Eintop 114 | Thai-Curry-Nudeln 115Snacks 116Schoko-Kokos-Cookies 116 | Müsli-häppchen 117 | Nuss-Bananen-kuchen 118 | Frucht-Muins 119| Plaumen-Crumble 120 | Apple Pies 121 | Crunchys 122Rückschlägen vorbeugen 88 |Mit Zuckeralternativen arbeiten 91| Verschiedene Zuckeralternativen 915. HERAUSFORDERUNGENIM ZUCKERFREIEN ALLTAG687. REZEPTE 956. WIE ICH MEINZUCKERFREIES LEBEN HEUTE LEBE 86
4VomDfindiegroßeStadtWenn ich mich zurückerinnere, dann sehe ich mich im Badezimmer meiner Großeltern stehen und meine Oma beobachten, wie sie in der Badewanne Stollenteig herstellt. Ich war sechs Jahre alt und stand mit oenem Mund daneben. Jeder, der schon mal Teig mit der Hand geknetet hat, weiß, wie kräe-zehrend diese Augabe sein kann. Und der Heeteig in der Badewanne reichte locker ür ungeähr 50 Stollen! Meine Oma bearbeitete ihn voller Leidenschaf.Es wurden jedes Jahr irrsinnig viele Stollen, die sie in der Dorbäckerei backen ließ, um Familie, Bekannte und Dorfmitglieder damit zu versorgen. Bis heute ist der Stollen mei-ner Oma der leckerste Stollen, den ich je-mals gegessen habe. Wir waren in den Ferien öer bei meinen Großeltern und Kochen und Backen war die größte Passion meiner Oma. Alles drehte sich den ganzen Tag ausschließlich ums Essen: Was essen wir morgens, welches Gericht gibt es zum Mittag, welchen Kuchen wollen wir zum Kaeetrinken essen und was gibt es zum Abendbrot? Für uns Enkel gab es ständig auch noch etwas zwischendurch, etwa Milch-reis mit Zimt und Zucker. Und ein selbstge-machtes Desser beim Mittagessen wurde auch nie ausgelassen.So wie ast alle Kinder war ich damals schon eine leidenschaliche Nascherin, süß mochte ich seit jeher gerne. Woür mich meine Oma schnell begeistere, war das Backen in der Weihnachtszeit. Immer dure ich dabei hel-en, und das habe ich nur zu gerne getan. Mich aszinieren schon damals die Gerüche und die Farben der Zutaten und die wohlige Wärme in der Küche. In mir gab es dabei die-se innere Ruhe, die mich glücklich mach-te, und eine große Freude, wäh-rend ich jedes Plätzchen liebevoll und kreativ dekoriere. Ich habe damals schon gespür, dass die Weihnachtsbäckerei einmal meine größte Leidenscha werden wird. Bis heute erinnere ich mich so ger-ne an diese schönen Momente, an
WIE ALLES BEGANN
KochenundBackenwardiegrößtePassionmeinerOma.AesdrehtesichdenganzenTagausschließlichumsEssen.
5VomDfindiegroßeStadtdie Geborgenheit und an die Lebensreude,die ich beim Backen mit meiner Oma empun-den habe.Als ich älter wurde, ing ich auch zu Hause an zu backen. Zuerst war es ein Marmorkuchen, dann ein paar Plätzchen, irgendwann wurden es auwendigere Toren. Ich hatte unglaub-lich viel Freude an meinem neuen Hobby und backte auch ür besondere Anlässe ür mei-ne Klassenkameraden. Derweil konnte ich mich in der Schule nie so richtig ür ein Lehr-ach begeistern. Der einzige Unterricht, der mir Freude bereitete, war der in Französisch. Als ich schließlich Abitur machte, hatte ich keine genaue Vorstellung, wie es nach der Schule weitergehen sollte, und so beschloss ich, erstmal ein Jahr als Au-pair-Mädchen in Paris zu verbringen. Diese Entscheidung soll-te mein Leben in die richtige Bahn lenken, doch das ahnte ich damals noch nicht.Ich buchte also ein Zugticket und machte mich au dem Weg in ein neues Abenteuer – das erste Mal allein in einem anderen Land, ohne Mama und Papa, ohne meine Freunde. Ich war so augeregt, dass ich die ganze Zugahr über heulte. Mich tröstete ein Franzose, der eine Lavendelarm betrieb, er versprach mir, dass es die schönste Zeit in meinem Leben werdenwürde. Und er sollte Recht behalten. In Paris angekommen, wurde ich von meiner Madame am Bahnho abgeholt und zu mei-nem Zimmer gebracht: Gemütliche 7 Quad-ratmeter, ohne Heizung und Warmwasser, aber daür über den Dächern von Montmar-re mit der schönsten Aussicht, die man sich vorstellen kann.Einen Tag später wurde ich den beiden Kin-dern und dem Vater der Familie vorgestellt. Die Eltern lebten getrennt und die zwei klei-nen Jungs hatten nicht viel Freude an den jährlich wechselnden Au-pair-Mädchen. Wir lernten in dem einen Jahr, uns miteinander zu arrangieren. Ich gab mein Bestes, aber es war eine Zeit mit vielen zwischenmenschli-chen Konlikten, die mich nach meiner Arbeit o betrübt durch die Straßen von Montmar-tre haben lauen lassen. In einer solchen Feierabendstimmung war es auch, dass ich entdeckte, was mich bis heute in den Bann zieht und in mir Freude und Glückseligkeit auslöst: Ich war au dem Weg zu Freunden und schlendere, in Gedanken verloren, durch die Straßen von Paris. Au ein-mal stieg mir ein leckerer Du in die Nase, ich hob meinen Kop und erblickte links von mir das Schauenster einer traditionellen Patis-serie. Dieser Anblick asziniere und inspiriere mich so sehr, dass ich minutenlang dor ste-hen blieb und mir alles ganz genau anschaute. Mich beseelten die Farben und die Kreativität der Törchen in der Auslage. Ich hatte noch nie vorher so schöne Backwaren gesehen und wusste von diesem Augenblick an, dass ich selbst irgendwann einmal solche wunderschö-nen Patisserie-Produkte herstellen möchte.DEUTSCHLANDFRANKREICH
6WieaesbegannVon da an nahm ich die Bäckereien und Kon-ditoreien in meiner Umgebung mit anderen Augen wahr. Ich schlemmte mich regelrecht durch all die süßen Auslagen. Jeden Tag reu-te mich au mein Stückchen süßes Glück,das ich voller Genuss verspeiste.Mein Jahr in Paris war vor allem kulinarisch geprägt, doch ich habe auch viele Freundegewonnen, neue Bekanntschaen geschlos-sen und die Stadt mit voller Lebensreude ür mich entdeckt. Irgendwann ging diese Zeit zu Ende und zurück zu Hause musste ich mich der Frage stellen: Was mache ich nun, wie geht es weiter?Mein Verstand war damals leider zu präsent und so habe ich au mein Umeld gehör und ein Studium mit dem Schwerpunkt Betriebs-wirscha begonnen. Ich quälte mich jeden Tag dor hin und war unglücklich mit meiner Wahl, traute mich aber nicht, au mein Herzzu hören. So zogen die Monate an mir vorbei und ich empand eine totale Leere in mir. Meiner damaligen Studienkameradin ging es ähnlich und wir ingen an, uns darüber aus-zutauschen, was uns im Leben wirklich Freu-de bereitet. Ich erzählte, dass ich gerne backe, aber kei-ne klassische Ausbildung in einer deutschen Konditorei machen möchte, sondern das Handwerk bei einem Franzosen erlernen will. Wochen später saß die Kommilitonin in einer Vorlesung neben mir und berichtete, dass sich in unserer Stadt ein Franzose mit einer Patisserie selbstständig gemacht hatte. Sie gab mir die Adresse. Wieder zu Hause, be-schloss ich, die Bewerbung meines Lebens zu schreiben. Ich verfasste sie aus vollstem Herzen heraus und bekam prompt eine Ein-ladung zum Probearbeiten, obwohl das Un-ternehmen schon einen Auszubildenden ür das erste Ausbildungsjahr hatte und auch keinen weiteren einstellen wollte.Es war klar, dass ich alles geben musste, und das tat ich dann auch. Meine erste Woche in einer richtigen Backstube, und ich wusste von diesem Augenblick an: Das ist es, was ich mein Leben lang machen möchte! Ich bekam die Chance, beendete mein Studium und begann zwei Monate später mit der Ausbil-dung zur Konditorin.IchschlemmtemichregelrechtdurchadiesüßenAuslagen.JedenTagfreutemichaufmeinStückchensüßesGlück,dasichvoerGenussverspeiste.UNIVERSITÄTPATISSERIE
7AlsKonditinaufWanderschaftAlsKonditinaufWanderschaftWie viele andere Konditorlehrlinge hatte auch ich anangs eine andere Vorstellung vom Ar-beitsalltag in einer Backstube. Ich hätte am liebsten den ganzen Tag Törchen hergestellt und Modellierarbeiten ausgeühr, doch man bekommt gerade in der Anangszeit viele Au-gaben, die weniger Freude bereiten. Dazu zählen zum Beispiel Erdbeeren putzen, Ware verräumen oder Reinigungsarbeiten erledi-gen. Solche Dinge machen 90 Prozent der täglichen Arbeit aus. Vielen Auszubildenden wird der Alltag darum schnell zu monoton und körperlich zu anstrengend, und so ent-scheiden sie sich dann doch noch einmal ür einen anderen Beru. Und auch ich war am Anang ein wenig enttäuscht. Aber meine Leidenschaf ür Süßes hat mich durchhal-ten lassen. Ich bin sehr dankbar, dass ich die Möglich-keit bekommen habe, das Handwerk bei ei-nem Franzosen zu erlernen. Das war etwas ganz Besonderes und alles, was ich zusätz-lich an deutschen Ferigkeiten ür diesen Be-ru gebraucht habe, habe ich in der Berus-schule oder au Weiterbildungen gelernt.Nach Abschluss meiner Gesellenprüung habe ich die Meisterausbildung hinterhergescho-ben. Ich war voller Tatendrang und leiden-schalich bei der Sache, denn es gab so viel zu entdecken.Diese Zeit war der Starschuss ür einen Lebensabschnitt, in dem ich nicht sehr acht-sam mit mir umgegangen bin. Die Meister-ausbildung and in Teilzeit in einer anderen Stadt statt. Ich blieb damals in meinem Lehr-betrieb und habe meine zwei reien Tage pro Wochegenutzt, um zu pendeln und zur Meis-terschule zu gehen. Die Ausbildung dauere ast zwei Jahre und am Ende war ich natürlich stolz und glücklich, aber auch sehr geräder. Nach den Prüungen wollte ich endlich beru-lich etwas Anderes sehen und so beschloss ich, in die Gastronomie zu wechseln. Mich hatte schon immer das abstrakte und kreati-ve Anrichten von Dessertellern aszinier.Unbedingt wollte ich das erlernen, also ing ich dor an zu arbeiten, wo andere Urlaub machen. Das hör sich verlockend an, aber ich stellte schnell est, dass ich sehr wenig von meiner schönen Umgebung hatte. Meine „Freizeit“ erstreckte sich zwischen 1Uhr nachts und 7 Uhr morgens. Ich konnte mich also nicht am Strand sonnen, sondern musste schlaen, um it zu sein ür den Rest des Tages, der mit Arbeit geüllt war. Die täg-lichen Arbeitszeiten lagen immer im zwei-stelligen Bereich und ich hatte ür nichts Anderes Zeit, schon gar nicht zum Kochen. Darum habe ich mir nach Feierabend in der IchwarvoerTatendrangundleidenschaftlichbeiderSache,dennesgabsovielzuentdecken.
8WieaesbegannNacht meistens schnell noch eine Pizza in denOen geschoben und tagsüber bei der Arbeit sehr viel genascht. Als Konditorin sitzt man da ja an der Quelle, ruckzuck rutscht die Handaus und man steckt sich etwas Selbstge-backenes in den Mund. Ich habe in der Regel über den ganzen Tag von einem Weizenbaguette mit geschmolzenen Schokoladendrops gelebt; nur selten hatte ich das Glück, dass die Jungs aus der Küche etwas ür mich gekocht haben. Wenn von den Tagungsgästen oder vom Buet Kuchen übrig war, habe ich mich vor dem Abendser-vice da ran gütlich getan. Und als Krönung,sozusagen ür den Notall, hatte ich immer eine Tüte Lakritz in der Hosentasche.Dazu gab es Cola und andere Sogetränke,die meinen Insulinspiegel oben hielten: In gro-ßen Hotelküchen steht meistens ein Getränke-automat und ich konsumiere üblicherweise 1Liter Limonade pro Tag – außerdem drei bis vier Tassen Kaee. Das Wasser habe ich ast immer außer Acht gelassen. Damals war ich der esten Überzeugung, dass ich diesen Zucker brauchte und dass er mir hal, mein Energielevel zu halten. Ich hatte keine Vorstellung von gesunder Ernährung und es wäre mir auch nicht in den Sinn ge-kommen, mich damit auseinanderzusetzen. Auch zu Hause hatte ich immer Süßigkeiten gribereit, der Kühlschrank war geüllt mit Schokolade und Junkood. Zucker war also mein Grundnahrungsmittel, und das über sechs Jahre hinweg. Hinzu kam der Stress bei der Arbeit, der ebenalls seinen Teil beige tragen hat. Doch sehr lange bemerkte ich nicht, was sich da in mir gesundheitlich zusammenbraute. In dem Hotel, in dem ich mittlerweile ein Jahr in der Hauptküche gearbeitet hatte, gab es auch ein Sternerestaurant. Ich stand öer nach Feierabend dor in der Küche und schau-te den Köchen und der Chepâtissière beim Anrichten der Teller zu. Es war Faszination pur, so viel Kreativität und Schönheit au den Tellern! Es ergab sich dann, dass ich in die Sterneküche des Hotels wechseln und dor kreative Dessers zaubern dure, da die Che-pâtissière weitergezogen war. Der Sternekoch hatte mich geragt, ob ich Lust hätte, ins kalte Wasser zu springen. Was ür eine Frage!Ich hatte das Geühl, die schönste Arbeit au diesem Planeten zu haben, und jedes Mal, wenn ein Teller zum Gast rausging, wusste ich, dass ich ihm mit meiner Arbeit einen un-vergesslichen Abschluss eines wunderbaren Menüs bieten würde. Die Werschätzungder Gäste und das Ausleben meiner Kreativi-tät hat mich zu dem Zeitpunkt richtig belü-gelt und mich immer weiter werkeln lassen. Irgendwann iel mir morgens au, dass ich dünner geworden war und meine Hosen SozusagenfürdenNotfahatteichimmereineTüteLakritzinderHosentasche.
9AlsKonditinaufWanderschaftnicht mehr passten. Ich hatte in den letzten eineinhalb Jahren 7 Kilo Gewicht verloren – und das ganz unbemerkt. Früher achtete ich darau, mein Gewicht zu halten, aber zu dem Zeitpunkt hatte ich den Gewichtsverlust oensichtlich nicht gut unter Kontrolle. Ich nahm mir darum est vor, wieder mehr zu essen, und beschloss, auch wieder regelmä-ßig zu rühstücken. Letzteres sah dann so aus, dass ich vor der Arbeit zum Bäcker lie und mir eine Streuselschnecke oder eine andere süße Kleinigkeit kaue.Als ich das erste Mal nach der Tüte mit der Streuselschnecke gri, die mir die Verkäuerin über den Tresen reichte, iel mir au, dass ich sie nicht richtig greien konnte: Ich hatte ein Taubheitsgeühl in der Hand – erst nur in der rechten Hand, später dann auch in der linken. Das wird schon wieder von alleine weggehen, habe ich mir gedacht. Niemals wäre ich des-wegen zum Arzt gegangen und hätte mich krankschreiben lassen. Krank zu sein und nicht am Arbeitsplatz zu erscheinen ist ein Tabu in der Gastronomie. Schon immer nahm ich, wenn ich merkte, dass ich Fieber oder Hals-weh bekam, einach Medikamente ein und brachte weiterhin meine Leistung. Allerdings wurde ich plötzlich immer anälliger ür Inek-te … Doch auch das gab mir noch nicht zu denken, ich ignoriere diesen Umstand und machte einach genauso weiter wie bisher– alles ist in Ordnung, redete ich mir ein. Ein Jahr später zog es mich berulich in ein anderes Sternerestaurant, und dor iel mir das erste Mal au, wie sehr sich auch mein Privatleben veränder hatte. Seitdem ich meinen Ausbildungsbetrieb ver-lassen hatte, gab es weder Zeit ür alte Freundschaen noch ür Beziehungen. Meine ganze Leidenscha galt damals dem Hand-werk, Privates rückte immer mehr in den Hin-tergrund. Natürlich lernte ich bei der Arbeit viele Menschen aus der ganzen Welt kennen und wir haben im Team auch o sehr viel Spaß gehabt. Doch allmählich stellte ich in Frage, wie ich tagtäglich mit mir umging und wie ich lebte. Die hohe Arbeitsbelastung ing an, mich zu überfordern, und ich war nie gerne perfek-tionistisch. Es iel mir zunehmend schwerer, DamalswarichderfestenÜberzeugung,dassichdiesenZuckerauchteunddassermirhalf,meinEnergielevelzuhalten.IchhattekeineVsteungvongesunderErnährung.TATENDRANGÜBERBELASTUNG
10Wieaesbegannmein Leistungsniveau zu halten und vor allem jeden Tag 100 Prozent zu geben, wie es in den besten Restaurants au dieser Welt eben verlangt wird. Als mir das irgendwann so richtig zu viel war, schaltete ich einen Gang runter. Ich wechselte noch einmal den Wohn-or und den Arbeitsplatz und ing in einer ganz „normalen“ Hotelküche an, wo ich wei-terhin Dessers kreieren dure.Die Arbeit war einach und ich merkte, dass ich mich innerlich entspannte. Allerdings konnte ich es auch ast nicht mehr abwaren, Feierabend zu haben. Ich schaute ständig au die Uhr und war immer richtig wütend, wenn kurz vor Küchenschluss noch Gäste ins Res-taurant kamen und ich unerwaret zwei Stun-den länger bleiben musste. Meine Arbeit ing an, mich zu nerven, und ich hatte einach kei-ne Lust mehr au meinen Beru. Es war vorbei mit der Leidenscha. Ich konnte mir nichts mehr merken und war bei schwierigen Gästen schnell gereizt, verzweielt und manchmal kurz davor zu weinen. Und dann kam der Tag, der irgendwann kom-men musste. Wieder mal schleppte ich mich ohne zu rühstücken zur Arbeit. Ich wusste nicht, was mich im Mittagsservice erwarete, wie viele Gäste kommen würden und ob diese überhaupt ein Desser bestellen würden. Doch ich war au alles vorbereitet und warete darau, die ersten Teller rausschicken zu kön-nen. An diesem Tag kamen sehr viele Bestel-lungen au einmal rein. Das war eigentlich nie ein Problem ür mich, doch plötzlich bemerk-te ich, dass sich etwas in mir veränder hatte. Esfielmirzunehmendschwerer,meinLeistungs-niveauzuhaltenundvaemjedenTag100Prozentzugeben.100 PROZENT LEIDENSCHAFT100 PROZENT ÜBERFORDERUNG
11AlsKonditinaufWanderschaftDas Servicepersonal stand hinter mir und war-tete darau, dass ich endlich die Desserteller erig hatte. „Anja, mach mal schneller, die Gäste waren schon“, vernahm ich hinter mei-nem Rücken, und die Bestellungen häuen sich. Doch sie bekamen nicht einen Teller von mir: Ich hatte ein totales Blackout und wusste nicht mehr, wie ich die Nachspeisen anrichten sollte. Schon tausend Mal gemacht, aber ich konnte es einach nicht abruen.Burnout mit Ende 20 – so begann sie, meine erste große Auszeit. Von da an habe ich mich drei Monate lang ausgeruht und alles daür getan, mich zu erholen und mit positiven Ge-danken in den Tag zu staren. Und wirklich, langsam juckte es mich schon wieder in den Fingern. Daher beschloss ich, die ersten Bewerbungen zu schreiben. Da ich gemerkt hatte, dass die Gastronomie au-grund des enormen Arbeitspensums kein gu-ter Arbeitsplatz ür mich war, lenkte ich mei-ne Aumerksamkeit in eine andere Richtung. Ich war est entschlossen, es nicht nochmal so weit kommen zu lassen. Schließlich zog es mich in ein Unternehmen, das Eiscreme her-stellte, und ich zog um.Die Augaben in der neuen Firma waren kom-plett neu ür mich: Ich entwickelte kreative Eisprodukte und leitete die Produktion, und mit der Zeit kamen immer mehr Augaben hinzu: Ich kümmere mich zusätzlich um die Hygiene, um die Lagerhaltung und um die Abüllung der Eiscreme.Und da in dem Unter-nehmen ein Techniker ehlte, habe ich irgend-wann auch noch angeangen, Maschinen zu reparieren, und daür gesorgt, dass technisch alles unktioniere.