Zwei Einsame - Stefan Zweig - E-Book

Zwei Einsame E-Book

Zweig Stefan

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Beschreibung

Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK. Auf dem Heimweg von der Arbeit begegnen sich zwei von der Gesellschaft Ausgestoßene – er hinkt, sie ist fast bis zur Entstellung hässlich – und beginnen, sich gegenseitig ihr Leid anzuvertrauen. Ohne es so recht zu merken, löst ein »blindes Gefühl des Verstehens« ihre jahrelange Einsamkeit ab … In seinen Erzählungen spürt Stefan Zweig mit psychologischem Feingefühl den geheimen Wünschen und Leidenschaften seiner Figuren und auch den Fallstricken der Wirklichkeit nach, und plädiert so unauffällig für eine humanere Welt.

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Seitenzahl: 17

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Stefan Zweig

Zwei Einsame

Fischer e-books

Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur.

Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK.

Zwei Einsame

Wie ein breiter dunkelflutender Strom drängte sich die hastig bewegte Masse der Fabriksarbeiter durch das Tor. Auf der Straße staute sich einen Augenblick die Menge, Abschiedsworte und flüchtige Händedrücke wurden getauscht, dann wanderten die einzelnen Abteilungen in die Richtung ihrer Wohnorte, um sich im Wege in noch kleinere Teile zu zerbröckeln. Nur auf der großen Landstraße, die zur Stadt hinführte, zogen alle gemeinsam hin, ein enges farbiges Durcheinander mit fröhlichen lauten Stimmen, die zu einem einheitlichen dumpfen Geräusche verklangen. Das helle Lachen der Mädchen klang allein wie ein lichter Oberton heraus, der weit in die Abendstille wie eine Silberglocke irrte.

Ziemlich weit hinter der geschlossenen Schar kam ein Arbeiter allein. Er war noch nicht alt und durchaus nicht schwächlich, aber er konnte mit jenen nicht Schritt halten, weil ihn sein gelähmter Fuß nicht so rasch weitertrug. Von Ferne hallten noch die fröhlichen Stimmen. Er hörte hin, ohne die heitere Stimmung dieser Geselligkeit schmerzhaft zu empfinden. Sein Gebrechen hatte ihn längst daran gewöhnt, einsam zu sein, und in der Einsamkeit war er ein verschlossener Philosoph geworden, der das Leben mit der Gleichgültigkeit des Verzichtenden empfand.

Langsam hinkend schritt er vorwärts. Von den dunklen Feldern, die in der Ferne lagen, strömte der volle warme Duft baldiger Reife, den der kühle Abendnebel nicht ersticken konnte. Das Gelächter in der Ferne war verstummt. Ab und zu zirpte noch eine einsame Grille. Sonst war überall Stille, jene tieftraurige Stille, in der die verschwiegenen Gedanken zu sprechen beginnen.