Zwei seltsame Vögel ... - Sig Meuther - E-Book

Zwei seltsame Vögel ... E-Book

Sig Meuther

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Beschreibung

Haben Sie sich schon einmal für den Planeten Saturn interessiert?

 

Der sechste Planet, ein sogenannter Gas-Riese, in unserem Sonnensystem. 93 bis 96 % Wasserstoff, 3 bis 7 % Helium, Spuren von Methan und Ammoniak. Der Durchmesser beträgt 120.500 km. Dazu kommt ein System aus prachtvollen Ringen und 82 Monden.

 

Was wäre, wenn sich entgegen allen irdischen physikalischen und biologischen Erkenntnissen dort eigenständige Lebensformen entwickelt hätten?

 

Was wäre, wenn eine dieser Lebensformen genauso wie auf der Erde die Schwelle zum Bewusstsein weit überschritten und gelernt hätte, das Beste aus ihrem Lebensraum zu machen?

 

Wäre sie genauso neugierig wie wir Menschen?

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Veröffentlichungsjahr: 2015

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Sig Meuther

Zwei seltsame Vögel ...

... sind wohl nicht von hier!

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

01. Begriffe ungewohnter Bedeutung zu Kapitel 1

  

Kapitel 1: Erweckung

 

 

 

kurze Periode

planetarer Tag, Dauer etwa 10,5 irdische Stunden

das Wir

das gemeinsame Bewusstsein aller Anderen

die Erweckung

Übergang vom instinktiven Handeln zum bewussten Erleben

Gleiter

das Lebewesen, ein Anderer, mit dem bekannten Aussehen

die Speise

im Hier befindliche Nahrung

die Anderen

die Gleichartigen, als Gesamtheit oder als Einzelne

das Hier

der Lebensraum in der Atmosphäre des Planeten

der Wirbel

sich spontan bildende Spirale aus Kraftfeldern

vergehen

sterben

innere Wahrnehmung

Organ der telepathischen Wahrnehmung

äußere Wahrnehmung

Augen mit weitem Frequenzbereich

Sphären

horizontale Stufung der Atmosphäre

01. Erweckung

 

Das Erste, was er wahrnahm, was aber noch keine Bedeutung für ihn hatte: Ich bin!

Einsaugen, ausstoßen! Einsaugen, ausstoßen!

Er würde sich nicht daran erinnern, wann es geschehen war. Denn ihm fehlte noch für viele kurze Perioden das Wissen von der Zeit.

Auch das Wir nahm noch keine Kenntnis von ihm, erkannte ihn noch nicht, hätte auf eine solche Frage keine Antwort gewusst.

Er hatte noch keine Empfinden dafür: Wie fühlte es sich an, auch sehen zu können? Seine Umgebung mit den differenzierten Möglichkeiten der Augen wahrzunehmen? Die Speise zu schmecken? Seinen Körper zu spüren?

Er hatte noch keine Gedanken und keine Worte. Sein Körper tat unbewusst das Notwendige: Einsaugen, ausstoßen! Aber ein unbestimmbares Gefühl sagte ihm, dass etwas anders geworden war.

 

Zeit hatte für ihn noch keine Bedeutung, nur der Rhythmus: einsaugen, ausstoßen, der Rhythmus seines Leibes, von dem er noch nichts wusste. Mehr gab es nicht und erst viele kurze Perioden später würde er das Wir fragen, wie lange es bis zur Erweckung dauere. Bald begann er aber, auf sich zu achten. Er fühlte die Veränderungen der Helligkeit, die sich in ununterbrochener Folge abwechselten, von schwarzer Undurchdringlichkeit zu mattem Schimmern. Er fühlte sie und sie waren für ihn ohne Belang. Aber sie sagten ihm, es gäbe dort etwas außerhalb seines Leibes.

 

Dann spürte er: Er war ein Gleiter! Einer von Unzähligen in seiner Nähe. In einer dichten Wolke Gleichartiger! Mehr war da nicht und niemand brauchte es ihm zu übermitteln: gleiten und Nahrung aufnehmen. Einsaugen, filtern, ausstoßen.

 

Er war ein Gleiter! Er musste gleiten, um Nahrung zu erreichen, um die Speise aufzunehmen. Er fragte sich noch nicht, warum er gleiten könne und wie der Raum beschaffen sei, in dem er gleiten müsse, um Nahrung zu erhalten. Warum sich Nahrung dort befinde und ihm nicht auswiche.

 

Er wusste jetzt, dass er sich mit unzähligen Gleichartigen in einer Wolke befand. Mit den Anderen. Aber er konnte keinen Rand der Wolke spüren und wusste nicht, dass die Wolke begrenzt war. Er wusste nicht, dass es andere Wolken gibt. Unzählige! Er wusste noch nicht einmal, warum er diese Vielheit Wolke nannte. Sein Inneres sagte ihm nur, er müsse mit ihr in Bewegung bleiben: einsaugen, filtern, ausstoßen! Bewegung erhalte ihn am Leben und Nahrung gebe ihm die Kraft dazu. Er war ein Gleiter! Sie wuchsen.

 

Mit ihm wuchs sein Hunger. Sein Hunger trieb ihn an. Er bemerkte bald, dass er schneller als andere in der Wolke gleiten konnte, um Nahrung zu erreichen. Partikel, die im Hier schwebten, einzeln und unauffällig, oder von Strömungen in Strudeln gesammelt, oder zusammengeballt, er konnte sie im Schnabel auf der Zunge spüren! Im Schnabel? Auf der Zunge?

Ihm wurde bewusst, dass es immer schwieriger wurde, Nahrung in der Wolke zu finden. Sie waren Viele, alle hatten Hunger und der Raum im Hier wurde enger.

 

Er verschwendete keinen Gedanken über die Beschaffenheit des Hier. Es war das Einzige, aus dem der Raum, durch den er glitt, zu bestehen schien. Es trug ihn und die Wolke und es spendete Nahrung. Einsaugen, filtern, ausstoßen, befahlen die Reflexe in seinem Unterbewusstsein.

 

Bis ihn ein Wirbel erfasste.

 

Es gab sie, warum wusste er das? Er spürte, dass niemand sie ungewöhnlich oder bedrohlich fand, obwohl sie auch vergehen ließen. Sie waren Teil des Seins. Sie trugen einen fort, hinauf, hinab, unvorhersehbar, mit Anderen fort, fort von den Anderen, zu Anderen hin. Er fragte sich, warum er das wisse. Er hatte noch keinen Wirbel gesehen. Niemand hatte ihm diese Erkenntnis übermittelt. Aber mit der erregenden Neugier des Unerfahrenen wartete er darauf, ergriffen zu werden.

 

In einer der nächsten kurzen Perioden empfand er mit Erstaunen plötzlich einen Unterschied in der Richtung seines Fortbewegens! Und er lernte schnell, eine bestimmte Richtung einzuschlagen, einzuhalten, zu ändern. Es war eine verwirrende Erkenntnis, dass nicht der Strom des Hier die einzige Richtung unabänderlich vorgab, wie er es bisher empfunden hatte, sondern dass er selbst die Richtung bestimmen konnte, viele verschiedene Richtungen! Solange er nicht versuchte, sich mit dem Schnabel gegen den Strom des Hier zu stellen. Er würde noch mehr Nahrung erreichen, abseits der vom Hier bestimmten Richtung, der seine Wolke folgte. Aber wie erreichte man das? Mit den Gedanken? Mit der eigenen Kraft?

 

Er begann, über sich nachzudenken. Dabei entdeckte er seine Augen! Er bemerkte Gedanken, die ihm sagten, dass er Augen habe! Er konnte nicht nur spüren, also in seinem Inneren wahrnehmen: das Hier, die Anderen, das Echo, das die Nahrung vor ihm im Hier erzeugte. Er konnte mit Augen sehen, Formen, Farben, die Anderen, einen schwachen Schimmer von Helligkeit, der sich veränderte, sich von der Dunkelheit des Hier unter ihm abhob. Er hatte plötzlich so viel zu lernen: die Ausrichtung der Augen auf einen gemeinsamen Punkt oder die Trennung der Eindrücke in seinem Bewusstsein bei gleichzeitig betrachteten unterschiedlichen Punkten. Die unterschiedlichen Frequenzen, auf die er seine Augen einstellen konnte, um alle Eigenschaften seiner Umgebung zu erfassen. Es war verwirrend, zu vielfältig war der Ansturm der Empfindungen. Und er hatte noch keine Worte für das, was er sah, was er wahrnahm.

Er konzentrierte sich mit seinen Augen auf den Anderen neben ihm, der mit instinktiven gleichmäßigen Bewegungen glitt, noch nicht zu Wahrnehmungen erweckt schien. Sah dessen Form, dessen Körper, der sich im Gleiten dem Hier anpasste, mit flacher Unterseite und gerundetem Rücken, den Schnabel, dessen Oberseite er bei sich selbst schon entdeckt hatte. Er sah die Schwingen, den Schweif und grübelte über deren Sinn, bis seine Gedanken die Muskeln aktivierten, die Schwingen und Schweif steuerten, ihn plötzlich aufsteigen ließen im Hier, bis er mit Anderen schmerzhaft zusammenstieß.

 

Eine neue Erkenntnis durchzuckte ihn: Schmerz, durch ungewollte Berührung!

 

Hatte er das Rauschen des Hier kaum bemerkt, nie beachtet, sich noch keine Gedanken darüber gemacht, eine natürliche und nicht zu hinterfragende Eigenschaft des Daseins, drangen plötzlich andere Empfindungen in seine Wahrnehmung. Er begann, sie zu unterscheiden. Das Summen in der Wolke, erzeugt von den Bewegungen der Körper unzähliger Anderer. Ein leises Rollen und Poltern im Hier, wie aus weiter Ferne. Ein leichtes auf- und abschwellendes Pfeifen, das das Gleiten im Hier verursachte. Töne, die von Anderen erzeugt wurden, die sich in ihm in bunten Farben abbildeten, sanft oder beängstigend oder fordernd. Tönte auch er, wie die Anderen, ohne es gewusst zu haben?

 

Aus dem vom Strom des Hier geforderten Gleiten konnte er sich bereits in von ihm gewollte Richtungen bewegen. Könnte er auch willentlich Töne erzeugen? In seiner Kehle begann sich ein Laut zu formen, als er das eingesaugte Hier nicht auf dem gewohnten Wege gefiltert durch die Kiemen ausstieß, um die Schwingen zu unterstützen und seine Geschwindigkeit im Hier zu steigern, sondern den Strom zur Öffnung des Schnabels umkehrte. Zunächst leise, kein Anderer wurde aufmerksam. Dann anschwellend und pulsierend, um die neue Kraft zu erproben, von seinen Lippen nur unvollkommen in der Höhlung seines Schnabels zurückgehalten. Schließlich, wie um die Angst vor dem Neuen hinweg zu spülen, kraftvoll, vielfach moduliert, Raum fordernd, Blasen verließen mit dem Hier den weit geöffneten Schnabel. Sein Schweif begann, vor Erstaunen das Hier zu schlagen, unkontrolliert, unbedacht. Er wurde schneller, schneller, als er es je erlebt hatte, ohne auf die Anderen im Hier zu achten! Er wand sich in Bewegungen und Richtungen, die er noch nicht beherrschte, die ihm übel werden ließen, die er trotzdem freudig fortsetzte, veränderte, wiederholte, schließlich zu Ende führte, als seine Gedanken ihm sagten, seine Kraft erschöpfe sich.

 

Was war das? Beglückend: der Enge in der Wolke entrückt zu sein. Beängstigend: alleine zu sein, im Hier, von dessen Weite, Tiefe und Höhe er noch keine Vorstellung haben konnte, noch nicht einmal eine Ahnung von ihren Sphären. Erschreckend: die Nähe der Anderen nicht zu spüren, auf sie nicht wie gewohnt Rücksicht zu nehmen, Gefährdungen ohne die Schutz gebende Masse der Wolke zu befürchten. Befreiend: tun zu können, was ihm in den Sinn kam, über sich selbst nachzudenken, sich zu spüren und für sich zu sorgen.

 

Und dann erfasste ihn ein Wirbel!

02. Ein Wirbel

 

Er spürte sein Entstehen vor sich bereits mit geschlossenen Augen. Plötzlich entstand er.

Das Hier wurde zu einem für seine innere Wahrnehmung undurchdringlichen Nebel, der ihm im Wege stand, wie um seinem Gleiten eine Grenze zu setzen. Es erschreckte ihn, obwohl er das Unbekannte erwartet hatte, aber er hatte noch kein Wort für das, was sich dort vor ihm befand. ‚Ist es schlecht oder gut für mich? Gefahr oder Unterstützung? Ist es unvermeidlich wie mein Weg?‘, dachte er, ‚Ich kann ihm nicht entkommen!‘

Die vielfarbigen Energieströme im Hier, die er bisher noch nicht beachtet hatte, die er hingenommen hatte als ebenso vorgegeben wie die Speise, veränderten sich, wurden gekrümmt, rissen blitzend ab, verdichteten sich, formierten sich neu zu einer rotierenden Spirale, einer riesigen leuchtenden Spirale, die seine Wahrnehmung blendete. Er öffnete die Augen, denn er hatte bereits gelernt, dass das Hier mit den unterschiedlichen Frequenzen seinen Augen besehen andere Abbildungen zeigte als die innere Wahrnehmung. Er sah im dämmrigen Licht das Hier verschmelzen, trübe und undurchdringlich werden, die Schlieren und wenigen Konturen verlieren. Nein: nicht verlieren, sondern anders ausrichten, ja, sie richteten sich mit der leuchtenden Spirale aus zu einem rotierenden Turm, der im schwachen Schein des fließenden Hier aufragte, der schwankte, bebte und wuchs, der alles gierig in sich aufzusaugen schien.

Eine unbekannte Kraft zog an ihm, ließ den Fluss des Hier ersterben, war stärker als die noch ungeübte Kraft seines Körpers, ließ seinen Leib erzittern. Ein Schmerz zog sich von seiner Stirn über den Rücken bis zum Schweif, brannte sich in sein Bewusstsein ein als unbewusste Warnung des Körpers vor Gefahr. Erst während des folgenden Aufstieges würde er bei Anderen im Wirbel den Kamm und dessen Leuchten entdecken, zugleich Erkenntnis über sich selbst und Beruhigung, weil auch sie dieselben erschreckenden Empfindungen hätten.

 

Dann hatte die Energie des Wirbels ihn erfasst. Das Hier innerhalb der plötzlich seinen Weg begrenzenden Spirale wurde klar, während alles Übrige außerhalb der flimmernden Grenze verschwamm. Dazwischen gab es eine schmale, turbulente, von der Energie geschaffene und erhellte Zone. Der unvermeidliche Übergang zerrte an seinem gedrungenen Körper und er versuchte, schneller in das Innere der Spirale zu gelangen, den sich windenden, seinen Körper reizenden Vorhang sichtbar gewordener Energie zu durchgleiten, dorthin, wo sich das fast ungetrübte Hier nur noch ruhig mit der Spirale im Kreis drehte.

Andere befanden sich bereits dort, viel weniger als in der Wolke in seiner Erinnerung, über ihm, neben ihm, unter ihm.

Einige Kleinere summten leise, waren aber untätig. Er schloss daraus, dass sie noch auf das Erwachen ihres Bewusstseins warteten. Und er dachte deshalb, dass seine Annahme, es sei eine weitere Stufe auf seinem eigenen Weg, nicht zutreffen könne. Dass es etwas völlig anderes sei! Ein Wirbel!

Viele hier waren wie er: Sie versuchte hektisch, ihre Bewegungen zu kontrollieren und gaben Laute des Schreckens von sich.