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In den 80er-Jahren schwitzten alle beim Aerobic, in den 90ern waren alle auf Inline-Skates unterwegs, zur Jahrtausendwende musste man mindestens Bungee-Jumping oder Kitesurfen ausprobiert haben, und heute trägt die halbe Welt eine Yogamatte unter dem Arm spazieren. Doch ist Yoga wirklich nur ein neuer Trendsport, der ebenso schnell geht, wie er gekommen ist? Oder zeigt die Hinwendung zu dieser alten indischen Lehre nicht auch, dass sich unsere Gesellschaft nach Werten jenseits von Konkurrenz und Leistungsstreben sehnt und sich mehr gemeinschaftliches Miteinander wünscht? Schließlich ist Yoga ein ganzheitliches Konzept, das körperliche und geistige Übungen vereint und uns daher wieder mit uns selbst in Einklang bringen und mit anderen verbinden kann. Alles über die heilsamen Einflüsse von Yoga und warum ein knackiges Hinterteil nur einer von 111 Gründen ist, weshalb wir Yoga lieben, erzählt dieses Buch. EINIGE GRÜNDEWeil man mehr Zufriedenheit im Leben erfährt. Weil wir wieder die kleinen Dinge im Leben zu schätzen wissen. Weil man lernt, das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden. Weil wir lernen, uns nicht mehr mit anderen zu vergleichen. Weil wir endlich wieder im Hier und Jetzt ankommen. Weil sich nichts schöner anfühlt als die Schlussentspannung Savasana. Weil man endlich merkt, dass die anderen Menschen viel weniger cool sind, als man immer denkt. Weil man durch das Studio ein zweites Zuhause geschenkt bekommt. Weil man Yoga überall und zu jeder Zeit praktizieren kann. Weil Yoga allen, egal, welchen Alters, Geschlechtes oder welcher Herkunft, offensteht. Weil wir lernen, uns in eine Gruppe einzugliedern, ohne uns selbst aufzugeben. Weil wir spüren, wie viel Kraft in einer Berührung steckt. Weil man über sich und seine Grenzen hinauswächst. Weil man neben körperlicher Entspannung auch die Lösung innerer Konflikte erfährt. Weil wir endlich wieder lernen, richtig Luft zu holen.
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Seitenzahl: 275
Bettina Schuler
INHALTSVERZEICHNIS
•Weil es mehr gegen das Altern bewirkt als jede Faltencreme 19
•Weil wir besser schlafen dank Pranayama 22
•Weil wir bis ins Alter das Leben bejahen 25
•Weil wir dank unseres neu gewonnenen Optimismus länger leben werden 27
•Weil wir im Körper und Geist beweglich bleiben 30
•Weil es gegen die Wechseljahre hilft 32
•Weil wir es auch mit neunzig Jahren noch ausüben können 34
•Weil wir neugierig bleiben 35
•Weil wir endlich wissen, wofür unsere kräftigen Beine gut sind 37
•Und ja, auch, weil wir dadurch einen knackigen Hintern bekommen 38
•Weil wir einen Bierkasten allein nach Hause tragen können 40
•Weil Neid und Frust uns nicht weiterbringen 48
•Weil wir mehr über unser Gegenüber erfahren 50
•Weil wir uns endlich auf unsere eigenen Talente konzentrieren 51
•Weil wir merken, wie wenig wir benötigen 53
•Weil unsere Religion nicht mehr der Kapitalismus ist 56
•Weil uns die Meinung der Nachbarn endlich schnuppe ist 60
•Weil wir bei den ständigen Vergleichen nicht mehr mitmachen 61
•Weil wir uns endlich wieder wohl in unserem Körper fühlen 63
•Weil wir uns ständig weiterentwickeln 65
•Weil es verdammt noch mal guttut, an etwas Höheres zu glauben 67
•Weil wir die Sorgen Sorgen sein lassen können 70
•Weil wir endlich wieder richtig Luft holen 72
•Weil wir im Hier und Jetzt ankommen 76
•Weil wir lernen, uns auf eine Sache zu konzentrieren 80
•Weil sich Savasana (die Schlussentspannung) so verdammt gut anfühlt 83
•Weil wir nicht mehr ständig an uns selbst rummäkeln 88
•Weil wir merken, dass alle anderen ebenso unsicher sind 90
•Weil wir Probleme leichter meistern 92
•Weil wir ohne Druck erfolgreich werden 93
•Weil wir uns trauen, unsere Schwächen zu zeigen 97
•Weil Yoga das Vertrauen in unsere eigenen Kräfte wachsen lässt 100
•Weil wir wieder Sicherheit in uns selbst finden 103
•Weil wir wieder fest im Leben stehen 106
•Weil wir über unsere Grenzen hinauswachsen 112
•Weil viele Yogaweisheiten auch im Alltag hilfreich sind 118
•Weil Yogis verbindlich sind 119
•Weil wir durch das Yoga ein zweites Zuhause geschenkt bekommen 125
•Weil wir lernen, uns in eine Gruppe einzugliedern, ohne uns selbst aufzugeben 127
•Weil wir Teil einer Community werden 130
•Weil wir uns wieder mit der Gesellschaft verbinden 132
•Weil wir schnell neue Freundschaften schließen 134
•Weil wir mit fast jedem ein Gesprächsthema haben 136
•Weil wir intensivere Gespräche führen 137
•Weil Yoga allen offensteht 139
•Weil wir es gemeinsam mit unseren Kindern machen können 141
•Weil wir toleranter sind 143
•Und ja: weil wir die Sonnengrüße auch gemeinsam mit unserem Hund machen können 146
•Weil wir auf unsinnige Konventionen keine Rücksicht mehr nehmen müssen 153
•Weil wir mehr Zeit zum Leben haben 156
•Weil wir das Glück in uns selbst finden 159
•Weil wir uns entscheiden 161
•Weil wir unsere längst vergessenen Träume wieder neu entdecken 164
•Weil wir keine faulen Kompromisse mehr eingehen 166
•Weil wir dadurch ein Stück wahrhaftiger werden 170
•Weil beim Yoga alle gleich sind 171
•Weil wir wieder in der Öffentlichkeit weinen dürfen, ohne uns schwach zu fühlen 173
•Weil wir Yoga überall und zu jeder Zeit praktizieren können 176
•Weil wir sogar auf dem Surfbrett Asanas machen können 178
•Weil Warten nie wieder ärgerlich ist 180
•Weil wir nirgendwo sonst so ungestört pupsen dürfen 181
•Weil wir wieder aus vollem Herzen laut lachen können 185
•Weil wir glücklicher sind 187
•Weil wir lernen, wieder die kleinen Dinge wertzuschätzen 188
•Weil wir das Kind in uns wieder neu entdecken 190
•Weil sich längst vergessene Knoten in der Seele lösen 192
•Weil wir uns wieder erlauben, sentimental zu sein 194
•Weil wir wieder unseren eigenen Rhythmus finden 196
•Weil wir wieder ohne schlechtes Gewissen nichts tun können 198
•Und ja: Auch weil wir uns an durchtrainierten Männerkörpern erfreuen dürfen 199
•Weil es dem Umweltschutz einen Schub verpasst 203
•Weil Yoga für mehr Nachhaltigkeit und weniger Konsum steht 204
•Weil wir spüren, wie gut die Karma-Regeln funktionieren 207
•Weil wir die Kraft der Berührung neu entdecken 209
•Weil wir die Chancen und nicht die Hindernisse im Leben sehen 211
•Weil wir die Vielfältigkeit des Lebens wieder zu schätzen lernen 213
•Weil wir erkennen, dass Zufriedenheit nicht käuflich ist 215
•Weil wir lernen, das rechte Maß zu finden 217
•Weil wir mit Yoga die Welt verändern können 219
•Weil wir lernen, uns der Endlichkeit des Lebens zu stellen 224
•Weil wir durch das Yoga ein Stück weit die Angst vor dem Tod verlieren 225
•Weil wir das Sterben wieder in unsere Gesellschaft integrieren 227
•Weil wir lernen, Schmerz auszuhalten und als Teil des Lebens zu akzeptieren 229
•Weil wir merken, dass die Welt nicht untergeht, wenn sie kopfsteht 231
•Weil wir lernen, uns selbst auszuhalten 232
•Weil wir den Fluss des Lebens akzeptieren 234
•Weil wir nie wieder eine Diät benötigen 237
•Weil wir jederzeit einen Bikini tragen können 238
•Weil der Rücken nicht mehr zwickt 240
•Weil es ein prima Hilfsmittel gegen alle Arten von Ängsten und Depressionen ist 242
•Weil es die Durchblutung fördert 244
•Weil wir viele Giftstoffe loswerden 245
•Weil es besser als Paracetamol gegen Kopfschmerzen hilft 248
•Weil wir ein besseres Körpergefühl bekommen 250
•Weil es uns so gelenkig macht 251
•Weil es die Koordination schult 253
•Weil die Yogapraxis unsere Selbstheilungskräfte weckt 255
•Weil es uns zeigt, wie heilsam die Stille ist 256
•Weil wir wahnsinnig guten Sex haben 258
•Weil es Schwangere bei der Geburt unterstützt 261
•Weil wir wieder schlafen wie ein Baby 264
•Weil wir fliegen können 267
•Weil wir die Freude am Singen wiederfinden 269
•Weil wir wahnsinnig viel schöne, neue Musik kennenlernen 272
•Weil wir eine neue Sprache lernen 274
•Weil wir viel über die indische Kultur erfahren 277
•Weil wir eine Körpersprache lernen, die von allen verstanden wird 279
•Weil wir Dinge über Menschen erfahren, die sie sonst nie erzählt hätten 281
•Weil wir wieder richtig zuhören 284
•Weil es das perfekte Date mit der besten Freundin ist 287
•Weil es einfach die allerbeste Lebenshaltung ist, die es gibt 288
•Wichtiger Hinweis: 290
Für P. J.
Sei du selbst die Veränderung, die du dir für die Welt wünschst.
Mahatma Gandhi
Ganz und gar man selbst zu sein,kann schon einigen Mut erfordern.
Sophia Loren
Vorwort
Ganz ehrlich: Ich habe mich nie für Sport interessiert. Wahrscheinlich bin ich auch einer der wenigen Menschen, die wegen einer Fünf in Sport fast eine Ehrenrunde gedreht hätten. Auch die Kirche gehört nicht zu meinen Lieblingsorten, seitdem mir mit elf Jahren der ortsansässige Pfarrer eröffnete, dass Mädchen keine Messdiener werden dürfen. Woraufhin ich meine Hand ein letztes Mal in Weihwasser tauchte, mich hastig bekreuzigte und den Katholiken für immer den Rücken kehrte.
Folglich hielt sich meine Begeisterung auch in Grenzen, als meine Hebamme mir erklärte, dass Yoga das Allerbeste in der Schwangerschaft sei – vor allem, wenn ich irgendwann wieder in meine alten Hosen passen wolle. Ausgerechnet Yoga, das war für mich die schlimmste Mischung aus Sport und Religion, die ich kannte – ein sektenmäßiger Gymnastikverein für Menschen in der Midlife-Crisis und alternde Hippie-Girls. Aber in keinem Fall etwas für mich kirchengeschädigtes Indie-Mädchen.
Nach zwei Monaten beharrlichen Weigerns, in denen mein Rücken immer stärker schmerzte und ich meinen Freundeskreis und meine Familie mit meiner schlechten Laune fast in den Wahnsinn trieb, wagte mein Mann, mich vorsichtig zu fragen, ob ich es nicht eventuell doch in Betracht ziehen könnte, zu diesem Yoga-Ding zu gehen. Woraufhin ich, in der Hoffnung, unsere Ehe dadurch zumindest noch bis zur Geburt des Kindes retten zu können, widerwillig in ein Yoga-Studio eincheckte, und dort eine ganz andere, längst verschollene und viel weniger rationale Seite von mir entdeckte, die ich nicht mehr missen möchte.
Mittlerweile ist das Yoga zu einem festen Bestandteil meines Lebens geworden, und manchmal, wenn ich meine durchtrainierten Oberarme sehe, kann ich selbst nicht glauben, dass ich ehemaliger Ober-Sportmuffel jetzt in jeder freien Minute zum Yoga renne. Und das, ohne dafür Geld oder Fleißpunkte abzukassieren, sondern einfach nur, weil ich es tatsächlich gerne mache. Nein, liebe.
Hätte mir das vor zehn Jahren jemand gesagt, ich hätte ihn wütend angeschrien, weil er damit meine Anti-Sport-Integrität infrage gestellt hätte, die ich über Jahre ausgiebig gepflegt habe. Ein Verhalten, das ich mir als examinierte Yogalehrerin natürlich gar nicht mehr erlauben kann. Denn kein Schüler ist bereit, zehn weitere Sit-ups zu absolvieren, wenn die Lehrerin selbst nicht mit gutem Beispiel vorangeht und mittrainiert.
Überhaupt, warum sollte man sich den Teint mit albernen Zornesfalten ruinieren, wenn man stattdessen auf Wolke sieben zur Erleuchtung fliegen kann, während die anderen weiter in der Tretmühle des Alltags gefangen bleiben.
Aber nicht nur Fliegen kann man dank des Yoga lernen. Nein, selbst graue Haare soll man dadurch erst wesentlich später bekommen. Und da ich bei mir selbst, toi toi toi, bisher noch kein einziges entdeckt habe, gehe ich einfach mal davon aus, dass die Yogis damit recht haben. Es könnte auch sein, dass das mit dem sogenannten Placebo-Effekt zu tun hat. Hat bei meinem Großvater, dem seine Frau jahrelang ein Stück Taubenzucker als illegale Schlaftablette verkauft hat, perfekt funktioniert.
Dass Yoga uns jünger hält, steht jedenfalls so oder so fest. Doch auch wenn ich mit siebzig Jahren natürlich liebend gerne noch so gut wie Jane Fonda aussehen würde, die mittlerweile auch lieber Yoga als Aerobic übt, ist das nicht der Grund, warum ich zum Yoga gehe.
Nein, ich meine es wirklich ernst mit diesem ganzen Räucherstäbchen-, Shanti-Shanti- und Wir-haben-uns-alle-lieb-Gerede. Wahrscheinlich weil ich, wie viele Menschen, die in der Mitte ihres Lebens stehen, verdammt noch mal langsam begreife, dass wir uns alle nach weniger Konkurrenzkampf und mehr Gemeinschaft sehen. Und dass die meisten Menschen gar nicht so schlecht sind, wie wir immer meinen.
Trotzdem: Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass mein Mann mich sofort zur Beichte schleppen oder noch besser gleich einem Exorzismus unterziehen würde, wenn er mich im Lotussitz mit einem Räucherstäbchen in der Hand ein Mantra singen sähe. Katholische Jugendschule eben. Das bekommen Sie Ihr Leben lang nicht mehr los. Dabei hat das Christentum viel mehr mit dem Yoga gemeinsam, als man denkt. Aber das werden Sie im Verlauf dieses Buches ja selbst noch zur Genüge erfahren.
Überhaupt werden Sie, je tiefer Sie in die Materie eintauchen, sehen, dass Ihnen viele Aspekte des Yoga viel weniger fremd sind, als Sie vielleicht bis dato annehmen.
Und auch, wenn uns eine Gottheit mit vier Armen und Elefantenkopf absurd erscheint – finden Sie eine jungfräuliche Mutter nicht ebenso skurril?
Der Grund, warum wir uns darüber nicht mehr wundern, ist doch einzig und allein, dass die Heilige Jungfrau Maria ganz selbstverständlich zu unserer Kultur gehört. Und wenn sich hier noch jemand darüber wundert, wie man ohne Geschlechtsverkehr zu einem Sohn kommt, dann sind es höchstens die Kinder selbst.
Aber auch früher gab es schon Kinder, die mit den Lehrsätzen des christlichen Glaubens nur schwer klargekommen sind. So wie ich kleines aufmüpfiges Kind zum Beispiel, das jeden Sonntag dazu verdonnert wurde, in die Kirche zu gehen.
Zum Glück hat man bei den Katholiken, zu denen auch ich auf dem Papier noch immer zähle, durch das ganze Aufstehen, Hinknien, Wieder-Hinsetzen so viel zu tun, dass einem selbst als Kind nur selten langweilig wird. Und falls doch, kann man ja immer noch der Predigt zuhören, so wie ich es an einem sonnigen Sonntagmorgen mit acht Jahren getan habe. Weshalb ich auch, als der Pfarrer gemeinsam mit der Gemeinde begann, das Apostolische Glaubensbekenntnis zu rezitieren, schallend zu lachen anfing und im Brustton der Überzeugung zu meinem Vater sagte: »Papa, unser Pfarrer glaubt doch nicht etwa wirklich, dass es Geister gibt?« Woraufhin der sich noch einmal ganz genau bei meinem Kommunionslehrer erkundigte, was wir im Unterricht denn eigentlich lernen würden.
Sie sehen also, es ist alles eine Frage der Gewohnheit. Auch der Glaube an Götter mit Elefantenkopf.
Aber fangen wir jetzt doch endlich mit Grund Nummer 1 meiner Liste der 111 Gründe an, derentwegen ich Yoga so sehr liebe. Und Sie hoffentlich auch ganz bald.
Kapitel 1
Meine Erfahrung mit diesem Song ist, dass ihn alle Jungs hassen und alle Mädchen dafür umso mehr lieben. Als ich ihn mit 14 Jahren für mich entdeckte, war es für mich in jedem Fall noch unvorstellbar, dass auch ich irgendwann alt werden würde. Was damals, ganz im Sinn der 68er, alle Menschen über dreißig waren. Inklusive aller Lehrer, die sich auch schon früher gerne wie alte Greise verhielten.
Heute indes fände ich es ganz schön, noch mal dreißig zu sein. Mit all den dummen Flausen, die dazugehören. Und nicht mit diesem blöden Wissen von heute, das alle immer gerne herbeizitieren, wenn es um die Frage geht, ob sie gerne noch mal zwanzig wären. Denn wenn Sie das Wissen von heute damals schon gehabt hätten, was glauben Sie, was für lustige Erlebnisse Ihnen da entgangen wären? Und wie viele Dinge Sie sich aus Angst vor den Konsequenzen nicht getraut hätten?
Mir wäre es heute zum Beispiel überaus peinlich, meinem Professor eine Hausarbeit in Geschichte in die Hand zu drücken, an der ich nur eine Woche gesessen habe und für die jeder angehende Historiker vor Scham in den Boden versunken wäre. Inklusive meines Vaters, der selbst Historiker war und nur müde den Kopf schüttelte, als er erfuhr, dass ich gerade eben noch damit durchgekommen war. Ich persönlich glaube, besagter Professor wollte sich einfach nur eine weitere grottenschlechte Lektüre ersparen. Und wenn ich ehrlich bin, kann ich ihn auch irgendwie sehr gut verstehen.
Auch würde ich mich heute zum Zigarettenrauchen nicht mehr im Einbauschrank verstecken, so wie ich es mit 14 Jahren getan habe. Insbesondere, da die Glaswolle, die meine Eltern dort lagerten, den perfekten Brandbeschleuniger abgegeben hätte. Überhaupt, es muss schon verdammt viel gut gehen, damit man ohne größere Schäden erwachsen wird. Doch ohne die ganzen Flausen wäre es eben auch ganz schön langweilig. Abgesehen davon, dass ein Zwanzigjähriger, der das Wissen eines Mittdreißigers besitzt, es ganz schön schwer hat, Freunde zu finden. Denn welcher Gleichaltrige möchte bitte schön mit einem besserwisserischen Sorgenträger seinen Samstagabend verbringen? Abgesehen davon ist das Altern nur halb so schlimm wie sein Ruf. Insbesondere, wenn Sie früh genug damit anfangen, Yoga zu praktizieren, und sich dadurch einige Sorgenfalten ersparen. Und das ist nur ein Grund, warum wir mit Yoga so prima altern können.
1. GRUND
Weil es mehr gegen das Altern bewirkt als jede Faltencreme
Natürlich ist Yoga extrem gut gegen vorzeitiges Altern. Und das nicht nur, weil es nachweislich gegen Osteoporose hilft, sondern auch, weil wir unserem Körper erst gar nicht gestatten, einzurosten. Denn ganz ehrlich: Falten und Altersflecken sind mir herzlich wurscht. Abgesehen davon, dass es dafür mittlerweile Laser und Cremes gibt. Aber was ich wirklich überhaupt nicht leiden kann am Älterwerden, ist die Ungelenkigkeit und Langsamkeit, die sich bei vielen mit voranschreitendem Alter einstellt und die Menschen allein schon von der Körperhaltung häufig viel älter erscheinen lässt, als sie eigentlich sind.
Wer indes jeden Morgen fleißig seine Sonnengrüße übt, der wird erst gar nicht so weit einrosten, dass er ungelenk auf andere wirkt. Im Gegenteil: Derjenige wird so wie ich mit fast vierzig Jahren manche Dinge können, von denen er als 13-Jähriger nur träumen konnte. Einen Kopfstand zum Beispiel.
Mein größtes Vorbild in diesem Punkt ist die Kundalini-Yoga-Ikone Gurmukh Kaur Khalsa, die mittlerweile schon über siebzig ist, aufgrund ihrer wachen und neugierig frischen Art aber die Ausstrahlung eines zwanzigjährigen Mädchens versprüht. Ich kann nur jedem, der die Gelegenheit hat, eine Stunde von ihr zu besuchen, absolut empfehlen, diese wahrzunehmen. Sie ist einfach wahnsinnig beeindruckend, und ich hoffe, dass ich in ihrem Alter eine ebenso zufriedene und lebenslustige Ausstrahlung habe, gepaart mit einer ordentlichen Portion Spunk im Hirn. Ja, das könnte mir gut gefallen.
Ich verstehe auch nicht, warum manche Menschen sich kategorisch alle Falten wegspritzen. Klar, die böse Zornesfalte zwischen den Augenbrauen, auf die hätte ich auch keine Lust. Oder diese fiese Linie zwischen Nase und Oberlippe. Aber Lachfalten? Ich bitte Sie! Sollen die Menschen denn nicht sehen, dass ich mein Leben bisher genossen habe?
Abgesehen davon gibt es nichts Unheimlicheres als Menschen, die ein Gesicht wie ein Babypopo haben, deren Hände es aber mit denen von Miss Marple aufnehmen können. Nichts gegen Miss Marple, ich finde diese Dame absolut liebenswert, aber schöne Hände hat sie nun wirklich nicht. Was aber im Grunde genommen auch völlig wurscht ist. Denn Ausstrahlung und Charisma generieren sich nun mal nicht durch unser Äußeres, sondern durch Haltung.
Ich weiß, das hört sich jetzt ganz schön nach einem Spruch aus einer schlechten Frauenzeitschrift an. Doch betrachten Sie nur mal Fotos von der sechzigjährigen Audrey Hepburn, dann wissen Sie, dass ich trotz dieser Phrase recht habe.
Während meiner Hospitanz am Theater, die ich vor ewigen Zeiten absolviert habe, lernte ich eigentlich nicht sonderlich viel, außer, dass ältere Menschen wahnsinnig faszinierend und schön sein können. Wie zum Beispiel diese ältere rothaarige Schauspielerin, die in dem Stück, bei dem ich hospitierte, mitspielte und mit ihrer Ausstrahlung und diesem kraftvollen Ausdruck in den Augen die jungen Mädels an die Wand spielte. Einfach, weil sie unglaublich präsent, ja in sich ruhend wirkte. Man könnte es auch »authentisch« nennen, doch ich mag dieses Wort nicht. Denn ab und an spielt jeder von uns mal eine Rolle in seinem Leben.
Aber je älter man ist, umso genauer weiß man, wer man ist und was man will. Und wenn man sich nicht um dieses Wissen bringen lässt, dann bekommt man im Alter eine Präsenz, die auf ihre Art genauso anziehend ist wie die der unschuldigen Jugend. Hoffe ich zumindest.
2. GRUND
Weil wir besser schlafen dank Pranayama
Ich persönlich lege während meiner Yogastunden immer großen Wert auf Atemübungen. Denn die meisten Menschen haben im Lauf ihres Lebens verlernt, richtig zu atmen. Dabei können wir zwar eine Weile ohne zu essen, ja sogar ohne zu trinken überleben, aber nicht, ohne zu atmen. Im Gegensatz zum Essen und Trinken müssen wir dafür jedoch gar nichts tun. Denn wir atmen ganz von alleine, ohne unser Zutun.
Doch auch wenn wir für den Atem selbst nichts machen müssen, so können wir ihn doch bewusst verändern und unterstützend einsetzen.
Im Yoga ist Pranayama der Oberbegriff für alle Übungen, die versuchen, sich die Kraft des Atems zunutze zu machen. Der Atem gilt dabei als Träger des Prana, der größten Lebensenergie, die es zu kontrollieren (ayama) gilt.
Auch viele asiatische Kampfkünste, die traditionelle chinesische Medizin oder das Reiki kennen diese unsichtbare Energie, dort »Chi« und »Ki« genannt, und nutzen ihre Stärke, um die Menschen zu heilen.
Durch die Nadis, die feinstofflichen Kanäle, wird diese Lebensenergie in unserem Körper verteilt. Da wir jedoch die meiste Zeit »falsch« atmen, kommt sie an vielen Stellen des Körpers erst gar nicht an. Weshalb wir uns schlapp, ausgelaugt und energielos fühlen.
Doch zum Glück können wir dem durch die yogischen Atemübungen schnell Abhilfe leisten.
Ich zum Beispiel habe erst durch das Yoga bemerkt, dass ich die meiste Zeit viel zu flach und schnell atmete, was im schlimmsten Fall dazu führte, dass ich bei Aufregung hyperventilierte. Und auch wenn eine simple Plastiktüte ein prima Helfer dagegen ist, bin ich doch froh, mich durch das Yoga gänzlich von diesem Problem befreien zu können. Denn dadurch, dass ich meinen Atem durch das Yoga nun gezielt kontrollieren kann, atme ich heute in stressigen Situationen nicht mehr so wie früher viel schneller, sondern bewusst langsamer. Wodurch ich automatisch wieder ruhiger werde. Ein Trick, der wirklich bei jedem wirkt.
Im Yoga wird der Atem jedoch nicht nur als Quelle zu unserer Energie, sondern auch als Schaltfläche zwischen Körper und Geist gesehen. Wahrscheinlich auch, weil wir durch den Atem sowohl den Körper als auch den Geist zur Ruhe bringen können.
Denn wenn wir uns allein auf den Rhythmus unserer Ein- und Ausatmung konzentrieren, haben wir gar keine Gelegenheit mehr, großartig über die Probleme des Alltags nachzudenken, so wie wir es sonst in jeder stillen Minute gerne tun.
Warum ist die Präsentation so schlecht gelaufen, werde ich die Prüfung schaffen und habe ich eigentlich auch Toilettenpapier eingekauft? All diese Fragen rücken dank der Konzentration auf den Atem immer mehr in den Hintergrund.
Mehr noch: Je stärker wir uns auf den Atem fokussieren, umso stärker konzentrieren wir uns auf das Wesentliche, das Sein im Hier und Jetzt, und finden so ein Stück weiter zu uns selbst. Im Yoga heißt es, dass jeder Mensch einen Wesenskern, Atman, besitzt, der mit der göttlichen Weltseele, Brahman, verbunden ist. Was im Umkehrschluss heißt, dass wir durch das Erkennen des Selbst auch ein Stück weit das Göttliche erblicken.
Okay, ich gebe es ganz ehrlich zu, das hört sich jetzt alles ganz schön esoterisch an und bei vielen von Ihnen werden sich jetzt sicherlich ähnlich wie bei meinem Mann die Zehennägel aufrollen. Aber beobachten Sie sich doch einmal selbst: Wie oft haben Sie schon, wenn auch unbewusst, auf die Kraft Ihres Atems zurückgegriffen? Dutzendfach!
Wenn Sie Ihrem Kind ein Wehwehchen weggepustet haben. Wenn Sie vor einem wichtigen Treffen noch einmal tief Luft geholt haben. Oder wenn Sie jemandem, der gerade etwas Schreckliches erfahren hat, geraten haben, zur Beruhigung tief ein- und auszuatmen.
Sie sehen, Sie nutzen die Kraft des Atems schon längst. Warum also diese uns zur Verfügung stehende Kraft nicht noch bewusster und genauer einsetzen?
Und auch wenn Sie sicher nicht während Ihrer ersten Yogastunde ein Aha-Erlebnis haben, so werden Sie doch irgendwann spüren, was gemeint ist mit diesem Funken Göttlichkeit, den wir dank des Atems spüren können: eine wohlige Wärme und Zufriedenheit, die sich im Körper ausbreitet und sich so gut anfühlt wie die Arme der Mutter in der Kindheit, wenn wir mal wieder hingefallen sind.
3. GRUND
Weil wir bis ins Alter das Leben bejahen
Okay, ich bin noch nicht alt. Trotzdem hoffe ich, dass ich den Satz »Ach, wäre ich noch mal jung …« niemals aussprechen werde. Denn auch, wenn wir mit 75 Jahren vielleicht keine Familie mehr gründen können, so haben wir im Alter doch noch die Möglichkeit, jede Menge andere Dinge auszuprobieren, wenn wir im Geist offen bleiben. Nur leider hapert es bei vielen älteren Menschen genau an diesem Punkt. Dabei gibt es dafür doch eigentlich gar keinen triftigen Grund.
Schauen Sie sich doch nur Jean-Luc Godard an, der mit 83 Jahren noch immer Filme dreht. Oder das Model Eveline Hall, das mit 68 Jahren für den Designer Michael Michalsky über den Laufsteg stolziert. Sind die beiden nicht Beispiel genug dafür, dass man auch im hohen Alter noch bereit für neue Erlebnisse und Abenteuer ist? Abgesehen davon, dass die Menschen über 65 zur Mehrheit gehören werden, wenn ich selbst dieses Alter überschritten habe.
Auch in meinem Yogastudio sehe ich immer wieder ältere Frauen, die nicht nur anmutig wie ein junges Ding aus der Vorbeuge in die schiefe Ebene hüpfen, sondern in deren Augen sich die gleiche Neugierde auf das Leben wiederfindet, wie ich sie von sehr jungen Menschen kenne. Warum? Weil wir Yoginis (so nennt man die weiblichen Yoga-Anhängerinnen im Fachjargon) nicht in der Vergangenheit verweilen, sondern versuchen, im Hier und Jetzt zu leben, und dem, was kommen mag, mit offenen Augen entgegenzusehen. Den Weg des Yoga zu gehen, heißt nicht nur, jeden Tag brav mehrere Sonnengrüße zu praktizieren, sondern sich auch stetig weiterzuentwickeln, sich nicht aufzugeben und zu denken, es lohne sich sowieso nicht mehr. Nein, als Yogi versuchen wir immer, aus dem Hier und Jetzt das Beste herauszuholen. Und das hält jung, das kann ich Ihnen garantieren.
4. GRUND
Weil wir dank unseres neu gewonnenen Optimismus länger leben werden
Ich scheine ein wahrer Glückspilz zu sein. Zumindest, wenn es nach einer wissenschaftlichen Studie der Universität Greifswald geht. Denn demnach müsste ich sehr alt werden. Laut dieser Studie ist nämlich nicht nur unser Lebenswandel für unsere Lebenszeit verantwortlich, sondern auch der Monat, in dem wir geboren wurden.
Und nein, es sind nicht die Frühlingskinder, die besonders lange am Leben sind, sondern jene, die im Herbst auf die Welt kommen. So wie ich.
Womit erneut bewiesen wäre, dass meine Wahrsagerin völlig richtig liegt. Denn die hat mir bereits vor Jahren vorausgesagt, dass ich mindestens so alt wie die Schauspielerin Brigitte Mira werden würde, die erst mit 94 gestorben ist.
Ganz schön optimistisch, denken Sie jetzt sicher, aber das bin ich von Natur aus. Was meinen Mann manchmal regelrecht in den Wahnsinn treibt, da ich dadurch selbst dann noch locker bleibe, wenn ich meinen Haustürschlüssel plus Personalausweis mit aktueller Adresse verloren habe.
So habe ich kürzlich beim Ausgehen mein iPhone verloren. Grund genug für 99 Prozent der Bevölkerung, um komplett durchzudrehen. Ich hingegen schaute erst einmal in Ruhe per Finder auf meinem Computer nach dem Standort meines Geräts. Danach sendete ich eine Nachricht an mein Handy, mit der Bitte, mich unter meiner Festnetznummer zurückzurufen.
»Das kannst du dir schenken«, tat mein Mann diesen Versuch mit einer Handbewegung ab. »Meinst du, irgendjemand gibt freiwillig ein nigelnagelneues iPhone wieder her?«
Ja, das glaubte ich.
Und hatte recht damit. Denn nur eine Stunde später hielt ich mein geliebtes iPhone wieder in den Händen. Ähnlich erging es mir mit der Goldkette meiner Oma, die ich schon mehrmals in meinem Yoga-Studio vergessen habe, mit meinem Portemonnaie und einmal sogar mit meinem kompletten Rucksack, in dem sich neben Geld, Ausweisen und Schlüsseln auch noch meine neue Kreditkarte inklusive Geheimnummer befand. Doch alles hat dank eines freundlichen Helfers den Weg zu mir zurückgefunden.
»Das heißt aber nicht, dass es dir immer so ergehen wird«, höre ich meinen Mann im Hintergrund schon rufen.
Ja, ich weiß. Aber ob es wirklich immer nur ein glücklicher Zufall ist oder an der Tatsache liegt, dass ich den Glauben an die Ehrlichkeit der Menschen nicht aufgebe, werden wir wohl nie erfahren.
In jedem Fall halte ich weiter an dem Glauben fest, dass meine Sachen zu mir zurückfinden. Und da ist er schon wieder, dieser schreckliche Optimismus. Doch wie sagt man im Yoga so schön: »Befreie dich von deinen Erwartungen und nimm die Dinge so hin, wie sie kommen.«
Ein weiser Rat, da wir an der Vergangenheit so oder so nichts mehr ändern können und uns durch den Ärger über längst Vergangenes nur unnötig die Gegenwart vermiesen.
Also, seien Sie ein(e) Yogi(ni) und schauen Sie optimistisch in die Welt. Vielleicht werden Sie ja dann ebenso alt wie ich, obwohl Sie im Frühling geboren sind. Denn wer mit einer optimistischen Haltung durchs Leben geht, der schont nicht nur seine Nerven, sondern auch sein Herz, den Magen, den Darm, eben alles, was bei Stress und Ärger in Mitleidenschaft gezogen wird.
Ein weiterer Grund, um sofort mit dem Yoga anzufangen, oder etwa nicht?
5. GRUND
Weil wir im Körper und Geist beweglich bleiben
Es gibt einen Satz, der mich in den Wahnsinn treibt und den manche Menschen schon bei der kleinsten Kritik anbringen: »So bin ich halt.«
Weshalb mich diese Aussage wahnsinnig macht? Weil sie zeigt, dass derjenige, der sie tätigt, an einer Weiterentwicklung seiner Persönlichkeit kein Interesse hat. Und sich demzufolge auch keinen Deut für andere Meinungen, Kulturen oder was auch immer interessiert, sondern lieber auf dem Stand eines Zwanzigjährigen stehen bleibt.
Ein Glück, dass ich eine Yogini bin. Denn als Yogini ist es laut einer yogischen Verhaltensregel Pflicht, an sich zu arbeiten und sich so weiterzuentwickeln.
So bleiben wir Yogis dank der Yogaübungen (Asanas) nicht nur körperlich fit, sondern auch im Geiste bis ins hohe Alter aktiv.
Was nicht allzu schwierig ist, wenn man sich in der Yogawelt bewegt, da man durch Workshops, Gastlehrer und Retreats immer wieder auf neue Menschen und damit auch auf neue Denkanstöße trifft.
Ein weiterer Vorteil der Yogaszene ist, dass sie sich nicht auf eine bestimmte Altersgruppe beschränkt, und dort somit junge und ältere Menschen ständig aufeinandertreffen. Ich glaube, nichts hält uns fitter und beweglicher im Kopf als der Kontakt mit Jüngeren. Ich sehe das an meiner Mutter, die vor einigen Jahren das Internet für sich entdeckt hat und sich seitdem ein Leben ohne World Wide Web nicht mehr vorstellen kann. Und das nicht nur, weil sie dadurch ihrer Freundin in Frankreich so schnell Fotos von den Enkeln schicken kann, sondern auch, weil sie dank Online-Magazinen und Webseiten von Dingen erfährt, von denen sie ansonsten nie hören würde.
Neulich war sie ganz besonders stolz, weil sie durch das tägliche Surfen im Internet wusste, was eine Boshi-Mütze ist – im Gegensatz zu mir. Und das, obwohl doch in Berlin – laut Aussage meiner Mutter – angeblich alle damit herumlaufen.
Auch ich merke mittlerweile dank meiner Schüler oder der wesentlich jüngeren Babysitterin, dass ich überhaupt nicht mehr up to date bin. Und wenn ich nicht ständig jüngere Leute beim Yoga treffen würde, dann wüsste ich auch sicher noch immer nicht, dass es eine App gibt, mit der ich nur mein Handy zücken muss, um zu wissen, welcher Song gerade im Radio gespielt wird.
Also, vergessen Sie alle Pillen, Pflänzchen und Pröbchen, die gegen das Alter gut sein sollen, und melden Sie sich einfach so schnell wie möglich in einem Yogastudio an. Das ist im Endeffekt günstiger und beschert Ihnen neben jeder Menge neuer Bekanntschaften auch einen echten Gehirn-Booster.
6. GRUND
Weil es gegen die Wechseljahre hilft
Keine Sorge, ich bekomme kein Geld von der Yoga Alliance oder anderen Institutionen, nur weil Sie nach der Lektüre dieses Buches sicher ein riesiger Yoga-Fan sind. Es ist nur so, dass Yoga eben gegen wahnsinnig viele Beschwerden hilft. So auch gegen die Wechseljahre, die uns Frauen ja leider alle bevorstehen und vor denen auch mir schon ein wenig graust, wenn ich daran denke.
Schweißausbrüche, Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen – die Liste der Begleiterscheinungen ist endlos fortsetzbar. Doch viel lieber erzähle ich Ihnen doch, dass Sie diese Beschwerden mit Yoga lindern können. Denn ja: Yoga hilft tatsächlich gegen die Wechseljahre. Und ist mit Sicherheit auch gesünder als viele Pillen. Das erkennen und nutzen auch immer mehr Yogalehrer(innen).
Hormon-Yoga lautet das Stichwort, nach dem Sie googeln müssen, wenn Sie auf der Suche nach einem Studio in Ihrer Nähe sind, das Ihnen beim Kampf gegen die Wechseljahre hilft.
Als Begründerin dieses Trends gilt die brasilianische Yogalehrerin und Psychologin Dinah Rodrigues, Jahrgang 1927, die bereits seit 1993 Yoga gegen Wechseljahresbeschwerden einsetzt. Mittlerweile gibt es natürlich auch hierzulande zahlreiche Studios, die Yoga für die Frau ab 45 anbieten.
Selbst wenn es umstritten ist, ob sich durch das Hormon-Yoga der Östrogenspiegel wie von Dinah Rodrigues versprochen anheben lässt, so scheint es in jedem Fall dabei zu helfen, die Hitzewallungen und Schlafstörungen wieder in den Griff zu bekommen. Mir würde es schon reichen, wenn ich im Alter noch aussehen würde wie die Yoga-Ikone Rodrigues, die es in Sachen Schönheit locker mit der wesentlich jüngeren Catherine Deneuve aufnehmen kann. Was allerdings auch an Madame Deneuves Vorliebe für Zigaretten liegen könnte. Wobei ich es ehrlich gestanden extrem charmant finde, dass Sie sich dieses Laster nicht mehr nehmen lässt.
Denn trotz Yoga und einem Faible für gesunde Ernährung denke ich, dass uns übertriebener Purismus und Selbstkasteiung nicht gut altern lassen, und dass es in manchen Momenten für Geist und Körper besser ist, mit einem Glas Rotwein zu sündigen, als verbittert auf der sonnigen Terrasse zu sitzen und einen Ingwertee zu schlürfen. Und das sagt eine examinierte Yogalehrerin. Doch wo wir schon dabei sind, möchte ich auch gleich mit dem Klischee des hageren Yoga-Anhängers à la Rainer Langhans aufräumen. Denn nur, weil man sich vegan ernährt oder regelmäßig Yoga praktiziert, heißt das noch lange nicht, dass man zu einem verhärmten Menschen mutiert. Im Gegenteil: Wer sich für eine yogische Lebensweise entscheidet, der entscheidet sich auch für ein bewussteres Leben und überlegt sich viel genauer, was ihm dazu verhelfen könnte, ein gutes Leben zu führen. Weshalb es sich als Yogi auch so prima altern lässt. Doch damit sind wir schon bei dem nächsten Grund, weshalb ich Yoga so sehr liebe.
7. GRUND
Weil wir es auch mit neunzig Jahren noch ausüben können
Ich gehöre sicher nicht zu der Kategorie Yoginis, die noch mit neunzig Jahren einen Kopfstand macht. Dafür habe ich schlicht und ergreifend zu viel Respekt vor dieser Asana. Aber selbst, wenn ich alt und klapprig bin, werde ich mein tägliches Yogaprogramm absolvieren. Nur werden es dann vielleicht nicht mehr zwanzig Sonnengrüße hintereinander sein, sondern gemäßigte und altersentsprechende Abfolgen.
Denn das Tolle am Yoga sind die unendlich vielen Übungen und Variationen, die wir selbst mit verschiedensten Alterswehwehchen immer noch praktizieren können – ja, selbst wenn wir im Rollstuhl sitzen müssen. Denn es gibt genügend Yogaübungen, für die wir nur unsere Arme oder den Atem benötigen.
Vielleicht dringen wir sogar, wenn wir aufgrund unserer körperlichen Verfassung nicht mehr die abgefahrensten Asanas, Yoga-Abfolgen und -Variationen machen können, erst zu der eigentlichen Essenz des Yoga vor, weil wir nun endlich wirklich frei sind von dem falschen Ehrgeiz, den wir laut Yogaregeln schon die ganze Zeit nicht mehr haben sollten – aber trotzdem immer wieder verspüren, wenn wir unserem Nachbarn dabei zusehen, wie er locker und leicht in den Handstand springt oder seinen rechten Fuß elegant hinter dem Kopf ablegt.
Ach, ich finde, frei von falschem Ehrgeiz zu sein, ist eine schöne Vorstellung! Und eine Sache, auf die wir uns im Alter also noch freuen können!
8. GRUND
Weil wir neugierig bleiben