Think The Yoga Way - Bettina Schuler - E-Book

Think The Yoga Way E-Book

Bettina Schuler

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Beschreibung

Jeder Mensch kann glücklich werden. So lehrt es der indische Gelehrte Patañjali. Mit dem achtgliedrigen Yoga-Weg hat er eine Anleitung hinterlassen, mit der wir alle dauerhaft unser Glück finden können. Dass dieser Jahrtausende alte Weg heute noch aktuell ist, beweist Bettina Schuler in ihrem Buch: Sie überträgt die alten Weisheiten in die Gegenwart und zeigt, wie wir mit uns und unseren Mitmenschen in Einklang leben können. Dafür müssen wir uns auf Werte wie Nächstenliebe, Mitgefühl und Wahrhaftigkeit zurückbesinnen. Zum Beispiel, indem wir wieder Gewaltlosigkeit praktizieren und weder uns noch andere mit Worten und Taten erniedrigen. Oder uns in Enthaltsamkeit üben und mit unserem Planeten achtsamer umgehen. Womit wir nicht nur das innere Glück finden, sondern ganz nebenbei auch noch die Welt retten. Yoga ist keine Trendsportart, sondern in erster Linie eine Lebenseinstellung. Das zeigt uns Yogalehrerin und Buchautorin Bettina Schuler mit ihrem Buch der Selbstfürsorge!

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Think The Yoga Way

Die Autorin

BETTINA SCHULER, geb. 1975, ist Yogalehrerin, Journalistin, Buchautorin und Speakerin. Sie gründete 2016 Citizen2be, eine gemeinnützige Unternehmergesellschaft, die es sich zum Ziel gesetzt hat, traumatisierten Frauen mit Yoga zu helfen. Seit 2018 ist Citizen2be Teil des international Social-Impact-Programms »Here To Be« des kanadischen Unternehmens lululemon.

Das Buch

Woran denken wir, wenn wir das Wort »Yoga« hören? An Meditation?An Asanas? An gertenschlanke Yogis? An Schüttelmeditation und den Sonnengruß? Dass Yoga viel mehr als Übungen und Enthaltsamkeit ist, zeigt uns die Yogalehrerin und Autorin Bettina Schuler mit viel Humor und Leichtigkeit in ihrem Buch. Dafür greift sie auf das Yogasutra des Patañjali, der Bibel aller Yogis, zurück und zeigt wie sich die Jahrtausende alten Weisheiten zeitgemäß, humorvoll und leicht in unseren Alltag integrieren lassen.Ein wahrhaft unterhaltsamer und moderner Achtsamkeits-Ratgeber der besonderen Art.

Bettina Schuler

Think The Yoga Way

Mit Yoga unser Glück finden und nebenbei die Welt retten

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Allegria ist ein Verlag der Ullstein Buchverlage GmbH

© 2020 Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin Alle Rechte vorbehaltenUmschlaggestaltung: zero-media.net, MünchenUmschlagmotiv und Autorenfoto: © Nadja KlierE-Book powered by pepyrus.com

ISBN 978-3-8437-2318-3

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Inhalt

Die Autorin / Das Buch

Titelseite

Impressum

Me, Myself und das Yoga

Der Yogaweg des Patañjali

In acht Schritten zum Glück

Schritt I: Die Yamas – Der Umgang mit unserer Umwelt und unseren Mitmenschen

Schritt II: Die Niyamas – Der Umgang mit uns selbst

Schritt III: Asana – Der Umgang mit dem Körper

Schritt IV: Pranayama – Der Umgang mit dem Atem

Schritt V: Pratyahara – Der Umgang mit den Sinnen

Schritt VI: Dharana – Die Konzentration

Schritt VII: Dhyana – Die Meditation

Schritt VIII: Samadhi – Die innere Freiheit

Die Stolpersteine auf dem Weg zum Glück

Die Antarayas

Yoga und Empowerment

Wie wir mit Yoga nicht nur uns, sondern gleich die ganze Welt verändern können.

Mein Herzensprojekt Citizen2be – Mein Versuch, mit Yoga die Welt zu retten

Was am Ende zählt …

Quellen

Danksagung

Social Media

Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

Me, Myself und das Yoga

Widmung

Für Karl und Pola.Ohne euch wäre das alles nicht möglich.

Me, Myself und das Yoga

»Lokah Samastah Sukhino Bhavantu.Mögen alle Lebewesen in allen Welten glücklich und frei sein.«

Indisches Mangala Mantra

Wenn jemand mich vor vierzehn Jahren gefragt hätte, was mich im Leben am meisten abschreckt, dann hätte ich geantwortet: Sport und Spiritualität. Wahrscheinlich bin ich einer der wenigen Menschen, der es trotz strotzender Gesundheit und guter Gene geschafft hat, in zwei Schuljahren hintereinander eine Fünf in Sport einzukassieren. Und das, obwohl ich im Unterricht niemals gefehlt habe.

Auch mit der Spiritualität hatte ich lange Zeit Probleme. Denn von Nächstenliebe, Mitgefühl und Herzenswärme habe ich, ein Kind gut katholischer Eltern, im Kirchenbetrieb herzlich wenig erlebt. Stattdessen wurde ich, als meine Eltern mich von einer Chorfreizeit in einem Kloster wegen Heimweh frühzeitig abholten, von der Obernonne zum Teufel gewünscht. Vier Wochen Albträume gab sie mir gratis mit. Seitdem habe ich nur zu Erstkommunionen, Hochzeiten und Beerdigungen einen Fuß in eine Kirche gesetzt.

Die Voraussetzungen dafür, dass es mit dem Yoga und mir die große Liebe wird, waren also gänzlich ungünstig. Trotzdem ist das Yoga, neben meiner Tochter und meinem Mann, zur Liebe meines Lebens geworden.

Weshalb?

Weil Yoga eine Lebenseinstellung ist, dank der wir nicht nur dauerhaft glücklich werden können, sondern ganz nebenbei noch die Welt retten.

Die wenigsten Menschen, die sich mit Yoga beschäftigen, wissen jedoch, dass es aus viel mehr besteht als aus Meditation und der körperlichen Asana-Praxis. Tagtäglich werden wir von Bildern gertenschlanker Yogi*nis überflutet, die in abgedrehten Posen auf der Chinesischen Mauer oder dem Eiffelturm posieren. Dabei lächeln sie so entspannt, als würden sie sich gerade mit einer Tüte Chips gemütlich auf dem Sofa fläzen. Etwas, das diese selbst ernannten Yogaexpert*innen selbstverständlich niemals tun würden. Stattdessen erzählen sie uns, dass sie ohne eine einstündige Schüttelmeditation am Morgen nicht leben können. Natürlich nachdem sie ein selbst gemachtes Overnight-Oats-Frühstück gegessen und sich in einem Bett aus Bambus Gedanken über den Sinn des Lebens gemacht haben. Obwohl wir gut informierte Menschen sind, lassen wir uns glauben machen, dass ein yogisches Leben aus schicken Reisen, einem gestählten Körper und gesundem Essen besteht. Dinge, für die wir neben Job, Haushalt und Familie weder die Zeit noch das Geld haben. Also lassen wir es lieber gleich mit dem Yoga und der Achtsamkeit. Denn wer, bitte schön, steht freiwillig um fünf Uhr morgens auf, um seinen Tag mit einer Affirmationsmeditation zu beginnen, obwohl er noch friedlich bis sieben im Bett schlummern könnte?

Doch das müssen wir auch gar nicht. Stattdessen sollten wir uns wieder auf das besinnen, was für viele Yogi*nis der Kern des Yoga ist: das Yogasutra des Patañjali. Patañjali war ein indischer Gelehrter, über den nur sehr wenig bekannt ist und der als »Vater des Yoga« gilt. Sein Name setzt sich aus den Sanskritwörtern pat (»herunterfallen«) und añjali (»Gebetshaltung«) zusammen und verweist damit auf den Mythos, der sich um seine Geburt rankt. Es heißt, dass seine Mutter, eine einsame Asketin, die Götter um ein Kind gebeten habe. Daraufhin fiel eine Schlange vom Himmel in ihre Hände und verwandelte sich in einen Jungen: Patañjali.

Sein Werk, das Yogasutra, gilt als einer der Kerntexte des Yoga und hat auch Einfluss auf das Denken von modernen Philosophen genommen.

Das Besondere an Patañjalis Yogasutra ist, dass es kein philosophisches Werk ist, das nur diejenigen verstehen, die sich jahrelang mit der Philosophie des Yoga beschäftigt haben. Nein, im Yogasutra erklärt Patañjali ganz praktisch und lebensnah, wie es uns gelingen kann, ein freies und glückliches Leben zu führen. Dafür müssen wir weder auf eine einsame Insel ziehen noch unser ganzes Leben umkrempeln, sondern uns schlicht und ergreifend an ein paar Verhaltensregeln im Miteinander und im Umgang mit uns selber halten. An Regeln, die frei von Dogmen und einer vorgefertigten Spiritualität sind und stattdessen auf Werte wie Nächstenliebe und Mitgefühl setzen. Werte, die in unserer konkurrenzorientierten Welt immer mehr verloren gehen, die uns aber dabei helfen, dauerhaft glücklich zu werden.

Doch leider können wir unser altes, von Konkurrenz geprägtes Ich nicht mit einem Fingerschnippen wegzaubern. Das wusste auch Patañjali. Deshalb hat er uns mit dem achtgliedrigen Yogaweg im Yogasutra eine Anleitung hinterlassen, die uns dabei helfen soll, diese Werte in unser Leben zu integrieren und dadurch dauerhaft glücklich zu werden.

Dass dieser Weg auch tatsächlich funktioniert, konnte ich gleich zu Beginn meiner Yogakarriere selbst erfahren. Sie startete während meiner Schwangerschaft. Eine Zeit, die gerade bei Frauen, die es gewohnt sind, ihr Leben im Griff zu haben, von vielen Sorgen und Ängsten geprägt ist. Denn kein Mensch wird einem vorab sagen können, ob das Kind später ein Einsnullerabitur absolviert oder drogenabhängig wird. Kurzum, das Leben wird mit einem Kind komplett auf den Kopf gestellt. Ein Fakt, der Menschen, die gewohnt sind, die Kontrolle über ihr Leben zu haben, verunsichert. So auch mich.

Ich schob meine Unsicherheit damals auf die Hormone und die körperlichen Veränderungen durch die Schwangerschaft, die mir allein schon aufgrund der ständigen Übelkeit ordentlich zusetzte. Ich zählte also nicht zu denjenigen Frauen, die sich mit engelsgleichem Lächeln den ganzen Tag über den Bauch streicheln. Stattdessen saß ich schlecht gelaunt zu Hause und quälte mich mit Selbstvorwürfen. Sollte die Zeit der werdenden Mutterschaft nicht die glücklichste meines Lebens werden? Warum hoffte ich dann nur, dass sie so schnell wie möglich enden möge? Ganz gleich, wen ich traf oder wo ich hinging: Überall liefen mir strahlende Schwangere über den Weg, die mit leuchtenden Augen ihren dicken Bauch vor sich hertrugen. Bilder, mit denen ich mich, mit meinem Mann streitend oder mich auf der Toilette übergebend, leider überhaupt nicht identifizieren konnte. Irgendwie traute ich mich aber auch nicht, mit meinem Partner offen darüber zu sprechen. Stattdessen schob ich mein schlechtes Gewissen weg und bekam davon nur noch schlechtere Laune. Worunter mein Mann natürlich ganz besonders zu leiden hatte.

Nachdem er alles versucht hatte, um meine Laune zu verbessern, musste er einsehen, dass selbst das leckerste Essen und das teuerste Spa nichts an meiner Stimmung ändern konnten. Als letzten Akt der Verzweiflung drückte er mir einen Gutschein für eine Schwangeren-Yogastunde in die Hand. Zum Glück folgte ich seinem Rat. Was zeigt, dass ich nicht mehr ich selbst war, denn »Nein« ist unter normalen Umständen meine Standardantwort auf die Vorschläge von anderen. Insbesondere, wenn es Ratschläge von Familienmitgliedern sind. In diesem Punkt bin ich in der Teenagerphase stecken geblieben. Doch aus irgendeinem Grund hörte ich damals auf ihn. Hätte mir allerdings jemand erzählt, dass ich nur vier Jahre später selbst Yogalehrerin sein würde, ich wäre in schallendes Gelächter ausgebrochen.

Eine Woche später saß ich in einem pinken Raum auf einem lila Meditationskissen und folgte den Anleitungen der durchtrainierten Lehrerin, die uns immer wieder dazu aufforderte, die Kraft des Lebens in uns zu spüren. Allein ihre Wortwahl hätte mich unter normalen Umständen dazu gebracht, schreiend aus dem Raum zu rennen, denn anstelle einer unbändigen Kraft spürte ich eine nicht enden wollende Übelkeit in mir hochkommen. Aber erstens war ich schwanger, und zweitens saß ich in der ersten Reihe und hatte keine Chance, unauffällig wegzulaufen. Zum Glück. Ansonsten hätte das Yoga niemals einen so wichtigen Platz in meinem Leben gefunden.

Vierundsiebzig Minuten später verkündete die Lehrerin, dass wir uns nun endlich für die Schlussentspannung auf die Matte legen könnten. Freudig legte ich mich auf den Rücken, schloss die Augen und überlegte, welchen Kuchen ich mir nach der Stunde gönnen würde, als mich urplötzlich eine unglaubliche Angst überkam. Eine Angst, wie ich sie in meinem ganzen Leben noch niemals verspürt hatte. Ich wollte gerade meine Tasche greifen und aus dem Raum rennen, als die Lehrerin sagte: »Nehmt an, was kommt. Nehmt es wahr. Lasst es kommen und wieder gehen.« Und das tat ich. Warum, weiß ich bis heute nicht. Doch irgendetwas in mir hielt mich auf der Matte und zwang mich dazu, meiner Angst in die Augen zu blicken. Nachdem diese ihren Höhepunkt erreicht hatte, spürte ich, wie mein Atem nach und nach wieder zur Ruhe kam. Ich war immer noch überwältigt von dem Gefühl, das mich so urplötzlich überkommen hatte. Und inmitten dieser wildfremden schwangeren Frauen wurde mir eines schlagartig klar. Weder die Übelkeit noch der dicke Bauch oder die geschwollenen Füße waren der Grund für meine Unruhe und schlechte Laune gewesen. Nein, es war die Tatsache, dass ich das erste Mal in meinem Leben von einer Entscheidung nicht mehr zurücktreten konnte und dass ich mit den Konsequenzen, die daraus resultierten, für immer leben musste. Etwas, das mir, einem Menschen, dem seine Freiheit das Wichtigste ist, eine gehörige Portion Angst einjagte.

Und noch etwas habe ich damals gelernt: Dass wir unsere Angst nur überwinden können, wenn wir ihr direkt ins Auge sehen und uns mit ihr auseinandersetzen. Denn wenn wir sie unterdrücken und verdrängen, wird sie unser Leben bestimmen. Ja, sie wird unsere ganze Wahrnehmung verzerren, weil wir unsere Umgebung nur noch durch die Brille der Angst wahrnehmen. So wie ich es zu Beginn meiner Schwangerschaft getan habe. Erst als ich mir darüber bewusst geworden bin, konnte ich die Welt wieder mit klaren Augen sehen. Und es war kein Zufall, dass das ausgerechnet während einer Yogastunde geschehen ist. Denn das Ziel des Yoga ist es, sich von den Kräften, die unsere Wahrnehmung verzerren, zu verabschieden. Diese Kleshas (Sanskrit für »Leiden«), wie sie im Yoga genannt werden, sind Unwissenheit, Ego, Wunsch, Abneigung und – Überraschung! – Angst.

Doch wie soll das funktionieren? Wir können unserer Angst oder unserem Ego ja nicht einfach die Hand geben und uns auf Nimmerwiedersehen von ihnen verabschieden. Nein, das können wir nicht. Aber wir können uns auf den achtgliedrigen Yogaweg begeben und versuchen, diese leid­schaffenden Kräfte nach und nach aus unserem Leben zu verbannen.

Wie dieser achtgliedrige Yogaweg im Konkreten aussieht und wie wir ihn für unseren modernen Alltag adaptieren können, darum soll es in diesem Buch gehen. Dabei werden wir uns nicht jeden Vers aus dem Yogasutra einzeln vornehmen und, so wie es in vielen philosophischen Auswertungen gängig ist, kompliziert analysieren. Denn dafür müsste ich nicht nur perfekt Sanskrit beherrschen, sondern auch jahrelang indische Philosophie studiert haben. Nein, dieses Buch ist vielmehr mein persönlicher Vorschlag, wie wir diesen jahrtausendealten Lebensweg auf moderne und unkomplizierte Art und Weise in unser Leben integrieren können und dadurch unserem Glück ein Stück näherkommen.

Namaste

Der Yogaweg des Patañjali

»Das, was du heute denkst, wirst du morgen sein.«

Buddha

Bevor es mit unserer Reise auf dem achtgliedrigen Yogaweg losgeht, sollten wir etwas über die Ursprünge des Yoga erfahren. Das klingt viel komplexer, als es ist, denn das eine wahre Yoga gibt es nicht. Vielmehr kann man das Yoga als einen Oberbegriff für verschiedene Arten des Selbststudiums und der Selbsterfahrung verstehen, die sich in den letzten Jahrtausenden weiterentwickelt haben.

Das Wort Yoga leitet sich von der indogermanischen Wortwurzel yuj (anschirren, anbinden, zusammen in ein Joch binden) ab. Das mag im ersten Moment etwas irritierend klingen, denn durch eine Methode der Selbsterfahrung möchte man sich eigentlich von seinen Anbindungen loslösen. Doch das – und nun ergibt die Übersetzung auch wieder Sinn – kann uns laut des Yoga nur gelingen, wenn wir die Kräfte unseres Körpers, Geistes und Atems bündeln.

Diese Sicht auf uns selbst und auf die Welt basiert auf der sogenannten vedischen Kultur, deren Grundlage eine religiöse Textsammlung ist: die Veden (circa 1500 bis 500 v. Chr.). Zu den wichtigsten Veden zählen die Upanishaden, eine Sammlung von philosophisch-mythischen Texten. Ein weiterer prägender Text ist die Bhagavadgita (»Der Gesang des Erhabenen«). Die Gita, wie sie auch genannt wird, stellt mit ihren 700 Versen den berühmtesten Teil des indischen Nationalepos Mahabharata (»Die große Geschichte Indiens«) dar. Sie zählt bis heute zu den meist gelesenen Büchern Indiens.

Als eine der bedeutsamsten Schriften des Yoga gilt das Yogasutra des Patañjali, auf das wir in diesem Buch unser Augenmerk richten werden.

Das Yogasutra ist zwischen dem 2. Jahrhundert v. und dem 2. Jahrhundert n. Chr. entstanden. Es ist, wie schon der Name Sūtra (Faden) impliziert, ein Leitfaden dafür, wie wir das Yoga praktizieren sollen. Das Yogasutra besteht aus 195 sehr knappen Versen, die in vier Kapitel eingeteilt sind. Diese wurden von den Schülern auswendig gelernt und gemeinsam mit dem Lehrer interpretiert. So konnte in oralen Kulturen, in denen die Sprache die einzige Tradierungsmöglichkeit war, der Text von Generation zu Generation weitergegeben werden. Die Versstruktur sorgte dafür, dass der Inhalt unverändert weitergegeben wurde. Jede Unregelmäßigkeit, die durch Weglassen, Verändern oder Hinzufügen einzelner Worte entsteht, wäre aufgrund des Versmaßes sofort bemerkt worden.

Das Yogasutra und die darin aufgestellten Verhaltensempfehlungen im Miteinander und mit uns selbst stellen für mich und für viele andere Yogi*nis, die es ernst mit der yogischen Lehre nehmen, den Grundpfeiler des Yoga dar. Sie sind für die Yogi*nis das Gleiche wie die zehn Gebote für die Christen und sollen uns dabei helfen, dauerhaft zufrieden und glücklich zu werden. Die gute Nachricht ist, dass das durchaus möglich ist, denn laut des Yogasutra tragen wir alle das Glück bereits in uns. Wir müssen es nur wiederfinden. Doch dafür müssen wir uns von äußeren Einflüssen befreien und lernen, die anderen Menschen, unsere Umgebung und vor allem uns selbst ganz wertfrei zu sehen. Ohne die Brille der Subjektivität. Doch das ist leider verdammt schwierig, denn es gibt Kräfte, die uns auf dem Weg zu unserem Glück immer wieder ins Straucheln bringen: die sogenannten Gunas.

Um diese Gunas genauer erklären zu können, müssen wir etwas tiefer in die indische Philosophie eintauchen und uns mit dem Samkhya-System beschäftigen.

Das Samkhya-System (Sanskrit für »Aufzählung«, »Zahl«) zählt zu den sechs klassischen orthodoxen Philosophiesystemen Indiens. Es hat eine dualistische Sicht auf die Welt und geht davon aus, dass unser Sein aus zwei Prinzipien besteht: Purusha und Prakriti.

Purusha ist reines Bewusstsein. Es ist unveränderlich, es ist die Urseele, die niemals wertet und alles so sieht, wie es ist. Indes Prakriti als die Urmaterie verstanden wird, die – und nun kommen wieder unsere Gunas ins Spiel – aus den drei Grundeigenschaften Tamas (Trägheit/Stabilität), Rajas (Tatendrang/Unruhe) und Sattva (Reinheit/Harmonie) besteht.

Purusha und Prakriti können ohne einander nicht existieren. Sie verhalten sich zueinander wie Weiß zu Schwarz, Helligkeit zu Dunkelheit oder das Gute zum Bösen. Sie sind Pole, die sich aufgrund ihrer Verschiedenartigkeit gegenseitig definieren und bestehen. Und ebenso wie wir durch den Tod erst wissen, was es bedeutet zu leben, können Purusha und Prakriti durcheinander existieren und sich erfahren. Sie müssen sich also miteinander verweben, um ihre eigentliche Natur zu verstehen.

Das alles hört sich komplizierter an, als es ist. Das Wichtigste für uns ist jedoch vor allem, dass auch wir Teil dieses dualistischen Weltbildes und dementsprechend von Purusha und Prakriti durchdrungen sind. Das Samkhya-System zählt allerdings unseren individuellen Geist zur Materie, also zu Prakriti. Denn das System geht davon aus, dass wir alle in unserer eigenen kleinen Welt leben, die wir uns aus unseren Erfahrungen, Wahrnehmungen und Gefühlen im Kopf zusammengesetzt haben. Unser Geist ist also alles andere als objektiv und deshalb auch nicht Purusha zugehörig.

Kommen wir nun aber zu Patañjali und den Störenfrieden auf unserem Weg zum Glück: den drei Gunas.

Ähnlich wie das Samkhya-System geht Patañjali davon aus, dass alles in der Welt aus den beiden Prinzipien Purusha und Prakriti besteht. Auch der Mensch. Nur leider hat der Mensch das vergessen und damit begonnen, sich nur noch über seinen Körper und Geist, sprich über seine Materie zu definieren. Und da Prakriti wiederum aus den drei Gunas besteht, wird auch unser Handeln und Denken von ihnengelenkt, und bei den meisten Menschen ist eines der drei Gunas ganz besonders ausgeprägt.

So würde ich mich eindeutig als einen Menschen einschätzen, der sehr stark von Rajas geprägt ist und immer ein bisschen zu schnell nach vorne prescht. Zudem habe ich extreme Schwierigkeiten damit, auf irgendetwas zu warten. Geduld zählt also nicht zu den Eigenschaften, die bei mir besonders ausgeprägt sind. Aus diesem Grund verfalle ich nicht selten in einen vorschnellen Aktionismus. In manchen Momenten ist meine Rajas-Neigung jedoch auch vorteilhaft. Insbesondere, wenn es darum geht, unangenehme Anrufe zu erledigen. Etwas, das meinem von Tamas geprägten Mann ganz besonders schwerfällt – weshalb solche Aufgaben meistens an mir kleben bleiben.

Bei meiner Tochter indes ist es wiederum ganz anders. Bei ihr war von Geburt an das Guna Sattva ganz besonders ausgeprägt. Ja, selbst wenn wir bei gleißender Hitze ohne Klimaanlage im Stau stehen, kann meine Tochter der Situation etwas Positives abgewinnen. Denn wann haben wir sonst die Zeit dazu, drei Stunden am Stück ungestört miteinander zu reden? Ich im Gegensatz gerate schon nach dreißig Minuten an meine Grenzen und würde am liebsten Reißaus nehmen. Doch was sagt meine Yoga-beflissene Tochter in solchen Momenten zu mir? »Mama, du solltest wirklich mehr an deinem Sattva arbeiten.« Und damit hat sie vollkommen recht. Denn nur, wenn es uns gelingt, Sattva mehr Raum in unserem Leben zu geben, können wir laut Patañjalizu dem Ort durchdringen, an dem wir glücklich sind und mit Purusha, dem reinen Bewusstsein, verbunden sind: unserem Wesenskern. Dieser sitzt tief in uns und macht sich nichts aus Reichtum oder Erfolg, sondern ist per se zufrieden. Er sieht die Welt genau so, wie sie ist. Ohne eingefärbte Subjektivität. Es ist der Ort, an dem wir von Wollen und Denken befreit sind und den religiöse Menschen als »unsere Seele« bezeichnen würden.

Leider ist unser Wesenskern jedoch von einem Schleier von Prägungen, Mustern und Erfahrungen verhüllt, die wir im Laufe unseres Lebens gemacht haben. Patañjali bezeichnet diese Muster, die wir wie einen schweren Rucksack an Erfahrungen mit uns herumschleppen, als Kleshas (Sanskrit für »Leiden«). Im Gegensatz zu den Gunas sind die Kleshas keine Eigenschaften unserer Materie (Prakriti), sondern, wie man umgangssprachlich so schön sagt, »hausgemacht«. Es sind innere Prägungen, die aufgrund unserer Erfahrungen, Erziehung oder unseres sozialen Umfeldes entstanden sind und sowohl unsere Handlungsweise als auch unsere Sicht auf die Welt bestimmen. Sie führen dazu, dass wir die Welt mit einem ganz bestimmten subjektiven Blick sehen und Situationen als leidvoll erfahren.

Laut Patañjali gibt es fünf Kleshas: Avidya (Unwissenheit), Dvesha (Abneigung), Asmita (Ego), Abhinivesha (Angst) und Raga (Begehren). Ähnlich wie bei den Gunas sind manche Kleshas bei uns besonders stark ausgeprägt. Das hängt auch davon ab, welcher Guna-Typ wir sind. So wird bei einem tamasigen Menschen das KleshaAbhinivesha (Angst) eine große Rolle spielen. Indes wird ein von Rajas geprägter Mensch, so wie ich, immer wieder mit dem Klesha Asmita (Ego) zu kämpfen haben. Doch natürlich gestehen wir, die von Rajas geprägten Menschen, uns das nicht gern ein. Denn Neid ist kein Gefühl, mit dem man hausieren geht. Also versuchen wir bei den anderen nach Gründen für unsere unschönen Gefühle zu suchen und beginnen, sie herabzusetzen, zum Beispiel indem wir schlecht über sie reden. Dies beschert uns wiederum keine Genugtuung, sondern nur mehr Leid. Denn die Erleichterung, die wir nach dem Lästern verspüren, weicht, wie wir alle wissen, irgendwann unserem schlechten Gewissen. Und da Leid wiederum das Lieblingsfutter unserer Kleshas ist, beginnen sie noch größer und größer zu werden. Ein Teufelskreis.

Doch zum Glück hat uns Patañjali mit dem achtgliedrigen Yogaweg eine praktische Anleitung hinterlassen, mit der es uns gelingen kann, mehr Sattva in unserem Leben zu etablieren und den Schleier der Kleshas ein Stück weit zu lüften.

Welchen Einfluss die Kleshas auf unsere Wahrnehmung haben, bekommen wir vor allem anhand unseres Citta (Geist) zu spüren. Denn unsere Gedanken richten sich immer gern nach dem Klesha, das gerade besonders großen Aufwind verspürt.

So wollen wir an einem Raga-Tag alles haben, was wir im Schaufenster sehen. Indes wir, wenn die Abhinivesha (Angst) mal wieder ganz besonders präsent ist, bei jedem Anruf denken, dass unser Kind einen Unfall hatte und nun im Krankenhaus liegt – auch wenn es dafür keinen objektiven Grund gibt. An manchen Tagen ist ein Klesha sogar so präsent, dass unsere Gedanken sich immer wieder im Kreis drehen und wir immer und immer wieder über dieselbe Sache nachgrübeln. Patañjali bezeichnet diese Gedankenschleifen, in die wir immer wieder geraten, als Vrittis. Sie sind die Wellen, auf denen unsere Gedanken durch unseren Kopf surfen. So lange, bis es uns gelingt, die Welle wieder zur Ruhe zu bringen. Oder wir vor Erschöpfung einschlafen.

Laut Patañjali gibt es fünf Arten von Vrittis: Pramana, Gedankenwellen, die der Wahrheit entsprechen. Viparyaya, falsches Wissen und gedankliche Irrtümer, Vikalpa, die eigenen Vorstellungen und Ideen, Smriti, die Erinnerung, und Nidra, den Schlaf. Je nachdem, ob die Vrittis als Dukha (leidverursachend) oder Sukha (freudvoll) wahrgenommen wird, tendieren wir dazu, die Welt als schlecht oder gut einzuschätzen. Das ist auch der Grund dafür, dass wir mit unseren Gefühlen immer wieder gern zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt hin- und herschwanken. Entweder wir haben das Gefühl, dass unser Leben das beste von allen ist und es besser läuft, als wir zu hoffen gewagt hätten. Oder wir sind der festen Überzeugung, dass wir die geborenen Pechvögel sind und alle um uns herum viel mehr Glück haben. Und wenn wir uns doch mal richtig schön ausbalanciert fühlen, dann kommen die Kleshas ums Eck und katapultieren uns im Nullkommanichts wieder aus unserer Mitte heraus ins Gedankenkarussell.

Doch die Kleshas sind nicht nur für unser Weltbild, sondern auch für unser Selbstbild verantwortlich. Denn gerade in der heutigen Welt, in der wir zu jeder Zeit sehen können, dass die anderen doch einen viel tolleren Urlaub und eine viel schönere Hochzeit haben oder eine viel erfolgreichere Karriere hinlegen, ist unser Selbstbild mehr denn je von unserem Weltbild geprägt. Obwohl wir wissen, dass die meisten Bilder bearbeitet sind und die wenigsten unserer Freunde bei Tageslicht genauso perfekt wie auf Instagram aussehen, lassen wir uns davon beeinflussen. Das kann dazu führen, dass, wenn wir gerade mit unserem Freund zufrieden auf dem Sofa fläzen, wir allein durch einen kurzen Klick und einen Blick auf unsere Social-Media-Kanäle unsere eigene Situation und unser gesamtes Leben plötzlich völlig anders bewerten. Denn mit dem der coolen Kollegin, die gerade im schicken Designeroutfit auf einer Aftershowparty von der Fashion Week ist, kann unser Leben natürlich nicht mithalten. Und schon haben wir durch einen kurzen Blick in die virtuelle Welt uns und unseren Selbstwert ordentlich herabgesetzt. Schuld daran ist das blöde Klesha Asmita (Ego), das uns glauben macht, unser Leben sei weniger spannend als das unserer Freundin, die auf die Fashion Week eingeladen ist. Ein Gedanke, den wir vor dem Blick auf Instagram noch gar nicht hatten. Der sich aber nun, da wir gesehen haben, was unsere Freundin so treibt, in unserem Kopf breitgemacht hat und mit dem wir unser Leben und unser Selbstbild ein ordentliches Stück herabsetzen.

Doch zum Glück gibt es ja Patañjali.

Dank ihm und dem achtgliedrigen Yogaweg können wir die Hürden, die uns auf unserem Weg zum Glück im Wege stehen, nicht nur erkennen, sondern auch gleich aus dem Weg räumen. Wie immer im Leben müssen wir dafür als Allererstes bei uns selbst anfangen. Weswegen Punkt eins auf dem achtgliedrigen Yogaweg uns auch dazu auffordert, unser Verhalten gegenüber unseren Mitmenschen zu ändern.

In acht Schritten zum Glück

»Deine wahre Natur ist es, glücklich zu sein. Es ist daher nicht falsch, sich das Glück zu wünschen. Falsch ist nur, es außen zu suchen, denn das Glück ist in Dir.«

Bhagava Sri Ramana Maharshi (1879–1950), indischer Guru

Schritt I: Die Yamas – Der Umgang mit unserer Umwelt und unseren Mitmenschen

Die Yamas (Sanskrit für »Einhaltung«, »Selbstkontrolle«) sind die erste Stufe auf dem achtgliedrigen Yogaweg. Sie stellen eine Art Verhaltenskodex im Umgang mit anderen Menschen dar, an den wir uns laut Patañjali als Yogi*nis halten sollten. Denn wer anderen Leid zufügt, schadet nur sich selbst, weil er oder sie durch dieses Verhalten den Kleshas jede Menge Futter gibt und die Aktivität der Vrittis ordentlich ankurbelt.

Natürlich sind wir alle nicht unfehlbar und reden manchmal gern schlecht über andere. Obwohl wir wissen, dass es nicht richtig ist, und wir es selbst ganz schrecklich finden, wenn andere hinter unserem Rücken über uns tratschen. Wir sollten uns fragen, was das Lästern eigentlich mit uns selbst macht.

Warum reden wir manchmal schlecht über andere?

Und wie häufig verletzen wir andere eigentlich unbeabsichtigt?

Das alles erfahren wir, wenn wir uns intensiver mit den fünf Yamas auseinandersetzen: Ahimsa (Gewaltlosigkeit/Hilfsbereitschaft), Satya (Ehrlichkeit), Asteya (Nichtstehlen), Brahmacharya (Mäßigung) und Aparigraha (Nichtbegehren/Genügsamkeit).

Ahimsa – Gewaltlosigkeit/Hilfsbereitschaft

Das erste Yama,Ahimsa, ist mein Lieblingsyama. Die Vorstellung, dass wir Menschen mit allen Lebewesen einen gewaltfreien Umgang haben, ist einfach zu schön. Leider sind wir noch weit davon entfernt. Denn wenn wir einen gewaltfreien Umgang mit den Tieren um uns herum wirklich leben würden, dürften wir weder Fleisch essen noch den Tieren ihre Eier oder ihre Milch stehlen. Stattdessen müssten wir uns vegan ernähren, so wie es viele Yogi*nis bereits tun.

Im Grunde meines Herzens unterstütze ich diese Art der Ernährung, doch leider fällt es mir sehr schwer, mich vollständig vegan zu ernähren. Ja, lange Zeit habe ich es noch nicht einmal geschafft, auf Fleisch zu verzichten, obwohl mir bewusst war, dass unser Fleischkonsum einen entscheidenden Faktor bei der CO2-Emission darstellt. Ich war mir zudem durchaus bewusst, dass die wenigsten Tiere, die später als Essen auf unserem Teller landen, ein gutes Leben hatten. In unserer heutigen Zeit, in der Fleisch schön abstrakt eingeschweißt im Kühlregal liegt, kann man die Tatsache, dass für unseren Fleischkonsum Tiere sterben müssen, leider sehr gut verdrängen. Mir persönlich ist es wichtig, dass meine Tochter weiß, woraus die Wurst auf ihrem Brot besteht. Als sie kleiner war, hat sie das noch nicht sonderlich interessiert. Doch je älter sie wurde, umso mehr hat sie sich mit der Herkunft und Produktion von Fleisch auseinandergesetzt. Und so war es nur eine Frage der Zeit, bis sie sich dazu entschied, Vegetarierin zu werden. Das wiederum hat meinen Mann und mich motiviert, ebenfalls mehr auf Fleisch zu verzichten. Mittlerweile sind wir alle Vegetarier. Zudem versuchen wir, durch Produkte wie Hafermilch und Sojajoghurt unseren Milchkonsum herunterzufahren. Eier beziehen wir nur noch von Firmen, die auch die männlichen Küken am Leben lassen. In Berlin ist eine solche Ernährung mit keinem großen Aufwand verbunden, denn selbst der Minisupermarkt ums Eck hat eine große Auswahl an veganen und vegetarischen Produkten.

Auch in Sachen Essengehen ist Berlin für Veganer ein Paradies. So gibt es bei uns im Kiez gleich mehrere vegane Eisdielen. Andererseits wird in Berlin um die Ernährung ein riesiges Thema gemacht. Ja, um das Thema Essen ist ein wahrer Hype entstanden. Ein Hype, der mir definitiv eine Nummer zu groß geworden ist. Denn auch wenn es wichtig ist, was wir essen und wie wir uns ernähren, sollte die Beschäftigung mit dem Essen nicht unser Lebensmittelpunkt werden. Oder dass man sich aus reinen Coolnessgründen dazu entscheidet, vegan zu werden.

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