12 x Fit fürs ganze Jahr - Hans W. Wiena - E-Book

12 x Fit fürs ganze Jahr E-Book

Hans W. Wiena

0,0
2,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
  • Herausgeber: BookRix
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2022
Beschreibung

Lärm, sauerstoffarme und schadstoffbelastete Atemluft, minderwertige Nahrung und verseuchtes Trinkwasser, Gifte, Stress, unnatürliche Arbeits- und Lebensbedingungen … – Die Aufzählung der Widrigkeiten, die Tag für Tag unserem Organismus zusetzen, ist lang, und vielleicht gehört schon eine gehörige Portion Optimismus dazu, einen Leitgedanken zu wählen wie: Gesund trotz alledem. Dieses Buch erschien erstmalig 1995, ein Ratgeber, der keinesfalls überholt ist oder seine Daseinsberechtigung verloren hat. Hierin finden sich Erkenntnisse und Ratschläge für eine gesunde Lebensführung, die auch weiterhin aktuell sind und jedem Möglichkeiten aufzeigen, seinen Alltag gesünder zu gestalten und somit fit durch das Jahr zu kommen ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Hans W. Wiena

12 x FIT FÜRS

GANZE JAHR

Naturheilmittel von Januar bis Dezember

Mit zahlreichen Bildtafeln und Illustrationen

Bärenklau Exklusiv

Impressum

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv

Cover: © by Kathrin Peschel, 2022

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

Alle Rechte vorbehalten

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Vorbemerkung 

Zu diesem Buch 

TEIL I 

1. Einleitung 

1.1. Stellen Sie sich vor … 

1.2. Rund eintausend Pillen, Zäpfchen, Tropfen … 

2. Gesund trotz alledem 

3. Naturheilkunde – Schulmedizin 

3.1. Krankheit als Störung 

3.2. Krankheit als Aktivierung 

3.3. Vernunft 

3.4. Vorbeugen ist besser als heilen 

3.5. Gesund sein wollen 

4. Heilpflanzen 

4.1. Risiken 

5. Ernährung 

5.1. Rohkost 

5.2. Eiweiß 

5.3. Die Fette 

5.4. Kohlenhydrate 

5.5 Kalorien 

5.6. Mineralien – Spurenelemente 

5.7. Mineralwasser 

5.8. Gewichtsreduktion 

5.9. Fastenarten 

5.10. Der Ernährungsplan 

5.11. Der Weg 

TEIL II 

Jahreskalender – Januar bis Dezember 

Januar 

Infektionsabwehr 

Gartenkalender 

Der Garten im Januar 

Gesunde Ernten durch Frühbeete 

Der Küchenkalender im Januar 

Der besondere Tipp im Januar 

Februar 

Bemerkungen zum Alkohol 

Gesundheitsschutz beim Hausputz 

Der Garten im Februar 

Kompostierung 

Der Küchenkalender im Februar 

Der besondere Tipp im Februar 

März 

Frühjahrsmüdigkeit 

Entschlackung von innen 

Fastenkuren 

Diät 

Heilpflanzen und Wildkräuter 

Entschlackung durch äußerliche Anwendungen 

Bewegung 

Wärme und Kälte 

Entschlackung durch Licht 

Der Garten im März 

Kräuter aus eigenem Anbau 

Kräuterspirale 

Der Küchenkalender im März 

Wildkräutersalat 

Kerbelsuppe 

Der besondere Tipp im März 

April 

Abhärtung 

Allgemeine Regeln: 

Das kalte Abduschen 

Kalte Armbäder 

Das kalte Bad 

Wechselwarme Bäder 

Barfußlaufen 

Bürstenmassage 

Kalte Fußbäder 

Heiße Fußbäder 

Ansteigende Fußbäder 

Waschungen 

Wassertreten 

Abhärtungsmaßnahmen für das Baby und Kleinkinder 

Heilpflanzenanwendungen zur Unterstützung von Abhärtungsmaßnahmen 

Entspannung (I) 

Der Garten im April 

Das Hügelbeet 

Das Hochbeet 

Der Küchenkalender im April 

Mai 

Pflanzenvergiftungen 

Erste Hilfe bei Pflanzenvergiftungen 

Bewegung als Medizin 

Der Garten im Mai 

Pflanzenschutz durch Mischkultur 

Der Küchenkalender im Mai 

Der besondere Tipp im Mai 

Juni 

Entspannung (II) 

Der Garten im Juni 

Bemerkungen zu Blattgemüse und Salat 

Natürliche Düngung 

Der Küchenkalender im Juni 

Der besondere Tipp im Juni 

Juli 

Bemerkungen zu Stechmücken 

Sonne und Haut 

Der Garten im Juli 

Gründüngung 

Der Küchenkalender im Juli 

Bemerkungen zum Honig 

August 

Entspannung (III) 

Der Garten im August 

Der Pflanzenschutz im Nutzgarten 

Der Küchenkalender im August 

Der Sommer-Tipp 

September 

Bemerkungen zum Thema Cholesterin 

Der Garten im September 

Mulchen 

Der Küchenkalender im September 

Oktober 

Bemerkungen zum Altern 

Der Garten im Oktober 

Der Küchenkalender im Oktober 

November 

Vitamine 

Reflexzonenmassage 

Der Garten im November 

Der Küchenkalender im November 

Dezember 

Bemerkungen zum Weihnachtsfest 

Gesund trotz alledem – die Festtagsessen 

Gewürze und ihre Anwendung 

Akupressur 

Der Garten im Dezember 

Der Küchenkalender im Dezember 

Bemerkungen zum Jahresausklang 

TEIL III 

Lexikon 

Tabellen 

Kleine Kräuterfibel 

Bibliographie 

 

Das Buch

Lärm, sauerstoffarme und schadstoffbelastete Atemluft, minderwertige Nahrung und verseuchtes Trinkwasser, Gifte, Stress, unnatürliche Arbeits- und Lebensbedingungen … – Die Aufzählung der Widrigkeiten, die Tag für Tag unserem Organismus zusetzen, ist lang, und vielleicht gehört schon eine gehörige Portion Optimismus dazu, einen Leitgedanken zu wählen wie:

Gesund trotz alledem.

Dieses Buch erschien erstmalig 1995, ein Ratgeber, der keinesfalls überholt ist oder seine Daseinsberechtigung verloren hat. Hierin finden sich Erkenntnisse und Ratschläge für eine gesunde Lebensführung, die auch weiterhin aktuell sind, und jedem Möglichkeiten aufzeigen, seinen Alltag gesünder zu gestalten und somit fit durch das Jahr zu kommen ...

***

Vorbemerkung

Dieses Buch erschien erstmalig 1995, ein Ratgeber, der keinesfalls überholt ist oder seine Daseinsberechtigung verloren hat. Hierin finden sich Erkenntnisse und Ratschläge für eine gesunde Lebensführung, die auch weiterhin aktuell sind, und jedem Möglichkeiten aufzeigt, seinen Alltag gesünder zu gestalten und somit fit durch das Jahr zu kommen ...

Zu diesem Buch

Lärm, sauerstoffarme und schadstoffbelastete Atemluft, minderwertige Nahrung und verseuchtes Trinkwasser, Gifte, Stress, unnatürliche Arbeits- und Lebensbedingungen … – Die Aufzählung der Widrigkeiten, die Tag für Tag unserem Organismus zusetzen, ist lang, und vielleicht gehört schon eine gehörige Portion Optimismus dazu, einen Leitgedanken zu wählen wie:

Gesund trotz alledem.

Zuversicht allein aber reicht sicherlich nicht aus. Viel wichtiger ist die Bereitschaft zur Auflehnung und ein Vertrauen auf die Wirksamkeit der jedem Körper innewohnenden Reinigungs- und Selbstheilungskräfte, einem Grundprinzip aller naturmedizinischen Überlegungen. Pessimismus jedenfalls ist in keinem Falle sinnvoll, weil der Übergang zur Passivität dann sehr leicht wäre. Untätigkeit aber ist das Letzte, was wir uns angesichts der oben genannten Bedrohungen leisten sollten.

Dabei hat sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte ein Verbraucherverhalten entwickelt – leider auch unterstützt durch die zum Teil unzweifelhaften Erfolge der Wissenschaft –, das für jedes Problem eine unmittelbare, möglichst bequeme Lösung erwartet.

Problem: – Kopfschmerz

Lösung: – Tablette

Aber: Wer auf diese rigorose Art und Weise fordert und wer sich vor dem Hintergrund solcher Ansprüche der Naturmedizin zuwendet, wird mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit bitter enttäuscht und keine positiven Erfahrungen erleben. Die Ursache für das Ausbleiben der Heilerfolge beruht in diesem Falle auf einem falschen Verständnis von Heilung, auf einer falschen Erwartungshaltung.

Ein chemisches Präparat kann erreichen, dass Sie innerhalb kürzester Zeit ihre Schmerzen los sind. Das kann Naturmedizin so nicht leisten. Aber sie kann dafür sorgen, dass Sie zukünftig keine Schmerzmittel mehr nötig haben und damit unmittelbar auch verhindern, dass Sie Ihren Organismus durch Nebenwirkungen weiter schwächen, schädigen und für zusätzliche Erkrankungen anfälliger werden lassen.

Ein gesunder Organismus hat die Möglichkeit und Kraft, einer Fülle von Schädigungen und Giften zu widerstehen. Naturheilkunde kann hier mithelfen, kann Anstöße geben und Hilfsmittel stellen. Die eigentliche Aktivität muss jedoch vom Patienten selbst ausgehen.

Bei der Fülle der Möglichkeiten, die der Naturmedizin zur Verfügung stehen, war für die Zusammenstellung dieses Buches natürlich eine Auswahl notwendig. Auflistungen von Heilpflanzen, Ratgeber für die naturgemäße Anwendung von Sonne, Luft, Wasser und Erde gibt es in vielfältigen Ausführungen und Qualitäten. Dieser Kalender will eine bisher klaffende Lücke füllen und bei der praktischen Anwendung helfen. Er soll ein nützlicher Begleiter durch das Jahr sein, der uns hilft, gesünder und angenehmer zu leben.

Dieses Buch ist kein wissenschaftlicher Ratgeber. Aber es nutzt die Erkenntnisse der Wissenschaft, vergleicht sie mit allgemeinen Erfahrungen. Es stellt Zusammenhänge her, liefert Erklärungen und begründet, warum manche Dinge so sind, wie sie sind.

Vielfach sind es nur scheinbar unbedeutende Kleinigkeiten, Änderungen oder Ergänzungen unserer Lebensgewohnheiten, mit denen schon Großes geleistet werden kann. Auf diese Dinge möchte ich hinweisen. Wir leben in einer geschichtlichen Phase, die von den Erhaltungs- und Rettungsmechanismen unseres Organismus schier Unmögliches verlangt. Aber wir können dieser Situation nicht einfach ausweichen, wir können den Bedrohungen nicht einfach entfliehen. Es nützt nichts, zu klagen und uns dann abzuwenden, um zu träumen. Wir müssen uns den Dingen stellen, so wie sie sind. Gesund bleiben trotz alledem heißt aktives, vernunftbetontes Handeln in unserer Realität.

Wenn wir uns dazu entschlossen haben, „Medikamente der Natur“ zu nutzen, unterwerfen wir uns damit einer Ordnung, die eigentlich als Regulativ allgemein nicht mehr anerkannt wird. Zu dieser Ordnung gehört in erster Linie der Wechsel der Jahreszeiten. Diese Erkenntnis klingt banal und selbstverständlich. Und doch wird über Zentralheizungen, Klimaanlagen, selbst beheizbare Straßenbeläge, über Nahrungsmittelimporte, künstliche Düngung, energieaufwendige Gewächshäuser versucht, diesen natürlichen Rhythmus zu unterlaufen, gleichzuschalten und maschinenbeherrschbar zu machen.

Bei allem Respekt vor vielen Ergebnissen der Wissenschaft möchte dieses Buch der Bedeutung der natürlichen Ordnung wieder einen angemessenen Stellenwert geben. Die Anlage als Jahreskalender bot sich daher an. Es sind unterschiedliche Dinge, die unseren Organismus an den verschiedenen Stationen des Jahresablaufs unterstützen. Die Natur bietet sie rechtzeitig und in passender Fülle.

Natürlich können wir unabhängig von Erntezeiten sämtliche Nahrungsmittel, Fleisch, Gemüse und Früchte auch das ganze Jahr über nutzen, wann immer wir wollen. Tiefkühl- und Konservierungsverfahren machen es möglich. Die Verluste an Aroma, Geschmack und Wirkung werden jedoch sofort klar, wenn wir diese Produkte mit den frischen vergleichen, die zur richtigen Zeit, in der richtigen Umgebung und mit den richtigen Beilagen verwendet werden.

Wer schon einmal im Urlaub in irgendeinem kleinen Fischerdorf im Süden frisch zubereitete Meeresfrüchte genossen hat, mit einem passenden Salat und einem herben Landwein aus der entsprechenden Region, wird mir zustimmen, dass die Fülle der Geschmacksnuancen auch bei noch so großem Aufwand an Kosten und Mühen zu Hause nicht wiederholbar ist. Auch dann nicht, wenn wir die knackigsten Salate, die frischesten Fische und die kostbarsten Weine aus den Feinkostabteilungen dazu verwendet haben.

Die heute übliche Gewöhnung an geschmacklich minderwertige und fade Produkte ist der Preis, den wir für ihre ständige Verfügbarkeit zahlen. Es fehlt uns allerdings der Vergleich, und so wissen wir nicht, wie hoch dieser Preis wirklich ist.

Und dennoch gibt es Möglichkeiten, Schritt für Schritt alte Qualitäten zurückzugewinnen. Ein sehr einfaches Beispiel, und fast immer problemlos durchzuführen, ist etwa der Selbstanbau der wichtigsten Küchenkräuter. Keine noch so ausgefeilte und sorgfältig zusammengestellte „künstliche Würzmischung“ ist in der Lage, hier mitzuhalten. Das mag trivial und auf den ersten Blick hin gar nicht so wesentlich erscheinen. Aber wir steigern schon damit unsere Ansprüche, lehnen uns auf gegen Minderwertigkeit, gegen Geschmacksgleichschaltung und Einerlei. Wir schulen unsere Sinne, trainieren die Sensibilität. Letztendlich durchbrechen wir damit einen Trott, der uns blind zu machen droht gegenüber Wertlosigkeiten.

Vielleicht kann auf diese, zunächst sehr einfache Art ein neuer Kurs im Leben eingeschlagen werden, der dann irgendwann auch auf andere Lebensbereiche übergreift. Bescheidenheit gegenüber Lebensqualität und Gesundheit ist eben keine Tugend. Hier können unsere Ansprüche nicht hoch genug sein.

Einige Abschnitte dieses Buches beschäftigen sich mit der naturnahen Gestaltung des Nutzgartens. Dass diese Themen in ein Buch über Naturheilmittel aufgenommen wurden, hat zwei Gründe:

Zum einen verdienen die Waren, die vielfach von Großmärkten unter der Bezeichnung „Lebensmittel“ angeboten und verkauft werden kaum mehr diesen Namen – jedenfalls nicht unter dem Aspekt einer gesunden Ernährung. In manchen dieser Fälle kann man es sogar schon als Vorteil ansehen, wenn diese Produkte keine gravierenden Gesundheitsschäden verursachen – auf die Geschmacks- und Aroma-Armut soll hier nicht noch eingegangen werden. Hier gegenzusteuern ist sehr wohl ein Anliegen der Naturmedizin.

Zum anderen hat Gartenarbeit auch einen therapeutischen Aspekt. Sie kann kräftigen, unterstützt die Entspannung, fordert den Körper als Bewegungsapparat. Sie bietet einen Rückzug auf Zeit von Hektik und Stress, der uns aufbauen und stärken kann, Bedrohungen und Schädigungen besser zu begegnen. Hier gibt es keine errechneten, fremdbestimmten Zeittakte. Das Tempo von Wachsen und Werden setzt die Natur allein nach ihren eigenen Gesetzen fest.

Gesund trotz alledem, das heißt, sich nicht mit den Widrigkeiten abfinden, nicht Schädigungen annehmen und sich darin mithilfe von betäubenden, problemverschleiernden Drogen einrichten. Es ist vielmehr eine Forderung nach einem Mehr an Begeisterungsfähigkeit für die wirklich wichtigen Dinge, nach mehr Beherztheit, neue, gesündere Wege zu gehen. Setzen wir unseren mit Aktivität gepaarten Trotz all dem entgegen, was unsere Lebensqualität, unsere Gesundheit einschränkt.

Haben wir den Mut, anspruchsvoller zu leben.

Hans W. Werner

TEIL I

1. Einleitung

1.1. Stellen Sie sich vor …

… Sie sitzen in Ihrem Auto, fahren mit angemessener Reisegeschwindigkeit über die Autobahn, und plötzlich flammt die rote Öl-Kontrollleuchte am Armaturenbrett auf. Zunächst flackert sie nur, aber dann brennt sie gleichmäßig und grell.

Sicherlich werden Sie beunruhigt sein. Sie wissen, eine Warnlampe hat einen Sinn und ist dazu gedacht, auf Störungen oder Beschädigungen der Maschine hinzuweisen, noch bevor sich größere, dann vielleicht irreparable Schäden einstellen können.

Die Lampe also brennt, irgendetwas ist nicht in Ordnung und Sie müssen handeln!

Eine Möglichkeit: Sie schrauben das kleine Birnchen einfach heraus. Dann leuchtet es nicht mehr. Sie könnten es auch mit einem Klebestreifen abdecken. Dann sehen Sie es nicht, und es kann Sie nicht mehr irritieren.

Ist das die Lösung des Problems? Werden Sie so die Fahrt gelassener fortsetzen können?

Sicherlich nicht. Niemand wird so töricht sein und den Totalverlust des Motors in Kauf nehmen. Sie werden wahrscheinlich sofort anhalten und sich, gegebenenfalls mit der fachlichen Unterstützung einer Werkstatt, auf die Fehlersuche begeben. Schließlich ist ganz klar, dass es mit dem Herausschrauben oder dem Verstecken der Warnlampe nicht getan ist. Die Ursache des Fehlers ist damit ja nicht behoben.

Es gab einmal eine Zeit, in der die Überbringer schlechter Nachrichten für ihre Meldungen bestraft wurden. An dem Gehalt der Botschaft änderte sich dadurch allerdings nichts. Die Folge war lediglich, dass nur noch angenehme Meldungen weitergegeben wurden, alles sah wunderbar rosig aus – bis zum totalen, endgültigen Zusammenbruch.

Nicht der Hinweis auf eine Störung ist das eigentliche Übel.

Nehmen wir nun eine ein klein wenig geänderte Ausgangssituation:

Stellen Sie sich vor …

… Sie wachen morgens auf und leiden ganz plötzlich unter starken, unerklärlichen Kopfschmerzen.

Auch hier werden Sie zunächst einmal beunruhigt sein, auch hier werden Sie handeln wollen. Aber werden Sie sich – bleiben wir noch im oben skizzierten Bild – gegebenenfalls mit unterstützender Hilfe eines „Fachmannes“ auf die „Fehlersuche“ begeben, oder werden Sie einfach nur die „Warnlampe abdecken“ – hier heißt das doch: eine Kopfschmerztablette nehmen und anschließend den Tagesablauf beruhigt und wie gewohnt ohne lästige Irritationen beginnen?

So eindeutig die Reaktionen im ersten Beispiel, im Falle des gestörten Öl-Kreislaufs, sein werden, so unterschiedlich sind sie jetzt. Das, was bei Anwendung der Technik sofort jedem klar ist, stößt immer wieder auf Unverständnis, wenn es um die Gesundheit geht. Dabei ist ein Schmerz nichts anderes als ein Warnsignal unseres Körpers, eine „schlechte Botschaft“. Und Sie ändern nichts an ihrem Gehalt, wenn Sie den „Überbringer“ ausschalten.

Unser Organismus ist die hochentwickeltste, perfekteste „Maschine“ überhaupt. Er ist vollgepackt mit den ausgeklügeltsten Kontroll- und Steuereinrichtungen, mit sinnvollen, hochwirksamen Rettungs- und Korrekturmechanismen. Allein unser Unterarm verfügt in jedem Quadratzentimeter der Haut über 175 schmerzsensible Punkte. Fehlten sie, könnten Sie Ihre Frühstückseier mit der bloßen Hand aus dem kochenden Wasser nehmen und anschließend dem Absterben Ihrer Gliedmaßen ohne körperliche Leiden zusehen.

Die Funktionen des Automotors werden peinlichst genau überwacht, doch was unsere Gesundheit anbetrifft, sind wir ausgesprochen großzügig. Dabei kann es fatale Folgen haben, hier ein „rotes Warnlicht“ zu ignorieren. Wer unter Kopfschmerzen leidet und nach der Einnahme eines entsprechenden chemischen Präparates diesen Schmerz verliert, ist eben nicht geheilt, auch wenn er sich scheinbar wieder wohler fühlt. Es nutzt langfristig überhaupt nichts, allein den Schmerz zu bekämpfen, ohne auf die Suche nach den Ursachen zu gehen, ganz abgesehen einmal von den schlimmen Folgeerscheinungen, die ein übermäßiger Gebrauch von Schmerzmitteln mit sich bringen kann.

Es wird gesagt, Schmerzmittel seien harmlos und eigneten sich gut für die Selbstmedikation. Aber schätzungsweise fünf bis zwanzig Prozent aller Dialysepatienten, also Menschen mit schwer geschädigten Nieren, die nur mit regelmäßigen, quälenden, technischen Blutwaschungen am Leben erhalten werden können, sind durch einen Missbrauch von Schmerzmitteln erkrankt.

Es nützt dem leidenden Menschen kaum etwas, nur den Schmerz zu bekämpfen, an Symptomen herumzudoktern, anstatt dem Übel auf den Grund zu gehen. Natürlich ist es verführerisch, nach der Einnahme eines Schmerzmittels unmittelbare Erleichterung zu verspüren. Häufig kann die damit einhergehende Entspannung auch durchaus einen Heilungsprozess erleichtern – das zu entscheiden liegt in der Verantwortlichkeit des Arztes. Aber wir sollten uns klarmachen, dass Medikamente allein oft nicht in der Lage sind, eine echte Heilung herbeizuführen.

Wenn Sie leicht reizbar sind, nervös, wenn Sie nachts nicht mehr richtig schlafen können oder wenn Sie erschöpft sind, antriebsschwach, sich müde und zerschlagen fühlen, Ihre Glieder bleiern wirken, sollten Sie diese deutlichen Hinweise annehmen und wissen, dass gesunde Funktionen Ihres Organismus gestört sind, und dort bei den wirklichen Ursachen mit der Therapie ansetzen. Beruhigungsmittel, Schlafmittel oder anregende Drogen sind nicht die Lösung. Damit bringen Sie nur die „Stimme des inneren Arztes“, wie es Paracelsus formuliert hat, zum Schweigen, verbauen sich den Weg zur Selbstheilung, schädigen unter Umständen zusätzlich Ihren Organismus in anderen Teilbereichen und lassen sich auf eine immer rasanter werdende Talfahrt ein, die Sie oder im schlimmsten Fall auch die Wissenschaft bei aller Kenntnis irgendwann einmal nicht mehr stoppen können.

Unser Körper hat die Möglichkeit, mit unserem Verstand zu kommunizieren. Er kann Signale aussenden, Bedürfnisse äußern, Versorgungsmängel kundtun. Der Schmerz als Warnsignal wurde bereits angesprochen. Aber der gehört auch zu den krassesten Signalen, ist am schwersten zu überhören. Wichtiger wäre es jedoch, auch die feineren und leiseren „Stimmen“ wahrnehmen zu können. Vielfach könnte damit schon frühzeitig der „Verzweiflungsruf“ des Schmerzes vermieden werden.

Hunger ist eine Sprache, die jeder versteht. Allerdings dürfte es dieses Gefühl in unserer Gesellschaft eigentlich nicht mehr geben. Unser Nahrungsangebot ist üppig, unsere Mahlzeiten nehmen wir regelmäßig ein. Überernährung ist viel eher zu einem großen Problem geworden. Und dennoch ist der Hunger nicht verschwunden, unser Organismus signalisiert viel zu oft Mangelversorgung. Was kann nicht stimmen?

An der Quantität, an der Masse der Nahrung liegt es nicht. Im Gegenteil: Wir essen schon viel zu viel, die verzehrten Portionen sind zu groß. Fettleibigkeit ist Ursache für eine Menge von Krankheitsbildern.

Also sollten wir einmal die Qualität der Ernährung überprüfen, wenn wir uns durch sie nicht mehr mit den lebensnotwendigen Stoffen versorgen können. Der Hilferuf unseres Organismus – nichts anderes ist das Gefühl des Hungers – darf nicht weiterhin überhört und ignoriert werden. Wir müssen endlich daran gehen, aufmerksam zu sein und Konsequenzen aus den Forderungen zu ziehen, die unser Körper an uns stellt. Wir müssen begreifen, dass Nahrungsmittel, die nur Masse sind und kaum noch wertvolle Mineralien, Spurenelemente und Vitamine enthalten, ersetzt werden müssen durch das, was uns wirklich nützt.

Ein großes Kommunikationsmedium unseres Organismus mit uns ist die Haut. Warnhinweise können sich hier in vielfältiger Form, etwa als Ekzeme, Blässe oder Rötungen, Verfleckungen und Verhärtungen, schmerzende Stellen und Juckreiz zeigen. Ein weit verzweigtes Netz von Nervenenden verbindet die Haut mit inneren Organen und ist die Grundlage für den Austausch von Informationen – ähnlich den Leitungsbahnen eines Telefonnetzes.

Die Sprache des Körpers verstehen zu lernen und auf sie zu hören ist ein wichtiges Anliegen naturmedizinischen Denkens. Wer mit Schmerzmitteln unkontrolliert Hilferufe des Körpers übertönt oder sich mit Drogen unrealistische Stimmungen verschafft, verpasst damit oft schon den ersten Schritt zur Heilung oder verirrt sich in einem Sumpf komplizierter, weiterer Erkrankungen.

1.2. Rund eintausend Pillen, Zäpfchen, Tropfen …

… oder sonstige Medikamente nimmt ein Bürger der Bundesrepublik statistisch gesehen jährlich zu sich. Eintausend Einzeldosen pro Kopf und Jahr, vom Säugling in der Wiege angefangen bis hin zum Sterbenden auf der Intensivstation. Und diese Zahl ist in den letzten Jahren stetig gestiegen und wird auch weiterhin steigen.

Natürlich, unsere medizinische Versorgung befindet sich auf einem noch nie dagewesenen hohen Niveau. Selbstverständlich gilt das auch für die Chemotherapie. Niemand darf die Erfolge übersehen und die Triumphe über vielerlei Krankheiten als gering einschätzen.

Die WHO (World Health Organization – Weltgesundheitsorganisation) konnte die Welt als „pockenfrei“ erklären. Entsprechende Impfungen, vor einigen Jahren bei Reisen in bestimmte Länder noch zwingend vorgeschrieben, sind nun nicht mehr unbedingt erforderlich, auch wenn sie noch vereinzelt empfohlen werden. Krankheiten, die in noch nicht allzu langer Vergangenheit Geißeln für die Menschheit darstellten, haben längst ihre Schrecken verloren, sind dank der Siege der Wissenschaft keine Bedrohung mehr.

Doch in dem Maße, in dem die traditionellen Seuchen zurückgedrängt werden konnten, begannen neue, zum Teil sogar bis dahin unbekannte Übel ihren Siegeszug. Die Wissenschaft macht Fortschritte, aber die Zahl der leidenden Menschen steigt weiter. So müssen wir immer höhere Krebsraten durch rücksichtslose Umweltverschmutzung feststellen, leiden unter einer Fülle von Zivilisationskrankheiten, Allergien, Magen-Darm-Störungen, Kreislaufproblemen, scheinbar unerklärlichen Schmerzen, während unsere Nahrung mehr und mehr vergiftet und ständig minderwertiger wird. Nach und nach beginnt unser Organismus die lebenswichtigen, körpereigenen Regulationsmechanismen einzubüßen, die die Existenz der Menschheit bis heute überhaupt erst ermöglichten. So geht die Fähigkeit unseres Körpers, Infektionskrankheiten abzuwehren, in den Städten stärker als auf dem Lande Stück für Stück verloren. Abnutzungserscheinungen am Gefäßsystem, am Herzen selbst, an Gelenken und am Nervensystem werden forciert. Wir sehen uns einem Dauerbombardement von Zermürbungsprozessen ausgesetzt, wie es keine Generation vor uns in der Geschichte der Menschheit ertragen musste.

Stress, Giftstoffe in der Umwelt, sauerstoffarme Atemluft, der menschlichen Natur widersinnige Arbeitsbedingungen, Bewegungsmangel, Nahrungsmittel, deren Minderwertigkeit sogar noch als Fortschritt und Vorteil propagiert wird, eine drohende Überdosierung von UV-Strahlung, das sind unsere allgemeinen Lebensbedingungen, und sie sind so angelegt, dass sie den Menschen krankmachen müssen.

Die rund eintausend Pillen, Zäpfchen, Tropfen oder sonstigen Medikamente, die jeder Bürger unseres Landes statistisch gesehen jährlich zu sich nimmt, sind die Antworten auf diese Zustände, und wie armselig und verzweifelt wirken sie angesichts der steigenden Tendenz.

Die Menschheit existiert seit etwa zwei bis drei Millionen Jahren. In dieser Zeit musste sich der Organismus mit einer Fülle von Bedrohungen und Gefahren auseinandersetzen, zumal das Wissen um viele Gifte und deren Wirkung erst vor relativ kurzer Zeit erworben wurde. Die Menschen der vergangenen Jahrhunderte besaßen nicht die Kenntnisse bestimmter wichtiger Zusammenhänge, wie sie für uns heute selbstverständlich sind. Noch im Mittelalter etwa starben ganze Familiengemeinschaften nach dem Genuss von Roggenbrot, weil die Giftigkeit des sogenanntenMutterkorns (Secale cornutum) nicht bekannt war. Die schwärzlichen, bis zwei Zentimeter langen Körner, die sich durch einen schmarotzenden Pilz auf den Ähren bilden können und giftige Alkaloide enthalten, wurden wie das übrige Getreide immer wieder mitgemahlen und verbacken. Daraufhin eintretende Todesfälle wurden nicht mit dem Genuss des giftigen Getreides verbunden, sondern als unerklärliche Schicksalsschläge hingenommen – oder einfach als Strafe Gottes demütig ertragen.

Doch trotz alledem, trotz zahlloser Rückschläge, trotz Seuchen und Epidemien hat es die Gattung Mensch geschafft zu überleben. Denn auch die Fähigkeit unseres Körpers zur Entgiftung ist schließlich – zwangsläufig – äußerst hoch entwickelt. Es war unserer modernen Zeit überlassen, den Organismus mit Giften zu überschütten, die selbst diese hochspezialisierte Fähigkeit zur Selbstreinigung überforderte.

Zugegeben, noch finden wir immer wieder Mittel und Wege, zum Teil irreparable Schädigungen unserer Lebensbedingungen zu kaschieren und zu beschönigen. So wie unser zweifelhaftes Talent, unser eigenes Grab zu schaufeln, aktiv und hoch entwickelt ist, so ist unsere Fähigkeit zur Selbsttäuschung und Verharmlosung von bedrohlichen Situationen auf einem erstaunlichen Niveau.

„Wir machen Fehler, die mit logischer Vernunft betrachtet durchaus Zweifel an unseren intellektuellen Fähigkeiten auszulösen vermögen“, sagte mir kürzlich ein befreundeter Wissenschaftler. „Da setzen wir unser ganzes Wissen, unsere ganze Technik dazu ein, dem Menschen zu dienen und die Übel dieser Welt zu bekämpfen, und schassen doch manches Mal damit viel schlimmere Dinge, als es sie ohne diesen Versuch gegeben hätte.“

Das Mehr an Lebensqualität und auch an Gesundheit, das uns die Wissenschaft gebracht hat, steht den umfangreichen Schädigungen entgegen. Hier heißt es abzuwägen, ein vernünftiges Maß zu finden. Nicht alles, was machbar ist, ist auch notwendig und sinnvoll.

Unser Zeitalter hat die wirksamsten Medikamente der Menschheitsgeschichte. Aber viele davon würden wir gar nicht benötigen, wenn es sie nicht gäbe.

Die Suche und das Bedürfnis vieler Menschen nach Alternativen, nach anderen Wegen ist daher nur allzu verständlich.

2. Gesund trotz alledem

„Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und gesellschaftlichen Wohlbefindens, und nicht nur die Abwesenheit von Krankheit und Schwäche.“

So ist es in der Charta der Weltgesundheitsorganisation (WHO) formuliert.

Wenn wir den Wunsch nach Gesundheit also wirklich ernst nehmen, müssen wir bestrebt sein, den Organismus als Einheit, als Gesamtheit gesund zu halten und gleichzeitig den Menschen als Teil einer wiederum größeren, übergeordneten Einheit verstehen, die ebenfalls nicht krank sein darf, und das ist unser näheres und ferneres gesellschaftliches Umfeld – letztendlich natürlich auch die Natur.

Wer in einer Atmosphäre großer seelischer Belastungen lebt, wird wahrscheinlich unter Erkrankungen des Körpers leiden, gegen die er einen aussichtslosen Kampf führt, wenn er die Leiden isoliert sieht und nur die Symptome behandelt.

Sicherlich kann er eine Zeit lang seine Situation etwa mithilfe der Chemie erträglich halten. Aber schon recht bald wird er, wenn er sich die Fähigkeit zur vernünftigen Kritik erhalten hat, an den zwingend werdenden Dosissteigerungen ablesen können, dass sich sein Zustand objektiv nicht nur nicht verbessert, sondern ihm im Gegenteil neuerliche Probleme, Abhängigkeiten und Leiden beschert. Ebenso werden wir, wenn wir die Umwelt weiterhin rücksichtslos zerstören, sie als Mülleimer und praktischen Selbstbedienungsladen benutzen, unsere Kopfschmerzen nie in den Griff kriegen.

Der Ablauf natürlicher Prozesse wird immer häufiger als störend empfunden. Obwohl wir doch selbst mit all unseren Funktionen und Reaktionen eigentlich ein Teil der Natur sind, schaffen wir uns mehr und mehr ein künstliches Umfeld, eine Art Kulisse, die wir beherrschen und nach Belieben umgestalten wollen.

Die hierbei entstehenden Konflikte sind allgemein bekannt. Flüsse, in begradigte Betten gezwängt, sorgen für Überschwemmungen. Landwirtschaft und Wälder, als Monokulturen angelegt, verändern den Wasser und Mineralhaushalt des Bodens. Großflächige Abholzungen in den Bergen ermöglichen Erdrutsche, Bodenerosionen und Klimaverschiebungen, Umweltverschmutzung zerstört unsere Lebensgrundlagen.

Dabei sind das nur die spektakulärsten Auswirkungen eines anmaßenden, widernatürlichen Verhaltens. Gravierender, wenn auch weniger auffällig, sind die Folgen alltäglicher Widerstände gegen Gegebenheiten, die unser Leben seit Jahrtausenden bestimmt haben. Ich denke dabei zum Beispiel an Lebens- und Arbeitsbedingungen, die unseren Körper als einen aktiven, leistungsfähigen Bewegungsapparat ignorieren und zu unnatürlicher Ruhe wie einem stundenlangen Sitzen oder monotonen Bewegungsabläufen zwingen.

Die Auswirkungen auf den Menschen sind schließlich jedoch dieselben, gleich ob es sich um spektakuläre Umweltkatastrophen handelt oder um die „kleinen“ Schädigungen des alltäglichen Lebens: Sie sind in ihrer letzten Konsequenz tödlich.

Wir sehen, dass die Ansatzpunkte für sinnvolle Therapien recht vielfältig sind. Oft wird nicht einmal deutlich, dass es sich bei einem bestimmten Verhalten tatsächlich um eine Form der Gesunderhaltung beziehungsweise um die Behandlung eines Leidens handelt. Dazu müssen wir uns bemühen, Zusammenhänge zu sehen und neu zu verstehen, deren Kenntnis in Zeiten einseitiger, kritikloser Fortschrittsgläubigkeit, wissenschaftlicher Eiferei und bis zu krimineller Habgier gesteigerten Gewinnstrebens verlorengegangen sind.

Ein sinnvolles Leben, Geborgenheit und sich Wohlfühlen in einer funktionierenden Gemeinschaft, einer harmonischen Familie, einer vertrauten, unterstützenden Gruppe, einer intakten Umwelt kann so manche Konsultation eines Arztes, so manchen Einsatz medizinisch therapeutischer Mittel überflüssig werden lassen. Die Liste der Erscheinungen, die wir gemeinhin mit der lapidaren Überschrift Zivilisationskrankheiten versehen, könnte überzeugend zusammengestrichen werden, wenn sich soziale Verantwortlichkeit im Umgang mit unseren Flüssen, unserer Luft, unseren Böden, unseren Nahrungsmitteln, unseren Lebens- und Arbeitsbedingungen allgemein durchsetzen würde, und wenn wir uns nicht mehr damit abfinden würden, krank gemacht zu werden, um fragwürdige Bequemlichkeit für Gesundheit einzutauschen.

Es gibt eine Menge Möglichkeiten, etwas für ein erfülltes, gesundes Leben zu tun: Wenn wir unsere Augen offen halten, unsere Sinne wach, auf Intuitionen hören oder auf das achten, was man in der Tierwelt als Instinkt bezeichnet und in ähnlicher Form auch dem Menschen gegeben ist. Die wilde Müllkippe in einem Waldgelände mag streng objektiv noch keinen größeren ökologischen Schaden anrichten, aber sie stört dennoch ein gewisses Empfinden von Harmonie in uns, kränkt unsere Vorstellung von dem Idealbild.

Hier zeigt sich das Funktionieren eines inneren Kontrollmechanismus, und es gilt, diese Fähigkeiten in sämtlichen Bereichen, besonders auch dem der Gesundheit, zu entwickeln und zu fördern und nicht stumpf und unsensibel werden zu lassen. So wie der Müll für unser Empfinden nicht in die geschlossene Einheit Wald gehört, so löst jeder noch so schwächliche Angriff auf unsere Seele, auf unseren Organismus ein Unbehagen aus, aus dem sich dann, wenn wir es ignorieren, das entwickelt, was wir mit Krankheit bezeichnen.

Leider ist es nicht immer leicht, Erkrankungen auf ihre wirklichen Ursachen zurückzuführen. Die Widerstandsfähigkeit des Körpers ist hoch entwickelt. Er reagiert langsam, und es ist erstaunlich, wie viel wir ertragen können, ehe schmerzlicher Leidensdruck entsteht.

Das hat natürlich den Vorteil, dass uns nicht sofort jede Widrigkeit, jede kleine Attacke umwirft. Nur so war ein Überleben bis heute überhaupt möglich. Wir haben ein dickes Fell – und das ist gut so.

Der Nachteil ist, dass wir Gefährdungen als solche oft nicht schnell genug erkennen. Häufig tappen wir wie blind in bedrohliche Situationen, ohne es zu merken –, bis es zu spät ist. Unsere Sinne reichen manches Mal nicht aus, moderne Gefahren wirklich zu erkennen.

Und doch müssen wir selbst dann noch nicht unbedingt hilflos sein. Oft ist es nur ein unbestimmtes Gefühl, das uns frühzeitig warnt. Wenn wir lernen, dieses Gefühl ernst zu nehmen und mit unserem Intellekt zu überprüfen, haben wir schon viel gewonnen. Es wäre ein Fehler, uns auf unseren Verstand allein zu verlassen.

Um uns aber mit Instinkt und Intellekt wirklich schützen zu können, brauchen wir gerade heute noch eine dritte Fähigkeit, und das ist Mut.

Es gehört Mut dazu, sich zu seinem Gefühl zu bekennen und oft Courage, sich nach den Erkenntnissen seines Verstandes zu verhalten. Eine allgemeine Anerkennung und Akzeptierung von Dingen und Gegebenheiten sagt noch lange nichts über deren Harmlosigkeit aus. Nicht selten hat es Jahre oder gar Jahrzehnte gedauert, bis den Warnungen von Außenseitern die Wahrheit zugestanden wurde. Oft war es dann leider viel zu spät. Beispiele dafür gibt es in der Geschichte der Menschheit genug.

Gesund trotz alledem, das kann nicht heißen, den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen. Trägheit und falsche Bequemlichkeit sind schlimme Hemmnisse auf dem Weg zu wahrer Gesundheit. Natürlich ist es einfacher, sich zu arrangieren als sich aufzulehnen. Eine schnelle Schmerzausschaltung durch eine Tablette ist leichter als eine langwierige, allmähliche Lebensumstellung und -verbesserung. Und wenn uns dann das Gefühl warnt und zur Umkehr bewegen will, gelingt es nicht selten unserem Verstand, immer neue Ausreden und immer überzeugendere Beschwichtigungen zu finden.

Wahrheit und Mut werden damit zu Eigenschaften, die ebenfalls für ein gesundes Leben in unserer Zeit unbedingt notwendig sind.

Vollkommen körperliches, geistiges und gesellschaftliches Wohlbefinden, wie die WHO den Begriff Gesundheit definiert, ist eine Utopie. So etwas kann es nicht geben, die Verhältnisse sind nun mal nicht so. Demnach wäre aber auch Gesundheit eine Utopie.

In der absoluten Form, wie es hier formuliert ist, ist das sicherlich richtig. Vollkommenheit gibt es nicht. Für die Praxis, für unser tagtägliches Leben aber ist Gesundheit ein sehr konkreter, realistischer Begriff, der Einsatz und Aktivität von uns verlangt. Da brauchen wir keine Utopien und Träume, sondern unentwegtes, vernunftbetontes Handeln. Vage Versprechungen und Vertröstungen auf spätere Zeiten helfen uns nicht.

Gesund trotz alledem ist ein Programm für die Gegenwart.

3. Naturheilkunde – Schulmedizin

3.1. Krankheit als Störung

Die Schulmedizin bedient sich neben physikalischen Maßnahmen, mit denen teilweise auch die Naturmedizin arbeitet oder die aus der Erfahrungsheilkunde erwachsen sind, vor allem der Wachstumshemmstoffe, den Antibiotika, Entzündungsdämpfern, synthetischen Cortisonen oder sonstigen Chemotherapeutika, um eine unkontrollierte und unerwünschte Ausbreitung von krankheitserregenden Bakterien, wuchernden Zellen oder Entzündungen zu stoppen beziehungsweise zum Erliegen zu bringen. Sie sieht in der Krankheit eine Störung des normalen, natürlichen Ablaufs, die neu reguliert oder korrigiert werden muss und kann. Sie handelt streng naturwissenschaftlich.

Daraus ergibt sich aber auch eine ihrer größten Schwächen, nämlich die Reduzierung des Patienten auf seine Krankheit und das damit Außer-acht-Lassen der individuellen Besonderheiten und differenzierten Persönlichkeitsstrukturen.

Hinter dem „Magengeschwür von Zimmer 3“ verbirgt sich aber immer auch eine Person mit äußerst komplizierten seelischen Abläufen und Konstellationen. Wenn hier die Heilung anders verläuft, als in den Lehrbüchern beschrieben wird oder als bei dem Bettnachbarn mit gleicher Diagnose, liegen die Ursachen dafür möglicherweise in Bereichen, die rein naturwissenschaftlich nicht erfasst werden können.

Die familiäre Situation, innere Belastungen, Beruf, Freundeskreis – das alles sind Faktoren, die einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf den Verlauf der Heilung ausüben. Mit Skalpellen oder Drogen können sie nicht beherrscht werden.

Die Naturmedizin dagegen arbeitet individuell und intuitiv, was allerdings auch ihre Schwierigkeiten erklärt, allgemeingültige, das heißt auf jeden gleichermaßen anwendbare Verhaltensratschläge zu nennen.

3.2. Krankheit als Aktivierung

Die Naturheilkunde begreift die Krankheit als das Sichtbarwerden, die Aktivierung der Naturheilkraft. Auf die Schädigung des Organismus folgt nach diesem Verständnis als Reaktion des Körpers ein Versuch der Selbstbehandlung, die wir mit dem Begriff „Krankheit“ belegen. Krankheitszeichen sind demnach nichts anderes als deutliche Signale einer sich formierenden Verteidigung.

Diese Signale können in einer Unzahl von Erscheinungsformen auftreten, abhängig von der Intensität und der Art des Angriffs. Die Erfahrungsheilkunde übt sich darin, diese Erscheinungen zu beobachten und zu werten. Anschließend sollen dann mit naturgemäßen Heilfaktoren wie Licht, Luft, Erde, Wasser, Bewegung, Ruhe, Entspannung, Ernährung, Massage, Wärme und Kälte spezifische und für das jeweilige Problem angemessene Reize auf den Organismus ausgeübt werden, die den Reiz der Krankheit schließlich ersetzen und sie damit überflüssig machen.

Der komplizierte Aufbau unseres Organismus bringt es allerdings mit sich, dass diese Zeichen nicht unbedingt am Tatort, das heißt im Bereich der eigentlichen Schädigung, sichtbar werden. Unterleibserkrankungen der Frau können sich als Kreuzschmerzen äußern, migräneähnliche Kopfschmerzen können ihre Ursachen im Bereich Magen Darm haben, vermeintliche Zahnschmerzen können auf eine Entzündung der Nebenhöhlen hindeuten, Ekzeme auf Stoffwechselstörungen oder falsche Ernährung, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Um hier jeweils die treffende Diagnose zu stellen, müssen wir beobachten lernen, was uns krank macht.

Hier sollte aber auch deutlich werden, wie problematisch eine Selbstdiagnose sein kann. Niemand sollte so vermessen sein anzunehmen, mit dem sogenannten „eigenen, inneren Arzt“ den Rat des „äußeren“ Arztes ersetzen zu können. Auch wenn man sich der Heilkräfte der Natur bedient, ist der Arzt mit seiner Diagnose nicht überflüssig, im Gegenteil, er ist unbedingt notwendig.

Natürlich muss ein ausgeprägtes Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient bestehen, wenn man überhaupt zu vernünftigen Ergebnissen kommen will. Dann aber werden sich die Schulmedizin mit ihren kausalanalytischen Verfahren und die Naturmedizin wunderbar ergänzen können.

Die Naturmedizin kennt keine spektakulären Erfolge wie zum Beispiel Organverpflanzungen. Wenn dennoch vereinzelt von „Heilwundern“ berichtet wird, müssen solche Dinge mit Vorsicht betrachtet werden. Häufig nähern wir uns dann Bereichen, die mit Scharlatanerie eher bezeichnet werden sollten. Wir wollen ganz klar feststellen: Naturheilkunde ist keine Wundermedizin. Im Gegenteil: Oft entsteht der therapeutische Effekt sogar erst nach langdauernder Anwendung, oder Maßnahmen müssen häufiger umgestellt werden, weil sich keine positive Entwicklung abzeichnet. Naturmedizin setzt Ausdauer und Geduld voraus. Und dennoch ist die Naturheilkunde unaufhörlich auf dem Vormarsch.

Gerade nach den Erfahrungen der letzten Jahre, durch die immer deutlicher wurde, dass die Menschheit mit übertriebener Technik-Anbeterei nicht weiterkommt. Unnatürliche Heilversuche sind nicht selten unmenschlich.

3.3. Vernunft

Die Zuwendung zu natürlichen Heilverfahren bedingt nicht gleichzeitig ein Streben „zurück zur Natur“, wie es Rousseau gemeint hat. Unser Jahrhundert hat, was die Technik betrifft, einen Stand erreicht, der nicht einfach wieder ausgelöscht werden kann, ja – auch nicht ausgelöscht werden sollte, wenn es uns gelingt, diese Errungenschaften den Postulaten der Vernunft unterzuordnen. Erst dann können wir die Ergebnisse der Wissenschaft mit dem Prädikat „Fortschritt“ versehen, erst dann können wir sie wirklich zum Wohle aller nutzen und einsetzen.

Aber auch die Naturmedizin ohne Wissenschaft, ohne ständiges Überprüfen und natürlich betont kritisches Betrachten läuft Gefahr unglaubwürdig zu werden. Sie wird sich dem Aberglauben nähern und letztendlich untauglich werden. Die unentwegte Auseinandersetzung mit der Naturmedizin, mit ihren Methoden und Ergebnissen ist daher ein zwingendes Muss. Emotionale Übertreibungen und messianische Begeisterung dienen der Sache nur wenig.

Die, die um streicheln, schlagen uns! So könnte man eine unsachliche Überschätzung der Naturmedizin werten. Dabei muss allerdings auch angemerkt werden, dass diejenigen, die die eigenen Therapie-Wege für die einzig wahren halten, aufseiten der Schulmedizin wohl zahlenmäßig überlegen sind.

Der Disput zwischen den Anhängern der Schulmedizin und denen der Erfahrungsheilkunde wird mit unterschiedlicher Heftigkeit und Fairness geführt, seit es diese beiden Disziplinen in ihrer Trennung gibt. Die Vorwürfe reichen von „menschlich kalt“ und „Roboter-Medizin“ auf der einen Seite bis hin zu „ärztliche Romantiker“ auf der anderen.

Dabei ist diese Auseinandersetzung maßlos töricht. Was ist schließlich wichtiger: der Heilerfolg oder der Sieg einer Lehrmeinung? Wollen wir diskutieren oder helfen?

Der Mensch, der mögliche oder reale Patient, braucht beides: Naturwissenschaftliche Analyse und Intuition.

Auf beides kann nicht verzichtet werden.

3.4. Vorbeugen ist besser als heilen

Die Naturheilkunde versteht sich als eine Lehre der Krankheitsbehandlung, die vor allem auf eine Steigerung der jedem Menschen selbst innewohnenden Heilkräfte hinzielt. Auf zwei Wegen soll dieses Ziel erreicht werden:

a) Durch negative Leistungen,

darunter verstehen wir das Fernhalten von krankmachenden Faktoren wie Stress und Giften und

b) durch positive Leistungen,

das sind vor allem eine Harmonisierung der Lebensumstände, eine vitaminreiche, vollwertige Ernährung, seelische Ausgeglichenheit und Bewegung, durch den Einsatz der Pflanzenheilkunde, durch Anwendung von Wasser, Luft, Wärme und Kälte.

Diese Dinge sollen zunächst natürlich in der Prophylaxe, das heißt in der Krankheitsvorbeugung, wirken. Doch auch wenn bereits eine Erkrankung eingetreten ist, können die Methoden angewandt werden, dann meist mit gesteigerter Intensität. Naturheilkunde soll die Störungen der körpereigenen Regulationsmechanismen bekämpfen, und zwar ohne an anderer Stelle neue Gefährdungen aufzubauen.

Zugegeben, sie formuliert sich leicht, diese Forderung nach dem Fernhalten von Stress und Giften. Allein der Versuch, sie auch umzusetzen, konfrontiert uns mit einer Fülle von Problemen.

Schauen wir uns um, erleben wir eine schier unglaubliche Attacke von Schadstoffen auf unseren Organismus. Jeden Tag berichten die Nachrichtenmedien von neuen Skandalen, Unfällen oder sogar bewusst mit krimineller Energie herbeigeführten Gefährdungen der Allgemeinheit. Was noch vor wenigen Jahren in den Bereich der Sciencefiction gehörte, ist heute schon beinahe selbstverständliche Wirklichkeit. Kinder, die kaum das Schulalter erreicht haben, sprechen mit der größten Selbstverständlichkeit von den Bequerel-Werten ihrer Sandkästen. Grenzwerte von Giften in der Atemluft, im Trinkwasser, in unseren Nahrungsmitteln, ja selbst im Regen werden angehoben oder gesenkt, oft ganz wie es politisches Kalkül oder Forderungen mächtiger Interessen verlangen. Ohne sich wirklich an dem menschlichen Körper zu orientieren, an seiner Fähigkeit, mit diesen Belastungen fertig zu werden.

Zusätzlich leben wir mit Arbeitsbedingungen, die oft keinerlei Rücksicht auf die Art, Bedürfnisse und Beschaffenheit der menschlichen Natur nehmen. Einseitige Bewegungsabläufe, vorwiegend sitzende Tätigkeiten, dauernder Lärm oder penetrante, atonale Geräuschberieselung, Leistungsdruck, schlechte Lichtverhältnisse, ein schädliches Raumklima – mit einem Dauerbombardement all dieser Faktoren müssen wir fertig werden.

Um hier Abhilfe zu schaffen, sind andere Aktivitäten verlangt, als sie zu dem strengen Bereich der Naturmedizin gehören. Aber wir müssen uns dieser Bedrohungen dennoch bewusst werden. Zu wissen, was uns krank macht, ist Grundbedingung für jeden Versuch der Linderung oder Heilung. Und im beschränkten Maße können wir tatsächlich versuchen, mithilfe naturheilgemäßer Verfahren einen Ausgleich zu dem zu schaffen, was uns bedroht.

3.5. Gesund sein wollen

Das ist gar nicht so selbstverständlich, wie es sich anhört. Zugegeben – jeder vernünftige Mensch wird nicht freiwillig eine Krankheit annehmen. Doch wie steht es um die aktive Abwehr? Können wir wirklich guten Gewissens behaupten, alle krankmachenden Faktoren von uns fernzuhalten, wo immer sie uns begegnen? Sind wir noch dazu in der Lage, solche Faktoren überhaupt zu erkennen? Versuchen wir nicht vielfach sogar, Gefährdungen, die wir möglicherweise doch als solche entlarven, durch Verharmlosung wieder zu ignorieren? Bequemlichkeit spielt dabei eine große Rolle.

Zum Wollen gehört Aktivität. Doch wo sollen wir anfangen, angesichts der massiven Attacken, die unser Wohlbefinden bedrohen?

Jede einzelne kränkende Situation, die uns begegnet, ist gefährlich, bedroht unsere Gesundheit. Das ist die wilde Müllkippe in der Natur, das sind belastende Arbeits- und Wohnbedingungen, das ist eine falsche Ernährung, die sich nicht an unseren wirklichen Bedürfnissen orientiert.

Auch wenn es in der Qualität der Bedrohungen erhebliche Unterschiede gibt, sollten wir es uns nicht leisten, großzügig zu sein. Eine einzelne, isolierte Therapie wird aller Wahrscheinlichkeit nach scheitern.

Ein Beispiel: Wenn wir unseren Organismus entschlacken und entgiften wollen, reicht es eben nicht, einige Male aus Kräutern einen entschlackenden Tee zu brauen. Bewegung, Entspannung, Wasseranwendungen, eine sorgfältig zusammengestellte Ernährung sind für einen wirklichen Erfolg ebenso wichtig wie die Reduzierung neuer Giftaufnahme. Das aber verlangt, dass wir unser Lebensumfeld, unsere Wohnungen, unsere Arbeitsplätze, die Städte, die Gärten, die Natur mit in unser Verhalten einbeziehen. Naturmedizinisches Handeln ist immer sehr breit angelegt und umfasst nahezu alle privaten und gesellschaftlichen Bereiche.

Da gibt es nichts, was wir ausnehmen sollten.

Was soll uns eine Rohkostdiät nützen, die uns über unverantwortlich angebaute Produkte mit Giftstoffen überschwemmt? Ernährungstheorien allein lösen unsere brennenden Fragen nicht. Es gibt keine Zaubermittel, keine Wunderrezepturen, die alle Probleme lösen könnten. Die kann die Schulmedizin ebenso wenig liefern wie die Naturmedizin.

Trotz allem gesund sein zu wollen verlangt Kraft und Durchhaltevermögen. Auch Rückschläge sollten uns nicht von unserem Weg abbringen. Instinkt, Verstand, Vernunft, Mut und Energie – auf diesen Säulen sollten wir aufbauen.

4. Heilpflanzen

 

Seit Jahrtausenden beschäftigen sich die Menschen mit der Wirkungsweise von Heilpflanzen und Kräutern. Das Wissen und die gewonnenen Kenntnisse wurden von Generation zu Generation weitervermittelt, ergänzt, neu überprüft und vervollständigt. Schließlich erwuchs daraus ein System, das so umfangreich wurde, dass der Umgang damit „Spezialisten“ überantwortet werden musste, den allgemein geachteten, der „Heilkunde kundigen Frauen und Männern“. In Klöstern wurden die Erfahrungen des Volkes gesammelt und archiviert.

Erst mit Beginn der industriellen Revolution wurde dieses uralte Wissen mehr und mehr verdrängt und geriet allmählich in Vergessenheit. Synthetische Arzneien versprachen gezieltere, präzisere und schnellere Effekte, und tatsächlich konnten Heilpflanzen in der demonstrativen Wirkung manches Mal nicht mithalten.

In den letzten Jahren erfolgte eine gründliche Rückbesinnung, beschleunigt vor allem durch die Erkenntnis von zum Teil schlimmen Nebenwirkungen der synthetischen Medikamente und durch die Erfahrung, dass Apparate und Chemie doch keine Allheilmittel sind.

In der modernen Pflanzenheilkunde, der Phytotherapie (Phyton, gr. – Pflanze), sollen durch gezielten Einsatz von Heilpflanzen die körpereigenen Abwehrkräfte mobilisiert werden, die unsere Gesundheit zu erhalten vermögen. Das soll allgemein vorbeugend als auch im akuten und speziellen Fall mit gezielter Wirkungsabsicht geschehen. Weiter sollen die Tätigkeiten der Organe und die Gewebsfunktionen angeregt und stabilisiert werden.

Die Durchblutung soll gefördert, der Körper entschlackt und so vor einer krankmachenden Anhäufung von Giftstoffen bewahrt werden, denen unser Organismus heute in nie gekannter Weise ausgesetzt ist.

Die junge, intensive wissenschaftliche Beschäftigung mit der Pflanzenheilkunde hat bei vielen heimischen Heilpflanzen ganz neue therapeutische Möglichkeiten nachgewiesen. Vielfach wurden Erfahrungen der Volksmedizin untermauert und bestätigt, manches Mal auch erweitert, und es wurden bisher unbekannte medizinische Aspekte entdeckt. Ein weiteres Argument für eine gemeinsame Arbeit der Naturwissenschaft und der Naturmedizin.

Natürlich konnten auch viele alte Behauptungen und Überlieferungen nicht aufrechterhalten werden, und so manche Pflanze musste in der Beurteilung ihrer Wirksamkeit neu eingeschätzt werden. Es hat sich jedoch gezeigt, dass die moderne Pflanzenheilkunde durchaus als wissenschaftlicher Teilbereich der Medizin angesehen werden kann, wenn sie mit der notwendigen kritischen Betrachtungsweise angegangen wird.

Vor allem am Anfang eines jeden Krankheitsprozesses lassen sich häufig noch mit relativ milden Gegenmaßnahmen zuverlässige Ergebnisse erzielen. Eine rechtzeitige Erkenntnis und vor allem auch eine treffsichere Einschätzung, das heißt eine richtige Diagnose, sind natürlich Voraussetzungen für jeden Erfolg.

Nicht in jedem Fall ist es möglich, über die Wirksamkeit der Heilpflanzen definitive, allgemeingültige Aussagen zu finden. Jeder einzelne Körper bewegt sich im Spannungsfeld unzähliger Einflüsse und Faktoren, die die Wirkung der jeweiligen Drogen auf jeden individuellen Organismus unterschiedlich werden lassen. Hier darf das Element der Erfahrung nicht unterschätzt werden, sowie auch eine gewisse Sensibilität für die Sprache und die Forderungen des eigenen Körpers.

Eine große Zahl von Heilpflanzen ist inzwischen so weit erforscht, dass deren Wirkstoffe isoliert oder synthetisch im Labor hergestellt werden konnten. Eine Fülle von entsprechenden Präparaten ist heute auf dem Markt. Vielfach stehen diese Mittel Tinkturen, Tees oder gepressten Säften der frischen Pflanze in ihrer Wirksamkeit in nichts nach. Oft jedoch wirkt eine Heilpflanze mit einem ganzen Spektrum von untergeordneten weiteren Wirkstoffen viel breiter und umfangreicher als eine isolierte Einzeldroge, die zwar möglicherweise die Hauptwirkung innerhalb der Therapie trägt, aber dennoch nur einen eingeschränkten Erfolg zeigt.

So ist es bis heute nicht restlos geklärt, warum ausgerechnet die Kamille eine so ausgeprägte Wirkbreite besitzt, obwohl die Zusammensetzung deren Inhaltsstoffe kein Geheimnis birgt. Die chemische Analyse hat die Zutaten entschlüsselt, kann die Technik der Wirkung aber nicht bis zur letzten Konsequenz erklären. Es kommt eben auch auf die Abstimmung der einzelnen Stoffe zueinander an. Wir können jedoch davon ausgehen, dass sie in der Heilpflanze selbst im richtigen und ausgewogenen Mischungsverhältnis vorhanden sind.

Im Gegensatz zu synthetischen Medikamenten sind viele der Heilpflanzen auch bei längerer Anwendung unschädlich, ja oft stellt sich der therapeutische Effekt sogar erst nach langdauernder Einnahme ein. Dennoch sollten wir uns vor der falschen Generalisierung hüten, Heilpflanzen allgemein seien ungefährlich. Wie bei allen Stoffen gilt auch hier:

Auf die Dosis kommt es an.

So hat es zum Beispiel keinen Sinn, bei dem nur zögerlichen Einsetzen einer Heilwirkung die Dosis unkontrolliert zu erhöhen und damit eine Beschleunigung der Gesundung zu erwarten. Die Naturheilkunde basiert ja auf einem sehr feinen System, den Organismus mit gezielt eingesetzten Reizen zur Selbstheilung anzuregen. Bei einer Überreizung dagegen riskieren Sie den Heilerfolg, im schlimmsten Fall provozieren Sie weitere, bis dahin nicht bedeutsame Störungen.

Dazu zwei Beispiele: Die Wirkstoffe des Wacholders regen die Nierentätigkeit an und helfen damit bei der Entwässerung des Körpers. Harnsäure wird ausgespült, und der Organismus wird entlastet. Bei nierenkranken Menschen bestehen jedoch durch die starken Reize, die der Wacholder direkt auf die Nieren ausübt, die Gefahr der Nierenblutung. Auch bei einem gesunden Menschen sollte die Einnahme nicht über sechs Wochen ununterbrochen durchgeführt werden, und auch während dieser Zeit nur in abgestimmten Dosen.

Oder: Salbei kann erfolgreich Entzündungen bekämpfen, nach längerer Einnahme aber oder bei zu hohen Dosen zu epilepsieähnlichen Krämpfen führen. Während der Schwangerschaft sollte sogar ganz auf Salbei verzichtet werden.

In den einzelnen Abschnitten dieses Buches wird jeweils auf mögliche Risiken dieser Art hingewiesen. Man sollte sie beachten.