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Grüne Finanzen - Geldanlage: umweltfreundlich, sozial verträglich und erfolgreichWir teilen uns Autos, essen vegan, protestieren gegen den Klimawandel und nehmen den Jutebeutel mit zum Einkaufen. Doch dass unser eigenes Geld treibhausgasintensive Unternehmen finanziert, ist uns egal? Es ist an der Zeit, unser Finanzverhalten mit einem kritischen Öko-Blick zu prüfen, denn jeder und jede einzelne von uns kann einen Teil zur Erreichung der Klimaziele beitragen. Zugegeben, die zum Teil extrem klimafeindliche Haltung einzelner Finanzmarktteilnehmer, das Fehlen von konsistenten Daten und eine einheitliche Zuordnung von Finanzprodukten sowie die enorme Komplexität des Themas, erschweren den Zugang. Dieser Ratgeber soll Ihnen einen roten Faden liefern, damit Sie Greenwashing und Co. einfacher erkennen und Ihren ganz persönlichen Weg zu einem nachhaltigeren Finanzportfolio beschreiten können.
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Seitenzahl: 67
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Jennifer Brockerhoff
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek. Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© 2022 Jennifer Brockerhoff
ISBN Buchausgabe: 978-3-96739-123-7
ISBN epub: 978-3-96740-228-5
Umschlaggestaltung: die imprimatur, Hainburg
Umschlagkonzept: Martin Zech Design, Bremen
Lektorat: Eva Gößwein, Berlin
Autorenfoto: Christian Ritter, Körperlinien Düsseldorf
Satz: Zerosoft, Timisoara (Rumänien)
©2022 GABAL Verlag GmbH, Offenbach
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.
Die im Buch veröffentlichten Ratschläge wurden von der Verfasserin und vom Verlag sorgfältig erarbeitet und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Ebenso ist die Haftung der Verfasserin beziehungsweise des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschä-den ausgeschlossen.
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Wir übernehmen Verantwortung! Ökologisch und sozial!
Verzicht auf Plastik: kein Einschweißen der Bücher in Folie
Nachhaltige Produktion: Verwendung von Papier aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern, PEFC-zertifiziert
Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland: Herstellung und Druck in Deutschland
Dieses Buch ist so konzipiert, dass Sie in kurzer Zeit prägnante und fundierte Informationen aufnehmen können. Mithilfe eines Leitsystems werden Sie durch das Buch geführt. Es erlaubt Ihnen, innerhalb Ihres persönlichen Zeitkontingents (von 10 bis 30 Minuten) das Wesentliche zu erfassen.
In 30 Minuten können Sie das ganze Buch lesen. Wenn Sie weniger Zeit haben, lesen Sie gezielt nur die Stellen, die für Sie wichtige Informationen beinhalten.
Zahlreiche Zusammenfassungen innerhalb der Kapitel erlauben das schnelle Querlesen.
Ein Fast Reader am Ende des Buches fasst alle wichtigen Aspekte zusammen.
Vorwort
1. Sind wir nicht alle ein bisschen öko?
Die Hintergründe
Öko-Konsumenten
Was ist nachhaltig?
2. Alles eine Frage des Stils
Anlagestile im Überblick
Welche Anlageklasse kann was?
3. Die Wirkung nachhaltiger Geldanlagen
Die Herausforderung der Messbarkeit
Stand der Wissenschaft
Weitere Perspektiven
4. Nachhaltig investieren in der Praxis
Basiswissen ist Trumpf!
Siegel und Ratings
Tipps für das Beratungsgespräch
Exkurs: Kryptowährungen & Blockchain
Fast Reader
Anmerkungen
Die Autorin
Weiterführende Literatur
Eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle erlebe ich seit der Veröffentlichung des EU-Aktionsplans für ein nachhaltiges Finanzsystem im Jahr 2019. Die EU-Kommission wagt sich als weltweit Erste auf unbekanntes Terrain mit dem Ziel, Kapitalflüsse umzulenken hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft. Sie ist angetrieben von der Dringlichkeit, die Ziele des Pariser Klimaabkommens und die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen zu erreichen. Machen wir uns nichts vor: Der Weg ist mit allerlei Hindernissen gespickt!
Wo Banken, Versicherungs- und Fondsgesellschaften sich bisher wenig in die Karten haben schauen lassen, an wen sie Kredite vergeben oder worin sie ihre eigenen sowie Kundengelder investieren, soll bald absolute Transparenz herrschen. Dass der Klimawandel sowie die rapide Abnahme von Biodiversität erhebliche Risiken gerade für die Finanzindustrie mit sich bringen, sollte spätestens seit der Flutkatastrophe im Ahrtal jedem bewusst geworden sein. Laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft war 2021 eines der teuersten Naturgefahrenjahre überhaupt mit einer Schadenssumme von schätzungsweise sieben Milliarden Euro! Bei steigender Erderwärmung sinkt die Versicherbarkeit von allem, was uns lieb und teuer geworden ist.
Zugegeben, nach der Anfangseuphorie über diesen sehr ambitionierten EU-Aktionsplan haben mich immer wieder Phasen der absoluten Ernüchterung eingeholt. Gründe hierfür sind die zum Teil extreme Abwehrhaltung einzelner Finanzmarktteilnehmer, das Fehlen von konsistenten Daten und einer einheitlichen Zuordnung von Finanzprodukten sowie die enorme Komplexität und Vielschichtigkeit des Themas, während der Verbraucher doch einfache Lösungen sucht.
Am meisten ärgern mich jedoch die krassen Auswüchse von Greenwashing. Über alle Branchen hinweg wird kurzerhand der grüne Waschgang angeschmissen und somit „alter Wein in neuen Schläuchen“ präsentiert.
Gerne möchte ich Ihnen diese Achterbahnfahrt ersparen und mit diesem 30-Minuten-Ratgeber einen roten Faden liefern, damit Sie die Leitplanken einfacher erkennen und ohne große Um- und Irrwege Ihren ganz persönlichen Weg zu einem nachhaltigeren Finanzportfolio beschreiten können.
Gutes Gelingen beim nachhaltigen Investieren wünscht Ihnen
Jennifer Brockerhoff
Was verstehen Sie eigentlich unter „öko“? Ist das Wort bei Ihnen eher positiv oder eher negativ besetzt? Wenn ich mich an meine Schulzeit oder an meine Tätigkeit als Bankangestellte erinnere, dann war die Bezeichnung „öko“ selten ein Kompliment. Eher musste ich an selbst gestrickte Wollpullover, muffelige und unmodische Kleidung, merkwürdig riechende Gerichte und an die Ablehnung von herkömmlichen Statussymbolen denken. Gefühlt ziemlich spaßbefreit. Das ist jetzt mehr als 25 Jahre her. Seitdem hat das angestaubte Öko-Image einen ziemlichen Wandel hingelegt. Nicht zuletzt durch die junge Fridays-for-Future-Bewegung – ganz gleich, wie Sie hierzu persönlich stehen.
Lassen Sie uns auf die Gründe schauen, warum es überhaupt an der Zeit ist, nachhaltig zu investieren:
Eine Ende 2021 veröffentlichte Überblicksstudie der Forscher von der amerikanischen Cornell University hat ergeben: Mehr als 99,9 Prozent aller wissenschaftlichen Studien belegen, dass der Klimawandel menschengemacht ist. Der aktuelle Sachstandsbericht des Weltklimarats (IPCC) formulierte es noch prägnanter: „Es ist eindeutig, dass der menschliche Einfluss die Atmosphäre, den Ozean und das Land erwärmt hat.“1 Wir Menschen haben demnach ein neues Zeitalter eingeläutet, das Anthropozän.
Genau dieser Weltklimarat geht im aktuellen Bericht davon aus, dass die globale Temperatur im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter bis 2050 um etwa 2 Grad Celsius steigt, bis 2100 sogar um 2,7 Grad. Auf der jährlichen Klimakonferenz werden einerseits die neuesten Erkenntnisse veröffentlicht und andererseits Ziele für die Eindämmung der Erderwärmung ausgehandelt.
Mit dem großen Einfluss des Menschen auf den Ressourcenverbrauch unseres Planeten wächst gleichzeitig die Verantwortung für den Erhalt unseres Lebensraums für nachkommende Generationen. Unsere technologischen Errungenschaften erleichtern uns seit Jahrzehnten das tägliche Leben. Gleichzeitig führen sie uns die Auswirkungen unserer Lebensweise vor Augen. Über alle Social-Media-Kanäle hinweg können Bilder und Videos von Umweltzerstörung, Ausbeutung und sozialer Ungerechtigkeit 24/7 abgerufen werden.
Ein wesentlicher Hebel für die Erreichung der Klimaziele ist die konsequente Reduktion von Treibhausgasemissionen. 50 Länder haben bereits bei den Vereinten Nationen angekündigt, bis 2050 klimaneutral sein zu wollen. Dazu gehören2:
die Staaten der Europäischen Union
die Vereinigten Staaten von Amerika
Japan
Südkorea
Australien
Brasilien
die Vereinigten Arabischen Emirate
Mit einem Jahrzehnt Verspätung:
China bis 2060
Indien dagegen hat bisher noch kein konkretes Ziel veröffentlicht.
Durch die Änderung des Klimaschutzgesetzes in Deutschland wird die Treibhausgasneutralität bis 2045 angepeilt. Der Freistaat Bayern toppt dieses Ziel sogar um fünf Jahre und möchte es bis 2040 schaffen.
Aber was bedeutet eigentlich klimaneutral? Es ist ein gern verwendetes Buzzword unserer Zeit mit einem Beigeschmack von Greenwashing.
Dem alten Geschäftsmodell und den alten Produkten ein grünes Mäntelchen umhängen und mit gezielten Marketing- und Werbemaßnahmen gutmütige Verbraucher täuschen – das ist es, was der Begriff „Greenwashing“ bezeichnet. Gerne werden hierfür nicht geschützte Wörter und Wendungen wie „nachhaltig“, „ökologisch“, „100 % natürliche Zutaten“ oder „klimafreundlich“ verwendet. Sicherlich sind wir alle schon einmal auf so eine Produktbezeichnung hereingefallen.
Das Wort „Klimaneutralität“ ist nicht selbsterklärend. Es bedeutet, dass man ein Gleichgewicht zwischen CO2-Emissionen (Treibhausgasemissionen) und der Aufnahme von Kohlenstoff aus der Atmosphäre in Kohlenstoffsenken herstellt. Kohlenstoffsenken sind natürliche Speicher, die den Kohlenstoff aufnehmen und (vorübergehend) binden. Dazu gehören Moore, Wälder und Grasland.
Ein Unternehmen muss zuallererst
identifizieren
, wo die eigenen Emissionen ausgestoßen werden.
Diese gilt es dann zu
berechnen
.
Anschließend werden sie in direkte und indirekte Emissionen eingeordnet, also
bewertet
.
Wo sind Stellschrauben, um Emissionen zu
reduzieren
und zu vermeiden? Dieses Optimierungspotenzial hat Vorrang!
Was an unvermeidbaren Treibhausgasemissionen übrig bleibt, sollte über international anerkannte Standards (z. B. Gold Standard) durch Investitionen in umweltrelevante Projekte
kompensiert
werden.
Zu guter Letzt müssen diese Daten von unabhängiger Stelle geprüft und
verifiziert
werden, um schließlich die aktuellen Bemühungen und Maßnahmen
veröffentlichen
zu können.
Probleme können nur gelöst werden, indem man sich ihrer bewusst wird. Damit die Weltgemeinschaft ihre Treibhausgasemissionen reduzieren kann, gilt es, diese zu kategorisieren. International durchgesetzt haben sich Emissionskategorien (sogenannte Scopes) nach dem Greenhouse Gas Protocol.
Scope 1
umfasst die
direkten Emissionen
, dazu gehören zum Beispiel der Heizkessel oder der Fuhrpark.
Scope 2
umfasst die
indirekten Emissionen
, genauer gesagt die
mit eingekaufter Energie
wie Strom und Fernwärme verursachten Emissionen.
Scope 3
umfasst
alle anderen indirekten Emissionen