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... Ich öffne meinen Kapuzensweater. Mein T-shirt ist abgewetzt, feucht und es klebt an mir, sodass er meine Piercings sehen kann. Er checkt meine Arme ab, sieht die Farbkleckse auf den Tätowierungen. Farbe, die sich wie eine Form auf die Farbe in meiner Haut gelegt hat. Das Licht der Lampe spiegelt sich in meinen Fingerringen, als ich meine Hand langsam hin zu meinem Schritt gleiten lasse – über meinen Brustkorb – meine Brustwarzen strecken sich durch den Stoff in seine Richtung. Ich ziehe es aus. Er genießt den Augenblick ...-
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Seitenzahl: 26
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Saga
Es gibt etwas, das schlimmer ist, als keine Talente zu haben: Ein Talent zu haben, aber nicht in der Lage zu sein, es ausleben zu können oder darauf reduziert zu sein, lediglich das Talent anderer zu erkennen und weiterzuvermitteln. Das denke ich mir, während ich die Leinwände und Menschen betrachte, die sich heute Abend vor mir tummeln. Es ist Freitag und ich sollte mich eigentlich schon auf den Weg zur nächsten Galerie gemacht haben. – Ich bin spät dran. Aber es ist mir egal. Hier, in diesem riesigen, hell beleuchteten Raum gibt es Leute aller Art zu sehen. Und diese Leute sehen mich.
Ich werfe mich in Pose. Ein wenig, nicht zu viel, doch ich ziehe die Blicke auf meinen jungen Körper, den ich in lässiger Haltung positioniere, als könnte er mit seinen Muskeln, seiner Geschmeidigkeit und seinen Tätowierungen nicht mehr Gleichgültigkeit ausdrücken. Ich bin eine Form, die ihren Inhalt verbirgt. Ich zerzause mein halblanges Haar, lächle für niemanden, strecke mich. Ich bin ein Rock-Star in einem Lolita-Körper – wenn ich das selbst beurteilen kann. Ich bin die Art Mensch, die sich durch die Menschenmenge windet und diejenigen Menschen und Partys findet, die interessant sind – wenn ich die Feste nicht gerade selbst gebe. Die erste Vernissage des heutigen Abends habe ich ursprünglich nicht angepeilt, aber irgendwo muss man schließlich beginnen. Es gibt reichlich Wein, der DJ ist gut und ich habe das Bedürfnis mich zu betrinken, vielleicht einen Skandal zu provozieren, mit neuen Leuten zu quatschen, mit der Sprache zu spielen und die Zeit hinauszuzögern. Ich sollte bereits woanders sein, aber das muss warten.
Jedenfalls habe ich vorhin nicht von mir gesprochen. Ich habe viele Talente und weiß das auch. Ich meine den dort drüben; diesen heißen Typen, der vor dem neongrünen Bild steht, quasselt und sich mit Wein volllaufen lässt – diesen Architekt-artigen Typen, geschniegelt und schwarzgekleidet. Ein Sammler. Das Bild unterstreicht seine Umrisse, während er sich zu einem Mädchen vorbeugt, das allzu laut über das, was er nun sagt, lacht. Natürlich ist er hier. Geil auf Kunst kriecht er durch die Galerien, wenn die Vernissagen die Stadt in weiße Quadratkilometer aus Fleisch und Kunst verwandeln. Ich habe ihn an unzähligen Freitagabenden zuvor gesehen. Er ist legendär. Ein Gott. Alle kennen ihn. Und ich habe beschlossen ihn mir zu krallen. Heute Abend. Warum? Er sieht gut aus. Oder, nein, eigentlich nicht, aber ich sehe ihn gerne an. Er sieht aus wie einer, der nach einem Fick schreit. Aber ist das nicht egal? Ich habe darauf gewartet, dass er auftaucht, habe mich gefragt, ob ich ihn schon hier oder erst später am Abend treffen würde, vielleicht in einem heruntergekommenen Hinterhof einer Afterparty in Vesterbro.
Ich gehe hinüber zu seinem kleinen Grüppchen, bereit eine Konversation zu führen. Im Anbetracht dessen, dass ich eigentlich eine sehr zurückhaltende Person bin, mache ich mich unverschämt gut auf gesellschaftlichen Veranstaltungen und dergleichen.