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Die Seele, das ist die Lebenskraft und Lebendigkeit des Menschen. Engel sind es, die uns mit diesem besonderen Raum der Seele in Berührung bringen. Sie inspirieren den Alltag, sie beflügeln uns und zeigen, was unserer Seele gut tut. Anselm Grün ermutigt auf wohltuend vertraute und inspirierende Weise, sich auf die Kräfte einzulassen, die unser Leben beflügeln können.
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Seitenzahl: 191
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Der Autor
Anselm Grün, Dr. theol., geb. 1945, Mönch der Benediktinerabtei Münsterschwarzach, geistlicher Begleiter und Kursleiter in Meditation, Fasten, Kontemplation und tiefenpsychologischer Auslegung von Träumen. Seine Bücher zu Spiritualität und Lebenskunst sind weltweite Bestseller – in über 30 Sprachen.
Sein einfach-leben-Brief begeistert monatlich zahlreiche Leser (www.einfachlebenbrief.de).
Neuausgabe 2023
© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2002
Alle Rechte vorbehalten
www.herder.de
Covergestaltung: Gestaltungssaal, Rohrdorf
Covermotiv: Olga Sidelnikova / GettyImages
Satz: DTP-Studio Helmut Quilitz, Denzlingen
E-Book-Konvertierung: Newgen Publishing Europe
ISBN Print 978-3-451-03394-0
ISBN E-Book (EPUB) 978-3-451-83036-5
Einleitung
1. Der Engel des Friedens
2. Der Engel der Selbstbestimmung
3. Der Engel der Entspannung
4. Der Engel der Weisheit
5. Der Engel der Selbsterkenntnis
6. Der Engel des Vergessens
7. Der Engel der Tapferkeit
8. Der Engel des Gehorsams
9. Der Engel der Besonnenheit
10. Der Engel der Diskretion
11. Der Engel des Schweigens
12. Der Engel der Gerechtigkeit
13. Der Engel der Lauterkeit
14. Der Engel der Unbestechlichkeit
15. Der Engel der Großmut
16. Der Engel des Lächelns
17. Der Engel des guten Schlafes
18. Der Engel der Lebenslust
19. Der Engel des Augenmaßes
20. Der Engel der Ruhe
21. Der Engel der Nächstenliebe
22. Der Engel der Freundschaft
23. Der Engel der Beharrlichkeit
24. Der Engel der Zuverlässigkeit
25. Der Engel des Freimuts
26. Der Engel der Verbindlichkeit
27. Der Engel des Dienens
28. Der Engel der Wachsamkeit
29. Der Engel der Ausgeglichenheit
30. Der Engel der Toleranz
31. Der Fest-Engel
32. Der Engel der Solidarität
33. Der Engel des Humors
34. Der Engel des Verzichts
35. Der Engel der Gastfreundschaft
36. Der Engel der kleinen Freundlichkeiten
37. Der Engel der Fairness
38. Der Engel der Gewaltlosigkeit
39. Der Engel der Güte
40. Der Engel der Inspiration
41. Der Engel der Hoffnung
42. Der Engel des Glaubens
43. Der Engel der Selbstbeherrschung
44. Der Engel der Achtung
45. Der Engel des Segnens
46. Der Engel des Teilens
47. Der Engel des Mitleids
48. Der Engel der Integration
49. Der Engel des Lobes
50. Der Engel des Lichts
Es schwingt viel mit, wenn wir heute das Wort „Seele“ verwenden. Das Wort hat eine Geschichte voller Bedeutung, die nicht für jeden, der es hört, eindeutig ist. Da gibt es die Seelenlehre des Platon, der die unsterbliche Seele im Gegensatz zum sterblichen Leib sieht. Da ist die biblische Sicht der Seele, die das Leben und die Lebendigkeit des Menschen bezeichnet. Im Akt der Erschaffung wird dem Adam der Lebensatem eingehaucht (Gen 2, 7). Die Seele ist für das Alte Testament Lebenshauch und Lebenskraft. Sie erst macht den Menschen ganz zum Menschen. Das Neue Testament sieht die Seele (psyche) oft als Bild für das Selbst des Menschen. Heute übersetzen die Exegeten das griechische Wort „psyche“ oft mit „Leben“. Die „psyche“ kann man nicht absichern. Man gewinnt sie nur, wenn man sie loslässt (Mk 8, 35). Aber die Menschen können sie auch nicht töten (Mt 10, 28). Die Seele (psyche) als das eigentliche Selbst, als das Innere des Menschen, als den wahren Personkern, gilt es zu retten. Augustinus will nichts anderes wissen als Gott und die Seele. Die Seele hat eine unergründliche Tiefe für ihn. Sie ist der Ort, an dem der Mensch auf die letzte und entscheidende Wirklichkeit hin offen ist. Es braucht nach Augustinus ein Leben lang, das Geheimnis der Seele zu erforschen. Für lange Zeit ist die Sicht des Thomas von Aquin maßgeblich geworden, der von der Seele als „forma corporis“, als Gestaltungsprinzip des Leibes spricht. Für Thomas hat die Seele immer eine enge Beziehung zum Körper. Sie ist ohne Körper nicht denkbar. Auch nach dem Tod möchte sie sich wieder im Leib ausdrücken.
In unserer Zeit hat sich vor allem C. G. Jung mit dem Phänomen der Seele beschäftigt. Er wirft manchen Schulen der Psychologie vor, dass sie eine „Psychologie ohne Seele“ sei. Er sagt von der Seele: „Die Seele, als eine Spiegelung von Welt und Mensch, ist von solcher Mannigfaltigkeit, dass man sie von unendlich vielen Seiten betrachten und beurteilen kann.“ Er betrachtet die Namen, die die verschiedenen Sprachen dem Phänomen der Seele gegeben haben. Er meint, Seele komme vom Gotischen „saiwala“ und bedeute: „beweglich, bunt, schillernd“. Die Seele ist „bewegende Kraft, wohl Lebenskraft“.
Die Volkskunst stellt die Seele häufig als Seelenvogel dar, der aus dem sterbenden Leib des Menschen entweicht. In christlichen Darstellungen nimmt Christus oft die scheidende Seele als ein kleines, mit weißem Gewand bekleidetes Kind auf.
Wenn wir in die Religionsgeschichte schauen, so gründen die Vorstellungen von einer Seele einmal auf der Sehnsucht nach Ekstase, über sich selbst hinauszuwachsen, auf der Sehnsucht nach Unsterblichkeit und auf der Erfahrung, dass es noch andere Arten des Erkennens und Sehens gibt als die mit Verstand und Vernunft.
Bei allem Sprechen von der Seele bleibt eine Unschärfe. Man kann den Begriff nicht klar definieren. Aber man muss es auch gar nicht. Gerade das Schillernde reizt, den Reichtum der menschlichen Seele zu erahnen. Heraklit, einer der frühesten griechischen Philosophen (um 500 v. Chr.), sagt von der Seele: „Der Seele Grenzen kannst du durchwandernd nicht ausfindig machen, auch wenn du jeden Weg abschrittest.“
Die Seele verbindet uns mit Gott. So sieht es nicht nur die griechische Philosophie. Fast alle religiösen Überlieferungen sind davon überzeugt, dass die Seele uns auf Gott hin öffnet. Die Seele zeigt uns, dass wir als Menschen eingetaucht sind in den göttlichen Wurzelgrund, dass wir in unserem Innern Anteil haben an der göttlichen Natur, wie es der 2. Petrusbrief ausdrückt (2 Petr 1, 4). Und der 1. Petrusbrief verheißt uns, dass wir durch Christus das Ziel unseres Glaubens erreichen werden: „das Heil der Seelen“ (1 Petr 1, 9). Das Heil der Seelen zu sehen „ist sogar das Verlangen der Engel“ (1 Petr 1, 12). So sieht der Verfasser des 1. Petrusbriefes einen Zusammenhang zwischen Engel und Seele. Die Engel möchten gerne das Heil der Seele sehen. Ihnen ist es ein Anliegen, dass die Seele heil ist und ganz, dass sie ihren Glanz nicht verliert, sondern sich so zeigt, wie sie geschaffen wurde. Engel beflügeln die Seele, dass sie den Reichtum ihrer Anlagen entfalten kann. Engel bringen uns in Berührung mit unserer Seele, damit wir uns in unserer Seele wohl fühlen, damit wir daheim sind in unserer Seele, dass wir wieder in unserer Seele wohnen und nicht im kalten Außen heutiger Betonwüsten. Engel schützen die Seele. Sie breiten schützend ihre Flügel aus, damit seelenlose und unmenschliche Tendenzen sie nicht verletzen. Engel wachen über unsere Seele, damit sie uns beseelen kann, damit sie ihre heilende und belebende Wirkung auf unser menschliches Sein entfalten kann. Engel führen ein in die verschiedenen Haltungen, in denen sich die Seele ausdrückt. Sie locken das Leben hervor, das in der Seele steckt. Sie bringen das Potential menschlicher Möglichkeiten zur Geltung. Engel verweisen uns auf den inneren Reichtum, der in uns verborgen liegt. Sie bringen unsere Seele zum Schwingen, damit in allem, was wir tun, unsere Seele mitschwingt. Wenn unsere Seele zu schwingen beginnt, dann können wir auch einschwingen in die Seelen der Menschen um uns herum. Dann entsteht eine gemeinsame Schwingung, und wir fühlen uns im Innersten mit den Menschen verbunden.
In unserer seelenlosen Welt ist es, so verstanden, Bedingung für unsere Gesundheit, dass wir wieder mit unserer Seele in Berührung kommen. Und es würde ein neues Miteinander entstehen, wenn wir der Seele in uns mehr Raum geben, wenn wir den seelischen Regungen in uns trauen.
Für unseren spirituellen Weg ist es unerlässlich, dass wir unsere Seele neu entdecken. Denn, so sagt schon Gregor von Nyssa, in der menschlichen Seele möchte Gott geboren werden. Und Meister Eckehart spricht vom Seelengrund, in dem die Gottesgeburt in uns stattfindet und uns zu unserem unberührten und unverfälschten Selbst führt.
Lukas, der Grieche, erzählt uns ein Gleichnis, in dem die Frau für die Seele steht. Und er zeigt uns in diesem Gleichnis, wie wir mit unserer Seele in Berührung kommen können. Es ist das Gleichnis vom gottlosen Richter und der Witwe in Lk 18, 2–8: „In einer Stadt lebte ein Richter, der Gott nicht fürchtete und auf keinen Menschen Rücksicht nahm. In der gleichen Stadt lebte auch eine Witwe, die immer wieder zu ihm kam und sagte: Verschaff mir Recht gegen meinen Feind! Lange wollte er nichts davon wissen. Dann aber sagte er sich: Ich fürchte zwar Gott nicht und nehme auch auf keinen Menschen Rücksicht; trotzdem will ich dieser Witwe zu ihrem Recht verhelfen, denn sie lässt mich nicht in Ruhe. Sonst kommt sie am Ende noch und schlägt mich ins Gesicht. Und der Herr fügte hinzu: Bedenkt, was der ungerechte Richter sagt. Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern zögern? Ich sage euch: Er wird ihnen unverzüglich ihr Recht verschaffen.“
Man kann dieses Gleichnis auf verschiedene Weise auslegen. Man kann die Frau als Bild für die angefochtene christliche Gemeinde am Ende des 1. Jahrhunderts sehen oder als Typ für einen Menschen, der keinen „animus“ hat, der sich nicht wehren kann, der den Angriffen der Feinde schutzlos ausgesetzt ist und keine Instanz hat, an die er sich wenden kann. Die Witwe kann aber auch ein Bild für die Seele sein. Wie man die Personen in der Traumdeutung als Teile des eigenen Selbst sieht, so könnten die Witwe, der Feind und der Richter Anteile unserer Psyche sein. Die Witwe steht dann für die Seele. Die Seele, das sind die inneren Impulse, das ist das Gespür, dass wir einen göttlichen Glanz haben, dass wir eine einmalige Berufung und Sendung haben, dass wir etwas Besonderes sind. Die Seele umfasst die tiefsten Gefühle, zu denen wir fähig sind, in denen sich unsere Einmaligkeit ausdrückt. Die Seele – so sagt uns das Gleichnis – wird vom Feind bedrängt. Der Feind, das können die Lebensmuster sein, in die wir immer wieder verfallen, die uns daran hindern, aus unserer Seele heraus zu leben. Das können unsere Fehler und Schwächen sein, die uns niederdrücken. Das können auch Menschen sein, die uns verzwecken und benutzen möchten, die uns ihre Bilder übergestülpt haben und uns in ein Korsett zwängen, das zu eng für uns ist, in ein Prokrustesbett, in dem wir zugrunde gehen. Die Stadt, in der wir leben, das ist unsere Alltagswirklichkeit, die Welt unserer Arbeit, unserer Beziehungen, das ist unsere Familie, unser Freundeskreis. Neben dem Feind gibt es da noch einen Richter. Der Richter sagt von sich: „Ich fürchte Gott nicht und nehme auch auf keinen Menschen Rücksicht“ (Lk 18, 4). Der Richter steht für das eigene Über-Ich. Es ist ein strenges Über-Ich, das kein Interesse hat, dass es uns gut geht. Es ist willkürlich und grausam. Es möchte uns quälen und erniedrigen. Das Über-Ich fürchtet auch Gott nicht. Es macht sich selbst zum Götzen, zur obersten Instanz. Doch diese Instanz ist unbarmherzig. Es geht ihr nur um das eigene Überleben, aber nicht um das Wohl der Seele. Das Über-Ich nimmt keine Rücksicht auf die Bedürfnisse der Seele. Es hat keinen Respekt vor unserer Würde. Es ist menschenverachtend, seelenlos, seelentötend. Dieser innere Richter spricht zu der Seele in uns: „Bilde Dir nicht ein, dass Du etwas Besonderes bist. Passe Dich einfach an. Gib Dich zufrieden mit dem, was ist. Mehr gibt es nicht. Schlag Dir Deine Flausen aus dem Kopf. Das Leben ist halt einfach so. Mehr gibt es nicht. Du bist nichts. Du kannst nichts. Dein Leben wird nie gelingen. So ist es nun einmal. Damit musst Du Dich abfinden. Frage nicht nach dem Sinn Deines Lebens. Es gibt ihn nicht.“
Nach außen hin hat die Witwe keine Chance. Sie hat keine Lobby, die für sie eintritt. Sie ist schutzlos dem Feind ausgesetzt. Sie kämpft zwar für sich und ihr Recht auf Leben. Aber der Richter kümmert sich nicht um das Recht. Er agiert völlig willkürlich. Doch die Witwe gibt nicht auf. Und das Unerwartete geschieht: Die schwache Witwe bewegt den Richter, ihr Recht zu verschaffen, weil er, der starke Mann, Angst hat, dass die Witwe in ihrer Hartnäckigkeit kommen und ihm eine Ohrfeige verpassen könnte. Jesus sagt nun, dass das Gebet der Weg sei, der Seele Recht zu verschaffen gegenüber dem Feind und den gottlosen Richter zu entmachten. Im Gebet kommen wir in Berührung mit unserer Seele. Da bekommen die inneren Ahnungen der Seele Recht. Da richtet sich unsere Seele auf. Wir spüren, dass wir etwas Besonderes und Einmaliges sind, dass wir göttlich sind, Anteil haben an der göttlichen Natur, dass wir einen weiten Horizont haben, einen göttlichen Glanz, den uns niemand nehmen kann. Die Seele lehrt uns, dass in unserem Inneren ein unermesslicher Reichtum an Möglichkeiten steckt.
Für Jesus ist das Gebet der Weg, mit unserer Seele in Berührung zu kommen und sie zu stärken gegenüber den Kräften und Mächten dieser Welt. Jesus spricht vom unablässigen Gebet. Wer im Gebet ist, der ist auch mit seiner Seele in Kontakt. Der spirituelle Weg ist der Weg der Seele. Für Augustinus heißt beten: mit der Sehnsucht der Seele in Berührung kommen. Wenn ich bete, spüre ich, dass ich nicht aufgehe im äußeren Tun, in Erfolg und Misserfolg, in gelungenen und misslingenden Beziehungen. In mir ist eine andere Welt, die göttliche Welt, in der meine Seele zu Hause ist. Dort kann ich wohnen, auch wenn mir hier Menschen mein Wohnrecht streitig machen. Dort kann ich leben, auch wenn mich hier Feinde bedrängen. Dort blüht meine Seele auf. Und niemand kann sie mehr beschneiden und beschränken.
In der Tradition sind es die Engel, die unserer Seele Recht verschaffen. Sie führen uns im Traum die Buntheit unserer Seele vor Augen, sie zeigen uns die eigenen Möglichkeiten auf. Der Traum mutet uns viel mehr zu, als wir uns in der bewussten Welt oft zutrauen. Im Traum können wir fliegen, da verwandeln wir uns in ein Tier und wieder in einen Menschen. Da sterben wir und sind doch lebendig. Da können wir manchmal das Licht Gottes sehen. Engel schützen unsere Seele. Engel führen uns ein in das Geheimnis der Seele. Sie stehen selbst für den inneren Bereich in uns. Die Kunst hat die Seele und die Engel oft auf ähnliche Weise dargestellt. Sie hat ein Gespür dafür, dass die Engel einen engen Zusammenhang mit der Seele haben. Engel sind normalerweise genauso unsichtbar wie die Seele. Sie sind aber auch erfahrbar wie die Seele. Sie sind aus einem anderen Stoff als die sichtbare Welt. Sie erfüllen unsere Sehnsucht nach Ekstase, nach einer anderen und tieferen Sicht der Wirklichkeit. Engel stehen für Kräfte unserer Seele, für die inneren Ressourcen, aus denen wir schöpfen müssen, um unser Leben zu bestehen. Sie beschreiben die Möglichkeiten, die in unserer Seele bereitliegen, damit wir den Reichtum des Lebens entfalten, der uns zugedacht hat. Engel führen uns ein in die Tugenden, die unsere Seele braucht, um tauglich zu sein für die Aufgabe, unser Personsein authentisch darzustellen. Das meint ja das Wort „Tugend“, dass wir als Mensch tauglich sind, dass wir eine Tüchtigkeit als Mensch entwickeln, dass wir die Kräfte, die in uns sind, auch entfalten. Die Tugenden ermöglichen es uns, in dieser Welt tüchtig zu sein. Sie befähigen uns, die Aufgaben in der Welt zu erfüllen. Wir müssen uns die Tugenden nicht mit unserer eigenen Willenskraft mühsam erarbeiten. Ein Engel begleitet uns und weist uns ein in die Kunst des Lebens, in Haltungen, die unser Menschsein entfalten. Der Engel spürt, was wir gerade nötig haben. Er ist in Berührung mit unserer Seele. Er gibt ihr das, was sie gerade nährt, was sie gerade braucht, um den nächsten Lebensabschnitt gut zu bewältigen.
In diesem Buch sollen 50 Engel dargestellt werden, die uns einführen in den Reichtum unserer Seele. Sie sollen uns anregen, die Fähigkeiten zu entfalten, die in unsere Seele hineingelegt sind. Wir können die vielfältigen Möglichkeiten unserer Seele nicht alle auf einmal leben. Aber wir können unser Augenmerk für einige Zeit immer auf einen Aspekt unserer Seele werfen. In dem Buch „50 Engel für das Jahr“ konnte ich nicht alle Haltungen beschreiben, die der Seele gut tun. Auch in diesem Buch wird der Leser oder die Leserin einige Tugenden vermissen, die ihr wichtig geworden sind. Es sind die Engel, die mir eingefallen sind. Und ich hoffe, dass sie auch Dir, liebe Leserin und lieber Leser, gut tun. Die 50 Engel möchten uns helfen, die vielen Facetten unserer Seele zu entfalten. Die Engel zeigen uns, dass wir nicht aus eigener Anstrengung den Reichtum unserer Seele ausleben können. Wir brauchen dazu den Engel, den Boten Gottes. Gott selbst muss uns im Engel seine Gnade, seinen Geist, schicken, damit die Seele in uns erstarke, damit wir nicht seelenlos leben, sondern aus dem inneren Bereich unserer Seele heraus unser Leben gestalten und diese Welt formen.
Das Buch „50 Engel für das Jahr“ hat viele Menschen zu persönlichen Ritualen angeregt. Da hat ein Ehepaar jeden Samstagabend das Buch blind aufgeschlagen. Der Engel, auf den sie dabei gestoßen sind, hat sie dann für eine Woche begleitet. Andere haben jeden Morgen einen Engel gezogen, der sie tagsüber begleitet hat. So möchte auch dieses Buch dazu einladen, Rituale zu entwickeln, die Dir helfen, den Reichtum Deiner Seele zu entfalten und Dich so an der Buntheit und Vielfalt Deines Lebens zu erfreuen. Gott hat nicht zu klein von Dir gedacht. Er hat Dir viele Engel zur Seite gestellt, die Dich einführen wollen in das Geheimnis des Lebens. Die „50 Engel für die Seele“ beschreiben weitere Haltungen, in die uns die Engel einführen möchten, um das Potential unserer Seele zu entfalten. Vertraue darauf, dass auch Dich ein Engel begleitet und dass Dir immer der Engel geschickt wird, den Du gerade brauchst. Du kannst das Buch aufschlagen und den Engel lesen, den Du gerade findest. Oder Du kannst die Engel auf Karten schreiben und dann einen ziehen und auch Deine Freunde und Freundinnen eine Engelkarte ziehen lassen. Vertraue darauf, dass Du dem Engel begegnest, der Dich gerade in Deiner Situation herausfordert und weiter führt. Wenn Du Deinen Engeln traust, dann wirst Du entdecken, wer Du eigentlich bist und wozu Du fähig bist. Traue Dir selbst zu, dass Du wertvoll und einmalig bist, dass Du einen weiten Horizont hast und einen göttlichen Glanz der Seele.
NACH FRIEDEN sehnen wir uns alle. Aber wir finden oft den Weg nicht, der zum Frieden führt. Da brauchen wir einen Engel des Friedens, der uns einführt in das Geheimnis des Friedens, der uns friedlose Menschen befriedet und uns inneren wie äußeren Frieden schenkt. Frieden ist nicht einfach machbar, sondern immer ein Geschenk, mit dem der Mensch verantwortlich umgehen muss. Wenn der Engel des Friedens uns begleitet und unserem Leben Zufriedenheit und Versöhnung schenkt, dann sollten auch wir zu Engeln des Friedens für andere werden. Jesus preist die selig, die Frieden stiften, die zu Friedensengeln in dieser Welt geworden sind.
Wenn wir dem Geheimnis des Friedens nachsinnen, dann ist es sinnvoll, die Sprache zu befragen. Im Hebräischen spricht man vom Schalom. Wenn man sich grüßt, wünscht man sich gegenseitig Schalom, um sich im Schalom alles zuzusprechen, was der Mensch zum Leben braucht: Frieden, Fülle des Lebens, Wohlbefinden, Glück, Zufriedenheit. Die Griechen übersetzen das hebräische Wort Schalom mit „Eirene“. Das meint den Wohlstand, aber auch die Ruhe, die Seelenruhe. Friede ist für die Griechen ein Zustand der Ruhe. Es gibt keinen Streit. In so einem Zustand der Ruhe und des Friedens kann der Mensch sich eine gesicherte Existenz aufbauen und zu Wohlstand kommen. Eirene hat auch mit Harmonie zu tun. Alles stimmt miteinander überein und alles passt zusammen. Wenn alles für den Menschen stimmt, dann kann er stimmig leben, in Übereinstimmung mit seinem Herzen, aber auch in Übereinstimmung mit seinen Brüdern und Schwestern. Dann entsteht ein Einklang der Herzen und ein stimmiges Zusammenklingen der äußeren Verhältnisse.