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Ein Leben, das von Sinn und Glück bestimmt ist – auch, wenn’s mal turbulent zugeht: Das gelingt Ihnen durch Achtsamkeit! Die erfahrene Heilpraktikerin für Psychotherapie Christine Wunderlich zeigt Ihnen mit viel Einfühlungsvermögen, wie Sie in 6 kraftvollen Schritten und anhand zahlreicher alltagsnaher Übungen die Kontrolle in Ihrem Leben übernehmen. Mit innerer Ruhe, Gelassenheit, Selbstbestimmtheit, Gedankenkontrolle, Körperbewusstsein und Lebensfreude haben Überforderung und Burn-out keine Chance mehr. Denn Sie entscheiden selbst, worauf Sie Ihre Aufmerksamkeit richten!
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Seitenzahl: 139
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Die Ratschläge in diesem Buch sind sorgfältig erwogen und geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für kompetenten medizinischen Rat, sondern dienen der Begleitung und der Anregung der Selbstheilungskräfte. Alle Angaben in diesem Buch erfolgen daher ohne Gewährleistung oder Garantie seitens der Autorin oder des Verlages. Eine Haftung der Autorin bzw. des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.
ISBN Printausgabe 978-3-8434-1478-4
ISBN E-Book 978-3-8434-6458-1
Christine Wunderlich:
6 Schritte zur Achtsamkeit
Ein Stressbewältigungsprogramm für mehr Gelassenheit und Lebensfreude
© 2021 Schirner Verlag, Darmstadt
Umschlag: Elena Lebsack, Schirner,
unter Verwendung von # 1126007870 (© Serhii Brovko) und # 110023949 (© jannoon028), www.shutterstock.com
Print-Layout: Elena Lebsack & Simone Fleck, Schirner
Lektorat: Bastian Rittinghaus, Schirner
E-Book-Erstellung: Zeilenwert GmbH, Rudolstadt, Germany
www.schirner.com
1. E-Book-Auflage Mai 2021
Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen und sonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie des auszugsweisen Nachdrucks vorbehalten
Cover
Titel
Impressum
Vorwort
Tipps zum Üben der 6 Schritte zur Achtsamkeit
Tipps für die Meditationen
Stress – was ist das überhaupt?
Warum Stress auch sinnvoll sein kann
Wenn Stress zum Dauerzustand wird
Die Auswirkungen von chronischem Stress
Dem Stress in 6 Schritten wirksam entgegentreten
Achtsamkeit zur Stressbewältigung
Warum Achtsamkeit gegen Stress wirkt
Aspekte der Achtsamkeit
Wie können wir Achtsamkeit praktizieren?
Achtsamkeits-Grundübung:Ich tue, was ich gerade tue
Positive Auswirkungen von Achtsamkeit
1. Achtsamkeit für die innere Ruhe
Die Stressreaktion regulieren
Den Parasympathikus stärken
Atemübungen
Übung:Hände nach oben führen
Übung:Arme kreuzen
Übung:Die Ausatmung verlängern
Entspannungsübungen
Übung:Progressive Muskelentspannung
Fantasiereise:Ihr persönlicher Ruhe- und Kraftort
Atemmeditationen
Meditation:Atem-Ankerpunkt finden
Atemmeditationenmit »geistiger Notiz«
Mini-Atemmeditationen
2. Achtsamkeit für die Gelassenheit
Der täglichen Reiz- und Informationsflut entgegenwirken
Die Aufmerksamkeit bewusst und willentlich lenken
Kurz-Meditation:Atempause
Kurz-Meditation:Körper durchspüren
Übung:Fenster schließen
Eine innere Beobachterposition einnehmen
Tipps für die Beobachterposition
Übung:In die Rolle des Beobachters schlüpfen
Übung:Mit neutralen Formulierungen eine Distanz herstellen
Meditation:Den inneren Beobachter kultivieren
Übung:Die Welt von oben betrachten
Mit einer neutralen inneren Haltung zu mehr Gelassenheit finden
Übung:»Kein Kommentar!«
3. Achtsamkeit für die Selbstbestimmtheit
Gefangen im Autopilotenmodus
Raus aus dem Autopilotenmodus!
Übung:Einfach da sein
Übung:Alltagsroutinen durchbrechen
Übung:Alltagsroutinen infrage stellen
Den Anfängergeist kultivieren
Übung:Das erste Mal sehen
Selbstbestimmt statt fremdbestimmt
Übung:Wurzeln schlagen
Die Komfortzone verlassen
Mit Akzeptanz zusätzlichen Stress und Leid vermeiden
Übung:Meine positiven Eigenschaften
Übung:Loben Sie sich!
4. Achtsamkeit für die Gedanken
Stress beginnt im Kopf
Wir fokussieren uns auf Negatives
Kommen Sie Ihren Gedanken auf die Spur
Übung:Die eigenen Gedanken wahrnehmen
Freundschaft mit den Gedanken schließen
Meditation:Gedanken benennen und loslassen
Den Teflongeist entwickeln
Übung:Loslassen von belastenden Gedanken
Freundlich über sich selbst denken
Übung:Muss ich wirklich?
Meditation:Achtsamer Tagesausklang
Wohlwollend mit den inneren Antreibern umgehen
Übung:Die inneren Antreiber entschärfen
5. Achtsamkeit für den Körper
Körperliche Signale frühzeitig achtsam wahrnehmen
Die Körperwahrnehmung verbessern
Meditation:Bodyscan – Langversion
Meditation:Bodyscan – Kurzversion
Gut für den Körper sorgen
Übung:Work-Life-Balance im Kleinen
Unser Körper ist die Bühne unserer Gefühle
Körperhaltung und Gefühle beeinflussen sich gegenseitig
Übung:Mit der Körperhaltung die Stimmung beeinflussen
Übung:Bitte lächeln!
Übung:Be a Star!
Belastende Gefühle achtsam annehmen
Mit belastenden Gefühlen achtsam umgehen
Übung:Akzeptierende Sätze
Übung:Gefühlen im Körper Raum geben
Übung:Gefühlen Raum geben – Kurzversion
Übung:Heilender Lichtstrahl
6. Achtsamkeit für die Lebensfreude
Entscheiden Sie sich bewusst für Freude und Zufriedenheit
Lebensfreude und Zufriedenheit in sich selbst finden
Achtsames Wahrnehmen der Sinne im Hier und Jetzt
Meditation:Achtsames Hören
Meditation:Genussmeditation
Mit Dankbarkeit die innere Zufriedenheit stärken
Übung:Dankbarkeitstagebuch
Übung:Stein der Dankbarkeit
Mitgefühl mit sich und anderen praktizieren
Meditation:Metta-Meditation
Schnell und einfach in die Freude kommen
Übung:In den Flow eintauchen
Übung:Ein freudiges Gefühl verankern
Übung:Lachen Sie!
Die 6 Schritte zur Achtsamkeit im Überblick
Schritt 1: Achtsamkeit für die innere Ruhe
Schritt 2: Achtsamkeit für die Gelassenheit
Schritt 3: Achtsamkeit für die Selbstbestimmtheit
Schritt 4: Achtsamkeit für die Gedanken
Schritt 5: Achtsamkeit für den Körper
Schritt 6: Achtsamkeit für die Lebensfreude
Nachwort
Literaturverzeichnis
Über die Autorin
Bildnachweis
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Idee zu diesem Buch ist aus Kursen entstanden, die ich seit mehreren Jahren in Unternehmen, der Volkshochschule und in meiner eigenen Praxis gebe. Die 6 Schritte zur Achtsamkeit als Stressbewältigungsprogramm sind also kein theoretisches Konstrukt, sondern wurden bereits von vielen Teilnehmern erfolgreich in ihrem Alltag umgesetzt, was mir ihr positives Feedback zeigt. Vielen Dank an alle Klienten, die mit ihren Fragen und Anregungen dieses Buch mit Leben erfüllt haben.
Es geht bei diesem Konzept nicht um die Frage, wie Sie Stress vermeiden, verhindern oder mit viel Disziplin und einem ausgeklügelten Zeitmanagement bekämpfen können. Denn dies führt unvermeidlich zu noch mehr Stress. Mir ist vielmehr wichtig, dass Sie einen wohlwollenden und gesunden Umgang mit Stress und sich selbst finden. Das bedeutet, Ihre Resilienz zu stärken, mehr Selbstfürsorge zu praktizieren und letztlich mehr Zufriedenheit, Gelassenheit und Lebensfreude zu spüren. Dabei werden Ihnen die unterschiedlichen Aspekte der Achtsamkeit in vielerlei Hinsicht weiterhelfen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und Freude bei der Durchführung Ihrer 6 Schritte zur Achtsamkeit!
Ihre
Christine Wunderlich
• Starten Sie mit der Achtsamkeits-Grundübung »Ich tue, was ich gerade tue« (Seite 31). Sie lässt sich einfach in den Alltag integrieren, und Sie trainieren damit intensiv eines der Grundprinzipien der Achtsamkeit: präsent im gegenwärtigen Moment zu sein.
• Das Stressbewältigungsprogramm selbst ist auf 6 Wochen ausgelegt. Ich empfehle Ihnen, pro Woche jeweils nur einen Schritt zu lesen und die jeweiligen Übungen und inneren Haltungen zu praktizieren. Sie können sich auch mehr Zeit lassen, wenn Ihnen das Tempo zu schnell ist.
• Probieren Sie zunächst die Übungen aus, die Sie ansprechen. Sie müssen nicht alle Übungen aus jedem Kapitel machen, um Ihren Stress zu bewältigen. Es geht vielmehr darum, dass Sie aus einem breiten Spektrum die für Sie passenden Übungen finden können.
• Praktizieren Sie die Achtsamkeits-Grundübung »Ich tue, was ich gerade tue« sowie eine der Übungen aus Schritt 1 (eine Atemübung, Entspannungsübung oder Atemmeditation) über das ganze Programm hinweg, auch wenn Sie inhaltlich bereits bei den nächsten Schritten angekommen sind. Sie bilden eine wichtige Grundlage zur Stressbewältigung und Achtsamkeitspraxis.
• Ich empfehle Ihnen, sich ein Notizbuch zuzulegen, in dem Sie Ihre Erfahrungen bei den Übungen, der Anwendung der inneren Haltungen und Ihre Gedanken zu den einzelnen Schritten aufschreiben. So können Sie auch besser verfolgen, welche Themen und Übungen für Sie besonders hilfreich sind, und später darauf zurückgreifen.
• Ich empfehle, die Meditationen im Sitzen durchzuführen. Sie müssen nicht den Lotossitz beherrschen, es reicht ein einfacher, bequemer Stuhl mit gerader Rückenlehne.
• Sitzen Sie aufrecht und gerade, ohne sich dabei zu verspannen. Nehmen Sie eine würdige Haltung ein: Sie können sich vorstellen, wie Ihr Kopf von einer unsichtbaren Schnur nach oben gezogen wird. Die Hände liegen locker auf den Oberschenkeln. Die Füße stehen nebeneinander und haben guten Bodenkontakt.
• Sie können die Augen sanft schließen oder Ihren Blick entspannt etwa 1 Meter vor sich auf den Boden richten.
• Sie können auch im Liegen meditieren, allerdings besteht dabei die Gefahr, einzuschlafen, da die Meditationen auch entspannend wirken. Unser Ziel ist aber, die Fokussierung und Lenkung der Aufmerksamkeit zu üben.
• Lesen Sie sich zunächst den Inhalt der Meditation langsam und aufmerksam durch, vielleicht auch mehrmals. Sie werden bemerken, dass Sie häufig schon beim Lesen die Meditation wie nebenbei durchführen.
• Nehmen Sie dann Ihre Meditationshaltung ein, und praktizieren Sie die Meditation aus dem Gedächtnis.
• Beenden Sie die Meditation immer mit einem bewussten Atemzug. Recken und strecken Sie sich anschließend ein wenig, um wieder klar und wach in den Alltag zurückzukehren.
• Die Dauer der Meditation können Sie selbst festlegen. Ich empfehle anfangs eine Zeitspanne von 10 bis 20 Minuten, die Sie beliebig steigern können. Wenn Sie möchten, stellen Sie sich einen Wecker. Im Buch werden Sie auch viele Kurz-Meditationen finden, die Sie zwischendurch, z. B. auf dem Weg zur Arbeit, am Schreibtisch oder vor dem Einschlafen, für wenige Minuten durchführen können.
Falls Sie sich bei den Meditationen anleiten lassen möchten, sind die Meditationen »Atem-Ankerpunkt finden«, »Atempause«, »Gedanken benennen und loslassen«, »Bodyscan«, »Achtsames Hören« und »Achtsamer Tagesausklang«, gesprochen von mir, in einer längeren Version auf CD oder als mp3-Download auf meiner Homepage erhältlich: www.christine-wunderlich-coaching.de.
Kurz andauernder Stress als akute Anpassungsreaktion auf eine Herausforderung macht nicht zwangsläufig krank.
Ist Stress jedoch lang anhaltend, zu hoch und fehlen Erholungsphasen, kann er chronisch werden, das Wohlbefinden beeinträchtigen und die Entstehung von Krankheiten begünstigen.
Stress ist keine Erfindung unserer heutigen Zeit. Es hat ihn schon immer gegeben, er begleitet das Leben von Beginn an. Und doch scheint er immer mehr zuzunehmen und sich für viele Menschen immer belastender auszuwirken. Mehr als die Hälfte aller Menschen in Deutschland fühlt sich gestresst, ein Viertel davon sogar häufig. Als wichtigste Stressursachen gelten die Arbeit, hohe Ansprüche an sich selbst und private Konflikte.* Stress beeinträchtigt heute nicht nur massiv das Wohlbefinden, sondern wirkt sich vermehrt negativ auf die Gesundheit aus: Seit mehr als 15 Jahren verzeichnen Krankenkassen eine kontinuierliche Zunahme stressbedingter Krankschreibungen.
Dabei ist Stress – oder vielmehr unser natürlich angelegtes Stressprogramm – ursprünglich ein sehr zweckmäßiger Mechanismus: Er versetzt uns, ähnlich einem Verteidigungsmodus, psychisch und physisch in die Lage, mit Bedrohungssituationen umzugehen.
Das Zebra und der Löwe
Als das Zebra auf seinem Weg durch die Savanne einen Löwen erblickt, will es nur noch fliehen und der Gefahr entkommen. In seinem Körper läuft blitzschnell und automatisch ein Programm ab: Blutdruck und Puls steigen, das Herz schlägt schneller, die Konzentration nimmt zu, die Muskeln spannen sich an, Energie zur Flucht wird bereitgestellt. An Verdauung, Ruhe und Erholung ist jetzt nicht zu denken.
Der Löwe dagegen erkennt beim Anblick des Zebras sofort seine nächste Beute, die er jagen und erlegen will. In seinem Körper läuft eine ähnliche Reaktion wie bei dem Zebra ab, die ihn für diese Situation kampfbereit macht.
Dieses Beispiel aus dem Tierreich beschreibt eine akute, kurze Stressreaktion, die bei uns Menschen in der gleichen Art und Weise abläuft. Sie schützt uns und sichert unser Überleben in Gefahrensituationen. Im Alltag aktiviert sie uns und stellt die notwendige Energie im Körper bereit, unterschiedliche Herausforderungen gut bewältigen zu können. Wir kennen alle den berühmten »Adrenalinstoß«, der sich immer dann einstellt, wenn uns etwas herausfordert oder wir etwas besonders gut meistern möchten.
Bislang gibt es keine Hinweise darauf, dass die körperliche Stressreaktion als kurzfristige Anpassungsreaktion auf eine Bedrohung oder Herausforderung ein Gesundheitsrisiko darstellt.** Uns allen sicherlich bekannte Stresssymptome wie Herzklopfen, schnelleres Atmen, leichtes Schwitzen, angespannte Muskeln usw. sind zwar unangenehm, aber nicht gefährlich, solange sie kurz andauern und immer wieder durch eine Erholungsphase ausgeglichen werden. Dies ist wichtig zu wissen, denn viele Menschen haben geradezu Angst vor den Stresssymptomen. Die Angst wiederum erhöht das Stressniveau, und dies kann zu einem sich selbst verstärkenden Kreislauf führen.
Unsere Stressreaktion folgt allerdings einem evolutionär sehr alten Muster, das unseren Körper darauf vorbereitet, entweder zu kämpfen oder zu fliehen (Fight-or-Flight-Reaktion). Natürlich sind diese Reaktionen nicht mehr zeitgemäß: Wer schlägt schon zu oder läuft einfach davon, wenn er beispielsweise einen Konflikt mit seinem Vorgesetzten hat? Und gönnt sich anschließend eine erholsame und ausgiebige Pause? Wir können hingegen davon ausgehen, dass die stressbedingte Energie beim Zebra und beim Löwen durch Flucht oder Kampf verbraucht wurde und sich beide anschließend ausgiebig ausgeruht und regeneriert haben.
Entscheidend ist also,
dass stressige Situationen kurz andauern
und zeitlich klar begrenzt sind.
Und dass sich eine Phase
der Erholung und Regeneration anschließt,
damit die Energie abgebaut wird
und der Stresslevel wieder sinken kann.
Ich empfehle Ihnen, den Abbau überschüssiger Energie und von Stresshormonen aus der Stressreaktion zusätzlich durch ein regelmäßiges moderates Bewegungsprogramm zu unterstützen. Wenn Sie nicht regelmäßig Sport treiben, können Sie diesen positiven Effekt auch durch 3 bis 4 halbstündige flotte Spaziergänge pro Woche erreichen.
* Wohlers, Katja & Hombrecher, Michaela: Entspann dich, Deutschland – TK Stressstudie 2016. Techniker Krankenkasse, Hamburg 2016.
** Eckert, Marcus & Tarnowski, Torsten: Stress- und Emotionsregulation – Trainingsmanual zum Programm Stark im Stress. Beltz, Weinheim 2017.
In unserer schnelllebigen, digitalisierten Welt scheint es kaum mehr möglich, die notwendigen Ruhe- und Erholungsphasen in den Alltag zu integrieren. Kaum haben wir eine Herausforderung bewältigt, folgt schon die nächste. Eine Aufgabe jagt die andere ohne Aussicht auf eine Pause oder ein Ende. Wir fühlen uns wie in einem Hamsterrad, das wir nicht anhalten können. Der Stress wird dann zum Dauerzustand.
Chronischer Stress entsteht aber nicht nur durch ein Zuviel an Anforderungen, sondern auch durch unsere Bewertungen: zum einen, ob wir unsere Aufgaben grundsätzlich als positiv oder negativ empfinden. Zum anderen ist unsere Einschätzung, ob wir sie bewältigen können und über ausreichend Möglichkeiten dazu verfügen, ganz entscheidend für unser Stressniveau. Wenn wir von vornherein das Gefühl haben, wir können eine Aufgabe – egal, aus welchen Gründen – nicht schaffen, kommt es sehr schnell zu einer Ausschüttung von Stresshormonen.
In unserer modernen Welt haben wir es auch mit ganz anderen »Gefahren« zu tun als unsere steinzeitlichen Vorfahren. So können uns eine permanente Reiz- und Informationsüberflutung durch immer mehr Sinneseindrücke sowie das Gefühl der ständigen Erreichbarkeit in eine andauernde Alarmbereitschaft versetzen.
Ein besonders wichtiger Unterschied zum Zebra in der Geschichte oder zu unseren Vorfahren ist auch, dass wir es nicht mehr nur mit realen, unmittelbaren Bedrohungen zu tun haben. Heute belasten uns häufig sorgenvolle Gedanken und Grübeleien über die Vergangenheit oder Zukunft. Sie erscheinen uns als Bedrohungen und lösen Angst, Sorgen oder Kummer aus. Aber auch auf diese bloß in unserer Vorstellung bestehenden Gefahren reagiert der Körper mit der Fight-or-Flight-Reaktion. Er kann nicht zwischen einer echten und einer imaginierten Bedrohung unterscheiden – beide verursachen Stress.
Das nicht mehr zeitgemäße evolutionäre Stressmuster und die vielen modernen Herausforderungen haben drastische Folgen. Sie führen dazu, dass aus einer ursprünglich sinnvollen Anpassungsreaktion unseres Körpers eine Dauerbelastung entsteht. Aus der akuten, zeitlich begrenzten Stressreaktion wird chronischer Stress, der unser Wohlbefinden massiv schmälert und die Entstehung von Krankheiten begünstigen kann. Als chronisch gestresst gilt eine Person, die keine Erholungsphasen mehr hat und bei der die Stressreaktion und die Ausschüttung von Stresshormonen dauerhaft anhalten.
Durch Dauerstress mit zu wenigen Erholungs- und Regenerationsphasen können nahezu alle Bereiche des Körpers aus dem Gleichgewicht geraten oder in ihrer Funktion beeinträchtigt werden.
Stress führt im Körper zu muskulären Anspannungen, um ihn auf Flucht oder Kampf vorzubereiten. Bei chronischem Stress fehlt die notwendige anschließende Entspannung der Muskulatur. Somit kommt es häufig zu Verhärtungen und Verkrampfungen, insbesondere im Rückenbereich.
Die Stresshormone Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin verengen die Blutgefäße und erhöhen somit den Blutdruck, um schnellstmöglich fliehen oder kämpfen zu können. Ist der Stress vorbei, werden die Hormone wieder abgebaut, allerdings in unterschiedlicher Geschwindigkeit. Bei Adrenalin und Noradrenalin erfolgt dies innerhalb weniger Minuten. Cortisol dagegen benötigt mit rund 90 Minuten wesentlich länger, um wieder im Normalbereich zu sein. Bei Dauerstress hat der Körper nicht genügend Zeit, Cortisol in ausreichendem Maß abzubauen, bevor der nächste Schub kommt. In der Folge bleiben die Blutgefäße verengt und der Blutdruck hoch. Zusätzlich können sich Ablagerungen in den verengten Blutgefäßen bilden. Wenn sich diese Ablagerungen lösen, kann Herzinfarkt oder Schlaganfall die Folge sein.
Durch Stress kommen die Gedanken gerade abends vor dem Einschlafen nicht zur Ruhe. Gedankenkreisen, Grübeln, Sich-Sorgen-Machen verhindern nicht nur das Abschalten, sondern erschweren vor allem das Einschlafen. Dadurch steigt der Cortisolspiegel, der nachts eigentlich niedrig sein sollte für einen erholsamen und ruhigen Schlaf. Schlafstörungen erzeugen wiederum Stress, wodurch die Situation immer belastender wird.
Über Jahre andauernder Stress wirkt sich auch auf die DNA aus: Er verkürzt nämlich die Endstücke der Chromosomen (Telomere). Dies lässt die Zellen schneller altern, denn die Telomere sind eine Art innere Lebensuhr. Somit wird der natürliche Alterungsprozess durch Stress und die stetige Ausschüttung von Stresshormonen enorm beschleunigt.
Die gute Nachricht ist: Erste wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass eine dreimonatige Stressreduktion, häufig kombiniert mit Meditation, mehr Bewegung und besserer Ernährung, die Telomerverkürzung verlangsamen oder sogar rückgängig machen kann.*
*»Gehirn & Geist Dossier« 1/2016. Spektrum der Wissenschaft, Heidelberg 2016. S. 50 f.
Wir benötigen heute gute Strategien zur Stressbewältigung, um uns vor negativen Auswirkungen zu schützen.
Der Begriff »Stress« hat dabei zwei verschiedene Bedeutungen:
1. Die körperlichen und psychischen Reaktionen des Organismus auf Belastung, auch Stressreaktion genannt. Das sind z. B. typische körperliche und psychische Reaktionen wie Herzklopfen, vermehrtes Schwitzen, Muskelanspannung, innere Unruhe, ängstliche oder gereizte Stimmung (»Ich fühle mich gestresst«).
2. Die Faktoren, die Stress verursachen, auch Stressoren genannt. Stressoren können sowohl äußere Ereignisse (eine bedrohliche Situation, lang anhaltende Belastungen, Lärm, Hitze) als auch innere Auslöser (negative Gedanken, Ängste, Grübeleien) sein (»Das macht mir Stress«).
Um einen guten und gesunden Umgang mit Stress zu finden, ist es wichtig, sowohl der Stressreaktion als auch den Stressoren gezielt entgegenzuwirken.