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Ein Lehrer/Dozent: »Die Werke von Thomas Mann haben Sie ja sicher alle gelesen.« Ich sage: »Oh ja, natürlich, schon zweimal!« Ich denke: »Oh mein Gott nein, ich weiß nicht mal im Entferntesten worum es geht!« Der Ausweg aus dieser Misere: Ein Buch, in dem 66 Bücher zusammengefasst werden! Klingt unmöglich? Ist es aber nicht. Wieso hat der junge Werther noch mal gelitten? Und warum sind die Buddenbrooks pleite gegangen? Diese und noch viel mehr Fragen beantwortet die Literaturwissenschaftlerin Alexandra Fischer-Hunold gleichermaßen amüsant wie fundiert. Ob Abenteuer, Unterhaltung, Drama, Krimi oder Fantasy – endlich kannst du mitreden, wenn es um Romane geht, von denen alle behaupten, dass du sie kennen musst. Alexandra Fischer-Hunold hat Germanistik und Anglistik studiert, sie weiß also wovon sie spricht. Die Texte sind absolut hieb- und stichfest, dabei aber kurzweilig und lustig. Das unterhält und macht Lust auf mehr! Folgende Bücher kennst du dann, obwohl du sie nicht wirklich ganz gelesen hast: Zwei Fremde im Zug von Patricia Highsmith, Brennerova von Wolf Haas, Ein Skandal in Böhmen von Sir Arthur Conan Doyle, Der Name der Rose von Umberto Eco, Rebecca von Daphne Du Maurier, Das Parfum von Patrick Süskind, Alibi von Agatha Christie, Das Fass Amontillado von Edgar Allan Poe, Der Richter und sein Henker von Friedrich Dürrenmatt, Fliehe weit und schnell von Fred Vargas, Brennen muss Salem von Stephen King, Wiedersehen mit Brideshead von Evelyn Waugh, Gute Geister von Katheryn Stockett, Sunset von Klaus Modick, Der Herr der Ringe von J.R.R. Tolkien, Ein fliehendes Pferd von Martin Walser, Schloss Gripsholm von Kurt Tucholsky, Effi Briest von Theodor Fontane, Vom Geist der Gesetze von Georg M. Oswald, Unterleuten von Juli Zeh, Mephisto von Klaus Mann, Am kürzeren Ende der Sonnenallee von Thomas Brussig, Professor Unrat von Heinrich Mann, Große Erwartungen von Charles Dickens, Frühstück bei Tiffany von Truman Capote, Was vom Tage übrigblieb von Kazuo Ishiguro, Der Graf von Monte Christo von Alexandre Dumas der Ältere, Frankenstein von Mary Shelley, Die Schatzinsel von Robert Louis Stevenson, Reise um die Erde in achtzig Tagen von Jules Verne, Robinson Crusoe von Daniel Defoe, Dracula von Bram Stoker, Der Seewolf von Jack London, Small World von Martin Suter, Buddenbrooks von Thomas Mann, Die Verwandlung von Franz Kafka, Homo Faber von Max Frisch, Die Geschwister Oppenheim von Lion Feuchtwanger, Monsieur Ibrahim und die Blumen des Korans von Eric-Emmanuel Schmitt, Jenseits von Eden von John Steinbeck, Im Westen nichts Neues von Erich Maria Remarque, Der menschliche Makel von Philip Roth, Schachnovelle von Stefan Zweig, Die verlorene Ehre der Katharina Blum von Heinrich Böll, Das siebte Kreuz von Anna Seghers, Der Vorleser von Bernhard Schlink, Vom Winde verweht von Margaret Mitchell, Schweigeminute von Siegfried Lenz, Anna Karenina von Lew Tolstoi, Gut gegen Nordwind von Daniel Glattauer, Die Kameliendame von Alexandre Dumas der Jüngere, Alberta empfängt einen Liebhaber von Birgit Vanderbeke, Lolita von Vladimir Nabokov, Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins von Milan Kundera, Jane Eyre von Charlotte Brontë, Verstand und Gefühl von Jane Austen, Die Leiden des jungen Werther von Johann Wolgang von Goethe, Der Fänger im Roggen von J.D. Salinger, Das Bildnis des Dorian Gray von Oscar Wilde, Wer die Nachtigall stört von Harper Lee, Zimmer mit Aussicht von E.M. Forster, Der große Gatsby von F. Scott Fitzgerald, Per Anhalter durch die Galaxis von Douglas Adams, Paris, ein Fest fürs Leben von Ernest Hemingway, Fegefeuer der Eitelkeiten von Tom Wolfe, Das war ich nicht von Kristof Magnusson
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 275
Alexandra Fischer-Hunold
66 Bücher, von denen alle sagen, dass du sie gelesen haben musst.
#niegelesen #kennichtrotzdem #ichdenkealsobinich
Mit Bildern von Katharina Schmidt
FISCHER E-Books
»Angst schoss wie heißes Eisen in Dannys Brust.«
Stephen King, Brennen muss Salem
(Reinbeck bei Hamburg 1967)
Strangers on a Train (New York 1950)
Weil es kaum bessere Psychothriller zu finden gibt als die von Patricia Highsmith. Nicht »wer hat’s getan«, sondern »WARUM?« ist bei ihr die große Frage. Ihre Antwort fällt oft beklemmend aus, denn wenn es nach ihr ginge, könnte jeder von uns zum Mörder werden. Auch du!
Man stelle sich Folgendes vor: Ein Mann, nennen wir ihn Guy Haines, ein aufstrebender Architekt, hat die Liebe seines Lebens gefunden, nennen wir sie Anne Faulkner, will die Scheidung von seiner ersten Frau, nennen wir sie Miriam, die ihn eh von Anfang an betrogen hat, jetzt schwanger (nicht von ihm) und schon lange nicht mehr Teil seines Lebens ist. Im Zug ist er auf dem Weg zu ihr, um die Scheidung zu besprechen.
Stellen wir uns weiter vor, unser Mr Haines macht im Zug die Bekanntschaft eines reichen, verwöhnten, ziemlich betrunkenen Dandys, eines Muttersöhnchens, geben wir ihm den Namen Charles Anthony Bruno, und dieser Mr Bruno hasst seinen Vater. Denn sein Vater hält nichts von ihm und führt ihn finanziell an der kurzen Leine, obwohl er stinkreich ist. (Nebenbei bemerkt: Der Vater hat mit seiner Einschätzung mehr als recht.) Mr Haines und Mr Bruno trinken und trinken, und Haines erzählt mehr aus seinem Leben, als er eigentlich will.
Und jetzt kommt’s! Stellen wir uns vor, dieser Mr Bruno macht jetzt einen extrem unmoralischen Vorschlag: Er, Mr Bruno, bringt Miriam um. Dafür befreit Mr Haines ihn von seinem Vater. Wenn das mal nicht der Plan für zwei perfekte Morde ist. Niemand weiß schließlich, dass sie sich kennen. Na, wie wäre es? Verlockend?
Nicht für Haines. Der lehnt schockiert ab und geht seiner Wege. Hier könnte die Geschichte ihr Ende finden, tut sie aber nicht. Denn Haines hat das Buch, in dem er im Zug gelesen hat, blöderweise in Brunos Abteil vergessen, und in der Klappe findet Bruno Haines’ Adresse bei seiner Mutter. Bruno nimmt Kontakt auf, lässt Haines nicht in Ruhe. Und so erfährt er, dass Miriam nicht in die Scheidung eingewilligt hat, was Haines’ Karriere ins Schwanken bringt. Dem Mann muss geholfen werden. Also ermordet Bruno Miriam und erwartet nun natürlich, dass Haines auch seinen Teil der Abmachung einhält, die es ja eigentlich gar nicht gibt. Was tut Haines? Er weigert sich. Aber Bruno lässt nicht locker, erpresst Haines und übt tüchtig Druck auf ihn aus. Schließlich sieht jener keinen anderen Ausweg und ermordet Brunos Vater. Aus die Maus? Noch lange nicht. Bruno hält Haines nämlich für einen echten Freund, wird immer besitzergreifender und macht sich in Haines’ Leben breit, bis – und das könnte ein Segen für Haines sein – Bruno bei einem Segelunfall ums Leben kommt. Jetzt könnte Haines sein Leben leben. Aber die Schuldgefühle machen ihm zu schaffen. Und so trifft er sich mit Miriams hinterbliebenem Freund, um gewissermaßen eine Beichte abzulegen. Aber den besoffenen Kerl interessiert die Geschichte gar nicht. Und Haines, der erst vorhatte sich zu stellen, nimmt in Anbetracht dieser Umstände für sich diesen Beschluss wieder zurück. Doch zu spät! Detektiv Gerard, der ihm und Bruno schon lange auf der Spur war, hat sein Geständnis gehört.
Patricia Highsmith, eigtl. Mary Patricia Plangman
*19.01.1921 in Fort Worth, Texas; †04.02.1995 in Locarno, Schweiz
Kommt neun Tage nach der Scheidung ihrer Eltern auf die Welt. Wächst bei der Großmutter in Texas auf. Dann wieder bei der Mutter und dem Stiefvater, dessen Namen sie annehmen muss, in New York. Lebenslange Hassliebe zu ihrer Mutter. Unter anderem prägt sie besonders die Lektüre des Buches Die Seele des Menschen (The human Mind), in dem der amerikanische Psychiater Karl. A. Menninger sich mit der Frage beschäftigt, unter welchen Umständen ein Mensch kriminell wird. Arbeitet als Texterin für Comic-Verlage. Ihr lesbischer Liebesroman Carol erscheint 1953 unter dem Pseudonym Claire Morgan. Ab 1951 ein Leben zwischen den USA und Europa. Wohnt in England. Später in Frankreich. Trinkt zeit ihres Lebens wie ein Loch. Raucht wie ein Schlot. Total egozentrisch und ziemlich – sagen wir es höflich – verschroben und vielleicht sogar ein Fall für den Psychiater. Hat mit Depressionen zu kämpfen. Viele lesbische Beziehungen. Ab 1983 lebt sie bis zu ihrem Tod im Tessin.
1951 verfilmte Alfred Hitchcock den Thriller unter dem Titel Der Fremde im Zug und machte die Autorin des Buches über Nacht berühmt.
Die gute Frau Highsmith war schon etwas seltsam. Sie konnte Familien ebenso wenig ausstehen wie Kinder und Hunde. Dafür war sie ganz närrisch auf Katzen, und ihre Lieblingstiere waren – jetzt kommt’s! – Schnecken, die sie züchtete und in ihrer Handtasche mit sich trug.
… soll sich Patricia Highsmith als Jugendliche mit dem Gedanken getragen haben, ihren Stiefvater um die Ecke zu bringen. Sie hat also schon frühzeitig mit dem Ausspinnen von Mordplänen, was ihr später den Lebensunterhalt sicherte, angefangen …
Der erste von insgesamt fünf Ripley-Bänden. Mord aus Habgier, Neid und Eigennutz. Und das Spiel mit Identitäten. Dabei ist Ripley ein echt netter Typ – wenn er nur kein Mörder wäre …
#einehandwäschtdieandere
(Hamburg 2014)
Weil die Brenner-Krimis irre abgedreht sind. Nix von wegen, die Wiener können nur guten Kaffee kochen und ihre Sissi feiern – immer alles schön gemütlich, blauer Himmel und eitel Sonnenschein. Nee, keineswegs – überzeugt euch selbst: Zwischen Prater und Hofburg kann es auch ziemlich finster werden. Und philosophisch.
Also der Brenner ist ja »nur mal so« auf die Homepage gegangen, auf der die Russinnen nach einem Mann zum Heiraten suchen. Quasi Neugier. Auf der Straße läuft ihm dann völlig unverhofft die Herta, seine Ex, über den Weg. Die sieht viel besser aus als früher, Claudia Schiffer nix dagegen. Und fix lebt der Brenner bei der Herta. Stillschweigendes Übereinkommen, Hilfsausdruck. Tja, dann kommt es doch zu einer Kontaktaufnahme über die Russinnen-Homepage, und der Brenner macht sich auf (Herta ist da in Marrakesch, um sich den Farben und Düften hinzugeben) zur Nadeshda nach Russland. Läuft alles suboptimal. Überfallen. Ausgeraubt. Und dann will die Nadeshda leider nix von ihm, also nicht, wie er dachte, sondern sie will seine Hilfe. Ihre Schwester Serafima ist verschwunden, von einem Fotografen wahrscheinlich unter falschem Vorwand nach Wien gelockt worden. Eigentlich will sich der Brenner aus der Sache raushalten, doch dann bequatscht ihn die Herta, in der Sache tätig zu werden. Das bedeutet Ermittlungen im Rotlichtmilieu, frag nicht! Weil – die Serafima ist so schön, das reinste Geschenk für jeden Zuhälter. Bei seinen Recherchen trifft der Brenner auf einen Untergrundphilosophen, auf einen Tätowierer und natürlich auf den Lupescu, den Chef des Wu-Tan-Clans, quasi Oberzuhälter von Wien. Der Untergrundphilosoph und der Tätowierer haben auch irgendwie was Unschönes mit dem Lupescu am Laufen. Das führt jetzt zu weit. Da musst du schon selber lesen. Auf jeden Fall haben beide auf einmal keine Hände mehr, und vorher hat in der Donau noch eine geköpfte, sehr tätowierte Frauenleiche geschwommen.
Der Brenner soll heiraten. Die Herta, fragst du jetzt? Missverständnis. Die Nadeshda, weil die tut der Herta so leid, und wenn der Brenner sie heiratet, muss sie nicht mehr zurück nach Russland. Zack, ist der Brenner verheiratet. Tja, der Untergrundphilosoph ist dann auf dem OP-Tisch geblieben. Aber der Tätowierer, der hat es geschafft. Hände wieder dran, auch wenn sie noch nicht wieder funktionieren. Jetzt pass auf. Denn jetzt passiert ganz viel. Herta … Selbstfindungstrip in der Mongolei. Serafima, also die Nadeshda-Schwester, plötzlich Werbeplakat. Lebensgroß und so was von schön. Frag nicht! Also nix mit Prostitution. Nadeshda … Selbstmordversuch. Krankenhaus. Der Tätowierer … großer Schweiger, also in puncto, wer hat dir die Hände abgehackt? Und jetzt kommt’s … In der Mongolei ist die Reisegruppe von der Herta von Terroristen entführt worden. Bei denen legt die Herta eine steile Karriere hin und wird Geiselsprecherin. Tja, wer früher als Lehrerin gearbeitet hat …
In Wien ist aber auch einiges los. Der Lupescu ist mit der Waffe vom Tätowierer erschossen worden. Jetzt sagst du, wie gut für den Tätowierer, dass er die Hände immer noch nicht bewegen kann. Denn sonst würden ja alle denken, er war’s. Vor allem, wo der Tätowierer doch dann im Fernsehinterview sagt, wer ihm die Hände abgehackt hat. Große Frage. Na, ahnst du’s? Der Lupescu. Wegen etwas, das der Untergrundphilosoph in die Welt hinausposaunt hat. Und Rufschädigung im Rotlichtmillieu ist ganz schlecht. Das weiß der Untergrundphilosoph in seinem Grab jetzt auch. Auch die Frauenleiche ging auf die Rechnung vom Lupescu. Quasi-Nachricht an den Tätowierer. Entweder du vertickst mir dein Haus, damit ich daraus einen schönen Puff machen kann, oder …
Das Lösegeld für die Geiseln in der Mongolei muss der Brenner überbringen, und das, obwohl die Herta doch wegen der schönen Landschaft lieber dort bleiben möchte. Aber frag nicht. Klar, kommt die zurück. Die Nadeshda hat im Übrigen den Tätowierer geheiratet, der in die Fußstapfen vom Lupescu getreten ist. Die lebt jetzt allerdings etwas gefährlich, denn sie weiß, was die anderen nicht wissen. Der Tätowierer konnte seine Hände doch schon früher bewegen. Ah, warte. Einer wusste es auch. Der Lupescu.
Wolf Haas
*14.12.1960 in Maria Alm, Österreich
Sohn eines Kellnerehepaares. Studierte Linguistik in Salzburg. Universitätslektor in Swansea, Wales. Arbeit als Werbe- und Radiotexter in Wien. Freier Schriftsteller. Lebt heute in Wien.
Dreimal hat der Herr Haas für die Fälle des Herrn Brenner den Deutschen Krimipreis bekommen! Nämlich für: Auferstehung der Toten, Komm, süßer Tod und Silentium!
Sogar Elfriede Jelinek ist ein Haas-Jünger.
Wolf Haas hat alles getan, um nicht Schriftsteller zu werden. Sogar zu einer Therapeutin ist er gegangen. Die sollte ihm diesen blöden, kindischen Wunsch ausreden. Hat nicht geklappt.
Vier Brenner-Krimis wurden sogar fürs Kino verfilmt! Und das, obwohl Wolf Haas seine Bücher für unverfilmbar hielt. Irgendjemand muss ihn vom Gegenteil überzeugt haben, und schließlich schrieb er sogar bei den Drehbüchern mit. Die TV-Serie Vier Frauen und ein Todesfall ist auch von ihm.
Zell am See. Ein Tag vor Weihnachten. Zwei Leichen im Sessellift. Erfroren. Wer ist der Mörder? Der Brenner ermittelt zum ersten und nicht zum letzten Mal. Also, rann an die Brenner-Reihe.
#diekatzelässtdasmausennicht #untergrundphilosophischemafiamethoden #saukomisch
(Stuttgart 1895)
A Scandal in Bohemia, in: The Adventures of Sherlock Holmes (London 1892)
Weil es ein absolutesMUST ist, diesen exzentrischen, drogensüchtigen, coolen, großen, dünnen Typen zu kennen, der mit seiner Pfeife, dem Deerstalker-Hut und seiner genialen Gabe des logischen Herleitens das Urbild aller Detektive ist: Sherlock Holmes.
Let’s go to 221b Baker Street, London!
In der Baker Street, so berichtet der Ich-Erzähler Dr. Watson dem Leser, ist eine höchst ominöse Nachricht für Holmes abgegeben worden. Kein Datum. Keine Unterschrift. Am gleichen Tag um Viertel vor acht, so die Botschaft, werde ein maskierter Besucher den berühmten Detektiv in einer äußerst heiklen, diskretionsbedürftigen Angelegenheit aufsuchen. Holmes beobachtet und analysiert. Anhand des Wasserzeichens kombiniert er, dass das edle Papier in Böhmen hergestellt worden ist. Auch die Satzstellung verrät den deutschen Verfasser. Der Besuch kommt. Es ist der Erbkönig von Böhmen, der in einem schönen Schlamassel steckt. Vor Fünf Jahren hatte er eine Affäre mit der Operndiva Irene Adler. Und die zickt jetzt rum. Weil er eine andere heiraten will. Sobald der König die Verlobung bekanntgibt, so droht sie, wird sie der Braut ein kompromittierendes Foto von sich selbst und dem König schicken. Das geht natürlich gar nicht! Klar, hat der König ihr Geld geboten. Fehlanzeige. Fünf Versuche, das Foto zu stehlen, sind bereits gescheitert. Tja, Mr Holmes, Ihnen bleiben noch drei Tage, um die Sache zu schaukeln.
Mit Hilfe von diversen Verkleidungen und ein paar Tricks verschafft sich Holmes Informationen über Irene Adler, erhält Zutritt zu ihrem Haus und spioniert das Versteck des kompromittierenden Fotos aus. Am nächsten Tag will er es in Begleitung des Königs und Dr. Watsons holen. Allerdings hat er die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Irene Adler ist ihm auf die Schliche gekommen. Sie ist mitsamt dem Foto und ihrem frisch angetrauten Ehemann in Richtung Kontinent entschwunden. In dem Geheimfach findet Holmes lediglich ein Foto von ihr in eleganter Abendrobe und einen Brief an ihn persönlich, in dem sie dem Detektiv eröffnet, dass sie ihn durchschaut hat, aber auch, dass der König sich keine Sorgen mehr zu machen braucht. Sie liebt einen anderen, besseren Mann und hat keine Rachegelüste mehr. Der Fall ist gelöst. Trotzdem hat eine Frau, »die Frau«, wie Holmes sie voller Bewunderung immer nennen wird, den größten Detektiv aller Zeiten ausgetrickst.
Sir Arthur Conan Doyle
*22.05.1859 Edinburgh, Schottland; †07.07.1930 Crowborough, England
Arzt. Noch im Studium als Schiffschirurg auf einem Walfänger in der Arktis unterwegs. Tuckert später als Amtsarzt auf einem Dampfer zwischen Liverpool und der afrikanischen Westküste. Lässt sich in Southsea nieder. 1887 lässt er seinen Sherlock Holmes zum ersten Mal ermitteln. Umzug nach London. Vollzeit-Schriftsteller. Arzt im Burenkrieg. Wird zum Ritter geschlagen und ist fortan ein Sir. Gegen Ende seines Lebens fasziniert vom Spiritismus.
Sherlock Holmes ist natürlich nicht denkbar ohne seinen Assistenten, den Arzt Dr. Watson, der als Erzähler stellvertretend für den Leser die Fragen stellt oder den Stand der Dinge zusammenfasst.
1887/88 wurden zwei Holmes-Romane, Eine Studie in Scharlachrot (A Study in Scarlet) und Das Zeichen der Vier (The Sing of the Four), veröffentlicht. Interessierte erst mal kaum ein Schwein. Doch als die kürzeren Sherlock-Holmes-Geschichten (als erste Ein Skandal in Böhmen) ab 1891 im Strand Magazine veröffentlicht wurden, wuchs und wuchs die Fan-Gemeinde.
Sherlock Holmes ist der berühmteste Detektiv der Literaturgeschichte. Und seit der filmischen Neuinterpretation der BBC mit Benedict Cumberbatch als genialer, moderner, freakiger Holmes und Martin Freeman als treuer, ergebener Dr. Watson, sind die beiden Ermittler inzwischen wieder mindestens genauso hip, wie sie es zu Doyles Zeiten waren.
Nicht Doyle hat den Grundstein für die moderne Detektivgeschichte gelegt, sondern Edgar Allan Poe (das ist der Typ mit den Schauergeschichten). Doyle hat sie einfach weiterentwickelt.
Unter der Adresse 221b Baker Street befand sich bis 2005 eine Bausparkasse mitsamt einem Angestellten, der nichts anderes tat, als die unzähligen Briefe an Mr Holmes zu bearbeiten.
Doyle mochte die Arbeit an den Sherlock-Holmes-Geschichten nicht so rasend gerne, aber sie brachten ihm richtig viel Schotter ein, deshalb blieb er dabei. Doch 1893 sollte dann endlich Schluss sein. Doyle wollte sich lieber dem Verfassen historischer Romane zuwenden. Also ließ er Holmes in der Geschichte Das letzte Problem (The final Problem) kurzerhand während eines Kampfes mit seinem Widersacher Professor Moriarty in der Schweiz in die Reichenbachfälle stürzen. Klappe zu, Affe tot! Nicht ganz. Denn nicht nur Doyles Mutter, die ein riesiger Holmes-Fan war, auch die restliche Fangemeinde war tief bestürzt (zwanzigtausend Abonnenten kündigen aus Protest ihr Abo von The Strand Magazine).
Tja, zehn Jahre nach seinem Ableben stand Holmes in der Geschichte Das leere Haus (The empty House) dann wieder von den Toten auf (Doyle brauchte Geld) und lieferte auch gleich eine coole Erklärung für sein Überleben.
Lauter spannende Kurzgeschichten, in denen Dr. Watson von Holmes’ Genie berichtet.
Der Fluch der Familie Baskerville und ein mörderischer »Höllenhund«.
#221bbakerstreet #kombinationsgeniemitdame
(München, Wien 1982)
Il nome della rosa (Mailand 1980)
Weil es ein exzellent gemachter, hoch spannender historischer Kriminalroman zum Mitraten und Zeichendeuten ist. Ausdrücklich nicht nur für Geschichtsfreaks – sondern für alle ausgeschlafenen Krimifans, die es anspruchsvoll lieben.
Lieber Leser, habe Ehrfurcht. Der Text, mit dem du es zu tun bekommst, ist sehr alt und hat eine abenteuerliche Reise hinter sich, ohne die du ihn nie zu Gesicht bekommen hättest. Er stammt aus dem tiefsten Mittelalter, ist ein um das andere Mal übersetzt worden und erzählt eine mysteriöse, düstere Geschichte aus genau dieser wenig gemütlichen Epoche. Es passiert ach so vieles, aber hauptsächlich geht es um Mord – was sage ich? Um Morde – ganze fünf Stück, um genau zu sein! Die finden in einer Benediktiner-Abtei im Apennin im Jahr 1327 statt. Und diese Abtei hat es in sich. Als der Franziskanermönch William von Baskerville mit seinem Novizen Adson von Melk (der als alter Mann das Abenteuer rückblickend erzählt) dort zu einem Treffen von geistlichen Würdenträgern eintrifft, ist gerade der erste tote Mönch zu beklagen. Den Abt macht das nervös, und so bittet er William, in der Sache sherlockmäßig zu ermitteln. Jener begibt sich sofort ans Werk.
Und jetzt rollen die Köpfe. William zählt eins und eins zusammen, aber erst als der fünfte Mönch sein Leben lässt, bemerkt er, dass alle Zeichen und Hinweise zu der labyrinthisch angelegten Bibliothek führen. William und Adson verschaffen sich also Zutritt zu dem Reich des blinden Bibliothekars Jorge von Burgos. Der verwahrt hier ein – wie er glaubt – Teufelswerk, nämlich einen Text von Aristoteles, der vom Lachen handelt. Weil Lachen die Furcht vertreibt, ist es quasi vernichtend für den Glauben – so die Meinung des humorlosen Bibliothekars. Niemand soll also diese unfassbare Schrift zu lesen bekommen. Sollte sie sich dennoch jemand verbotenerweise zu Gemüte führen, wird er für die Lektüre mit dem Tod bezahlen. Denn Burgos hat die Seiten mit einem Gift beträufelt. William, das Schlitzohr, ist dem Bibliothekar und seinem Treiben auf die Schliche gekommen und trägt deshalb beim Durchblättern des Buches Handschuhe. Burgos fühlt, dass er verloren hat, und legt Feuer. Die ganze schöne Bibliothek, alle Bücher, er selbst und das Kloster fallen den Flammen zum Opfer. William und Adson entkommen mit knapper Not.
Umberto Eco
*05.01.1932 in Alessandria, Italien; †19.02.2016 in Mailand, Italien
Bekannter und gefragter Literatur- und Kulturwissenschaftler. Arbeit beim italienischen Fernsehen. Sachbuchlektor. Lehrtätigkeit an unterschiedlichen Universitäten. Unter anderem als Dozent für Ästhetik. Professor für Semiotik (Zeichenlehre) in Bologna. Genau aus diesem Grund geht es in seinen Romanen auch viel um Zeichen und ihre Bedeutung. Aus aller Herren Länder hat man ihm sage und schreibe neununddreißig Ehrendoktortitel verliehen. Heftiger Kritiker von Silvio Berlusconi. Verheiratet. Zwei Kinder. Stirbt vierundachtzigjährig in seinem Haus in Mailand.
Das Buch wurde ein Mega-Weltbestseller. Verfilmt wurde es von Bernd Eichinger mit Sean Connery als William von Baskerville sowie Christian Slater als Adson von Melk und kam 1986 in die Kinos. Damals war der Kinobesuch Pflicht.
Gedreht wurde übrigens auch in Deutschland – im Zisterzienserkloster Eberbach im hessischen Rheingau.
… betrieb Umberto Eco die Romanschreiberei nur so nebenher. In erster Linie verfasste er als Wissenschaftler Texte über die Literatur, die Kunst, die Ästhetik im Mittelalter und natürlich über Zeichen.
Ein Roman über drei Lektoren. Die Tempelritter. Geheime Lehren und eine Verschwörung.
#schauriggruseligesmittelalter #werbringtdenndadiemöncheum
(Zürich 1940)
Rebecca (London 1938)
Weil diese kriminell-spannende Liebesgeschichte so unglaublich viele twists and turns hat, die man einfach nicht voraussehen kann. Außerdem ist das Buch so schön gothic und spielt in Cornwall.
Wundervoll! Junges, armes, schüchternes, unscheinbares Mädchen (die Ich-Erzählerin, deren Namen wir nie erfahren werden) trifft in Südfrankreich den reichen, etwas älteren britischen Gentleman Maxim de Winter. Sie verlieben sich, heiraten. Ende gut, alles gut? O nein!
Denn Maxim de Winter war schon einmal verheiratet. Mit der vielgerühmten, bildschönen, faszinierenden, magischen, perfekten Rebecca, die bei einem Segelunglück ums Leben kam. Es ist, als ob ihr Geist immer noch durch die düsteren Mauern Manderleys, des Stammsitzes der de Winters, geistern würde. Daran ist Mrs Danvers, die Hausdame, nicht ganz unschuldig, denn sie betreibt einen fanatischen Rebecca-Kult. Die neue Mrs de Winter kann einfach nicht mit ihrer Vorgängerin mithalten. Das spürt diese von Tag zu Tag mehr. Und warum ist Rebeccas Zimmer verschlossen? Warum will Maxim nicht über die Vergangenheit sprechen? Irgendetwas stimmt hier nicht …
Mrs Danvers spielt ein übles Spiel, dessen Ziel es ist, die neue Mrs de Winter aus dem Haus zu treiben. Schon scheint ihr Plan aufzugehen, da läuft im Nebel ein Schiff auf ein vorgelagertes Riff auf, und dummerweise wird ein Taucher losgeschickt, um den Schaden zu begutachten.
Spätestens an diesem Punkt wird es Zeit, dass Maxim seiner neuen Frau die Wahrheit über sich und Rebecca erzählt. Denn Maxim weiß, wessen Leiche der Taucher unten am Riff finden wird. Rebeccas. Er hat sie erschossen und den Leichnam versenkt. Denn Rebecca war nicht der Engel, für den alle sie gehalten haben. Sie war eine böse, intrigante, untreue Frau, die nach außen hin nur die perfekte Lady und Ehefrau gespielt hat. In Wahrheit war die Ehe für Maxim die reinste Hölle. Am Abend ihres Todes war Rebecca noch provokanter und verletzender als sonst. Im Wissen, dass Maxim die Familienehre über alles geht, deutete sie ihm an, sie sei schwanger von ihrem Liebhaber und ihr uneheliches Kind würde später Herr von Manderley werden, während er, Maxim, gute Miene zum bösen Spiel würde machen müssen. Maxim konnte nicht anders und schoss.
Rebeccas Überreste weisen keine Spuren von der Kugel mehr auf, trotzdem kommt es zu einer Gerichtsverhandlung, die die Umstände von Rebeccas Tod klären soll. Das Urteil lautet auf Selbstmord. Der Spuk scheint vorbei zu sein, und doch gerät Maxim dann noch unter Mordverdacht. Es werden Nachforschungen angestellt, und Unfassbares kommt zutage: An ihrem Todestag hat Rebecca einen Arzt aufgesucht. Sie war nicht schwanger. Sie hatte Krebs im Endstadium. Eine Erkenntnis, die Maxim entlastet und die Selbstmordtheorie bestätigt.
In Wahrheit war es Rebeccas letzter teuflischer Plan, Maxim dazu zu zwingen, sie zu töten, um ihn so auf immer und ewig ins Unglück zu stürzen. Das ist zumindest Maxims Theorie.
Als Mrs Danvers die Neuigkeiten erfährt, brennt sie Manderley nieder.
Das Ehepaar de Winter verlässt England.
Daphne du Maurier, verh. Lady Browning
*13.05.1907 in London, England; †19.04.1989 in Par, England
Französischstämmige Künstlerfamilie. Daphne will ihren Eltern nicht auf der Tasche liegen. Sie schreibt, um unabhängig zu sein. Es funktioniert: Gleich der erste Roman wird ein Riesenerfolg, und sie wird reich mit der Schreiberei.
Von der Kritik belächelt. Von den Lesern heiß geliebt!
1940 verfilmt der große Alfred Hitchcock Rebecca.
Du Mauriers Kurzgeschichte Die Vögel (The Birds) war die Vorlage für Hitchcocks gleichnamigen Filmklassiker.
Welches Spiel spielt diese Rachel? Kann man ihr trauen, oder bezahlt man dafür mit dem Leben?
#lastnightidreamtiwenttomanderleyagain
(Zürich 1985)
Weil dieses Buch irgendwie skandalös ist und absolut fies und den Leser mit einer fast märchenhaften Erzählweise betört. Eigentlich ganz ähnlich wie das Monster Jean-Baptiste Grenouille die Leute mit seinen aus Jungfrauen hergestellten Parfums betört. Dieses abstoßende und geniale Stück Literatur ist viel, viel mehr als ein Krimi – sollte man unbedingt mal reinschnuppern …
Was für ein fieser Typ! Jean-Baptiste Grenouille wird am 17. Juli 1738 in stinkenden Fischabfällen auf einem Pariser Markt von einer Mutter geboren, die ihn dort am liebsten hätte genauso verrecken lassen wie ihre anderen Babys – und die deswegen als Kindsmörderin hingerichtet wird. Neben seiner Hässlichkeit hat er noch einen sehr absonderlichen Makel: Er hat keinen Eigengeruch. Deshalb ist er anderen unheimlich, und sie ekeln sich vor ihm. Er wird als »Kostkind« großgezogen, doch auch seiner »Kostmutter« wird er unheimlich, und so schiebt sie ihn an einen Gerber ab. Grenouille ist süchtig, süchtig nach Düften. Nachts schleicht er durch Paris, immer auf der Suche nach neuen Geruchserlebnissen, die er sich verinnerlichen kann. So legt sich dieser Typ eine Art innere Bibliothek der Düfte an. Hat er einmal etwas gerochen, vergisst er es nie wieder. Im Geist komponiert er in seiner Duft-Bibliothek die feinsten Parfums zusammen.
Es ist der Abend des ersten September 1753, der König feiert sein Thronjubiläum, als Grenouille seinen ersten Mord begeht. Ein Mädchen muss sterben, damit er ihren unglaublichen Duft in sich aufsaugen kann. Jetzt weiß er, was er will: Mit seiner Nase, seinem Duftgedächtnis und dem Duft des Mädchens ausgestattet, wird er, Jean-Baptiste Grenouille, der Großmeister der Parfumeure werden – der beste von allen.
Der Parfumeur und Handschuhmacher Giuseppe Baldini, der bei Gott schon mal bessere Tage gesehen hat, kann sein Glück kaum fassen, als ihm der Zufall dieses Naturtalent, dieses Genie, diesen Grenouille ins Haus weht. Dank der unglaublichen Parfumkreationen dieses – seien wir mal ehrlich – doch irgendwie widerwärtigen Kerls kommt Baldini zu höherem Ansehen, als er es jemals vorher genossen hat. Grenouille – und der Leser ebenso – lernt von seinem Meister vieles über die Herstellung von Parfums. Doch die wahren Meister sitzen in Grasse – dem Mekka der Parfumeure. Ausgestattet mit einem Gesellenbrief, lässt Grenouille den durch ihn stinkreich gewordenen Baldini zurück, dessen Haus noch in derselben Nacht zusammenbricht und dessen Leiche niemals gefunden wird, und macht sich auf den Weg nach Grasse. Und dann der Schock! Er kann sich selber nicht riechen. Es klebt kein menschlicher Geruch an ihm. Das geht aber mal gar nicht. Schleunigst mischt er sich aus Katzenmist, faulen Eiern, Rosen und noch viel mehr einen einigermaßen menschlichen Geruch zusammen, um nicht aufzufallen. Er gelangt nach Grasse …
… und erschnüffelt diesen einen einzigartigen, unglaublichen Duft! Grenouille hat ihn schon mal gerochen. Der Arme wird ganz nervös. Denn er meint den Duft des Mädchens aus Paris zu riechen, des Mädchens, das er ermordet hat. Doch nein, es ist ein anderer Duft. Noch sagenhafter. Engelsgleicher. Aber er muss noch reifen. In zwei Jahren wird er unwiderstehlich sein, und bis dahin muss Grenouille warten, denn dann ist die Zeit der »Ernte« gekommen, dann will er diesen Duft in Parfum umwandeln. Sprich: das Mädchen abmurksen. Endlich wird er über einen Duft verfügen, der dafür sorgen wird, dass die Menschen ihn lieben, ihm zu Füßen liegen, ihn anbeten werden, einen Duft, der ihm Macht über die Menschen verleihen wird. Vorerst findet Grenouille eine Anstellung in einem kleinen »Parfumatelier«, lernt viel über Duftgewinnung und -konservierung und beginnt zu morden. Vierundzwanzig bildschöne, junge Frauen ermordet er, um ihren Duft einzufangen. Schließlich ermordet er auch das Mädchen, dessen Duft er an seinem ersten Tag in Grasse gerochen hat. Er wird geschnappt, verurteilt und soll eigentlich hingerichtet werden. Aber dazu kommt es nicht. Denn Grenouille hat das Parfum aufgelegt, für das fünfundzwanzig Frauen sterben mussten. Der Duft betört die Menschen, sie werden lüstern, und es kommt zu einer ziemlich ausschweifenden, zügellosen Orgie. Jetzt liegen ihm die Menschen zu Füßen, beten ihn an, vergöttern ihn. Und Grenouille? Der muss nun leider feststellen, dass ihm das alles so was von egal ist. Blöd gelaufen! Er wird freigesprochen und geht nach Paris zurück, um zu sterben. Weil er das Parfum aufgelegt hat, gewinnen ihn die finsteren Gestalten, in deren Gesellschaft er sich begibt, zum Fressen gern. Und so machen sie sich mit einem unglaublichen Appetit über ihn her – von Jean-Baptiste Grenouille bleibt nichts Nennenswertes übrig.
Patrick Süskind
*26.03.1949 in Ambach am Starnberger See
Sohn des Journalisten und Schriftstellers W.E. Süskind. Intellektuellenfamilie. Sein Vater war ein enger Freund von Klaus Mann. Studiert Geschichte, auch nebenher Sprachen, Politik, Theologie … Bricht sein Studium ab. Scheut die Öffentlichkeit. Eigenbrötler. Gibt keine Interviews. Wird ein Phantom im Literaturbetrieb. Verzichtet auf so manchen Literaturpreis. Lebt in München, am Starnberger See und in Frankreich.
1981 Uraufführung seines Ein-Personen-Theaterstücks Der Kontrabaß.
Wow! Weltweit über zwanzig Millionen verkaufte Exemplare, übersetzt in fast fünfzig Sprachen. Damit wurde Das Parfum zu einem Welterfolg. Mehr als neun Jahre lang machte es sich auf der Spiegel-Bestsellerliste breit. Klar, dass so ein Stöffchen auch verfilmt wurde. Und zwar von Bernd Eichinger, Deutschlands wohl bekanntestem Filmproduzenten. Jahrelang war er hinter Süskind hergelaufen, der die Filmrechte aber partout nicht herausrücken wollte.
Schon mal den Film Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief (1997) von Helmut Dietl gesehen? Was der mit der Verfilmung von Das Parfum zu tun hat? ’ne ganze Menge! Der Film dreht sich nämlich in der Nebenhandlung um einen Filmproduzenten mitten in der Münchner Schickeria, der wie der Teufel hinter der armen Seele den Filmrechten zu einem Bestseller hinterherhechtet, die der verschrobene, eigenbrötlerische, weltscheue Autor aber nicht rausrücken will. Genau. Es geht um Bernd Eichinger, um Patrick Süskind und um die Filmrechte zu Das Parfum. Das Drehbuch zu Rossini haben Helmut Dietl und Patrick Süskind geschrieben (wie auch zu den Fernsehserien Monaco Franze und Kir Royal). Einen guten Humor scheint dieses Phantom Süskind also zu haben! Der Cast von Rossini liest sich wie ein Who’s who des deutschen Films: Götz George, Gudrun Landgrebe, Heiner Lauterbach, Jan Josef Liefers, Veronica Ferres, Meret Becker, Armin Rohde und und und. Es lohnt sich.
Eichinger war sogar bereit, den Diogenes Verlag zu kaufen, nur um an die Filmrechte von Das Parfum zu kommen. Doch dummerweise hatte Süskind die gar nicht dem Verlag überlassen, sondern sie behalten.