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Die vorliegende Anthologie zum neunten Bubenreuther Literaturwettbewerb soll die Breite der eingesandten Texte dokumentieren. Das Buch umfasst 266 Texte. Sie wurden von Autoren unterschiedlicher Herkunft und Qualifikation verfasst, denen allen ihre Liebe zur Literatur gemein ist. Diese Vielfalt sorgt für eine gewisse Faszination. Von wie vielen Seiten man sich der Literatur nähern kann!
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Seitenzahl: 387
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Vorwort
Die Siegertexte
Erster Platz:
Franziska Bauer
Zweiter Platz:
Helge Maria Hassumer
Dritter Platz:
Carola Wernicke
Weitere ausgewählte Werke
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June Merfort
Johannes Wöstemeyer
Torsten Krippner
Joshua Clausnitzer
André Riedl
Sonja Büker
Cornelius Müller
Florian Birnmeyer
Patrick Raphael Schaffarczik
Christian Knieps
Günther Pilarz
Kai Hölcke
Thomas Faßbeck
Wolf Hamm
Maximilain Seyring
Kristina Müller
Ingrid A. Schulz
Victoria Lubarski-Goldbeck
blumenleere (michael johann bauer)
Kathleen Scholz
Klaus Oberrauner
Alexander Klymchuk
Heinz Kröpfl
Karin Wüste-Sallouh
Christiane Portele
Brigitte Hieber
Sonja-Maria Hölzel-Lehmann
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Ingrid Maestrati
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Kaia Rose
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Elisabeth Grossfurtner
Mateusz Gawlik
Karoline Marliani
Kevin Riemer-Schadendorf
Christa Issinger
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Harald Gesterkamp
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Karl-Heinz Manier
Wolfgang Schmickler
Christine Glinski-Kaufmann
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Gerwin Haybäck
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Rebecca Drutschmann
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Gerda Greschke-Begemann
Birgit Jennerjahn-Hakenes
Katja Böhm
Norma del Camino Sars
Oliver Fahn
Mario Thunert
Annemarie Aichele
Papari (Lars Schieweck)
Sabine Brandl
Doreen Cölle
Julia Dankers
Dirk Clausmeier
Beate Loraine Bauer
Michaela Schrimpf
Harald Taglinger
Daniel Mylow
Anja Schneider
Barbara Schilling
Erwin Macher
Michael Schuster
Gerd Jenner
Werner Haussel
Mikayla Weiland
Florian Mittl
Katharina Zanon
Christa Blenk
Hannelore Berthold
Alexander Da Re
Volker Teodorczyk
Miklos Muhi
Christian Schwetz
Sigrid Bosse
Monika Heil
Finja Prodöhl
Tim Tensfeld
Dyrk-Olaf Schreiber
Angela Kreuz
Luitgard Renate Kasper-Merbach
Helmut Beushausen
Ferenc Liebig
Lia Pipa
Dieter Brandl
Wolfgang Huber
Martin Kobe
Anna Oldenburg
Pascal Philipp
Sarah Sophie Vierheller
Jochen Stüsser-Simpson
Hans Peter Flückiger
Jan Stechpalm
Lean Malin Wehler
Gabriele Palm-Funke
Dagmar Dusil
Insa Aenne Martin
Evelyn Langhans
Ingeborg Henrichs
Patrizia Minkus
Sofia Sellato
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Georg Großmann
Malte Kersten
Maria Grazia Vallosio
Ingrid Reidel
Tobias Wandel
Frank Dietrich
Harald Gritzner
Laszlo Hartmann
Verena Weisbecker
Kevin Keller
Gudrun Riefer
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Doreen Jaafar
Barbara Tischow
Ludmilla Pettke
Michael Schwendinger
Björn Helbig
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Gernot Weise
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Karin Herborn-Amtmann
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Sandra Scheiber
Eva Schönherr
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Ina-Marie Blomeyer
Sarah Thomsen
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Susanne Fleckenstein
Jutta Berkenfeld
Melanie Bäreis
Marlies Blauth
Jaqueline Plum
Isabell Rosenkranz
Juliane Barth
Anne Abelein
Julia Kersebaum
Wenn man Literatur schreiben möchte, fragt man sich oft: Was ist zeitgemäß? In welche Richtung entwickelt sich die Literatur? Worauf muss ich achten?
Darauf gibt es viele Antworten. Die allererste, die doch von den wenigsten beachtet wird, lautet: Man muss Sorgfalt walten lassen. Nicht nur ein paar Worte schnell dahinkritzeln! Nicht einmal Mozart hat so gearbeitet. Er hat zwar alles sofort im Kopf gehabt, es dann aber sorgfältig aufgeschrieben – ohne Fehler! Ob Musik oder Literatur, spielt dabei keine Rolle. Die meisten weiteren Antworten sind von den Vorlieben der Antwortenden geprägt. Es möge mir gestattet sein, hier eine von mir favorisierte historische Perspektive vorzustellen. Die Theorie von der weiblich werdenden Welt, die im Übrigen der Menschheit den Frieden prophezeit, hat eine Antwort parat, die nicht jedem gefallen wird, aber die geschichtliche Realität widerspiegelt:
„Es wird in Zukunft weniger um das große Ganze gehen, als um die konsumgerechte Ausgestaltung im Detail. Nicht die eine wichtige Botschaft soll übermittelt werden, sondern der Leser soll auf ein Gefühl eingestimmt werden.“1
Das ist nun kein Rezept zum Schreiben, eher ein Trost, dass manches nicht so ist, wie man es sich wünscht. Aber die Welt ist nun mal kein Wunschkonzert. Lyrik, zum Beispiel, muss nicht in erster Linie kunstvoll sein, sie muss verständlich und wohlklingend sein. Das ist die Pflicht. Die Kür mag in einer Kunst bestehen, die sich dem Leser erst mit der Vertiefung erschließt. Auf keinen Fall sollte ein Gedicht so kunstvoll sein, dass es einer Erklärung bedarf. Das bedeutet unter anderem, dass das Gedicht mehrheitlich in ganzen Sätzen formuliert sein sollte. Diese an Metrik und Reimstruktur anzupassen, ist nicht immer einfach, aber das ist dann eben die Kunst. Erst wenn diese Kunst beherrscht wird, kann man, wenn es wirklich notwendig ist, um die Botschaft hinüberzubringen, dazu übergehen, sich Freiheiten zu nehmen. Das sieht dann im Endeffekt leicht aus, erfordert aber in Wirklichkeit harte Arbeit. Dieser Effekt verführt dazu, sich die Freiheit zu nehmen, bevor man das Handwerk beherrscht. Das ist sehr verlockend und kann unter Umständen sogar gelingen. Was fehlt, ist dann die Arbeit, die einem am Ende das Gefühl gibt, etwas geleistet zu haben.
Nach diesen mahnenden Worten sollte jedoch auch erwähnt werden, dass die Schönheit der eigenen Worte jedem zuteilwerden kann, der sich darum bemüht. Und das ist doch ein Ziel, dem nachzueifern sich lohnt.
Die vorliegende Anthologie soll, wie es auch in den Vorjahren war, einen Querschnitt der eingesendeten Texte abbilden. Das heißt auch, dass nicht gnadenlos alle nicht ganz so guten Texte ausgesiebt wurden. Manchmal ist es interessant zu sehen, wie die Autor*innen auf ihrem Weg vorankommen, auch wenn sie noch nicht immer angekommen sind. Manche Texte sollen auch einfach nur zeigen, was es so alles gibt. Deshalb wurde auf eine Lektorierung verzichtet. Einzelne Korrekturen gibt es schon, aber es wurde nicht systematisch korrigiert. Der Originaleindruck sollte erhalten bleiben. Daher finden sich in dieser Anthologie stärkere neben schwächeren Texten. So bekommt man einen Überblick über das Ganze. Die Verantwortung für die Texte bleibt bei den Autoren. Eine Auswahl war trotzdem nötig und war nicht immer leicht. Es wurden letztlich 266 Beiträge ausgewählt.
Wie immer möchte ich meiner Familie für die anhaltende Unterstützung danken. Mein Dank gilt ferner all denen, die etwas eingesendet haben. Durch sie wurde diese Anthologie erst möglich.
Dr. Dr. Christoph-Maria Liegener
1 Christoph-Maria Liegener: Die weiblich werdende Welt. Achte Auflage, Books on Demand, Norderstedt (2023), S. 109.
Gevatter Tod
Gevatter Tod spielt allzu gerne Schach,
wir sind auf seinem Brett die Schachfiguren.
Er spielt tagein, tagaus, ist immer wach,
führt streng Regie, und wir, wir müssen spuren.
Gevatter Tod hat keinerlei Respekt
vor Reichtum, Macht und Imponiergehabe,
und allem, was der Menschen Gier erweckt:
Er bringt die Reichen letztlich auch zu Grabe.
Gevatter Tod macht alle Menschen gleich:
Läuft ab die Zeit, die ihnen zugemessen,
holt er sie schleunigst heim ins Totenreich.
Er hat noch keinen einzigen vergessen.
Ja, mit Gevatter Tod ist nicht zu spaßen:
Dass streng er, doch gerecht, muss man ihm lassen.
Kommentar: Das Sonett erfreut durch seine Formstrenge.
Die Anaphern sind Geschmackssache, halten sich aber im Rahmen und passen zur Form. Die Form überzeugt und verpackt einen schweren Inhalt. Das darin angesprochene Vanitas-Motiv bleibt zeitlos aktuell.
Die Autorin spendete ihr Preisgeld dem Bubenreuther Literaturwettbewerb. Vielen Dank!
Dein Licht am Ende des Tunnels
Zwei Jahre schläfst du schon den Frieden deines Lebens.
Zwei Jahre fehlt mir deine Liebe, deine Kraft.
Zwei Jahre suche ich nach dir in mir – vergebens.
Zwei Jahre, da die Wunde weiter breiter klafft.
Zwei Jahre nicht des Nehmens, nein, allein des Gebens.
Zwei Jahre Trauer erst, dann Leere, Einzelhaft.
Zwei Jahre Neuanfang, Versuch des steten Strebens.
Zwei Jahre hohl, der Lebensinhalt weggerafft.
Was wir einander waren, haben wir gefühlt.
Was du mir warst, macht erst dein früher Abgang klar.
Was du mir bist: weit mehr als alles, das mal war!
Das Meer des Lebens hat dich an den Strand gespült
und mich nicht sinken lassen, wenn auch unterkühlt…
„Schwimm los, mein Liebster!“, rufst du, „Das wär wunderbar!“
Kommentar: Noch einmal ein trauriges Thema, aber mit hoffnungsvoller Perspektive. Eigentlich mag ich Anaphern nicht sonderlich, es sei denn, sie passen wirklich. Und hier ist es tatsächlich so: Sie fügen sich perfekt in die Form des Sonetts und vermitteln die Stimmung des Autors. Sicher steht hier ein Erleben im Hintergrund, und doch ist die Botschaft allgemeingültig.
Unter dem Weihnachtsbaum
Der Weihnachtsbaum leuchtet im Wohnzimmer. Die Kugeln glänzen im Licht. Ganz oben strahlt ein Stern. Daneben sitzen eine alte Frau und ihr Mann. Festlich gekleidet. Es duftet nach Kaffee und Stollen.
„Gefällt dir der Weihnachtsbaum?“ Sie setzt sich zu ihm auf die Couch und legt ihre Hand auf die seine.
„Weihnachten?“ Er zieht die buschigen Augenbrauen zusammen. Grübelnd sitzt er in seinem Sessel.
„Heute ist Weihnachten“, verkündet die alte Dame. Ihr Haar ist weiß und wenn sie lächelt, formen tiefe Falten ihr Gesicht.
Der alte Mann sieht zum Stern hinauf. „Ja.“
Sie steht auf. Ein Geschenk liegt auf dem Tisch. Sie nimmt das Paket. Lächelnd legt sie es unter den Baum.
Er sieht ihr zu „Kommen die Kinder runter?“
„Die Kinder haben keine Zeit. Sie sind erwachsen. Feiern in Paris“, erinnert sie ihn.
Er sieht nach links. „Paris?“ Seine Augen gehen nach rechts. „Ach so.“
„Sie besuchten uns gestern. Haben uns das Geschenk gebracht.“ Sie lächelt wehmütig. »Weißt du noch?«
Das Geschenk rot verpackt und eine weiße Schleife hält es zusammen. Einsam liegt es unter dem Baum.
Er folgt ihrem Blick. „Warum feiern wir heute?“
Sie seufzt. „Es ist Weihnachten.“
„Ach, so?“ Er kratzt sich am Kinn.
Die Frau sieht ihn an. „Weihnachten ist ein besonderer Tag. Wir feiern jedes Jahr das Fest.“
„Mm.“ Nachdenklich kratzt er sich am Kopf.
Sie lächelt ihn an. „Weihnachten schenkt den Menschen Glück. Allen Menschen.“
„Ach, so?“ Sein Finger deutet nach oben. Zum großen, leuchtenden Stern.
Sie lächelt. „Ja. Deshalb strahlt der Baum.“
Musik schallt aus dem Radio. Der Schneewalzer wird gespielt. Ihre Hände wiegen sich im Takt. Ihr kommt eine Idee. „Wollen wir tanzen?“
„Tanzen?“
„Wir haben oft getanzt. Zu den Feiern. Tanz unter dem Weihnachtsbaum. Weißt du noch?“ Sie streckt ihm die Arme entgegen.
„Ach, so?“ Seine Augenbrauen ziehen sich fest zusammen. Er sagt nichts mehr.
Ihre Arme sinken herab. Sie sieht ihn lange an. „Weißt du nicht mehr? Wir tanzen gerne? Unser Tanz unter dem Weihnachtsbaum. Einfach so? Es war ein Weihnachtslied, der Schneewalzer. Wir hielten uns in den Armen.“
Seine Augen werden trüb.
Betrübt steht sie auf. „Ich hole dir deine Tabletten.“
Er sieht sie an. Ruckartig kommt er auf die Beine. Er hebt seinen Finger an und lauscht. „Das ist unser Lied! Wir haben getanzt. Damals. Unter dem Weihnachtsbaum. Einfach so.“
Eine Träne läuft über ihre Wange. Glücklich sieht sie ihn an. „Ja.“
Fragend schaut er sie an. Er lächelt. Hebt seine Hände in die Luft. Will mit ihr tanzen.
Freudig geht sie zu ihm. Schmiegt sich in seine Arme.
Zusammen tanzen sie den Schneewalzer. Es ist Weihnachten.
Kommentar: Eine ganz einfache Geschichte. Weihnachtsgeschichten sind immer in Gefahr, sentimental zu werden. Hier ist aber die Demenz das aktuell immer wichtiger werdende Thema. Das spricht Probleme an und gibt trotzdem Hoffnung. Ein Text, der das Herz wärmt.
Der Kerl mit dem trockenen Humor
fragte sich, was er dichten könnte,
und erdachte einen wasserdichten Anzug,
mit dem er Wasser dichten kann.
Für ihn gibt es immer einen Grund,
Wasser und Natur zu fördern.
Er sucht frische Quellen
und findet mehr Wasser.
Zwar verwässert mancher Gedanke,
doch er verfasst Tiefseegedichte,
die tief blicken lassen
und hat eimerweise Ideen.
Er reist vom Hundertwasser-Bahnhof
über Regensburg und Feucht
bis hin nach Nassau
und landet in Waterloo.
Er schreibt extrem flüssig,
zum Beispiel vom nassforschen Autofahrer,
der sich beim Aquaplaning
völlig verkalkuliert hat.
Er skizziert Männer, die selten Selter trinken
und umso öfter Wasser lassen,
oder jenes seltsame Frauchen,
das mit ihrem pfeifenden Kessel Gassi geht.
Er liebt Spritzgebäck
genauso wie gebratene Wasserhähne
und genießt den ganzen Überfluss,
doch schneidet sich bisweilen mit dem Regenmesser.
Als Wassermann lebt er
mit Fischen und Krebsen zusammen,
zugleich mit Seelöwen und Meerjungfrauen
und sogar mit einer chinesischen Wasserratte.
Er spricht mit seiner Seezunge
und mit den markanten Segelohren
nutzt er den Sturm im Wasserglas
und fliegt schneller als die Wasseruhr tickt.
Zu seinen Seegewohnheiten
gehört der Tunnelblick,
und mitunter hält er Wassermelonen
für formidable Meerbusen.
Er hat einen Sponsorenpool,
in dem schwammen bei einem Wasserfest
zwei Meerschweinchen um die Wette
mit seinem Wellensittich.
Jetzt hat er das Wasser abgelassen
und tut etwas für den Beckenboden,
morgen will er auf Bachstelzen laufen
und übermorgen zum Walkampf antreten.
Wenn jedoch das Flutlicht erlischt,
erzählt er aufregende Schauermärchen
von brutalen Niederschlägen
und Wassereinbrüchen durch Raubfische.
Tim starrte in die Dunkelheit, Tränen der Wut und Verzweiflung rannen ihm über die Wangen. Er konnte es seinen Eltern nicht erzählen. Der Vater würde wütend werden und ihn anschreien, dass er sich gefälligst wehren solle. Tim wollte sich aber nicht prügeln, zu groß war die Angst, dass sie es ihm dann noch schlimmer heimzahlen würden.
Seine Mutter war ihm auch keine Hilfe. Wenn er ihr sagen würde, dass sie seinen Schulranzen wieder in den Müll geworfen hatten, würde sie nur jammern, dass ihre Nerven das nicht aushielten.
Er wischte die Tränen weg und drehte sich auf die andere Seite. Sein Bett knarzte an der üblichen Stelle. Das vertraute Geräusch beruhigte ihn ein wenig. Er verdrängte die Gedanken und schlief schließlich ein.
Am nächsten Tag warteten sie schon vor dem Schultor auf ihn. Sein Herz pochte wild. Er überlegte, ob er umkehren sollte. Aber was würde die Mutter sagen? Zögernd ging er weiter.
„Hallo Lauch!“, begrüßten sie ihn und begannen, ihn zu schubsen.
Er sah sich hilfesuchend um, doch keiner der vorbeiströmenden Schüler schien sie zu beachten. „Hört auf“, bat er.
„Aufhören sollen wir?“ Der Große lachte verächtlich. „Wie heißt das Zauberwort?“
„Bitte“, presste Tim hervor.
„Was hast du gesagt? Habt ihr den Lauch verstanden?“
Die anderen verneinten. Sie zerrten ihm den Schulranzen vom Rücken. Er stolperte und fiel hin. Als er sich aufrappelte, sah er, dass jemand auf sie zugeeilt kam. Hilft mir der?, dachte er und verspürte einen kleinen Hoffnungsschimmer.
„Lasst ihn in Ruhe!“
Sie wichen zurück.
„Gebt ihm sofort seinen Schulranzen!“
Sie taten, war er sagte.
„Und jetzt entschuldigt euch bei ihm.“ Seine Stimme duldete keinen Widerspruch.
Sie murmelten etwas in Tims Richtung.
„Wie bitte? Ich kann euch nicht hören.“
„Entschuldigung.“
Er beugte sich zu Tim vor. „Wie heißt du?“
„Tim.“
„Wenn ich mitbekomme, dass ihr Tim oder einem anderen Kind etwas tut, könnt ihr was erleben. Verstanden?“
„Ja“, sagten sie kleinlaut.
„Und jetzt macht, dass ihr in die Schule kommt.“
Sie trotteten davon.
„Hast du ein Handy?“, fragte er.
Tim nickte.
„Ich gebe dir meine Nummer. Wenn sie dir noch mal Ärger machen, rufst du mich an, okay?“
„Okay.“
„Ich heiße übrigens Peter.“ Er speicherte Tims Nummer in seinem Handy.
„Als ich so alt war wie du, ging es mir genauso“, erzählte er, als sie gemeinsam auf das Schulgebäude zugingen.
„Echt?“ Tim sah ungläubig zu ihm hoch.
„Ja. Ich war dünn und hatte Pickel. Sie haben mich Bohnenstange und Pizzagesicht genannt.“
Wie fies, dachte Tim.
„Damals hat mir zum Glück auch jemand geholfen.“ Peter zog die Tür auf und ließ ihm den Vortritt. „Du wirst sehen, im Handumdrehen bist du groß und dann kannst du Kindern helfen, die geärgert werden.“ Er klopfte Tim auf die Schulter. „Tschüss“, sagte er und ging mit großen Schritten davon. Tim starrte ihm nach. In welche Klasse er wohl ging?
Peter blieb vor dem Lehrerzimmer stehen und drehte sich zu Tim um. Er lächelte verschwörerisch, dann öffnete er die Tür und ging hinein.
Kommentar: So einen Lehrer wünscht sich manch Mobbing-Opfer. Der Ausblick auf eine bessere Welt tut gut. Vielleicht kann er etwas bewirken.
Versprechen
Du solltest Versprechen im Leben
grundsätzlich gut überlegt geben.
Vorab stets genau überlegen,
um dann präzise abzuwägen,
ob du hierzu in der Lage bist
oder, es nicht zu tun, besser ist.
So halte nach vorstehendem Grund
entweder dein Wort oder den Mund.
Liebeslied
Und wenn ich wünschen könnte,
was ich wollte,
ich bäte dich um deine Hand
und hüpfte drauf,
ja, ja, genau so wie ich bin.
Natürlich wär ich dann ein Vögelein
mit leuchtend roter Brust
und glänzend schwarzem Haupt
und selbstverständlich federleicht,
auf fadendünnen Beinchen
kaum zu spüren,
also keine Last.
Und alles, was dir bliebe
von meiner grenzenlosen Liebe,
sind schwarze Kulleräuglein
und das Pochen meines Herzens
und eine feine Stimme
nur allein für deine Ohren:
“Du weißt es doch,
ich bin für dich geboren!“
Kommentar: Das Bild der Verletzlichkeit rührt den Leser und wohl auch die Angebetete.
Wir haben keinen Namen.
Wir sind ein Traum aus dem ewigen Sternenraum.
Wir haben keinen Namen.
Wir sind der erste Traum in einer heißen
Sommernacht, der in einem Gewitter am weit entfernten
Horizont verloren geht.
Wir sind der erste Traum in einer kalten, langen
Winternacht, der für die Liebe steht.
Wir haben keinen Namen.
Wir sind ein Traum aus dem ewigen Sternenraum.
Kommentar: Eine abstrakte Gemeinschaft aufzurufen, ist legitim. Wenn das so geschieht wie hier, könnten sich weitere der Idee anschließen.
Stilistisch ergibt sich ein Problem: Anaphern, wohldosiert verwendet, können ein wirkungsvolles Stilmittel sein. Wenn sie jedoch inflationär auftreten, verfehlen sie ihre Wirkung.
Meine früheste Erinnerung ist der dreiunddreißigste Geburtstag meiner Mutter.
„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Mama!“
„Danke, Paul. Komm her, setze dich mal kurz neben deine alte Mutter.“
„Aber Mama, du bist doch nicht alt!“
Wie viele Kinder konnte ich die Idee nicht ertragen, dass die eigenen Eltern alt oder gar zu alt waren.
„Mama, möchtest du dir nicht mein Geschenk ansehen?“
Ich hatte ihr ein Haus mit einem Garten gemalt. In dem Garten hing eine Schaukel von einem großen, alten Baum. Im Himmel strahlte eine gelbe Sonne, aber sie war umgeben von schwarz umrandeten Wolken.
Sie nahm das Bild ohne es zu loben und legte es neben sich auf die Couch.
„Komm jetzt bitte mal her, junger Mann!“ Sie tätschelte den Platz zu ihrer rechten Seite.
Ich kletterte auf die Couch, konnte aber nicht still sitzen. Ich rutschte von rechts nach links und wieder zurück, von hinten nach vorne, um dort schließlich meine kurzen Beine über den Rand baumeln zu lassen.
„Paul, kannst du nicht mal für eine Minute still sitzen?“
„Ja, Mama.“
„Ich möchte dir nämlich etwas erzählen. Also höre bitte gut zu!“
„Ja, Mama“, sagte ich schüchtern.
„Du weißt, das ist heute kein gewöhnlicher Geburtstag. Heute bin ich so alt wie Jesus war, als er starb.“
Meine Mutter hatte mir schon jede Menge von Jesus erzählt. „Jesus Christus“ nannte sie ihn meistens. Ich hatte davon kaum je etwas verstanden. Nur eine Sache wusste ich ganz bestimmt: Er war bei weitem der beste Mensch auf der ganzen weiten Welt – ah was, sogar im ganzen weiten Universum. Also verdiente auch niemand etwas Besseres als er. – Deshalb schlussfolgerte ich nun mit tödlicher Sicherheit, dass meine Mutter jetzt oder zumindest sehr bald würde sterben müssen und dass ich ihr mit meinem babyhaften Benehmen viel zu viel ihrer kostbaren Zeit gestohlen hatte. Zum Beispiel indem ich früher den Spinat immer erst ausgespuckt hatte, bevor ich ihn aß. Oder gerade eben erst, als ich bestimmt zwei Minuten lang unruhig auf der Couch hin- und her gerutscht war, anstatt sofort still zu sitzen.
Weil ich schon voller Stolz bis fünfzig zählen sowie addieren und subtrahieren konnte, wurde mir noch eines schlagartig klar: Ich selbst hatte nur noch achtundzwanzig Jahre zu leben!
Unsere Nacht war 1000 Küsse schön.
Sie brannten sich in meine Seele.
Du schmücktest meinen Körper
mit allerlei Liebkosungen.
Alles was wir waren
in dieser Nacht
war Leidenschaft.
Wie konnte ich je ohne dich leben?
Ach, Liebster,
leg dich noch eine Weile zu mir,
der Morgen schläft noch.
Bitte, wecke ihn noch nicht.
Kommentar: Eine einfache, klare Botschaft! Durch den Verzicht auf Kunstformen verdichtet sich das Wesentliche.
Bella Italia. Auf den Spuren August von Platens
Distichen
Plump und zu bunt ist Rom, und Neapel ein Haufe von
Häusern;
Aber Venedig erscheint eine vollendete Stadt.
Grau und zu glatt ist Mailand, Verona ein leerer balcone,
Einzig Palermo bleibt fabelhaft familiär.
Bucklig und braun liegt Siena, Florenz unter krumpliger
Kuppel,
In der Stadt Pisa jedoch ist wirklich alles im Lot.
Käsig und speckig ist Parma, Sorrent bloß ein Berg von
Zitronen,
Doch nahe Rimini lockt der Teuton*innengrill.
Como sieht aus wie ein Bulli, Triest ist ein merklicher
Missklang,
Montepulciano allein schuf dies vortreffliche Werk.
Gute Nachbarschaft
Irgendetwas ist an diesem Morgen anders. Am Wetter liegt es nicht, trocken, für diese Jahreszeit angenehm.
Und dann sehe ich es. Das satte Grün des Rasens unserer Nachbarn springt mir geradezu höhnisch ins Auge.
Kein Plastik-Traktor, keine durcheinander gewürfelten billigen Plastikkegel, kein Bobbycar, selbst die Wurf-Gummiringe und Kunststoffbälle fehlten. Von dem ganzen Kinderspielzeug, das seit Einzug der Schröders vor vier Monaten das Grundstück wie der Auswurf eines »Toys R Us«-Vulkans in geschmacklosen Farben sprenkelt, fehlt jede Spur.
Sie sind offenbar zur Vernunft gekommen.
Natürlich bin ich ein toleranter Mensch und habe auch Verständnis dafür, dass Kinder Spielmöglichkeiten brauchen. Auf der anderen Seite pflegen wir in unserem Viertel ein gewisses Niveau. Man achtet darauf, seine Vorgärten schön zu gestalten, Rasenflächen akkurat zu schneiden und vor allem, den Eindruck von Unordnung zu vermeiden.
Das ist auch für ein junges Ehepaar mit zwei kleinen Kindern nicht zu viel verlangt.
Frau Schmelig von gegenüber hatte mir schon nach einer Woche ihr Befremden über die Schröders mitgeteilt. Wie der Garten nur aussieht. Wahrscheinlich Verfechter der antiautoritären Erziehung. Womöglich Linke. Würde sie nicht wundern, wenn demnächst hier Autos abgefackelt würden.
Zuerst bemühte ich mich, die aufgebrachten Alteingesessenen zu beruhigen.
Man müsse doch dem jungen Paar Zeit geben, sich einzugewöhnen. Ist sicherlich nicht einfach, zwei kleine Kinder aufzuziehen. Wobei – nun ja – das kann man sich auch vorher überlegen.
Er scheint ja keiner geregelten Arbeit nachzugehen. Herr Döblitz vom Anfang der Straße meint, dass er als Schriftsteller arbeitet und tagsüber die Kinder betreut. Die Frau wäre anscheinend bei der Behörde.
Kann natürlich sein, dass er ein Schriftsteller ist.
Kann aber auch sein, dass er einfach nur dem Staat auf der Tasche liegt.
Sie haben sich ein Lastenfahrrad angeschafft.
Ein Lastenfahrrad! Das spricht ja wohl Bände.
Obwohl, auf den ersten Blick machen die beiden einen freundlichen Eindruck. Grüßen immer schön. Aber wer weiß, was sie wirklich dabei denken.
Seit einer halben Stunde spähe ich durch die Gardine zum Nachbargrundstück herüber. Bis jetzt regt sich nichts. Sollten die Kleinen bei dem Wetter nicht draußen spielen? Wahrscheinlich hocken die vor Videospielen oder Zeichentrickfilmen, damit der Herr Schriftsteller seine Ruhe hat.
Beim Leeren des Briefkastens (wieder mal nur Werbung) höre ich seine Stimme.
»Hallo Frau Krause.« Er steht am Gartenzaun und lächelt zu mir herüber. »Ich wollte mich von Ihnen verabschieden. Dieses Haus war für uns nur als Übergangslösung gedacht, wir haben jetzt etwas Besseres gefunden. Vielen Dank für die nette Nachbarschaft und ich hoffe, man sieht sich mal wieder!«
»Oh, das ist aber schade! Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie viel Glück in Ihrer neuen Bleibe!«
Von wegen was Besseres!
Erzählen kann man viel.
Kommentar: Sozialkritik, die nicht zu aufdringlich ist. Ganz nebenbei erzählt und trifft dennoch ins Schwarze.
Enkel
es genügt nicht
den einen oder anderen
Ressourcen zerstörenden Prozess
abzustellen
gänzlich zu vermeiden
oder sonstwie nicht geschehen zu lassen
um sich sicher zu sein
etwas für die Umwelt getan zu haben
und dann beruhigt
mit dem Fortschritt weiterzumachen
eine Besinnung
auf die Endlichkeit alles Geschaffenen
verbietet sich zwar nicht
aber die Relation zu betrachten
von Vergänglichkeit
all dessen
was den Menschen aktuell beschäftigt
zur Beständigkeit von Werten
die den Menschen überhaupt ausmachen
sei gestattet
wenn mein Enkel
nach einer Katastrophe nicht weiß
wie er ein wärmendes Feuer
entfachen kann
wird er erfrieren
wenn er nicht weiß
wovon und wie man eine Suppe kocht
wird er verhungern
wenn er nicht weiß
wo und wie er Trinkwasser findet
wird er verdursten
und wenn er nicht weiß
dass Menschen nur gemeinsam überleben können
wird er einsam sterben
uns bleibt
angesichts von 8 Milliarden Menschen
auf dieser blauen Kugel
nur die Rückkehr
zu den Werten
die ungeachtet dessen
was möglich wäre
möglich sind
und das ist
das Streichholz in der Hand
der Apfel am Baum
das Wasser aus dem Brunnen
das Pferd im Stall
die Kuh auf die Weise
den Hund im Haus
und die Katze auf dem Dach
oder
der Vogel in der Luft
der Regenwurm in der Erde
der Käfer auf der Hand
der Schmetterling im Garten
die Biene in der Blüte
das Reh auf dem Feld
und der Hirsch im Wald
und wer es noch nicht versteht
dem sei empfohlen
mal eine Nacht
im Freien zu verbringen
Stete Hilfe
Wir zittern und wir krampfen nicht
und halten aus die bangen Stunden.
Wir retten uns durch ein Gedicht,
wenn unsre Seele wird geschunden.
Wir schreien keinen Schmerz hinaus,
verfluchen keinen neuen Tag.
Wir machen einfach Verse draus
für den, der Verse lesen mag.
Das haben wir gelernt im Stillen,
wenn wir uns ganz allein aushalten,
denn jedes Leben kann erfüllen,
wenn wir draus Poesie entfalten.
Kommentar: Ein Loblied auf das Dichten. Einfache Form: vierhebige Jamben, Kreuzreim. Nicht gekünstelt, klare Aussagen.
Wortlos
»Wo sind sie nur?«, murmele ich und lasse meinen Blick schweifen. Ich suche die Fensterbank und das Bücherregal ab, schaue unter den Tisch, doch ich finde sie nicht.
Gestern ist es passiert. Mitten im Gespräch habe ich einige Worte verloren. Sie sind weg! Spurlos verschwunden.
Noch grübelnd rufe ich meinen Freund Ben an. Er ergreift das Wort und versichert, dass er nichts über ihren Verbleib sagen kann. Er habe jedenfalls noch nie ein Wort gebrochen.
Das klingt glaubhaft, und ich telefoniere mit Charly. »Auf ein Wort«, sage ich, doch er lässt mich nicht zu Wort kommen.
Als er mein Problem endlich verstanden hat, reagiert er beleidigt. »Hör mal, es ist gut, dass ich nicht jedes Wort auf die Goldwaage lege! Ich stehe zu meinem Wort, und ich halte mein Wort. Aber eben nur meines. Mit deinen Worten habe ich nichts zu schaffen, und daran vergreife ich mich auch nicht!«
»Danke für deine offenen Worte.«
Charly lacht laut auf. »Ich führe nie das große Wort. Bei mir gilt: Ein Mann, ein Wort! Such weiter, ich bin überzeugt, du wirst es schaffen.«
»Dein Wort in Gottes Ohr«, sage ich und beende das Gespräch. Aufgrund des aktuellen Verlustes möchte ich unbedingt das letzte Wort behalten.
Wo könnten die Worte sein? Wo würde ich nach Verlorenem suchen? Da fällt mir siedend heiß das Fundbüro ein. Eilig mache ich mich auf den Weg und erreiche das Amt kurz vor zwölf Uhr.
»Ein Wort im Vertrauen«, sagt der Mitarbeiter. »Wir machen bald Pause.«
»Ich gebe Ihnen mein Wort darauf, dass es wichtig ist. Können Sie nicht ein gutes Wort für mich einlegen?« Den Tonfall lasse ich dramatisch klingen.
»Na, dann bin ich mal für alles offen. Im wahrsten Sinne des Wortes.«
Mit dem letzten Satz hat er mir die Worte aus dem Mund genommen. Schon beim Eintreten fallen mir die Fundsachen auf. Sie liegen in Regalen, stapeln sich auf dem Boden und hängen an Haken. So viele vergessene Danke, Bitte und Entschuldigung habe ich noch nie an einem Ort gesehen. An einem spitzen Wort klebt etwas Rotes. Wortlos schaue ich den Hüter der verlorenen Dinge an.
Er erklärt: »Das ist Herzblut. Dieses Wort hat getroffen und verletzt.«
Schaudernd wende ich mich ab. »Gibt es hier noch weitere Worte?«
»Wir haben noch den Raum der aus dem Sprachschatz verschwundenen Worte.«
»Ist darüber das letzte Wort schon gesprochen?«, frage ich.
»Darauf gebe ich Ihnen mein Wort!«
Unverrichteter Dinge verlasse ich das Fundbüro. Der Verlust meiner Worte treibt mir die Tränen in die Augen. Verzweifelt und halb blind torkle ich durch den Stadtpark und komme an einem Spielplatz vorbei. Dort toben Kinder und fallen einander lauthals ins Wort.
Plötzlich, ganz intuitiv, schnappe ich Worte auf, halte sie fest. Erst danach begreife ich, dass es meine Worte sind, dass ich sie gefunden habe. Wärme strahlt vom Herzen zum Kopf, Glück zieht die Mundwinkel bis zu den Ohren, und ich schwebe wie auf Wolken.
Kennen Sie das auch, dieses unbeschreiblich gute Gefühl, wenn man nach langem Suchen endlich die richtigen Worte gefunden hat?
Kommentar: Eine geistreiche Glosse zum Begriff „Wort“, die einen schmunzeln lässt. Man kann trefflich über die einzelnen Aspekte nachdenken.
Der Lauf der Jahreszeiten…
Frühling lässt sein blaues Band,
wieder flattern durch die Lüfte.
Süße, wohlbekannte Düfte
streifen ahnungsvoll das Land…
Wer kennt es nicht, das Gedicht von Eduard von Mörike?
Wunderschöne Verse, die den nahenden Frühling ankündigen.
Ich gebe zu, jede Jahreszeit hat ihren Reiz.
Im Sommer verbringen wir die warmen Tage am Meer.
Wir genießen es, wenn um uns herum alles grünt und blüht. Die Farbenpracht macht gute Laune. Wir verbringen viel Zeit in der Natur und nehmen sie mit allen Sinnen wahr.
Dann werden die Tage kürzer.
Die Natur bereitet sich auf den Winter vor. Nebel zieht über die Felder, und unter den Laubbäumen breitet sich ein bunter Blätterteppich aus. Das trübe Herbstwetter lässt mich nachdenklich werden. Wie gerne möchte ich die Zeit anhalten. Noch einmal Kind sein, Drachen steigen lassen, Eicheln und Kastanien sammeln und kleine Figuren basteln. Doch ich kann die Zeit nicht zurück drehen. Eine eigenartige Stille umgibt mich, wenn ich die letzten Sonnenstrahlen im Garten genieße.
Das ratternde Geräusch von Rasenmähern und
Laubbläsern ist verstummt. Die Erde riecht nach nassem
Moos und nach modrigem Holz.
Eines Morgens dann, hat silbrig glitzernder Frost meinen
Garten über Nacht in eine eisige Winterlandschaft verwandelt. Die letzte Jahreszeit – der Winter – ist da.
Der erste Schnee lässt nicht lange auf sich warten. Er verwandelt die Landschaft in eine, Traumwelt. Die Blüten der Herbstastern und Anemonen sind von Schnee bedeckt und sehen aus, als hätte der eisige Winter sie mit Puderzucker bestäubt. An gemütlichen Abenden am Kamin, bei prasselndem Feuer und Kerzenschein, stimmen wir uns auf das bevorstehende Weihnachtsfest ein.
Es kehrt Ruhe ein…
Doch, irgendwann, nach einem langen Winter, kann ich es kaum noch erwarten von zwitscherndem
Vogelgesang geweckt zu werden. Vogelschwärme, die in warmen Ländern, überwintert haben, kehren endlich zurück in meinen Garten.
Ich spüre es ganz deutlich, es liegt etwas in der Luft. Am Kirschbaum sind bereits kleine Knospen zu sehen. Die Krokusse strecken ganz vorsichtig ihre Blüten den ersten Sonnenstrahlen entgegen. Ein leichter Windhauch trägt den süßlichen Duft der Maiglöckchen über die Wiese hin zu mir. Ich will mich berauschen lassen vom Duft des Flieders, der Narzissen und dem frischen Gras. Mit allen Sinnen möchte ich die Natur erleben. Langsam werden die Tage länger, und in der Abenddämmerung vernehme ich, aus dem Wald hinter dem Haus, den schaurigen Ruf des Käuzchens. Ich habe ihn vermisst, den kleinen Waldkauz. In seiner Umgebung erwacht der
Wald zu neuem Leben. Er lädt ein zum Innehalten und
um innere Ruhe zu finden.
Ich möchte dem Grau des Winters und dem
wolkenverhangenen Himmel entfliehen, den Frühling
riechen und die Vielfalt seiner Düfte entdecken.
… Veilchen träumen schon,
wollen balde kommen.
– Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's!
Dich hab ich vernommen!
Gedöns
Herr Seeliger flaniert gerne durch die Fußgängerzone und beobachtet das bunte Treiben, das sich jeden Samstag vor ihm entfaltet. Bei einem Punk, der im Schneidersitz aus einer Bierdose trinkt, bleibt er stehen. Vor ihm stehen drei leere Konservenbüchsen, wohl für Almosen, beschriftet mit dem Zweck der Spende: „Trinken“, „Kiffen“ und „Gedöns“. Herr Seeliger wird neugierig und spürt eine für ihn ungewöhnliche Geberlaune. Er wartet das Ausklingen eines langen Rülpsers des Mannes mit dem roten Irokesen ab und spricht ihn an:
„Entschuldigen Sie die Störung. Mein Name ist Seeliger. Professor Doktor Emeritus Seeliger.“ Der Punk führt, ohne zu antworten, erneut die Bierdose an den Mund. Unbeirrt fährt Herr Seeliger fort:
„Hätten Sie die Güte, mir ihren werten Namen zu verraten?“
„Furunkel!“
Herr Seeliger runzelt die Stirn. „Ich würde Ihnen gerne einen Geldbetrag überlassen, bin mir aber unsicher wofür. Was genau verstehen Sie unter „Gedöns“?“
Der Punk kratzt sich mit verhangenem Blick am Hintern und wischt sich Bierschaum vom Mund.
„Meinen Sie damit das Affektierte oder Manierierte oder vielmehr Firlefanz, wertlosen Plunder?“
Furunkel blickt Herrn Seeliger weiter an und zieht gut hörbar seinen Naseninhalt nach oben.
„Wertlosen Plunder! Etymologisch ist der Begriff auf das mittelhochdeutsche Wort `Gedense` zurückzuführen, was so viel heißt wie `Hin- und herzerren`.“
Herr Seeliger nickt anerkennend. „Was wäre das in Ihrem Falle? Wissen Sie, ich will mich nicht über Gebühr in Ihre Angelegenheiten einmischen, aber ich wüsste schon gerne, wofür mein Geld seine Verwendung findet.“
„Damit ist alles gemeint, was nicht geraucht oder getrunken werden kann, überflüssiges Zeug eben.“
„Aha!“ Herr Seeliger nimmt seinen Hut ab und kratzt sich an seinem kahlen Schädel. „Zum Beispiel eine Handcrème?“
„Prinzipiell ja, aber eher unwahrscheinlich.“
Herr Seeliger entdeckt in einem Papierkorb einen leeren Schuhkarton. Das bringt ihn auf eine Idee. Aus einer Manteltasche zückt er einen Füller, mit dem er das Wort „Gesundheit“ auf den Karton schreibt und stellt diesen neben die Dosen.
„So!“ Herr Seeliger richtet sich keuchend wieder auf. „Ich denke, in Ihre Gesundheit, Herr Furunkel, ist meine Spende gut angelegt. Gehen Sie doch mal ins Fitnessstudio oder vereinbaren einen Termin bei einem Masseur.“ „Bist Du auch mit einer Pediküre einverstanden?“, fragt Furunkel zurück. „Meine Fußästhetik lässt sehr zu wünschen übrig.“ Furunkel schaut über seine linke Schulter. „Lucy! Sei so lieb und schau mal in meinen Terminplaner, ob ich diese Woche noch eine Lücke für eine Pediküre habe.“ Lucy, die gerade mit einem Messer ein faustgroßes Stück Zwiebelmett auf einem Brötchen verteilt, nickt und fängt an, in einem Rucksack zu wühlen. Dann zieht sie einen Terminkalender hervor.
„Vor- oder nachmittags?“, ruft sie ihm zu. „Nachmittags! Ich beliebe gemeinhin auszuschlafen.“ Herr Seeliger ist zufrieden, legt einen Geldschein in den Karton, zieht zum Abschied seinen Hut und geht davon.
Kommentar: Der Autor wirft einen Blick auf eine Szene, wie sie sich heutzutage jederzeit ereignen könnte und stellt dabei dennoch die Rollen der Teilnehmenden infrage. Das macht Spaß.
tiefblau
Sternenschiff geh nicht unter
die Welt schaut zu wenn der Rumpf der
Kapitäne das Steuer herumreißt
digitales Schämen die
Weltmeere sind verpixelt
starren auf Angelfüße und
zu Messern geschliffene
Nägel mit denen man
Schritte ausnimmt als wären sie
zappelnde Fische
Am Abgrund
Hier steh` ich am Abgrund und schaue hinauf
zum Himmel, dem dunklen, und warte darauf,
den letzten Schritt auf Erden zu tun,
vielleicht kann meine Seele dann endlich ruh’n.
Du hast mir genommen das Liebste der Welt,
einfach so, ohne dass die Zeit innehält,
das Herz mir entrissen, mein Leben zerstört,
ich verachte dich, du bist es nicht wert.
Plötzlich ein Lichtstrahl durch die Wolken bricht,
ein Lufthauch kitzelt mein Angesicht,
den schönen Falter hab‘ ich gleich erkannt,
läßt sich nieder auf meiner Hand,
um sich zu wärmen in der Frühlingssonne,
ihn zu betrachten ist eine Wonne.
Viel zu vergänglich dieser Moment
und ist doch für die Ewigkeit geschenkt.
Er flattert auf, entschwindet meinem Blick,
ich seh‘ ihm nach und die Hoffnung ist zurück.
Ära der ausgestorbenen Katzen
Die Zeit wird kommen
wenn Katzen – all die Gezähmten und die Wilden –
ausgestorben sein werden
und das Hundegenom nicht mehr
auf vier Beinen umherstreift
sondern in einer Labortiefkühltruhe schlummert
der Hund in vier Zellen – unvollendet
und doch zu Ende
die Zeit wird kommen
dass Archäologen keinen Ausgrabungen mehr nachgehen,
sondern digitale Formate, Fragmente historischer pdfs,
wie Hieroglyphen zu entziffern suchen
Und die Entdeckung der heutigen digitalen Archive
als historisches Ereignis betrachtet wird
-- wie früher die Entdeckung der Pyramiden
die Zeit wird kommen
wenn künftige Generationen
unsere heutigen genetischen Datenbanken abarbeiten
und uns – einen nach dem anderen –
aus unserer ewigen Ruhe
ins Leben zurückrufen
einzig um uns anzuklagen
-- der Verbrechen gegen den Planeten --
und uns, mit unseren Herzen aus Fleisch, Blut, Plastikteilchen,
bleibt dann nur noch zu flüstern:
mea culpa
Winterhaut
manchmal
ist es dunkel in mir
dann finde ich
die Hoffnung nicht ...
das Herz
aufgerissen genäht vernarbt
schlägt noch
tritt dem innerlichen Verhärten
entgegen
bietet alle Kraft auf
eine Rose zu sein
unter meiner kalten blassen
Winterhaut
Liebelei(d)
Der Zitteraal quält die Geweide,
es ächzt das Herz, der Magen bebt,
Gefühle fahren Karussell -
Herzschlag, der nach oben strebt.
Die Sinne längst in Einzelhaft,
Der Selbstwert gar gering,
zu spät kommt die Erkenntnis Dir,
des Universums g´fährlichst´ Tier -
das ist der Schmetterling.
blaue tränen
der tag
stimmt sich mild ein
auf das was kommt
nimmt groll
lächelnd
entgegen
bleibt sanft
wie wogen
in wintergerste
hebt heraus
was zu leicht
für die schwere des seins ist
gehen weiter
als wir dachten
erstarken
an blauen tränen
werden neu
in all unsrer pracht
Glitzer Gold und Feen Staub bei Nacht Viele, viele Tausend Kilometer waren es .57 Kostüme, 57 mal eine verschiedene Identität.
Ich blicke auf meine Pinnwand, wo all die Bänder der Nacht hängen. Dort hingen sie alle, in allen Farben und jedes Festivalband erzählt seine ganz eigene Geschichte.
Es sind 57 Stück. 57 Geschichten des Lebens wow. Ich habe nur bei dem Gedanken an die unzähligen Tage und Nächte Gänsehaut, Musik in den Ohren, und ein Gefühl von Freiheit.
Der erste Tag, in dem man im Auto sitzt, seine Reise in eine andere Welt beginnt. Für nur ein paar Tage, es ist unbeschreiblich. Ortsausgangs Schild der Heimat, es steigt die Vorfreude, das Lachen im Gesicht, die Musik wird lauter gedreht, die Beine wippen, man sieht zu seinen Mitfahrern oder sogar Mitfahrgelegenheiten und alle haben denselben Ausdruck im Gesicht. Den Ausdruck der Freiheit, der Freude, dem Alltag entfliehen zu können. Geschäftsmänner, Hausfrauen, Jugendliche, egal wer
oder was man im wahren Leben war, spielte ab dem ersten Fußabdruck auf dem
Festivalgelände keine Rolle mehr. Hier konnte man sein, wer man wollte und was man will, es gab keine Verspottung, keine Prügeleien es gab nur Harmonie, Hilfsbereitschaft und Gemeinsamkeit.
Auch wenn man Bekanntschaften schloss, ging man am Ende des Festivals seiner Wege oder auch nicht.
Unzählige Fotos entstanden, Kilometer wurden zurückgelegt, die verschiedensten Speisen aller Kulturen angeboten und gegessen, aber eins war immer ein muss ein frisch gepresster Orangensaft, er brachte das Leben In dir zurück , deine glasigen kleinen Augen erholten sich gerade von der Nacht davor.
Der Zauber eines Musikfestivals ist nur nachzuvollziehen, wenn man es einmal erlebt hat. Es gibt kein Alter dafür, es gibt nur die Momente, die man erleben kann. Es ist nicht nur die Musik vieler toller Künstler, es ist der Aufbau einer eigenen kleinen Stadt.
Von Kultur bis hin zu einem Job war alles möglich. Wenn man nicht mit schwarzen Füßen die Tage beendet hat, hast du es nicht richtig gemacht. Es regnet in Strömen, der Beat liegt in deinen Ohren, deine Augen sind zu, du breitest die Arme auseinander, tanzt unbeschwert fast leichtfüßig, der Regen ist das i-Tüpfelchen. Der Moment, wie auf einem Goa Festival z.b wo die Musik mit einem fraulichen sanften Gesang,beginnt und das ist ein Muss, kommt genau der Punkt, in der du in die Menge schaust, alle Beine der Menschen anfangen zu tippen und dann der Fette Beat, in dem alle los hüpfen und identisch Tanzen, obwohl niemand sich kennt, keiner was einstudierte das ist es, was dir das absolute Glücksgefühl gibt.
Es wird Nacht, Elfen, Schmetterlinge, Seifenblasen, Leuchtkugeln bewegen sich, ob an der Kleidung der Leute oder die Dekoration , es ist spektakulär. Man wünscht sich, die Zeit bleibe immer in dieser Nacht stehen.
Kurz mal zum Campingplatz gehen, Zigaretten holen das klappte nie ,,lachen“ unmöglich, denn du bleibst mindestens 5-mal auf der Strecke stehen und triffst Leute, die Musik machen, ein Kunststück vorführen, ein Gespräch, welches dich fesselt. An nichts kommst du einfach so vorbei, und plötzlich, findest du dich in einem Camp wieder, dass nicht deines war und sitzt mit Leuten zusammen, die du zuvor nie gesehen hast und mit denen du im Alltag wohl nicht sitzen würdest. Denn das war es, jedes mal aufs neue. Die langen Sommernächte wurden zu einem Teil meines Lebens. Hinter dem jetzt verbirgt sich das Lachen der Erinnerung. Unzählige Menschen verschiedenster Kulturen habe ich kennenlernen dürfen und dafür bin ich unendlich dankbar, die Zeit, die ich mit ihnen verbrachte, war einzigartig.
Was hat man gelacht ... ein ganz besonderer Moment auf einem Festival, der mir immer im Kopf bleib, geschah auf einem Elektrofestival vor vielen Jahren. Wir waren mit Freunden da , doch Alkohol durfte man uns nicht geben und erst recht nicht anderes, da waren wir außer Rand und Band. Es genügte, ein Wort ein einziges doofes Wort, zu einem bestimmten Pegel, und einer bestimmten Situation da kam es, ,
und wir konnten einfach nicht mehr inne halten. Das Wort ,,Bestimmt“. Bestimmt wollen sie das, bestiiimmmmttt ,,lach“ bestimmt gehen wir gleich los, bessssstttiiiimmmmt tun wir das .
Bestimmt gehen wir jetzt dahin. Das Wort bestimmt war nun Bestandteil jeden Satzes. Wir kugelten uns vor Lachen auf dem Boden, keiner konnte uns aufstehen helfen denn wir wollten es nicht es tat schon weh im Bauch. Irgendwann hingen wir in Seilen fest meine Freundin und ich, wir lachten über alles, so das sogar ausländische Gäste schon lachten doch wir konnten es ihnen nicht übersetzen denn wir wussten es ja selbst nicht mehr. Sie war geil die Zeit wir waren zu allem bereit .
Die Nacht begann, langsam kamen alle zu den Bühnen alle Lichter waren in vollen Zügen zu genießen. Der Gang zum Festival war stets der aufregendste. Es gab kein
Links-Rechts Geh-Gebot oder irgendwelche Regeln, sondern man spürte den Drang , einfach ein eigenes fantasierendes Ich zu leben. Man setzte sein Lächeln auf, ein glückliches, und stürmte das Gelände, man schaute in die Runde und traf sich immer wenn man es wollte. Diese Musik in meinen Ohren ließ alles um mich herum vergessen. Von der Service Kraft, zum Standverkäufer es waren alle harmonisch. 3 Tage voller Emotionen und Freude , Glück, Love Pease und Harmonie..Tag eins ist fast vorüber, man geht völlig Müde zum Camp, will nur noch schlafen, Sich ausruhen, denn in ein paar Stunden geht es weiter und man möchte wieder dabei sein ....Stunden später, pünktlich zur Nacht sind die Batterien wieder aufgeladen. Das Outfit zurecht gelegt, den Pinsel ins Glitzer getaucht , und die Feen Flügel angelegt. Kein Tag ist wie der andere, doch der weg zum Festival Gelände ist stets der selbe, jedoch entdeckt man an jeder Ecke etwas neues. Der Zauber der Nacht ist in Worten kaum wieder zugeben, und so passiert es auch mal das die Nacht zum Tag wird. Es gibt unzählige Geschichten die man dort erlebt, dass diese ein eigenes Buch verdienen.
Kommentar: Das ist für viele eine fremde Welt. Interessant zu erfahren, wie manche jungen Menschen so etwas erleben. Entwickelt sich hier eine neue Sprache, oder ist das nur Vernachlässigung der bestehenden Sprache? Ich finde den Text authentisch und faszinierend. Schließlich bin ich kein Schulmeister. Ich betrachte das als ein Sprachdokument. Alles wurde im Originalzustand belassen, keinerlei Korrekturen durchgeführt.
Der Himmel über Manila
Gut fünfzehn Jahre, bevor wir in der Mission Familienzuwachs diesen Ort besuchen sollten, stand ich am Flughafen vor der Anzeigetafel, die mit rhythmischem Klackern alle paar Minuten die nächsten Destinationen und Abflüge aktualisierte, und starrte auf die Anzeige. „Manila“ stand da.
Manila, Hauptstadt der Philippinen. Es stiegen Bilder in mir auf. Palmen, endloser Sandstrand, türkisfarbenes Meer, fröhliche Farben. Dieses Trugbild bewahrte ich mir, keine Farbe verblasste. Es hielt sich hartnäckig.
Da wollte ich hin.
Mit einem Kindervorschlag stiegen wir 2015 in ein Flugzeug mit eben diesem Ziel: Manila. Zufall und doppeltes Sehnsuchtsziel. Wir werden diese traumhafte Stadt kennenlernen (ja, ich glaubte das immer noch) und einen fast fünfjährigen Jungen abholen, der ab diesem Zeitpunkt unser Sohn sein wird. In die Träume von Palmen, Sand und Meer webt sich der Traum von diesem Kind.
Manila ist eine Stadt, die einen im Stakkato erschlägt.
Mit der Landung erschlägt einen zunächst die schwüle Luft. Sie ist drückend, sie ist erdrückend, diese Luft.
Es ist der Himmel über Manila, der Freude und Licht zu ersticken scheint. Ein Himmel, der wie Dämmwolle schwer über der Stadt liegt.
Dieser Himmel hält alles das unter sich gefangen, was sich unter ihm abspielt.