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Ein Thriller über eine gnadenlose Jagd, über die geschundene Seele einer jungen Frau und über die Macht der Medien, die Menschen zu Bestien machen können: ein literarischer Großstadt-Thriller, ein großartiger Ani.
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Seitenzahl: 377
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Friedrich Ani, geboren 1959, lebt in München. Er schreibt Romane, Gedichte, Jugendbücher, Hörspiele und Drehbücher. Seine Romane wurden in mehrere Sprachen übersetzt und vielfach prämiert. Er erhielt sechs Mal den Deutschen Krimipreis sowie den Adolf-Grimme-Preis und den Bayerischen Fernsehpreis. Seine Romane »Süden« und »M« standen wochenlang auf Platz 1 der KrimiZEIT-Bestenliste und wurden 2012 und 2014 zu den besten deutschsprachigen Kriminalromanen des Jahres gewählt. Friedrich Ani ist Mitglied des Internationalen PEN-Clubs.
Dieses Buch ist ein Roman. Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind nicht gewollt und rein zufällig.
© 2015 Emons Verlag GmbH Alle Rechte vorbehalten Umschlaggestaltung: Brian Barth eBook-Erstellung: CPI books GmbH, LeckISBN 978-3-86358-837-3 Thriller Überarbeitete Neuausgabe Erstausgabe 1997
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And your lips, ruby-blue, never speak a sound.
Steve Harley, »Sebastian«
1
Angst? Ich? Ich hab keine Angst. Ich hab überhaupt keine Angst mehr. Und das verdank ich Ihnen, und das ist wunderbar. Endlich fürchte ich mich nicht mehr vor den Menschen, speziell den Frauen, wie Sie wissen. Bin ich jetzt ein neuer Mensch, Frau Dr.Claussen? Mein Job macht mir Freude, ich arbeite mit einem perfekten Partner zusammen, Anfang vierzig, verlobt, ich hab seine Verlobte kennengelernt, sehr nett, ein wenig extravagant. Und dann hab ich meine Wohnung neu eingerichtet, neues Sofa, neuer Teppich, die alten Sachen waren total versifft, das tut gut, mal die Fenster aufzureißen und Luft reinzulassen, Durchzug, Frau Doktor, der absolute Durchzug. Wie spät? Noch Zeit. Bin ja kaum zu Hause, Tag und Nacht unterwegs, die Sicherheitsbranche boomt, aber ich mach nur die harten Sachen, ich arbeite vor Ort, Bewachung am Objekt, Observation, Verfolgung. Meistens benutze ich nur eine Pistole, präzise Angelegenheit, vorgestern kam ich einem Autoschieber auf die Schliche, die sind clever, die Typen, total ausgeschlafen. Mit einem wie mir hat der nicht gerechnet, ich hatte ihn schon seit einem Monat im Visier, wollte warten, bis er wieder zuschlägt, und vorgestern war's dann soweit. Natürlich wollte er türmen, ich hab ihn erwischt, die Kugel traf ihn in die Schulter, und dann bin ich zu ihm hin, weil er sich bewegt hat, und ich dachte, er haut ab. Soviel ich weiß, liegt er immer noch im Koma. Ich arbeite häufig mit den Stiefeln, damit rechnen die nicht, ich muss auf der Hut sein, wenn ich nicht aufpass, legen sie mich um. Ich bin gern derjenige, der die Richtung vorgibt, den Ablauf, ich bin der Aktive. Das verdank ich Ihnen, Frau Dr.Claussen, dass ich handele, anstatt abzuwarten, Sie haben mir geholfen, aufzuwachen, wunderbar. Gut, dass ich vor sechs Monaten wieder zu Ihnen gekommen bin, das war ein plötzlicher Entschluss, Sie erinnern sich, plötzlich stand ich vor der Tür, und Sie haben mich gleich wiedererkannt, sehr angenehm. Sie wussten sogar noch meinen Namen. Doch jetzt hab ich das Gefühl, ich bin auskuriert, wenn ich das so offen sagen darf, offen sprechen ist ja wichtig, das tut gut, das muss man üben. Ich sprech sehr offen, vor allem mit den Frauen, dann gibt's keine Missverständnisse.
»Sie warten hier, Nikolaus, i bleib höchstens a Stund'. Und rufenS' mei Frau an, sie hat wieder ihre Tage, Sie wissen scho, nicht die Tage, sondern ihre Geistertage, hoffentlich rennt's net wieder wie geistesgestört durch die Stadt und quatscht fremde Leute an.«
»Ja, Herr Staatssekretär.«
Erwin Hauser knallte die Tür seines Dienstwagens zu, stöhnte, wischte sich den Regen vom Jackett und eilte auf den Eingang des Polizeipräsidiums in der Ettstraße zu, in dessen Innenhof Polizeipräsident Volker Sarkowski seinen sechzigsten Geburtstag feierte. Seit Tagen goss es in Strömen, doch heute, am späten Nachmittag, hatte es aufgehört.
Im Hof standen leere Bänke und Tische und vier Streifenwagen.
»Die Sause ist im zweiten Stock«, sagte der wachhabende Beamte an der Pforte. »Grüß Gott, Herr Staatssekretär.«
Hauser hob kurz die Hand zum Gruß und verschwand wortlos im Haus.
In der Löwengrube, einer schmalen Straße, die an der Rückseite des Polizeipräsidiums vorbeiführte, bewunderten Passanten den silbergrauen BMW540i, in dem ein Mann mit finsterer Miene hinter dem Lenkrad saß und Schlagermusik hörte, seine Lieblingskassette »Best of Vicky Leandros«. Seit drei Monaten war Nikolaus Sorge der Chauffeur von Erwin Hauser, und er hatte bereits dessen Vorgänger Borchert gefahren, der jetzt ins Sozialministerium gewechselt war, weil er dort angeblich mehr taugte, wie Hauser ihm einmal beim Wein zugeraunzt hatte. Für Sorge waren sie alle Versager, diese Staatssekretäre mit ihren dreißigtausend im Monat und ihrem persönlichen Referenten und ihrer persönlichen Sekretärin und ihrem persönlichen Chauffeur und ihrer ganzen wichtigtuerischen Aufgeblasenheit, die sie auf irgendwelchen Empfängen, die es ohne sie gar nicht geben würde, zur Schau stellten.
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