Achtsames Hundetraining - Jesse Sternberg - E-Book

Achtsames Hundetraining E-Book

Jesse Sternberg

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Beschreibung

Der kanadische Achtsamkeitslehrer Jesse Sternberg verbindet Achtsamkeitstechniken mit Tierpsychologie und Meditation – so werden du und dein Hund ruhig und friedlich und meistern jede brenzlige Situation. Ängste, Neurosen und Aggression werden durch nonverbale Kommunikation zu Einklang. Du baust Empathie und Vertrauen auf und bist als „entspannter Alpha“ der treue Freund deines Hundes.

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Seitenzahl: 221

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Buch

Wie baue ich eine Beziehung zu meinem Hund auf, die sanft ist und voller Achtsamkeit? Der kanadische Meditationslehrer und Hundetrainer Jesse Sternberg bietet einfache, umsetzbare Lösungen für Kommunikationsprobleme zwischen Mensch und Tier an. Anhand von Fallbeispielen, die jede Hundeliebhaberin und jeder Hundeliebhaber kennen, erklärt er, wie die meisten Probleme unserer Haustiere durch intensive Gefühle entstehen, die durch die Umwelt, uns selbst oder frühere Konditionierungen verursacht werden. Zur partnerschaftlichen Beziehung tragen viele Übungen und Meditationen für Mensch und Tier bei – zur Linderung von Ängsten, zur Heilung von Neurosen, zur Überwindung von Aggressionsproblemen und zur Umwandlung von Spannungen in Harmonie.

Autor

Jesse Sternberg ist Achtsamkeitslehrer, Meditationsleiter und Hundetrainer. Er arbeitet seit über 30 Jahren mit Tieren und ist der Gründer des Peaceful Alpha Project. Sternberg bietet Trainings, Workshops und Kurse über achtsames Hundetraining und die Geheimsprache der Hunde in Nordamerika und online im Netz an. Er lebt im kanadischen Toronto. Weitere Informationen: www.peacefulalpha.com

Jesse Sternberg

Achtsames Hundetraining

Gelassener Mensch Gelassener Hund

Aus dem Amerikanischen von Yutta Klingbeil

Mit Illustrationen von Findhorn Press

Wir haben uns bemüht, alle Rechteinhaber ausfindig zu machen, verlagsüblich zu nennen und zu honorieren. Sollte uns dies im Einzelfall aufgrund der schlechten Quellenlage bedauerlicherweise einmal nicht möglich gewesen sein, werden wir begründete Ansprüche selbstverständlich erfüllen.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Deutsche Ausgabe Februar 2024

Copyright © 2021 der Originalausgabe: Jesse Sternberg

Copyright © 2023 der deutschen Erstausgabe: Lüchow in Kamphausen Media GmbH, Bielefeld

Copyright © 2024 dieser Ausgabe: Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Originalverlag: Inner Traditions International Ltd., Rochester, Vermont, USA

Titel der Originalausgabe: Enlightened Dog Training

Lektorat: Ulrich Magin

Illustrationen: Findhorn Press

Autorenfoto: © Neal Matyas

Cover: Wilfried Klei nach amerik. Original

Covermotiv: © Findhorn Press

Layout und Satz: Wilfried Klei

ISBN 978-3-641-37059-6V001

www.goldmann-verlag.de

In Liebe zu meinem Rudel,Noah und Jordyn

Vorwort

1Zum entspannten Alpha werden

2Die geheime Sprache der Hunde

3Grundsätze des achtsamen Hundetrainings

4Kommandos mit Respekt und Liebe erteilen

5Kraftgegenstände – Die Lösung für das unpassende Verhalten deines Hundes

6Hundebox-Training – Meditationsort für deinen Hund

7Neurosen und Ängste heilen

8Aufmerksames Gehen an der Leine

9Zen und die Kunst, Aggressionen abzubauen

10Reichlich Freude und Lebenskraft für dich und deinen Hund

11Adoption – Vertrauen gewinnen und das Herz öffnen

12Wie die Weisen ihre Hunde füttern

13Das Einmaleins der Welpenzeit – In jungen Jahren erziehen

14Kinder als entspannte Alphas

Nachwort

Anhang

Liste der Abbildungen

Zusammenfassung der Trainingstipps

Zusammenfassung der Meditationen

Weiterführende Literatur

Über den Autor

Vorwort

Es war an einem Freitagmorgen, halb sieben in der Früh. Ich war schon ganz in meinem Element. Die frische Luft des kanadischen Herbsts hinterließ ein Brennen auf meinen Wangen, als ich mit meiner haarigen Geschäftspartnerin ins Büro kam: meiner geliebten vierjährigen Schäferhündin Maydel, der Inspiration hinter allem. Zu dieser Tageszeit fühlte ich mich sehr wohl dabei, meine verschlafene Begleiterin ohne Leine auf dem Gehweg hinter mir herlaufen zu lassen.

Sie folgte mir treu und ignorierte die Mülltüten, Eichhörnchen und Jogger, die sie für meinen Geschmack viel zu sehr in Versuchung bringen wollten. Ich vertraute ihr, sie vertraute mir. Ich bemühte mich, sie nicht mit Argusaugen zu beobachten. Meine Körpersprache hätte ihr sonst ein Gefühl der Angst vermittelt, dass sie etwas falsch macht. Das hätte gereicht, um meine entspannte Alpha-Kraft zu schwächen.

Obwohl ich Maydel die meiste Zeit des Spaziergangs den Rücken zugekehrt hatte, war ich dennoch nicht unaufmerksam. Ich konnte die Geräusche ihres Halsbandes hören, wenn sie mal schneller, mal langsamer ging, je nachdem, was ihre Nase unterwegs alles aufspürte. Mein zotteliger Guru hatte sich diese Art der Freiheit mit mir verdient. Ich wusste, sie würde jederzeit zu mir kommen, wenn ich sie riefe. Ich wusste auch, dass sie sehr wahrscheinlich irgendwo ihr Häufchen machen würde, das ich einsammeln müsste. Auch wenn es so aussah, als wäre ich distanziert (ein unverkennbares Merkmal eines Alphas), war meine ganze Aufmerksamkeit doch auf den gegenwärtigen Augenblick gerichtet.

Wie immer meditierte ich während unseres Spaziergangs. Ich lief aufrecht und locker, und meine Füße verbanden sich bei jedem Schritt mit der Erde. Meine Bewegungen waren fließend und von einer rhythmischen Anmut, und durch meine Kopf-Herz-Verbindung strahlte ich geschmeidig ein Gefühl des Wohlwollens aus. So bewegen sich Tiere, wenn sie friedlich sind, deshalb sollte sich ein entspannter Alpha auf die gleiche Art bewegen. Wie sonst können wir unseren Hunden zeigen, dass wir die Geheimsprache der Hunde beherrschen? Damals wusste ich noch nicht, dass mich die Arbeit mit Hunden verändern würde. Ich sollte selbst zu einem sehr hoch entwickelten Tier werden und gewann dabei sogar übernatürliche Fähigkeiten.

Um sechs Uhr fünfundvierzig, auf den Punkt genau, liefen wir durch die schmale Gasse zum Hintereingang meines Geschäfts. Ich betrat den Laden gern um diese Uhrzeit. Es war immer so schön ruhig, sauber und Zen-ähnlich. Ich schloss die Tür auf, schaltete die Lichter ein und holte mir anschließend schnell einen Kaffee von der anderen Straßenseite. Eigentlich hatten wir erst ab sieben Uhr morgens geöffnet, aber oft kam ich zurück und fand bereits zwei oder drei Hunde, die sich selbst hereingelassen hatten. Sie waren Stammkunden und brauchten mich nicht zu begrüßen. Am frühen Morgen war das die Aufgabe von Maydel. Außerdem hatte ich getrennte Einweg-Hundeklappen eingebaut und diese Klienten für solche Fälle trainiert.

Es war nun Viertel nach sieben, und eine Schar von elf vertrauten Hunden hatte sich bereits eingefunden und niedergelassen. Ich hatte meinen Kaffee ausgetrunken, das Räucherwerk angezündet, und im Hintergrund spielte sanfte klassische Musik. Ich war organisiert, energiegeladen und fühlte mich von innen heraus sehr präsent. Ich saß in meinem Meditationssessel in der hintersten Ecke meiner Hundetagesstätte. Neun der Hunde hatten sich um meine Füße herum versammelt. Sie saßen oder lagen in der Form eines Halbkreises. Es fühlte sich so an, als wären unsere Bewusstseinszustände alle miteinander verschmolzen, was die ruhige Aufmerksamkeit in mir noch verstärkte.

Ich hatte kein einziges Wort mit den Hunden gesprochen, seit sie angekommen waren. Ich hatte sie auch nicht berührt oder zugelassen, dass sich mein Oberkörper direkt auf sie zuneigte. Stattdessen richtete sich meine Aufmerksamkeit hauptsächlich auf die Glocken, die an der Eingangstür hingen. Eine wichtige Aufgabe eines entspannten Alphas besteht darin, den Schutz des Territoriums zu demonstrieren. Gemessen an der entspannten Energie meines Rudels, hatte ich diese Grundlage eindeutig geschaffen.

Obwohl das Licht im Geschäft brannte, hätte der leere Empfangsbereich neue Kunden zunächst verwirrt. Dieser war wie immer nicht besetzt. Ich wollte nämlich keine Kunden vor neun Uhr empfangen – diese beiden ersten zwei Stunden waren heilig für mich. In dieser Zeit stimmte ich die Hunde auf den ganzen Tag ein.

In den nächsten Stunden klingelte das Telefon bis zu einem Dutzend Mal und weitere zehn bis fünfzehn Hunde kamen an. Ich sprach mit den Besitzern, als sie ihre Haustiere abgaben, notierte Buchungen und hörte mir die Pflegeanweisungen an. Während alldem achtete ich darauf, die richtige Körperausrichtung zum Rudel einzuhalten, damit sie merkten, dass ich das Territorium beherrschte. Außerdem stellte ich mich gleichzeitig auf die Beruhigungssignale der Hunde ein. Hunde leben nur im gegenwärtigen Moment – ich hätte meine Kommunikation mit ihnen gar nicht abstellen können.

Mein Tonfall, meine Körperhaltung und meine emotionale Energie blieben ständig in Kommunikation mit den Hunden, auch wenn es den Anschein hatte, als nähme ich sie gar nicht wahr. Wenn sie sich doch aufspielten, konnte ich mithilfe von Timing, Berührung, Tonlage und verbotener Körperhaltung erheblich Einfluss darauf nehmen, sie emotional wieder ins Gleichgewicht zu bringen und in einen entspannten Zustand zu versetzen.

Sollte das nicht funktionieren, würde ich einfach etwas neues Trockenfutter in einer einzigen Schale in die Mitte des Raumes stellen, ohne jedoch irgendeinen Hund heranzulassen – zumindest nicht am Anfang. Wenn man die Ressourcen kontrolliert, kontrolliert man auch die Energie. Als sich die Hunde beruhigten und vom starken Duft angezogen wurden, belohnte ich nur diejenigen, die die vollständige Sequenz der Unterordnung durchlaufen und das Kinn auf dem Boden abgelegt hatten. Diese Maßnahmen vermittelten dem Rudel genau das Verhalten, das ich von allen erwartete.

All dieses gehörte zu meiner morgendlichen Routine, sechs Tage die Woche, seit fast einem Jahrzehnt. Als mein Geschäft florierte, konnte ich ein großartiges Team anwerben und mein Arbeitsgebiet ausbauen. Ich weiß gar nicht genau, wie es passierte, aber es sprach sich herum, und ich wurde zu einem gefragten Hundetrainer. Ohne eine formale Ausbildung in diesem Bereich hatte ich mich nie wirklich als das gesehen, für das mich die Leute hielten. Stattdessen betrachtete ich mich lieber als jemanden, der den Menschen beibringt, gut mit ihren Hunden zu kommunizieren.

Meine Herangehensweise bestand darin, meine Kunden vertraut zu machen mit dem Reich des Bewusstseins von Tieren, der Theorie der Ressourcenverteidigung, dem Territorialverhalten, hypnotischen Trainingsübungen und natürlich der Geheimsprache der Hunde. Im Grunde meines Herzens wusste ich, dass ich Menschen nicht beibrachte, ihre Hunde zu trainieren. Es ging vielmehr darum, Licht auszustrahlen, das Gesetz der Anziehung einzusetzen, modernste Meditationstechniken zu nutzen und wie eine einfühlsame Seele zu führen.

Ganz sicher hat ein Hund niemals das Gefühl, dass er derjenige ist, der sich danebenbenimmt. Wir sind es, die dieses Gefühl auf den Hund projizieren. Ich bin überzeugt davon, dass Hunde sehr einfühlsam sind, sehr bewusst und unglaublich empfänglich für die Gefühlswelt ihrer Besitzer. Unsere Hunde sind buchstäblich unser Spiegelbild, sie nehmen sozusagen unser unbewusstes „Gepäck“ auf. Wenn wir nervös sind, sind auch sie nervös. Wenn wir gestresst sind, haben sie Angst, dass etwas nicht in Ordnung ist. Wenn wir laut sind, ständig auf unser Handy schauen oder innerlich abgeschaltet haben, verlieren sie das Vertrauen, dass sie bei uns in Sicherheit sind (aber dennoch lieben sie uns – das hört nie auf).

Nach meiner Erkenntnis ist jedes problematische Verhalten unserer Hunde, ob es nun das Anspringen, Winseln oder Bellen ist, einfach nur der Versuch, diese unangenehmen Gefühle aus ihrem Körper zu bekommen, um ihre eigene Energie wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Ein entspannter Hund ist immer ein braver Hund. Das gilt sogar dann, wenn der Hund keine Kommandos kennt und keinerlei Training erhalten hat.

Dieses Buch zeigt auf, mit welchem Verhalten man sich den Respekt seines Hundes verschafft und auf seiner eigenen Ebene kommunizieren kann. Mein Ziel ist es, einfache und erfrischende Taktiken anzubieten, durch die dein Hund zu einem stoischen, gutmütigen und auf natürliche Weise gehorsamen Begleiter wird. Ich berichte über Fallstudien von Menschen und ihren alltäglichen Problemen mit Hunden. Die Geschichten sind mit praktischen Weisheiten gespickt und nehmen dich mit auf eine Reise, auf der du deine eigene entspannte Alpha-Kraft entwickeln kannst. Mit ihr veränderst du die Verhaltensmuster deines Hundes mit Leichtigkeit. Jedes Kapitel enthält eine Illustration, einige einleuchtende Trainingstipps und eine Meditation zur Vertiefung der Lektionen.

Ich hoffe sehr, dich mit diesem Buch zu inspirieren, dein Herz und deinen Geist zu öffnen und dich zu einer tieferen Verbindung mit deinem Hund zu führen.

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Zum entspannten Alpha werden

In meinen frühen Zwanzigern las ich viel von Deepak Chopra. Die Weisheiten aus seinem Buch „Die sieben geistigen Gesetze des Yoga“ gaben mir das Vertrauen und den Mut, mein eigenes Unternehmen zu gründen. In dem Buch fordert er die Leser dazu auf, ihrem Herzen zu folgen, zu dienen, das zu tun, was sie lieben, und darauf zu vertrauen, dass sich das Universum um das Übrige kümmert.

Ich liebte Hunde, und ihre Energie hat meine Seele immer wieder aufgebaut. Früher litt ich unter Angstzuständen und Depressionen. Die Freude, sie um mich herum zu haben, beruhigte mein Herz. Ich stürzte mich Hals über Kopf in meinen Traum, mit Hunden zu arbeiten, und vertraute Deepak (und dem Universum). Ich eröffnete eine Hundetagesstätte inklusive eines Hundefriseursalons in Toronto in Kanada. Und bald war für mich nichts mehr so wie früher.

Ich trat meine Reise in die Welt der Hunde an, indem ich die traditionellen Quellen des Wissens über diese Tiere studierte: Welpeneltern im Park, Züchter, Tierärzte, Reality-Shows und Hundefriseure. Obwohl alle unglaublich viel Erfahrung mit der Welt der Hunde hatten, fühlte ich, dass es noch mehr dazu geben musste. Ich verschlang jedes Trainingsbuch, das mir in die Hände fiel. Ich studierte den Umgang der Mönche von New Skete mit Deutschen Schäferhunden, vertiefte mich in das Buch „Du bist der Rudelführer“ von Cesar Millan, dem Hundeflüsterer, einem prominenten Hundetrainer mit einer Fernsehshow bei National Geographic. Ich beschäftigte mich mit dem Bestseller von Paul Owens, „Der Hundeflüsterer“. Dort beschreibt er, wie Jesus einen Hund erziehen würde, hätte er einen. Ich verbrachte unzählige Stunden mit Online-Videos und nahm die verschiedensten Grundlagen unter die Lupe. Dazu gehörten positive Verstärkung, Rallyes, Gehorsamkeits-, Such-, Rettungshund-, Therapiehunde- und Schutzhundeausbildung.

Ich experimentierte in meiner Hundetagesstätte mit vielen verschiedenen Techniken und merkte schnell, dass keine Methode zuverlässig oder nachhaltig funktionierte. Unterschiedliche Hunde derselben Rasse reagierten oft unvorhersehbar auf die gleichen Trainingsmethoden. Am meisten fiel mir auf, dass, je mehr Hunde ich in ein Training miteinbezog, die Methode desto weniger zu wirken schien. Irgendetwas an dieser modernen Vorstellung des „Hundetrainings“ lieferte mir einfach nicht die gewünschten Ergebnisse.

Durch das Beobachten von Hundegruppen in Hundeparks ohne Leinenzwang oder in meiner Tagesstätte wurde offensichtlich, dass Hunde respektvoll und ruhig miteinander kommunizieren können. Ich habe mich oft gefragt, ob es nicht Hundebesitzer gibt, die gerne einmal ein echtes Gespräch mit ihrem Hund führen würden. Ich konnte doch nicht der Einzige sein.

Die Geheimsprache der Hunde entdecken

Im Frühjahr meines zweiten Geschäftsjahres überschlugen sich die Ereignisse, die mein Leben für immer veränderten. Es hatte mehrere Tage lang heftig geregnet und viele unserer Kunden konnten morgens mit ihren Hunden nicht Gassi gehen. Das schlechte Wetter spülte uns unendlich viele neue Hunde in die Tagesstätte, und wir hatten sehr viel mehr zu tun. Gut für das Geschäft, aber nicht für meine Ängste. Aus einem überschaubaren Rudel von fünfzehn Hunden war plötzlich eine Meute von sechsunddreißig wahnsinnig gewordenen haarigen Vierbeinern geworden.

Die Hunde gingen regelrecht die Wände hoch. Sie rannten, sprangen, bellten, kratzten und jaulten ohne Ende, griffen sich gegenseitig an und hinterließen überall ihr Geschäft! Mein Stresspegel erreichte ein Rekordhoch. Mit keiner der Trainingsmethoden, die ich mir angeeignet hatte, schaffte ich es, ein Rudel dieser Größe zu beruhigen oder zu beherrschen. Jedes Mal, wenn wir uns mit den Hunden durch die Anwendung traditioneller Methoden verbinden wollten, heizte sich die Energie im Raum an und das Rudel wurde noch hyperaktiver und unberechenbarer. Es war meine größte Angst, dass sich ein Hund in meiner Obhut verletzen (oder gar sterben) könnte. Diese Vorstellung drehte sich in meinem Kopf.

Ich saß hinten in meinem Büro und gönnte mir einen Augenblick der Ruhe vor der lauten Meute. Plötzlich hörte ich ein paar Geräusche, die mich aufschreckten. Einen Knall, ein Aufjaulen, dann Stille. Die Reihenfolge dieser Geräusche schreckte mich auf. Sie versetzte mich unerwartet in einen Zustand der reinen Präsenz. Es kam mir so vor wie die transzendentale Erfahrung, über die ich in meinen buddhistischen Studien gelesen hatte. Bislang hatte ich jedoch in meiner Meditationspraxis nur eine leise Ahnung davon erhalten. Als ich in den Empfangsbereich ging, um nachzuschauen, nahm ich alles mit anderen Augen wahr. Mir wurde klar, dass Izzy, unsere beste Klientin (eine junge und unglaublich aufgedrehte schokoladenbraune Labradorhündin), andere Hunde wie der Blitz jagte. Wie ein Hockeyspieler, der die Bande zum Stoppen nutzt, war sie absichtlich gegen die Wand geknallt, um ihren Drall zu stoppen. Glücklicherweise war ihr nichts passiert. Die schlechte Nachricht dabei war, dass sie ein Loch in die Trockenbauwand zum angrenzenden Geschäft gesprengt und sie vollkommen beschädigt hatte.

Mitten zwischen Lachen und Weinen schien sich meine Wahrnehmung von Raum und Zeit in eine neue Wirklichkeit zu schieben. Die Stimme in meinem Kopf beruhige sich, die Geräusche wurden klarer, und ich konnte plötzlich die Gefühle der Hunde spüren, als wären es meine eigenen. Ich erkannte ganz klar, wie die Hunde im Rudel auf ihre eigene Weise miteinander kommunizierten. Henry, der alte Golden Retriever, gähnte die Welpen an – nicht, weil er müde war, sondern um sie zu beruhigen und zu besänftigen. In der Sprache der Hunde wird das Gähnen (unter anderem) als soziales Signal verwendet, um Entspannung zu fördern. Marge, die Shih-Tzu-Hündin, schaute von den anderen Hunden weg, wenn sie pinkelte. Nicht, weil sie verlegen war, sondern weil diese Körperhaltung den anderen mitteilte, dass sie etwas Raum und Ruhe brauchte.

Abbildung 1: Beruhigungssignale

Hunde verwenden ihre Körpersprache, eine Vielzahl von Gesichtsausdrücken und Körperhaltungen, um auf emotionaler Ebene zu kommunizieren. Diese Signale dienen dazu, unnötige Konfrontationen zu vermeiden und den Frieden zu wahren.

Im Allgemeinen sendet dein Hund eine der folgenden Botschaften:

•Ich will mich beruhigen.

•Du musst dich beruhigen.

•Etwas in unserer Umgebung muss sich beruhigen.

Die wahre Tierkommunikation findet im Reich der Gefühle statt. Ich erkannte, dass Hunde absichtlich sonderbare kleine Gesten machen, weil sie damit Emotionen hervorrufen. Indem sie bestimmte Körperhaltungen und Positionen einnehmen, ihr eigenes Timing und ihre Geräusche verwenden, haben Hunde tatsächlich ein charakteristisches Vokabular entwickelt. Als Menschen haben wir uns diesen Bereich nie wirklich erschließen müssen. Aber ich versichere dir, dieses Potenzial existiert in uns und wir können es nutzen.

Mit Hunden in dieser Geheimsprache zu kommunizieren, war im Grunde viel einfacher, als es klang. Schau dir Abbildung 1 auf den vorherigen Seiten an, um einen Eindruck von einem Teil des Hundevokabulars zu erhalten. Das Beste daran war die neue Möglichkeit für mich, dass ich mit jedem Hund, der in meine Tagesstätte kam, kommunizieren konnte. Anstatt meine ganze Zeit mit Hundetraining zu verbringen, konnte ich einfach mit ihnen in ihrer Sprache sprechen. Das alte Sprichwort „Man kann einem alten Hund keine neuen Tricks beibringen“ wurde plötzlich bedeutungslos. Die Verwendung der Geheimsprache der Hunde lieferte mir Ergebnisse, die hundertmal besser waren als die der konventionellen Trainingsmethoden, die ich mir angeeignet hatte.

Transformierende Wirkungen

Als ich begann, mit meinen Ideen über die Geheimsprache der Hunde zu experimentieren, fiel mir auf, wie alle Tiere in der Natur auf diese Weise miteinander kommunizieren. Wölfe, Bären und Kojoten lecken sich die Lefzen, um Beschwichtigungssignale auszusenden. Kühe, Elche und sogar Vögel vermeiden direkten Augenkontakt, es sei denn, sie wollen mit Absicht konfrontativ sein. Eichhörnchen sind Meister darin, verschiedene Körperhaltungen einzunehmen. Ein Alphatier jeder Gattung kann man immer an seinem zwanglosen Einsatz der Schutzhaltung erkennen. Die Lektionen, die ich aus dieser Geheimsprache lernte, galten nicht nur für Hunde, sondern funktionierten auch bei Menschen.

Meine Kunden begannen sich darüber zu wundern, wie sauber die Hundetagesstätte geworden war und wie ruhig ihre Hunde waren, als sie mit ihnen nach Hause gingen. Die Kunden spürten, dass hier etwas Besonderes geschah. Ich musste mich jeden Tag mit einem neuen Rudel auseinandersetzen und oft über dreißig „ungezogene“ Hunde einen nach dem anderen verwandeln. Sie kamen in einem aufgedrehten Zustand zu mir und gingen anschließend als ausgeglichene und folgsame Hunde nach Hause. Das Schönste an der ganzen Sache war, dass mich diese Hunde wirklich liebten und respektierten. Durch das Kommunizieren mit ihnen auf ihrer eigenen Wellenlänge konnte ich sie führen, ihnen ein Gefühl von Sicherheit vermitteln und ihre Achtung gewinnen. Wenn ich ihnen Befehle gab, gehorchten sie natürlich. Das machte ihre Besitzer schließlich neugierig. Sie baten mich, ihnen auch bei ihrem privaten Training zu helfen. Dabei erlebten sie die gleiche Wirkung wie ich.

Damals dachte ich nicht, dass ich meinen Kunden irgendetwas Radikales beibrachte – es ist jedoch oft das Schwierigste, einfach zu lernen, sich auf die Ebene der Gefühle einzulassen. Mit ein wenig Einsatz und etwas Anleitung erkannten sie schnell, wie die schlechten Verhaltensmuster ihres Hundes auf ein Übermaß an Aufregung oder zu viel Angst zurückzuführen waren. Das Geniale an der Geheimsprache der Hunde ist ihre Klarheit. Es ist, als lernte man die Muttersprache des Hundes. Als meine Privatkunden die Geheimsprache beherrschten, entdeckten sie, wie ihre Hunde anders auf sie reagierten. Die Hunde begannen, die Anwesenheit ihrer Besitzer zu respektieren, und folgten bereitwillig ihrer Autorität.

Mit zunehmender Erfahrung konnten meine Kunden auf eine neue Art und Weise mit ihren Hunden in Verbindung treten und alle möglichen bemerkenswerten Dinge tun, von denen sie bislang nur geträumt hatten. Sie konnten die Haustür öffnen, und ihr Hund versuchte nicht herauszustürmen, sondern lief ruhig zurück und legte sich hin. Die Besitzer lernten, den Hund mit langer Leine zu führen oder sogar ohne Leine. Wenn sie ihren Hund riefen, hörte er auf sie. Als sie dem Hund verboten, ihr Thunfischbrötchen anzufassen, wagte er nicht einmal, es anzuschauen. So kam es unweigerlich zu einer großen Veränderung. Meine Kunden vertrauten ihren Hunden viel mehr (und machten sich weniger Sorgen). Dabei wurden sie entspannter, weiser und mitfühlender. Es war, als hätte ihr Hund sie gelehrt, ein besserer Mensch zu werden.

Der Schlüssel zu all dem lag in der meditativen Herangehensweise, mit der sich die Besitzer mit ihren Hunden verbanden. Je entspannter sie auf ihre eigene emotionale Energie eingestimmt waren, desto empfänglicher wurden sie für die Kommunikationssignale ihrer Hunde. Das machte sie zu einem entspannten Alpha. Und nicht nur ihre Hunde, die genau das brauchten und anerkannten, profitierten davon. Auch für Familie und Freunde wurden sie zu einem geerdeten, unterstützenden und liebevollen Anführer für Familie und Freunde. Bei vielen stand es um die Gesundheit und ihre Geschäfte besser, und ihre persönlichen und beruflichen Beziehungen blühten auf.

Im Grunde spiegeln uns alle Verhaltensweisen unserer Hunde unseren eigenen unbewussten emotionalen Rucksack wider. Wenn du das Verhalten deines Hundes bewusst verbesserst, entwickelst du dich automatisch zu dem entspannten Alpha, von dem ihr beide schon immer geträumt habt.

Trainingstipps

Zum entspannten Alpha werden

1. Die Geheimsprache der Hunde können wir uns erschließen, um mit unserem Hund in Kontakt zu treten, sein Verhalten zu ändern und ganz leicht unglaubliche Ergebnisse zu erzielen.

2. Die meisten Verhaltensprobleme deines Hundes basieren auf seinen Impulsen: Er ist entweder zu aufgeregt oder zu ängstlich. Dabei liegt die einfachste Lösung darin, mit ihm zu kommunizieren und ihm dabei zu helfen, wieder ins Gleichgewicht zu kommen.

3. Für einen Menschen ist es leichter, die Geheimsprache der Hunde zu lernen als für einen Hund, die menschliche Sprache zu lernen. Die Beherrschung der geheimen Hundesprache wird dich entspannter, gelassener und zufriedener machen. Außerdem kannst du dadurch ein besserer Mensch werden.

4. Die drei entscheidenden Elemente dieser Hundesprache sind:

•Lerne, mit Ressourcen und Territorien umzugehen.

•Lerne, mit deinem Hund in Verhaltensweisen zu kommunizieren, die er selbst zeigen würde.

•Vertiefe deine Präsenz und deine Einstimmung auf den Hund.

Meditation

Dein Hund ist dein Guru

Setze dich bequem hin oder lege dich auf den Rücken. Lasse deinen Atem natürlich fließen. Werde ruhig und lenke die Aufmerksamkeit auf deinen Körper, während er von selbst atmet. Werde zu einem Beobachter. Wenn dein Hund still auf der Seite liegt und sich in einem Lichtstrahl, der durch das Fenster fällt, ausruht, ist er ebenso ein Beobachter. Nimm deine Gefühle wahr, wie sie kommen und gehen wie Wellen im Ozean. Spüre sie jetzt in dem Wissen, dass sie gleich wieder vergehen werden. Sei dir bewusst, dass du bald Zugang zu einer anderen Bewusstseinsebene haben wirst.

Widerstehe dem Drang, deine Gefühle zu analysieren und zu verstehen. Dein Hund lebt in einer sprachlosen Welt der Empfindungen und Impulse. Nach einiger Zeit wirst auch du darin eintauchen. Erlaube deinem schwatzenden Geist, seine Anstrengungen aufzugeben, während du ihn ohne Bewertung beobachtest. Pflege diese Disziplin, bei deinen Empfindungen zu bleiben, während du eine neue Art von Kraft entwickelst, die aus dem Nichtreagieren entspringt. Kehre zu deinem Atem zurück. Nimm das Gefühl wahr, wie sich deine Lungen ausdehnen und wieder zusammenziehen. Fokussiere deine Aufmerksamkeit und spüre deinen Atem.

Ein Guru ist ein ganz besonderer Lehrer für jemanden, der sich im Meditieren übt. Seine Lehren treten zu dem Zeitpunkt in dein Leben, an dem du dafür bereit bist. Dieses geschieht oft, wenn man das Leben gemeinsam erlebt. Dein Hund ist ein Meister der bewussten Wahrnehmung, ein Experte in der Kunst des Lebens im gegenwärtigen Augenblick und im Erleben von Freude, Frieden und Leichtigkeit. Vielleicht ist dein Hund genau aus diesem Grunde hier, um dir diese Werte zu vermitteln. Die Gegenwart und die Energie deines Hundes können mit ihrer Weisheit deine emotionale Intelligenz steigern und dir inneren Frieden schenken. Denke einmal über diese heilige Beziehung nach, während du meditierst. Bleibe in der Meditation, solange du möchtest.

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Die geheime Sprache der Hunde

Der Schlüssel zum Verständnis der Geheimsprache der Hunde liegt in der Erkenntnis, dass hinter jeder Handlung eines Tieres eine Absicht steckt. Die Forschungsarbeiten der norwegischen Hundetrainerin Turid Rugaas über sogenannte Calming Signals, die Beruhigungssignale, haben gezeigt, wie sich Hunde mit Absicht die Lefzen lecken, gähnen, die Vorderpfote heben oder sogar im Halbkreis laufen. Du fragst dich vielleicht, warum sie all diese Dinge und noch mehr tun. Hunde wissen, dass jede Handlung eine subtile emotionale Energie in ihnen und anderen hervorrufen kann. Werden wir uns dieses einfachen Codes bewusst, entwickeln wir eine starke Empathie für unsere Hunde, denn unsere große Liebe zu ihnen will ihnen jedes Leid ersparen.

Handlungen rufen Emotionen hervor

Wenn wir unseren Hunden verbale Kommandos erteilen, achten sie in erster Linie auf die Emotion in unserer Stimme (den Tonfall), unsere Körperhaltung (ist sie konfrontativ oder beruhigend?), und unsere jeweilige Position in der Umgebung (welchen Status haben wir im Territorium, wie nehmen wir es wahr, wie setzen wir unsere Körperhaltungen ein?). Hunde nehmen diese Informationen auf einer energetischen Ebene wahr und schätzen die Macht unserer Kommandos danach ein, ob sie freundlich und authentisch gemeint sind. Hunde denken hauptsächlich durch ihre Gefühle und Impulse. Man könnte sagen, ihr Gehirn befindet sich im Herzen.

Abbildung 2 zeigt, was sich in der Vorstellung deines Hundes bei dieser Körperhaltung abspielt.

Abbildung 2: Handlungen rufen Emotionen hervor

Was passiert in dieser Darstellung, sowohl aus der Sicht des Menschen als auch aus der Sicht des Hundes?

Der Besitzer hat gerade seinem Hund befohlen, Sitz zu machen. Ohne auf seine Körpersprache zu achten, macht er einige schwerwiegende Fehler, die seinen Hund unnötig ängstigen. Er fixiert seinen Hund, das erzeugt Angst. Er zeigt auf das Gesicht seines Hundes, eine verbotene Körperhaltung, die die Angst noch verstärkt. Sein Rücken ist gekrümmt, was auf Frustration oder Wut hindeutet. Wie wir später noch näher erläutern werden, ist es völlig in Ordnung, die verbotene Körperhaltung einzunehmen, um ein Kommando auszudrücken. Aber in dieser Position zu verweilen, erzeugt unnötige Ängste beim Hund.