Achtsamkeit für Menschen mit Autismus - Annelies Spek - E-Book

Achtsamkeit für Menschen mit Autismus E-Book

Annelies Spek

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Beschreibung

Menschen mit Autismus haben trotz ihrer offensichtlichen Stärken oft Schwierigkeiten, sich in der Gesellschaft zu behaupten. Sie fühlen sich zum Beispiel leicht überreizt, leiden unter Niedergeschlagenheit und Ängsten oder können sich nur schwer entspannen. Dieses Achtsamkeitstraining wurde speziell für Erwachsene mit Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) entwickelt und auf seine Wirksamkeit hin überprüft. Es kann den Betroffenen helfen, sich weniger überlastet zu fühlen, die Gedanken loszulassen und die eigenen körperlichen Grenzen besser zu spüren. Das Buch ist ein praktischer Leitfaden sowohl für Menschen mit Autismus, die selbst Achtsamkeit trainieren möchten, als auch für professionelle Helfer, die Erwachsene mit ASS bei der Achtsamkeits-Therapie anleiten wollen.

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Annelies Spek

Achtsamkeit für Menschen mit Autismus

Ein Ratgeber für Erwachsene mit ASS und deren Betreuerinnen und Betreuer

Aus dem Niederländischen von Susanne Bonn

2., unveränderte Auflage

Achtsamkeit für Menschen mit Autismus

Annelies Spek

Wissenschaftlicher Beirat Programmbereich Psychologie:

Prof. Dr. Guy Bodenmann, Zürich; Prof. Dr. Lutz Jäncke, Zürich; Prof. Dr. Astrid Schütz, Bamberg; Prof. Dr. Markus Wirtz, Freiburg i. Br.; Prof. Dr. Martina Zemp, Wien

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Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Kopien und Vervielfältigungen zu Lehr- und Unterrichtszwecken, Übersetzungen, Mikroverfilmungen sowie die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Anregungen und Zuschriften bitte an:

Hogrefe AG

Lektorat Psychologie

Länggass-Strasse 76

3012 Bern

Tel. +41 31 300 45 00

[email protected]

www.hogrefe.ch

Lektorat: Dr. Susanne Lauri

Bearbeitung: Kerstin Doberstein, Thun

Herstellung: René Tschirren

Umschlagabbildung: Getty Images/Peter Schaefer/EyeEm

Umschlaggestaltung: Claude Borer, Riehen

Satz: Claudia Wild, Konstanz

Druck und buchbinderische Verarbeitung: Finidr s.r.o., Český Těšín

Printed in Czech Republic

Die niederländische Originalausgabe erschien 2010 unter dem Titel „Minfulness bij Volwassenen met Autisme“ bei Hogrefe Uitgevers, Amsterdam

2., unveränderte Auflage 2022

© 2022 Hogrefe Verlag, Bern

© 2012 Verlag Hans Huber, Hogrefe Verlag, Bern

(E-Book-ISBN_PDF 978-3-456-96209-2)

(E-Book-ISBN_EPUB 978-3-456-76209-8)

ISBN 978-3-456-86209-5

https://doi.org/10.1024/86209-000

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Diese Bestimmungen gelten gegebenenfalls auch für zum E-Book gehörende Download-Materialien.

Inhalt

Vorwort

Einleitung

1.  Worum geht es in diesem Buch?

2.  Wie funktioniert dieses Buch?

Teil 1 – Autismus und Achtsamkeit

3.  Autismus bei Erwachsenen

4.  Was ist Achtsamkeit und wie hilft sie Menschen mit Autismus?

Teil 2 – Vorbereitung auf das Achtsamkeitstraining

5.  Aufmerksamkeit

6.  Der Tun-Modus und der Sein-Modus

7.  Akzeptanz

8.  Bevor Sie mit dem Achtsamkeitstraining beginnen

9.  Achtsamkeit selbständig üben: drei Programme

Teil 3 – Die Achtsamkeitstechniken

10.  Dinge aufmerksam tun

11.  Der Bodyscan

12.  Die Atmungsmeditation

13.  Die Körpermeditation

14.  Die Geräuschmeditation

15.  Die Gedankenmeditation

16.  Die Fünf-Minuten-Übung

17.  Die Sitzmeditation

18.  Die Gehmeditation

19.  Die Bewegungsmeditation

20.  Die Meditation weiter vertiefen

Teil 4 - Das Achtsamkeitstraining: Ein Programm für Helfer

21.  Vorbereitung auf das Achtsamkeitstraining

22.  Tipps für die Anleitung zum Achtsamkeitstraining

23.  Die Sitzungen

Anhänge und Literaturverzeichnis

Anhang 1  Formular Aufnahmegespräch

Anhang 2  Übungsplan

Anhang 3  Hausarbeitenformular zum Achtsamkeitstraining in der Gruppe

Anhang 4  Achtsam bleiben nach dem Training

Literaturverzeichnis

Vorwort

Menschen mit Autismus haben trotz ihrer offensichtlichen Stärken oft Schwierigkeiten, sich in der Gesellschaft zu behaupten. Sie fühlen sich zum Beispiel leicht überreizt oder leiden unter Niedergeschlagenheit und Ängsten. Auch hören wir oft von Menschen mit Autismus, dass sie sich nur schwer entspannen können. Sie neigen stark zum Grübeln und dazu, (neue) Informationen bis ins Kleinste zu analysieren.

Im Centrum Autisme Volwassenen in Eindhoven arbeiten wir mit Nachdruck an der Entwicklung von Therapieformen, mit deren Hilfe Erwachsene mit Autismus ihre Beschwerden selbst reduzieren können.

2009 haben wir damit begonnen, das normale Achtsamkeitstraining so anzupassen, dass es sich für Erwachsene mit Autismus eignet. Inzwischen haben mehrere Gruppentherapien stattgefunden, und wir bieten nun auch Achtsamkeitstherapie auf individueller Basis an. Die Ergebnisse der Wirkungsmessungen sind positiv, was uns natürlich sehr freut. Dadurch hat das Achtsamkeitstraining einen festen Platz in unserem Therapieangebot bekommen.

Das Buch Achtsamkeit für Menschen mit Autismus basiert auf den Erfahrungen mit (dem Anleiten von) Achtsamkeitstraining bei Erwachsenen mit Autismus. Das Buch kann als Leitfaden dienen für Menschen mit Autismus, die selbst Achtsamkeit trainieren möchten. Außerdem wurde das Buch geschrieben zur Unterstützung für professionelle Helfer, die Erwachsene mit Autismus während der Achtsamkeits-Therapie begleiten wollen.

Zunächst möchte ich all denen danken, die an den Achtsamkeits-Trainings teilgenommen haben. Von Euch habe ich am meisten gelernt. Durch Euer Feedback ist das Training das geworden, was es jetzt ist. Euer Feedback hat auch zu vielen schönen Augenblicken geführt, und in den Gruppen wurde entsprechend viel gelacht. So haben wir beim Bodyscan anfangs gesagt: «Geh mit deiner Aufmerksamkeit durch deinen linken Arm bis zu deiner linken Hand.» Doch dann bekamen wir von einem Kursteilnehmer die Antwort: «Das kann ich nicht, ich komme mit meiner Aufmerksamkeit nicht durch den Arm. Ich bin eben außen herum gegangen.» Wieder etwas gelernt …

Ich möchte mich auch bei Euch bedanken für das Mitdenken bei der Covergestaltung und Eure Ehrlichkeit. Dank Euch ist das Cover nun nicht rosa mit einer Frau mit wehendem Haar («Ich verstehe nicht, warum das Haar da ist», und «Was für eine Libellen-Ausstrahlung»).

Beim Umformulieren der Achtsamkeitsübungen, damit sie sich für Menschen mit Autismus eignen, habe ich mit Lotte Herwig zusammengearbeitet. Wir haben das Lernen von Achtsamkeit gemeinsam genossen, und ebenso auch das Weitergeben an unsere Kursteilnehmer.

Die Entwicklung des Trainings wurde ermöglicht durch das Centrum Autisme Volwassenen in Eindhoven. Ich bin froh und stolz, dass das Zentrum so viel in seine Mitarbeiter und das Therapieangebot für die Klienten investiert.

Es gibt viele Menschen, die bei der Entwicklung dieses Buches mitgedacht haben. Stellvertretend möchte ich zwei von ihnen nennen, die selbst am Training teilgenommen haben:

Annemarie Moolenaar und Jeroen Kappert – vielen Dank für Euren kritischen Blick, Eure Tipps und die Zeit, die Ihr in dieses Projekt gesteckt habt. Euer Beitrag war sehr wertvoll für dieses Buch.

Außerdem möchte ich meinen Kollegen danken, die alle ihren Teil zu diesem Buch beigetragen haben. Nadia van Ham, Karin Lepelaars, Natasja Timmermans, Hanneke van Lieshout, Mees van der Starre und Katrien Lucassen haben alle einen wertvollen Beitrag geleistet. Vielen Dank dafür.

Zu guter Letzt will ich noch René Hazebroek danken – nicht nur für die Illustrationen, sondern auch für das Mitdenken, Mitlesen und Anhören aller Geschichten nach jeder Achtsamkeits-Sitzung.

Annelies Spek

Einleitung

1  Worum geht es in diesem Buch

In diesem Buch geht es um Achtsamkeit. Es richtet sich speziell an (junge) Erwachsene mit Autismus. Untersuchungen haben gezeigt, dass Achtsamkeitstraining Menschen mit Autismus dadurch hilft, dass sie Gedanken leichter loslassen können, weniger unter Niedergeschlagenheit leiden und besser in der Lage sind, körperliche und seelische Grenzen zu erspüren. Beim Achtsamkeitstraining erlernen Menschen mit Autismus auf strukturierte Weise verschiedene Meditationstechniken, die sie zu Hause täglich üben.

Da Menschen mit Autismus Informationen auf ihre eigene, spezielle Art verarbeiten, ist es wichtig, dass ihnen die Achtsamkeitstechniken auf geeignete Weise vorgestellt werden.

Dieses Buch bietet eine praktische Beschreibung von Achtsamkeitsübungen für (junge) Erwachsene und ihre Therapeuten/Begleiter. Hierbei werden die verschiedenen Charakteristika des Autismus berücksichtigt, etwa das Wörtlichnehmen von Sprache, das Bedürfnis nach Struktur, Klarheit und visueller Unterstützung. An der Entstehung dieses Buches waren einige Menschen mit Autismus beteiligt, um den Text an ihre spezielle Art der Informationsverarbeitung anzupassen.

2  Wie funktioniert dieses Buch?

Menschen mit Autismus können dieses Buch als Hilfsmittel nutzen, um Achtsamkeit selbständig zu praktizieren. Sie können das Buch aber auch als Ergänzung zu einem Achtsamkeitstraining, einzeln oder in der Gruppe oder in einer Klinik verwenden.

Helfern kann das Buch als Anleitung für ein Achtsamkeitstraining mit (jungen) Erwachsenen mit Autismus einzeln oder in der Gruppe dienen.

Das Buch besteht aus vier Teilen. Teil 1 soll in das Thema einführen. Im ersten Kapitel wird beschrieben, was Autismus genau ist und wie sich diese Störung bei Erwachsenen äußert. Außerdem wird dargestellt, worunter Erwachsene mit Autismus möglicherweise besonders leiden und welche Therapieformen häufig eingesetzt werden. Danach folgen Erläuterungen zum Achtsamkeitstraining bei Erwachsenen mit Autismus und zu den Wirkungen dieser Therapieform.

Teil 2 bereitet den Leser darauf vor, selbst Achtsamkeitsübungen durchzuführen. In den ersten drei Kapiteln dieses Teils wird der theoretische Hintergrund des Achtsamkeitstrainings beschrieben. Dabei werden Aufmerksamkeit, der Tun-Modus und der Sein-Modus sowie Akzeptanz erklärt. Anschließend wird dargestellt, wie Menschen mit Autismus selbst mit Achtsamkeitsübungen arbeiten und wie sie das Training strukturiert angehen können. Kapitel 10 stellt einen Plan vor, nach dem Menschen mit Autismus sich selbst Achtsamkeitstechniken erarbeiten können.

In Teil 3 werden verschiedene Achtsamkeitstechniken näher erläutert. In jedem Kapitel wird eine Meditationstechnik beschrieben und erklärt, wie man sie üben kann. Außerdem erhält der Leser Antwort auf häufig gestellte Fragen und spezifische Tipps. Darüber hinaus ist bei jeder Technik zu lesen, wie Erwachsene mit Autismus sie erlebt haben.

Teil 4 enthält ein Programm für eine Achtsamkeits-Gruppentherapie. Das Programm umfasst neun Sitzungen, in denen die verschiedenen Meditationstechniken gelehrt werden. Therapeuten bzw. Begleiter können dieses Programm verwenden für ein Achtsamkeitstraining einzeln oder in der Gruppe. Auch Menschen mit Autismus können es nutzen, um die Achtsamkeitstechniken zu erlernen. Sie können natürlich auch beschließen, die Techniken in ihrem eigenen Tempo und der für sie passenden Reihenfolge zu lernen bzw. das Programm in Kapitel 10 zu verwenden.

Beim Lesen dieses Buches sind folgende Aspekte zu beachten:

Die verschiedenen Meditationstechniken, die im Buch besprochen werden, sind auf

www.verlag-hanshuber.com/achtsamkeit_autismus

als Audio-Dateien zu finden. Die Meditationen können auf einen MP3-Player heruntergeladen oder am Computer angehört werden.

Dieses Buch richtet sich an Menschen mit einer Autismus-Spektrums-Störung. Zu den Autismus-Spektrums-Störungen gehören der (klassische) Autismus, das Asperger-Syndrom und die nicht näher bezeichnete tiefgreifende Entwicklungsstörung. Wegen der Lesbarkeit wird in diesem Buch die generische Bezeichnung «Autismus» verwendet.

Teil 1

Autismus und Achtsamkeit

3  Autismus bei Erwachsenen

In diesem Kapitel beschreiben wir kurz, was Autismus ist und wie diese Störung sich bei Erwachsenen äußert. Dabei werden sowohl Verhaltensmerkmale als auch kognitive Theorien über den Autismus behandelt. Anschließend widmen wir uns den Problemen, die Menschen mit Autismus erleben, und stellen verschiedene Methoden der Behandlung und Begleitung vor.

Autismus auf drei Ebenen

Autismus lässt sich auf drei verschiedenen Ebenen beschreiben: auf der biologischen, der kognitiven und der Verhaltensebene (Frith, 2003). Die Ursache des Autismus liegt auf biologischer Ebene und sehr wahrscheinlich in den Genen (Rutter, 2005). Auch die jüngsten Fortschritte der genetischen Forschung haben «das Gen» für Autismus leider noch nicht identifiziert. Es ist noch unklar, welche einzelnen Gene bei der Entwicklung einer Autismus-Spektrums-Störung (ASS) eine Rolle spielen. Außerdem wurden in biologischer Hinsicht auch auf anderen Gebieten Besonderheiten entdeckt, zum Beispiel im Spiegelneuronensystem (Dapretto, 2006). Die Stellung einer Diagnose innerhalb des Autismusspektrums ist auf biologischer Ebene leider noch nicht möglich.

Auf kognitiver Ebene wird beschrieben, wie Menschen mit Autismus Informationen verarbeiten. Wir wissen zum Beispiel, dass sie relativ stark sind in der Wahrnehmung von Details. Leider ist auch auf diesem Gebiet noch nicht klar, wie Erwachsene mit Autismus genau funktionieren, und unsere neuropsychologischen Tests sind nicht spezifisch und zuverlässig genug, um eine Diagnose im Autismusspektrum stellen oder ausschließen zu können.

Da unser Wissen und unsere Instrumente auf biologischem und kognitivem Gebiet noch unzureichend sind, können wir Diagnosen im Autismusspektrum nur aufgrund des Verhaltens stellen, das ein Mensch zeigt. Diese Verhaltensmerkmale sind im DSM-IV-TR (in dem die Kriterien für psychiatrische Erkrankungen beschrieben werden) wie folgt dargestellt: «Beschränkungen in der sozialen Interaktion, Beschränkungen in der Kommunikation und stereotype Verhaltens- und Aufmerksamkeitsmuster.» In den folgenden Abschnitten beschreiben wir die Verhaltensmerkmale und die kognitiven Besonderheiten von Erwachsenen mit Autismus.

Verhaltensmerkmale

Einschränkungen der sozialen Interaktion

Menschen mit Autismus haben Schwierigkeiten, sich in andere Menschen einzufühlen und sie einzuschätzen. Relativ intelligenten Menschen mit Autismus gelingt es mitunter, das Verhalten anderer Menschen zu interpretieren, aber sie tun das vor allem mithilfe von Argumenten, nicht, indem sie die Ursache nachempfinden können. Sie haben bewusst gelernt, «wie soziale Kontakte funktionieren». In subtileren sozialen Situationen reicht diese Strategie allerdings nicht aus, und es fehlt ihnen an Einfühlungsvermögen für eine adäquate Einschätzung. Außerdem gelingt es Menschen mit Autismus nicht, Freundschaften zu schließen und zu erhalten. Bei denen, die das doch fertigbringen, beobachten wir oft, dass es sie überproportional viel Zeit und Energie kostet. Ein Teil der Menschen mit Autismus hat wenig bis gar keinen Bedarf an Sozialkontakten; andere haben wohl das Bedürfnis, wissen aber nicht, wie sie es erfüllen können. Obwohl es für Menschen mit Autismus schwierig ist, Kontakte zu knüpfen, ist häufig zu beobachten, dass sie von Kollegen sehr geschätzt werden. Darüber hinaus sind Menschen mit Autismus oft sehr ehrlich. Sie neigen kaum dazu andere zu betrügen oder auf den Arm zu nehmen.

Einschränkungen der Kommunikation

Es fällt Menschen mit Autismus oft schwer, in der Kommunikation gut auf den anderen einzugehen. Sie sprechen zu wenig oder zu viel und haben Schwierigkeiten, die Erwartungen ihrer Gesprächspartner zu erspüren. So kommt es vor, dass sie zu lange über dasselbe Thema reden und nicht merken, wann andere das Interesse verlieren. Bei Menschen mit Autismus hat Kommunikation normalerweise die Funktion, Informationen zu übermitteln. Smalltalk ist daher nicht unbedingt ihre Sache. Außerdem neigen sie dazu, Sprache wörtlich zu nehmen, und verstehen darum Scherze und bildliche Redewendungen nicht immer richtig. Daneben haben sie Schwierigkeiten, nonverbale Kommunikation (etwa durch Gesten und Körperhaltung) richtig einzuschätzen und anzuwenden. Ein weiteres Problem liegt für sie darin, sich Dinge vorzustellen, die zur Zeit nicht vorhanden sind.

Menschen mit Autismus gehen oft sehr kreativ mit Sprache um und haben einen eigenen Humor. Ein Teil der Menschen mit Autismus ist sehr genau im Sprachgebrauch. Dadurch können sie gut sprachliche Fehler und Eigenheiten erkennen.

Stereotype Muster

Menschen mit Autismus denken und arbeiten im Allgemeinen sehr detailliert. Mit ihren Hobbys und Interessen beschäftigen sie sich daher intensiver als andere. Sie widmen ihnen mehr Zeit, und es fällt ihnen schwerer aufzuhören, wenn ihre Umgebung es verlangt. Der Vorteil ihrer detailverliebten Arbeitsweise besteht darin, dass sie sehr viel Wissen auf bestimmten Gebieten ansammeln und dadurch anderen als wandelndes Lexikon dienen können.

Außerdem neigen Menschen mit Autismus stark dazu, Tätigkeiten immer auf dieselbe Art und Weise auszuführen. Dadurch entwickeln sie Verhaltensroutinen (Aktivitäten, die immer nach demselben Muster ausgeführt werden). Sie haben oft Schwierigkeiten, wenn ihre Routine unterbrochen wird; Veränderungen allgemein bereiten ihnen Probleme. Für andere Menschen bedeutet Urlaub zum Beispiel Ruhe und Entspannung, aber für Menschen mit Autismus gilt das in der Regel nicht. Im Urlaub ist die Umgebung anders als zu Hause, sodass sie sich nicht an ihrer täglichen Routine festhalten können. Menschen mit Autismus sind im Allgemeinen sehr konsequent und zuverlässig. Was sie tun, machen sie gut, und kennen oft die beste Methode, die Dinge anzugehen.

Kognitive Merkmale

Menschen mit Autismus denken im Allgemeinen anders als andere Menschen. Sie verarbeiten Informationen auf ihre eigene Art. In der Literatur werden vor allem Besonderheiten beschrieben auf dem Gebiet der Theory of Mind, der zentralen Kohärenz und der Exekutivfunktionen. Die Besonderheiten auf diesen Gebieten werden in diesem Abschnitt kurz vorgestellt.

Theory of Mind

Theory of Mind bezeichnet das Vermögen, sich in einen anderen hineinzuversetzen und so sein Verhalten zu verstehen, zu erklären und vorherzusagen. Dabei ist es wichtig zu erkennen, dass der andere möglicherweise etwas anderes denkt, fühlt oder erlebt als man selbst. Bei Menschen mit Autismus ist die Theory of Mind oft weniger entwickelt, und dadurch fällt es ihnen relativ schwer, soziale Situationen adäquat einzuschätzen (Baron-Cohen, Leslie & Frith, 1985). Aus diesem Grund versteht die Person mit Autismus Menschen in ihrer Umgebung manchmal nicht; auch umgekehrt ist das häufig der Fall. Für Menschen mit Autismus ist es wichtig, dass die Menschen in ihrer Umgebung klar sagen, was sie von ihnen erwarten. Das hilft ihnen dabei, mit anderen zusammenzuarbeiten und zu -leben.

Zentrale Kohärenz

Zentrale Kohärenz wird beschrieben als das Vermögen, Informationen zu einem sinnvollen, zusammenhängenden Ganzen zu integrieren. Während Menschen ohne Autismus bei Informationen in der Regel zuerst die grobe Richtung wahrnehmen, konzentrieren sich Menschen mit Autismus oft stark auf die Einzelheiten. Sie verarbeiten Informationen im Bottom-up-Verfahren und möchten zuerst sämtliche Details genau wissen. Erst danach können sie sich um den Zusammenhang und das große Ganze kümmern (Frith, 2003, Happé & Frith, 2006). Der Nachteil dabei ist, dass die Informationsverarbeitung sie mehr Zeit kostet und dass sie nicht immer ein Gesamtbild entwickeln, vor allem, wenn sie in den Details «steckenbleiben». Der Vorteil dabei ist, dass sie mehr Detailinformationen wahrnehmen und gründlicher auf den Stoff eingehen als andere; dadurch sammeln sie über das betreffende Thema letzten Endes oft mehr (Detail-)Wissen an.

Exekutivfunktionen

Die Exekutivfunktionen betreffen das Vermögen, adäquat auf eine sich ständig verändernde Umgebung zu reagieren. In Situationen, in denen neue Informationen auftauchen, sind wir gezwungen, flexibel zu reagieren. Wir müssen dann zum Beispiel unsere Pläne und unsere Reaktionsweise anpassen. Dazu müssen wir Informationen in Handlungen umsetzen. Mit diesen Aspekten haben viele Menschen mit Autismus Schwierigkeiten. Sie stecken oft in einem bestimmten Denk und Verhaltensmuster fest und haben Mühe, dieses bei Bedarf flexibel anzupassen (Ozonoff, South & Provencal, 2005; Rumsey, 1985). Dadurch bereiten ihnen Veränderungen am Arbeitsplatz, zum Beispiel bei Reorganisationen, oft Probleme.

Leidensdruck bei Erwachsenen mit ASS

Menschen mit Autismus müssen nicht unbedingt unter ihrer Störung leiden. In dieser Hinsicht unterscheidet sich Autismus von vielen anderen psychiatrischen Störungen. Bei einer depressiven Störung entsteht immer Leidensdruck, bei Menschen mit Autismus schwankt das hingegen stark. Erwachsene mit Autismus, die wenig Kontakt brauchen, die keine Familie haben und die ihren Hobbys viel Zeit widmen können, müssen nicht unbedingt unter ihrem Autismus leiden. Der größte Teil der Erwachsenen mit Autismus erlebt allerdings sehr wohl Beschwerden. In diesem Abschnitt werden einige der am häufigsten auftretenden Probleme beschrieben.

Niedergeschlagenheit

Untersuchungen bei Erwachsenen mit ASS zeigen, dass der Leidensdruck sich oft in Gefühlen von Niedergeschlagenheit äußert (Ghaziuddin, Weidmer-Mikhail & Ghaziuddin, 1998). Das hat möglicherweise mit den Problemen zu tun, auf die sie in verschiedenen Lebensbereichen stoßen. Bei manchen Menschen mit Autismus steht die Niedergeschlagenheit zum Beispiel im Zusammenhang mit der Schwierigkeit, Beziehungen zu ihren Mitmenschen aufzubauen; bei anderen hängt sie mit Problemen auf anderen Gebieten, zum Beispiel am Arbeitsplatz oder in finanzieller Hinsicht, zusammen. Außerdem können Klagen über Niedergeschlagenheit mit der Tatsache zu tun haben, dass die Betroffenen sich anders fühlen als andere.

Ängste

Außer Beschwerden über Niedergeschlagenheit treten bei Menschen mit Autismus regelmäßig Ängste auf (Gillot, Furniss & Walter, 2001). Hier kann es sich um verschiedene Arten von Angst handeln. Bei sozialer Angst geht es zum Beispiel um große Unsicherheit und Verlegenheit in sozialen Situationen. Oft handelt es sich dabei um Angst vor Abweisung, Kritik oder Spott. Manche Menschen mit Autismus entwickeln eine Phobie, also eine überproportional große Angst vor bestimmten Situationen oder Gegenständen. Diese Angst erschwert ihr Funktionieren im Alltag. Bei Menschen mit Autismus treten im Allgemeinen Angststörungen mit höherer Wahrscheinlichkeit auf als bei Menschen ohne Autismus.

Grübeln und Schwierigkeiten, die Gedanken anzuhalten

Erwachsene mit Autismus neigen oft zum Grübeln bzw. haben Schwierigkeiten, ihre Gedanken loszulassen. Sie denken bis in Einzelheiten weiter und beschäftigen sich in Gedanken unausgesetzt mit einem bestimmten Thema, wenn sie noch keinen Überblick über alle (Detail-)Informationen haben. Sie sortieren dann im Kopf ständig die Informationen und können erst aufhören, wenn das Bild für sie vollständig ist. Immer wieder an eine bestimmte Sache zu denken kann mitunter obsessiv und zwanghaft wirken.

Diese Art zu denken hängt wahrscheinlich mit der schwachen zentralen Kohärenz und der starken Ausrichtung auf Details zusammen, die für den Autismus kennzeichnend sind (Frith, 2003). Menschen mit Autismus erleben ihr Denken oft als sehr unruhig, stressig, chaotisch oder zwanghaft. Das ist nicht erstaunlich: Wenn man mehr Details wahrnimmt und erst spät ein Gesamtbild formt, hält der Stress bzw. das Chaos im Kopf länger an.

Aufmerksamkeitsprobleme

Untersuchungen zeigen, dass bei einem Teil der Menschen mit Autismusspektrums-Störung auch das ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom, Matson & Nebel-Schwalm, 2007) auftritt. Menschen mit ADHS (mit oder ohne Autismus) fällt es schwer, sich zu konzentrieren (ihre Aufmerksamkeit bei einer Sache zu halten), sie verhalten sich impulsiv (zum Beispiel bei Käufen) und zeigen körperliche oder innere Unruhe. Menschen mit ADHS haben in der Regel auch Schwierigkeiten, eine Sache zu fokussieren; sie lassen sich leicht durch völlig andere Dinge ablenken. Dadurch führen sie Aufgaben oft nicht zu Ende.

Sensorische Überempfindlichkeit

Es ist bekannt, dass bei vielen Menschen mit Autismus sensorische Überempfindlichkeit auftritt und dass sie darunter stark leiden können (Myles, Hagiwara, Dunn et al., 2004). Vor allem Geräusche empfinden sie als störend (Talay-Ongan & Wood, 2000). Menschen ohne Autismus können nicht relevante Umgebungsgeräusche ausblenden; Menschen mit Autismus gelingt das nicht oder in geringerem Maß. Da alle Informationen ungefiltert ankommen, sind sie damit schneller überlastet als Menschen ohne Autismus. Einkaufen kann für sie zum Beispiel sehr belastend sein, weil sie dabei viele Reize verarbeiten müssen, etwa Geräusche, Berührungen (durch Menschen bzw. Kleidung) und Farben. Auch Arbeit kann viele Reize auslösen, vor allem, wenn Menschen mit Autismus in einem Raum mit vielen Geräuschen (redende Kollegen oder Radio) funktionieren sollen. Menschen mit Autismus können darüber hinaus auf andere Reize empfindlich reagieren, zum Beispiel auf Licht (grelles Licht, etwa von einer Leuchtstoffröhre), Berührungen und bestimmte Stoffe (unter anderem Wolle oder Etiketten in der Kleidung).

Schwierigkeiten beim Erkennen von Gefühlen und Erspüren von Grenzen

Menschen mit Autismus finden es nicht nur schwierig, die Gefühle anderer zu erkennen, sie haben oft auch wenig Zugang zu ihren eigenen Gefühlen. Das führt dazu, dass sie körperliche Signale von Überlastung in der Regel schwer erkennen (Talay-Ongan & Wood, 2000). Manche spüren erst, wenn sie am Ende eines Arbeitstages zu Hause ankommen, dass sie bei der Arbeit ihre Grenzen überschritten haben. Andere merken das sogar erst dann, wenn sie schon nicht mehr in der Lage sind zu arbeiten. Wenn Menschen mit Autismus spüren, dass sie ihre Grenzen überschritten haben, gelingt es ihnen nicht immer, das richtige Verhältnis von Ursache (zu viel gearbeitet) und Wirkung (körperliche und psychische Beschwerden) zu erkennen.

Therapieformen

Um die Beschwerden zu verringern und die Lebensqualität zu verbessern, wurden für Erwachsene mit Autismus verschiedene Formen der Behandlung und Begleitung entwickelt. Eine der am häufigsten angewandten Begleitungsformen besteht darin, der Person selbst und Menschen in ihrer Umgebung Informationen über Autismus zu geben. Das nennt man Psychoedukation. Das Ziel hierbei ist, einen besseren Umgang mit dem Autismus zu erlernen (Vermeulen, 2003). Außerdem erhalten Menschen mit Autismus oft praktische Begleitung im Alltag, zum Beispiel in Form von Unterstützung im Haushalt, bei Verwaltungsaufgaben oder der Kindererziehung. Wenn jemand mit Autismus in einer Partnerschaft lebt und Beziehungsprobleme auftreten, wird oft eine Paartherapie angeboten. Diese Therapieform ist meist auf Information über Autismus und die Verbesserung der Kommunikation zwischen den Partnern ausgerichtet. Bei Beschwerden wie Niedergeschlagenheit, Angst oder Wut werden mitunter auch Medikamente verordnet. In der Regel wird bei Behandlung und Begleitung vor allem Wert darauf gelegt, die Umgebung zu verändern. Es gibt noch wenige Therapieformen, bei denen Techniken gelehrt werden, die einen Menschen mit Autismus in die Lage versetzen, selbst aktiv seine Beschwerden zu verringern. Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass ein Gefühl der Kontrolle über die eigenen Beschwerden entscheidend dazu beitragen kann, diese zu verringern (Frala, Leen-Feldner, Blumenthal et al., 2010). In den letzten Jahren wird verstärkt nach Therapieformen gesucht, die praktische Ansatzpunkte bieten. Die kognitive Verhaltenstherapie und Achtsamkeitstraining erweisen sich hier als vielversprechend. Diese beiden Therapieformen werden in den folgenden Abschnitten näher erläutert.

Kognitive Verhaltenstherapie

Bei der kognitiven Verhaltenstherapie lernt man, Verbindungen zwischen Gedanken, Gefühlen und Verhalten herzustellen. Man geht davon es, dass nicht ein Ereignis Leid hervorruft, sondern die Art, wie es interpretiert wird, und die Gefühle, die man dabei erlebt. Bei der kognitiven Verhaltenstherapie werden diese Interpretationen besprochen und der Wirklichkeit gegenübergestellt. Es kann zum Beispiel sein, dass jemand ein Zugunglück miterlebt hat und es nicht mehr wagt, mit dem Zug zu fahren, weil er fürchtet, noch ein solches Unglück zu erleben. Im Lauf der kognitiven Verhaltenstherapie wird besprochen, ob der Gedanke: «Wenn ich mit dem Zug fahre, passiert bestimmt wieder ein Unglück», realistisch ist. Die betreffende Person kann zum Beispiel zu der Einsicht gelangen, dass die Wahrscheinlichkeit eines Unglücks in Wirklichkeit minimal ist. Das kann dazu führen, dass die Angst abnimmt und die Person wieder mit dem Zug fahren kann. Als Teil der Therapie hält die Person (schriftlich) fest, welche Gedanken sie erlebt. Die Gedanken werden bei den Sitzungen besprochen und überprüft, zum Beispiel durch das Recherchieren relevanter Informationen, durch Fragen oder Verhaltensexperimente. Bei diesen wird in der Praxis ausprobiert, ob eine bestimmte Annahme zutrifft. Beispielsweise befürchtet jemand, von einem anderen ausgelacht zu werden, wenn er diese Person um Hilfe bittet. Als Experiment könnte diese Person mehrmals einen anderen um Hilfe bitten und festhalten, wie oft dieser andere sie auslacht. Auf diese Weise wird überprüft, ob die Annahme: «Wenn ich andere um Hilfe bitte, werde ich ausgelacht», wahr ist. Als Endziel der kognitiven Verhaltenstherapie sollen die unerwünschten Gefühle (wie Angst) und Verhaltensweisen (wie Vermeidung) abnehmen.

Wirkung der kognitiven Verhaltenstherapie bei Autismus

Im Jahr 2009 erschien ein Artikel über eine Untersuchung der Wirkung von kognitiver Verhaltenstherapie bei Angstbeschwerden von Kindern mit einer Autismus-Spektrums-Störung (Wood, Drahota, Sze et al., 2009). Diese Untersuchung zeigt unterschiedliche Ergebnisse. Nach Ablauf der Behandlung gaben die Kinder selbst an, keine Wirkung festzustellen; ihre Eltern dagegen beobachteten einen Rückgang der Angstbeschwerden bei ihren Kindern (Wood et al., 2009). Es sind noch keine Untersuchungsergebnisse mit Bezug auf die Wirkung der kognitiven Verhaltenstherapie bei Erwachsenen bekannt. Es ist daher noch unklar, ob und bei welchen Beschwerden Erwachsenen mit Autismus von dieser Therapieform profitieren können. Die Praxis scheint darauf hinzudeuten, dass die kognitive Verhaltenstherapie bei Erwachsenen mit Autismus anwendbar ist, dass aber ihr Tempo in der Therapie langsamer ist als bei Menschen mit anderer Problematik. Darüber hinaus bringt die kognitive Verhaltenstherapie einem Teil der Menschen mit Autismus keinen Nutzen, weil sie von sich aus bereits sehr realistisch und «prüfend» denken.

Achtsamkeitstraining

Auch beim Achtsamkeitstraining werden Techniken gelehrt, die man in schwierigen Situationen selbst anwenden kann. Der Unterschied zwischen Achtsamkeitstraining und kognitiver Verhaltenstherapie besteht darin, dass man beim Achtsamkeitstraining nicht aktiv mit Gedanken und Gefühlen arbeitet. Diese werden einfach akzeptiert, die Aufmerksamkeit wird auf etwas anderes gelenkt, und dadurch lernt man, mit Problemsituationen leichter umzugehen. Daneben findet man besseren Zugang zu körperlichen Empfindungen, indem man die Aufmerksamkeit darauf richtet. Achtsamkeitstraining ist eine Therapieform, bei der wenig kommunikative Fähigkeiten und wenig Theory-of-Mind-Vermögen verlangt werden. Das ist für Menschen mit Autismus ein Vorteil im Vergleich zu vielen anderen Therapieformen. Sie müssen sich allerdings in dieser Art Übungen wiederfinden sowie willens und in der Lage sein, täglich zu üben.

Allgemeine Schlussfolgerungen