AD(H)S in der Pubertät - Uta Reimann-Höhn - E-Book

AD(H)S in der Pubertät E-Book

Uta Reimann-Höhn

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Beschreibung

AD(H)S im Kindesalter wächst sich mit den Jahren nicht aus, oft ist sogar das Gegenteil der Fall: unvermittelte Wutausbrüche, mangelnder Antrieb, Probleme mit Autoritäten, Angst, Sorge oder Erschöpfung. Vor allem in der Pubertät gipfeln diese Probleme oft in Konflikten, die für Eltern und Kinder sehr belastend sind. In diesem Buch werden typische Situationen beschrieben, die Hintergründe erläutert und Handlungsmöglichkeiten für den Alltag vorgeschlagen.

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Uta Reimann-Höhn

AD(H)S in der Pubertät

Jugendliche stärken und Krisen meistern

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2016

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Umschlaggestaltung: Verlag Herder

Umschlagmotiv: © bogdanhoda - shutterstock

E-Book-Konvertierung: Daniel Förster, Belgern

ISBN (E-Book) 978-3-451-80733-6

ISBN (Buch) 978-3-451-61357-9

Inhalt

Vorwort
Einführung
1. Kapitel: Grundwissen über AD(H)S
Unaufmerksamkeit
Hyperaktivität
Impulsivität
AD(H)S und Hochbegabung
Wer stellt die Diagnose?
AD(H)S – Diagnostische Kriterien nach ICD-10 (DSM-IV/V)
Vier Typen von AD(H)S
Diagnose AD(H)S
Multimodales Behandlungskonzept
Mögliche Begleiterkrankungen (Komorbiditäten)
Ist die AD(H)S heilbar?
Einordnung der Medikation
AD(H)S und Pubertät: Was man wissen muss
AD(H)S hat auch positive Seiten
2. Kapitel: Typische Verhaltensweisen von Jugendlichen mit AD(H)S
Impulsivität
Hyperfokussieren
Hyperaktivität wandelt sich zur inneren Unruhe
Hypoaktivität
Chaos und Unordnung
Aufschieberitis (Prokrastination)
Geruchs- und Geräuschempfindlichkeit
Zeitempfinden
Umgang mit Geld
Dauerreden
Schnelldenker
Extremes Gerechtigkeitsempfinden
Depression: Keiner mag mich
Emotionsschwankungen
»Ich will keine Pillen mehr!«
Wutanfall und Aggression
Schnelles Autofahren
Distanzstörung
Immer diese Fehlentscheidungen
Spätzünder
3. Kapitel: Schule, Ausbildung und Beruf
Ohne Hilfe geht in der Schule nichts
Null Bock auf Lernen
Du kannst doch, wenn du nur willst
In der Schule Außenseiter
Mobbingopfer aufgrund von AD(H)S
Recht auf Nachteilsausgleich in der Ausbildung
Probleme mit Autoritäten in der Ausbildung
Welche Berufe eignen sich für Jugendliche mit AD(H)S?
Begabungs- und Motivationscheck
AD(H)S im Studium
4. Kapitel: Familie
Ablösung: Keiner versteht mich!
Professionelle Hilfe durch Beratungsstellen
Acht grundlegende Tipps für den Umgang mit von AD(H)S betroffenen Jugendlichen
5. Kapitel: Sucht
Erhöhte Gefahr für Jugendliche mit AD(H)S
Clemens fühlt sich ruhiger
Spannung und Abwechslung im Internet
Liebe und Partnerschaft
Auf beiden Ohren taub
Umgang mit Sexualität
Kriminalität
Richtungslos und verzweifelt
Immer zu langsam
Diese Jugendlichen sind auf einem guten Weg
6. Kapitel: Das tut Jugendlichen mit AD(H)S gut
Musik
Bewegung
Belohnungssysteme
Fixpunkte im Tagesablauf
7. Kapitel: Fragen im Zusammenhang mit AD(H)S bei Jugendlichen
Haben Jugendliche mit AD(H) S häufig Schlafprobleme?
Dürfen Jugendliche mit AD(H) S den Führerschein machen?
Bauen Jugendliche mit AD(H) S mehr Verkehrsunfälle?
Wichtig
Haben Jugendliche mit AD(H) S mehr Verletzungen als andere?
Ist auch das Sterberisiko erhöht?
Hilft Neurofeedback bei AD(H)S?
Wirken Cola oder Energy-Drinks beruhigend bei einer AD(H)S?
Ist AD(H)S vererbbar?
Hilft eine Diät bei einer AD(H)S?
Kann Paracetamol in der Schwangerschaft eine AD(H)S bewirken?
Kann ein Schulbegleiter einen Jugendlichen mit AD(H)S unterstützen?
8. Kapitel: Neuigkeiten und key-Points: Das Wichtigste in Kürze
Neue Studie zur Volkskrankheit AD(H)S startete 2015
AD(H)S an der Stimme erkennen, geht das?
Nimm’s mit Humor
Spitznamen müssen nicht sein
Nachwort
Informative Internetseiten
Literatur
Über die Autorin

Vorwort

AD(H)S, die inzwischen häufigste Störung im Kinder- und Jugendalter, ist längst in der öffentlichen Wahrnehmung angekommen. Kein Wunder, denn viele Symptome der prominenten Störung treffen mehr oder weniger bei den meisten Menschen zu. Natürlich ist jeder manchmal unkonzentriert, verliert die Geduld, unterbricht andere, vergisst etwas oder redet wie ein Wasserfall. Genau diese Symptome machen AD(H)S für die breite Öffentlichkeit so nachvollziehbar und erklären den hohen Bekanntheitsgrad der komplexen Störung.

Doch um die Diagnose einer AD(H)S zu bekommen, reicht das nicht. Erst wenn die Bewältigung des Alltags über einen längeren Zeitraum durch diese Symptome beeinträchtigt wird, wenn andere verursachende Krankheiten ausgeschlossen werden können und wenn ein Leidensdruck besteht, kann eine AD(H)S sicher diagnostiziert werden.

Als ich vor der Jahrtausendwende zum ersten Mal mit dem damals noch neuen Störungsbild AD(H)S (Aufmerksamkeit-­Defizit-Hyperaktivität-Störung) in Berührung kam, war diese Verhaltensauffälligkeit noch weitgehend unbekannt und das Ausmaß kaum absehbar. Inzwischen spricht man von über einer halben Million1 betroffener Kinder und Jugendlicher alleine in Deutschland.

Als langjährige Leiterin einer lerntherapeutischen Einrichtung habe ich inzwischen mit Hunderten von Kindern und Jugendlichen gearbeitet. Im Zentrum unserer Anstrengungen steht die Verbesserung der schulischen Leistungen.

Eine intensive Zusammenarbeit mit den Eltern sowie der Aufbau eines gesunden Selbstwertgefühls bei den Kindern und Jugendlichen bilden die Basis unserer Arbeit, der Rest ist die Vermittlung schulischer Kompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen und die Vermittlung sozialer Kompetenzen.

Kinder und Jugendliche mit AD(H)S gehörten von Anfang an zu unseren Klienten – und sie fielen uns auf. Eines ist allen Betroffenen gemeinsam – sie haben große Probleme damit, sich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren, sind schnell gelangweilt und lassen sich rasch ablenken. Die üblichen Arbeitsblätter, Gruppenübungen und Lernkonzepte führen nicht zum gewünschten Erfolg. Stets wandert nur ein Teil der Informationen in ihr Gedächtnis, der andere verschwindet im Nirgendwo.

Diese Kinder und Jugendlichen kennen die Rechtschreibregeln, bringen aber nicht genügend Konzentration auf, um sie auch in einem längeren Text anzuwenden. Sie können rechnen, machen allerdings sehr viele Flüchtigkeitsfehler. Wenn sie lesen, eilen sie dem Text gedanklich voraus und überspringen ganze Passagen. Außerdem erleben sie wesentlich mehr konfliktbesetzte Situationen in der Schule, mit Freunden und in der Familie als Gleichaltrige. Kinder und Jugendliche mit AD(H)S haben ein Problem mit der Impulsivität, Konzentration und der Aufmerksamkeit, nicht aber mit der Intelligenz. Deshalb leiden viele unter ihrem Verhalten, das sie selber nur schlecht beeinflussen können.

Das Schicksal dieser Kinder und ihrer Eltern beschäftigt mich seit vielen Jahren. Schon im Jahr 2001 schrieb ich mein erstes Buch zum Thema: ADS: So stärken Sie Ihr Kind! Ich schilderte darin typische Situationen aus meiner langjährigen Praxisarbeit und aus Elterngesprächen und zeigte praktische Lösungen für den Familienalltag. Es folgte schnell ein zweites Buch, das sich mit den Träumern, den hypoaktiven ADS-Kindern befasste, denn auch hier zeigte sich ein großer Informationsbedarf bei den betroffenen Familien.

Jetzt, fünfzehn Jahre später, greife ich das Thema erneut auf, jedoch mit einem anderen Fokus. Meinen Schwerpunkt lege ich nun auf die Jugendlichen und ihre Familien, denn nur bei rund einem Drittel der Kinder mit AD(H)S verliert sich die Symptomatik mit dem Verlauf der Pubertät. Bei bis zu zwei Dritteln (40 % bis 80 %)2 besteht die Störung weiterhin und beeinflusst diese auch so schon aufregende Entwicklungsphase mehr oder weniger signifikant.

Die Pubertät mit einem unter AD(H)S leidenden Jugendlichen zu überstehen, ist nicht einfach, aber es kann durchaus funktionieren. Langweilig wird es sicher nie, und Grenzerfahrungen sind Teil des Gesamtpakets. Doch wer hat gesagt, dass Kindererziehung einfach ist? Ein Kind durch die Pubertät zu begleiten und steuernd einzugreifen, wenn es notwendig ist, bringt nahezu alle Eltern an ihre Grenzen. Mit einem von AD(H)S betroffenem Kind dauert diese Erfahrung etwas länger und kann intensiver sein. Ein Grund, auf seine Leistungen und sein Kind stolz zu sein und auf die durchlebte Beziehungsarbeit voller Zufriedenheit zurückzublicken.

Ich möchte mit diesem Buch das Verständnis für die betroffenen Jugendlichen und ihre Eltern wecken, ihre wertvolle Beziehungs- und Erziehungsarbeit herausstellen, wichtige Informationen über die Pubertät und die AD(H)-Störung vermitteln und ganz praktische, pädagogische Handlungstipps für den Alltag geben.

 

Viel Spaß beim Lesen!

 

1http://www.kiggs-studie.de/fileadmin/KiGGS-Dokumente/kiggs_tn_broschuere_web.pdf

2 Bundesärztekammer

Einführung

Sven provoziert seine Eltern regelmäßig aufs Schlimmste, Laras Versetzung steht mal wieder auf der Kippe, Kim vergräbt sich seit Tagen in ihrem vermüllten Zimmer, und wegen Sören stand schon einige Male die Polizei vor der Tür. Die Zukunft dieser Jugendlichen ist ungewiss, ihre Mütter und Väter sind ratlos und verzweifelt. Seit der Grundschulzeit sind sie Sorgen gewöhnt, aber jetzt, mitten in der Pubertät, stoßen sie an ­ihre Grenzen.

Die Eltern von Sven, Lara, Kim und Sören und vielen anderen Teenagern durchleben Tag für Tag ein Wechselbad der Gefühle zwischen Wut, Sorge, Erschöpfung und Angst. Sven, Lara, Kim und Sören haben eine AD(H)- Störung, eine Verhaltensstörung, die bei circa 4,8 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland3 diagnostiziert ist. Sie ist neben Adipositas (Übergewicht) und Allergien zu einer neuen Volkskrankheit geworden.

Im Jahr 2011 wurde AD(H)S bei rund 750.000 Personen festgestellt (552.000 Männer, 197.000 Frauen). Mit rund 620.000 Personen entfiel das Gros auf die Altersgruppe bis 19 Jahre (472.000 Jungen, 149.000 Mädchen). Besonders hohe Diagnoseraten seien zum Ende des Grundschulalters vor dem Übergang auf weiterführende Schulen zu verzeichnen, so die Autoren Dr. Thomas G. Grobe und Prof. Dr. Friedrich W. Schwartz vom Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung (ISEG) in Hannover.4

AD(H)S hat viele Gesichter, und schon die Diagnose ist nicht einfach. Meist kommt die Störung mit dem komplexen Krankheitsbild auch nicht alleine daher, sondern beispielsweise mit einer Teilleistungsschwäche oder einer Tic-Störung.

Hinzu kommen Fehldiagnosen und fehlende Diagnosen, falsche Behandlungen und eine Vielzahl selbsternannter Experten, die Kinder vorschnell in die »AD(H)S-Kiste« stecken, nur weil sie einen starken Bewegungsdrang haben oder langweiligen Unterricht schlecht aushalten. Was schon für gesunde junge Menschen und ihre Familien eine enorme Kraftanstrengung bedeutet, sieht bei Jugendlichen mit AD(H)S ungleich heftiger aus. Frustrationen, Zorn und Enttäuschungen auf beiden Seiten sind an der Tagesordnung, objektiv zu bleiben, fällt allen Beteiligten schwer. Die Gründe für das oft extreme Verhalten der betroffenen Jugendlichen sind nicht immer offensichtlich, die klassischen Erklärungsmuster für die Pubertät greifen zu kurz.

Die Pubertät ist ein ganz intensiver Lebensabschnitt, besonders für Eltern, deren Kinder die Diagnose AD(H)S bekommen haben. Aufregend, herausfordernd, spannend und abwechslungsreich auf der einen Seite, beängstigend, belastend, kompliziert und anstrengend auf der anderen. Rückblickend gibt die Pubertät nicht selten Anlass zum Schmunzeln und zum Erzählen lustiger Anekdoten. Doch im Zentrum des Geschehens fühlt sich das oft anders an.

Im Alter zwischen circa 12 und 18 Jahren wollen sich die Jugendlichen abnabeln, eine eigene Identität entwickeln und neue Freunde finden. Diese lang anhaltende und in Wellenbewegungen verlaufende Entwicklungsphase wird unter anderem vom Umbau des Hormonhaushalts und starken körperlichen Veränderungen bestimmt. Das vollzieht sich nicht ohne Probleme. Emotionen und Gefühle fahren Achterbahn, Interessen und Hobbys wandeln sich manchmal radikal, und die Bindung zu den Eltern als engste Vertraute wird angespannt und konfliktträchtig. Bei Jungen und Mädchen mit AD(H)S beginnt dieser Prozess häufig etwas später und endet erst mit circa 25 Jahren. Was schon für normale Jugendliche eine große Herausforderung ist, kann Menschen mit AD(H)S an ihre Grenze bringen. Alle Veränderungen, Gefühlsschwankungen, Hilflosigkeiten oder Orientierungsfragen durchleben sie intensiver und länger, ohne recht zu verstehen, was eigentlich an ihnen anders ist als an anderen.

In diesem Buch werden typische Situationen und Verhaltensweisen von Jugendlichen mit AD(H)S in der Pubertät beschrieben, die Hintergründe ihres Verhaltens erläutert und Handlungsmöglichkeiten für den Alltag mit einem betroffenen Jugendlichen vorgeschlagen.

 

3 Huss, Holling, Kurth & Schlack, 2008

4 Barmer GEK-Arztreport 2013

1. KapitelGrundwissen über AD(H)S

AD(H)S ist ein Dauerthema, zu dem es viele Bücher und Informationsseiten im Netz gibt. Diese Vielfalt verwirrt. Hinzu kommt, dass das noch recht junge, psychische Störungsbild immer wieder in Frage gestellt wird. Ursächlich dafür sind die drei Hauptsymptome, die jeder Mensch bei sich mehr oder weniger feststellen kann. Die Grenze von einem normalen Verhalten zu einer Störung wie AD(H)S ist dabei fließend. Niemand kann sie bis heute genau festlegen.

Die drei Hauptsymptome sind Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität.

Unaufmerksamkeit

Die Unaufmerksamkeit zeigt sich in allen Lebensbereichen und hat besonders in der Schule, in der Ausbildung oder im Studium negative Folgen. Die Jugendlichen übersehen Details und machen jede Menge Flüchtigkeitsfehler. Sie können sich nicht lange konzentrieren und haben Probleme zuzuhören. Sie fangen viel an und führen kaum etwas zu Ende.

Natürlich fällt es ihnen auch schwer, ein Projekt oder eine Aufgabe zu planen und diese Planung dann auch abzuwickeln. Das Wissen um diese Unfähigkeit führt dazu, dass die Betroffenen solche Aufgaben aktiv vermeiden und sich aus Angst vor dem Misserfolg entziehen. Sie sind vergesslich und verlieren gerne Gegenstände aller Art. Ihre Reizoffenheit ist ursächlich verantwortlich dafür, dass sie sehr leicht ablenkbar sind von allem, was um sie herum passiert.

Hyperaktivität

Am auffälligsten ist das Symptom Hyperaktivität, denn ein unruhiges, nie still sitzendes Kind kann seine Umgebung in den Wahnsinn treiben. Besonders in der Kindheit machen hyperaktive Jungen und Mädchen ihren Eltern das Leben schwer. Häufig vermeiden die Familien Besuche bei anderen und ziehen sich aus der Öffentlichkeit zurück, um nicht immer wieder unangenehm aufzufallen. Später wandelt sich die äußere Unruhe oft in eine innere Nervosität. Typische Anzeichen für das hyperaktive Verhalten sind:

• Zappeln und sich winden, während man sitzt oder steht• Aufspringen und herumlaufen während sitzender Tätigkeiten• Rennen oder herumklettern, egal wo man sich befindet• Nicht in der Lage sein, leise zu spielen• Getrieben wirken, umtriebig sein• Übermäßig viel reden

Impulsivität

Die Impulsivität stellt Kinder und Jugendliche mit AD(H)S oft ins soziale Aus. Immer wieder sagen sie unüberlegt Dinge, die andere verletzen. Im Unterricht stören Sie massiv, weil ihnen die Zurückhaltung nicht gelingt. Typische Verhaltensweisen der Impulsivität sind:

• Mit Antworten herausplatzen, bevor die Frage zu Ende gestellt worden ist • Reihenfolgen ignorieren und nicht warten können, bis man an der Reihe ist• Anderen ins Wort fallen oder gleichzeitig sprechen.

Wer unter der Störung leidet, am gesellschaftlichen Leben kaum teilnehmen kann, soziale Kontakte vermisst oder in der Schule und Ausbildung versagt, braucht Unterstützung. AD(H)S kann das Familienleben extrem belasten und führt manchmal sogar zu ihrer Auflösung. Je besser Eltern informiert sind, desto eher kann eine Therapie Hilfe bringen. Der Weg zu Fachleuten ist sehr zu empfehlen.

AD(H)S und Hochbegabung

In einem Teil der Literatur über AD(H)S wird immer wieder davon ausgegangen, dass die Störung Ausdruck einer Hochbegabung sei. Prominente Beispiele werden für diese These angeführt. So sollen beispielsweise Bill Gates und auch der verstorbene Apple-Chef Steve Jobs von AD(H)S betroffen gewesen sein. Allerdings gibt es keine gesicherte Diagnose, lediglich Vermutungen, denn die beiden erfolgreichen Unternehmer gelten als schwierige, getriebene Persönlichkeiten.

Für ein erhöhtes Zusammentreffen von AD(H)S und einer Hochbegabung gibt es keine wissenschaftlichen Beweise. Jugendliche mit AD(H)S sind ebenso wie der Durchschnitt der Bevölkerung zu circa 2 Prozent hochbegabt. Ob sie allerdings ihre Begabung ausschöpfen und umsetzen können, ist fraglich. Ohne die Fähigkeit zum strukturierten Arbeiten bleiben schulische oder wissenschaftliche Ausnahmeleistungen schwierig und sind eher als Zufallstreffer, bei erkannten Begabungsinseln, möglich.

Wer stellt die Diagnose?

Erzieher, Lehrer, Freunde und Verwandte können AD(H)S nicht diagnostizieren, versuchen es aber gerne immer wieder. Die Hinweise von außen sollten ernst genommen und überprüft werden. Wenn ein Kind oder Jugendlicher immer mehr Probleme im Alltag hat, ist eine fachliche Abklärung sinnvoll.

Nur Fachleute können klären, ob eine Störung vorliegt. Ansprechpersonen sind:

• der Kinder- und Jugendarzt• der Hausarzt• Kinder- und Jugendpsychiater• Psychotherapeuten• Beratungsstellen• Ambulanzen und sozialpädiatrische Zentren.

Anhand von empfohlenen Leitlinien5 werden die Experten überprüfen, ob eine AD(H)S vorliegt. Das kann mehrere Sitzungen dauern, in denen neben ausführlichen Gesprächen auch testpsychologische und körperliche Untersuchungen durchgeführt werden. Dabei werden mögliche andere Ursachen ausgeschlossen, um anschließend eine in Frage kommende Therapie zu empfehlen. Zur Diagnose der verbreiteten Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung AD(H)S genügt es, dass die Symptome bis zum 12. Lebensjahr das erste Mal auftreten. Betont wird im DSM-V6 auch, dass AD(H)S bis ins Erwachsenenalter anhalten kann.

AD(H)S – Diagnostische Kriterien nach ICD-10 (DSM-IV/V)

Unaufmerksamkeit

• häufig unaufmerksam gegenüber Details, Sorgfaltsfehler• häufig nicht in der Lage, die Aufmerksamkeit bei Aufgaben und beim Spielen aufrechtzuerhalten,• häufig scheinbar nicht zuhören, was gesagt wird,• oft Erklärungen nicht folgen oder Aufgaben nicht erfüllen können,• häufig beeinträchtigt, Aufgaben und Aktivitäten zu organisieren,• häufig Vermeiden von, (zusätzlich: hat eine Abneigung gegen oder beschäftigt sich häufig nur widerwillig mit)• ungeliebten Arbeiten, die geistiges Durchhaltevermögen erfordern,• verliert häufig Gegenstände, die für bestimmte Aufgaben wichtig sind• häufig von externen Stimuli abgelenkt,• im Verlauf der alltäglichen Aktivitäten oft vergesslich.

Überaktivität

• fuchteln häufig mit Händen und Füßen oder winden sich auf den Sitzen,• verlassen ihren Platz, wenn Sitzenbleiben erwartet wird,• laufen häufig herum oder klettern exzessiv in unpassenden Situationen (bei Jugendlichen und Erwachsenen nur ein Unruhegefühl),• häufig unnötig laut beim Spielen oder Schwierigkeiten bei leisen Freizeitbeschäftigungen • häufig »auf Achse«, handelt »wie getrieben«)

Impulsivität

• häufig mit der Antwort herausplatzen, bevor die Frage beendet ist,• kann häufig nicht warten,• häufig Unterbrechen und Stören Anderer.

Vier Typen von AD(H)S

Die Experten sprechen momentan von vier unterschiedlichen Typen der Störung.

1. Der AD(H)S-Mischtyp (alle Komponenten vorhanden)2. Der vorwiegend unaufmerksame AD(H)S Typ (hauptsächlich unaufmerksam)3. Der vorwiegend hyperaktiv-impulsive AD(H)S Typ (hauptsächlich hyperaktiv und impulsiv)4. Der AD(H)S-Residual Typ (Jugendlicher oder Erwachsener, bei dem nicht mehr alle Symptome stark ausgeprägt sind, die früher vorhanden waren)

Dabei sind auch diese Typen in sich nicht identisch, sondern unterscheiden sich in Stärke und Ausprägung der Symptome. Die AD(H)S kann sich also ganz verschieden zeigen und ist auch deswegen nicht leicht oder vorschnell zu diagnostizieren. Der stille, verträumte, in sich ruhende Computernerd kann davon ebenso betroffen sein wie der laute, ständig redende und überaus anstrengende Extremsportler oder Moderator. Solange ein Betroffener die Symptome der AD(H)S in sein Leben integrieren kann und sie vielleicht sogar positiv nutzt, ist eine Therapie in der Regel nicht notwendig. Wenn die Symptome aber sehr stark ausgeprägt sind und das Leben behindern, profitiert der Betroffene von Hilfe.

Diagnose AD(H)S

Ein einziges testpsychologisches Verfahren, mit dem eine AD(H) S definitiv festgestellt werden kann, gibt es nicht. Verschiedene Untersuchungen und Gespräche beim Facharzt sind notwendig, um zu einer Diagnose zu gelangen, die komplex und aufwendig ist.

Bei einer Erstdiagnostizierung von AD(H)S im Jugendalter muss immer auch an eine organische oder psychische Erkrankung gedacht werden. Eine Psychose, eine manische Episode oder eine schizophrene Störung können durch den Facharzt ausgeschlossen werden. Das gilt auch für eine Persönlichkeits-, Angst- oder Panikstörung. Nach dem Ausschluss anderer ursächlicher Erkrankungen und dem Vorliegen der Gesprächsergebnisse über das zeitliche Auftreten der Symptome kann die Diagnose AD(H) S gestellt werden.

Unter Umständen wird auch eine Intelligenzdiagnose erstellt, das Vorgehen ist allerdings umstritten. Gerade bei Jugendlichen gibt es eine Reihe von Faktoren, die das Ergebnis eines Intelligenztests beeinflussen können, ohne dass dies die testende Person bemerkt.

»Die Test-Leistungen könnten konfundiert sein unter anderem durch Aufmerksamkeitsstörungen, psychomotorische Defizite, motivationale Einflüsse oder etwa auch durch Auswirkungen des am Vorabend der Untersuchung konsumierten Cannabis.«7

Multimodales Behandlungskonzept

Die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und der Arbeitsgemeinschaft AD(H)S der Kinder und Jugendärzte empfehlen zur Behandlung der AD(H) S ein multimodales Therapiekonzept8. Beim multimodalen Vorgehen werden unterschiedliche Interventionen und Therapieverfahren bedarfsgerecht auf den Einzelfall abgestimmt und können ambulant sowie teil- oder vollstationär angewendet werden. In Frage kommende Maßnahmen werden dabei nach Bedarf in das Therapiekonzept integriert.

Anzuwendende Interventionen können beispielsweise sein:

• Aufklärung und Beratung des sozialen Umfelds des Betroffenen. Bei Kindern und Jugendlichen insbesondere die Einbeziehung von Eltern, Erziehern und Klassenlehrern.• Interventionen in Kindergarten und Schule zur Verminderung der Symptomatik im Kindergarten sowie in der Schule.• Kognitive Verhaltenstherapie zur Verminderung von impulsiven und unorganisierten Aufgabenlösungen und Selbstmanagement-Trainings zur Modifikation des Problemverhaltens.• Pharmakotherapie zur Verminderung hyperkinetischer Symptome.• Gesonderte Behandlung eventueller begleitender Krankheitsbilder.

Je nach Diagnose wird der behandelnde Arzt eine Therapieform oder eine Kombination der Therapieformen vorschlagen.

Eine Medikation wird in den meisten Fällen entweder mit

• Stimulanzien wie Methylphenidat (Ritalin) oder mit • Atomoxetin (Noradrenalinwiederaufnahmehemmer wie Strattera)

durchgeführt, andere Bausteine der multimodalen Therapie werden bei Bedarf ergänzt.

»Abhängig vom Erscheinungsbild, dem Schweregrad der Erkrankung und Art der Begleitstörungen und dem Ausmaß der Beeinträchtigung kommen für die Therapie psychosoziale, pädagogische, psychotherapeutische und medikamentöse Maßnahmen in Frage, die sich als einzelne Bausteine im Rahmen eines Gesamtbehandlungskonzepts ergänzen können.«9

Wichtig ist, dass die Familien mit der Problematik nicht allein gelassen werden und die Therapie regelmäßig auf ihre Wirksamkeit hin überprüft wird. Der Arzt kann so die einzelnen Bausteine anpassen, falls einzelne Parameter nicht mehr wirksam sind oder neue behandlungsbedürftige Bereiche im Alltag hinzukommen.

Neben den medizinischen Interventionen kann auch eine

• pädagogische Begleitung, beispielsweise durch einen Familienhelfer oder einen Einzelfallhelfer

die Familie für eine Zeit sehr entlasten. Ausgebildete Pädagogen können den Kontakt zur Schule erleichtern, den Eltern einen Schonraum geben und mit ihnen Strategien einüben, die ihren Alltag leichter machen. In akuten Problemsituationen sind sie schnell erreichbar und können unmittelbar eingreifen. Pädagogische Unterstützung ist besonders bei Jugendlichen sinnvoll, die das Gespräch mit den Eltern zunehmend ablehnen und sich jeder Klärung entziehen. Sie kann auf dem zuständigen Jugendamt beantragt werden.

Mögliche Begleiterkrankungen (Komorbiditäten)

Eine Reihe von Begleiterkrankungen treten bei der AD(H)S signifikant häufiger auf, als bei Nicht-Betroffenen Personen.

Laut einer Stellungnahme der Bundesärztekammer10 sind bei der AD(H)S im Jugendalter die folgenden Begleiterkrankungen möglich.

• Störungen des Sozialverhaltens in Form von aggressiven Verhaltensweisen • Störungen des Sozialverhaltens in Form von oppositionellen Verhaltensweisen (absichtliches Verstoßen gegen Regeln)• Teilleistungsstörungen wie beispielsweise Legasthenie oder Dyskalkulie• Tic-Störungen (unkontrollierbare Körperbewegungen oder verbale Äußerungen)• emotionale Störungen wie eine Angststörung oder Depression

Ist die AD(H)S heilbar?

Nach dem derzeitigen Wissensstand ist die Störung nicht heilbar. Manchmal bildet sich die AD(H)S aber zurück, bei einem Drittel der Betroffenen mit Eintritt der Pubertät und auch im höheren Alter noch. Trotzdem muss das Leben mit der AD (H) S keine Qual sein. Die Betroffenen können Bewältigungsstrategien entwickeln, mit denen sie Alltag und Beruf erfolgreich meistern. Auch Verhaltenstherapien helfen, vor allem bei Schwierigkeiten mit der Arbeitsorganisation sowie der beruflichen und privaten Kommunikation. Durch ein so genanntes Selbstinduktionstraining lernen AD(H)S-Patienten, wie sie ihr impulsives Verhalten kontrollieren können. Einzeln und in der Gruppe werden Verhaltensweisen eingeübt, die den Alltag mit den Kollegen, der Familie oder dem Partner verbessern. Ob eine Medikation hilfreich ist, muss im Einzelfall mit dem Arzt geklärt werden.

Einordnung der Medikation

In Deutschland steigt die Zahl der von AD(H)S Betroffenen im Alter zwischen 5 und 14 Jahren immer noch an, wie die aktuelle Studie der Wissenschaftler vom Versorgungsatlas des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung11 anhand der Auswertung aller Versicherten im Zeitraum von 2008 bis 2011 festgestellt hat. Die Medikation ging jedoch ein wenig zurück, wobei über die Gründe dafür bisher nur spekuliert wird. Möglicherweise geht der Rückgang der Verordnungen auf eine Änderung der Arzneimittelrichtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses zurück. Aufgrund dieser Änderungen dürfen nur Fachärzte aus den kinderärztlichen, psychiatrischen und neurologischen Fachgebieten bei AD(H)S spezifische Arzneimittel verordnen.

Die Medikation bei der AD(H)S ist ein immer wieder kontrovers diskutiertes Thema. Mythen und Fakten über die Langzeitwirkungen der Medikamente, besonders Ritalin, und ihrer Nebenwirkungen schaffen es regelmäßig in die Presse. Fast jeder hat eine Meinung dazu. Von der absolut segensreichen Therapie bis hin zur Erziehungspille für genervte Eltern reichen die teilweise sehr emotionalen Meinungen der Laien. Gar nicht leicht für Eltern, sich in dieser aufgeheizten Atmosphäre für die richtige Lösung zu entscheiden. Schließlich wollen sie ihr Kind nicht einfach ruhig stellen, sondern ihm die normale Entfaltung seiner Persönlichkeit und seines Potenzials ermöglichen.

Bei der Entscheidung für oder gegen ein Medikament hilft neben der Beratung durch erfahrene Fachleute manchmal auch ein Blick über den Tellerrand. In Amerika liegen die Verordnungszahlen noch höher als in Deutschland, in Frankreich wird Ritalin wesentlich zurückhaltender verordnet. Es geht immer auch anders, allerdings müssen die Konsequenzen klar sein. Letztlich liegt die Entscheidung für eine Medikation bei den Eltern und bei den Jugendlichen selber, nachdem sie gründlich und ernsthaft die Vor- und Nachteile abgewogen haben. Ein Richtig oder Falsch gibt es hier nicht, aber ein Ausprobieren und Korrigieren, falls die erwünschte Wirkung nicht eintritt oder Nebenwirkungen auftreten.

AD(H)S und Pubertät: Was man wissen muss

Die Pubertät geistert als Schreckgespenst im Entwicklungsprozess durch die Medien. Jugendliche werden als Monster oder Kakteen bezeichnet, es gibt den Überlebensbrief für Eltern, und Szenarien von Schulversagen, Drogenexperimenten und kriminellen Ausflügen werden beschworen. Die Angst vor der Pubertät ist groß und wird kräftig geschürt. Das funktioniert, weil deutsche Eltern immer weniger Erfahrung in der Erziehung von Kindern haben, schließlich sinkt die Geburtenrate seit langem.

Die Unsicherheit und Angst vor der Veränderung sind ein guter Nährboden für Horrorszenarien. Viele Eltern erwarten in einer Art Schockstarre den Entwicklungsabschnitt ihrer Kinder, in dem ihre »Gehirne umgebaut« werden, sie »aus dem Ruder laufen« und »auf die schiefe Bahn« geraten. Dabei verläuft bei der überwiegenden Mehrzahl der Jugendlichen die Pubertät relativ unspektakulär. Die notwendigen Auseinandersetzungen mit den Eltern sind heftig, aber lehrreich für beide Seiten. Die Raupe Kind verpuppt sich und entsteigt nach einer Zeit der Persönlichkeitsentwicklung als Schmetterling der Reifungsphase.

Dabei gehören Erfahrungen mit der ersten Liebe, Alkohol, Drogen, schlechte Noten, eine enge Bindung an Freunde und die ständige Auseinandersetzung über Rechte und Pflichten mit den Eltern zum Gesamtpaket. Zwischen 12 und 18 Jahren durchlaufen Kinder und Eltern einen Prozess, der für ein späteres, selbstbestimmtes und erfülltes Leben prägend ist. Die Pubertät ist eine Herausforderung und eine Chance, sich zu entwickeln und die enge Beziehung auf neue, stabile Grundpfeiler zu stellen.

All das gilt auch für Jugendliche mit AD(H)S, denn auch sie müssen reifen und sich darauf vorbereiten, ihr Leben selber zu gestalten. Dieser Prozess kann jedoch intensiver, impulsiver und ungebremster sein. Die Pubertät dauert in der Regel länger und setzt gerade bei einer begleitenden Medikation oft später ein. Sie kann aber auch bereits extrem früh beginnen. Die von der AD(H)S betroffenen Jugendlichen brauchen auf jeden Fall länger die Unterstützung von Freunden und der Familie als Jugendliche ohne die Störung.

Generell kommen besonders die mit Medikamenten behandelten Kinder mit AD(H)S häufig später in die Pubertät, bleiben länger kindlich und wachsen langsamer, jedoch ohne Auswirkungen auf die endgültige Körpergröße12. Den Jugendlichen mit der AD(H)S mangelt es dann oft an Selbstbewusstsein, altersentsprechendem Reflexionsvermögen und sie beharren weiterhin stark auf ihrer eigenen Sichtweise des Alltags. Das macht den Umgang mit ihnen nicht leicht. Auch andere Verhaltensweisen wie das starke Gerechtigkeitsempfinden, Schwierigkeiten mit dem Akzeptieren von Autoritäten oder gelegentliche Wutausbrüche und mangelnder Antrieb belasten ein harmonisches Zusammenleben. Erschwerend kommt eine höhere Suchtgefährdung und vermutlich eine Neigung zu depressiven Verstimmungen hinzu.

Die AD(H)S wächst sich bei den meisten Betroffenen nicht aus, wie anfangs von vielen Fachleuten und Experten vermutet wurde. Nicht selten wird sie sogar erst in der Pubertät erkannt und diagnostiziert, besonders bei hypoaktiven, stillen Mädchen. Die komplexe Störung verändert sich in der aufregenden Lebensphase der Pubertät, die eventuell vorhandene äußere Unruhe wendet sich häufig nach innen. Eine latente Rast- und Ruhelosigkeit macht es den Jugendlichen schwer, sich selbst zu organisieren, familiäre Beziehungen und soziale Kontakte konfliktfrei zu gestalten.

Die folgenden Verhaltensweisen13 können bei Jugendlichen mit AD(H)S auftreten: