Adi und Beni - Franklynn Stangelmeier - E-Book

Adi und Beni E-Book

Franklynn Stangelmeier

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Beschreibung

Das kuriose Roadmovie gegen Rechts und Ausländerfeindlichkeit! Ausgangspunkt des Buchs ist die Rückkehr zweier Diktatoren auf die Erde und erstreckt sich im Laufe der Geschichte über eine ehrliche Freundschaft bis hin zum gemeinsamen Kampf gegen Rechts und Ausländerfeindlichkeit. Ein Umdenken zweier Glaubensradikalen die beginnen, Mitgefühl und Seele zu entwickeln. Zum Schmunzeln, Lachen und Nachdenken.

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Ich bedanke ich mich für die Unterstützung von Helmi Klugmann und meiner Frau, die als Versuchsleser und für ein Korrektorat zur Verfügung gestanden haben.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel I – Die Ankunft

Kapitel II – Die Begegnung

Kapitel III – Die Geschichte

Kapitel IV – Das Leben geht weiter

Kapitel V – Der Plan

Kapitel VI – Die Reise

Kapitel VII - Das Casting

Kapitel VIII – Der Laden

Kapitel IX– Adi der große Schauspieler

Kapitel X– Das Deo gegen Rechts

Kapitel XI– Zwei Werbeikonen auf großer Europatour

Kapitel XII– Zurück in der Politik

Kapitel XIII– Das Ende

Nachwort

Kapitel I – Die Ankunft

In dem kleinen italienischen Touristenort Il Paradiso tobte gerade die Hauptsaison. Im Café von Gian-Luca Casarelli waren alle Tische voll besetzt. Auch an seinem neuen Stehtisch tranken einige Einheimische ihren Espresso.

„Gian-Luca, wo hast du diesen neuen Stehtisch her?“, fragte einer der Gäste. „Den habe ich im Museum für moderne Kunst in Venedig ersteigert.

Wegen der Wirtschaftskrise haben sie alles verkauft, was nicht mehr in eine Ausstellung kommen sollte.“ „Und was soll das sein?“ „Ich glaube das ist ein Holz-Ei, nichts Besonderes.

Ich habe da eine Tischplatte draufgeschraubt und jetzt ist es ein Stehtisch.“ Die Gäste wunderten sich. Das massive Ei schien von einigem Wert zu sein. Doch scheinbar brachte die Wirtschaftskrise in Italien alles etwas aus den Fugen.

Als am Nachmittag die Sonne die Luft auf 38 Grad erwärmt hatte hörte man ein Knacksen im Fuße des Stehtisches. Niemand dachte sich etwas Besonderes dabei, man schob es auf die Hitze und Holz lebe doch schließlich, da könne so etwas mal passieren.

In den nächsten Tagen konnten die Gäste immer wieder beobachten, wie die Risse des Holz-Eies immer größer wurden. Gian-Luca fluchte, was er offensichtlich für einen Mist gekauft hatte. „Porca miseria“, grunzte er immer wieder in sich hinein.

Als das Ei eines Tages derart hässlich wurde, dass es sein schönes Café verschandelte, beschloss er es zu zerlegen und Roberto für seinen Pizzaofen zu geben. Eines Abends machten sich beide ans Werk.

Allerdings war das Mahagoni derart hart und dick, dass weder Axt noch Säge halfen. „Gian-Luca, dass bringt nichts“, sagte Roberto. „Aber was sollen wir tun, Du kannst das Ei ja nicht komplett in deinen Pizzaofen tun.“ „Ich frage meinen Schwager Massimo, vielleicht hat der eine Idee.“

Roberto ging zum Telefon und rief seinen Schwager Massimo an: „Pronto!“ „Ciao, ich bin es Roberto.“ „Ciao Roberto, wie geht’s?“ „Massimo, pass auf wir haben hier ein ziemlich großes Mahagoni-Ei, dass wir zerlegen wollen, doch nichts funktioniert.

Was meinst Du, was wir machen können?“ „Bohrt doch erst mal ein Loch hinein. Ich habe noch etwas Dynamit, vielleicht könnt ihr es sprengen.“ „Woher hast du Dynamit, Massimo?“ „Zum Fischen, sonst fängst du ja eh nichts.

Habe ich günstig von einem Soldaten gekauft, der davon eine Kiste verschwinden hat lassen.“ „Ok Massimo, komm doch vorbei.“ Gian-Luca und Roberto schenkten sich einen Grappa ein währenddessen sie auf Massimo warteten.

Einige Minuten später war er dann auch da. Zu dritt versuchten sie mit der Bohrmaschine ein Loch in das Ei zu bohren, doch es half nichts, es war zu hart. „Verdammte Scheiße, Roberto, ich bringe das Ding jetzt zum Cap Buona Vista und werfe es ins Meer.“

„Ok Gian-Luca, es tut mir ja leid, aber ich kann nichts machen.“

Sie rollten das Ei hinaus und versuchten es auf Gian-Lucas 3-Rad zu heben. Sie hatten große Mühe, doch dann war die Fracht verladen. Massimo verabschiedete sich von ihnen und sie fuhren Richtung Cap Buena Vista. Als sie an der ersten Kreuzung rechts abbiegen wollten, fuhr Gian-Luca zu schnell los und das 3-Rad kippte um.

Das Ei rollte ein Stück die Straße hinunter und knallte dann gegen eine Mülltonne. Gian-Luca und Roberto stiegen aus um das 3-Rad wieder aufzustellen. Als sie es mit Mühe und Not geschafft hatten, packte Roberto jemand an der Schulter.

Er drehte sich um und was er sah war nicht zu glauben. „Gian-Luca“, sagte er mit zittriger Stimme, „der Duce!“ Gian-Luca räkelte sich unter dem Dreirad hervor. „Du spinnst doch Roberto.“ Als auch er sich umdrehte, musste er laut lachen. „Ist doch gar nicht Karneval. Wo ist das Kostümfest?“, fragte er den Duce. „Meine Herren, etwas mehr Respekt! Räumen sie das Zeug auf und dann holen sie meine Leibwache, ich muss sofort nach Rom.“

Gian-Luca und Roberto schauten sich an, als hätten sie den Allmächtigen selbst gesehen. „Duce, bitte gestatten Sie, aber es ist 2013 und in Rom haben Sie nichts mehr zu sagen. Sie sind vor allem tot-“ „Sehe ich tot aus?“ Sie schauten ihn von oben bis unten an. Mittlerweile kamen immer mehr schaulustige Touristen hinzu.

Einer nach dem anderen gab dem Duce eine Münze und sagte: „Tolles Kostüm, sieht echt aus!“ „Schau Marie, so muss der Mussolini ausgesehen haben!“

Roberto dachte kurz nach. „Waren Sie in dem Ei da drüben?“ „Ja wo denn sonst?“, brüllte der Duce. Gian-Luca und Roberto standen stramm.

„Mein Duce, darf ich einen Vorschlag machen? Kommen Sie doch mit in meine Pizzeria und essen erst mal was, dann können wir ihnen erklären was in den letzten 70 Jahren passiert ist und nehmen Sie vielleicht diesen Hut ab.“

Er nahm seinen Hut in die Hand und wieder kam ein Tourist und warf ihm 2 Euro hinein. „Diese Deutschen, Frechheit, als ob ich betteln würde!“ Die drei packten die Reste des Eis auf den Piaggio.

Danach stiegen Beni und Gian-Luca vorne ein und Roberto zwängte sich zum Ei dazu. Als sie auf dem Rückweg an der Strandpromenade vorbeikamen, registrierte Beni, warum die Touristen ihm Geld gegeben hatten. An jeder Ecke stand eine Pantomime oder ein Silber angemalter Mann der Statue spielte oder ein anderer in einem Kostüm.

Alle waren Künstler, die sich ihr Geld auf der Straße verdienen mussten. „Da,..., da drüben, dass bin ja ich“, rief Beni. „Was meinen Sie, mein Duce“, fragte Gian-Luca ihn. „Da hängt eine Schürze mit meinem Antlitz drauf an dem komischen Laden!“ „Sie meinen in dem Souvenir-Laden? Stimmt, wusste gar nicht, dass es so etwas gibt."

„Cucinare con il Duce“, murmelte Beni. Am Restaurant angekommen, stiegen sie aus und halfen Roberto von der Pritsche runter. „Ciao, den besten Tisch für meinen Freund hier“, rief Roberto seinem Kellner zu. Chiara, Robertos Tochter kam hinzu: „Papa, warum musst Du so einen Penner mitbringen?“ „Chiara, das ist der Duce, sei still.“

Chiara musste heftig lachen und holte ihre Großmutter aus der Küche. Als die den Duce sah, ging sie auf ihn zu, kniete nieder und küsste ihm die Hand. Beni stand sofort auf und half der alten Frau hoch.

„Senora, sie müssen vor mir nicht knien.“ Roberto und Gian-Luca verschwanden mit Chiara in der Küche um zu klären was zu tun sei.

„Er muss erst einmal etwas anderes anziehen, der sieht zu echt aus und wenn die Polizei ihn erwischt sperren sie ihn ein“, sagte Roberto. „Zum Frisör muss er auch, so etwas hat man heute nicht mehr“, warf Chiara ein. „Ok, Chiara, jetzt bringst du ihm erst einmal einen Rotwein und dann fragst du ihn was er Essen möchte.“ Chiara ging zur Theke und füllte einen Krug Rotwein ab, den sie zu Beni an den Tisch brachte.

Die Großmutter saß mittlerweile und hatte nur noch Augen für ihn. „Prego“, sagte Chiara. „Was würden Sie gerne Essen?“ „Spaghetti Vongole“, antwortete Beni, der begonnen hatte der Nonna viele Fragen zu stellen.

Die beantwortete seine Fragen bereitwillig. „Dann haben die meinen Doppelgänger erschossen und dann aufgehängt, Madre Dio. Und das Deutsche Reich gibt es auch nicht mehr?“ „Nein, es hat sich alles verändert. Überall haben wir Demokratie und Frieden.“ Roberto und Gian-Luca kamen aus der Küche zurück und hatten eine Latzhose und ein weißes T-Shirt mit Werbung für Robertos Pizzeria dabei.

„Mein Duce, bitte ziehen Sie das doch an. Ihre Uniform ist zu auffällig und die italienische Polizei würde Sie verhaften.“ Beni stand wütend auf und belehrte die 2 Freunde: „Ich bin der Duce von Italien und das ist meine Uniform, mein Land. Ich bin stolz darauf Italiener zu sein!“

Roberto gab ihm seinen Rotwein: „Beruhigen Sie sich doch wieder, wir wollen sie nur schützen.“ Er setzte sich wieder und die Nonna nahm seine Hand: „Tun sie es bitte, es ist sonst zu gefährlich.“

Beni überlegte einen Moment und nahm die Sachen. „Da hinten sind die Toiletten“, sagte Gian-Luca. Er verschwand und kurz drauf kam er zurück. „Jetzt erkennt Sie keiner mehr“, sagte die Nonna. Beni, der sich sichtlich unwohl fühlte, setzte sich wieder, als ihm Chiara die Spaghetti brachte. „Grazie“, sagte er und begann zu essen.

Mit einer Wollust verschlang er die riesige Portion und bestellte gleich noch einen Teller. „Grappa, per favore.“ Roberto brachte ihm eine Flasche und ein Glas. „Italien wird es Ihnen eines Tages danken, dass sie mich aufgenommen haben.

Ich werde die Revolution von hier aus führen“, sagte Beni. „Mein Duce, das ist nicht notwendig, wir brauchen keine Revolution mehr, wir haben bereits Frieden in Europa und es gibt auch keine Grenzen mehr. Alle sind frei und Freunde“, sagte Chiara. „Roberto komm, wir müssen uns nochmal unterhalten“, sagte Gian-Luca.

Die beiden diskutierten was sie denn nun tun sollten. Wo sollte er denn hin und er müsse irgendwo übernachten. „Roberto, ich habe keinen Platz, wie sieht es bei Dir aus?“ „Er könnte bei der Nonna auf der Couch schlafen, das wäre das Einfachste.“ Die Nonna akzeptierte den Vorschlag sofort und wollte ihren Freundinnen Bescheid sagen, dass der Duce bei ihr schlafen würde.

Roberto hatte alle Hände voll zu tun ihr das auszureden. Beni aß derweil die 2. Portion Spaghetti und hatte sichtlich Spaß am Grappa und Rotwein. Roberto setzte sich zu ihm und erläuterte den Vorschlag. Nach einigem Hin und her willigte er ein, welche Alternative hätte er auch sonst gehabt?

Doch nun wollte Chiara wissen, wie er noch leben könnte und er sah nicht wie ein Hundertjähriger aus. Da begann Beni zu erzählen:

„Am 20. Juli 1944 habe ich mich zum letzten Mal mit meinem Freund Adi getroffen.

Bereits einige Jahre zuvor hatten wir einen Plan zum ewigen Leben in die Wirklichkeit umsetzen lassen. Wissenschaftler wurden damit beauftragt ein Medikament zu entwickeln, was unsere Körper quasi zum Stillstand bringt und für mindestens 70 Jahre frisch hält.

Nach langen Gesprächen und mit der Ungewissheit im Bauch, ob es auch wirken würde, nahmen wir es gemeinsam ein.

Die Wissenschaftler hatten uns empfohlen, die ersten 24 Stunden nach der Einnahme zu verschwinden und uns zu verstecken.

Eigens für dieses Vorhaben hatten wir Zeitkapseln aus hochwertigem Mahagoni fertigen lassen.

Nachdem wir es schafften, uns noch in der Wolfsschanze gegen Doppelgänger auszutauschen, begaben wir uns in die Kapseln und wurden unabhängig voneinander fort gebracht.“

„Und ihr Freund, was ist mit dem?“, fragte Gian-Luca. „Das müsstet ihr besser wissen als ich.“ „Ich habe nirgendwo etwas gehört oder gelesen“, sagte Roberto. „Ich hoffe es geht ihm gut“, seufzte Beni.

Die nächsten Tage verbrachte Beni damit am Strand spazieren zu gehen und in der Pizzeria zu essen. Die Nächte bei der Nonna taten ihm gut. Doch irgendwann war es Roberto zu bunt. Einen Schmarotzer die ganze Zeit durchzufüttern wollte er auch nicht und selbst wenn es der Duce sei, das war nicht sein Ding. Am Abend wollte er mit Beni reden.

„Mein Duce, Ihr müsst etwas tun. Ihr könnt nicht die ganze Zeit auf meine Kosten Essen und Trinken und bei der Nonna wohnen.“

Beni schaute etwas verdutzt und verstand aber was Roberto von ihm wollte. Er musste nachdenken, wo er Geld herbekommen könnte. Am nächsten Morgen kam die Nonna ganz aufgeregt in die Pizzeria: „Er ist weg!“ „Wie weg?“, fragte Roberto.

„Als ich ihn heute Morgen wecken wollte, war er schon verschwunden.“ Roberto rief Gian-Luca an: „Gian-Luca, der Duce ist weg, wir müssen ihn suchen.“ Kurz drauf trafen sich die beiden und begannen Beni zu suchen. Lange dauerte es nicht, da sahen sie ihn an der Strandpromenade in seiner alten Uniform.

Er schwang Reden über Italien und die Geschichte und hielt seinen Hut auf, der schon nahezu voll war. Mindestens hundert Touristen standen um ihn herum und applaudierten ihm.

Roberto und Gian-Luca stellten sich dazu und hörten wie einer der Touristen sagte: „Mann der ist so echt, das ist klasse!“ Plötzlich war aus der Ferne die Sirene der Polizia Locale zu hören.

Roberto und Gian-Luca liefen schnell zu dem Podest, was sich Beni gebaut hatte und zogen ihn herunter. Nur unter Protest ließ er sich durch die Menge Richtung Strand schleifen.

Doch es war zu spät. Die zwei herbeigerufenen Beamten hielten sie auf. „Buon Giorno, was machen Sie hier?“ „Nichts, unser Nonno ist oft so verwirrt und kann sich nicht mehr orientieren.“ Beni antwortete: „Ich bin nicht verwirrt, ich bin der Duce!“

„Sehen Sie“, sagte Gian-Luca. „Sie wissen, dass sie eine Lizenz brauchen, wenn Sie hier betteln?“

„Natürlich, er hat ja auch gar nicht gebettelt. Er hat nur alte Reden gehalten in seiner Uniform“, entschuldigte sich Roberto. „Na gut, dann belassen wir es dabei, aber bei, nächsten Mal muss er mitkommen. Passen Sie besser auf ihn auf.“

Die Polizisten gingen zurück zu ihrem Wagen und Roberto und Gian-Luca atmeten auf. „Ich bin der Duce, eine Unverschämtheit“, sagte Beni.

„Wie viel Geld haben sie verdient?“, fragte Gian-Luca. Sie schauten zu dritt in den Hut und begannen zu zählen. „380€ in 4 Stunden“, staunte Roberto.

„Das schaffe ich nicht einmal an einem ganzen Tag in meinem Café“, sagte Gian-Luca.

„Ich habe eine Idee, lass uns zur Nonna gehen, wir brauchen eine neue Identität für den Duce und eine Lizenz. Beni schaute sie verwundert an und konnte kaum glauben, dass ihn scheinbar wirklich niemand mehr kannte.

„Was für eine Lizenz, was brauche ich?“, fragte er sie.

„Mein Duce, Sie werden weiter an der Promenade Reden halten und Geld damit verdienen, nur offiziell.“

Beni schüttelte den Kopf und konnte nicht glauben was die beiden sich ausgedacht hatten.

Als sie in die Pizzeria kamen, stürmte die Nonna gleich auf sie zu. „Mein Duce, sie sind am Leben, Gott sei Dank!“ „Nonna hast du noch die Papiere vom Großvater oder sind die entwertet worden“, fragte Roberto sie.

„Was habt ihr vor, die Papiere habe ich noch aber was soll das bringen?“ „Hol sie her!“ Die Nonna ging nach Hause um die Papiere zu holen, allerdings verstand sie nicht, was das bringen sollte.

Zurück in der Pizzeria hielten sie das alte Schwarzweiß Foto des Ausweises neben Beni und philosophierten, ob das gehen könnte. „Ich glaube, das merkt keiner.“ „Aber das Alter das stimmt einfach nicht.“

Roberto nahm den Ausweis und riss das Bild in der Mitte auseinander. „Duce, ziehen Sie sich wieder um und Chiara, du gehst dann mit ihm zum Passbildautomaten und machst Bilder.“

„Was hast du vor, Roberto?“, fragte Gian-Luca. „Wir beantragen einen neuen Ausweis.“ Mit Espresso versuchte er den Namen auf dem alten Papier zu löschen.

„So jetzt erkennt das niemand mehr.“

Als Beni sich umgezogen hatte machten sie sich gleich auf den Weg zum Passbildautomaten. Kurz drauf kamen sie zurück.

Gian-Luca war gar nicht gut bei der Sache, aber Roberto wollte den Plan unbedingt in die Tat umsetzen. „Chiara, hol bitte Nonnos Rollstuhl aus dem Keller und mein Duce, ziehen Sie sich bitte wieder um.“ „Was wollen Sie Roberto, das will ich nicht“, antwortete Beni.

„Sie wollen Geld verdienen und Leben und sicher sein, dann spielen Sie jetzt mit“, sagte Roberto mehr als deutlich. Beni zog sich um und Chiara brachte den Rollstuhl. „Setzen Sie sich dort hinein und sagen Sie kein Wort, ich mache den Rest.“

Beni setzte sich in den Rollstuhl und Roberto ging in die Küche. Er kam mit etwas Tomatensoße zurück und beschmierte Benis Shirt. „Jetzt lassen Sie den Kopf etwas hängen und tun so als wären Sie alt und krank.“

Beni tat was, Roberto vorschlug. Roberto und Gian-Luca schoben Beni einmal quer durch den Ort zur nächsten Polizeistation.

„Roberto, bist Du Dir sicher was Du hier tust, wenn das auffliegt wandern wir alle in den Knast.“ „Lass mich machen wir kriegen das schon hin.“

Sie schoben Beni in die Station und zogen eine Nummer in der Warteschlange.

Zwei Stunden später waren sie dran und gingen zu dem Beamten an der Theke.

„Was kann ich für Sie tun?“, fragte er.

„Mein Großvater hat seinen Ausweis kaputt gemacht und braucht nun einen Neuen.“ Der Beamte schaute Beni genau an. „Wo ist der alte Ausweis?“

Roberto gab ihm den völlig zerfledderten Ausweis und ein neues Passbild.

Gian-Luca war so aufgeregt, vor lauter angst, dass seine Hände zitterten. Um nicht aufzufallen, hielt er den Rollstuhl ganz fest.

„Ok, ich hole das Formular“, sagte der Polizist. „Name?“ „Bernardo Malguzzini.“

„Ok, das Geburtsdatum kann ich lesen.“ Der Beamte füllte das Formular in aller Ruhe aus und bat Beni dann um Unterschrift.

„Er kann nicht richtig schreiben“, sagte Gian-Luca.

„Aber er muss ihn selbst unterschreiben.“ Sie gaben Beni das Formular und sagten ganz langsam „Malguzzini“. Und es klappte.

Beni unterschrieb tatsächlich mit seinem neuen Namen. „Danke“, sagte der Beamte. „Ich gebe Ihnen jetzt vorläufige Papiere und der neue Ausweis ist in 2 Wochen fertig.“

Kurz drauf bekam Beni seine neue Identität und die drei verließen die Polizeistation wieder. „Jetzt rüber zum Rathaus“, sagte Roberto. Mit den neuen Papieren konnten sie tatsächlich eine Lizenz für Straßenkünstler beantragen und Benis neuer Job war gesichert.

„Das muss gefeiert werden“, sagte Roberto. Als sie zurück in die Pizzeria kamen, stellte er ihnen das neue Familienmitglied vor.

„Darf ich vorstellen Bernardo Malguzzini, mein Großonkel. Sie gehören jetzt zur Familie, Duce.“ Beni gefiel das Ganze mittlerweile und so feierten Sie den Erfolg den ganzen Tag und die ganze Nacht.

Beni konnte wieder selbstständig Geld verdienen. Tagsüber stand er an der Promenade und schwang Reden und am Abend half er in der Küche aus.

Anfangs wusch er nur die Teller und dann begann er immer mehr kochen zu lernen. Es gefiel ihm sichtlich. Zwei Wochen später bekam er seinen richtigen Ausweis.

Die Saison neigte sich langsam dem Ende zu und es kamen immer weniger Touristen. So gönnte er sich den einen oder andern Tag Ruhe und saß in Gian-Lucas Café.

Am Strand spielten die Wellen mit der Gischt und man merkte, dass es Herbst wurde. Manchmal gab es schon stürmische Tage und die Temperaturen fielen. Doch einige Touristen genossen immer noch die südliche Sonne und räkelten sich auf ihren Liegen.

An einem Nachmittag gab es eine große Welle und plötzlich wurde das gleiche große Mahagoni- Ei an den Strand gespült, welches man schon von Beni kannte. Es platzte auf.

Und da war er. Adi in seiner Uniform. Er kletterte aus dem Ei und orientierte sich kurz. Die Urlauber sahen ihn und waren sichtlich verwundert.

Adi hatte schnell gemerkt, dass sein Plan aufgegangen war, nur leider wusste er nicht wie er hier her gekommen war.

Er ging durch die Liegestühle Richtung Promenade. „Ziehen Sie sich was an, das ist unzüchtig“, begann er gleich zu schimpfen. Als er eine Frau mit nackter Brust sah wurde er wütend: „Sodom und Gomorra, bedecken Sie sich“, schrie er die Frau an.

An einem der letzten Liegestühle bemerkte ihn ein älteres Ehepaar. „Wo geht es hier zum Marineoberkommando?“, fragte Adi.

„Wir sind hier in Italien nicht an der Ostsee“, sagte die Frau. „Italien, was soll ich in Italien, fahren Sie mich sofort nach Rostock!“, schrie Adi sie an. Der ältere Mann antwortete:

„Üben Sie für eine Rolle, ist das ein neuer Film, spielen wir mit, wo ist die Kamera? Oder ist das die versteckte Kamera?“

Adi explodierte: „Hier ist keine versteckte Kamera, ich bin der Führer!“ Das ältere Ehepaar versuchte die Kamera zu finden und beachtete Adi gar nicht mehr. Die beiden liefen zu anderen Urlaubern und fragten, ob sie irgendwo eine Kamera gesehen hätten.

Adi war erzürnt und ging weiter zur Promenade. Unterdessen hatte Beni die Schreierei am Strand schon gehört und wunderte sich, als er Adi sah.

„Porca Miseria, er hat es auch geschafft, ich glaube es nicht!“ Beni stand auf und lief zu Adi hinüber. „Adi mein Freund, komm in meine Arme“.

Adi blieb stehen und schaute Beni genau an. „Beni, mein alter Begleiter!“ „Si, si.“ Die beiden fielen sich in die Arme und Beni nahm Adi mit in Gian-Lucas Café. Der war nicht sonderlich begeistert:

„Zio Beni, das geht nicht, er fällt auf.“ „Gian-Luca, beruhige Dich“, sagte Beni, doch immer mehr Gäste schauten dem Schauspiel verwundert zu.

„Ihr müsst verschwinden, bitte.“ Beni schnappte sich eine weiße Tischdecke und umhüllte Adi damit. „Ich bin doch nicht Rommel in der Wüste, nimm das weg, hast du dein Volk nicht mehr im Griff und wie läufst du rum, wo ist deine Uniform?“, schimpfte Adi. „Das erklär ich dir später“, sagte Beni und führte ihn über die Straße zu Robertos Pizzeria. Als sie hineinkamen erschrak der sofort: „Oh Gott, der Nächste!“

Kapitel II – Die Begegnung

Beni setzte Adi an einen Tisch und bat Roberto, ihm etwas zum Anziehen zu besorgen. „In der Größe habe ich nichts, der ist zu klein.“

Chiara kam herein und konnte es vor lauter Lachen kaum aushalten. „Ich kann ihm etwas von mir geben, das müsste passen“, sagte sie. Kurz drauf kam sie mit einem pinken Jogginganzug zurück.

„Hier Zio, gib ihm das.“ Beni schaute verwundert und musste grinsen.

Er versuchte Adi davon zu überzeugen, dass es keine andere Alternative gäbe und er ihm morgen neue Sachen kaufen würde. Nach zweistündigem Kampf willigte er ein und saß kurz darauf mit pinkem Jogginganzug in der Pizzeria von Roberto.

Ein Bild zum Schießen. „Willst Du etwas trinken oder essen?“, fragte Beni ihn. Adi antwortete „Ein deutsches Bier und ein deutsches Schnitzel.“

„Seit wann trinkst Du Alkohol?“ „Seit jetzt“, sagte Adi. „Adi, wir haben hier nur italienischen Wein und italienisches Essen.“

„Damit kann ein deutscher Soldat nicht kämpfen!“ „Chiara bring ein Glas Rotwein und Spaghetti mit Tomatensoße.“ Chiara tat was Beni sagte.

„Jetzt iss das bitte, du wirst sehen es schmeckt“, bat Beni seinen Freund. Adi schaufelte rein wie ein Scheunendrescher.

„Warum nimmst du die Gabel in die linke Hand, Adi?“ „Mir tut mein rechter Arm immer noch so weh. Ich kann ihn kaum bewegen.“ „Was hast du gemacht Adi, wo kommst du denn jetzt her?“ „Ich weiß es nicht.