Weisswurschtparanoia - Franklynn Stangelmeier - E-Book

Weisswurschtparanoia E-Book

Franklynn Stangelmeier

4,8

Beschreibung

Der 2.Teil der Monaco Schandis stellt die Kollegen Steini und Krocket vor eine extrem harte Herausforderung. Der mehr als brutale Fall kostet ihre ganze Kraft. Ein Psychopat, der Frauen auf eine besonders kuriose Art tötet und dabei Spuren eines fast schon perversen Kults hinterlässt ist fast nicht zu fassen. Weisswurschtparanoia beschert viele neue Begegnungen und Erlebnisse eines schwierigen Mordfalls, der für Krocket fast schlimme Folgen hat.

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Seitenzahl: 216

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Alle in diesem Buch geschilderten Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen wären zufällig und nicht beabsichtigt.

Ich bedanke ich mich für die Unterstützung von Simone Grönemeyer, Helmi Klugmann und Markus Hauzenberger, die als Versuchsleser und für ein Korrektorat zur Verfügung gestanden haben.

Inhaltsverzeichnis

Dienstag, 10. August, 20.45 Uhr

Mittwoch, 11. August, 7.30 Uhr

22.00 Uhr

Donnerstag, 12. August, 8.10 Uhr

Freitag, 13. August, 8.00 Uhr

10.15 Uhr

12.30 Uhr

14.15 Uhr

17.30 Uhr

18.45 Uhr

21.30 Uhr

Samstag, 14. August, 6.40 Uhr

11.30 Uhr

15.00 Uhr

Samstag, 14. August, 17.15 Uhr

18.10 Uhr

20.30 Uhr

21.45 Uhr

23.00 Uhr

23.30 Uhr

23.55 Uhr

0.45 Uhr

1.30 Uhr

Sonntag, 15. August, 9.00 Uhr

12.30 Uhr

15.00 Uhr

19.00 Uhr

21.00 Uhr

23.00 Uhr

Montag, 16. August, 8.00 Uhr

10.10 Uhr

14.00 Uhr

Dienstag, 17. August, 9.00 Uhr

Freitag, 27. August, 23.40 Uhr

Samstag, 28. August, 1.30 Uhr

9.00 Uhr

11.50 Uhr

13.15 Uhr

15.30 Uhr

17.00 Uhr

20.30 Uhr

22.45 Uhr

Sonntag, 29. August, 8.30 Uhr

10.30 Uhr

15.00 Uhr

Montag, 30.08., 08.30 Uhr

10.30 Uhr

11.45 Uhr

12.30 Uhr

13.45 Uhr

15.45 Uhr

16.15 Uhr

18.30 Uhr

19.30 Uhr

Dienstag, 31.08., 0.15 Uhr

10.30 Uhr

„Zruggschaut“ - Flashback

13.45 Uhr

15.10 Uhr

15.45 Uhr

16.30 Uhr

18.00 Uhr

23.30 Uhr

Mittwoch, 1.9., 7.00 Uhr

10.30 Uhr

14.00 Uhr

15.45 Uhr

17.30 Uhr

19.00 Uhr

21.45 Uhr

Donnerstag, 2.9., 0.10 Uhr

8.30 Uhr

10.15 Uhr

13.30 Uhr

14.15 Uhr

17.30 Uhr

20.10 Uhr

20.45 Uhr

22.15 Uhr

Freitag, 3.9., 2.30 Uhr

9.30 Uhr

11.00 Uhr

17.45 Uhr

20.15 Uhr

Samstag, 4.9., 3.00 Uhr

9.15 Uhr

11.30 Uhr

Sonntag, 5.9., 9.30 Uhr

Dienstag, 10. August, 20.45 Uhr

Es war ein heißer Sommerabend am Dienstag, den 10. August, als die Schatten des bayerischen Himmels, die im Mondlicht über dem prominenten Vorort Münchens zogen, die Nacht beginnen ließen. Bettina Wortgeber lüftete nochmals das große weiße Haus, um die 36 Grad des Tages zu vertreiben, damit sie einen ruhigen entspannten Schlaf finden würde.

Danach ging sie hinaus in den Garten, zog sich aus und sprang in den Pool.

Das Grundstück war nicht einsehbar. Meterhohe Zypressen umrankten das gesamte Areal.

Sie fühlte sich, wie so oft, alleine. Ihr Mann, ein erfolgreicher Unternehmer befand sich wie meistens auf Dienstreise. Nachdem sie einige Runden geschwommen war kletterte sie hinaus und stellte sich unter die in Marmor gearbeitete Außendusche. Das warme Wasser spielte mit ihrer leicht gesprenkelten Haut und die Kühle der Nacht ließ sie frösteln. Wie ein kleiner Wasserfall plätscherte das Wasser über ihre wunderbaren, bestimmt sehr teuren Brüste. Sie streckte sich und fuhr sich dabei durch das nasse blonde Haar. Als sie das Wasser abstellte, griff sie nach dem bereitgelegten weißen Handtuch und trocknete sich ab. Als sie fertig war, schlüpfte sie in ihren Bademantel.

Mit eleganten Schritten schwebte sie über den Rasen zur Terrasse und ging zurück ins Haus, in welchem mittlerweile ein angenehmes Klima herrschte. In der Küche stand bereits eine Flasche Rotwein und ein Glas bereit. Dies griff sie und machte sich auf den Weg ins Schlafzimmer, wo sie sich dem Bademantel und dem Handtuch wieder entledigte und in die Seidenbettwäsche schlüpfte. Das Schlafzimmer war in einem Lavendelton gestrichen und das Bett glich einem Himmelbett, welches einen Umhang hatte. Dieser war wohl als Fliegenschutz gedacht. Gegenüber vom Bett hing ein großer Flachbildfernseher an der Wand, darunter stand eine Kommode, auf der ein Buch lag und ein Bild ihres Mannes stand.

Sie holte ihr Handy aus der Bademanteltasche und war gespannt, ob ihr Mann ihr vielleicht noch eine Nachricht hinterlassen hatte. Leider nicht.

Also schrieb sie ihm: „Hallo mein Schatz, ich vermisse Dich, schlaf gut.“

Franz Xaver Wortgeber betrieb ein mittelständisches Unternehmen für Metzgereizubehör und war unter der Woche meist unterwegs. Aus diesem Grund erhielt er die Nachricht seiner Frau in Frankfurt.

Auch er holte sein Handy aus seinem Bademantel und schaute auf das Display, als ihn jemand aus dem Hintergrund rief: „Komm rein Süßer, wir warten auf Dich.” Der Fabrikant schrieb seiner Frau schnell zurück „Gute Nacht.”

Dann drehte er sich um und genoss den Anblick. Der angesagte FKK-Club Moonrise war ihm immer wieder eine willkommene Abwechslung. Alles wunderbare, nackte junge Frauen, die einem für einen gewissen Obulus den Tag verschönten. Er schnappte sich eine Flasche Schampus und stieg zu zwei Amazonen in den Whirlpool, die ihn auch zu verwöhnen begannen. Leider ahnte seine Frau von alldem nichts und freute sich über die Antwort ihres Mannes. Sie nahm ihr Buch, schlüpfte unter die seidige Bettwäsche und begann zu lesen.

Einige Seiten und Schlucke Rotwein später senkte sich langsam ihr Arm mit dem Buch und sie schlief ein.

Der Wind spielte mit den weißen Gardinen des Schlafzimmers, als auf der Terrasse der Schatten eines Mannes zu sehen war.

Er war mit einer Shorts und T-Shirt bekleidet und hatte einen Rucksack dabei. Barfuß schlich er durch die offene Terrassentür ins Haus und sah sich um. Die Küche hatte er schnell gefunden. Dort legte er seinen Rucksack ab.

Um nicht bemerkt zu werden, bewegte er sich im Haus noch eleganter und suchte das Schlafzimmer. Bettina drehte sich um und streifte dabei ihre Bettdecke ab. Nachdem der Mann einige Zeit durch das Haus irrte, fand er das Schlafzimmer und sah Bettina nackt auf dem Bauch liegen. Er ging ganz langsam zu ihr ans Bett und bewegte seine Hände über ihr, so als wolle er sie streicheln.

Dies tat er in ausreichendem Abstand, gerade so nah, dass sie es nicht bemerken sollte. Nach einiger Zeit, nahm er einen Lippenstift aus der Hosentasche und malte ein Herz auf die Bettdecke. Dann ging er wieder in die Küche. Er zog Handschuhe an und nahm ein Weißbierglas, eine Weißwurst, ein Glas süßen Senf und eine Flasche Weißbier aus seinem Rucksack, griff sich einen Topf, der über dem Herd hing und füllte etwas Wasser hinein, dann erhitzte er die Weißwurst.

Als alles fertig war, malte er ein großes rotes Herz auf die Küchenplatte, nahm die Weißwurst mit etwas Senf, biss einmal ab und legte sie in die Mitte des Herzes. Nun schenkte er das Weißbier ein. Er stellte die Flasche zur angebissenen Weißwurst, nahm einen Schuck und stellte dann auch das Glas hinzu. Dann verschwand er genauso leise wie er kam.

Mittwoch, 11. August, 7.30 Uhr

Am nächsten Morgen zwitscherten die Vögel aus vollem Hals, als wollten sie sagen: ‚ welch ein schöner Tag - die Sonne scheint‘.

Die wunderbare Frühlingsmusik ließ Bettina erwachen. Sie sah in die gerade aufgegangene Sonne, als sie das Herz auf ihrer Bettwäsche entdeckte.

„Schatzi, bist Du da?“, rief sie ganz laut. „Jetzt komm raus.” Nichts passierte. Sie dachte, vielleicht hat er sich vor ihr versteckt und begann im Haus zu suchen.

In der Küche fand sie die Brotzeitreste und erschrak. Jemand musste im Haus gewesen sein. Schnell huschte sie zurück ins Schlafzimmer zog den Bademantel an und versuchte ihren Mann zu erreichen. „Xaver, jemand hat eingebrochen.” „Bist Du es Bettina? Oh Mann, hab ich einen Schädel. Fehlt was? Hast Du schon die Polizei gerufen?” „Nein, fehlen tut nix, aber auf meiner Bettwäsche ist mit Lippenstift ein rotes Herz gemalt worden und in der Küche liegt eine angebissene Weißwurscht und ein angetrunkenes Weißbier in einem anderen Herz auf der Küchenplatte. Erst dachte ich, Du wolltest mich vielleicht überraschen, aber das ist wohl nicht der Fall.”

„Bettina, hast Du Deine Tabletten genommen?“ „Xaver, nimm mich bitte ernst, ich hab Angst.“ „Ich kann jetzt auch nix machen, ruf doch bitte die Polizei, ich melde mich später nochmal.”

Er legte auf. Bettina wählte den Notruf: „Hier Polizei-Notruf, was kann ich für sie tun?” „Mein Name ist Bettina Wortgeber, ich wohne in der Bonifaziusstraße 23 in Grünwald und bei mir ist eingebrochen worden.” „Wir schicken Ihnen sofort einen Wagen.”

Die Dame in der Notrufzentrale drückte den Funkknopf und informierte die Streifen „Zentrale an alle: Einbruch in Grünwald in der Bonifaziusstraße 23, Familie Wortgeber.” „Isar 12 hat verstanden, wir übernehmen.”

10 Minuten später stand die Streife vor der Einfahrt. Dort waren ein großes gusseisernes Tor, eine Überwachungskamera, ein Briefkasten und eine Klingel zu sehen. Polizeiobermeister Schachtl ließ das Fenster herunter und drückte den Klingelknopf. „Hallo, Wortgeber, ja bitte.” „Hier ist die Polizei, machen Sie bitte auf.” Wie von Geisterhand öffnete sich das schwere Tor. Als Schachtls Kollege losfahren wollte, trat er gleich wieder in die Bremsen. „Schau mal Schachtl, siehst Du das?“, fragte Polizeihauptmeister Heringslehner. „Ja, seh ich, wir lassen den Wagen stehen und gehen zu Fuß.” Was sie gesehen hatten war eine Spur von Kastanienblättern, die bis zum Hauseingang führte. Es war unschwer zu erkennen, dass auf diesem Grundstück keine Kastanien standen.

Am Eingang erwartete sie die Hausherrin bereits. „Grüß Gott meine Herren, kommens gleich mit, ich zeigs Ihnen. Zuerst gingen sie ins Schlafzimmer und betrachteten das Herz auf der Bettwäsche und dann in die Küche. Die beiden Beamten schauten sich an. „Und Sie sind sicher, dass das kein Scherz ist?“, fragte Schachtl.

„Nein das ist kein Scherz. Mein Mann ist auf Dienstreise und gestohlen wurde nichts.” „Wir müssen uns kurz unterhalten, bitte warten Sie hier“, sagte PHM Heringslehner zu ihr. Die beiden gingen nach draußen. „Die Alte hat doch einen Schlag, oder? Die ist einsam und meint, so wieder mehr Beachtung zu finden.

Der Alte vögelt wahrscheinlich mit jungen Dingern rum und ihr ist langweilig“, stellte POM Schachtl fest. Sie gingen zurück zum vermeintlichen Opfer: „Also Frau Wortgeber. Ich schreibe mir alles auf und wir verstärken die Streifen in dieser Gegend. Eventuell müssten sie nochmal bei uns vorbeischauen, aber dann melden wir uns, auf Wiederschauen.“

Bettina stand der Mund offen. Die beiden Polizisten verließen sie einfach so wieder. Vor dem Tor stiegen sie zurück in ihren Streifenwagen und Schachtl warf seinen Notizzettel auf den Rücksitz. „Auf was für blöde Ideen diese reichen Weiber kommen, unglaublich“, runzte Schachtl. „Wir sind doch keine Kasperl“, erwiderte sein Kollege.

Sie fuhren zurück zu ihrem Revier und wollten erstmal einen Kaffee trinken. Danach begannen sie die liegengebliebenen Berichte zu schreiben.

Bettina wunderte sich bisweilen über das Vorgehen der bayerischen Polizei. Vielleicht war es ja doch nur ein schlechter Scherz, aber man weiß ja nie. Vorsichtshalber fotografierte sie alles und begann dann aufzuräumen.

Um 10 Uhr verließ sie das Haus um einen Friseurtermin wahrzunehmen.

Dort angekommen erzählte sie der Haardesignerin gleich was passiert war. Auch die schaute etwas verdutzt aus der Wäsche und konnte kaum glauben, dass es so etwas gab. Um 13.00 Uhr war Bettina perfekt gestylt und machte sich auf den Weg in ihr Lieblingscafé, wo sie sich noch mit Freundinnen treffen wollte. Der verratschte Nachmittag führte zu nichts. Keiner wollte ihr glauben. Hatte sie sich wirklich alles nur eingebildet oder ausgedacht? Sie wollte das Ganze auf sich beruhen lassen und fuhr am späten Nachmittag wieder nach Hause. Dort angekommen, genoss sie noch die Nachmittagssonne am Pool. Ihr neuer Bikini glitzerte in der Sonne. Die Swarowski-Steine waren wie Sterne am Himmel. Und als ihr die Sonne den Bauch so wohlig erwärmte, schlief sie ein.

22.00 Uhr

Als sie wieder aufwachte, donnerte es im Hintergrund und dunkle Wolken verhüllten den Himmel. Schnell huschte sie hinein und verschloss alle Fenster. Sie war sich sicher, heute käme niemand ins Haus hinein.

Sie schaute noch ein wenig fern und aß etwas Salat dazu, als ein Blitz einschlug und den Fernsehempfang störte. Kurz drauf fiel dann der gesamte Strom aus und es war stockfinster. Die ängstliche Frau tastete sich bis in die Küche vor und holte eine Kerze und Streichhölzer aus der Schublade. Nach unzähligen abgebrochenen Streichhölzern brannte die Kerze endlich und es gab einen kleinen Lichtschein. Sie beschloss ins Bett zu gehen und den Tag zu vergessen. Das Gewitter spielte einstweilen weiter mit Blitz, Donner und der Regentropfen, so groß wie Tischtennisbälle, die lauthals auf das Dach klatschten. Lange lag sie noch wach, doch irgendwann konnte sie der Müdigkeit nicht widerstehen.

Zwei Stunden später hörte es auf zu regnen und eine angsterregende Stille zog durch die Villen von Grünwald, als es in der Einfahrt zum Haus Plitsch-Platsch machte. Da war er wieder der barfüßige Mann. Er streute erneut Kastanienblätter und sprang dabei von einer Pfütze zur anderen. Am Haus angekommen suchte er ein offenes Fenster. Vergeblich. Er ging bis zur Terrassentür hinter dem Haus und zog dort Handschuhe an. Wie mit Saugnäpfen drückte er die Tür nach oben und konnte sie dann auf die Seite schieben. Er war wieder im Haus! Wie in der Nacht zuvor brachte er seinen Rucksack in die Küche und ging dann ins Schlafzimmer. Langsam zog er Bettina die Decke herunter und begann sie wieder mit seinen schwebenden Händen zu streicheln. Bevor er in die Küche ging, nahm er wieder den Lippenstift aus der Tasche und malte einen Pfeil zwischen ihre Beine, der in Richtung Vagina zeigte. Dann verzehrte er erneut seine Brotzeit. Diesmal zwei Bissen von der Weißwurst und zwei Schluck vom Weißbier.

Donnerstag, 12. August, 8.10 Uhr

Am nächsten Morgen wachte Bettina auf, als es sie fror. So zog sie sich wieder die Decke über ihren Körper und drehte sich noch einmal um. Dabei spürte sie etwas Wachsiges zwischen ihren Beinen und sprang auf: „IHHHHHHHHHH, was ist das denn?” Sie sah den Pfeil und rannte sofort in die Küche, dort entdeckte sie das gleiche Stilleben wie am Vortag.

Schnell griff sie zum Telefon und rief die Polizei. Die Beamtin in der Notrufzentrale konnte sich noch erinnern und setzte erneut den gleichen Funkspruch ab. Kurz darauf waren die Beamten Schachtl und Heringslehner wieder vor Ort. „Oh Mann, das ist echt dreist. Die hat sich das Gleiche wie gestern nochmals einfallen lassen“, bemerkte Schachtl. „Aber so was macht doch keiner, so doof kann doch keiner sein“, erwiderte ihm Heringslehner.

Das Gespräch mit Frau Wortgeber ergab keine neuen Fakten. Als die erneut gehen wollten, entdeckte Heringslehner etwas: „Schau Mal, da im Rosenbeet, ein Fußabdruck.” „Stimmt. Frau Wortgeber, kommen Sie mal bitte.” „Ja bitte, was kann ich tun?” „Bitte stellen Sie sich mal in diese Spur.” Bettina tat, was ihr der Beamte sagte. „Sie hat viel kleinere Füße, der Mann hat mindestens Größe 45.

Danke Frau Wortgeber“, sagte PHM Heringslehner. „Also, was machen wir? Rufen wir die vom Einbruch?“, fragte Schachtl. „Ja, ich glaube das ist das Beste“, bekam er zur Antwort. Schachtl ging zum Streifenwagen und nahm das Funkgerät in die Hand: „Isar 12 an Zentrale.” „Zentrale hört.” „Bitte schicken Sie uns die Kollegen vom Einbruch und die Spusi gleich dazu.” „Alles klar, Einbruch und Spusi in die Bonifaziusstr.23.“ „Ja richtig, Ende.” „Zentrale Ende.”

Eine Stunde später waren Hauptkommissar Stangl, der Chef der Spurensicherung, mit seinen Kollegen und den Beamten Bachmeier, Meier und Gruber vom Einbruch vor Ort.

Schachtl und Heringslehner empfingen sie. „Also Hansi“, so hieß Kommissar Bachmeier mit Vornamen, „es könnte sein, dass hier jemand eingestiegen ist und irgendein Ritual durchgeführt hat. Es kann aber auch sein, dass die Alte einfach spinnt.” „Wie kommt Ihr auf Ritual?“ „Naja, wir waren gestern schon einmal hier.” „Ihr wart gestern schon mal hier und da war das Gleiche?“ „Ja, wir dachten, die spinnt einfach, schau Dir das doch mal an.”

Bachmeier machte sich ein Bild von allem und sprach dann mit Bettina Wortgeber. Als er ein erstes Fazit ziehen konnte, griff er sich erstmal die beiden uniformierten Beamten. „Seid Ihr eigentlich vollkommen wahnsinnig geworden, die Frau hätte heute Nacht umgebracht werden können. Ihr habt Glück, wenn Ihr in Zukunft nicht Sicherheitskontrollen im Altersheim machen müsst. Wo sind Eure Notizen.” „Ähm, es gibt keine“, gab Schachtl zu.

„Sowas dachte ich mir schon, Ihr Schnittlauchbündel, verteilt einfach Strafzettel draußen am Großlappen, Mann. Ein Glück, das Frau Wortgeber Fotos gemacht hat.“

Die Spurensicherung machte derweil von allem Fotos und nahm einen Gipsabdruck von der Fußspur. Im Haus wurden überall Fingerabdrücke genommen und vom Lippenstift eine Probe fürs Labor. Vielleicht könnte man anhand der Mischung feststellen von welchem Hersteller er ist. Die DNA von der Brotzeit sollte ein weiterer Anhaltspunkt sein.

Bevor sie wieder abrückten, griff sich Bachmeier nochmal Schachtl und Heringslehner: „Wenn wir weg sind, stellt Ihr Euren Schrotthaufen quer vor das Tor und bleibt die ganze Nacht hier und passt auf Frau Wortgeber auf klar!“ „Ähm, ja klar Hansi, aber mir ham glei Dienstschluss.” „Dienstschluss? Schaut im Lexikon unter Ü wie Überstunden nach.”

Einige Zeit später waren sie fertig und Kommissar Bachmeier verabschiedete sich von Frau Wortgeber: „Die Kollegen sind die ganze Nacht da und passen auf, Sie sind sicher.”

Die Nacht verlief ruhig und offensichtlich sollte Frau Wortgeber in dieser Nacht nicht überfallen werden.

Freitag, 13. August, 8.00 Uhr

Um acht rückten die Beamten ab und fuhren wieder in ihr Revier. Kurz danach ging in der Notrufzentrale ein Anruf ein: „Bitte Polizei schnell, mein Name ist Oswald wir wohnen in Oberhaching in der Tacitus-Straße 12, meine Frau, bitte schnell.” „Ich habe Sie verstanden, ich schicke sofort zwei Kollegen raus.“

Als die Beamten an der angegebenen Adresse ankamen, rief Herr Oswald bereits: „Hier, hier her, da hinten ist der Typ.”

Die Beamten sprangen aus dem Wagen und rannten Richtung des Rufenden. „Schnell, er haut ab.” Oswald rannte dem mutmaßlichen Täter selbst hinterher. Der blieb plötzlich stehen und zog einen Revolver. Als die Beamten näher kamen, schoss der Verdächtige auf Oswald und der ging zu Boden. „Lauf Du dem Typen nach, ich kümmere mich um den Rest.”

Der Polizist versuchte Oswalds Puls zu fühlen. Leider war nichts mehr zu machen. Herzschuss. Er rannte ins Haus und versuchte die Ehefrau zu finden. Im Schlafzimmer fand er ein furchtbares Bild vor. Zuerst dachte er, die Frau sei tot, doch dann öffnete sie die Augen.

„Bitte helfen sie mir, ich weiß nicht was passiert ist.” Sie lag in ihrem Bett in einer Blutlache, die sich auch über den Rest des Körpers erstreckte. „Sind Sie verletzt.” „Nein, ich bin starr vor Angst, kann mich nicht bewegen.” „Der Beamte half ihr auf und setzte sie auf eine blutfreie Stelle im Bett als der Kollege zurückkam: „Nichts, der ist weg, ich hab ihn verloren.”

„Frau Oswald, wir rufen jetzt die Kollegen und dann werden die Proben nehmen und analysieren mit was Sie der Täter verschmiert hat.“

„Wo ist mein Mann?“ „Frau Oswald, Ihr Mann ist draußen und kann gerade nicht zu Ihnen kommen. Bitte bleiben Sie hier sitzen. Ich gehe kurz nach draußen. Korbi, hast Du die vom Mord und die Spusi gerufen?“ „Ja, sind unterwegs.

Schau Dir mal das hier in der Küche an.” Es war das gleiche Bild wie im Haus Wortgeber, nur, dass die Weißwurst halb gegessen war und das Weißbier halb leer.

10.15 Uhr

Am Stiglmaierplatz endete gerade die Verhandlung gegen Barbara Hornburger. Steini und Krocket hatten ihre Aussage gemacht und verließen das Gerichtsgebäude. „Du Krocket, moanst, dass die acht Jahr für die Hornburger grecht san?“ „Mei Steini, du woast ja i mog mi mid sowas ned belasten, weil am liabstn is ma wurscht.” Die beiden schalteten ihre Handys wieder ein, als schon die ersten Nachrichten eintrafen. „Steini es gibt an Mord. I ruaf glei zruck.” Krocket rief bei Michi an und erkundigte sich nach dem aktuellen Fall. „Servus Michi, wos gibt’s?“ „Wir haben einen Mord in Oberhaching in der Tacitus-Str. 12.” Die Spusi ist bereits unterwegs und i hob am Ratzi Bescheid gsagt. A Streife is scho vor Ort.” „Ja, dann fahr Du a glei aussi und mir kemma vo do.” „Ok, Krocket.” „Auf geht’s Steini, mir ham an Foi.” Die beiden Beamten liefen zu Krockets Wagen und sprangen hinein. Krocket warf das Blaulicht und die Sirene an und raste los.

„Wo gädsn hi.” „Auf Unterhaching, Tacitus-Str. 12. Woast des is do beim Rewe.” „Freili jetza woas is a wida.”

Krocket prügelte den 8-Zylinder über den Königsplatz und dann am Obelisken in die Briennerstraße. Am Ende einmal durch den Gegenverkehr auf den Oskarvon-Miller-Ring. „Hääääää, Du bläde Sau foar aufd Seitn segst ned mei Liacht Du Depp1.”

Steini begann sich festzuhalten als Krocket mit knapp 120km/h in den Altstadttunnel abbog und dann gleich wieder nach rechts auf den Altstadtring fuhr. Am Isartor war Stau und der Charger musste einmal durch das Isartor hindurch und dann wieder geradeaus statdauswärts und über die Rosenheimer Straße bis nach Ramersdorf und dort auf die Autobahn und an der Ausfahrt Ottobrunn in Richtung Unterhaching/Oberhaching. Am Ziel angekommen, sprang Krocket gleich aus dem Wagen. Nur Steini brauchte ein paar Sekunden.

„Schaust aber Scheiße aus. Is da schlecht?“ „Ja, wen wunderts Du fahrst ja wira Bläda.”2

„Oiso gä, wennst erst no speim wuist, koa Thema i gä scho a moi vor.“

Am Haus warteten schon die Spurensicherung und Ratzi auf sie. „Ah grias di Stangl, klär mia amoi auf“, bat Steini den Kollegen. „Oiso, des is offensichtlich da Mo vom eigentlichen Opfa, den hod da Täta daschossn wira gflon is. Die Frau Oswald duscht si grod, die hod da Ratzi untersuacht und mir ham Probn gnummer. Offensichtlich feid dera garnixn.”

Mir hamma gestan in Gräawoid an ähnlichn Foi ghabt, aber des wara Einbruch. Aber mid so am Zeigs in da Kich. Und des do sand die zwoa Kollegen vo der Streifn, die als erschts am Tatort warn.” „So, sie sand des. Is eana wos aufgfoin?“ fragte Krocket. „Ja, also mein Kollege ging zum Opfer und ich folgte dem Täter. Währenddessen hat der Täter den Herrn Oswald erschossen. Wie ich dann zurückgekommen bin hab ich dieses komische Bild in der Küche gefunden. Soll ichs Ihnen zeigen?“ „Ja gemma.” „Wos isn des? A Herzal mid na Weißwurst hoibad gfressn und am hoibatn Weissbier. Sand jetza olle deppat?3“ sagte Krocket. „Des war do gwiss a Gschenk vom Opfa an iran Mo, moanst neda?“, antwortete Steini. „O Mei, dann frong mas hoid.” Sie gingen hinauf. Dort hatte sich Frau Oswald mittlerweile angezogen. „Grüß Gott, sind Sie Frau Oswald?“ fragte Steini. „Ja, die bin ich.” „Hauptkommissar Steiniger und das ist mein Kollege Krockberger.”

„Auch Hauptkommissar“, raunzte Krocket. „Sagen Sie mal, das Herz in der Küche mit der Brotzeit drin, war das eine Überraschung für Ihren Mann?“ „Was für eine Brotzeit und was für ein Herz? Mein Mann hatte Nachtschicht. Er ist Chirurg in Harlaching und kam heute Morgen erst zurück. Ich war die ganze Nacht alleine und habe geschlafen. Ich habe ja noch nicht mal bemerkt, dass mich dieser Irre von oben bis unten mit irgendwas vollgeschmiert hat. Wo ist mein Mann jetzt? Ich will zu ihm.”

„Hat Ihnen das noch niemand gesagt, Frau Oswald?“ „Was, oh Gott nein, bitte nicht, sagen Sie nicht, dass er tot ist.” „Doch leider schon, es tut mir leid, Frau Oswald“, sagte Steini mit beruhigender Stimme, als Michi hereinplatzte: „Wir haben Fußspuren gefunden, die hat die Spusi ausgegossen und die müssen wir mit der vom Stangl von gestern vergleichen.“

„Michi jetzt nicht, später ok.” Steini schickte ihn weiter. Frau Oswald sank zusammen und kauerte auf ihrem Bett.

„Brauchen Sie einen Arzt, Frau Oswald?” „Ja, den brauch ich, den der da im Hof liegt, den brauch ich.” Sie sprang auf und hämmerte mit beiden Fäusten auf Krockets Brust. „Jetzt beruhigen Sie sich.” Krocket setze das Opfer wieder auf das Bett.

„Ratzi, sand die vom Rettungsdienst no do?“ rief Krocket hinunter. „Ja warum, brauxtas?“ „Ja, schickmas bitte rauf.” Kurz drauf waren die Rettungshelfer im Schlafzimmer. „Kümmern Sie sich bitte um Frau Oswald. Und Sie, Frau Oswald, melden sich bei uns wenn Sie eine Aussage machen können, ok?“ „Ok.” „Oiso, Pfia God.”

Steini und Krocket gingen wieder hinunter in den Hof um mit dem Doc zu sprechen: „Und Ratzi irgendwos auffälligs?“ „Jo scho Steini, was ganz was bsonders. Todesursache, Schuß ins Herz Todeszeit 8.15 Uhr. Und alles ohne Untersuchung“, sagte Dr. Ratzke grinsend. „Is scho recht, wennst bei der Obduktion no wos findsd sogst Bscheid und die Kugel ind Balisdik gä, oiso Pfiadde.”

Zurück am Wagen steckte sich Krocket eine Zigarette an. Bei einem tiefen Zug sagte er: „Was hamd die jetza damid gmoand Foi vo gestan und Spur.” „I woas neda, mias ma frong. Machma wenns olle fertig sand und olle Infos vorling.”

Steini und Krocket fuhren zurück ins Büro. Mit der Spurensicherung und Michi hatten sie für 13.00 Uhr ein Treffen vereinbart.

„Und Krocket, triffst Di heid mit da Anna?“ „Woas i neda.” „Aber zam seids schon no?“ „Irgendwia scho, aber irgendwia a ned.” „Du host doch gsagt es is dei große Liab und sowas host no nia gfüit.” „Ja, aber Du kennst mi doch, mir is des z‘eng, i los des auslaffa, woast scho.” „Is aber schod, schee is scho.” „Ja mei, aber des ständige ‚Wann kimst?‘ Was machma? und ‚Wo bist?‘ gäd ma aufn Nerv.” „Du musst wissen, wos Du duast, bist oid gnua.”

12.30 Uhr

Als sie im Präsidium eintrafen bereiteten sie die Glaswände für die Ergebnisse der Spurensicherung vor. Krocket schrieb auf die eine Seite die Namen von Herrn und Frau Oswald und malte auf die andere Seite ein Fragezeichen.

Kurz drauf kamen Michi und Hauptkommissar Stangl hinein. „Servus.” „Oiso Stangl, dann leg a moi los”, forderte Steini den Spurensicherer auf. „Guad, do hamma den Dr. Oswald, do sei Frau und do a Foto vom Bett und vo dem Brotzeitherz. So dann is do no die Frau Wortgeber, a Foto vo der iram Bett und oans vo dera Brotzeit und des Gleiche numoi vom Dog vorher, des hod uns netterweise die Frau Wortgeber zur Verfügung gsteid, weil a boar Uniformierte gmoant ham sie sand bsonders schlau und hom des firan Scherz ghoidn. Ermittln duad do da Bachmaier vom Einbruch.” Steini und Krocket staunten nicht schlecht als sie die Bilder sahen. „Dann gibt’s ja doch no mera, als mir denkt hädn. Michi ruaf a moi den Bachmeier o, der soi kemma, dassma uns obstimma kenna“, bat Krocket seinen Kollegen.